Titel: Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre Entwickelung.
Autor: Fr. Schüler
Fundstelle: Band 311, Jahrgang 1899, S. 158
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Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre Entwickelung. Von Fr. Schüler, Ingenieur. (Schluss des Berichtes S. 93 d. Bd.) Ueber Glühkörper für elektrische Glühlampen und ihre Entwickelung. Zu der nächsten Gruppe der aus einem Leiter und einem Nichtleiter bestehenden Glühkörper gehören diejenigen, bei welchen die Nichtleiter möglichst tief in den Leiter eindringen sollen. Als Träger des Nichtleiters eignen sich deshalb besonders Faserstoffe. So will z.B. Buchner (D. R. P. Nr. 25448) einen Kohlefaden auf chemischem Wege mit einem nichtleitenden unschmelzbaren Körper, vorzugsweise den Oxyden oder Silikaten des Calciums, Aluminiums, Zirkons, Berylls oder verwandter Metalle überziehen. Buchner bringt einen Baumwollfaden in eine feuerfeste Kammer, die evakuiert und zugleich schwach erhitzt wird, um alle Luft aus den Poren des Fadens auszutreiben. Dann wird in die Kammer unter hohem Druck eine erhitzte, gesättigte Lösung eines Salzes der genannten Metalle eingelassen, die tief in die Poren des Fadens eindringt. Nachdem die Lösung wieder abgelassen ist, wird die Kammer nach schwachem Erwärmen mit der Lösung eines Hydroxydes oder Karbonates der Alkalimetalle unter hohem Druck gefüllt oder feuchtes gasförmiges Ammoniak eingelassen. Hierdurch wird das in den Poren befindliche Salz in unlösliches Hydroxyd oder Karbonat umgewandelt, während gleichzeitig lösliches Alkalisalz entsteht, welches durch Auswaschen leicht zu entfernen ist. Nach dem Trocknen wird die Kammer unter gleichzeitigem Evakuieren zum Glühen erhitzt, so dass der Baumwollfaden verkohlt und endlich das Oxyd zur Weissglut gebracht, um der Hülle eine grössere Festigkeit zu geben. Selbst eine sehr dünne Hülle soll den Faden vorzüglich schützen, durch Verstärkung derselben soll es sogar möglich sein, einen Glühkörper zu schaffen, der in freier Luft brennen kann. Die Vermehrung der Lichtstärke gibt Buchner auf 70 % an. W. J. L. Hamilton (Englisches Patent Nr. 2850/1883) imprägniert seine vorzugsweise aus Holz bestehenden Fäden vor dem Tränken auf bekannte Weise mit fein zerteiltem Platin. Nach seinen Angaben eignen sich zum Tränken besonders Lösungen von Salzen des Calciums, Baryums, Strontiums und Magnesiums, jedoch nicht die Chloride dieser Metalle. Der Faden wird in die Lösung eingetaucht, in Graphitpulver geglüht und in Kohlenwasserstoffgas getrocknet. Bei Fäden für hohe Spannung unterbleibt die Platinisierung und zum Tränken wird eine heisse Lösung benutzt. Hohle Fäden aus Kleber oder Cellulose, die zur Bestimmung des Widerstandes mit Wolframsalzen oder Soda behandelt sind, versieht J. G. W. Aldridge (Englisches Patent Nr. 1799/1884) mit einem elastischen (?) Ueberzug aus feuerfestem Thon. Nach dem Karbonisieren werden in die Bohrung des Fadens Kohlenwasserstoffe eingetrieben. Aehnliche Glühkörper schlug auch Stokes Williams vor (Englisches Patent Nr. 13883/1884). Auch die Körper von Th. Mace könnten hier aufgeführt werden. Im Jahre 1886 veröffentlichte A. Bernstein (U. S. P. Nr. 369091) das folgende Verfahren. Ein Kohlefaden wird in alkoholische Lösung eines Magnesiumsalzes, z.B. des Magnesiumchlorids, getaucht und dort durch den Strom stark erhitzt. Der Alkohol soll dann einen