Titel: | Rundstrickmaschine. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 315, Jahrgang 1900, S. 335 |
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Rundstrickmaschine.
Rundstrickmaschine.
Unter dem Namen Standard-Rundstrickmaschine bringt die Chemnitzer Wirkwarenmaschinenfabrik vorm. Schubert und Salzer in Chemnitz seit einigen Jahren eine Rundstrickmaschine in den Handel, welche zur Herstellung regulärer Strümpfe bestimmt ist. Mit Rücksicht
auf den grossen Erfolg, welchen die genannte Firma mit der Einführung der bezeichneten Maschine zu verzeichnen hat, sowie
das grosse Interesse, welches Konstruktion, Wirkungsweise und Leistungsfähigkeit der Maschine bieten, soll in den nachstehenden
Zeilen etwas näher auf dieselbe, sowie die für Beurteilung der Erfindung noch in Frage kommenden Patente eingegangen werden.
Die Rundstrickmaschine ist eine Erfindung von Harry A. Houseman in Frankford-Philadelphia und gehört zur Klasse derjenigen Maschinen, bei welchen zwecks Erzeugung von Schlauchware der Schlosscylinder eine kreisende
und zwecks Erzeugung von Flachware eine schwingende Bewegung ausführt.
Der Nadelcylinder ist nur mit einem Nadelsystem ausgestattet, und werden beim Flachstricken die Hälfte der Nadeln, d.h. die
am hinteren halben Umfange des Cylinders befindlichen, in Ruhestand versetzt, während von der anderen weiter arbeitenden vorderen
Hälfte zum Zweck des Minderns und Weiterns, wie es zur Herstellung der Ferse und Fussspitze erforderlich ist, die Randnadeln
nacheinander still gesetzt und wieder zur Arbeit gebracht werden.
Nach Angaben des Erfinders werden die Nadeln (einer in nachstehender Fig. 1 in einer Ausführungsform wiedergegebenen Rundstrickmaschine) in den Nadelkanälen vermittelst des Schlosses b (Fig. 2 und 3) in bekannter Weise gehoben und gesenkt. Zum Zweck des Aus- und Einrückens der Randnadeln beim Flachstricken sind die Nadelkanäle
a auf ihrer ganzen Höhe nicht von gleicher Tiefe, sondern ihre Tiefe nimmt von oben nach unten zu und es werden die Füsse der
Nadeln beim Ausrücken durch radiale Ablenkung der letzteren aus dem Bereich des Schlosses gebracht. Herbeigeführt wird die
Ablenkung der Nadel durch Winkelhebel m, deren Zahl der Zahl der Nadeln entspricht und von denen ein jeder seine Nadel mit einer Zange oder Pfanne umfasst. Wenn
ein Hebel m mit seinem äussersten Ende sich in der Tief läge befindet (Fig. 3), sitzt der Fuss a der Nadel im Schlosscylinder b, d.h. die Nadel ist eingerückt. Wird dagegen das äussere Ende des Winkelhebels m gehoben (Fig.
2), so kommt der Fuss der Nadel aus dem Bereich des Schlosses, die Nadel wird also ausgerückt. Das Aus- und Einrücken der Nadeln
durch die Winkelhebel bietet den Vorteil, dass die Angriffspunkte derselben weit auseinander und vom Nadelcylinder entfernt
liegen, also die Führungskurven für die freien Enden der Hebel m flach hergestellt werden können, also selbst bei hoher Geschwindigkeit der Maschine die Reibung eine nur geringe ist.
Zum Ein- und Ausschalten der Mindernadeln a (Fig. 4) dienen die Kurvenplatten p1, deren Gangkurve p (Fig. 2, 5) erkennen lässt, und die durch die Schaltklinken q in hin und her gehende Drehbewegung versetzt werden. Je nachdem die Schaltklinken durch eine selbstthätige Antriebvorrichtung
mit ihrem einen oder anderen Ende mit den Zahnkränzen der Kurvenringplatten in Eingriff gebracht werden, werden letztere nach
der einen oder anderen Richtung jedesmal um einen Zahn weiter gedreht, so dass der in Fig. 5 mit
p bezeichnete schräge Teil der Führungsplatte auf einen neuen Nadelhebel m zur Wirkung gelangt und so das Ende des betreffenden Nadelhebels von dem tieferen Teil der Kurvenführung in den höheren bringt
und umgekehrt, also eine Nadel nach der anderen aus- bezw. eingeschaltet wird.
