Titel: | Die Anwendung des überhitzten Dampfes im Dampfmaschinenbetriebe. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 113 |
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Die Anwendung des überhitzten Dampfes im
Dampfmaschinenbetriebe.
Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer.
(Fortsetzung des Berichtes S. 99 d.
Bd.)
Die Anwendung des überhitzten Dampfes im
Dampfmaschinenbetriebe.
II. Heissdampfanlagen.
Die bisherigen Erfahrungen im Betriebe mit überhitztem Dampf lassen erkennen, dass
bei unveränderter Bauweise der Dampfmaschine die Höhe der praktisch zulässigen
Ueberhitzungstemperatur beim Eintritt in die Maschine 250° C. wenig überschreiten
darf. Treibt man die Ueberhitzung noch wesentlich höher, so wird ein regelrechter
Betrieb entweder überhaupt unmöglich, weil die Schmierung versagt, oder der Aufwand
an Schmieröl wird so bedeutend, dass der ökonomische Wert der Ueberhitzung stark
beeinträchtigt wird. Wie weit man an einer vorhandenen Dampfmaschine die
Ueberhitzung treiben soll, ist am besten nur durch den Versuch festzustellen, da der
Grad der zweckmässigsten Ueberhitzung sehr von der Ausführung der Maschine abhängt.
In vielen Fällen der Praxis liessen sich selbst Temperaturen von 250° nicht
verwerten, und man musste mit erheblich geringerer Ueberhitzung arbeiten. Dass
trotzdem Ersparnisse an Dampf und Kohlen, und zwar oft im bedeutenden Masse, erzielt
wurden, ergibt sich aus den mitgeteilten Versuchszahlen. Die Verbesserung der
Oekonomie des Betriebes ist aber in solchen Fällen fast allein der Verbesserung des
indizierten Wirkungsgrades, d.h. der Verminderung der Dampfverluste zuzuschreiben.
In einzelnen Fällen kommt auch noch eine Verbesserung des Kesselwirkungsgrades zur
Geltung. Dagegen ist die Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges so
geringfügig, dass sie kaum in Betracht kommt.
Im Abschnitt B dieser Abhandlung ist dies näher ausgeführt. Die Tabellen V und VI
bieten die Grundlage für eine Beurteilung des Einflusses der Ueberhitzung auf die
Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges.
Ganz anders dagegen verhält es sich, wenn statt einer Ueberhitzung von 200 bis 250°
eine solche von 350° verwendet wird. Dann gestaltet sich auch der theoretische
Kreisprozess erheblich günstiger, und die Verbesserung desselben erlangt auch einen
merklichen Einfluss auf die Gestaltung des Gesamtresultates. Um dies besser erkennen
zu können, ist Tabelle XVI zusammengestellt worden. Dieselbe enthält die in
Prozenten ausgedrückte Verbesserung des Wirkungsgrades des theoretischen
Arbeitsprozesses für Auspuffmaschinen, und zwar einerseits für eine Ueberhitzung bis
zu 250°, entsprechend der Verwendung des Dampfes in einer normalen Dampfmaschine,
andererseits für eine Ueberhitzung bis zu 350°, wie sie bei den jetzt noch zu
besprechenden Heissdampfanlagen zur Anwendung kommt.
Tabelle XVI.
p
Wirkungsgrad
η
II
Verbesserung von ηII in %
GesättigterDampf
Ueberhitzter Dampf
t =
250°
t =
350°
t = 250°
t = 350°
4
0,101
0,110
0,122
8,18
17,22
6
0,130
0,135
0,150
3,71
13,34
8
0,150
0,154
0,167
2,60
10,18
10
0,165
0,168
0,181
1,79
8,83
12
0,178
0,180
0,191
1,11
6,81
Bei mässiger Ueberhitzung bis zu 250° beträgt die zu erwartende Kohlenersparnis
auf Grund der Verbesserung des Wirkungsgrades ηII hiernach etwa 2 bis 4 % für die gebräuchlichen
Spannungen von 6 bis 10 at; bei Ueberhitzung bis zu 350° stellt sich dagegen die
Ersparnis in entsprechender Weise zu 9 bis 14 %.