Teil seines Sauerstoffes verlieren, der mit dem Magnesium den Oxydüberzug bildet, während das Chlor sich mit Wasserstoff verbindet und als Salzsäure in Lösung bleibt. Statt des Magnesiums sollen auch andere unverbrennliche Oxyde liefernde Metalle benutzt werden. Der Kohlefaden wird am besten aus mehreren Fäden geflochten, gewirkt o. dgl. Textabbildung Bd. 311, S. 158 Fig. 29. Glühkörper von Zanni. G. Zanni (Englisches Patent Nr. 12924/1887) tränkt rohrförmige Fäden aus Maccaroni (!), Stroh, Papier o. dgl. mit einer Lösung der Nitrate oder Acetate des Zirkons, Lanthans u.s.w., und bringt die Glühkörper a in der aus der Fig. 29 ersichtlichen Weise in der Glasbirne an. In ganz anderer Weise verfährt J. Clegg (D. R. P. Nr. 64678). Er benutzt flüchtige Flüssigkeiten, in welchen Oxyde, Salze oder andere Verbindungen von Magnesium, Calcium, Chrom, Mangan, ferner auch Zirkon, Thor oder Lanthan, überhaupt von fast allen Metallen, welche sich bei der Temperatur des Kohlefadens nicht verflüchtigen, gelöst oder suspendiert sind. Beispielsweise wird Jod in Alkohol gelöst oder der Alkohol wird mit Chlor gesättigt und dann das Metall in dieser Flüssigkeit gelöst. Auch Werden alkoholische Losungen von Verbindungen der Metalle mit organischen Säuren, z.B. Magnesiumacetat, besonders empfohlen. In den Dämpfen derartiger Flüssigkeiten wird ein Kohlefaden zum Glühen gebracht, worauf sich nach kurzer Zeit ein Niederschlag der Metallverbindung auf dem Faden bilden soll. Bemerkenswert sind die Angaben des Erfinders über den Kraftverbrauch seiner Glühkörper. Er gibt u.a. an, dass ein Faden, der vor der Behandlung nach dem vorstehend beschriebenen Verfahren 4,25 Watt für die Kerze verbrauchte, nach der Behandlung nur 2,2 Watt, ein anderer statt 3,4 Watt nur 1,77 Watt für die Kerze verbrauchte. Es soll sich ferner herausgestellt haben, dass die Glühkörper selbst bei Beanspruchung unter ganz ausserordentlich weit auseinander liegenden Temperaturen nur geringe Widerstandsschwankungen zeigten. Ein Glühkörper, der mit 40 bis 67 Volt beansprucht 20 bis 240 Kerzen lieferte, soll z.B. nur Schwankungen von 29,6 bis 30,8 Ohm gezeigt haben. Leider war nicht in Erfahrung zu bringen, ob diese Glühkörper sich im praktischen Gebrauche bewährt haben. Es hat den Anschein, als ob auch diese Körper niemals in grösseren Mengen benutzt worden sind. Auch Voss (U. S. P. Nr. 599306) benutzte 1891 alkoholische Lösungen von Metallverbindungen und zwar besonders von Aluminiumjodid. Der rohe, d.h. nicht karbonisierte Faden wurde nach sorgfältiger Reinigung in Ammoniakflüssigkeit gekocht, oberflächlich getrocknet und mit der genannten Lösung getränkt. Durch Eintauchen in Ammoniakflüssigkeit wurde die Metall Verbindung in das Oxyd übergeführt. Darauf wurde der Faden in Stärkelösung getaucht, getrocknet und karbonisiert. Schliesslich folgte noch ein Glühen in den Dämpfen der alkoholischen Lösung, wodurch ein weiterer Ueberzug von Aluminiumoxyd entstehen sollte. Textabbildung Bd. 311, S. 159 Glühkörper von Boehm und Bailey. E. Boehm und E. Bailey (Englisches Patent Nr. 5790 von 1891) verwendeten irgend einen flüssigen Kohlenwasserstoff, z.B. Benzol, welcher ein Metalloxyd, besonders Calciumoxyd, suspendiert enthielt. Der Glühkörper besass, wie aus den Fig. 30 und 31 zu ersehen, Ringform und wurde aus Kartenpapier, Pergament o. dgl. ausgestanzt und karbonisiert. Darauf folgte das Glühen