Textabbildung Bd. 315, S. 336
Fig. 1
Die Hebel m1 der Nadeln, welche beim Uebergang vom Rund- zum Flachstricken, also bei der Bildung der Ferse und Fussspitze gleichzeitig
ausgerückt werden (a1
Fig. 4), sitzen mit ihrem freien Ende in der Nut einer Platte n1, welche konzentrisch zu den Kurvenplatten p1 angeordnet ist. Diese Platte bewirkt das Heben bezw. das Senken der Hebelenden nicht durch schrittweise Drehbewegung in ihrer
Ebene, sondern dadurch, dass die Platte n1 selbst gehoben und gesenkt wird; ihr Heben ergibt das Ausrücken, ihr Senken das Einrücken der Nadeln a1.
Der Uebergang der kreisenden Bewegung des Schlosscylinders in die für das Flachstricken erforderliche hin und her gehende
Bewegung desselben wird selbstthätig durch eine Musterkette veranlasst (Fig. 1), deren Knaggen durch Anschlagen gegen die Zapfen einer Umsteuervorrichtungvon zwei Kuppelungen die eine aus-, die andere einrücken und umgekehrt. Durch Auswechseln der Kette bezw. Versetzen der Knaggen
kann hierdurch mit Leichtigkeit die Zeitdauer für das Rund- und Flachstricken geändert, also jede beliebige Länge und Fussgrösse
gearbeitet werden.
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Fig. 2
Textabbildung Bd. 315, S. 336
Fig. 3
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Fig. 4
Textabbildung Bd. 315, S. 336
Fig. 5
Textabbildung Bd. 315, S. 336
Fig. 6
Textabbildung Bd. 315, S. 336
Fig. 7
Für die Umsteuerungsvorrichtung hat Houseman in der Patentschrift 76202 zwei Ausführungsformen in Vorschlag gebracht, deren Einrichtung in den Fig. 6 bis 9 bezw. 10 und 11 wiedergegeben ist. Von der durch die Riemenscheibe a in Drehung versetzten Hauptwelle b aus erhält die Welle c vermittelst des Rädergetriebes d eine hin und her gehende Bewegung. Je nachdem der Schlosscylinder b1 eine kreisende oder schwingende Bewegung ausführen soll, erfolgt der Antrieb des mit dem Zahnkranz e des Schlosscylinders in Eingriff befindlichen, lose auf der Welle b sitzenden Kegelrades f von der Hauptwelle b aus durch Vermittelung der Kuppelung d1 oder von der zweiten Welle c aus durch Vermittelung der Kuppelung g1 und des durch diese beeinflussten, lose auf der Welle c sitzenden Zahnrades g, sowie des mit diesem in Eingriff befindlichen, mit f starr verbundenen Triebes h. Die beiden Kuppelungen d1g1 sind durch den bei i gelagerten Hebel h1 miteinander verbunden, dessen gegabelte Enden die Kuppelung d1 einerseits und die Kuppelung g1 andererseits umschliessen. Wird demnach g1 gegenüber dem Zahnrad g ausgerückt, so wird dadurch d1 gegenüber dem Kegelrad f eingerückt und umgekehrt.
