Titel: J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen.
Autor: Th. Pregél
Fundstelle: Band 312, Jahrgang 1899, S. 169
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J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen. Von Prof. Th. Pregél in Chemnitz. (Fortsetzung des Berichtes S. 151 d. Bd.) J. E. Reinecker's Werkzeugmaschinen. Doppeltes, wagerechtes Ausbohrwerk für Kurbelstangenlager (Fig. 8, 8a und 9). Das gleichzeitige Ausbohren der beiden Lager von Schub- und Kuppelstangen auf Sondermaschinen bietet zur Sicherstellung der parallelen Lage beider Bohrungen längst anerkannte Vorteile. Da nun das Trieb- und Schaltwerk auch bei einfachen Bohrwerken Anwendung findet, so ist in folgendem ein solches Ausbohrwerk vorgeführt. Zwei stellbare Bohrwerke sind endseitig auf einer entsprechend langen Bettwange a mittels Skalenteilung und Teilscheibe an der Stellspindel in vorgeschriebenem Abstande einzurücken. An jedem Spindelstockkörper sind vorspringende Seitenarme c zur Aufstellung des übergreifenden Lagerböckchens für den Dorn der Bohrwelle vorhanden, auf welchem Arm auch die Reitstöcke lm sitzen, durch welche die Lage der geometrischen Längsachse des Werkstückes gesichert wird. Selbstverständlich erhalten diese Teile eine symmetrische, d. i. gegensätzliche Lage in den beiden Spindelstöcken. Wegen Verschiebung der Spindelstöcke erfolgt der Antrieb von zwei Stufenscheiben n durch je eine zur Wangenkante parallel gelagerte Keilnutwelle mittels Schraubenräder o, von deren Welle mittels Räderwerke p das Spindelrohr f entweder unmittelbar, oder durch Vermittelung des Vorgeleges g und der Räder rs in langsamer Gangart bethätigt wird. Hierzu dienen sowohl die exzentrischen Lager der Zapfenachse, welche mit Handgriff gedreht werden, als auch die Kuppelungsschraube p in bekannter Ausführung zur Einstellung des vorbezeichneten Räderwerkes. Die Hohlspindel läuft mit kegelförmigen Kopfzapfen in fester Rotgussbüchse des Vorderlagers und in stellbarer Schlitzbüchse des konisch ausgebohrten Hinterlagers, während ein Kugelring den achsialen Spindeldruck auffängt. Zur Führung der Bohrwelle h sind ferner Rotgussbüchsen mit Nasenleiste in die Hohlspindel f endseitig eingesetzt, während das hintere Ende der Bohrwelle h mittels Stellschrauben an eine Ringbüchse gekuppelt wird, die in einem Lagerschlitten y drehbar geht, der in einer langen Zahnstangenschiene z ausläuft. Dieser Lagerschlitten y ist in einer Bahn der am Spindelstock f angeschraubten Winkelstütze geführt, an welcher auch das Schalttriebwerk zum Teil seine Befestigung findet. Von einem neben dem Kugelringspurlager auf der Hohlspindel f befindlichen Rade wird durch das Dreiradwendetriebwerk t ein Räderzug uv, von dem v ein Satz von drei Stufenrädern ist, die nach Bedarf mittels achsialen Stabkeil ihre Einrückung finden, durch Schneckentriebwerk w das Zahnstangengetriebe x bethätigt und der Schaltbetrieb der Bohrwelle besorgt. Die 450 mm grossen und 110 mm breiten Antriebscheiben der beiden selbständigen Deckenvorgelege laufen mit 150 Minutenumdrehungen. Textabbildung Bd. 312, S. 170 Doppeltes, wagerechtes Ausbohrwerk für Kurbelstangenlager. Ständerfräsemaschine mit Winkeltisch (Fig. 10 und 11). Eine grössere