im Kohlenwasserstoff, wodurch ein Ueberzug aus Kohle und Calciumoxyd erzielt werden sollte. Als besonderen Vorzug ihrer Glühkörper geben die Erfinder neben der Erhöhung der Lichtstärke an, dass ein Beschlagen der Glasbirne nicht stattfinde. In demselben Jahre schlug L. K. Böhm (Englisches Patent Nr. 21448/1891) ein anderes Verfahren zum Imprägnieren von verkohlbaren Fäden mit Calciumoxyd vor. Frisch niedergeschlagener kohlensaurer Kalk wird in Wasser einem starken Strome von Kohlensäure ausgesetzt, wodurch doppeltkohlensaures Calcium entsteht nach der Formel CaCO3 + CO2 + H2O = (CO3H)2Ca. Fäden aus irgend einem karbonisierbaren Material werden nun hiermit mehrmals imprägniert und getrocknet, wobei durch Freiwerden der Kohlensäure kohlensaurer Kalk nach derselben Formel entsteht. Jetzt werden die Fäden wie gewöhnlich karbonisiert. Dabei wird der kohlensaure Kalk in Kalk und Kohlensäure zerlegt und letztere bildet mit überschüssiger Kohle Kohlenoxyd. Der Zweck dieses Verfahrens ist vor allem, jede Berührung der Faser mit schädlichen Flüssigkeiten, wie Säuren u. dgl., zu vermeiden. Auch Edison (U. S. P. Nr. 492150) beschäftigte sich im Jahre 1892 mit der Herstellung von Kohlefäden mit Hüllen aus Isoliermaterial (Kalk, Magnesia, Zirkonoxyd). Der bereits karbonisierte Faden a (Fig. 32) wurde in ein mit dem Oxyd c gefülltes Glasrohr b gebracht und, nachdem durch den Stutzen d die Luft entfernt oder durch ein indifferentes Gas, wie Stickstoff, ersetzt war, zu hoher Weissglut erhitzt. Dadurch sollten die Oxyde in der nächsten Umgebung des Fadens schmelzen und einen dichten Ueberzug auf dem Faden bilden. Falls das Rohr evakuiert wurde, kann man dasselbe nach Edison's Angaben durch eine äussere Wärmequelle bis zum Erweichen erhitzen. Der äussere Luftdruck soll dann das Rohr zusammendrücken und das Oxyd in innige Berührung mit dem Kohlefaden bringen. G. Bamberg (Englisches Patent Nr. 568/1892) will auf ähnliche Weise eine Oxydhülle herstellen, er bringt jedoch nicht die Oxyde selbst, sondern ein Bindemittel zum Schmelzen. Zu diesem Zwecke werden die Fäden in eine konzentrierte Kaliwasserglaslösung getaucht, getrocknet und mit fein pulverisiertem Aetzkalk mit oder ohne Zusatz von Erdmetalloxyden o. dgl. umgeben. Darauf wird der Faden ganz allmählich bis zum Schmelzen des Silikates erhitzt, wodurch ein fest haftender Ueberzug von Oxyden hergestellt werden soll. Textabbildung Bd. 311, S. 159 Fig. 32. Herstellung von Kohlefäden nach Edison. M. Baum (D. R. P. Nr. 74786) wendet folgendes Verfahren an. Benutzt werden zweibasisch phosphorsaures Ammonium [(NH1)2HPO1], Magnesiumchlorid [MgCl2], Calciumchlorid [CaCl2] und Ammoniumchlorid [NH4Cl]. Bei der Behandlung des Fadens mit den ersten zwei Salzen entsteht zweibasisch phosphorsaure Magnesia und Ammoniumchlorid nach der Formel. MgCl2 + (NH4)2HPO4 = MgHPO4 + 2HN4Cl. Durch trockenes Erwärmen wird durch teilweises Entweichen des Ammonsalzes der Niederschlag der phosphorsauren Magnesia porös. Bei der nachträglichen Behandlung des Fadens mit Chlorcalcium bildet sich zweibasisch phosphorsaurer Kalk und Ammoniumchlorid nach der Gleichung CaCl2 + (NH4)2HPO4 = CaHPO1 + 2NH4Cl. Der Niederschlag des phosphorsauren Kalks wird wie oben durch Trocknen porös gemacht. Der fertige Glühkörper wird dann noch mit einem Mantel aus Kreide und Gelatine versehen. Die Körper sind nach Angabe des Erfinders sehr widerstandsfähig