Titel: | Verunreinigungen des Karbides und Acetylens. |
Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 24 |
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Verunreinigungen des Karbides und Acetylens.Nach einem uns von Herrn F.
Lietanz-Düsseldorf freundlichst überlassenen Vortrag von Dr. N. Caro (Berlin).
Verunreinigungen des Karbides und Acetylens.
Die Frage der Verunreinigungen des Acetylens spielt in der Acetylenindustrie
eine hervorragende Rolle, seit man erkannt hat, dass diese Verunreinigungen die
Ursache einer Reihe von Missständen sind, welche der Acetylenbeleuchtung anhaften.
Die bei manchen Apparaten beobachteten Selbstexplosionen des Acetylens, die
Verstopfung von Brennern bei Acetylenbeleuchtung, das hierbei beobachtete Russen und
die Erzeugung von schwindelerregenden Dünsten, alles das wurde als Wirkung der in
dem Acetylengase befindlichen Verunreinigungen angesehen.
Es ist deshalb von grösster Wichtigkeit, festzustellen, in welcher Form sich die
diese Verunreinigungen liefernden Beimengungen des Karbides befinden und welcher Art
die Verunreinigungen sind, die unter den verschiedenen Bedingungen der
Acetylenerzeugung hierbei entstehen.
In der Hauptsache handelt es sich um drei Elemente, welche im Karbide enthalten sind
und welche Verunreinigungen liefern: Diese sind Schwefel, Phosphor und
Stickstoff.
Der Schwefel befindet sich im Karbide hauptsächlich in
Form dreier Verbindungen: des Calciumsulfides, des Calciumkarbosulfides und des
Aluminiumsulfides.
Die beiden ersten Verbindungen verdanken ihre Existenz der Anwesenheit von
schwefelsaurem Kalk im angewendeten Kalke und von Schwefel in der zur Fabrikation
verwendeten Kohle. Die Menge beider Verbindungen kann im Karbide auf ein Minimum
reduziert werden, denn bei der Temperatur des elektrischen Ofens tritt unter
Einwirkung von Kohle eine Spaltung dieser Verbindungen derart ein, dass sich
Calciumkarbid einerseits, Schwefel bezw. schweflige Säure andererseits bildet. Diese
Thatsache ist schon früher durch Döllner und Jacobsohn erkannt und in einem Verfahren zur
Herstellung von Schwefel bezw. schwefliger Säure aus Sulfaten und Sulfiden verwendet
worden.
Die dritte Verbindung, das Aluminiumsulfid, entsteht in jedem Falle dann, wenn
Thonerde und Schwefel vorhanden sind. Es bildet sich in der Form des
Aluminiumpentasulfides Al2, welche Form, wie Murlot fand (Comptes
rend., 1896 S. 123), bei der Temperatur des elektrischen Ofens beständig
ist. Immerhin lässt sich auch die Menge dieses Sulfides herabmindern, denn bei
Anwesenheit eines Kohleüberschusses wird es ebenfalls gespalten unter Bildung von
Aluminiumkarbid und Schwefel.
Alle drei Verbindungen geben bei der Zersetzung mit Wasser schwefelhaltige
Verunreinigungen des Acetylens, jedoch verschieden unter den
verschiedenartigsten Bedingungen.
Aluminiumsulfid wird von Wasser sowohl in der Kälte, als auch in der Wärme unter
Abscheidung von Schwefelwasserstoff zersetzt. Das Schwefelcalcium wird von kaltem
Wasser dissociiert, es gibt deshalb Schwefelwasserstoff nur bei höheren Temperaturen
ab, das Calciumsulfokarbid wird weder bei gewöhnlicher Temperatur, noch bei höherer
durch Wasser zersetzt, gibt jedoch bei höherer Temperatur mit Acetylen flüchtige
schwefelhaltige Produkte.
Der entstehende Schwefelwasserstoff wird bei niederer Entwickelungstemperatur von dem
Kalkschlamm zurückgehalten, bei höherer Temperatur reagiert er mit dem Acetylen und
den Kondensationsprodukten desselben unter Bildung organischer Schwefelverbindungen.
Von den letzteren ist es mir gelungen, zwei zu identifizieren und zwar Senföle und
Mercaptane. Diese beiden Arten sind vermengt mit grösseren oder geringeren Mengen
anderer schwefelhaltiger Produkte, welche sämtlich in zwei Gruppen geteilt werden:
1. solche, welche in Aetherligroin löslich sind, dann 2. solche, welche in diesem
Lösungsmittel nicht zurückgehalten werden. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von
Ammoniak bilden sich basische Schwefel- und stickstoffhaltige Produkte,
wahrscheinlich die entsprechenden Amidoverbindungen.
