Titel: | Fortschritte im Bauwesen. |
Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 103 |
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Fortschritte im Bauwesen.
(Vorhergehender Bericht s. Bd. 308 S.
100.)
Fortschritte im Bauwesen.
Bildung der Fussböden und Decken.
Ueber die Verwendung des Buchenholzes zu Parkettfussböden fällt Stephan in Glaser's
Annalen ein günstiges Urteil. Er fand, dass diese Böden vollständig dicht
geblieben waren, kaum eine Abnutzung zeigten und nach mehr als 20jährigem Gebrauche
sich so zäh und fest erwiesen, als wenn sie erst vor kurzem gelegt wären.
„Unter den gleichen Verhältnissen verwendete und sogar später hergestellte
Fussböden aus Eichenholzparkett – sagt Stephan –
zeigten auffallende Spuren der Abnutzung; die Oberfläche zeigte sich morsch, die
Faser brüchig. Derartige Vergleiche$anzustellen hat man hauptsächlich in der
Schweiz Gelegenheit, weil dort mehr als in Deutschland Buchen- neben
Eichenparkett schon vor Jahrzehnten verwendet wurde.“
Die Gründe zu dieser Erscheinung liegen nach der Ueberzeugung Stephan's darin, dass das Holz, als voraussichtliches Brennholz, auf dem
Stamme nicht mit der nötigen Sorgfalt behandelt und vielfach nicht auf dem
geeigneten Boden gezogen wird. Auch sei eine sorgfältige Vorbehandlung für den Zweck
als Nutzholz dringend erforderlich. Insbesondere sei ein gutes Trocknen an der Luft,
sowie ein sorgfältiges Dämpfen erforderlich.
Wenn irgendwo, so gelte beim Buchenholz die Regel, bei Parkettzwecken das grossporige
Holz zu vermeiden und nur feinfaseriges festes Material zu verwenden. Das Dämpfen
des Holzes soll nicht unterlassen, sondern mit Sorgfalt ausgeführt werden, da
hierdurch die Fasern geöffnet und die Säfte frei werden.
Die Lohe dringt bei der bekannten Aufsaugungsfähigkeit der Holzfaser in letztere
ein und es vollzieht sich eine Art Gerbeprozess der Faser, welcher zur grösseren
Dauerhaftigkeit beiträgt. Je frischer das Holz ist, desto wirksamer wird das
Dämpfen, desto dunkler und gleichmässiger die Farbe sein.
Das Holz ist somit möglichst sofort nach dem Fällen dem Dämpfprozesse zu
unterwerfen.
Wenngleich das Dämpfen eine gute Vorbereitung zum Trocknen gewährt, so ist dies doch
mit der nötigen Sorgfalt und nicht übereilt zu bewirken.
Es empfiehlt sich, das Holz, vor der Trocknung luftig aufgestapelt, einige Monate im
Freien Wind und Wetter auszusetzen und derselben eine langsame Lufttrocknung
vorangehen zu lassen.
Ein gut ausgewettertes Holz ist seiner Meinung nach bereits in 14 Tagen, wenn unter
40° in einem Trockenraume mittels Ventilator aufgestapelt, verarbeitungsfähig,
während ein frisches Material 4 Wochen bedarf.
Vielfach trifft jedoch auch den Bodenleger eine Schuld, indem er das durch
Feuchtigkeit aufgequollene Material locker verlegt. Es empfiehlt sich, genau aufs
Millimeter zu arbeiten. Der Bodenleger hat es dann in der Hand, wo ein Aufquellen
sich zeigt, die Riemen fester anzutreiben, oder aber, wo die Differenz zu gross,
eine Nachtrocknung vorzunehmen.
Bei der Bearbeitung und dem Legen ist zu beachten, dass das beste Material, wenn
schlecht bearbeitet und verlegt, einen schlechten Boden geben muss. Bekanntlich hat
ein auf einen
hohen Grad der Trockenheit gebrachtes Holz die Eigenschaft, in feuchter Luft
aufzuquellen. Mit diesem Missstande muss gerechnet werden. Feines Buchenholz quillt
nicht mehr als Eichen, aber bei der grösseren Zähigkeit der Faser ist die Energie
eine lebhaftere. Das Ausdehnungsvermögen beträgt bei sorgfältig gerichteter Ware
etwa 2 %. Dasselbe kann sich aber bis auf 5 % erhöhen, wenn grobfaseriges Material
verwendet wird. Es ist nun Aufgabe, dieser Ausdehnungsfähigkeit entgegen zu
arbeiten.