und werden intensiv weissglühend. Der bereits bei Besprechung der Karbidfäden genannten Rheinischen Glühlampenfabrik (Elektrotechnischer Anzeiger, 1895 S. 1481) gelang es unschwer, Fäden mit etwa 10 % Zirkonoxyd zu imprägnieren und auch vollständige Oxydhüllen herzustellen. Indessen zeigte sich, dass derartige Lampen wenig haltbar waren, viel Energie verbrauchten und sehr bald in der Leuchtkraft nachliessen. Der Mantel von Zirkonoxyd wurde bereits nach halbstündigem Brennen der Lampe vollständig abgestossen. Es mag erwähnt werden, dass sich im Jahre 1897 Maxim, (Elektrotechnischer Anzeiger, 1897 S. 1670 und 2113) wahrscheinlich auch mit ähnlichen Versuchen beschäftigt zu haben scheint. F. de Marc (Englisches Patent Nr. 165341896) verwendet zum Tränken der Kohlefäden eine Lösung von gefälltem Thoriumcitrat in einer ammoniakalischen Lösung von Ammoniumcitrat unter Zusatz geringer Mengen Cer. G. B. Puchmüller (U. S. P. Nr. 609702) endlich benutzt Lösungen von Salzen des Strontiums, Baryums und Aluminiums mit einem Zusatz von löslichen bezw. gelösten Metall Verbindungen, welche beim Erhitzen Oxyde liefern, z.B. Magnesiumnitrat. Hierzu wird eine Ammoniumverbindung zur Färbung des Lichtes, z.B. Verbindungen mit Wolfram oder Vanadium und schliesslich noch Chromoxyd zugefügt. Hiermit sind die wichtigeren Tränkungsverfahren erschöpft. Die nächste Gruppe umfasst nun die aus Leitern und Nichtleitern gemischten Körper. Der Leiter hat hierbei offenbar nur noch den Zweck, den im wesentlichen aus einem Nichtleiter bestehenden Glühkörper wenigstens in geringem Grade leitend zu machen, die Rolle eines Trägers für den Nichtleiter spielt er nicht mehr. Unter den Erfindern, welche sich zuerst mit der Herstellung derartiger Körper beschäftigten, ist wieder Edison (D. R. P. Nr. 14058) zu nennen, der bereits 1878 aus fein zerteiltem Platin, Iridium, Ruthenium oder anderem schwer schmelzbarem Metall in Mischung mit nichtleitenden und nichtschmelzenden Stoffen, wie Magnesia, Zirkonoxyd u.s.w., Glühkörper herstellte. Näheres über die Herstellungsweise wird nicht angegeben, dagegen enthält die Patentschrift Darstellungen von einer ganzen Reihe verschiedener Glühkörperformen. Zwei Formen sind in den Fig. 33 und 34 dargestellt, die letztere biegt Edison auch zu einem Cylinder zusammen. Auch bei diesen Glühkörpern werden die bereits mehrfach erwähnten selbstthätigen Ausschalter zum Schütze gegen zu starke Beanspruchung angewendet. Textabbildung Bd. 311, S. 160 Formen von Edison. In demselben Jahre schlug J. T. Sprague (Englisches Patent Nr. 4662/1878) vor, Oxyde, Karbonate, Sulfate oder Silikate der Erdmetalle mit fein zerteilter Kohle oder Metall zu mischen und die Glühkörper aus einer durch Anfeuchten des Gemisches entstandenen Paste durch Pressen herzustellen. Das fein zerteilte Metall soll auch im Körper bezw. Gemisch selbst durch Reduktion von Salzen hergestellt werden. W. L. Scott (Englisches Patent Nr. 4671/1878) überzieht die ähnlich hergestellten Körper noch mit phosphoreszierenden Stoffen, um die Farbe des Lichtes zu ändern. Statt dessen benutzt St. G. L. Fox (Englisches Patent Nr. 1122/1879) Ueberzüge aus Kohle, die in bekannter Weise durch Glühen in Kohlenwasserstoffen hergestellt werden. Textabbildung Bd. 311, S. 160 Fig. 35. Glühkörper von Clingmann. In Fig. 35 ist ein Körper von Th. L. Clingmann (D. R. P. Nr. 14890) dargestellt, der ebenfalls