Für Kondensationsmaschinen liegen die Verhältnisse ähnlich. Die entsprechenden Zahlen
sind 0,8 bis 2 % Ersparnis bei 250° Ueberhitzung und 5 bis 7 % Ersparnis bei
350°.
Will man daher auch von der Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges einen
merkbaren Vorteil für den ökonomischen Betrieb ziehen, so muss man die höchste
Ueberhitzungstemperatur anwenden. Dann versagt aber die Dampfmaschine normaler
Bauart für den dauernden Betrieb. Es wird notwendig, die Konstruktion der
Dampfmaschine den hohen Temperaturen anzupassen. Dies ist in vorzüglicher Weise dem
Ingenieur Wilhelm Schmidt bei der Konstruktion seiner
Heissdampfmaschine gelungen. Die etwa 6jährige Erfahrung im Betriebe dieser
Heissdampfanlagen hat zur Genüge bewiesen, dass es sehr wohl möglich ist, Dampf von
350° Temperatur und darüber dauernd im Dampfmaschinenbetriebe zu verwenden. Durch
eine grosse Zahl einwandsfreier Versuche ist andererseits dargelegt worden, dass
auch die erwartete Verbesserung der Oekonomie des Betriebes thatsächlich erzielt
wurde. Ist doch schon an einer Maschine von etwa 120 i der beispiellos geringe Dampfverbrauch von 4,25 kg und ein Kohlen verbrauch von nur 0,64 kg für 1 i
und Stunde konstatiert wordenZeitschrift des Bayerischen
Dampfkesselrevisionsvereines, 1897 Nr. 11 und 12.. An
einer anderen Maschine von etwa 75 i ergab
sich ein Dampfverbrauch von 4,55 kg und ein Kohlen
verbrauch von nur 0,574 kg pro i und StundeZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
1895 S. 5 u. ff..
Doch nicht nur der Maschine hat der Erfinder seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
auch der Kessel zur Erzeugung des hoch überhitzten Dampfes hat eine eigenartige
konstruktive Durchbildung nach ganz neuen Prinzipien erfahren. Erst aus der
vereinten Wirkung dieser beiden zweckmässig durchgeführten konstruktiven Umformungen
kann der bedeutende Fortschritt erklärt werden, der von den Schmidt'schen Heissdampfanlagen verkörpert wird.
So offenbar nun dieser Fortschritt auch ist, so wäre es doch verfrüht, jetzt schon
ein abschliessendes Urteil über das Schmidt'sche System
zu fällen. Die ersten Anlagen waren nur für geringe Leistungen bestimmt; erst
allmählich ging man zu grösseren Anlagen über, doch ist das Gebiet der
Grossdampfmaschinen auch heute noch nicht vom Heissdampf erobert. Andererseits ist
die bisherige Betriebszeit der Heissdampfanlagen noch zu gering, um die
Dauerhaftigkeit der Anlagen richtig beurteilen zu können.
Immerhin ist der Fortschritt ein unverkennbarer und berechtigt noch zu weiteren
Hoffnungen.
Das Ausführungsrecht der Schmidt'schen Patente ist
von zahlreichen bedeutenden Firmen des In- und Auslandes erworben worden.
1. Die Heissdampfkessel.
Während bei der allgemein üblichen Kesselbauart der Grundsatz leitend ist,
möglichst trockenen Dampf zu erzeugen, und demnach die Kesselheizfläche über
eine gewisse, oft sehr niedrige Grenze hinaus nicht beansprucht werden darf,
liegt der Schmidt'schen Konstruktion die
gegenteilige Absicht zu Grunde. Die vom Wasser berührte Heizfläche ist im
Verhältnis zur Rostfläche wesentlich geringer als bei Kesseln zur Erzeugung
gesättigten Dampfes. Die Beanspruchung fällt infolgedessen sehr hoch aus und
beträgt normal 45 bis 50 kg auf 1 qm in der Stunde, so dass der entwickelte
Dampf naturgemäss sehr nass sein muss. Die Ueberhitzung desselben erfolgt in
einer Rohrspirale. Da der nasse Dampf zur nachträglichen Verdampfung des
mitgerissenen Wassers eine erhebliche Wärmemenge nötig hat, so werden hierdurch
die Wandungen der Rohrspiralen vor einer zu bedeutenden Erhöhung ihrer
Temperatur geschützt.
