Titel: Die besonderen Verkehrsmittel der Pariser Weltausstellung.
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, S. 618
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Die besonderen Verkehrsmittel der Pariser Weltausstellung. (Fortsetzung und Schluss von S. 605 d. Bd.) Die besonderen Verkehrsmittel der Pariser Weltausstellung. V. Strassen, Brücken und Stege. Bei der dermaligen Pariser Weltausstellung ist hinsichtlich ihrer örtlichen Ausdehnung ein eigenes, man könnte sagen „zerrissenes“ Verhältnis eingetreten, weil man den Ausstellungsraum möglichst zu vergrössern trachtete, dabei aber die alten Plätze, wo die früheren Ausstellungen stattgefunden hatten, wieder ausnutzen wollte, um dem Herzen der Stadt möglichst nahe zu bleiben. Namentlich, sollte das Marsfeld mit seiner grossen Maschinenhalle und dem Eiffel-Turm den Grundstock des Geländes bilden und demselben, gleichwie es bei der letzten Pariser Weltausstellung der Fall war, der Trocadérohügel, dann die Invalidenesplanade, sowie das dazwischenliegende, am Quai d'Orsay entlang laufende, linke Seineufer angefügt werden. Textabbildung Bd. 315, S. 618 Fig. 52.Die Alexanderbrücke. Um aber die erstrebte Erweiterung durchzuführen, wurden diesmal auch noch das rechte Seineufer (Quai de la Conférence) nebst dem Jardin du cours la Reine und ein nennenswertes Stück der Champs d'Elysées mit einbezogen, so dass die Gesamtausdehnung dieses GeländesDas Gelände der Pariser Weltausstellungen bestand im Jahre1855aus12,0hnverbauterund4,8haunverbauterGrundfläche186716,652,1187828,047,0188929,067,0Das gesamte Ausstellungsterrain in Chicago umfasste 274 ha, von denen 29 für Vergnügungsorte, nationale Dörfer u. dgl. entfielen, während 245 ha lediglich der ernsten Ausstellung vorbehalten blieben, worunter 120 ha überbaut und 125 nicht überbaut waren., welches 1889 genau 96,0 ha betrug, 1900 um 12 ha zugenommen hat, ungerechnet den ganz für sich abgeschlossenen Ausstellungsraum in Vincennes, wohin ein Teil der chemischen Industrie, der Sport, das Verkehrswesen und die Wohlfahrtseinrichtungen verwiesen worden sind. Es war mitnicht geringen Schwierigkeiten verbunden, die besagten, teils am rechten, teils am linken Seineufer sich ausdehnenden Plätze zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verbinden und an den äusseren Umfangen fortlaufend abzuschliessen, ohne dass der allgemeine Verkehr an den dazwischen liegenden, öffentlichen Brücken und Strassen gehindert würde. Um diese Aufgabe zu lösen, musste die 108 ha umfassende Gesamtfläche, von der 49 ha überbaut, 62 ha nicht überbaut sind, eine Einfriedigung von 12,86 km Länge erhalten, in welcher 36 Hauptthore, von welchen die meisten 2, 3 oder auch 4 Thoröffnungen besitzen, sowie zahlreiche Nebenthore den Ein- und Austritt vermitteln. Ausserdem ergab sich die Notwendigkeit, zur Verbindung der beiden Seineufer besondere Ueberbrückungen herzustellen und zur Angliederung der Champs Elysée eine neue grossartige Strasse anzulegen. Letztere, die herrliche 260 m lange Avenue Nicolas II erstreckt sich, von der Avenue des Champs Elysées in einem Winkel von 62° abzweigend, bis zum Jardin du cours la Reine zwischen den beiden neuerbauten Ausstellungspalästen der schönen Künste, das „grosse Palais“ und das „kleine Palais“ (vgl. S. 213 d. Bd.); sie besitzt eine Fahrbahnbreite