ähnlich zusammengesetzt ist. Bemerkenswert ist, dass die Zusammensetzung des Körpers nmcht überall dieselbe ist, vielmehr sollen die mit der Zuleitung in Verbindung stehenden Enden eine grössere Menge des Leiters enthalten, als der mittlere Teil des Glühkörpers, damit eine übermässige Erhitzung der metallischen Zuleitung vermieden wird. Zu demselben Zwecke können auch noch den ganzen Körper durchdringende, der Luft freien Zutritt gewährende Kanäle vorgesehen werden. Der vorzugsweise aus Zirkonerde und Graphit mit einem Bindemittel geformte Körper wird nach dem Trocknen noch mit einem Ueberzüge aus Zirkonerde versehen, um den Leiter selbst beim Glühen in freier Luft vor dem Verbrennen zu schützen. Etwas eingehender beschreibt M. Müthel (D. R. P. Nr. 31065) ein Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern (Fäden) aus einem innigen Gemenge von Platinmohr und Iridiummohr mit den Oxyden des Calciums, Magnesiums, Aluminiums und Zinks (?) oder deren kieselsauren Verbindungen u.s.w. Das Gemenge wird mit etwas Platinchlorid und Wasser zu einem Teig zerrieben, aus welchem die Fäden durch Pressen o. dgl. hergestellt werden. Nach dem Trocknen werden die Fäden in einer Muffel zur hellen Glut erhitzt und können darauf in freier Luft benutzt werden. Das Platiniridium-Mohr kann auch im Körper selbst durch Reduktion einer Lösung von Platiniridium-Chlorid in Lavendelöl oder durch elektrolytische Aasscheidung aus einer wässerigen Platiniridium-Chloridlösung hergestellt werden. Ferner wird auch ein elektrolytischer Chromüberzug empfohlen. St. Williams (Englisches Patent Nr. 13883/1884) benutzt ausser pulverförmiger Kohle oder Metallen auch schwere Kohlenwasserstoffe, Cellulose, Kollodium u.s.w., und Metalllösungen zum Anreiben des Nichtleiters. Zur Bestimmung des Widerstandes kann das Mischungsverhältnis geändert werden oder der fertige Körper wird unter oxydierenden Einflüssen geglüht, so dass der Leiter teilweise verbrennt, bis der gewünschte Widerstand erreicht ist. Aehnliche Vorschläge machten Zanni (Englisches Patent Nr. 12924/1887) und Head und Saunderson (Englisches Patent Nr. 11573/1888). In neuerer Zeit nahm E. Oberlé (Englisches Patent Nr. 12056/1896) die Versuche wieder auf. Er benutzte, um eine möglichst innige Mischung der Stoffe zu erzielen, beispielsweise eine alkoholische Lösung von 50 % und mehr Thoriumoxychlorid (ThOCl2) und eine 3- bis 20 %ige Lösung von Nitrocellulose in Aether und Alkohol. Die Lösungen werden gemischt und die Fäden in bekannter Weise durch Spritzen o. dgl. hergestellt und weiter behandelt. Das Thoriumoxychlorid zersetzt sich in der Hitze zu Thoriumoxyd und Chlor nach der Formel ThOCl2 + O = ThO2 + Cl2. Ebenso kann Cer benutzt werden. Besonders soll sich folgende Zusammensetzung bewährt haben: 20 % Nitrocellulose, 80 % Thoriumoxychlorid und 0,75 % Ceriumoxychlorid in Alkohol und Aether gelöst. F. de Marc (Englisches Patent Nr. 16534/1896) verwendet statt der Cellulose Papierbrei und als Lösung Thorcitrat mit etwas Cer in ammoniakalischer Lösung von Ammoniumcitrat. Textabbildung Bd. 311, S. 160 Fig. 36. Rohrförmiger Glühkörper von Bachmann, Voigt, Weiner, Kirschner und König. Rohrförmige Glühkörper der in Fig. 36 dargestellten Art aus einer geglühten innigen Mischung von Kohle mit schwer schmelzbaren Metalloxyden liessen sich Bachmann, Voigt, Weiner, Kirschner und König (D. R. G. M. Nr. 83130; Elektrotechnischer