Textabbildung Bd. 315, S. 337
Fig. 8
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Fig. 9
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Fig. 10
Textabbildung Bd. 315, S. 337
Fig. 11
Dieses Ein- und Ausrücken wird durch Vermittelung einer an den Hebel h1 angelenkten Stange
i1 von einer Umsteuervorrichtung aus veranlasst, die in Fig. 8 und
9 für sich dargestellt ist und durch die Knaggen der Musterkette j im geeigneten Augenblicke in Thätigkeit gesetzt wird. Die Welle des Kettenrades und damit dieses selbsterhält von der Hauptwelle b aus durch Vermittelung der Zahnräder k und des Schneckenradgetriebes l eine ununterbrochene Drehbewegung. Auf der Welle c sitzt das Kegelrad m im Eingriff mit einem Kegelrade n, welches lose auf seiner Achse o sitzt. Dieses Kegelrad n trägt einen Stift p. q ist eine Kuppelungsmuffe mit unter Federwirkung stehenden Zapfen. Diese Muffe hat einen erhöhten oder exzentrischen Teil
r und sitzt auf ihrer Achse o fest; zwischen ihr und dem Kegelrade n befindet sich eine bogenförmige Platte s, welche in ihrer Lage festgehalten wird. Die federnden Zapfen drücken gegen diese Platte, während der Stift p zwischen den Enden der Platte hin und her beweglich ist. An der Kuppelungsmuffe q befinden sich die Zapfen
tu. Das freie Ende der an den Hebel h1 angelenkten Stange
i1 ist mit dem die Kuppelungsmuffe q umgebenden Rahmen w fest verbunden oder in einem Stück hergestellt.
Textabbildung Bd. 315, S. 337
Fig. 12
Textabbildung Bd. 315, S. 337
Fig. 13
Die Stellung des Kuppelungshebels h1 beim Beginn des Strickens ist eine solche, dass die Kuppelung d1 mit dem Kegelrade f eingerückt ist und der Schlosscylinder in kreisende Bewegung versetzt wird. Wenn die Nase v der Kette j gegen den Zapfen t anschlägt (Fig. 9), wird die Muffe q gedreht, so dass der t entsprechende federnde Zapfen von der Platte s abgleitet und in die Bewegungsbahn des Stiftes p zu stehen kommt. Wird er von letzterem getroffen, so wird die Muffe q weitergedreht und das Exzenter r derselben wirkt gegen den Rahmen w, der die Stange i1 so verschiebt, dass dadurch die Kuppelung g1 in Eingriff mit dem Zahnrade g gebracht wird, die Kuppelung d1 also das Kegelrad
f loslässt. Letzteres dreht sich nun entgegengesetzt, wodurch der Schlosscylinder zurückschwingt, während der Zapfen p des Kegelrades n den federnden Zapfen so weit verschoben hat, als die Bewegung des Kegelrades n betrug. Die Kuppelung verbleibt in dieser Stellung, da Exzenter r der Muffe q sich gegen den Rahmen w anlegt und eine Weiterbewegung verhindert. Die Kuppelung wird aus dieser Stellung wieder ausgelöst, nachdem das Fersen- oder
Zehenstück des Strumpfes fertig gestrickt ist, indem ein anderer Ansatz an der Kette j gegen den Zapfen u der Muffe q anschlägt und letzterer eine halbe Drehung gibt, wobei der andere federnde Zapfen von der Platte s abgleitet und in die Bewegungslinie des Stiftes p am Kegelrad n gelangt, so dass er von diesem angeschlagen wird. Die Muffe q wird dabei in gleicher Richtung, wie vorher, gedreht und ihr Exzenter r wirkt gegen die andere Seite des Rahmens w, so dass auch die Stange i1 in entgegengesetzter Richtung verschoben, also die Kuppelung g1 aus- und die Kuppelung d1 eingerückt wird, wodurch der Schlosscylinder wieder in kreisende Bewegung versetzt wird.