Textabbildung Bd. 312, S. 114
Fig. 86. Kesselanlage, bestehend aus zwei stehenden Heissdampfkesseln
Patent Schmidt.
In Fig. 86 ist eine Kesselanlage, bestehend aus
zwei stehenden Heissdampfkesseln Patent Schmidt für
12 at, dargestellt; der zweite Kessel ist nur angedeutet. Diese Anlage diente
auf der Nürnberger Landesausstellung 1896 zum Betriebe einer liegenden, einfach
wirkenden Tandem-Kondensationsdampfmaschine von etwa 90 für das
Eiswerk. Ueber die an dieser Anlage von dem Bayerischen
Dampfkessel-Revisionsverein vorgenommenen Versuche wird später noch berichtet
werden.
Der stehende Kessel Fig. 86 wird von Quersiedern
durchzogen und besitzt eine Heizfläche von etwa 7 qm. Die Heizgase treten durch
das konzentrische Rohr des Kessels in den oben angeordneten Ueberhitzer, welcher
aus zehn Lagen hintereinander geschalteter schmiedeeiserner Rohrspiralen von 50
mm lichter Weite und 5 mm Wandstärke gebildet wird. Der Ueberhitzer umfasst etwa
25 qm Heizfläche und wird in der Mitte von einem Rauchrohr durchzogen,
welches oben bei der Mündung in den Schornstein durch eine Klappe verschlossen
werden kann. Beim Anheizen des Kessels wird diese Klappe geöffnet, damit die
Heizgase direkt durch das Rauchrohr entweichen können und der Ueberhitzer
geschützt wird. Ist die Klappe dagegen ganz geschlossen, so müssen die Gase erst
den Ueberhitzer passieren, bevor sie in den Schornstein gelangen können. Durch
Verstellen der Klappe vom Heizerstande aus kann auch der Grad der Ueberhitzung
während des Betriebes geregelt werden.
Die Dampfführung ist folgende: Der nasse Dampf wird durch das Ventil a dem Dampfraume entnommen und bei c zuerst der obersten Rohrspirale zugeführt. Von
hier durchströmt der Dampf die oberen sechs Lagen des Ueberhitzers im Gegenstrom
zu den Heizgasen, tritt bei d aus, um bei e in die unterste Rohrspirale einzutreten und die
vier unteren Lagen des Ueberhitzers im Gleichstrom mit den Feuergasen zu
durcheilen. Bei f erfolgt die Ableitung des
hocherhitzten Dampfes nach der Hauptleitung, von welcher der Kessel durch das
Ventil g absperrbar ist.
Diese Führung des Dampfstromes weicht ganz erheblich von der früher allgemein
üblich gewesenen ab.
Bei der früheren BauweiseM. Schröter, Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1895 S. 6, Gutermuth,
ebenda, 1896 S. 1395. wurde der nasse Dampf aus dem Kessel
zuerst den beiden untersten Spiralen zugeführt, welche den Vorüberhitzer bildeten. Hier wurde das mitgerissene
Wasser verdampft und der Dampf schwach überhitzt. Aus dem Vorüberhitzer gelangte
der Dampf in ein weites ausserhalb des Kessels angebrachtes stehendes Rohr von
etwa 250 mm Durchmesser. Dieses Rohr bildete den Nachverdampfer. Infolge des grösseren Rohrquerschnittes nahm der Dampf
in diesem Gefäss eine kleinere Geschwindigkeit an. Hierdurch sollte erreicht
werden, dass das etwa noch vorhandene Dampfwasser auf Kosten der
Ueberhitzungswärme des übrigen Dampfes verdampfte und sich eine mehr
gleichmässige Beschaffenheit des Dampfes einstellte. Ein derartiger
Wärmeaustausch findet auch thatsächlich statt, denn bei normalem Betriebe ist
die Temperatur beim Austritt aus dem Nachverdampfer um etwa 50 bis 70° niedriger
als beim Eintritt in denselben. Von dem Nachverdampfer wird der Dampf zum Hauptüberhitzer in die oberste Rohrspirale
eingeleitet und durch alle übrigen Spiralen im Gegenstrom zu den Heizgasen
geführt. Ueber den obersten Spiralen des Hauptüberhitzers ist noch zur weiteren
Ausnutzung der Heizgase eine dünnrohrige spiralförmige Heizschlange von vier
Lagen zur Vorwärmung des Speisewassers angeordnet.