Anzeiger, 1898 S. 240; Englisches Patent Nr. 18628/1895) schützen. Bemerkenswert ist die Befestigung der Zuleitungen. In die Bohrung des Leuchtkörpers a sind Röhren b aus Kohle o. dgl. eingesetzt, in welche die eigentlichen Zuleitungen (Platin- oder Nickeldrähte) eingeschoben werden. Als leitenden Stoff benutzen diese Erfinder Steinkohlenteer. Hierher gehört auch die von Parvillée (D. R. P. Nr. 94293) erfundene Widerstandsmasse, welche durch Mischen eines Metallpulvers (z.B. Nickel) mit Quarz, Kaolin, Thon, Feldspat o. dgl. und darauf folgendes Schmelzen, Mahlen, Pressen und Brennen hergestellt wird. Grünwald (Elektrotechnischer Anzeiger, 1898 S. 442) schlägt vor, die Verwendung dieser Masse zur Herstellung elektrischer Glühkörper zu versuchen. In allerneuester Zeit schliesslich nahm M. Déri (Englisches Patent Nr. 9436/1898) ein Patent auf die Herstellung eines Glühkörpers aus einem Gemisch von Nichtleitern und einem Leiter. Er empfiehlt z.B. Mischungen aus 1 bis 10 T. Kohle und 100 T. eines Nichtleiters (Calciumoxyd, Magnesia, Aluminiumoxyd, Zirkonoxyd, Oxyde der seltenen Erden u.s.w.) oder aus 0,01 bis 0,1 T. Metallpulver und 1000 T. des Nichtleiters. Die aus diesen Mischungen hergestellten Stäbchen werden mit einem Ueberzüge aus den reinen, d.h. nicht mit Leitern versetzten Oxyden versehen. Der Vollständigkeit wegen sei noch auf ein Patent von T. S. Williams (Englisches Patent Nr. 224/1882) hingewiesen, in welchem fast alle oben besprochenen Verfahren zur Herstellung von Glühkörpern aus Leitern und Nichtleitern durch Ueberziehen, Tränken und Mischen mehr oder weniger klar angedeutet sind. Wir kommen nun zu der letzten Gruppe, nämlich den nur aus Nichtleitern bestehenden Glühkörpern. Wie bereits am Anfange der Abhandlung angegeben, gebrauchen wir hier den Ausdruck „Nichtleiter“ für die Körper, welche in kaltem Zustande nicht leiten. Nun hat man aber gefunden, dass sehr viele dieser Stoffe bei höheren Temperaturen zu ziemlich guten Leitern werden. Für die Lichterzeugung durch den elektrischen Strom benutzte diese Eigenschaft wohl zuerst Jablochkoff (D. R. P. Nr. 1630). Er machte bei dem Gebrauche seiner bekannten Kerzen die Erfahrung, dass die zwischen den Kohlen befindliche isolierende Substanz dem Strome einen geringeren Widerstand entgegensetzt, wenn sie unter dem Einfluss des Lichtbogens zum Schmelzen gebracht ist, als wenn sie sich in ihrem ursprünglichen festen Zustande befindet. Hierdurch wurde er dazu geführt, die Wirkung von Funken auf derartige isolierende Stoffe, wie Kaolin, Kreide, Magnesia, Glas u.s.w., zu untersuchen. Es zeigte sich beim Uebergange eines Funkens über einen Kaolinstreifen, dass dieser an allen Punkten, an denen ihn der Tunke berührt, besser leitend wurde und dass „der Strom nach Verlauf weniger Sekunden überall mit Leichtigkeit läuft, wo er früher nicht passieren konnte“. Jablochkoff sagt, der Funke schiene dem Strom einen Weg zu bahnen, indem er alle Punkte des Körpers leitend macht, welche er berührt. Es zeigte sich also, dass Körper, welche bisher für Isolatoren gegolten, durch eine kurzdauernde Einwirkung des Funkens, zu Leitern und weissglühend werden. Jablochkoff spricht dem Funken nur eine helfende Rolle zu, während die Lichterzeugung durch das Weissglühen der feuerfesten Körper bewirkt wird. Hierbei wird der Körper langsam verzehrt. Auf Grund dieser Erfahrungen baute er Lampen der in