Die Umsteuerungsvorrichtung (Fig. 10 und 11) besitzt folgende Einrichtung: Um die Stange i1 direkt vom Kettenrade und der Kette j zu verschieben, ist dieselbe mit einem Ende mit der Kuppelungsstange h1 und mit dem anderen Ende mit einem Gelenk i drehbar verbunden. An dem Gelenk i sitzt ein Knaggen k mit schräger Fläche, und an der Kette j befindet sich ein Knaggen l, welcher gegen den Knaggen k anschlägt und dadurch die Stange i1 vermittelst des Gelenks i verschiebt, also die Kuppelung g1 in Eingriff mit dem Zahnrade g bringt, während die Kuppelung d1 ausser Eingriff mit dem Kegelrade f tritt, so dass letzteres eine hin und her gehende Bewegung annimmt und dieselbe auf den Schlosscylinder überträgt. Die Kuppelung
g1 wird in dieser Stellung durch die mit Kerben versehene Stange m gehalten, welche Stange i1 trägt. Die Kuppelung g1 verbleibt so lange mit dem Rade g in Eingriff, bis ein Knaggen der Kette die Stange m trifft, worauf eine Feder n, welche bei der Bewegung der Stange i1 ausgezogen und gespannt wurde, als die Einrückung der Kuppelung g1 mit dem Rade g erfolgte, die Stange i1 wieder zurückzieht, die Kuppelung g1 ausrückt und die Kuppelung d1 in Eingriff bringt, so dass der Schlosscylinder wieder eine kreisende Bewegung annimmt.
Textabbildung Bd. 315, S. 338
Fig. 14
Das Aus- und Einschalten der Mindernadeln erfolgt, wie bereits oben ausgeführt worden ist, durch zwei am äusseren Rande gezahnte
Ringplatten, welche durch zwei Doppelschaltklinken so beeinflusst werden, dass das eine Ende jeder Klinke im Sinne einer Bewegung
der betreffenden Ringplatte in der einen Drehungsrichtung und das andere im Sinne einer Bewegung der Ringplatte in der anderen
Drehungsrichtung wirkt. Wirken nun die beiden Ringplatten mit ihren Kurvenführungen auf sämtliche Mindernadeln, so gelangt
infolge des Wechsel weisen Fortschreitens der beiden Platten die eine immer eher in ihre Ausgangsstellung zurück, wie die
andere. Um nun zwecks Beseitigung dieses Uebelstands eine komplizierte Schlussbewegung der einen Ringplatte entbehrlich zu
machen, hat Houseman in der Patentschrift 93604 eine Vorrichtung in Vorschlag gebracht, bei der die Aufgabe des Aus- und Einschaltens nicht mehr
ausschliesslich den Ringplatten zufällt, sondern dahin Vorkehrung getroffen ist, dass beim Beginn des Machstrickens gleichzeitig
mit dem Ausrücken der hierbei nicht arbeitenden Nadeln auch eine von den Mindernadeln mit ausgerückt wird und zwar vollkommen
unabhängig von der Thätigkeit der Ringplatten. Diese eine Mindernadel wird von derjenigen Platte bewegt, welche auf selbstthätige
Weise die beim Arbeiten des flachen Teiles der Ware gänzlich unbeteiligten gewöhnlichen Nadeln ausser Wirkung setzt. Mit der
dieser einen Nadel entsprechenden Ringplatte g0 (Fig. 12) ist eine Vorrichtung verbunden, die beim Beginn des Flachstrickens diese Nadel zuvörderst wieder einschaltet, statt sie
direkt auszuschalten. Es werden also beim Beginn zunächst die gezahnten Ringplatten an beiden Seiten gleichzeitig beeinflusst
und zwar derart, dass die erste Thätigkeit der gazahnten Ringplatte an der einen Seite darin besteht, die Hilfsnadel einzurücken,
während an der anderen Seite eine Nadel ausgeschaltet wird, statt dass beide Ringplatten anfangs abwechselnd wirken und beide
Randnadeln ausschalten.
Textabbildung Bd. 315, S. 338
Fig. 15
Die gekennzeichnete Arbeitsweise der Maschine wird durch die in den Fig. 12 bis 15 gezeigte Vorrichtung ermöglicht. Die Randnadeln sind auf der einen Seite mit 1 bis 14 und auf der anderen Seite mit 15 bis
28 bezeichnet. Mit den gezahnten Platten g0 sind die auf diese Nadeln wirkenden Kurvenführungen p1 verbunden. n1 bezeichnet die Platte, welche die übrigen Nadeln in undausser Wirkung bringt. Die zum Mindern dienenden Nadeln sind, mit Ausnahme der mit 15 bezeichneten, mit langen Hebeln (Fig.