von 20 m, der sich rechts wie links je ein 5 m breiter Bürgersteig anschliesst, neben dem sich schliesslich je eine Gartenanlage von 25 m Breite und 200 m Länge hinzieht. Gleich den beiden benannten Palästen, zwischen welchen die Avenue Nicolas II liegt, ist die letztere eine dauernde Anlage; ihre Achse bildet die genau gerade Verlängerung der Achse des Hotel des Invalides, der Invalidenesplanade und der Alexanderbrücke, so dass sich demjenigen, der am Anfangspunkte der neuen Strasse nächst der Avenue des Champs Elysées Aufstellung nimmt und gegen Süden schaut, ein direkter Ausblick auf das Invalidenhotel öffnet, welche Fernsicht zur Zeit allerdings durch die Doppelreihe der Ausstellungsgebäude auf der Invalidenesplanade eine Verengung auf beiläufig 25 m erleidet, während sie nach Abtragung dieser Bauwerke von der Rue de Fabert bis zur Rue de Constantine völlig offen sein und sich sonach auf ein 260 m breites, 1100 m langes Gesichtsfeld erstrecken wird. In der ganzen Welt dürfte wohl kaum eine zweite Stadt eine ähnliche prächtige Strassenanlage aufzuweisen haben, wie es diese Avenue de Nicolas II ist. Als Fortsetzung derselben und zur direkten Verbindung der Champs Elysées mit der Invalidenesplanade bezw. des Quai de la Conférence mit dem Quai d'Orsay wurde bekanntlich über die Seine eine neue monumentale Brücke erbaut, welche den Namen „Alexandre III“ erhalten hat. Dieses nach den Entwürfen der Ingenieure Résal und Alby hergestellte prächtige Bauwerk (Fig. 52) übersetzt die Seine in einem Winkel von 83° und besitzt eine Länge von 155 m, von der je 22,50 m auf die beiden aus Granitquadern ausgeführten Landbogen entfallen, die mit ihren zwei gemauerten Pfeilern zugleich die Widerlager für das mittlere, von Gusstahlträgern getragene Brückenfeld bildet, das in einem einzigen flachen Bogen den ganzen Fluss überspannt. Das Traggerippe dieses Feldes ist dreigelenkig angeordnet, um für alle Temperaturverhältnisse das Zusammenfallen der Druckkurven in der Nähe der mittleren Achse zu sichern; dasselbe besitzt bei einer Pfeilhöhe von 6,28 m die Stützweite von 107,50 m und wird durch 15 in gleichen Abständen angeordnete parallele Rippen gebildet, von denen jede aus 32 I-förmigen, gussstählernen Bogenstücken zusammengesetzt ist. Mit Ausnahme der Endstücke an den Widerlagern und am Bogenscheitel sind die ebenerwähnten Bogenstücke je 3,625 m lang und im Steg, sowie in den Flanschen und Wänden 50 bis 65 mm stark, während die Breite zu- bezw. abnehmend zwischen 0,98 bis 1,50 m schwankt. Jedes der in Rede stehenden Bogenstücke ist vorn wie rückwärts durch eine Widerlagswand abgeschlossen, sowie 1,20 m vom vorderen und rückwärtigen Rande durch je eine volle Stützwand und an 16 Zwischenpunkten durch Winkelflanschen verstärkt. Für die beiden Randbögen des mittleren Brückenfeldes, d. i. also für den ersten und letzten bezw. 15. Gusstahlbogen des Traggerippes wurde das Querprofil der Trägerstücke dahin geändert, dass der Steg nach aussen kam und eine leichte Ausbauchung erhielt, wodurch diese Randbogen als Hauptteil der Abschlusswände der Brücke einen besonders wirkungsvollen, architektonisch gelungenen Eindruck hervorbringen. Der aus gewalzten, stählernen Längs- und Querträgern hergestellte, 40 m breite Brückenbahnrost des Mittelfeldes wird in den Teilen zunächst der Widerlager