Entsprechend der Thatsache, dass bei den Apparaten, in welchen Karbid ins Wasser
fällt, eine niedrige Entwickelungstemperatur herrscht, in den Apparaten mit
Tropfzufluss eine hohe, sind auch die in diesen Apparaten enthaltenen Gase bei
gleichem Karbidmaterial verschieden. Während bei den Einwurfapparaten der grösste
Teil des entwickelten Schwefelwasserstoffes im Kalkschlamm zurückbleibt, nur sehr
geringe Mengen organischer Schwefelverbindungen sich bilden und der in Form von
Karbosulfid enthaltene Schwefel überhaupt nicht zersetzt wird, tritt bei
Tropfapparaten eine absolut grössere Bildung von schwefelhaltigen Produkten schon
durch Zersetzung des Karbosulfides ein, im Rückstand bleibt nur ein geringer Teil
des Schwefels zurück, während die Hauptmenge desselben im Gase in Form von
Schwefelwasserstoff und erheblichen Mengen organischer Schwefelverbindungen sich
befindet. Diese Befunde wurden von mir seiner Zeit experimentell festgestellt und
die betreffenden Untersuchungen in der Zeitschrift für
Calciumkarbidfabrikation und Acetylenbeleuchtung veröffentlicht. Ich will
nur kurz die erhaltenen Resultate wiederholen.
Bei Anwendung eines Einwurfapparates waren von dem im Karbid enthaltenen Schwefel
vorhanden:
im Rückstande:
75,74%
als Sulfid,
8,53%
in festerer Bindung (als Karbosulfid);
im Gase:
15,41%
als Schwefelwasserstoff,
0,31%
als organische Verbindung in Aether-ligroin löslich.
Bei Anwendung eines Tropfapparates dagegen:
im Rückstände:
5,55%
als Sulfid,
0,82%
in festerer Bindung;
im Gase:
71,12%
als Schwefelwasserstoff,
17,26%
als organische in Aetherligroin löslicheVerbindung
(senfölhaltig),
4,72%
als organische in Aetherligroin unlöslicheVerbindung
(mercaptanhaltig).
Bei Anwendung desselben Tropfapparates war, als durch schärferen Wasserzulauf die
Entwickelungstemperatur noch gesteigert wurde, die Verteilung des Schwefels wie
folgt:
im Rückstande:
4,93%
als Sulfid,
0,61%
in festerer Bildung;
im Gase:
60,79%
als Schwefelwasserstoff,
25,59%
als organische in Aetherligroin löslicheVerbindung,
8,11%
als organische in Aetherligroin unlöslicheVerbindung.
Bei Verwendung eines thonerdefreien Materials und eines Einwurfapparates waren
vorhanden:
im Rückstände:
96,74%
als Sulfid,
0,46%
in festerer Bildung;
im Gase:
2,78%
als Schwefelwasserstoff,
0,00%
als organische Verbindungen.
Dagegen mit Tropfapparat:
im Rückstande:
4,88%
als Sulfid,
0,23%
in festerer Bindung;
im Gase:
53,95%
als Schwefelwasserstoff,
14,71%
als organische in Aetherligroin löslicheVerbindung,
26,51%
als organische in Aetherligroin unlöslicheVerbindung.
Aus diesen erhaltenen Resultaten liessen sich die oben mitgeteilten Rückschlüsse auf
die Natur der im Karbide enthaltenen schwefelhaltigen Verunreinigungen und auf ihr
Verhalten in den verschiedenen Entwickelungsapparaten ziehen.
Für den Betrieb von Acetylenerzeugern sind diese Befunde insofern von Wichtigkeit,
als daraus hervorgeht, dass Apparate mit niedriger Entwickelungstemperatur
(Einwurfapparate) absolut weniger schwefelhaltige Produkte liefern, von denen nur
ein geringer Teil im Gase enthalten ist, als Apparate mit hoher
Entwickelungstemperatur (Tropfapparate), bei denen die ganze im Karbide enthaltene
Menge schwefelhaltiger Verbindungen zersetzt wird und bei denen auch fast aller im
Karbide enthaltene Schwefel in das Gas gelangt. Da ausserdem bei den Apparaten mit
niedriger Entwickelungstemperatur fast gar keine organischen schwefelhaltigen
Verbindungen sich bilden, bei denen mit hoher Entwickelungstemperatur aber eine
ziemlich erhebliche Menge, welche vor dem Verbrauch entfernt werden muss, und diese
organischen Verbindungen einen, wenn auch geringen Teil des Acetylens zu ihrer
Bildung verbrauchen, so ist die Gasausbeute bei den Apparaten der ersten Kategorie
grösser, als bei derjenigen der zweiten. Allerdings muss hierbei in Betracht gezogen
werden, dass bei den gebräuchlichsten Apparaten mit niedriger
Entwickelungstemperatur, den sogen. Einwurfapparaten, ein Acetylenverlust durch
Auflösen des Acetylens im Entwickelungswasser stattfindet.
Der zweitwichtigste Bestandteil der Karbide, welche Verunreinigungen geben, ist der
Phosphor. Er entstammt dem im kohlensauren Kalk
enthaltenen phosphorsauren Kalke und den in der Kohle enthaltenen
Phosphorverbindungen. Im Karbide befindet er sich in Form von Calciumphosphid,
welche Verbindung im elektrischen Ofen, wie Moissan jüngst gezeigt hat, bei unvollständiger Reduktion des
phosphorsauren Kalkes sich bildet. Bei der Temperatur des elektrischen Ofens und bei
einem Ueberschuss von Kohle spaltet sich Phosphorcalcium, indem sich einerseits
Calciumkarbid bildet, andererseits Phosphor sich verflüchtigt. Auf dieser
Beobachtung basiert der elektrische Prozess zur Herstellung von Phosphor aus
phosphorsaurem Kalk und Kohle von Frank und Hilpert.