Fig. 37 dargestellten Art. Das Stäbchen, die Platte oder der Streifen a aus Kaolin o. dgl. ist in eine Art Zange b eingespannt, durch welche der Strom zugeführt wird. Derartige Lampen wurden einzeln oder zu mehreren hintereinander an die Sekundärwickelung von Induktionsspulen angeschlossen, deren Primärwickelung mit Wechselstrom oder unterbrochenem Gleichstrom gespeist wurde. Leider fehlt jede Angabe über die Höhe der benutzten Spannung, es wird nur gesagt, dass die Spannung so hoch (und dementsprechend die Stromstärke so gering) sein soll, dass das Kaolin nicht schmilzt und verbrennt, sondern nur weissglühend wird. Jablochkoff bringt auch an der unteren Seite des Kaolin Streifens ein besser leitendes Material an, durch Welches der Strom zuerst verläuft, bis der Körper genügend erhitzt ist. Vermutlich ist mit dem „besser leitenden Material“ ein Graphitblättchen oder ein Bleistiftstrich gemeint, d.h. dieselben „Zündvorrichtungen“, die Jablochkoff bei seinen Kerzen benutzte. Die etwa 1 cm breite Kaolinplatte soll sich in der Stunde um etwa 1 mm abnutzen. Das Licht wird als besonders weiss, sanft und fest bezeichnet. Eine Anwendung im grossen hat diese Lampe, soweit sich ermitteln liess, nicht gefunden. Textabbildung Bd. 311, S. 161 Fig. 37. Lampe von Jablochkoff. Diese Art der elektrischen Beleuchtung mit Glühkörpern aus reinen Nichtleitern hat offenbar bis vor kurzem Fernand wieder aufgenommen. Erst am Anfange des Jahres 1898 durchlief die Tages- und Fachpresse eine Mitteilung über eine neue elektrische Glühlampe von Nernst. Nach den ersten einigermassen vollständigen Angaben (Zeitschrift für Elektrotechnik, Wien 1898 S. 103) hatte es den Ansein, als ob Nernst die Jablochkoff'sche Lampe wieder Pfunden habe. Es hiess, Nernst habe gefunden, dass sogen. Leiter zweiter Klasse, wie Magnesiumoxyd, Kaolin u.s.w., durch Erhitzen zu ziemlich guten Leitern werden. Das Erhitzen solle durch einen Funkenstrom erfolgen. Neuerdings sind nun einige Patente veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, dass diese Mitteilungen, wenigstens soweit sie sich auf die Art des Erhitzens beziehen, den Thatsachen nicht entsprechen. Nach diesen Veröffentlichungen (Schweizerisches Patent Nr. 15183; Englisches Patent Nr. 23470/1897) benutzt Nernst Körper aus Leitern Reiter Klasse, d.h. aus Magnesiumoxyd, Calciumoxyd, Zirkonoxyd oder anderen Metalloxyden, die durch irgend ein Mittel zum Glühen gebracht werden. Sobald dies geschehen, durchläuft der Strom den Körper und erhält ihn glühend wie den Kohlefaden einer gewöhnlichen Glühlampe. Zum Erhitzen der Körper benutzt Nernst elektrische Heizkörper. Eine einfache Lampe stellt Fig. 38 dar. Sie besteht im wesentlichen aus einem elektrischen Heizkörper a, in dessen Innerem sich der Glühkörper b befindet. Der Heizkörper ist durchsichtig (z.B. schwer schmelzbares Glas) und enthält einen schraubenförmig gewundenen Heizdraht aus Platin o. dgl. Legt man nun an die Klemmen c einerseits und d andererseits je eine Stromquelle, so wird zunächst nur durch den Heizdraht Strom fliessen. Der Draht gerät nun ins Glühen und erhitzt dadurch den eingeschlossenen Glühkörper, bis dieser leitend wird. Von diesem Augenblicke an fliesst der Strom der an den Klemmen c liegenden Stromquelle durch den Körper und erhält ihn glühend. Bei der in Fig. 39 dargestellten Anordnung ist der Heizkörper a als Hohlspiegel ausgebildet und konzentriert