Sobald der Boden fertig gelegt ist, wird durch sofortiges gründliches Oelen oder
Wichsen die Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft abgeschlossen; jene Feuchtigkeit
dagegen, welche von unten dem feuchten Auffüllmaterial u.s.w. entsteigt, hat
ungehindert Zutritt in die Poren. Diesem Missstande wird nun durch Unterschneiden
der Riemen, unter normalen Verhältnissen 0,5 mm, begegnet.
Diese Vorbeugungsmassregeln werden dadurch unterstützt, dass unter den Deckleisten
längs der Wandlambris 2 bis 3 cm Spielraum gelassen wird, welcher einen etwaigen
Ueberschuss an Ausdehnung aufnimmt.
Auch Otto Hetzer in Weimar hält das Buchenholz für einen
sehr guten Ersatz vieler ausländischer Bauhölzer (Deutsche
Bauzeitung, 26. Jahrg.), falls die erste Bedingung erfüllt wird, die darin
besteht, dass die Proteïnstoffe vor der Bearbeitung und Zurichtung des Holzes durch
Dämpfen und Auslaugen entfernt werden, und dass der Einfluss Von Feuchtigkeit,
insbesondere der von unten eindringenden, möglichst fern gehalten werde. Dies könne
durch Auflegen einer Dachpappenlage auf den Blindboden wirksam Verhütet werden. Die
Nachteile der bisherigen Bauweise der Fussböden will Hetzer durch sein D. R. P. Nr. 63018 beseitigt haben. In Fig. 1 bis 4 ist eine
Bauweise dargestellt, die allen Anforderungen, die man an einen für Neubauten oder
für nicht ganz trockene Räume bestimmten Fussboden auch vom ärztlichen Standpunkte
aus stellen kann, vollständig entspricht.
Textabbildung Bd. 312, S. 103
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 312, S. 103
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 312, S. 103
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 312, S. 103
Fig. 4.
Der Fussboden hat neben seiner eigenartigen Konstruktion noch den Vorteil, dass er
sowohl ohne Fussbodenlager, als auch ohne Blindboden und ohne Füllmaterial oder ohne
die Stäbe in Asphalt zu drücken, entweder Unmittelbar auf Cementbeton (Fig. 3) oder unmittelbar auf Balken (Fig. 1) und Eisenträger (Fig.
2) verlegt werden kann.
Im Auftrage des Reichspostamts sind eingehende Versuche mit Fussböden aus
verschiedenen Holzarten angestellt Worden, wobei die nach dem Verfahren von Hetzer zugerichteten Böden aus Rotbuchenholz
wesentliche Vorteile vor anderen Böden zeigen. Die Versuche fanden in einem Raume
statt, der nicht allein einen starken Personenverkehr besitzt, sondern auch einer
hohen Inanspruchnahme durch Sandwagen unterworfen ist. Die dem Versuche gleichzeitig
und nebeneinander unterworfenen Belagarten waren das Xylolith, das Eichen-,
Kiefern-, sowie das Rotbuchenholz. Die Hölzer wurden als Stabfussboden auf
einem alten Dielenboden als Blindboden verlegt. Die Versuche fielen, auch mit Bezug
auf die Temperaturverhältnisse des Raumes, durchaus zu Gunsten der letzteren Holzart
aus. Das Eichen- und das Kiefernholz, beides ausgesucht, zeigte gleiche Abnutzung,
Xylolith gar keine und Rotbuchenholz eine verschwindend geringe; es kommt dem
Xylolith an Widerstandsfähigkeit fast gleich. Seine bedeutende Ueberlegenheit liegt
jedoch im Preis (Preise vom Jahre 1892); es erweist sich nur unwesentlich billiger
als Eichen-(0,75 M. für 1 qm) und Kiefernholz (0,20 M. für 1 qm), jedoch wesentlich
billiger gegenüber dem Xylolith, das im Preise 4,25 M. für 1 qm höher steht, als das
Rotbuchenholz. Immerhin erscheint der Preis von 6,50 M. für Stabböden und von 7,50
M. für Parkettböden, wozu bei Verlegen auf Dielen oder Schienen noch ein Zuschlag
von 50 bis 75 Pf. kommt, auf den ersten Blick etwas teuer. Erwägt man jedoch, dass
bei dem Hetzer'schen Boden Lager, Blindboden,
Oelanstrich und oft auch das Füllmaterial in Wegfall kommen, so erscheint der
Fussboden aus Buchenholz immer noch als einer der vorteilhaftesten Böden.
