Titel: Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung.
Autor: Fr. Freytag
Fundstelle: Band 315, Jahrgang 1900, S. 693
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Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. Von Fr. Freytag, Chemnitz. (Fortsetzung von S. 677 d. Bd.) Die Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung. Eine grössere Anzahl schnell laufender, stehender Dampfmaschinen eigenartiger Bauart hat Emil Mertz in Basel geliefert. Dieselben sind in den Gruppen IV, V und VI der Maschinenhalle des Marsfeldes untergebracht. Textabbildung Bd. 315, S. 693 Fig. 46.Gesamtbild der ausgestellten Dampfmaschinen von Mertz. Fig. 46 gibt ein Gesamtbild der in den Gruppen IV und V, Klasse 19 bezw. 25, ausgestellten Dampfmaschinen. Es gehören hierzu: eine zum Betreiben einer Kolbenpumpe dienende, einfachwirkende Tandemverbundmaschine mit Kondensation von 26 PSi, eine desgleichen mit Dynamoder Société d'Éléctricité Alioth in Basel gekuppelte Maschine von 80 PSi, eine Zwillingsverbundmaschine mit Kondensation derselben Bauart von 100 PSi, eine einfach wirkende Vierfach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 215 PSi, eine vierfachwirkende Zweifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 125 PSi und eine mit Dynamo der Société Alioth gekuppelte vierfachwirkende Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 360 PSi. Ferner ist auf der Galerie eine hierher gehörige, mit einer Dynamo der Société Alioth gekuppelte, einfachwirkende Tandemverbundmaschine von 23 PSi und in der Gruppe VI, Klasse 33, noch eine vierfachwirkende Zweifach-Expansionsschiffsmaschine von 130 PSi ausgestellt. Fig. 47 und 48 zeigen die Bauweise der einfachwirkenden Tandemverbundmaschine. Auf dem durch seitliche Deckel geschlossenen Hohlgestell der Maschine ist der Niederdruckcylinder a und unmittelbar über diesem der Hochdruckcylinder b von kleinerem Durchmesser als der erstere befestigt. Die Kolben a1b1 beider Cylinder sitzen auf einer gemeinschaftlichen Stange, deren Abdichtung und Führung mittels Ringnuten in einer Stopfbüchse c des Hochdruckcylinders bezw. durch eine den unteren Teil der Stange umfassende und ebenfalls mit Ringnuten auf dem äusseren Umfange versehene Muffe d erfolgt, die in einer am Boden des Niederdruckcylinders angegossenen Rundführung gleitet. Ausserdem ist am unteren Ende der Kolbenstange ein aus Stahl gefertigter Kreuzkopf e befestigt, der sich zwischen Lappen f des Maschinengestelles führt. An den Enden des Kreuzkopfes e angreifende Lenkstangen f1 sind mit den Armen g je eines Winkelhebels gh gelenkig verbunden, die auf zwei im Maschinengestelle drehbar gelagerte Zapfen i aufgesteckt sind. Die Arme h der Winkelhebel übertragen ihre Bewegungen mittels der Pleuelstangen k auf zwei um 180° zu einander versetzte Kurbelzapfen der Schwungrad welle. Da sich die Pleuelstangen zufolge der getroffenen Anordnung stets in entgegengesetzter Richtung bewegen, werden die schädlichen Drücke, die sie auf die Lager der Kurbelwelle ausüben könnten, sich gegenseitig aufheben. Damit werden in Verbindung mit der in den Cylindern stattfindenden Dampfkompression Erschütterungen und Stösse vermieden. Die Maschine erhält einen sanften, geräuschlosen und regelmässigen Gang. Die Kurbelwelle ruht in zwei Lagern des Maschinengestelles, sowie in einem dritten Aussenlager; sie trägt ein mit einer Riemenscheibe verschraubtes Schwungrad. Die