Titel: | J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen. |
Autor: | Th. Pregél |
Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 151 |
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J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen.
Von Prof. Th. Pregél in
Chemnitz.
J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen.
Seit vielen Jahren geniesst die Firma J. E.
Reinecker in Chemnitz-Gablenz in der Herstellung von Schneidwerkzeugen,
Loch- und Gewindebohrer, besonders von Fräsern und Messwerkzeugen einen vorzüglichen
Ruf. Auch hat diese Firma im Bau von Werkzeugmaschinen für Sonderzwecke und für
allgemeine Verwendung Hervorragendes geleistet und darin bereits vor der Ausstellung
in Chicago sich allgemeine Anerkennung erworben. Zur Ergänzung bereits früher in D. p. J. beschriebener Maschinen dürfte die Vorführung
dieser nach Originalzeichnungen vorgeführten Werkzeugmaschinenfolge dem Leser
willkommen sein.
Drehbank für Gewindebohrer, Bolzen und ähnliche Werkzeuge
(Fig. 1 bis 5a).
Textabbildung Bd. 312, S. 151
Fig. 1. Drehbank für Gewindebohrer, Bolzen und ähnliche Werkzeuge.
Besondere Einrichtungen zur selbstthätigen Hubbegrenzung des Schlittens, zur
Rückstellung des Schneidstahls nach beendetem auslaufenden Schnitt und zur raschen
Rückleitung des Schlittens in die Anfangslage, wobei der Schneidstahl zurückgelegt
bleibt, zeichnen diese Drehbank besonders aus und ermöglichen einen sicheren,
raschen und billigen Arbeitsbetrieb, indem ein Arbeiter bequem zwei Drehbänke
gleichzeitig bedienen kann. Bei den kleineren Drehbänken ist die Wange (Fig. 3 und 4) vermöge zweier
Endböckchen auf einer mit Randleisten versehenen Tischplatte gelegt, welche zur
Ablage von Werkzeugen, zum Teil auch zum Abfangen der Kühlflüssigkeit dient, während
die grösseren Gewindebohrer Drehbänke, Wangen mit selbständigen Kastenfüssen
erhalten, welche als Behälter gebraucht werden. Zudem besitzen diese grösseren
Drehbänke bei gleicher Ausführung des Schlittens eine abweichende Einrichtung für
den Schlittenrücklauf, die am Deckenvorgelege untergebracht ist, nebst
Rädervorgelege bekannter Bauweise im Spindelstock. Dagegen sind die Reitstöckchen
dieser Drehbanksgattung in gleicher Bauweise mit Keilleiste zur Seiteneinstellung
ausgeführt. In folgendem sollen nur die besonderen Eigentümlichkeiten dieser
Drehbänke hervorgehoben werden, welche teilweise durch das D. R. P. Nr. 47342
gedeckt sind (vgl. D. p. J. 1891 279 * 146). Im Spindelstock a läuft die hohle
Spindel b mit kegelförmigen Kopfzapfen in geschlossener
Rotgussbüchse, Während der lange cylindrische Hinterzapfen in konischer
Schlitzbüchse geht, an dessen innerer Ringmutter der an der Spindel mittels
Nase gehaltene Druckring sich stützt, wodurch der achsial gerichtete Spindeldruck
aufgefangen wird.
Textabbildung Bd. 312, S. 151
Fig. 2. Drehbank für Gewindebohrer, Bolzen und ähnliche Werkzeuge.
Da nun durch die konische Reibungsscheibe c bei der Kuppelung der Spindel b mit der Stufenscheibe d ein Achsendruck
nach rechts eintritt, der unter Umständen den vorher erwähnten an Kraftstärke
übertrifft, so dass die Spindel aus dem Vorderlager geschoben werden könnte, so sind
zur Verhinderung dessen Ringmuttern und Stellring am vorderen Lagerzapfen
vorgesehen, welche der Spindel b den richtigen Halt in
achsialer Richtung geben. Ausserdem ist zur Begrenzung des Andruckes für die
Verkuppelung in der Stufenscheibe d eine Windungsfeder
eingeschlossen, die sich an die feste Reibungsscheibe f
stützt und auf einen Ring wirkt, der in der Längsnut der Spindel geführt ist,
wodurch einer Verdrehung der Feder entgegengewirkt wird. An diese Scheibe f setzt sich die Nutscheibe g an, welche durch die Riemenrolle h
unmittelbar vom Deckenvorgelege bethätigt wird, und in einem Winkelhebel ik (Fig. 2) lagert,
welcher bei Ueberwindung einer Spannfeder durch den Handgriff k angestellt wird, womit eine rasche Rücklaufdrehung
der Spindel b und damit eine Rücklage des
Stichelschlittens verbunden ist, was natürlich nur bei ausgelöstem Reibungsgetriebe
c erfolgen kann. Dieses wird von einem Gabelhebel
x ergriffen, der ebenfalls durch eine Spannfeder in