15) ausgestattet, auf welche die Führungen p1 wirken, indem sie bei der einen Bewegungsrichtung der Platte die betreffende Nadel ausser und bei der entgegengesetzten Bewegungsrichtung
in Thätigkeit setzen. Der Hebel der Nadel 15 ist kürzer als die Hebel der übrigen Nadeln. Ein an der Platte n1 befindlicher vorspringender Teil n (Fig. 14) legt sich auf den Hebel der Nadel 15 und hält so letztere in Thätigkeit, wenn die Platte n1 gesenkt ist. Mit der genannten Platte ist ferner ein winkelförmiger Ansatz g0 verbunden, an dem das eine Ende der Feder a befestigt ist, während das andere Ende der letzteren mit dem Hebel der Nadel 15 verbunden ist.
Textabbildung Bd. 315, S. 338
Fig. 16
Der vorspringende Teil n hält den Hebel entgegen der Wirkung der Feder a, so dass, wenn die Platte n1 nach oben geht und dabei den vorspringenden Teil n von dem Hebel abhebt, die Feder den Hebel bewegt und die Nadel ausschaltet. Auf der den Nadeln 15 bis 28 entsprechenden gezahnten
Ringplatte g0 befindet sich der Ansatz q0. Derselbe liegt ausserhalb der auf die Randnadeln wirkenden Kurvenführung, aber in gleicher Linie mit dem Hebel der Nadel
15, während dieser Nadelhebel seinerseits sich wieder ausserhalb der Linie der vorerwähnten Kurvenführung befindet.
Der Ansatz q0 ist so eingerichtet, dass er im Sinne eines Einschaltens der Nadel auf deren Hebel einwirkt. Beim Beginn des Arbeitens des
Fersen- und Zehenteiles wird die Platte n1 gehoben, um die bei dieser Arbeit nicht benötigten Nadeln ausser Thätigkeit zu setzen (wobei die Klinken g die in Fig. 12 veranschaulichte Stellung einnehmen), und gleichzeitig wird durch Vermittelung der Feder a die Nadel 15 ausser Thätigkeit gesetzt. Die erste Bewegung der auf die Mindernadeln wirkenden gezahnten Platten ist eine
derartige, dass sich die den Nadeln 1 bis 14 entsprechende Platte zunächst in der Pfeilrichtung Fig.
12 vorwärts bewegt, während die den Nadeln 15 bis 28 entsprechende Platte sich ebenfalls in dieser Pfeilrichtung bewegt und
so der Ansatz q0 auf den Hebel der Nadel 15 wirkt und diese dadurch in Thätigkeit setzt, in dieselbe also Faden gelegt wird. Ausserdem wird
die Klinke dieser Platte umgelegt, und wenn alsdann die Klinke der anderen Platte zurückgezogen wird, um auf den nächsten
Zahn derselben zur Einwirkung zu gelangen, wirkt die Klinke der den Nadeln 15 bis 28 entsprechenden Platte auf letztere in
dem Sinne, dass diese entgegen der Pfeilrichtung gedreht, der Ansatz q0 von dem Hebel der Nadel 15 entfernt wird und die Feder a diese wieder ausser Thätigkeit bringt.
Textabbildung Bd. 315, S. 339
Fig. 17
Der Fadenführer bewegt sich beim Stricken schlauchförmiger Ware im Kreise nach links, beim Beginn des Flachstrickens befindet
sich dagegen der Faden auf der Vorderseite der Maschine und legt sich zunächst auf sämtliche rechtsseitigen Mindernadeln.