Dampfverteilung der beiden einfach wirkenden Cylinder regelt ein Kolbenschieber qrv, der von einem Exzenter der Kurbelwelle bethätigt wird. Behufs Einstellung desselben trägt die Schieberstange, wie in Fig. 47 ersichtlich, am äusseren Ende ein Schraubengewinde, über welches eine Mutter greift, die mittels zweier horizontaler Stifte mit einem zwischen Exzenter- und Schieberstange geschalteten Gelenk derart verbunden ist, dass nach Drehung der Mutter eine Orts Veränderung der Schieberstange, also auch des Schiebers, hinsichtlich der Schwingachse der Exzenterstange möglich ist. Der am Ende der Kurbelwelle sitzende Zentrifugalregulator (D. R. P. Nr. 86325) arbeitet mitsamt dem Steuerungsexzenter und dessen Stange in einem seitlich amMaschinengestell angeschraubten, bis auf eine gewisse Höhe mit Oel angefüllten Gehäuse. Textabbildung Bd. 315, S. 694 Einfach wirkende Tandemverbundmaschine von Mertz. Die Bauart und Wirkungsweise des Regulators ist bereits 1897 303 * 56 beschrieben. Die Schwunggewichte stehen unter der Wirkung von Federn, deren Spannung und damit die Umlaufszahl der Maschine sich mittels einer besonderen Vorrichtung innerhalb gewisser Grenzen ändern lassen. Der Regulator bethätigt mittels einer am inneren Ende kugelförmig gestalteten Stange l den unter Federwirkung stehenden Hebel m; dieser steht durch eine Lenkstange n mit der Spindel eines Drehschiebers o in Verbindung, welcher den Zutritt des Dampfes in den Schieberkasten regelt. An dem letzteren sind noch drei seitliche Stutzen angegossen, die ein senkrechtes, mit kleinen Absperrventilen t und u versehenes Rohrstück tragen. Um die Maschine in Gang zu setzen, bringt man durch Drehen der Kurbelwelle die Arbeitskolben a1 und b1 der Dampfcylinder in ihre obere Totpunktlage und öffnet das Einströmventil p mittels des auf der Spindel desselben befestigten Handrades. Der in die Maschine tretende Frischdampf gelangt durch die Schlitze des vom Regulator eingestellten Drehschiebers o über den oberen Kolben q des Verteilungsschiebers und durch den Kanal b2 über den Kolben b1 des Cylinders b. Um diesen Cylinder vor dem Ingangsetzen der Maschine heizen zu können, öffnet man die Ventile t und u, so dass der Dampf über den Schieberkolben r und durch den Cylinderkanal b3 unter den Arbeitskolben b1 treten kann; gleichzeitig strömt ein Teil des Dampfes durch den Kanal a2 über den Kolben a1 des Cylinders a, wie auch ferner in den durch ein Rohr mit dem Kondensator in Verbindung stehenden unteren Raum w des Schieberkastens, von hier unter den Kolben a1 dieses Cylinders, der sonach ebenfalls angewärmt wird. Nach erfolgtem Oeffnen der mit dem unteren Raum w des Schieberkastens in Verbindung stehenden Abdampfleitung kann das über den Schieberkolben q und r stehende Kondenswasser in den Kondensator abfliessen. Schliesst man nunmehr die Ventile t und u und bewegt die Kurbelwelle in dem Sinne, dass sich die Arbeitskolben aus ihrer oberen toten Punktlage entfernen, so kommt die Maschine in Gang, wobei das im unteren Teile des Cylinders a angesammelte Kondenswasser durch den Kolben a1 in den Raum w des Schieberkastens, von hier in die Abdampfleitung gelangt. Der Frischdampf tritt durch den Kanal b2 über den Kolben b1 und treibt diesen nach abwärts; bei der Aufwärtsbewegung desselben Kolbens gelangt der schon teilweise expandierte Dampf durch den Kanal b1 zwischen die Schieberkolben q und r, und durch den Kanal b3 unter den Kolben