daher die von ihm ausgehenden Wärmestrahlen auf den Glühkörper b. Eine dritte Ausführungsform ist 1898 310 * 225 besprochen worden. Textabbildung Bd. 311, S. 161 Lampen von Nernst. Bemerkenswert sind die Angaben über den Energieverbrauch der Nernst'schen. Lampe (Electrical World, Bd. 31 S. 335). Nach Lux soll ein Magnesiaröhrchen von 7 mm Länge und 1,5 mm Dicke bei einem Energieverbrauche von 27 Watt 31 Hefner-Einheiten ergeben haben, die Spannung betrug dabei 118 Volt, die Stromstärke 0,23 Ampère. Mithin würde für eine Normalkerze rund 1 Watt erforderlich sein. Nernst hofft den Energieverbrauch bei Verwendung von Vakuumlampen noch weiter, vielleicht auf 0,7 bis 0,8 Watt herabzudrücken. Wenn man bedenkt, dass die gewöhnlichen Glühlampen meist 2,5 bis 3,5 Watt für die Kerze verlangen, so muss zugegeben werden, dass es sich hier um einen bedeutenden Fortschritt der elektrischen Beleuchtung handelt, selbst wenn die Lebensdauer der Nernst'schen Glühkörper, wie behauptet wird, geringer als die der gewöhnlichen Glühlampen ist. L. Kusminsky (Zeitschrift für Elektrotechnik, Wien 1898 S. 103) schlägt eine andere Art der Vorwärmung vor. Er will in den Leiter zweiter Klasse einen Kohlefaden einbetten, der als Leiter dient, solange das Stäbchen noch kalt ist, und zugleich den Glühkörper erwärmt. In dem Masse, wie die Temperatur steigt, wird dann auch der den Faden umgebende Leiter zweiter Klasse an der Leitung des Stromes teilnehmen und zum Glühen kommen. Die Einrichtung soll also wohl ähnlich wie bei den in Fig. 3 bis 9 dargestellten Glühkörpern getroffen werden, oder es soll der Kohlefaden, wie oben eingehend beschrieben, mit einem Nichtleiter umgeben werden. Damit würde aber das Wesentliche der Nernst'schen Erfindung, d.h. die Benutzung reiner Leiter zweiter Klasse ohne leitende Ueberzüge oder Kerne wegfallen. Aus diesem Grunde wurde auch der Glühkörper von Déri (Englisches Patent Nr. 9436/1898) nicht hier besprochen, trotzdem der Erfinder angibt, der aus Leitern und Nichtleitern bestehende Kern solle zum Erhitzen des nichtleitenden Ueberzuges dienen, der dann, wie bei der Nernst'schen Lampe, ebenfalls vom Strom durchflössen werden soll. Auch bei den oben beschriebenen, aus Leitern und Nichtleitern zusammengesetzten Glühkörpern wird, das kann man wohl mit Rücksicht auf die Nernst'sche Erfindung als sicher annehmen, der Nichtleiter, nachdem er durch die ihm vom Leiter mitgeteilte Wärme leitend geworden ist, vom Strom durchflössen und dadurch, nicht aber durch die vom Leiter ausgehende Wärme glühend erhalten werden. Hiermit sind wir am Schlusse unserer Zusammenstellung angelangt. Leider waren nur über wenige der besprochenen Glühkörper ausführliche Versuchsangaben zu ermitteln. Aus den vielfach unvollständigen Angaben der Erfinder allein aber ein Urteil über den Wert der Erfindungen herleiten zu wollen, ist naturgemäss unmöglich. Sicherlich ist die Ausführung vieler älterer Verfahren im grossen nur deswegen unterblieben, oder, wenn sie unternommen wurde, fehlgeschlagen, weil den Erfindern nur die geringen Hilfsmittel der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Elektrotechnik zur Verfügung standen. Es würde sich deshalb gewiss lohnen, den einen oder anderen Versuch wieder aufzunehmen. Vielleicht gelingt es mit den heutigen vervollkommneten Mitteln, auf irgend einem der vielen vorgeschlagenen Wege dennoch zum Ziele zu gelangen.