Hierauf schaltet die gezahnte rechte Platte auf der rechten Seite eine Nadel aus und zwar 1 (Fig. 13), die Platte auf der linken Seite dagegen eine Nadel ein und zwar Nadel 15. Der Fadenführer belegt somit auf der rechten
Seite bei seinem Rücklauf nach links 13 Nadeln, auf der linken Seite aber deren 14. Schwingt der Fadenführer sodann von links
nach rechts zurück, so arbeiten links nur noch 13 und rechts auch noch 13 Nadeln wie zuvor. Hierauf werden 12 Maschen auf
der rechten und 13 auf der linken und dann 12 auf der linken und 12 auf der rechten Seite gebildet und so fort, bis der Fadenführer
im Begriff steht, sich mit zwei Nadeln rechts und zwei Nadeln links, 13, 14 bezw. 28, 27, von links nach rechts zu bewegen.
Nunmehr ist der Zustand folgender: auf der rechten Seite befindet sich eine und auf der linken Seite befinden sich zwei Nadeln
in Thätigkeit. Alsdann arbeiten auf der linken Seite eine (28) und auf der rechten Seite zwei Nadeln (14,
13), da sich die rechtsseitige Klinke umgestellt hat, also ihre Platte wieder Nadeln einrückt; auf der rechten Seite
zwei und auf der linken Seite zwei, da auch hier wieder eingerückt wird, auf der linken Seite zwei und rechts drei u.s.w.,
bis 13 Nadeln auf der rechten und 13 auf der linken eingeschaltet sind, worauf alsdann beim Einschalten der rechtsseitigen
Mindernadel 1 (Fig.
13) die Maschine ihre Bewegung ändert und gleichzeitig die linksseitige Mindernadel 15 (Fig. 12) durch die Platte N wieder in Thätigkeit gebracht wird und der Faden von links nach rechts zu kreisen beginnt.
Anstatt der Minderung in der Wade arbeitet die Standard-Rundstrickmaschine die Ware nach und nach geschlossener, so dass auch
der Frauenstrumpf seine richtige Form erhält. Das letztere soll nach der Patentschrift 78560 von Houseman durch Regelung der Bewegung der Einschliessplatinen erreicht werden, während nach der amerikanischen Patentbeschreibung 489957
ein festeres oder loseres Stricken durch Heben oder Senken des Nadelcylinders gegenüber den Nadeln zu stände kommen soll.
Die Regelung der Bewegung der Einschliessplatinen erfolgt nach der genannten deutschen Patentschrift durch einen zweiteiligen
Kurvenring, auf welchem die Platinen Führung haben und dessen eine Hälfte unbeweglich ist, während die andere Hälfte verstellbar
in Bezug auf die Entfernung vom Mittelpunkt des Kurvenrings ist. Je nachdem der verstellbare Teil des Kurvenringes mehr nach
innen oder aussen versetzt wird, schiebt er die Platinen mehr oder weniger gegen den den Nadeln vorgelegten Faden, und diese
kulieren somit mehr oder weniger tief. Hieraus ergibt sich die Bildung grösserer oder kleinerer Maschen bezw. lockerer oder
fester Ware. Das Gleiche wird erreicht, wenn der Nadelcylinder gegenüber den Nadeln seine Stellung ändert; denn mit der Verstellung
des Nadelcylinderswird die Abschlagkante verlegt und es ziehen demgemäss die sinkenden Nadeln die Faden schleifen mehr oder weniger aus. Zum
Zwecke der Verstellung des Nadelcylinders sitzt nach der genannten amerikanischen Patentbeschreibung dieser auf einem zweiarmigen
Hebel, dessen freier Schenkel mit einer Laufrolle in einer wagrecht verschiebbaren Kulisse sitzt und durch Verschiebung derselben
seine Verstellung erfährt. Die Verschiebung der Kulisse erfolgt durch die Musterkette der Maschine; ihre Mittelstellung entspricht
der mittleren Maschengrösse.
