Titel: Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke).
Fundstelle: Band 311, Jahrgang 1899, S. 151
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Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke). (Fortsetzung des Berichtes S. 134 d. Bd.) Maschinen zur Ortsveränderung (Neuere Transport- und Hebewerke). F. E. Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. Von der Firma G. Luther in Braunschweig, Nagel und Kaemp in Hamburg, Unruh und Liebig in Leipzig, Weissmüller in Frankfurt a. M. u.a. werden grosse Speicherwerke gebaut bezw. eingerichtet. Die grossen Vorteile, welche die pneumatische Getreideförderung (Fig. 100) gegenüber dem Becherwerkbetriebe besitzen, ist Veranlassung, dass diesen neueren Beförderungseinrichtungen mittels Saug- und Pressluft grosses Interesse zugewendet wird. Textabbildung Bd. 311, S. 151 Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. In Fig. 101 ist nach Engineering, 1897 I Bd. 63 * S. 151, die Getreide Verladung von einem Leichterschiff in ein Dampfboot mittels eines Duckham'schen Getreideelevators gezeigt, welches von der East Ferry-Road Engineering Works Co., London, für die untere Donau gebaut worden ist. Das Getreide wird mittels Saugrohre a durch Vermittelung eines Kammerwerkes b gehoben und vermöge Fallröhren c in den zu beladenden Schiffsraum geschüttet. Die Luftverdünnung in den beiden 18,6 m über Wasserspiegel angeordneten Luftkesseln wird durch trockene Dampf-Luftpumpen erzeugt, deren Kolben wegen des mitgerissenen Staubes nicht geölt oder mit Fett, sondern nur mittels Graphit geschmiert werden. Das wagerecht liegende Luftpumpenwerk d hat Verbunddampfcylinder von 559 und 1067 mm Durchmesser und 1220 mm Hub, welche vier Luftpumpenkolben von 965 mm Durchmesser betreiben und dabei 470 i entwickeln. Sind aber die Luftkammern b nicht auf einem Turm angeordnet, sondern in Bordhöhe gelegen, so muss das Werk mit Saug- und Druckluft arbeiten. In Fig. 102 sind a die Saugrohre, b der Saugluftbehälter, c die Druckluftkammer, d die Streurohre, durch welche das Getreide vom Leichter g in den Schiffsraum h verteilt wird. Textabbildung Bd. 311, S. 151 Fig. 101. Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. Textabbildung Bd. 311, S. 152 Duckham's Getreideförderimg mittels Saug- und Druckluft. Die Einrichtung eines Duckham'schen Saugkammerwerkes (vom Jahre 1893) ist folgende: Aus dem geschlossenen Kessel a (Fig. 103) wird durch Rohr b die Luft abgesaugt. In diesem mündet das Knierohr c, der unteren Oeffnung des Trichterbodens gegenübergestellt, durch welche das Getreide nach abwärts strömt, während die staubige Luft nach aufwärts wallt und durch das Rohr b nach der Luftpumpe abgeht. Dadurch dass sich das Mündungsrohr d konisch erweitert, nimmt die Wurfgeschwindigkeit des Getreides ab, so dass sich dasselbe im unteren Trichter f des Steuergehäuses g ohne Wirbelbildung ansammeln kann. Dieses Steuergehäuse g besitzt an jeder Seite eine Kammer, von welcher jede durch ein Rohr h mit dem Saugluftkessel a in Verbindung steht, während die untere Oeffnung in den kreisbogenförmigen Schieberspiegel ausmündet. Im hohlcylindrischen Boden münden daher, gleichabständig zum rechteckigen Mittelkanal, die beiden Seitenkanäle der Luftkammern. Um den Zapfen i schwingt nun. der Bogenschieber k, an dem zwei Gefässe l symmetrisch angesetzt sind, die durch Klappen abgeschlossen werden, zu deren Eröffnung Anschlaghebelwerke m dienen. Dieses Pendelwerk bildet gleichsam eine Wage, welche nach der Füllseite überkippt, wodurch die Beschickung des gehobenen Gefässes ermöglicht wird, indem der als Zwischenwand ausgebildete Schieber k die Mittelöffnung nach rechts überschreitet und dadurch das linke Gefäss zur Beschickung freigibt. Textabbildung Bd. 311, S. 152 Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. Da nun dieses Gefäss l unmittelbar nach der Entleerung, also nach Verschluss der Auslassklappe mit Luft gefüllt ist, so würde das aus einem luftverdünnten Raume ankommende Getreide hier nicht einfallen können, sofern nicht vorher ein Druckausgleich herbeigeführt würde. Dies erfolgt nun in der Weise, dass der Drehschieber einige Zeit in einer Zwischenstellung bleibt, in welcher eine Verbindung zwischen dem leeren Gefäss und der Seitenkammer