Zu diesen der weiteren Ausbreitung der Verwendung des Rotbuchenholzes günstigen
Preis- und Materialverhältnissen tritt nun noch die beachtenswerte Konstruktion der
genannten Firma, welche die schädliche Einwirkung der Baufeuchtigkeit auf das Holz
auszugleichen berufen ist und zugleich ein den verschiedenen Temperaturen
entsprechendes ungehindertes Arbeiten des Holzes ermöglicht. Um die das Austrocknen
des Holzes fördernde und die Bildung von Schwamm verhindernde Bewegung der Luft
unter dem Fussböden zu ermöglichen, bleibt zwischen dem Wandfries und der Wand ein
etwa 5 cm breiter Zwischenraum, der durch eine hinten schräg geschnittene
profilierte Wandleiste gedeckt wird. Letztere hat in einem bandartigen Friesstück
Durchbrechungen, die durch feinmaschige Kupfergaze verschlossen werden und der
Zimmerluft den Zutritt unter dem Fussböden ermöglichen (Fig. 1, 3 und 4). Die solchergestalt unter Beobachtung aller Vorsichtsmassregeln
verlegten Böden versprechen eine langjährige, nur durch die Abnutzung begrenzte
Dauer, sofern die Hölzer selbst vor ihrer Verwendung die Prozesse durchgemacht
haben, welche sie vor Schwamm und Fäulnis, die aus dem Material heraus entstehen
können, schützen. Ein Blindboden ist nicht nötig, da der ganze Boden zunächst aus
einem Gerippe von 10 bis 12 cm breiten und 4 bis 8 cm starken Friesen besteht.
Das Material der Frieshölzer ist Kiefernholz, das mit einer 1 cm starken Fournierung
aus Rotbuchenholz versehen wird.
Fachleute machen wir noch auf die bemerkenswerte Beschreibung der Geschäftsanzeige
Hetzer's aufmerksam, die neben vielen Abbildungen
eine Reihe von Erläuterungen seiner Fussbodenbauweise enthält.
Ueber die Anwendung des Linoleums haben wir bereits berichtet. Die Delmenhorster Linoleumfabrik gibt einigen Aufschluss
über einschlägige Fragen. Sie hält es nicht für ratsam, Cementbeton-Fussböden mit
Cementestrich als Linoleumunterlage zu verwenden, und zwar aus dem Grunde, weil der
Cementestrich die noch im Cement befindliche Feuchtigkeit durchlässt, diese sich
dann zwischen dem massiven Fussböden und dem Linoleum aufhält und nicht entweichen
kann. Bekanntlich zieht auch der Cement die Luftfeuchtigkeit an, die er bei
Trockenheit wieder freigibt. Ferner ist der Cementestrich eine kalte Unterlage.
Unter den bewandten Umständen entsteht Schimmelbildung mit unangenehmen Gerüchen.
Allmählich wird auch das Linoleum zerstört. Statt solcher Unterlage wird der
Gipsestrich empfohlen, der keine Feuchtigkeit anzieht und einen glatten, trockenen
und warmen Fussböden liefert. Um einen guten Gipsestrich zu erhalten, soll man
diesen nur wagerecht abgleichen; man lasse ihn dann kurze Zeit abtrocknen, glatt
streichen, und belege ihn dann mit Linoleum. Pappunterlagen dienen zur Erhöhung der
Schalldämpfung, zum Halten der Wärme, sowie zum Schütze des Musterabtretens. In
keinem Falle ist es aber ratsam, diese Unterlage auf Cementestrich in
Anwendung zu bringen. Die Pappe würde alle Feuchtigkeit aufsaugen, die
Schimmelbildung u.s.w. erheblich erhöhen und das Linoleum schnell zerstören. Auf
Gipsestrich dagegen kann Pappe nur vorteilhafte und angenehme Wirkungen ausüben. Man
überzeuge sich vor dem Legen, ob die Pappe vollkommen trocken ist. Sodann müssen die
Linoleumkanten so fest aneinander und an die Fussleiste stossen, dass kein
Scheuerwasser eindringen kann. Vom Aufkleben des Linoleums wird auch abgeraten; es
legt sich in loser Lage hinreichend fest an.