Textabbildung Bd. 315, S. 339
Fig. 18
Die Standard-Rundstrickmaschine, deren nach Angaben der Chemnitzer Wirkwarenmaschinenfabrik weit über 1000 Stück im Betrieb sind, arbeitet nach Angaben der genannten Firma mit 200 Touren, von 11 r engl. ab mit 260
Touren pro Minute. Die Maschine wird nach dem Uebertragen des aufgestossenen Randes eingerückt und bleibt selbst stehen, sobald
die Fussspitze fertig ist. Bei Socken
(Fig. 17) bedient ein Mädchen mit einer Aufstosserin 4 bis 5 Maschinen, bei Frauenstrümpfen entsprechend mehr, je nachdem dieselben
mit Elastics oder Doppelrand hergestellt werden; letztere werden aneinanderhängend gearbeitet (vgl. Fig. 1). Die Maschine arbeitet täglich (10 Stunden) nach Angaben obiger Firma 5 bis 8 Dutzend Paar Socken, je nach Feinheit, und
braucht zu ihrem Betrieb 1/10 PS, zu ihrer Aufstellung etwa 1 qm.
Sollen auf der Maschine Socken oder Strümpfe nicht einfarbig, sondern als quergestreifte Ware hergestellt werden, so wird
dieselbe mit einem Ringelapparat ausgestattet, der mit Leichtigkeit ausser Thätigkeit gesetzt werden kann. Fig. 16 zeigt eine solche Maschine mit vierfarbigem Ringelapparat. Der Fadenwechsel geschieht, wie die bezeichnete Figur erkennen
lässt, durch eine Musterkette mit eingeschraubten Knaggen. Bei Herstellung von Ringelware arbeitet die Maschine mit etwa 150
Touren und liefert etwa 3½ bis 5 Dutzend Paar Socken.
Textabbildung Bd. 315, S. 340
Fig. 19
Die zum Aufstossen auf die Nadeln der Standard-Maschine bestimmten Sockenränder und Kinderstrumpflängen werden auf besonderen
Rundränderwirkmaschinen gearbeitet. Fig. 18 veranschaulicht eine solche Maschine, wie sie von der Firma Chemnitzer Wirkwarenmaschinenfabrik hergestellt wird. Die Maschine liefert die bezeichneten Warenstücke nur einfarbig in
1 und 1 Ränderware ohne Naht, mit regulären Kopf- und Perlreihen, sowie Langreihe zum Aufstossen und Schneidreihen,
welche man auch aufziehen kann, wodurch man einen tadellosen Kopf erhält.Die Maschine braucht zu ihrem Betrieb nur 1/20 PS und liefert bei 100 Touren pro Minute täglich ca. 25 Dutzend Paar Sockenränder in mittlerer Feinheit.
Textabbildung Bd. 315, S. 340
Fig. 20
Die von der Standard-Rundstrickmaschine kommenden Strümpfe sind vollständig nahtlos bis auf die Fussspitze. Hier muss die
Naht durch Vereinigung des Maschenrandes der Fussspitze mit demjenigen des Fusses a (Fig. 17) gebildet und so der Strumpf geschlossen werden. Die Ausführung dieser Arbeit erfolgt auf einer Flachkettelmaschine, wie
sie
Fig. 19 wiedergibt. Sollen farbige Waren mit gleichfarbigem Garn gekettelt werden, so versieht die mehrfach genannte Firma die dargestellte
Kettelmaschine mit einer Zwirn Vorrichtung, welche während des Ganges der Maschine, während also der Nadelschlitten fortschreitet
und die schwingende Nähnadel durch die aufgestossenen Maschenreihen Masche für Masche hindurchgeht, den Nähfaden zwirnt. Ein
Mädchen kann wöchentlich ca. 100 Dutzend Paar Socken mittlerer Feinheit mit der Maschine ketteln.
Das Säumen der Doppelränder an Standard-Waren erfolgt vorwiegend mit der in der Trikotagenfabrikation eingeführten Nähmaschine
„Overlock“, wie sie in obenstehender Fig. 20 zur Darstellung gebracht ist. Die Maschine arbeitet bei Dampfbetrieb mit etwa 1000 Stichen pro Minute.
H. Glafey, Regierungsrat.