von senkrechten stählernen Stuhlsäulen oder vielmehr durch Stahlblechwände getragen, die auf den oben genannten 15 Bogenträgern aufruhen, während er weiterhin gegen den Scheitel zu direkt auf den Bogenträgern liegt. Zu oberst ist der ganze Brückenbahnrost durch Eisenplatten abgedeckt, auf welchen in der Mitte die 20 m breite Fahrstrasse mittels Holzstöckeln und rechts und links davon die je 10 m breiten Bürgersteige mit Asphalt abgepflastert sind. Brustlehnen und Geländer bestehen aus goldgelbem Sandstein und ruhen auf niederen gusseisernen Sockeln, die die beiden oberen äusseren Brückenbahnränder einfassen. An der Aussenseite der Brücke, welche von den beiden Landpfeilern aus gegen den Scheitel des Mittelfeldes hin eine gleichmässige Steigung von 2 % besitzt, schmückt zu beiden Seiten ein gusseiserner, reich ornamentierter Fries die ganze Länge des Mittelfeldes und künstlerisch ausgeführte Kränze aus demselben Material schlingen sich, von jeder Uferseite aus gerechnet, in den ersten siebenAbschnitten des Brückenoberbaues von Stützwand zu Stützwand. Zu diesem Zierat gesellt sich noch ein Wappenschild am Brückenscheitel – stromauf das Wappen der Stadt Paris, stromab jenes der Stadt Petersburg –, ferner die durchweg künstlerisch ausgeführten 4 Haupt- und 28 kleineren Glühlichtkandelaber, endlich die reich gegliederten Landpfeiler und Landbögen, sowie vier mit vergoldeten Standbildern abgekrönten, aus weissem Sandstein ausgeführten Eckpylonen. Bei aller Pracht der Alexanderbrücke bleibt jedoch das Imponierendste – allerdings keinesfalls das Schönste – an derselben die Flachheit des Bogens im Mittelfelde, welche zur Zeit wohl einzig in ihrer Art ist. Durch diese Brücke ist nun allerdings eine neue wichtige und wertvolle Verbindung zwischen den beiden Seineufern geschaffen worden, allein dieselbe bleibt während der Ausstellung lediglich den Ausstellungszwecken vorbehalten und sonach dem öffentlichen Verkehr vollständig entzogen. Würde man in gleicher Weise auch mit den drei alten in das Ausstellungsgebiet hineinfallenden Seinebrücken, nämlich mit dem Pont des Invalides, Pont de l'Alma und Pont de Jena vorgegangen sein, so wäre der gewöhnliche städtische Strassenverkehr über den Fluss vom Pont de la Concorde bis zum Brückensteg von Passy, d. i. auf eine Strecke von 5 km unterbrochen worden, was natürlich unthunlich war. Vielmehr mussten die drei benannten Brücken und die Zufahrten zu den sich dort anschliessenden Strassenzügen ungeschmälert ihrem sonstigen Dienste überwiesen bleiben, und für die Bedürfnisse der Ausstellung durch Errichtung neuer Kommunikationen Vorkehrungen getroffen werden. Im Sinne dieser Aufgabe hatte man für den inneren Ausstellungsverkehr von Ufer zu Ufer der Seine – um an der untersten Stelle des Flusses zu beginnen – die den Trocadérohügel bezw. den Quai de Billy mit dem Marsfelde bezw. dem Quai d'Orsay verbindende Jenabrücke derart verbreitert, dass sie nach dieser Umgestaltung für beide Verwendungen hinreichend Platz gewährte; ferner wurde – beiläufig 460 m stromabwärts – lediglich für den Gebrauch der Ausstellungsbesucher, zwischen den beiden soeben genannten Quais, im Zuge der Rue de la Manutention, ein neuer, in Eisenkonstruktion durchgeführter Brückensteg erbaut. Endlich ist je ein ähnlicher, doch leichterer Steg weitere 430 m stromabwärts