Diese Eigenschaft des Calciumphosphides macht es möglich, auch bei phosphorreichem
Rohmaterial ein phosphorarmes Karbid zu erhalten, indem das Produkt mit einem
gewissen Kohleüberschuss gut durchschmolzen wird.
Das Phosphorcalcium besitzt die Eigenschaft fast sämtlicher metalloidischer
Calciumverbindungen, durch Wasser gespalten zu werden. Es entsteht bei dieser
Reaktion einerseits Calciumhydroxyd, andererseits Phosphorwasserstoff. Welcher
Formel das im Karbid enthaltene Phosphorcalcium entspricht, ob derjenigen des
Phosphorwasserstoffes PH3 oder auch zum Teil
derjenigen der Verbindung P2H4 kann ich bestimmt nicht entscheiden. Ich nehme an,
dass die Verbindung P2H4 aus dem im Karbide enthaltenen Calciumphosphide nicht entsteht und zwar
auf Grund der Beobachtung, dass es mir niemals gelungen ist, die Anwesenheit dieser
Verbindung bei geschmolzenem Karbid festzustellen. Während auf gewöhnlichem Wege
erhaltenes Phosphorcalcium selbstentzündliches Gas liefert, erhält man aus dem nach
Moissan im elektrischen Ofen erhaltenen
Calciumphosphid fast ausschliesslich die nicht selbstentzündliche Modifikation PH3. Durch direkten Versuch konnte ich auch
nachweisen, dass das P2H4 liefernde Phosphid bei der Temperatur des elektrischen Ofens derart
zersetzt wird, dass sich die PH3 liefernde
Verbindung bildet. Als Material stand mir zur Verfügung das bei dem
Phosphorverfahren von Frank und Hilpert im Rückstande erhaltene Rohkarbid, welches 1,38% Phosphor
enthielt. Dieses Rohkarbid war nicht geschmolzen und lieferte bei der Einwirkung von
Wasser ein Gas, welches sich im Moment des Entstehens auch von selbst entzündete.
Dieses Karbid wurde nun ohne weiteren Zusatz im elektrischen Ofen durchgeschmolzen
und nun erhielt ich ein Karbid mit 1,26% Phosphor, welches aber ein Gas lieferte,
dem selbstentzündliche Eigenschaften total fehlten. Ein anderer Versuch bestätigte
diese Resultate. Ueber so raffiniertes, selbstentzündlichen Phosphorwasserstoff
nicht lieferndes Karbid wurde Phosphordampf geleitet, indem das Karbid auf ca. 220°
erhitzt war. Nach dem Abkühlen und Auswaschen mit Schwefelkohlenstoff (zur
Entfernung des mechanisch niedergeschlagenen Phosphors) erhielt ich ein Produkt mit
1,42% Phosphor, welches wiederum selbstentzündliches Gas lieferte.
Dieses Produkt gab, im elektrischen Ofen durchgeschmolzen, ein Produkt mit 1,32%
Phosphor, welches bei Einwirkung von Wasser ein nicht selbstentzündliches Gas
gab.
Aus allen diesen Versuchen und Beobachtungen glaube ich den Schluss ziehen zu können,
dass bei der Temperatur des elektrischen Ofens sich nur ein Phosphid bildet, welches
keinen selbstentzündlichen Phosphorwasserstoff liefert. Dieses schliesst natürlich
nicht aus, dass ein Gemisch von Acetylen und Luft durch diesen Phosphorwasserstoff
entzündet wird, wenn dessen Menge so gross ist, dass seine Oxydationswärme zur
Zündung des Acetylenluftgemisches ausreicht. Lewes hat
gefunden, dass im Gemisch mit nicht unter 15% Phosphorwasserstoff diese
Eigenschaften besitzt.
Das Zersetzungsprodukt des im Karbide befindlichen Calciumphosphides, der
Phosphorwasserstoff, ist im Acetylengase enthalten, ganz gleichgültig, auf welche
Art die Entwickelung des Acetylens erfolgt. Es bestehen jedoch Verschiedenheiten der
erhaltenen Produkte in qualitativer und quantitativer Beziehung, je nach den
Umständen, ob Acetylen bei niedriger oder bei hoher Temperatur entwickelt wurde.
Bei Apparaten mit niedriger Entwickelungstemperatur wurde fast nur reiner
Phosphorwasserstoff erhalten, dagegen mit Apparaten mit hoher
Entwickelungstemperatur ein Gas, welches neben Phosphorwasserstoff auch noch
organische Phosphorverbindungen enthielt.