Maschine aus einer Staffel senkrechter Ständerfräsemaschinen zeigt die eigentümliche Bauausführung und Anordnung der Triebwerke dieser Maschinengattung. Am oberen Ständerbogen a ist der Spindelstock b entweder angegossen oder wie in Fig. 10 angeschraubt, dessen senkrechte Hohlspindel c durch Rädervorgelege hi bezw. durch Winkelräder f von einer wagerechten Welle mittels dreiläufigen Stufenscheiben e durch zweiläufige Scheiben d vom Deckenvorgelege (225 Minutenumdrehungen) mit 6- bezw. 12fachem Geschwindigkeitswechsel bethätigt wird. Unmittelbar von diesem Vorgelege wird mit fünfläufiger Stufenscheibe die Gegenscheibe n für das Schaltwerk betrieben. Diese unmittelbare Antriebsweise bietet ganz besondere Vorteile in Bezug auf die Wahl einer von der Fräserumlaufszahl unabhängigen und dazu verhältnismässig günstigen Schaltungsgrösse, ist aber wegen der Bruchgefahr der Schneiden nur bei starken, grobgeteilten Fräsewerkzeugen anwendbar. Wird hierbei die Schaltung vorzeitig eingerückt oder steht der hinterdrehte Fräser zufälligerweise bei fortlaufender Schaltung einmal still, so wird einfach der Steuerungsriemen abfallen, sofern die Triebwerksteile genügende Festigkeit besitzen, um dem zunehmenden Schaltungsdruck widerstehen zu können. Doch ist in diesen verhältnismässig seltenen Fällen ein Stumpfwerden der Fräserschneiden, im schlimmsten Fall ein Verbiegen des Fräserdornes nicht ausgeschlossen. Trotzdem überwiegen die dauernden Vorteile des unmittelbaren Schaltbetriebes die verhältnismässig seltenen Gefahrennachteile und rechtfertigen erfahrungsgemäss dessen Anwendung. Dieser unmittelbare Schaltantrieb bildet übrigens eine Haupteigentümlichkeit der J. E. Reinecker'schen Fräsemaschinen. Zur Verdoppelung der Schaltungsgrössen ist die Antriebscheibe n (Fig. 10) mit einem eigenartigen Rädervorgelege ausgerüstet, welches an der Zapfenplatte o angeordnet ist, die ebenso wie die Stufenscheibe n auf der Welle lose geht, und während das grössere Getriebe auf diese Welle gekeilt ist, ist das kleinere mit der Stufenscheibe n verbunden Wird daher die Zapfenplatte o durch den Federstift mit der Stufenscheibe n verkuppelt, so dreht sich die Welle mit der Stufenscheibe n gleichmässig. Wird aber dieser Federstift gelöst und die Zapfenplatte durch einen Riegel an das Lager festgehalten, so findet Uebersetzung ins Langsame durch das Räderwerk statt. Vermöge der Winkelräder p wird der Fernrohrwelle q eine Schwingung in senkrechter Ebene um die Nabe des Mittelrades erteilt, wobei das kapselartige Lagergehäuse mitschwingt. Die gleiche Einrichtung besitzt der auf dem Querschlitten l sitzende Anschlusskopf r der Fernrohrwelle q, wobei eine durch Hebelgriff v stellbare Zahnkuppelungsmuffe für das Wendegetriebe eingeschaltet ist. Von dieser kurzen Querwelle r wird mittels Schraubenräder die Keilnutwelle s und von dieser entweder die linksseitige Schraubenspindel s oder die untere Welle t für den Hebebetrieb des Winkeltisches k durch die Tragspindel u getrieben, je nachdem die stets zwischen diesen drei Spindeln eingreifenden Getriebe durch Zahnkuppelungen ein- oder ausgerückt sind. Auf der oberen Längsführung des Querschlittens r verschiebt sich winkelrecht der Schlittentisch m, dessen