Titel: Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie.
Fundstelle: Band 316, Jahrgang 1901, S. 444
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Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie. (Schluss von S. 421 d. Bd.) Der Kanalofen und sein Wert für die Hüttenindustrie. Eine Neuerung der Firma Möller und Pfeifer in Berlin bezieht sich auf die Verwendung der Abhitze von Kanalöfen zu Trockenzwecken. Man hat bei den Kanalöfen, wie wir gesehen haben, zweierlei Abhitze zu unterscheiden, einmal die Abhitze, welche in den abziehenden Feuergasen enthalten ist, zweitens die Abhitze, welche die bereits gebrannten Steine enthalten. In manchen Fällen hat man darauf zu achten, dass die Feuergase mit den Trockenwaren nicht in Berührung treten, um chemische Einwirkungen ersterer auf letztere zu verhüten. Textabbildung Bd. 316, S. 444 Fig. 17. Dann wird es sich empfehlen, die Abhitze der Brenngase besonders, und zwar unter Vermittelung von Heizregistern, in den Trockenanlagen zu verwenden, während die Luft, welche sich an den fertig gebrannten Produkten erwärmt hat, wegen ihrer Reinheit frei durch die Trockenräume geführt wird. Fig. 17 zeigt einen Grundriss des Brennkanals a b in Verbindung mit einem Trockenkanal ik. Aus ersterem werden die Feuergase mittels Exhaustors g ab- und durch die Heizregister des Trockenkanals derart durchgesaugt, dass sie von einem Ende des Kanals nach dem anderen in entgegengesetzter Richtung laufen, als die mit Waren beladenen Wagen, und das Trockengut durch die Wände der Heizregister hindurch erwärmen. Die in der Kühlzone des Kanalbrennofens an dem fertig gebrannten Gut sich erhitzende Luft wird dagegen durch einen besonderen Exhaustor f bei e abgesaugt und frei in den Trockenkanal eingeleitet, und zwar ebenfalls am heissen Ende desTrockenkanals, so dass die erhitzte Luft mit den schon vorgetrockneten Waren in Berührung kommt, welche eine schärfere Austrocknung vertragen. In der Mitte des Trockenofens ist ein dritter Exhaustor h angeordnet, welcher die mit Wasserdampf gesättigte Luft aus dem Trockenkanale abführt. Der Exhaustor h zieht mehr Luft aus diesem Kanäle ab, als der Exhaustor f ihm zuführt. Es wird mithin bei geschlossenen Thüren des Trockenkanals am heissen Ende i ein Luftstrom durch die teilweise geöffneten Thüren k durch den kühleren Teil des Trockenkanals hindurchziehen bis zu den Saugöffnungen des Exhaustors h. Diese Trockenluft wird durch die Heizregister / erwärmt und dadurch befähigt, Wasserdämpfe in genügender Menge aufzunehmen. Ein Kanalofen, der nur Trockenzwecken dient, ist in den Fig. 18 bis 22 dargestellt. Die Schnitte AA BB CC sind Querschnitte nach den betreffenden Buchstaben im Längsschnitt EE. Schnitt DD ist ein Grundschnitt nach Linie DD in derselben Figur EE. Schnitt AA zeigt einen beladenen Wagen. Die Heizkanäle sind seitlich zu beiden Seiten sichtbar. Schnitt BB zeigt den Eintritt der Heizgase in die Heizkanäle, Schnitt CC den Uebertritt der Kühlluft unter den Rost. Aus Schnitt EE ist ersichtlich, wie die Kühlluft und die Heizgase durch eingebaute Zwischenwände (Zungen) gezwungen sind, eine schlangenförmige Bewegung anzunehmen. Durch Pfeile ist die Richtung der Bewegung angedeutet. Schnitt DD lässt den Uebergang von der Heiz- zur Kühlzone erkennen. Zur Fortbewegung der mit dem Trockengut beladenen Wagen dient eine Hängebahn. Der Schlitz in der Decke, in welchem die Hängeeisen der Wagen geführt werden, wird durch Schleppschwänze geschlossen, welche von den Hängeeisen mitgeschleift werden. Zur Förderung des Trockenprozesses werden nach einem Vorschlage von E. Cramer in Berlin an jedem Wagen dünne, senkrecht stehende Platten befestigt, deren äussere Gestalt dem Querschnitt des Trockenkanals entspricht. Die Platten sind aus Papier, Blech, Holz oder ähnlichen Stoffen hergestellt. Durch die Platten wird der ganze Ofenkanal in einzelne Zellen zerlegt, deren jede eine besondere Trockenkammer für sich darstellt. Die Zirkulation der Luft zwischen den einzelnen Zellen ist dadurch so gut wie vollständig aufgehoben. Eigentümlich ist nun die Beseitigung der aus den Thonwaren sich entwickelnden Wasserdämpfe. Dieselbe erfolgt nämlich erst dann, wenn das Trockengut eine höhere Temperatur angenommen hat. Es soll dadurch dem Reissen der Thonwaren, welches bei lebhafter Luftzirkulation im Trockenkanal schwer zu vermeiden ist, vorgebeugt werden. Denn es hat sich gezeigt, dass sich frisch geformte Thonwaren in nicht bewegter, bis zu einem gewissen Grade mit Feuchtigkeit gesättigter Luft ohne Schaden auf eine höhere Temperatur bringen lassen und dann ihr Wasser abgeben. Der Erfinder schreibt dem Verfahren die folgenden Vorteile zu: Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 18. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 19. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 20. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 21. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 22. Da eine Luftzirkulation im Ofen nicht stattfindet, können die Wasserdämpfe mit weniger Luft gemischt abgezogen oder durch den Schlitz im Gewölbe des Ofens zum Entweichen gebracht werden. Die Regulierung der Luft am Kanaleingang fällt fort. Die Wärme des sich abkühlenden Trockengutes wird wie auch bei anderen Kanalöfen wieder nutzbar gemacht. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 23. Braucht in Kanalöfen die Ware nur eingebracht, nicht aber allmählich fortbewegt zu werden, dann kann man eine beträchtliche Verminderung des Anlagekapitals dadurch erzielen, dass man die Transportwagen zweiteilig, nämlich mit abnehmbarem Oberteil anordnet (Fig. 30). Der Oberteil d ist durch ein Getriebe c heb- und senkbar eingerichtet. Zugleich sind in den Seitenwandungen des Ofenkanals a Konsolen e oder längslaufende Schienen angebracht, und zwar in einer solchen Höhe, dass die Wagenoberteile über sie hinwegstreichen. Sobald die Wagen an die richtige Stelle gelangt sind, wird der Oberteil so weit herabgelassen, dass er sich auf die Konsolen auflegt. Dannwerden die Stützen des Oberteils auf dem Wagen gänzlich fortgezogen, und das Untergestell zurückgerollt. Letzteres kann nun zur Beförderung anderer Waren, die auf andere Oberteile gelagert sind, benutzt werden, so dass man mit einem Wagenuntergestell den Transport sämtlicher Waren zum Kanalofen bewältigen kann. Zum Herausschaffen des fertigen Gutes wird das Wagenuntergestell wieder unter die einzelnen Oberteile geschoben, letztere werden durch das Getriebe gehoben, auf die auf dem Untergestell angebrachten Stützen gesetzt und ausgefahren. Das Verfahren, dessen Urheber Dr. H. Herzfeld in Berlin ist, bringt den weiteren Vorteil mit sich, dass die Wagenuntergestelle durch strahlende Ofenwärme nicht geschädigt werden können. Am Eingang dieses Aufsatzes war als Merkmal des Kanalofens hingestellt, dass der Ofenkanal stets geradlinig gerichtet ist. Nur Oefen, welche dieser Forderung entsprechen, bezeichnet die Technik als Kanalöfen. Indessen sind auch Kanalöfen bekannt, deren Kanal einen ringförmigen Verlauf nimmt. Die ringförmige Anordnung besitzt den Vorzug, dass die fahrbare Unterlage für das Brenn- oder Trockengut während ihres ganzen Umlaufs benutzt werden kann. Dagegen müssen die Wagen bei Kanalöfen mit geradlinigem Kanal nach dem Durchgange durch den Ofen wieder in ihre erste Stellung zurückgebracht werden. Kein geringerer als William Siemens hat zuerst einen derartigen Ofen konstruiert, welcher sich durch seine sehr einfache Bedienung auszeichnet. Der Ofen ist in Fig. 23 im horizontalen Querschnitt und zwar nach der Linie EF (Fig. 26), in Fig. 26 in einem Schnitte nach der Linie AB (Fig. 23), in Fig. 24 in einem Schnitte nach der Linie CD (Fig. 23), in Fig. 25 in einem Schnitte nach der Linie GH (Fig. 23) dargestellt. Fig. 29 zeigt einen vertikalen Schnitt durch einen Generator, Fig. 27 und 28 Schnitte nach den Linien CD und E F GH (Fig. 29). Die Sohle des Ofens wird durch eine ringförmige Tafel a gebildet, die mit Rädern b auf einem Geleise ruht. Bewegt wird die Tafel entweder mit der Hand oder durch Maschinenkraft mittels eines Zahnrades d, welches in einen an der Unterseite der Tafel befestigten Zahnkranz eingreift (Fig. 25). Der Ofen zerfällt in drei Abteilungen, den