neben der Almabrücke und noch 500 m weiter stromabwärts neben der Invalidenbrücke errichtet worden. Zur Herstellung der Kommunikation zwischen den Ausstellungsgebieten, welche auf derselben Uferseite oberhalb und unterhalb der zwei letzterwähnten Brücken liegen, hat man zunächst dieser beiden Brücken, diesseits wie jenseits, Holzstege errichtet, die den Ausstellungsbesuchern die ungehinderte Ueberschreitung der öffentlichen Strassen ermöglichen. Textabbildung Bd. 315, S. 619 Fig. 53. Verbreiterung der Jenabrücke (Ansicht)Fig. 54 Querschnitt. Aus den beiden Skizzen der Jenabrücke (Fig. 53 und 54) lässt sich die Art und Weise ersehen, wie man an derselben die oben erwähnte Erweiterung bewerkstelligt hat. Die 159,50 m lange, aus fünf bogenüberspannten Feldern bestehende, gemauerte Brücke besass ursprünglich eine Breite von 14 m, die nunmehr beiderseits um 5 m grösser geworden ist. Diese Verbreiterung erfolgte mittels einer Bodenplankung, die nach innen zu von der alten Brücke, nach aussen aber durch neu eingelegte eiserne Gitterträger t1 und t2 getragen wird, deren Spannweiten mit jenen der alten Brückenbögen zusammenfallen. Gestützt werden diese Längsträger an dem Landpfeiler des rechten Flussufers in gewöhnlicher Art durch geeignete Untermauerung und Quaderauflagerung, an dem Landpfeiler des linken Flussufers hingegen auf jeder Brückenseite durch ein aus Fachwerksträgern gebildetes, im Pfeilermauerwerk verankertes Joch, das auf der Quaimauer aufruht. An sämtlichen Flusspfeilern sind als Auflager für die Längsträger aber eigene Konsolträger p1 und p2 an dem Mauerwerk der Pfeiler angebracht worden. Behufs Anbringung der letzteren hatte man zuvörderst an den Flusspfeilern die steinernen Brustwehren und Abdeckgesimse weggenommen, sodann am Pfeilerabsatz einen entsprechend geneigten Zwickelquader als Widerlager für die Konsolstrebe eingemauert, worauf die Versetzung und Montage der Gesamtanordnung am Pfeiler erfolgte. Die beiden seitlichen Konsolen jedes Pfeilers sind nämlich zu oberst durch einen aufgenieteten Querträger und beiläufig in der Mitte ihrer Höhe durch eine kräftige Doppelschliesse verstärkt und versichert. Die Anbringung der Pfeilerkonsolen erfolgte stets nach entsprechender Vorbereitung nur während der Nacht in wenigen Stunden, so dass die ganze Verbreiterung ohne jede wesentliche Störung des laufenden Verkehrs durchgeführt wurde. Auch derzeit dient die alte Brückenbahn ihrer früheren öffentlichen Bestimmung, während die beiden 5 m breiten, neu angefügten Gehwege lediglich für den Verkehr der Ausstellungsbesucher zwischen dem Marsfelde und dem Trocadéro bezw. dem Quai d'Orsay und dem Quai de Billy bestimmt sind, derart, dass rechts „hinüber“ und links „herüber“ gegangen wird. Textabbildung Bd. 315, S. 620 Fig. 55.Seinesteg zwischen der Jena- und Almabrücke. Eine mit besonderem Kostenaufwande und in konstruktiver Beziehung sehr interessant durchgeführte Verbindung vom rechten Seineufer zum linken ist der Steg (Fig. 55) zwischen der Jena- und Almabrücke. DerselbeEine sehr eingehende Schilderung des Steges und aller seiner Konstruktionsteile, sowie theoretische Mitteilung über die eingehaltene Berechnungsmethode gibt Ingenieur Ch. Datin in Le Génie civil vom Mai 1900, S. 49. besitzt eine Gesamtlänge von 120 m, nämlich ein Mittelfeld von 75 m und zwei