Selbstgangbetrieb durch Anschlagschienen w ausgerückt werden kann. Bei diesen Fräsemaschinen mit senkrechter Arbeitsspindel und Winkeltisch ist ein Drehschlitten nicht vorgesehen. Textabbildung Bd. 312, S. 171 Fig. 10. Ständerfräsemaschinen mit Winkeltisch. Textabbildung Bd. 312, S. 171 Fig. 11. Ständerfräsemaschinen mit Winkeltisch. Winkeltischfräsemaschine mit liegender Spindel. Diese Maschinen, welche bereits früher beschrieben worden sind (vgl. D. p. J. 1896 299 * 254), besitzen am Querschlitten des Winkeltisches eine Kreisbahn, wodurch der im oberen Schlitten bewegliche Langtisch beliebige Winkeleinstellungen erhalten kann. In diesem Fall wird die Querwelle r (Fig. 10) mittels einer kurzen Winkelwelle sowohl die vorerwähnte, im Winkeltisch lagernde Keilnutwelle, als auch die Tischspindel m bethätigen. Selbstverständlich muss die zwischenliegende senkrechte Winkelwelle mit der Drehungsachse des Kreistisches zusammenfallen, um einen solchen Betrieb zu ermöglichen. Ständerfräsemaschine mit Kreuztischwerk (Fig. 12 bis 16). Textabbildung Bd. 312, S. 172 Ständerfräsemaschine mit Kreuztischwerk. Für allgemeine schwere Arbeiten an Dampfmaschinen- und Lokomotiventeilen dient die in Fig. 12 bis 16 dargestellte Fräsemaschine, deren Spindel a in langer konischer Büchse lagert, die vermöge Ringmuttern achsial nachstellbar ist und welche mittels Kugelringlager den senkrechten Spindeldruck auffängt. Diese Lagerbüchse ist in einem mittels Gegengewicht entlasteten ten, welcher an der inneren senkrechten Ständerbahn geführt ist und in gegebener Lage festgeschraubt wird. Es muss deshalb die mit Längsnut versehene Fräsespindel sich durch die Nabe des Schneckenrades d schieben, welche mittels konischer Lagerbüchse im oberen Ständerarm geführt ist. Im topfförmigen Schutzgehäuse läuft die Antriebschnecke f, deren Welle durch Stufenscheiben in vorbeschriebener Anordnung ihre Bethätigung mit sechsfachem Geschwindigkeitswechsel erhält. Sollen an demselben Werkstück leichtere Fräsearbeiten vorgenommen werden, so wird das von der Hauptspindelmittels Rad h und exzentrischem Einrückgetriebe i bethätigte Nebenwerk gebraucht, dessen kurze Fräsespindel nur im Unterlagerschlitten b geht. Um eine Behinderung des kurzen Fräsedornes l zu vermeiden, wird der grosse Fräsedorn m vermöge der durch die Spindel geführten Druckschraube n gelüftet und bequem entfernt. Textabbildung Bd. 312, S. 172 Ständerfräsemaschine mit Kreuztischwerk. Bei dem in Fig. 15 und 16 im Schnitt gezeichneten Tischwerk ist folgendes hervorzuheben. Mit der vom Decken Vorgelege direkt betriebenen Stufenscheibe wird mit verlegtem Stabkeil, also mit zweifacher Räderwahl das Kegelradwendetriebwerk und damit die wagerecht abzweigende Winkelwelle bethätigt. Von dieser den Ständerfuss durchquerenden wagerechten Welle zweigt im standermittel eine Winkelwelle ab (Fig. 15, rechter Teil, und Fig. 16 sind senkrechte Schnitte), von der mittels stehender kurzer Winkel welle ein wagerechtes Wellenstück betrieben wird, welches ein Stirn- und ein Winkelrad trägt. Mittels eines an einem Stellhebel befindlichen Zwischenrades (nicht sichtbar) wird die Rohrwelle (Fig. 16) in rascher Gangart, dagegen vermöge einer schwingenden Schneckenspindel (Fig. 15) die vorerwähnte Rohrwelle in langsamer Gangweise und zwar in gegensätzlicher Richtung, d. i. im Arbeitsgange getrieben. Zwischen dem Stirn- und Schneckenrade (Fig. 16) ist eine kurze Schraube eingespannt, welche in eine muldenförmige am Langtisch angeschraubte, mit Muttergewinde versehene Rinne eingreift, wodurch der Langtisch geschaltet wird, während die durchgeschobene Zapfenwelle zur Anstellung des Tisches dient. Textabbildung Bd. 312, S. 173 Fig. 17. Ständerfräsemaschine mit Kopiertischwerk. Von der bereits erwähnten Winkelwelle im standermittel wird mittels eines kurzen Zapfenwellstückes und dreier Winkelräder eine kurze stehende Schneckenspindel gedreht, welche ein durch Zahnkuppelung einzurückendes Schneckenrad und damit die Leitspindel für den Querschlitten bethätigt. Der Hub beider Schlittenbewegungen wird durch geeignete Anschlag- und Riegel werke aufs genaueste begrenzt, indem beim Langtisch das Schneckengetriebe (Fig. 15), beim Querschlitten die Zahnkuppelung ausgelöst wird. Eine kleine Fächerpumpe an der rechten Bettseite besorgt die reichliche Zuleitung von Kühlwasser, welches am oberen Randbord des geschlossenen Langtisches gesammelt und in den Saugkasten der Fächerpumpe geleitet wird. Textabbildung Bd. 312, S. 173 Fig. 18. Ständerfräsemaschine mit Kopiertischwerk. Ständerfräsemaschine mit Kopiertischwerk. (Fig. 17 und 18). Diese Maschine stimmt im Gestell und Triebwerk mit der vorbeschriebenen (Fig. 12 bis 14) vollständig überein, sonst unterscheidet sich dieselbe im Schlittentischwerk, indem die Bahn des Querschlittens verlängert, der darauf bewegliche Langschlitten zu einer rechteckigen Platte verkürzt und mit einem Drehtisch ausgerüstet ist. Dieser wird, wie die anderen Schlittenteile, selbstthätig und zwar rund geschaltet, wobei das Schaltwerk hierzu mit dem Schaltgetriebe des Langtisches in Verbindung gebracht ist. Auch wird in diesem Fall der beschränkte Langtisch nicht durch eine kurze Schraube in langer Rillenmulde (wie Fig. 15 und 16), sondern mittels Schraubenspindel nach gewöhnlicher Art geschaltet. Ausserdem erhält der untere Kreuzquerschlitten Betrieb nebst der Schraubenspindel noch mittels Zahnstange, deren Getriebswelle linksseitig aus dem Ständerbett hervorragt (Fig. 17 und 18) und durch ein Lagerböckchen gestützt ist. An dieser Stelle sitzt ein Sperrrad, in welches die Klinken zweier Gewichtshebel einsetzen, welche die Getriebswelle nach rechts drehen, wodurch der untere Querschlitten bei ausgelöster Spindelmutter vorgeschoben wird. Es sind zwei Gewichtshebel vorgesehen, damit das resultierende Drehmoment möglichst gleichförmig ausfalle. Nun ist am vorderen Teil des Ständerbettes ein Böckchen befestigt, welches Träger für die Formschiene ist, gegen welche ein am Langschlitten befestigtes Röllchen sich führt, welches den Stützpunkt für die augenblickliche Lage des Tischwerkes bildet. Wird daher der obere Langschlitten mit dem Drehtisch nach rechts oder links bewegt, so muss der Quertisch nach Massgabe der Schablonenform vor- oder zurücktreten, wobei das aufgespannte Werkstück gegen das Fräsewerkzeug geführt wird, welches durch das am Ständer angeschraubte Rollenböckchen gegen Seitendruck gesichert wird. (Schluss folgt.)