Ueber die Anlage eines möglichst billigen und zweckentsprechenden Fussbodenbelags für
Bierbrauereikeller äussert sich F. Marschall in Kassel,
veranlasst durch eine Anfrage in der Deutschen
Bauzeitung, wie folgt:
Hauptbedingung für Schaffung aller Räume, mit welchen das zu erzeugende Bier in
Berührung kommt, ist, dass dieselben aus Baumaterialien in Decken, Wänden und
Fussböden hergestellt werden, welche eine leichte und sorgfältigste Reinigung in
möglichst kurzer Zeit gestatten. Einen Fussböden nur aus gestampftem Kies und Sand
herzustellen, wäre das Unzweckmässigste, was man thun kann, denn es wird in kurzer
Zeit ein solcher Fussböden so verunreinigt sein, dass die beste Ventilation nicht
genügt, um die jedem Bier schädlichen Dünste zu entfernen und reine Luft zuzuführen.
Auch die Temperatur wird nur mit grossen Unkosten auf dem erforderlichen niederen
Grad zu erhalten sein, da die im Fussböden sich zersetzenden Fäulniskeime Wärme
erzeugen. Die schlechte Luft wird auch üblen Einfluss auf die hölzernen Bierbehälter
ausüben und deren Vernichtung in kurzer Zeit herbeiführen. Nach und nach werden auch
die Fäulniskeime sich in den Wänden und Decken festsetzen und das lagernde Bier wird
immer einen Geschmack nach dem Fass annehmen und das Erzeugnis minderwertig machen.
Es kann daher nicht eindringlich genug gewarnt werden vor baulichen Ausführungen,
welche die Reinhaltung der Kellerräume erschweren. Der Fussbodenbelag eines
Bierkellers ist aus möglichst undurchlässigen Baumaterialien herzustellen. Der beste
Belag ist immer ein solcher aus Cementstampfbeton mit Abwässerungsrinnen nach einem
undurchlässigen Schlammfang, aus welchem entweder die Abwässer nach einem Kanal
geführt werden oder auszupumpen sind, damit keinerlei faulende Bestandteile im
Keller bleiben. Ein solcher Fussbodenbelag wird allerorts für 4,80 bis 6 M. für 1 qm
herzustellen sein. Danach kommt in Güte ein Belag aus Granit,
Thonkalkschieferplatten, festem Sandstein, gebrannten Thonplatten auf fester
Unterlage, deren Preise zwischen 6 bis 8 M. für 1 qm schwanken. Wird besonders auf
Billigkeit gesehen, so ist ein Belag aus Klinkerrollschicht in Cementmörtel und
gleiche Ausfugung zu 4 M. für 1 qm als zweckentsprechend zu empfehlen. Abwässerung
mit Rinne nach einem Schlammfang ist bei allen Belägen erforderlich.
Papyrolithplatten. Dieser von Otto Cramer in Einsiedel bei Chemnitz hergestellte Baustoff hat sich gut
eingeführt und wird in der Neuzeit viel verwendet, insbesondere zu Fussböden. Er
besteht aus einer zusammenhängenden, dichten, undurchlässigen Masse, welche,
estrichartig zu einer fugenlosen Fläche verarbeitet, die Bildung von Bakterien, wie
solche in den Dielenfugen stets zu befürchten ist, ausschliesst; er ist warmhaltend
im Gegensatz zu Böden von Stein, Terrazzo, Gips und anderen Stoffen, die stets
fusskalt sind. Er bietet den Vorteil, feuersicher, elastisch, sowie schalldämpfend
zu sein, hat alle guten Eigenschaften der Holzbeläge, und ist leicht zu reinigen; da
der Papyrolithboden in den verschiedensten Farben ausführbar, sehr fest, volumen-
und wetterbeständig ist, so eignet er sich für Räume, welche sowohl für starken
Verkehr, als auch für dauernden Aufenthalt bestimmt sind. Die Papyrolithmasse wird
als pulverförmige Masse versandt und an Ort und Stelle für den Gebrauch fertig
gestellt, estrichartig etwa 15 mm dick auf Holz-, Beton-, Ziegel- oder sonstige
feste Unterlage aufgetragen (Gips- oder Estrichanstrich). Mit der Unterlage bindet
die Papyrolithmasse vollständig ab und erlangt in 5 bis 6 Tagen die erforderliche
Festigkeit, um jede Beanspruchung durch Begehen zu ertragen. Das Verlegen geschieht
entweder durch die Fabrik bezw. deren Vertreter, kann jedoch auf Grund genauer
Anleitung von jedem sachverständigen Estrichleger ausgeführt werden. Ref. hat sich
durch den Augenschein von den Vorzügen dieser Böden überzeugt. Die Preise sind
allerdings nicht gerade niedrig zu nennen, doch wird die Haltbarkeit dieser Böden
den Preisunterschied nach wenigen Jahren ausgleichen.
(Schluss folgt.)