Seitenfelder von je 22,5 m Spannweite. Die Brückenbahnbreite von Geländer zu Geländer beträgt 8 m. Im allgemeinen besteht die Konstruktion aus einem Brückenroste, der auf Bogenträger teils liegt, teils hängt. Ersterer, der von den beiden Enden her bis zur Längenmitte der Brücke um 1,5 m ansteigt, von diesem Punkte aus nach jedem Ufer also ein Gefälle von 2,5 % aufweist, ist aus zwei 10 mm starken, vollen Stahlblechträgern von 0,8 m Höhe mit 300 mm breiter Unter- und Obergurt ausgeführt. Diese beiden, der ganzen Brücke entlang laufenden Träger sind von 4 zu 4 m durch ebenso hohe Fachwerksträger aus 75 × 8 mm starken Stahlblechen im rechten Winkel verbunden. Das Fachwerk der letzterwähnten Querträger besteht aus zehn Maschen, von denen acht je800 mm Breite besitzen und aus Stütze und Andreaskreuz gebildet werden; die beiden Endmaschen zunächst den Verbindungsstellen sind jedoch nur 470 mm breit und statt mit halben Andreaskreuzen, durch volle Blechwinkel verstärkt. Ueber den Querträgern des Brückenrostes liegen in Abständen von 88 cm hölzerne Längsschwellen, auf denen ohne weiteres die Bohlung der in einem schwachen Bogen angeordneten. Brückenbahn angebracht ist. Was die drei Bogenträger anbelangt, welche den Brückenrost an seinen beiden Seiten tragen, so sind dieselben voneinander 9 m entfernt und auf den beiden Strompfeilern durch gussstählerne Gelenke verbunden; ihre Leitlinie ist eine Parabel nach der Formel: y = 0,01067 x2. Die Bogenstücke in den Seitenfeldern, die am Lande auf Stützsäulen aus Stahlblech ruhen, sind prismatische Röhrenträger aus 10 mm starkem Stahlblech mit 400 mm innerer Weite und 700 mm breiten Gurtblechen; senkrecht zur Trägerachse gemessen beträgt ihre Höhe am Scharnier 880 mm. Textabbildung Bd. 315, S. 620 Fig. 56.Seinesteg neben der Almabrücke. Textabbildung Bd. 315, S. 620 Fig. 57.Seinesteg neben der Invalidenbrücke. Denselben Querschnitt haben auch die beiden Anläufer des mittleren Bogens, jedoch nimmt ihre Höhe stetig zu und 12 m vom Gelenk entfernt wandelt sich ihre Röhrenträgerform in jene eines doppelten Fachwerksträgers um, welcher im Bogenscheitel eine Höhe von 2 m erreicht und eine lichte Pfeilhöhe von 14 m besitzt. Von 4 zu 4 m reichen Hängesäulen von den Tragbögen des Mittelfeldes nach abwärts, welche mit den Längsträgern des Brückenrostes durch Vermittelung von seitlich vorstehenden Konsolen in Verbindung gebracht sind. Letzteres gilt ebenso hinsichtlich der Stützen, welche dort, wo die Brückenbahn über den Tragbogen liegt, an die Stelle der Hängesäulen treten. Rechts und links vom Scheitel des Mittelfeldbogens aus sind die beiden Bogenträger an ihren Oberkanten durch zehn je 4 m voneinander abstehende Querträger aus Stahlblechfachwerk versteift. Zwischen der Unterkante des Brückenrostes und dem mittleren Wasserstande beträgt im Hauptfelde die freie Höhe 6,50 bis 7 m und der Höhenabstand zwischen dem mittleren Wasserstande und dem Niveau der Bogengelenke an den Strompfeilern 2 m. Die beiden letzteren sind mittels Caissons vollständig solid ausgeführt, weil die Absicht vorliegt, den Steg in seiner jetzigen Anordnung zu belassen und nach der Ausstellung dem öffentlichen Verkehr anheimzugeben. Textabbildung Bd. 315, S. 621 Fig. 58.Strassenübergang nächst der Almabrücke am linken Seineufer. In Anbetracht des Umstandes, dass die