Die Trennung dieser beiden Arten von Verbindungen konnte nur in
unvollkommener Weise dadurch bewerkstelligt werden, dass das Gas zunächst durch eine
Waschflasche mit Ligroin und dann durch Hypochloritlösung geleitet wurde. Nach dem
Verdunsten von Ligroin blieb eine geringe Menge einer phosphorhaltigen Substanz
übrig, während der aufgefangene Petroleumäther noch ebenfalls phosphorhaltige
Verbindungen enthielt. Der Destillationsrückstand wurde mit Salpetersäure oxydiert,
das abdestillierte bezw. abgedunstete Ligroin mit Natriumhypochloritlösung längere
Zeit geschüttelt. Die erhaltenen Mengen waren aber, trotz sehr grosser angewendeter
Mengen Acetylen (nicht unter 5 kg Karbid) so gering, dass dem gefundenen Resultate
nur ein Vergleichswert zugeschrieben werden kann.
Auf diese Weise untersucht, ergab sich folgende Verteilung des im Karbide enthaltenen
Phosphor, dessen Gesamtmenge durch Schmelzen einer Probe Karbid mit Soda und
Salpeter und Ausfällung der Phosphorsäure bestimmt wurde.
Bei Anwendung eines Einwurfapparates waren enthalten
im Gase:
82,0%
als Phosphorwasserstoff,
0,2%
als organische Verbindung;
im Rückstande:
17,8% aus Differenz berechnet.
Bei Anwendung eines Tropfapparates:
im Gase:
52,2%
als Phosphorwasserstoff,
14,3%
als organische flüchtige Verbindung,
2,1%
als organische nichtflüchtige Verbindung;
im Rückstande:
31,4% aus Differenz berechnet.
Die Natur der erhaltenen organischen Phosphorverbindungen konnte nicht festgestellt
werden. Es ergab sich nur das bemerkenswerte Resultat, dass bei Anwesenheit von
Ammoniak im Gase die flüchtige wie nichtflüchtige organische Substanz
stickstoffhaltig war und ein Teil beider Verbindungen durch Salzsäure aus der
ätherischen bezw. petrolätherischen Lösung ausgeschüttelt werden konnte, demnach
basischer Natur war.
Die oben mitgeteilten Resultate zeigen aber auch, dass die mit den verschiedenen
Apparaten erhaltenen Gase in Bezug auf Gehalt an phosphorhaltigen Verbindungen auch
quantitative Verschiedenheiten aufweisen und zwar bestehen sie bemerkenswerter Weise
darin, dass das mit Tropfapparaten erhaltene Gas phosphorärmer ist, als das in
Einwurfapparaten erzeugte.
Diese auf den ersten Blick merkwürdige Erscheinung wird leicht verständlich, wenn man
bedenkt, dass die Entwickelungstemperatur bei den Tropfapparaten eine erheblich
höhere ist, als diejenige der Einwurfapparate. Nun ist es bekannt, dass
Phosphorwasserstoff bei gewöhnlicher Temperatur nur wenig von Alkalien angegriffen
wird, dass dagegen bei höherer Temperatur eine Einwirkung von Alkalien auf
Phosphorwasserstoff unter Bildung von hypophosphoriger Säure stattfindet. Diese von
Winkler gefundene Reaktion (vgl. P. A. 111 443) erklärt auch die von Dulong gemachte Beobachtung, dass bei schneller
Zersetzung von Phosphiden des Calciums, Strontiums und Baryums ebenfalls
hypophosphorige Säure in bedeutenden Mengen entsteht.
Diese Reaktion, die als Verseifung angesehen werden muss, findet auch zum Teil bei
der Darstellung von Phosphorwasserstoff aus Phosphor und Kalilauge statt, und
enthält deshalb dieses so erhaltene Gas zum grossen Teil auch Wasserstoff
PH3 + KOH = PH2 (OK) + H.
Inwieweit die Anwesenheit von Wasserstoff im Acetylengase auf
diese Reaktion zurückzuführen ist, konnte mit Bestimmtheit nicht festgestellt
werden. Die Anwesenheit von hypophosphorigen Salzen in dem Kalkrückstande konnte
dadurch festgestellt werden, dass ein Teil des Rückstandes in Salzsäure aufgelöst,
beim Kochen Spuren von Phosphorwasserstoff gab und in Lösung Phosphorsäure
nachgewiesen werden konnte. Dieses entspricht der bekannten Reaktion der
unterphosphorigen Säure
2H3PO2 = PH3 + H3PO4.