b1 des Cylinders b2. Beim folgenden Abwärtshube des Kolbens b1 wirkt von neuem Frischdampf auf die obere Fläche desselben, während derjenige Dampf, welcher bereits Arbeit über dem Kolben verrichtete, und sich unter demselben befindet, durch den Kanal b3 über den Schieberkolben r, von hier durch den Kanal a2 über den Kolben a1 des Cylinders a strömt, um sich in diesem nochmals arbeitsverrichtend auszudehnen. Beim Auf hübe der Kolben strömt dieser Dampf gegen die untere Fläche des Kolbens a1 in dem Cylinder a und entweicht schliesslich beim darauffolgenden Abwärtshube der Kolben in den Kondensator. Durch den Schieberkolben v wird die obere Fläche des Kolbens a1 der abkühlenden Wirkung des Kondensators entzogen. Bei Auspuffmaschinen kann dieser Kolben in Wegfall kommen; der über dem Kolben a1 wirksam gewesene Dampf entweicht dann direkt ins Freie. Fig. 49 zeigt die Maschine in der Gesamtansicht. Auf dieser ist insbesondere noch die von der Maschine mittels Schnurscheiben und Schneckengetriebe bethätigte, zur Schmierung der Dampfcylinder dienende Oeldruckpumpezu erkennen. – Derartige Kondensationsmaschinen werden für Leistungen bis zu 135 PSe – bei 10 kg/qcm Dampfspannung – gebaut. Die ausgestellte Dampfmaschine von 26 PSi der besprochenen Bauart hat 170 bezw. 260 mm Cylinderdurchmesser und 90 mm Hub; sie läuft mit 520 minutlichen Umdrehungen. Dieselbe Maschine für 80 PSi von 285 bezw. 425 mm Cylinderdurchmesser und 140 mm Hub entwickelt die genannte Leistung mit 425 minutlichen Umdrehungen. Die ausgestellte Zwillings Verbundmaschine mit Kondensation von 100 PSi setzt sich aus zwei einfachwirkenden Tandemverbundmaschinen von je 240 bezw. 360 mm Cylinderdurchmesser und 120 mm Hub zusammen; die Tourenzahl beträgt 425 in der Minute. Textabbildung Bd. 315, S. 695 Fig. 49.Einfachwirkende Tandemverbundmaschine von Mertz. Fig. 50 und 51 zeigen die ausgestellte einfachwirkende Vierfach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 215 PSi. Sie hat zwei Paar in Tandem übereinander gesetzte, auf dem Gestell A befestigte Cylinder BC und B1C1 von je 315 bezw. 470 mm Durchmesser und 300 mm Hub. Die auf gemeinschaftlicher Stange sitzenden Kolben bc und b1c1 jeder Maschinenseite arbeiten mittels Lenkstangen dd1 auf zwei um 180° gegenseitig versetzte Zapfen ee1 der in vier Lagern geführten Kurbelwelle E. Diese trägt das Schwungrad V und ist beiderseits mit angeschmiedeten Scheiben f zum direkten Ankuppeln der Welle einer Dynamo, Pumpe, eines Ventilators o. dgl. versehen. Die Hochdruckcylinder werden abwechselnd durch ein zwischenliegendes Steuerorgan D – aus zwei konzentrisch ineinander liegenden Rundschiebern bestehend, von denen der innere Expansionsschieber, Bauart Rider, vom Regulatorstande abhängige, veränderliche Füllungen gestattet – mit Frischdampf gespeist, während die Ausströmung des Dampfes aus jedem dieser Cylinder und seine Einströmung in den betreffenden Niederdruckcylinder, wie auch die Dampfausströmung aus dem letzteren durch entlastete Kolbenschieber F geregelt wird. Diese werden, wie auch die Einströmschieber D der Hochdruckcylinder von festen Exzentern der Kurbelwelle bethätigt. Der Antrieb des zur Einstellung des Rider-Schiebers dienenden Federregulators G erfolgt durch ein konisches Räderpaar g. Der über den Regulatormuff greifende, gabelförmig gestaltete Hebel h ist auf einer wagerechten Welle i befestigt, deren anderes Ende einen Hebel l trägt, der