Dass diese Bauweise nicht nur eine möglichste Schonung der Ueberhitzerflächen mit
sich bringt, sondern auch eine vorzügliche Wärmeausnutzung zur Folge hat, lässt
sich unter anderem aus dem Berichte von Professor M.
Schröter über die am 28. und 30. Juli 1894 vorgenommenen Versuche an
der ersten von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft
vormals Beck und Henkel in Kassel gebauten Verbundheissdampfmaschine
System Schmidt ersehenZeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1895 S. 5 u. ff..
Die Abmessungen des Kessels waren folgende:
Heizfläche im ganzen
9,0
qm
Durch Ausmauerung unwirksam
2,0
„
–––––––––––
Wasserberührte Heizfläche
7,0
qm
Heizfläche des Vorüberhitzers
6,0
„
„ „ Hauptüberhitzers
32,5
„
„ „ Vorwärmers
12,0
„
Rostfläche
0,7
„
Arbeitsdruck
12
kg/qcm
Die gemessenen mittleren Dampf-, Heizgas- und Speisewassertemperaturen sind in
Tabelle XVII enthalten, während Tabelle XVIII die Wärmebilanz darstellt.
Der nachgewiesene Kesselwirkungsgrad von 0,788 bezw. 0,785 muss als ein ganz
vorzüglicher bezeichnet werden; auch lässt Tabelle XVII erkennen, dass die
Ausnutzung der Heizgase eine sehr weitgehende ist, da sich die Fuchsgase noch um
etwa 10° unter die Sättigungstemperatur des Dampfes abgekühlt haben.
Die Bauart des Kessels ist daher eine höchst zweckmässige. Wenn trotzdem bei der
in Fig. 86 dargestellten Kesselkonstruktion eine
andere Führung des Dampfes im Ueberhitzer angewendet wird, so kann dies nur aus
der gänzlich, veränderten Wirkungsweise des Vorwärmers erklärt werden.
Tabelle XVII.
28. Juli
30. Juli
Dampftemperaturen:
Beim Eintritt in den Nachverdampfer
°C.
–
311,0
„ Austritt aus dem „
„
234,0
274,0
„ Hauptüberhitzer
„
350,0
357,0
„ Eintritt in die Maschine
„
318,0
344,0
Sättigungstemperatur
„
189,2
190,2
Heizgastemperaturen:
Hinter dem Vorüberhitzer
„
655,0
700,0
Im Fuchs
„
181,0
180,0
Speisewassertemperaturen:
Vor dem Vorwärmer
„
26,4
30,0
Hinter dem Vorwärmer
„
88,0
90,0
Tabelle XVIII.
Für 1 kg KohleHeizwert 6985 bezw.
7154 W.-E.
28. Juli
30. Juli
W.-E.
%
W.-E.