Die Erkenntnis, dass Phosphorwasserstoff bei höherer
Entwickelungstemperatur zum Teil nicht in das Gas übergeht, sondern in gebundener
Form (als hypophosphoriges Salz bezw. Oxydationsprodukte desselben) im Rückstande
zurückbleibt, hat mich veranlasst, die Erscheinungen der Verunreinigung durch
Phosphorwasserstoff zu prüfen, welche bei der Entwickelung von Acetylen in
Tauchapparaten auftreten. – Bereits früher (vgl. Zeitschrift
für Beleuchtungswesen, 1898 S. 134) habe ich mitgeteilt, dass bei dem
Betriebe mit Tauchapparaten der bemerkenswerte Umstand eintritt, dass im ersten
Moment der Entwickelung das Gas eine die normale Zahl weit übersteigende Menge
Phosphorwasserstoff enthält. Diese Beobachtung, welche Liebetanz in seinem Handbuch der Calciumkarbid-
und Acetylentechnik bestätigt, führte mich dazu, die Tauchapparate als sehr
explosionsgefährlich im ersten Moment der Entwickelung anzusehen. – Wie ich nun
gefunden habe, tritt diese Erscheinung der vermehrten Entwickelung von
Phosphorwasserstoff nur dann ein, wenn die Entwickler mit frischem Wasser beschickt
sind; dagegen findet beim Betriebe oder wenn der Entwickler von vornherein mit
Kalkwasser beschickt wird, eine gegenteilige Erscheinung statt: der Gehalt an
Phosphorwasserstoff im Gase sinkt unter die normale Zahl. Diese Erscheinung, welche
auf die beobachtete Zersetzung des Phosphorwasserstoffes durch alkalische
Flüssigkeiten bei höherer Temperatur beruht, führt zu den praktischen Resultaten,
dass die höhere Gefährlichkeit der Tauchapparate, veranlasst durch grössere
Entwickelung von Phosphorwasserstoff im ersten Moment der Gasgewinnung, vermieden
werden kann, wenn man den Apparat nicht mit reinem Wasser, sondern mit Kalkwasser,
d.h. unter Zurücklassung eines Teiles des Schlammes von der vorhergehenden Charge,
beschickt.
Dazu kommt noch, dass, wie ich nunmehr glaube, eine Selbstentzündung des Gases
infolge Fehlens von selbstentzündlichem Phosphorwasserstoff bei Anwendung von
durchgeschmolzenem Karbid überhaupt nicht oder nur sehr schwer stattfinden kann.
Die Untersuchung der im Acetylengase bei den verschiedenen Entwickelungsarten
enthaltenen phosphorhaltigen Produkte führt mich zu dem Schlusse, dass hierbei
Apparate mit niedriger Entwickelungstemperatur gleichwertig sind denjenigen mit
hoher Entwickelungstemperatur, denn während bei den letzteren die schwer
entfernbaren organischen Verbindungen sich bilden, ist dafür bei den ersteren die
Menge der in das Gas tretenden phosphorhaltigen Verbindungen grösser.
Das dritte, die hauptsächlichsten Verunreinigungen liefernde Element, der Stickstoff, befindet sich im Karbide in Form des
Calciumnitrides und verdankt seine Anwesenheit wohl in erster Linie den in der Kohle
enthaltenen Stickstoffverbindungen. Das Calciumnitrid zersetzt sich ebenfalls bei
Einwirkung von Wasser analog allen metalloidischen Calciumverbindungen, indem
einerseits Calciumhydroxyd, andererseits die entsprechende Wasserstoffverbindung,
das Ammoniak, entsteht.
Die Bildung von Ammoniak im Gase glaubt Bamberger auf
das Vorhandensein von Calciumcyanid zurückzuführen und stützt sich hierbei auf die
von Frank und mir gemachte Entdeckung, dass Stickstoff
von Karbiden unter Bildung der entsprechenden Cyanide aufgenommen wird.
Zahlreiche von mir ausgeführte Untersuchungen von Calciumkarbid haben aber das
Resultat ergeben, dass Calciumcyanid im geschmolzenen Karbid sich überhaupt nicht
befindet und nur in den äusseren, gewöhnlich in den Handel nicht gelangenden Partien
der Karbidblöcke nachgewiesen werden kann. Dieses befindet sich auch in
Uebereinstimmung mit der bei der technischen Durchführung unseres Verfahrens von Dr.
Frank und mir gemachten Beobachtung, dass die
Zersetzungstemperatur des Calciumcyanides niedriger liegt, als die
Bildungstemperatur des Karbides, demnach beim Schmelzen von Karbid kein Cyanid
entstehen kann und dasselbe nur beim Abkühlen durch Einwirkung der Luft auf die
äusseren Karbidschichten sich bilden kann.
Das Zersetzungsprodukt des Nitrides, Ammoniak, entsteht bei Zersetzung sowohl bei
niedriger, als auch bei höherer Entwickelungstemperatur. Seine Menge im Gase ist sehr variabel,
denn bei den Einwurfsapparaten wird über 90% des Gases im Entwickelungswasser
zurückgehalten, bei den Tropfapparaten bildet ein grosser Teil kondensierte
Verbindungen sowohl mit dem Schwefelwasserstoff, als auch mit Phosphorwasserstoff
und mit Acetylen. Die teerigen, bei dem Betriebe von Tropfapparaten erhaltenen
Produkte, gehen beim Schütteln mit Salzsäure zum Teil in Lösung und sind die
hieraus, nach Uebersättigung mit Lauge ausgeätherten Oele stickstoffhaltig. Die
Natur derselben habe ich nicht feststellen, jedoch mit Sicherheit die Abwesenheit
von Anilin, Pyridin und Pyrol nachweisen können.
Wenn auch die Menge des im Gase enthaltenen Ammoniaks eine geringe ist, so ist doch
die Entfernung desselben unbedingt geboten, da Ammoniak höchst korosive Wirkungen
auf Rohrleitungen, namentlich auf Messingteile derselben ausübt und deshalb der
Bildung zu vermeidender Acetylenverbindungen Vorschub leistet.