mittels Stange mit Kugelgelenk mit dem vorstehenden Arm m einer Muffe n verbunden ist; letztere ist durch einen Stift q auf der Stange p des Rider-Schiebers befestigt. Damit dieser seine hin und her gehenden Bewegungen ausführen kann, ist die zugehörige Stange mit einem Längsschlitz für den festliegenden Stift q versehen. Textabbildung Bd. 315, S. 696 Fig. 50.Einfachwirkende Vierfach-Expansionsmaschine mit Kondensation von Mertz. Die durch Steigen und Fallen des Regulatormuffs hervorgerufenen Drehbewegungen der Welle i werden auf den Muff n übertragen und durch diesen dem Rider-Schieber mitgeteilt. Der Regulator ist noch mit einer Vorrichtung versehen, welche eine Aenderung der Umgangszahl der Maschine auch während des Ganges derselben gestattet. Zu dem Zwecke befindet sich in der Büchse t (Fig. 51) eine Zusatzfeder, welche gegen eine bewegliche Stange r wirkt; letztere ist mit einem Hebel s der Welle i gelenkig verbunden. Die Spannung der Zusatzfeder kann von Hand derart geregelt werden, dass sie, zusammen mit der Spannung der Hauptfeder des Regulators, einen der jedesmaligen Geschwindigkeit der Maschine entsprechenden Wert annimmt. Textabbildung Bd. 315, S. 696 Fig. 52.Einfachwirkende Vierfach-Expansionsmaschine mit Kondensation von Mertz. Der durch das Einströmrohr L in den Schieberkasten der Expansionsschieber D tretende Frischdampf strömt durch den geöffneten Cylinderkanal über den Kolben c und treibt diesen nach abwärts, während der vordem über diesem Kolben wirksam gewesene Dampf, der sich unter dem genannten Kolben in dem jetzt als Zwischenbehälter dienenden Cylinder C befindet, behufs weiterer Expansion über den Kolben b des Cylinders B strömt. Beim Aufwärtshube gelangt der über dem Kolben c wirksam gewesene Dampf gegen die untere Fläche desselben, während der Dampf, welcher über dem Kolben b Arbeit verrichtete, nunmehr gegen die untere Fläche desselben wirkt, um schliesslich beim darauffolgenden Abwärtshube der Kolben in den mit dem Ausströmrohr N in Verbindung stehenden Raum des Schiebergehäuses zu entweichen. Textabbildung Bd. 315, S. 697 Fig. 51.Einfachwirkende Vierfach-Expansionsmaschine mit Kondensation von Mertz. Fig. 52 zeigt die Gesamtansicht der mit 320 minutlichen Umdrehungen laufenden Maschine, die zum Betriebe von Transmissionen mit noch einer Seilscheibe versehen ist. Textabbildung Bd. 315, S. 697 Fig. 54.a, b, c und d zeigen die Expansionen. Zur Verdichtung des Abdampfes der Maschine dient der in Fig. 53 ersichtliche Strahlkondensator, Bauart Mertz, Je nach Stellung eines vom Maschinisten mittels Handrad bethätigten Doppelsitzventils strömt der Abdampf behufsVerdichtung in den senkrecht angeordneten Strahlkondensator oder aber ins Freie. Die Arbeitsweise der Maschine lassen unlängst abgenommene Diagramme (Fig. 54) erkennen. Die ausgestellte, vierfach wirkende Zweifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 125 PSi zeigen Fig. 61 bis 66b. Sie hat einen Hochdruckcylinder B (s. S. 700) von 260 mm und einen Niederdruckcylinder B1 von 390 mm Bohrung für 120 mm Hub. Die Umdrehungszahl beträgt 520 in der Minute. In dem Cylinder B bewegen sich die Kolben C und D, in demjenigen B1 die Kolben C1 und D1. Dieselben werden, je nachdem der Dampf auf ihre äusseren oder inneren Flächen wirkt, einander genähert oder voneinander entfernt; sie übertragen ihre Bewegungen mittels der Pleuelstangen FF1 auf die um 90° gegenseitig versetzten