neben der Alma- und Invalidenbrücke zu errichtenden Stege nur während der Ausstellung ihre Aufgabe zu erfüllen haben, nachher aber wieder beseitigt werden müssen, wurden die Strompfeiler für dieselben einfach aus eingerammten Pfählen hergestellt, welche zu oberst durch Holzroste und Zierbalken abgekrönt sind. Bei beiden in Rede stehenden Stegen haben die Brückenträger die Anordnung durchlaufender, auf freiliegenden walzenförmigen Stützpunkten ruhenden Gerberträgern (Cantilever). Der Steg neben der Almabrücke (Fig. 56) besitzt drei, jener an der Invalidenbrücke (Fig. 57) vier Felder, genau so wie die daneben befindliche Brücke, und ebenso haben auch die Untergurten in den Stegträgern der einzelnen Felder dieselbe Bogenform erhalten, wie sie nebenan die Brücke besitzt, damit kein greller architektonischer Misston entstehen sollte. Bei beiden Stegen sind die 5,50 m voneinander abstehenden Hauptträger durch Querträger und Windkreuze versteift und als direktes Auflager für die 6,50 m langen Querschwellen benutzt, auf welchen die Bohlung der Brückenbahn liegt und die Stäbe der 1 m hohen Geländer verschraubt sind. Behufs Aufstellens der Konstruktion am Stege neben der Almabrücke hatte man zuvörderst im ersten Felde – linkes Flussufer – ein Arbeitsgerüste teils auf Pfählen, teils auf Kränen errichtet, und dieses Feld fertig montiert; sodann wurde dasselbe Gerüste ins dritte Feld – rechtes Flussufer – überstellt und letzteres in gleicher Weise wie das erste vollendet. Schliesslich überbaute man die beiden fertigen Felder durch ein auf zwei 5 m hohen Böcken ruhendes Laufkrangerüste, mit dessen Hilfe dann die Montierung des Mittelfeldes des Steges – gleichfalls ohne Störung der Schiffahrt – ausgeführt worden ist. Beim Stege der Invalidenbrücke wurde nur das Endfeld nächst des Quai de Conférence – rechtes Flussufer –mittels eines eigenen Baugerüstes montiert, alle übrigen Felder hingegen, der Reihenfolge nach, lediglich mit Hilfe des oben erwähnten Laufkrangerüstes, welches vorher bei der Montierung des Mittelfeldes des Steges neben der Almabrücke benutzt worden war, indem dasselbe mit seinem rechtsseitigen Bocke am fertigen Felde und mit dem linksseitigen auf dem nächsten Fluss- bezw. Landpfeiler aufgestellt wurde. Dieses Vorgehen war allerdings nur durch den Umstand ermöglicht, dass auch die Bogen und Pfeiler der alten Brücke in gewissem Masse zu Hilfe genommen werden konnten. Sämtliche bis hierher besprochenen Herstellungen, mit Ausnahme der Alexanderbrücke, sind von den Ingenieuren Leon und Alby unter der Leitung und Aufsicht J. Résal's, des Vorstandes im Konstruktionsbureau der Ausstellungsdirektion, entworfen worden; die Ausführung sämtlicher bezeichneter Objekte und die Anlieferung des Trägermaterials für dieselben ist der Firma Daydé et Pillé übertragen gewesen; die Konstruktion der Alexanderbrücke hat Schneider und Co. in Creusot geliefert und montiert. Textabbildung Bd. 315, S. 621 Fig. 59.Strassenübergang nächst der Almabrücke am rechten Seineufer. Im Gegensatze zu den über den Fluss führenden, durchweg aus Eisen oder Stahl hergestellten Verbindungsstegen sind jene, welche die Strassen übersetzen, ebenso ausnahmslos aus Holz ausgeführt. So bildet den Uebergang über die Avenue Rapp und Avenue Bosquet an jener Stelle, wo diese beiden Strassenzüge am Quai d'Orsay