%
Zur Dampferzeugung verwendet
4542,0
65,0
4555,0
63,7
„ Ueberhitzung verwendet
484,5
6,9
585,4
8,2
„ Vorwärmung des Speisewassers
485,4
6,9
475,8
6,6
Gesamt nutzbar gemacht
5511,9
78,8
5615,2
78,5
Bei stark kesselsteinhaltigem Speisewasser werden die dünnen Spiralröhren, welche
den Vorwärmer der früheren Bauart bilden, bald unwirksam, da sich bei der hohen
Erwärmung des Speisewassers bis 90° und darüber der Kesselstein in bedeutendem
Masse absetzt. Die Reinigung der Vorwärmerspiralen ist aber umständlich und
erfordert die Ausserbetriebsetzung des Kessels. Um diesen Nachteil zu vermeiden,
hat Schmidt die Konstruktion des Vorwärmers in
mehrfacher Weise umgestaltet. Fig. 86 zeigt die
Ausführung des Vorwärmers nach dem D. R. P. Nr. 89662.
Der Vorwärmer ist hiernach nicht über dem Ueberhitzer in den Zug der Heizgase
eingeschaltet, sondern vollständig vom Kessel getrennt. Er wird durch das Gefäss
V gebildet (Fig.
86), in dem eine Heizschlange angebracht ist. Die Heizschlange ist
durch das Ventil o und das Rohr l an den Dampfraum des Kessels angeschlossen und
wird demnach vom Dampfe durchströmt, welcher bei m
eintritt und bei n austritt. Von hier strömt der
Dampf mit dem durch die Wärmeabgabe niedergeschlagenen Wasser durch das Rohr pq nach dem Ventil a,
wo durch die Saugkraft des Hauptdampfstromes das Gemisch von Wasser Und Dampf
mitgerissen und durch das Rohr bc in den
Ueberhitzer geführt wird. Das Speisewasser tritt aus der Speiseleitung durch das
Ventil r in die Zuleitung zum Ueberhitzer, welche
bei s an das Gefäss V
anschliesst. Durch das Rohr tu wird das vorgewärmte
Wasser dem Kessel zugeführt. Die Ausschaltung des Vorwärmers kann leicht
durch die Ventile r, v und o erfolgen. Das Wasser strömt dann direkt von der Speiseleitung zum
Kessel. Das Ventil o ermöglicht auch eine
Regulierung der Ueberhitzungstemperatur, indem durch Einstellung desselben eine
grössere oder geringere Menge kondensierten Wassers bei a in die Ueberhitzerleitung tritt.
Durch diese Konstruktion werden die Niederschläge des Kesselsteines in der
Rohrspirale ganz beseitigt, während andererseits das Gefäss V sehr leicht, eventuell auch während des
Betriebes, gereinigt werden kann.
Um eine möglichst weitgehende Ausnutzung der Heizgase zu erzielen, ist jetzt aber
der gesättigte nasse Dampf zuerst der obersten Ueberhitzerspirale zuzuführen, um
die hier direkt in den Fuchs tretenden Heizgase möglichst weit abkühlen zu
können. Eine Abkühlung bis unter die Sättigungstemperatur des Dampfes, wie sie
nach Tabelle XVII durch den in den Fuchs gebauten Vorwärmer erreicht wurde, ist
bei dieser Bauart nach Fig. 86 allerdings
unmöglich. Immerhin wiegt bei schlechtem Speisewasser der Vorteil, den die
Ausführungsart des Vorwärmers nach dem D. R. P. Nr. 89662 gewährt, diesen
Nachteil erheblich auf.
In Fig. 87 ist ein liegender Schmidt'scher Heissdampfkessel dargestellt, wie er
von der Ascherslebener Maschinenbau-Aktiengesellschaft
vormals W. Schmidt und Co. gebaut wird.
Der Flammrohrkessel ist mit Vorfeuerung versehen und gibt seinen Dampf an den in
einer besonderen Heizkammer eingebauten Ueberhitzer ab. Letzterer besteht aus 8
Rohrspiralen. Der gesättigte Dampf, welcher bei n
dem Dampfdome des Kessels entnommen wird, strömt auch hier bei b wieder zuerst in diejenige Spirale, welche von
den am weitesten abgekühlten Gasen bestrichen wird, das ist hier die unterste
Spirale. Von hier werden die folgenden 5 Spiralen nach oben im Gegenstrom zu den
Heizgasen durchzogen, während die beiden obersten Spiralen zuletzt den Dampf
parallel zu den Heizgasen führen. Bei c tritt der
überhitzte Dampf aus.