Zapfen aa1 bezw. mittels der Stangenpaare KK1 auf die ebenfalls um 90° gegenseitig versetzten Zapfenpaare cc1 der Kurbelwelle H. Zur Dampfverteilung dienen in den angegossenen Gehäusen JJ1 untergebrachte hohle Kolbenschieber RR1. Textabbildung Bd. 315, S. 697 Fig. 53.Strahlkondensator, Bauart Mertz. Der Frischdampf tritt nach Oeffnen des Einströmventils mittels des Handrades A2 bei d in den unteren Teil des Hochdruckschieberkastens J, der durch die Kanäle fg mit den Enden und durch den Kanal c mit der Mitte des Cylinders B in Verbindung steht. Der Kolbenschieber R ist an seinem Umfange mit ringförmigen Kerben hko versehen, von denen die eine h die abwechselnde Verbindung der Kanäle g und e mit dem Auspuffkanal i herstellt, der mit dem zwischen den beiden Cylindern BB1 angeordneten Zwischenbehälter L in Verbindung steht, während derjenige k durch Oeffnungen jj mit dem Innenraum l des Hohlschiebers und abwechselnd mit den Kanälen e und f kommuniziert. Die dritte Kerbe o endlich dient zur Herstellung einer Verbindung zwischen f und einem Auspuffkanal n, der, wenn der Schieber R sich seiner unteren Endstellung nähert, wiederum mit dem Zwischenbehälter Lin Verbindung kommt, während der untere Raum d des Schieberkastens J mit g kommuniziert, wenn der Schieber seine obere Endstellung nahezu erreicht hat. In gleicher Weise wird die Dampfverteilung des Niederdruckcylinders B1 geregelt. Die Kanäle n1i1 des zu diesem gehörigen Schieberkastens J1 stehen mit dem Auspuffrohr M in Verbindung. Textabbildung Bd. 315, S. 698 Vierfachwirkende Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 360 PSi von Mertz. Die Stangen NN1 der beiden Schieber BB1 sind an ihren unteren Enden mit Gleitstücken R2 verschraubt, die sich in Führungen R3 bewegen und durch Stangen OO1, sowie Winkelhebel SS1 mit den Stangen TT1 der Exzenter UU1 verbunden. Von den letzteren ist dasjenige U1 auf der Kurbelwelle H befestigt, während das andere lose angeordnete Exzenter U von einem Zentrifugalregulator der Geschwindigkeit der Maschine entsprechend eingestellt wird. Der untere Teil des mit zwei abnehmbaren Deckeln R4 versehenen Maschinengestelles A kann mit Oel angefüllt werden. Textabbildung Bd. 315, S. 699 Fig. 56.Vierfachwirkende Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 360 PSi von Mertz. Befinden sich die Kolben der Maschine in der in Fig. 61 ersichtlichen Stellung und bewegt sich der Schieber R so weit nach abwärts, dass seine Kerbe k dem Kanal e gegenübersteht, so strömt frischer Dampf durch die Schieberhöhlung und die Oeffnungen j in den Kanal e zwischen die Kolben CD und entfernt sie voneinander, während der oberhalb des Kolbens C und unterhalb des Kolbens D befindliche expandierte Dampf durch fon bezw. ghi in den Zwischenbehälter L, von hier behufs weiterer Arbeitsverrichtung einerseits durch d1 unter dem unteren Rand des Schiebers B1 hinweg in den Kanal g1 tritt, um auf die untere Fläche des Kolbens D1 einzuwirken, andererseits durch l1j1k1 in den Kanal f1, um auf die obere Fläche des Kolbens C1 zu wirken, so dass beide Kolben einander genähert werden. Der zwischen diesen Kolben befindliche expandierte Dampf entweicht durch e1h1i1 in den Auspuffraum M des Schieberkastens. Wenn die beiden Kolben C1D1 ihre Mittelstellungen erreicht haben – nach ¼ Umdrehung der Kurbelwelle H –, strömt teilweise expandierter Dampf des Zwischenbehälters L durch die Höhlung l1 des Schiebers R1 und die