die Ausrücklage gebracht wird, sobald die Zunge seines Aussenhebels aus einer
federnden Sicherung z tritt, welche durch eine
abgekröpfte Abstellschiene y durch den nach links
laufenden Stichelschlitten niedergedrückt wird. Hört diese Einwirkung bei angehendem
Rechtsgange des Stichelschlittens auf, so springt diese Sicherung z zwar in die Höhe, verriegelt aber dabei den Gabelhebel
x in die Ausrücklage. Soll nach beendetem
Schlittenleerlauf und nach erfolgter Schnitteinstellung zum Arbeitsgang eingerückt
werden, so wird mit der linken Hand, bei gleichzeitiger Stützung am festen
Seitengriff, der Gabelhebel x behufs Verkuppelung
eingedreht, während der Lagerhebel k vorher
freigelassen worden ist. Mittels Versatzräder m, die am
Schlitzhebel l sitzen, wird die Leitspindel n bethätigt, welche in einer Längsmulde der vorderen
Wangenfläche geschützt eingebettet ist. An der oberen, sowie an der vorderen
Wangenfläche findet der Winkelschlitten o seine
Bewegung durch die geschlossene Spindelmutter n (Fig. 3 und 4), während der mittlere
Querschlitten vermöge einer festgelagerten Spindel p
senkrechte Verschiebung erhält. Diese schraubt sich in einen Kolbenkörper q ein, welcher mittels eines Führungsklötzchens r an Verdrehung gehindert wird, während die
Keilschneide seiner äusseren Verlängerung an einer Formschiene s gleitet, die an einem stellbaren Winkelstück der
hinteren Wangenseite angebracht ist. Wenn nun die vorerwähnte Keilschneide der
Kolbenverlängerung an den ansteigenden Teil der Formschiene s (Fig. 5)
gelangt, so wird der Kolben q bei Ueberwindung der
eingeschlossenen Feder nach vorn zu gedrängt, wobei der Stichelquerschlitten
mitgeht. Gleichzeitig wird sich das Rückschlagventil v
öffnen und Druckflüssigkeit (Oel) aus dem Behälter durch den Saugraum w in den Cylinderraum q
nachfliessen. Sowie aber bei beginnendem Schlittenrechtsgange die Kolbenschneide q die Form schiene s
verlässt, wird die Pressflüssigkeit durch Ventilschluss abgefangen und der Stichel
in der Ausrücklage während des ganzen Leerganghubes erhalten, wobei mittels des am
Umfange eingeteilten Griffrades p die Anstellung des
Schneidstahls erfolgen kann. Gelangt aber gegen Ende des Schlittenleerlaufes die
äussere Ventilstange u (Fig. 5) unter einem
festen Winkelstück t, so tritt nach Eröffnung des
Ventils v die Federkraft hinter dem Kolben in Wirkung,
wodurch der Schneidstahlhalter zum Schnitt vorgelegt wird, worauf der Arbeitsgang
durch Linksverschiebung der Ausrückschiene y
eingeleitet werden kann, wozu ein Knopf an deren linkem Ende vorgesehen ist. Mit
diesen sinnreichen Einrichtungen wird die Aus- und Einrückung des Schneidstahls
erleichtert, sowie die Form des Gewindeauslaufes nur von der Formschiene s abhängig gemacht.
Textabbildung Bd. 312, S. 152
Drehbank für Gewindebohrer, Bolzen und ähnliche Werkzeuge.
Drehbank mit gekröpfter Wange (Fig.
6 und 7).
Zur Abminderung der Spannweite sind die kastenförmigen Fussansätze der mässigen Wange
a endseits eingerückt, wobei die Kröpfung
einen sehr einfachend Anschluss findet, was insgesamt zur Erhöhung der Festigkeit
beiträgt. Zudem ist die Wange in der Hauptform als Rohrkasten ausgebildet, so dass
diese den Verdrehungskräften am besten Widerstand leistet. Eigenartig sind die
dachförmigen Führungsleisten, von denen die beiden äusseren zur Stützung des
Schlittens, die innere zur Leitung des Reitstockes und zur Auflage des
Spindelstockes b dienen. Dieser besitzt eine
verhältnismässig bedeutende Konstruktionslänge, was für die sichere Lagerung der
Hohlspindel c von Wichtigkeit ist, deren vorderer
kegelförmiger Zapfen in geschlossener Rotgussbüchse läuft, während der achsiale
Spindeldruck vermöge Kugellager am inneren Bord der hinteren Lagerbüchse aufgefangen
wird. Diese federnde Lagerbüchse wird durch Ringmuttern in die kegelförmige
Ausbohrung des hinteren Lagerauges gedrückt und so der Anschluss an den hinteren
cylindrischen Spindelzapfen erreicht. Zur Erleichterung des Einbaues sind beide
Lageraugen des Spindelstockes geteilt, d.h. mit festen Deckeln versehen.
Textabbildung Bd. 312, S. 152
Drehbank für Gewindebohrer, Bolzen und ähnliche Werkzeuge.