Die übrigen im Acetylen gase vorkommenden Verunreinigungen sind von untergeordneter
Bedeutung, kommen nur selten vor, sind deshalb für gewöhnlich belanglos. Auf eine
Verunreinigung möchte ich noch aufmerksam machen, welche hin und wieder auftritt,
deren Entstehung aber bis jetzt ganz unaufgeklärt ist. Es ist dieses Kohlenoxyd, dessen Vorkommen zuerst, so viel mir
bekannt ist, von Lundström angegeben worden ist. Diese
Verbindung kommt hin und wieder in ungereinigtem Acetylen vor und habe ich Mengen
bis zu 2,3% feststellen können, während Lundström
Maximalmengen von 1,48% angibt. Bei dem in Einwurfapparaten erhaltenen Gase konnte
ich nur selten und dann nur spurenweises Auftreten von Kohlenoxyd beobachten, öfters
dagegen bei in Tropfapparaten erhaltenen Gasen. Vielleicht führt zur Lösung der
Frage, welcher Art die Verbindung ist, welche Kohlenoxyd liefert, die weitere
Erforschung der Resultate eines Versuches, welchen ich bei anderer Gelegenheit
ausgeführt habe. Von der Annahme geleitet, dass bei Einwirkung von Kohle auf andere
Sauerstoffverbindungen als Oxyde der alkalischen Erden auch andere Karbide
entstehen, habe ich eine Mischung von Baryumsuperoxyd und Kohle zusammengeschmolzen,
wobei ich mich als Wärmequelle, nach dem Vorbilde Goldschmidt's, des Aluminiumpulvers bediente und wobei ich, zur Mässigung
der Reaktion, als Verdünnungspulver Baryumoxyd angewendet habe. Ich erhielt hierbei
ein zusammengeschmolzenes Karbid, welches mit kaltem Wasser nicht erhebliche Mengen
verschiedener Kohlenwasserstoffe entwickelt, beim Erhitzen mit Wasser grosse Mengen
eines Gases gab, welches zwischen 40 bis 60% Kohlenoxyd enthielt. Die weiteren
Untersuchungen in dieser Richtung werde ich noch fortführen.
Die Wirkung der verschiedenen, oben näher gekennzeichneten Verunreinigungen des
Acetylens auf die Qualität des Gases ist bekannt und kann ich dieselbe füglich
übergehen. Es sind eine ganze Anzahl von Verfahren vorgeschlagen worden, welche die
Reinigung des Acetylens bezweckten, jedoch haben nur wenige derselben Eingang in die
Praxis gefunden. Ich möchte an dieser Stelle vor der Verwendung solcher Mittel
warnen, welche unter hochklingenden Namen meist aus dem Auslande angepriesen werden,
da solche nach meinen Untersuchungen viel zu hoch bezahlt werden und für die
Reinigung des Gases, welche sich auf alle Verunreinigungen erstrecken soll, keinen
Wert haben. Ich verweise hier ausdrücklich auf die sogen. Marseiller Masse, welche
ein ganz unbrauchbares Gemisch von Sägespänen und Rasenerz darstellt, und die zu
hohem Preise unter den verschiedensten Namen verkauft wird.
Die in der Gastechnik bekannte Lux-Masse wird als vorzügliches Entschwefelungsmittel
ebenfalls angepriesen, jedoch muss darauf Rücksicht genommen werden, dass die Masse
die organischen Schwefelverbindungen nicht aufnimmt und Ammoniak,
Phosphorwasserstoff und deren organische Verbindungen ebenfalls ganz unberührt
lässt.
Von einer guten Reinigung muss gefordert werden, dass dieselbe möglichst in einer
Operation alle Verunreinigungen des Acetylens wegnimmt und ausserdem das Acetylen
selbst nicht angreift. Wenn auch nicht zu verkennen ist, dass man gute Reinigung
auch durch Kombination verschiedener Absorptionsmittel erreichen kann, so ist
doch einer solchen Kombination immer ein Verfahren vorzuziehen, welches alle
Verunreinigungen zugleich entfernt, da hierbei sowohl an Apparaten, als auch an
Material und Arbeit ganz erheblich gespart wird. Von den Verfahren, die eine solche
Reinigung bezwecken, sind es namentlich drei, welche Eingang in die Praxis gefunden
haben, das sind die Chlorkalkreinigung von Lunge und
Cederkreutz, verbessert von Wolf, die Reinigung mittels saurer Metallsalze von Alb. R. Frank und die Reinigung mittels angesäuerter Chromsäurelösung von
Ullmann.