Oeffnungen j1 desselben in den Kanal e1 und treibt die Kolben auseinander, während der über dem Kolben C1 und unter dem Kolben D1 stehende Dampf nunmehr durch f1o1n1 bezw. g1h1i1 auspufft u.s.w. Da sich die beiden Kolben CD oder C1D1 der Cylinder BB1 in entgegengesetzten Richtungen zueinander bewegen und stets gleichen Dampfspannungen ausgesetzt sind, werden die Drücke, welche sie auf die Lager der Kurbelwelle ausüben, sich gegenseitig aufheben. An den oberen Enden der Schieberstangen befestigte Kolben α, die sich in kleinen Luftcylindern bewegen, dienen zur Abschwächung der bei dem Hubwechsel der Schieber auftretenden Stösse. Den in das Gehäuse I der Kurbelwelle eingebauten Zentrifugalregulator veranschaulichen Fig. 58 bis 60. Die um Zapfen c3c3 des Gehäuses I schwingenden Gewichte B3B3 sind durch Stangen C3C3 mit den Armen eines auf dem Zapfen J3 des Gehäuses befestigten Doppelhebels D3, ausserdem durch Schraubenfedern H3 mit einem Schwinghebel E3 gelenkig verbunden, der in dem gabelförmigen Ende einer in dem Lager d3 des Gehäuses I geführten Spindel F3 befestigt ist. Letztere ist an ihrem anderen Ende mit einem Gewinde versehen, über welches ein zwischen der Führung d3 und der Nabe e3 des Gehäuses liegendes Schraubenrad g3 greift. Dasselbe steht mit einer in dem Gehäuse I gelagerten Schraube ohne Ende h3 in Eingriff, die am äusseren Ende ein Vierkant i3 trägt. Mittels eines über dieses Vierkant gesteckten Schlüssels lässt sich die der Zentrifugalkraft der Gewichte B3B3 entgegenwirkende Spannung der Federn und damit die Geschwindigkeit der Maschine verändern. Textabbildung Bd. 315, S. 699 Zentrifugalregulator von Mertz. Ueberschreitet dieselbe eine gewisse Grenze, so schwingen die Gewichte B3B3 im Sinne der Pfeile v3 nach aussen und bewirken eine Drehung des den Doppelhebel D3 tragenden Zapfens J3 im Sinne des Pfeiles x3 (Fig. 58). Infolgedessen erhält auch die auf demselben Zapfen J3 sitzende exzentrische Scheibe K3 eine Drehbewegung und da sie in eine entsprechende ausgebüchste Oeffnung V3 des am Schieberexzenter U angegossenen Armes L3 eingreift, wird dieses um den am Gehäuse I befestigten Zapfen N3 im Sinne des Pfeiles y3 (Fig. 60) verdreht. Ausser bei N3 ist das mit einem Ausschnitt S3 versehene Exzenter noch durch einen Bolzen W3, an dem es sich mittels eines Schlitzes M3 führt, am Gehäuse I befestigt und damit gezwungen, die Drehbewegungen desselben mitzumachen. Bei abnehmender Geschwindigkeit der Maschine bewegen sich die Gewichte B3B3 nach innen und drehen den Hebel D3 mitsamt der exzentrischen Scheibe K3 in einem der Pfeilrichtung x3 entgegengesetzten Sinne. Infolgedessen erhält auch das Exzenter U eine Bewegung um N3 im umgekehrten Sinne des Pfeiles y3. In beiden Fällen ändert sich die Exzentrizität des Exzenters derart, dass die Kanäle für den in den Hochdruckcylinder B tretenden Dampf durch den Schieber R früher oder später geschlossen werden. Um die Cylinder vor dem Ingangsetzen der Maschine anwärmen zu können, sind, wie in Fig. 63 ersichtlich, die Büchsen JJ1 der Verteilungsschieber durch vier Stutzen, welche mit dgef bezw. d1g1e1f1 kommunizieren, mit einem senkrechten Rohr M4 bezw. N4 verbunden, welches mit vier bezw. drei Dreiwegehähnen versehen ist. Bringt man die Kolben des Hochdruckcylinders B vor dem Ingangsetzen der Maschine auf einen toten Punkt und öffnet die Dreiwegehähne des Rohres M4, so gelangt Frischdampf nach Oeffnen des Einströmventils