zusammentreffen, um in die Almabrücke zu münden, ein fünffelderiger Holzsteg (Fig. 58), zu dem beiderseits sanft ansteigende Rampen emporführen, von denen die eine zunächst des Pavillon der Presse und die andere beim Pavillon Rumäniens im Bodenniveau der Ausstellung beginnt. Die Gesamtlänge des Ueberweges beläuft sich auf 180 m, wovon 47 auf den eigentlichen Steg und 66,5 auf jede der beiden Rampen entfallen; die Unterkante der Hauptträger im eigentlichen Stege liegt 5 m über dem Strassenniveau und die Rampen besitzen pro laufenden Meter eine Steigung von 75 mm. Im Mittelfelde des Steges, das 22 m Spannweite besitzt, ist die einfache, glatte, aus Querbalken und Längsbohlen bestehende Brückenabdeckung durch drei parallele, gleichweit voneinander abstehende Spreng- und Hängewerke getragen, deren den Avenuen zugekehrte Front (Fig. 58) ersehen lässt; die Tragpfeiler derselben bilden zwei bloss 3 m hohe, 6,40 m breite Nebenfelder, unter denen die Gehwege der Strasse hinlaufen. Zwei hohe turmartig angeordnete Fachwerksanordnungen, welche zu oberst durch kuppelförmige Krönungen abgeschlossen sind, tragen die drei Gitterträger der beiden äussersten 6,40 m weiten Stegfelder, während ihre innere Pfeilerreihe zugleich als Auflage des Spreng- und Hängewerkes dient. An der ganzen Konstruktion hat man Eisen nur an wenigen Stellen, nämlich lediglich dort zur Verwendung herangezogen, wo es, wie bei den auf Zug in Anspruch genommenen Hängesäulen ganz unpraktisch gewesen wäre, Holz zu benutzen. Am ganzen Holzbaue sind die freien Flächen mit Oelfarbe bemalt und lackiert, ferner ist an den Fassaden eine Menge Zierwerk aus gebranntem Thon angebracht, deren Motive aus den Gebieten der Jagd und der Tier- und Pflanzenwelt im allgemeinen stammen. Bei der Errichtung des Steges hat sich insofern eine Schwierigkeit ergeben, als infolge des Vorhandenseins eines Kanales samt seitlichen Entsandungskasten die entsprechende Fundierung einiger Stützpfeiler weder durch Pfahlwerk noch durch Untermauerungen erzielt werden konnte, weil eben der Gewölberücken des besagten Kanales nur ganz seicht unter dem Erdboden liegt. Es musste also an diesen Stellen erst eine Verstärkung der Gewölbedecken des Kanales vorgenommen werden, um widerstandssicheren Untergrund zu gewinnen. Alle Auflager für die hölzernen Fachwerkspfeiler, sowie überhaupt alle Fundamente des Steges sind in Cementbeton ausgeführt. Es bleibt noch zu erwähnen, dass die Bahn des Steges durch ein drittes in seiner Längsachse verlaufendes Geländer für die beiden Verkehrsrichtungen in zwei Hälften geteilt ist. Textabbildung Bd. 315, S. 622 Fig. 60.Strassenübergang nächst der Invalidenbrücke am linken Seineufer. Beim Uebergang der Brückenzufahrt auf dem rechten Seineufer, wo die Avenuen Trocadéro, Marceau, Alma und Montaigne an der Place de l'Alma zusammentreffen, hat der Steg die in Fig. 59 dargestellte Anordnung, und derselbe ist ersichtlichermassen wesentlich einfacher als der früher besprochene Steg am linken Seineufer. Drei parallele Gitterträger tragen die Brückenbahn des mittleren Feldes, das eine lichte Weite von 19 m besitzt. Auch bei diesem Bauwerke besteht das ganze Gebälke lediglich aus Holz, bis auf die auf Zug in Anspruch genommenen Schliessen und Bänder. Die Pfeiler stehen hier allerdings nirgends auf Hohlräumen, aber gleichwohl auf