des Steuergehäuses g hergestellt wird, wodurch die abgefangene Luft durch das Rohr h abgesaugt wird. Mit dieser Kammer kann nach Wunsch oder Bedarf ein Staubfänger oder Staubseparator n (Fig. 104) verbunden bezw. eingeschaltet werden, dessen Staubvorlage o mit Hand gesteuert wird, wozu der Abschlussschieber p und das Ausgleichsrohr q vorgesehen sind. Alsdann wird das Saugrohr nach den Luftpumpen in r angesetzt. Wichtig für einen regelmässigen Betrieb ist das Endstück des Saugrohres, der sogen. Saugrüssel, welcher in die Getreideschüttung eindringt. Das Saugrohrende a (Fig. 105) ist von einem Mantelstück b umgeben, dessen Gitterfenster vermöge eines Ringschiebers c verstellt werden, wodurch die Saugwirkung geregelt werden kann. Um den Sauger auch in die Winkel des Stauraumes einbringen zu können, erhält derselbe die in Fig. 106 gezeigte abweichende Bauweise, bei welcher das Saugrohr a in das Mantelstück b eingebaut ist, deren Lufteintritt durch einen Drehschieber c, deren untere Saugöffnung aber vermöge des äusseren Cylinderschiebers d geregelt werden kann. Beim vorbeschriebenen Saugrüssel (Fig. 106) wird das Mantelrohr b gegen das Saugrohr a mittels Schrauben d verlegt, um den erforderlichen Saugkegel in der Getreideschüttung zu erhalten. Textabbildung Bd. 311, S. 152 Fig. 107. Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. Textabbildung Bd. 311, S. 152 Duckham's Getreideförderung mittels Saug- und Druckluft. Eine Duckham'sche Verbundkammer für Saug- und Druckluft ist in Fig. 107 vorgeführt, in welchem der obere Teil, die Saugluftkammer a, mit dem Steuergehäuse b und den Pendelgefässen c die bereits bekannte Einrichtung erhält, während der Saugrüssel d als Druckrohrmundstück wirkt und das aus den Pendelschalen e fallende Getreide durch das Druckrohr f in den Laderaum treibt. Diese Teile sind in einem Kessel g eingebaut, in welchem durch das Rohr h Druckluft eingetrieben wird, und während ein Bodenschieber i zur Entleerung des Kessels dient, wird das Mundstück d vermöge eines äusseren Handhebels h reguliert. Eine einfachere Anordnung einer Verbundkammer ist in Fig. 108 vorgeführt, in welcher das Zusaugen des Getreides in verhältnismässig geringer Höhe möglich ist. In den Mantel des Mundstückes b wird durch das Rohr a Druckluft eingetrieben, welche durch c entweicht und das Getreide mitnimmt. Dadurch entsteht im geschlossenen Kessel Luftverdünnung, was ein Heranbringen von Getreide durch das Saugrohr bezw. die Saugkammer f bedingt, welche mittels doppelter Glockenventile g durch die angesammelte Getreidelast selbstthätig gesteuert wird. Damit das durch Druckluft geförderte Getreide sich im Stauraum an bestimmtem Orte ruhig ablagert, müssen die Mündungsstutzen der Druckrohre im Durchmesser erweitert sein, wodurch der Getreidestrom an Geschwindigkeit verliert. Am besten haben sich Seitenöffnungen a (Fig. 109) in diesen Rohrstutzen bewährt, welche mittels Drehschieber b abgeschlossen werden, wobei Drossel-Kappen c (drehbare Klappen im inneren Rohrzug) den Rohrstrang begrenzen, sofern nicht, wie bei o (Fig. 110), das Röhrende einen Schlussdeckel erhält. Eine Speicheranlage mit Duckham'schem Saugkammerbetrieb zum Entladen von Getreideschiffen zeigt Fig. 100, wobei das im Apparate ankommende Getreide vermöge eines Becherwerkes auf einen Turm gehoben, von dem es mittels Fallrohren auf die Böden verteilt wird. Gegenüber dem Silospeicher hat der Bodenspeicher bekanntlich den Vorzug, dass manche Bodenräume auch zum Lagern von Stückgütern Verwendung finden können, und weil diese pneumatische Getreideförderung ein Anlegen der Getreideschiffe am Staden, wie es bei Becherwerken sonst der Fall ist, nicht erfordert, also Leichterschiffe an beiden Seiten des Schiffes anlegen können, so wird dadurch das Löschen der Stückgüter ausserordentlich erleichtert. (Revue de Mécanique, 1898 Bd. 2 * S. 181.) Batcheller's Pressluftapparate der New-Yorker Rohrpost. Diese arbeitet mit 0,43 kg/qcm Pressluft und treibt 177 mm grosse, 610 mm lange, aus Stahlblech gezogene, mit zwei Lederstulpringen armierte Hülsen, welche 500 bis 700 Briefe enthalten, und insgesamt ein Gewicht von 13,5 kg das Stück besitzen und mit 13 m/Sek. Geschwindigkeit in der 203 mm ausgebohrten gusseisernen Rohrleitung fahren. Dass