in den Cylinder B und durch die Kanäle ni in den Zwischenbehälter L, hierauf, nachdem zuvor die Dreiwegehähne des Rohres N4 geöffnet wurden, in den Niederdruckcylinder B1 und durch n1i1 in den Auspuffraum M des Schieberkastens. Textabbildung Bd. 315, S. 700 Vierfachwirkende Zweifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 125 PSi von Mertz. Um das in der Maschine angesammelte Kondenswasser abzuführen, bringt man den Auspuffraum M, sowie eine Niederdrückender Von dem Zwischenbehälter nach diesem führende Rohrleitung durch eine Absperrvorrichtung mit derfreien Atmosphäre oder dem Kondensator in Verbindung und entfernt die Kolben CD durch eine geringe Drehung der Kurbelwelle H aus ihrer toten Punktlage; schliesst man hierauf die Verbindung zwischen dem Zwischenbehälter L und dem Auspuffraum M, so kommt die Maschine in Gang. Textabbildung Bd. 315, S. 700 Steuerung zur vierfachwirkenden Zweifach-Expansionsmaschine. Textabbildung Bd. 315, S. 700 Fig. 67. Hochdruckcylinder Federmassstab 2 mm = 1 kg; Mitteldruckcylinder Federmassstab 3 mm = 1 kg; Niederdruckcylinder Federmassstab 15 mm = 1 kg Die vierfachwirkende Dreifach-Expansionsmaschine mit Kondensation von 360 PSi (Fig. 55 bis 57) hat Cylinder von 290, 450 und 700 mm Durchmesser für 220 mm Hub; sie läuft mit 350 Umdrehungen in der Minute und soll bei 10 kg/qcm Admissionsspannung des Arbeitsdampfes 6,95 kg Dampf für 1 PSi/Std. gebrauchen. Die drei Cylinder sind nebeneinander auf einem kräftigen Hohlgestell befestigt, welches nach Abnahme von Deckeln eine bequeme Zugänglichkeit der bewegten Teile ermöglicht. In jedem dieser vierfachwirkenden Cylinder arbeiten, analog der vorbeschriebenen vierfachwirkenden Zweifach-Expansionsmaschine von 125 PSi, zwei in entgegengesetztem Sinne sich bewegende Kolben, deren Stangen ineinander gleiten und durch Kreuzköpfe und Lenkstangen mit um 180° gegegenseitig versetzten Zapfen der Kurbelwelle derart verbunden sind, dass die auf die Lager derselben ausgeübten Drucke sich, gegenseitig aufheben. Zur Dampf Verteilung dienen vier hohle Kolbenschieber – zwei für den Niederdruckcylinder –, die in zwischen den Cylindern liegenden Gehäusen untergebracht sind, und von Exzentern der Schwungrad welle direkt bethätigt werden. Mittel- und Niederdruckcylinder, die mitsamt den zugehörigen Schieberkasten ein einziges Gussstück bilden, arbeiten mit fester Füllung, während die von einem Kugelregulator beherrschte Rider-Steuerung des Hochdruckcylinders veränderliche Füllungen zulässt. Die das Schwungrad tragende Kurbelwelle ruht in vier Lagern von je 160 mm Durchmesser bei 250 bezw. 150 mm Länge und ist beiderseits mit angeschmiedeten Flanschen zum Ankuppeln schnell laufender Arbeitsmaschinen versehen. Eine von dieser Welle aus angetriebene Oelpumpe versorgt Kolben und Schieber mit dem nötigen Schmiermaterial. An dieser Maschine auf der Ausstellung in Paris am 18. Juli 1900 abgenommene Diagramme zeigt Fig. 67. Nachstehende Versuchsergebnisse sind noch bemerkenswert: Dampfspannung im Schieberkasten des Hoch-  druckcylinders 9,5 kg/qcm Luftleere im Kondensator 56 cm Füllungsgrad im Hochdruckcylinder 0,48 Minutliche Umdrehungszahl 280 Gesamtleistung der Maschine 344 PSi Mittlere Dampfspannung im Hochdruckcylinder 1,7 kg/qcm       „                  „             „   Mitteldruckcylinder 2,02   „       „                  „             „   Niederdruckcylinder 0,52   „ (Fortsetzung folgt.)