eisenumgürteten Rösten in Betonfundamenten, wie beim Uebergang an der anderen Seite der Almabrücke. Die zwei Pfeiler des Mittelfeldessind als Pylonen ausgestaltet und beiläufig in der Höhe von 8 m über der Brückenabdeckung durch Querbalken mit Ziergittern thorartig abgeschlossen. Alle freien Flächen des ganzen Steggebälkes sind rot und blau angestrichen und an den Fassaden an allen Knotenpunkten der Konstruktion und namentlich an den Pylonen, sowie in der Mitte des Hauptfeldes durch Thonornamente geschmückt, deren Motive dem Seeleben entnommen sind. Auch dieser Steg ist in seiner Längenachse durch ein drittes Geländer geteilt; der Zutritt zu demselben geschieht jedoch nicht wie beim Steg des linken Ufers mittels Rampen, sondern wie Fig. 59 des näheren ersehen lässt, mittels zweiarmiger Treppen von 2 × 12 Stufen. Weit einfacher, nämlich vorwiegend nur als nützliches, zweckdienliches Verkehrsmittel, denn als architektonisches Bauwerk, zeigt sich der nächst der Invalidenbrücke über den Boulevard de la Tour-Maubourg führende Steg (Fig. 60), welcher die Verbindung von der Alexanderbrücke und der Invalidenesplanade zur Rue des Nations der Ausstellung vermittelt und zugleich eine Zutrittsstelle zur Stufenbahn bildet. Er besteht im wesentlichen aus einem mittleren Felde von 13 m Spannweite, mit einer lichten Höhe von 5 m, und aus zwei Zugangsrampen von 72 und von 80 m Länge. Eine hübsche, hölzerne Balustrade, welche jedoch keine sonstigen Verzierungen aufweist, umsäumt die beiden Stegränder und schliesst an den Eintrittsstellen mit Flaggenstangen ab. Das Mittelfeld des Steges liegt genau im Niveau des festen Bahnsteiges der Stufenbahn (vgl. S. 605 d. Bd.) und ist mit demselben durch eine Erbreiterung direkt verbunden. Der ganze Steg hat einen gleichmässig weissen Anstrich erhalten. Textabbildung Bd. 315, S. 622 Fig. 61.Strassenübergang nächst der Invalidenbrücke am rechten Seineufer. Wieder etwas reicher in der architektonischen Ausstattung ist der auf der anderen Uferseite der Invalidenbrücke behufs Uebersetzung der Avenue d'Antin errichtete Steg (Fig. 61). Derselbe umfasst zwei über der Strasse liegende Hauptfelder von je 19 m Spannweite, dann zwei Seitenfelder von je 8 m und endlich zwei Zugangsrampen, von denen die eine 60 m, die andere 64 m lang ist. Die drei hölzernen, parallel und in gleichen Abständen voneinander liegenden Gitterträger, auf welchen in den eben bezeichneten vier Feldern die Brückenbahn ruht, werden von 3 × 3 Pfeilergruppen unterstützt, die gleichzeitig nach chinesischem Muster ausgeführte Hängewerke tragen. Diese letzteren konnten gleich auch für die Ausschmückung des Steges günstige Verwertung finden und sind für diesen Zweck durch einen eingezogenen Unterbogen, dann durch Auslader, Bogenlampen und Flaggen verziert. Das gesamte Holzwerk erhielt auch hier wieder einen gleichmässig weissen Anstrich. Auch ist dieser Steg seiner Länge nach durch ein drittes Geländer in zwei gleiche Stränge geteilt, das die hinübergehenden Ausstellungsbesucher von den herübergehenden scheidet. Die beiden zuletzt geschilderten, nächst der Invalidenbrückeerrichteten Stege (Fig. 60 und 61) sind vom Architekten Grautier entworfen und erbaut worden, während die Pläne für die beiden an der Almabrücke errichteten Uebergänge (Fig. 58 und 59) vom Architekten Mewès herrühren.