Textabbildung Bd. 312, S. 115
Fig. 87. Liegender Schmidt'scher Heissdampfkessel von der Ascherslebener
Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals W. Schmidt und Co.
Die Heizung des Ueberhitzers erfolgt durch die Gase, welche den ersten Zug
passiert haben. Durch Einstellung von Klappen lässt sich die durchtretende Menge
der Heizgase regeln. Der überschüssige Teil derselben bestreicht die
Mantelfläche des Kessels.
Besondere Besprechung erfordert noch der Speisewasservorwärmer, der hier in
anderer Weise, nämlich nach dem D. R. P. Nr. 89404, ausgeführt ist.
Hinter dem Ueberhitzer ist wieder eine Heizschlange, bestehend aus 10 Lagen
engröhriger Spiralen, eingebaut, welche aber nicht von dem vorzuwärmenden
Kesselspeisewasser, sondern immer von ein und derselben kesselsteinfreien
Wassermenge durchströmt wird. Auf diese Weise wird auch bei diesem Vorwärmer das
sehr lästige Ansetzen von Kesselstein in den schwer zugänglichen und schlecht zu reinigenden
dünnen Spiralrohren vermieden.
Die Uebertragung der von den Heizgasen aufgenommenen Wärme an das
Kesselspeisewasser erfolgt in folgender Weise.
Das in der Heizschlange erwärmte Wasser tritt bei d
aus, steigt in die Höhe und wird bei e in die in
dem Speisewasserbehälter f eingebaute Wärmeschlange
eingeführt. Infolge der Abkühlung sinkt das Wasser wieder zurück und tritt bei
g aus, um der im Fuchs angeordneten
Heizschlange wieder zuzufliessen, wo der Eintritt bei h erfolgt. Das Wasser zirkuliert also fortwährend und überträgt dabei
die Wärme der Fuchsgase an das Kesselspeisewasser. Der im Speisewasserbehälter
sich bildende Schlamm oder Kesselstein kann eventuell leicht beseitigt
werden.
Da die in den Wärmeschlangen zirkulierende Wassermenge zeitweise ergänzt werden
muss, so ist bei e eine vom Dampfdom ausgehende
Dampfleitung angeschlossen. Durch Kondensation des Dampfes wird das notwendige
Ersatzwasser erzeugt. Auf demselben Wege wird auch beim Anheizen eines Kessels
kesselsteinfreies Wasser in den Vorwärmerspiralen niedergeschlagen.
Bei dieser Ausführung des Vorwärmers lassen sich eventuell die Heizgase bis unter
die Sättigungstemperatur des Dampfes abkühlen.
Nach diesen Erläuterungen ist auch die Konstruktion des in den Fig. 88 und 89 dargestellten,
von der Maschinenfabrik J. E. Christoph in Niesky
gebauten Heissdampfkessels verständlich.
Der Ueberhitzer ist hinter dem Wellrohrkessel in einer besonderen Heizkammer
untergebracht und erhält einen Teil der aus dem ersten Zuge austretenden
Heizgase, während der andere Teil den Mantel des Kessels umspült. Der Eintritt
des Dampfes in den Ueberhitzer erfolgt bei g,
der Austritt bei h; die Dampfführung ist dieselbe
wie bei den Fig. 86 und 87.
Unter dem Ueberhitzer liegt die Vorwärmerschlange. Das Wasser tritt bei e aus, gelangt nach r,
durchströmt die obere Spirale, tritt bei d wieder
aus und gelangt bei f wieder zurück. Bei c schliesst die Dampfleitung an, welche zum
Neufüllen bezw. Nachfüllen des Rohrsystems mit Zirkulationswasser dient.
Textabbildung Bd. 312, S. 116
Heissdampfkessel von der Maschinenfabrik Christoph.
Das Kesselspeisewasser tritt bei b in den Vorwärmer
und bei a wieder aus, um in den Kessel zu
gelangen.
(Fortsetzung folgt.)