Ueber die Wirkungsweise dieser Reinigungsmethoden habe ich bereits früher in der
Zeitschrift Acetylen in Wissenschaft und Industrie
berichtet und möchte deshalb hier nur kurz die erhaltenen Resultate resümieren, bei
dieser Gelegenheit aber noch auf einen wichtigen Umstand aufmerksam machen. Für die
Beurteilung einer Reinigungsmasse sind natürlich die bei der Erforschung der Natur
der Verunreinigungen des Acetylens und Karbides erhaltenen Resultate von grossem
Nutzen, jedoch kann man die gewonnene Erkenntnis nicht als ausschlaggebend
betrachten. Das in der Praxis erhaltene Acetylengas ist ungemein verschieden
bezüglich der in ihm vorhandenen Verunreinigungen. Die Einwirkung der
Hauptverunreinigungen sowohl aufeinander als auch auf das Acetylen bezw. dessen
Kondensationsprodukte, bei den verschiedenen bei der Entwickelung in Betracht
kommenden Temperaturen, deren Höhe von vielen unkontrollierbaren Zufälligkeiten
abhängt, ergibt eine solche Masse der verschiedenartigsten verunreinigenden
Verbindungen, dass eine Generalisierung der durch Versuche erhaltenen Resultate fast
unmöglich ist. Es ist deshalb erklärlich, dass auch die Einwirkung der verschiedenen
Reinigungsmittel verschieden ist, sowohl in Bezug auf verschiedenartig entwickeltes
Gas aus einem und demselben Karbid, als auch in Bezug auf sonst unter gleichen
Umständen erhaltenes Gas, da auch im letzteren Falle eine Verschiedenheit des Gases
leicht eintritt.
Welchen Wert diese Erscheinung in der Praxis hat, möge folgendes Beispiel
beleuchten.
Während für gewöhnlich saure Kupferchlorürlösung im stände ist, sämtliche
Verunreinigungen des Acetylens zu binden, entstehen öfters organische Schwefel
Verbindungen, welche von diesem Reagens nicht aufgenommen werden. Es tritt dieses
scheinbar dann ein, wenn das Gas bei hoher Temperatur entwickelt wurde und grössere
Mengen Ammoniak enthält, und ausserdem das Karbid thonerdehaltig ist.
Ganz gleiches hat auch Geltung für die Ullmann'sche
Masse. Hier bleiben manchmal kleine Anteile von Phosphor und Schwefelverbindungen
unangegriffen, und ist es mir trotz einer ganzen Reihe ausgeführter Versuche nicht
möglich gewesen, die Bedingungen festzustellen, unter denen diese Erscheinung
eintritt. Ich konnte nur feststellen, dass diese Verunreinigungen einen anderen
Charakter haben, als diejenigen, welche von saurer Kupferchlorürlösung nicht
aufgenommen werden, da sie durch Frank'sche Masse
beseitigt werden können.
Wenn auch in beiden Fällen die Menge dieser nicht absorbierbaren Verunreinigungen nur
gering ist, so möchte ich Sie doch bitten, meine weiteren Ausführungen nur unter
Berücksichtigung des Vorgesagten zu beurteilen.
Die Reinigung mittels Chlorkalk leidet an dem Uebelstande, dass hierbei unter allen
Umständen eine Vorreinigung zwecks Entfernung von Ammoniak stattfinden muss, um die
mögliche Bildung von Chlorstickstoff zu vermeiden. Die Reinigung gibt ein Gas,
welches frei ist, sowohl von Schwefel als auch von Phosphorverbindungen, greift
jedoch das Acetylen selbst an und sind demnach im Gase sowohl Chlorverbindungen als
auch Kohlenoxyd enthalten. Die Menge dieser Verbindungen ist jedoch nicht erheblich
und steht diesen Nachteilen der Chlorkalkreinigung der Vorteil entgegen, dass die
Reinigungsmasse überall leicht zu beschaffen ist. Wohl hauptsächlich aus diesem
Grunde und auch aus demjenigen, dass das erhaltene Gas trotz der nachträglichen
Verunreinigung gut und hell brennt, hat dieses Verfahren Eingang in die Praxis
gefunden.
Das zweite in Betracht kommende Verfahren von Frank (D.
R. P. Nr. 99700) besteht in der Anwendung saurer Metallsalzlösungen, speziell
Kupferchlorürlösung. Diese Lösung hat die Eigenschaft, sämtliche Verunreinigungen
des Rohacetylens zu binden, ohne dass Acetylen angegriffen wird. Die angewendete
Flüssigkeit besitzt den Vorzug, dass sie voll ausgenutzt und wiederholt regeneriert
werden kann, was die Oekonomie der Verwendung derselben ungemein steigert. Die
Reinigungsfähigkeit ist eine grosse, 1 l Lösung reinigt 14 bis 16 cbm Gas, und nach
der Regeneration noch 7 bis 8 cbm, wenn das Gas durch den Wäscher geleitet wird. Bei
Anwendung von Berieselung oder von Strahlenwäschern sind die Resultate erheblich
höhere. Eine Explosionsgefahr durch Bildung von Acetylenkupfer ist ganz
ausgeschlossen, da die Menge der in der Lösung enthaltenen Säure stets sich in so
grossem Ueberschusse befindet, dass eine Absättigung derselben durch Ammoniak
unmöglich gemacht wird und bekanntlich explosive Acetylen-Kupferverbindungen sich
nur in ammoniakalischen, niemals in sauren Lösungen bilden. In der letzten Zeit
kommt unter dem Namen „Frankolin“ eine Masse in den Handel, welche aus durch
Kieselgur aufgesogener Frank'scher
Reinigungsflüssigkeit besteht. Diese Masse, welche nur in Thonreinigem verwendet
werden kann, zeigt alle vorzüglichen Eigenschaften der Frank'schen Reinigungsflüssigkeit und besitzt ausserdem eine grössere
Ausgiebigkeit. 1 kg der Masse ist im stände, 20 bis 25 cbm Acetylen zu reinigen.