bei der hierbei entwickelten lebendigen Kraft der getriebenen Masse, welche bis zu annähernd 150 mkg anwachsen kann, grosse Vorsichtsmassregeln beim Aufnehmerapparat zu ergreifen und in dieser Richtung Sicherungen vorzusehen sind, ist wohl selbstverständlich. Im folgenden soll nach American Machinist, 1898 Bd. 21 Nr. 3 * S. 42, ein Aufgabewerk und je ein Abnehmer des Hauptpostamtes und der Produktenbörse-Poststation in Fig. 111 bis 113 vorgeführt werden. Textabbildung Bd. 311, S. 153 Batcheller's Pressluftapparate der New-Yorker Rohrpost. Das Rohr a (Fig. 111) bildet einen aufrechtstehenden -Krümmer, an dem sich einesteils das Druckluftrohr vom Kompressor, andererseits das Streckenrohr b geradlinig ansetzt. Zwischen dem Rohrkrümmer bleibt ein freier Raum, in welchem ein um Zapfen c drehbares Bogensegment d durch Vermittelung des Pressluftkolbens g zum Ausschwingen gebracht wird. In diesem sind zwei parallele Rohrstutzen f und b eingebaut, deren Enden an bogenförmigen Deckelstücken h abdichtend sich führen, wobei in der Endstellung das eine Rohrende behufs Einbringung des Fahrkolbens offen bleibt. Wird nun vermöge des Steuerhebels i der Kolbenschieber h umgelegt, so treibt die Pressluft den Kolben q und mithin der Pendelschieber d in die gewünschte Endstellung. Der Fahrkolben bleibt aber in dieser Lage so lange liegen, als der Druckausgleich andauert. Textabbildung Bd. 311, S. 153 Fig. 112. Batcheller's Pressluftapparat der New-Yorker Rohrpost. Wird nun durch einen Abschlussschieber die Rohrstrecke eröffnet und der Rohrkrümmer abgeschlossen, so wird der Fahrkolben bei freier Strecke nach der Endstation getrieben. Erst nach Verlauf von 8 bis 10 Zeitsekunden kann das Pendelstück zu einer neuen Aufnahme wieder verlegt werden. Da nun im Hauptpostamt die Luftkompressoren aufgestellt sind, so wird durch das bereits erwähnte Förderrohr b die Druckluft in beständigem Strom nach der Endstation (Produktenbörse) fliessen, dort die Ab- und Aufnahmevorrichtung durchlaufen und durch einen zweiten Rohrstrang in dem Abnehmer am Postamt zurückgehen, von wo diese den Kompressoren aus dem Grunde wieder zugeführt wird, damit der mit frischer, aus der Atmosphäre entnommenen Luft verbundene Nachteil der Kondensationsfeuchtigkeit beseitigt werde. In diesem ununterbrochenen Luftstrome sind nun die bereits erwähnten Apparate in der Endstation eingeschaltet, von denen der Aufgeber dem bereits beschriebenen vollständig gleicht. Diesem ist nun der in Fig. 112 dargestellte Abnehmer vorgelegt, und steht dessen -Krümmer mit dem Rohrstutzen l (unter m) in Verbindung. Das ankommende Druckrohr mündet an dem Korbgitter m, durch welches der Fahrkolben in das Rohr n einfliegt, währenddessen die abgefangene Luftmasse verdichtet und dabei die lebendige Kraft des Fahrkolbens vernichtet wird. Der dabei entstehende Ueberdruck öffnet das Federventil o und leitet diese Druckluft durch den Schildzapfen unter dem Arbeitskolben p, durch dessen Schubstange das Fangrohr n gedreht wird, so dass nach Abschluss des Korbgitterkopfes m das Fangrohr n eine offene nach abwärts geneigte Lage einnimmt. Hierbei gelangt das Mundstück des Rohres q, welches sich an die bogenförmige Abschlussplatte r ansetzt, in den Bereich des Druckrohres m, wodurch der Fahrkolben auf die Fangplatte s gestossen wird. Sein Eigengewicht veranlasst sofort ein Einschwingen der Stützplatte t in die Wagerechte, sobald diese durch Anschlag der Fangplatte s ausgeklinkt ist, wobei gleichzeitig die Luft unter dem Kolben p ins Freie entlassen wird, so dass das Fangrohr n in die Ursprungslage eintritt. Einfacher ist der Abnehmer in der Hauptstation (Fig. 113). Das an der Hauptrohrleitung angeschlossene Korbgitter u führt durch v nach den Luftkompressoren und in der geraden Fortsetzung nach dem Fangrohr w, wobei die vor dem Fahrkolben befindliche verdichtete Luft unter den Kolben x strömt, diesen und damit den Abschlussschieber y hebt, so dass der Fahrkolben in die offene Rinne fahren kann, während ein Federluftpuffer z den Ueberschuss an lebendiger Kraft aufnimmt. Beim Durchschiessen streift der Fahrkolben an die Klinke 1, durch welche ein Schieber die Pressluft unter dem Kolben x ins Freie entlässt, wodurch Abschluss des Schiebers y erfolgt. (Schluss folgt.)