Stirnräder f und i mit
Rohrwelle g, welche auf der exzentrisch gelagerten,
festen Zapfenachse geht, die durch Handgriff h verdreht
wird, bilden das bekannte ausrückbare Rädervorgelege der Drehbank, während die
Verkuppelung des Rades i mit Schlussscheibe der
Stufenrolle d durch radiale Verlegung der Kopfschraube
erfolgt. Neben dem mit der Stufenscheibe verbundenen Getriebe f ist auf die Drehbankspindel ein zweites Getriebe
gekeilt, in welches das Rad l eingreift, während das
Nachbarrad k mit f im
Eingriff steht. Je nach Bedarf wird vermöge des achsialen Stabkeiles eines dieser
beiden Räder l oder k mit
der Zwischenwelle verkuppelt und dadurch mittels Räder m das Versatzräderwerk n mit zweifacher
Geschwindigkeit bethätigt.
Textabbildung Bd. 312, S. 153
Fig. 6. Drehbank mit gekröpfter Wange.
Von diesem wird die Leitspindel s und mittels eines auf
Längskeil stellbaren Räderwerkes or auch die
Steuer-Welle (Zugspindel) t durch Räder pq in zweifacher Gangart betrieben, während in der
Zwischenlage der Schwesterräder or der Betrieb der
Zugspindel abgestellt bleibt. Der Schaltbetrieb durch die Zugspindel t und Zahnstange wird durch Verschiebung eines
konischen Wendetriebwerkes und dies nur bei ausgelöster Leitspindelmutter
ermöglicht, wozu die beiden am Schlittenschild sichtbaren Halbkreisscheiben zur
Sicherung dienen. Ausserdem kann gleichzeitig bei fortlaufendem Betrieb des
Langschlittens auch die Spindel z des Querschlittens in
Vor- oder Rücklauf bewegt werden, was durch Einstellung eines Wendegetriebes durch
den vorderen oberen Griff am Schlittenschild erfolgt.
Mit diesen im Schlittenschild untergebrachten Einrichtungen werden vom Standplatz des
Arbeiters aus sämtliche selbstthätige Schlittenbewegungen eingerückt, abgestellt und
umgeändert. Während des Gewindeschneidens bei eingerückter Leitspindelmutter sind,
wie vorerwähnt, alle selbstthätigen Schlittenbewegungen ausgerückt. Der
Schlittenrücklauf erfolgt durch Umkehrbewegung der Drehbank, wozu ein zweiter, und
zwar gekreuzter Antriebriemen vorgesehen ist, welcher dem Deckenvorgelege 175
Minutenumdrehungen erteilt, wogegen für den Arbeitsgang der Drehbank 90 Umdrehungen
der, Deckenwelle eingehalten Werden. Diese vorbeschriebene Drehbank hat 300 mm
Spitzenhöhe und eine Spitzenweite von 1500 mm und besitzt auch Einrichtungen zum
Kegeldrehen mittels Leitlineals an der Wangenhinterseite.
Fräser-Hinterdrehbänke.
Ueber diese Drehbänke, welche in verschiedenen Grössen und Ausführungen zur
Herstellung normal und schräg hinterdrehter Fräsewerkzeuge dienen, ist schon früher
ausführlich berichtet worden (vgl. D. p. J. 1892 286 * 5 und 6; 1894 294 * 99;
1896 299 * 180). Bemerkt wird noch, dass die Wange dieser
Bänke nicht auf Füssen, sondern auf einem schweren Bettkasten ruht, wodurch die
starken, durch die Schwingungsbewegung des Querschlittens bedingten Stösse gemildert
werden, und ein verhältnismässig ruhiger Gang ermöglicht wird. Diese Schwingungen
des Schneidstahlschlittens werden durch Drehung einer wagerecht liegenden
Kammscheibe erhalten, die ihre Bethätigung von Steuerwellen erhält, die vermöge
Räderwerke und Planetengetrieben sowohl mit der Drehbankspindel als auch mit der
Leitspindel in Verbindung stehen, so dass nach Bedarf die Schwingungsperioden des
Schneidstahlschlittens gegenüber der geradlinigen Fortschiebung des Hauptschlittens
vor- oder nacheilen und während der Zahnbildung der hinterdrehten Schneidformen
Furchen entstehen, welche eine die Schnittrichtung durchquerende, mehr oder weniger
steile Schraubenform bilden. Dadurch werden im Arbeitsverlauf dieser hinterdrehten
Werkzeuge ungleich starke Schnittangriffe vermieden bezw. ein gleichmässiger
Arbeitsgang angestrebt. Zudem besitzen diese Hinterdrehbänke auch besondere
Einrichtungen zum Profildrehen mittels Formschiene und spitzen Schneidstahl, während
gewöhnlich mit Profilstählen ohne Formschiene geschlichtet oder auch einfache Fräser
in gleicher Weise hinterdreht werden.
Textabbildung Bd. 312, S. 153
Fig. 7. Drehbank mit gekröpfter Wange.
(Fortsetzung folgt.)