Ausserdem besitzt sie den Vorzug, dass sie bei Erschöpfung eine Farbenänderung
zeigt; die ursprünglich graugrüne Masse wird zum Schluss, nachdem sie hellere und
dunklere Nuancen angenommen hat, braunschwarz, so dass es möglich ist, nach dem
Aussehen über die Wirkung der Masse zu urteilen.
Als dritte Reinigungsart hat die von Ullmann
vorgeschlagene Reinigung durch schwefelsaure
Chromsäurelösung Eingang gefunden. Die mit Hilfe dieser Lösung hergestellte
Reinigungsmasse besteht ebenfalls aus Kieselgur, welcher mit der
Reinigungsflüssigkeit getränkt ist. Die Masse zeigt ein hellgelbes Aussehen, ändert
beim Gebrauch die Farbe und wird intensiv grün, so dass auch hier die Erschöpfung
der Masse durch Farbenwechsel angezeigt wird. Sie wirkt ebenso, wie die Frank'sche Masse, gut reinigend, greift kaltes Acetylen
nur sehr wenig an, gibt aber, wenn das Acetylen nicht gut gekühlt war, geringe
Mengen Kohlenoxyd. Die Ergiebigkeit der Masse richtet sich nach den angewendeten
Reinigern. Ein Parallelversuch ergab aber eine geringere Wirksamkeit als diejenige
der Frank'schen Masse, nämlich nur 12 bis 15 cbm per kg
Masse. Es muss jedoch bemerkt werden, dass die Ullmann'sche Masse, wie sie von der Gesellschaft
„Hera“ vertrieben wird, viel trockener ist, als die Masse
„Frankolin“, so dass der Vergleich der Ausgiebigkeitszahlen in dieser
Hinsicht einer Rektifikation bedarf. Ein Vorzug dieser Masse ist, dass sie auch in
eisernen Reinigern Verwendung finden kann.
Beide Verfahren, sowohl das Frank'sche als auch das Ullmann'sche, geben in der
Praxis absolut genügende Resultate, was sich auch in dem Umstände äussert, dass das
auf eine oder andere Weise gereinigte Acetylen nicht nur blendend hell brennt,
sondern auch nur wenig Brenner abnutzt. Metallbrenner, welche bei Anwendung von
ungereinigtem Acetylen nach kurzer Zeit versagten, haben nach 12wöchentlichem
Brennen mit nach Frank oder Ullmann gereinigtem Gase noch das tadellose Aussehen und die tadellose
Funktion der neuen Brenner gezeigt. Bei Anwendung von mit Chlorkalk gereinigtem Gase
waren sie schon nach 8wöchentlichem Gebrauch stark angegriffen.
Die Frank'sche sowohl, als auch die Ullmann'sche Reinigung besitzen jedoch den manchmal in
Betracht kommenden Nachteil, dass sie auf die in Aetherligroin löslichen organischen
Schwefel- und Phosphorverbindungen ohne Einwirkung sind. Bei der Verwendung der
neuerdings wieder mehr in Verwendung kommenden Zufluss-, Ueberschwemm- und
Tauchapparate spielen diese Verbindungen jedoch insofern eine Rolle, als sie zu
Verstopfungen der dünnen Ausströmöffnungen der Acetylenbrenner Anlass geben können.
Deshalb ist auch die Entfernung dieser Verbindung vor oder nach erfolgter Reinigung
des Rohgases empfehlenswert. Als gutes Mittel hierzu kann die von Stern vorgeschlagene Reinigung des Acetylens
vermittelst Kohlenwasserstoffen, speziell Paraffin bezw. paraffinhaltigen Oelen
Anwendung finden, da dieselbe, wie ich gefunden habe, im stände ist, das Acetylen
von allen, durch die Frank- bezw. Ullmann'sche Reinigung nicht entfernbaren organischen
Schwefel- und Phosphorverbindungen zu befreien. Wenn auch das Stern'sche Verfahren als selbständige Reinigung nicht
gebraucht werden kann, so hat sie grosse Bedeutung als Zusatzreinigung, zur
Erzielung eines absolut reinen Gases. Hierzu kommt noch, dass die Stern'sche Reinigungsflüssigkeit keiner besonderen
Apparate bedarf, sondern überall, als Oelabschluss, im Wäscher, im Gasometer u.s.w.
untergebracht werden kann.
Mit der Reinigungsfrage ist eine Existenzfrage der Acetylenbeleuchtung gelöst worden
und ist es ein gutes Zeichen für die junge Industrie, dass diese Lösung so schnell
und gründlich vor sich ging.