Vorwärmer I, in welchem die Gegenstände langsam erhitzt werden, den Brennraum II, in welchem dieselben der Einwirkung der Flamme ausgesetzt sind, und den Raum III, in welchem sich die Gegenstände abkühlen. Das Gewölbe des Ofens und die Seitenmauern bilden keinen vollständig geschlossenen Ring, sondern lassen eine Stelle IV gegenüber dem Brennraume frei, an welcher man die zu behandelnden Gegenstände einsetzt und sie nach der Behandlung entfernt. Textabbildung Bd. 316, S. 445 Fig. 24. Im Brennraume ist die Decke des Ofens erhöht; nach beiden Enden hin nimmt sie allmählich oder stufenweise ab. Zur Regelung der Wärme im Ofen sind eine Reihe von Oeffnungen f in der Decke des Vorwärm- und des Abkühlungsraums angebracht. Sie sind mit Regulierschiebern versehen. Demselben Zwecke dienen die Thüren g, welche beide Enden der Kammern verschliessen. Der Ofen wird in folgender Weise betrieben. Die zu brennenden Gegenstände werden in der Abteilung IV eingesetzt. Dann wird die Tafel a so weit gedreht, dass das Brenngut in den Vorwärmraum I eintritt. Nun schliesst man die Thüren g. Nach einiger Zeit, wenn die Vorwärmung stattgefunden hat, wird eine neue Beschickung auf die Tafel gesetzt und weiter gedreht. Dadurch kommt die erste Beschickung in eine heissere Zone des Vorwärmraums und die zweite an die bisherige Stelle des ersten. In dieser Weise wird mit der Drehung der Tafel und dem Einsetzen neuer Ware fortgefahren. Die Gegenstände gelangen dadurch nacheinander in den Brenn- und den Abkühlungsraum. Natürlich müssen die Längen der drei Abteilungen des Ofens in einem solchen Verhältnisse zu einander stehen, dass die Gegenstände in jeder eine angemessene Zeit verweilen können. Textabbildung Bd. 316, S. 446 Fig. 25. Textabbildung Bd. 316, S. 446 Fig. 26. Textabbildung Bd. 316, S. 446 Die Beheizung des Ofens erfolgt durch eine eigentümliche Regenerativgasfeuerung. Die Gaserzeuger werden wie gewöhnlich in Gruppen von zwei oder vier gebaut. Die Kohlen werden durch eine Oeffnung h, welche sich in der Mitte des Gewölbes nahe der Hinterwand befindet, auf eine kegelförmige Fläche i geschüttet. Letztere verteilt die Kohlen gleichmässig über die Rostfläche. Die Kegelfläche i ist aus Mauerwerk oder Eisen hergestellt. Ist sie aus Eisenblech gefertigt, dann befestigt man sie mittels der Haken k an der Mauer, so dass sie leicht entfernt und erneuert werden kann. Im übrigen haben die Gaserzeuger die gewöhnliche Form eines viereckigen Schachtes, der unmittelbar über dem -Hoste etwas eingezogen ist. Die vier Regeneratorkammern rrr1r1 liegen nicht unmittelbar zusammen wie in den gewöhnlichen Regenerativgasöfen, sondern werden in zwei Gruppen von je einem Luft- und einem Gasregenerator gebaut und nehmen, wie aus Fig. 23 hervorgeht, die Wechselklappen zwischen sich auf. Bei einer anderen Ausführungsart ringförmiger Kanalöfen ist der Herd mit der inneren Ringwand fest verbunden und dreht sich mit ihr an der äusseren Ringwand vorbei. Es handelt sich um eine neue Konstruktion von H. Sturm zu Paris. In den beigegebenen Figuren ist der Ofen in drei Ausführungsformen zur Darstellung gebracht, und zwar bedeutet Fig. 31 den senkrechten Schnitt eines Ofens mit einer Herdplatte, die auf einem Spurzapfen ruht, nach Linie AZB der Fig. 33, Fig. 32 einen senkrechten Schnitt nach Linie CD der Fig. 33 durch den Heizraum, Fig. 33 eine Oberansicht des Ofens, teilweise im Schnitt, wobei letzterer durch verschiedene Ebenen geht. Die Teile zwischen den Radien KL und MP, RS und TU stellen die Oberansicht dar, der Teil zwischen den Radien MP und HS einen wagerechten Schnitt nach Linie NO der Fig. 32, der Teil zwischen den Radien TU und VX einen wagerechten Schnitt nach Linie IJ der Fig. 31, der Teil zwischen den Radien VX und QY einen wagerechten Schnitt nach Linie GH der Fig. 31, und endlich der Teil zwischen den Radien QY und KL einen Schnitt nach Linie HF der Fig. 31. Textabbildung Bd. 316, S. 446 Fig. 29. Textabbildung Bd. 316, S. 446 Fig. 30. Fig. 34 ist ein senkrechter Schnitt nach Linie A1Z1B1 der Fig. 35 eines Ofens gleicher Bauart, dessen Herdplatte aber auf konischen Rollen ruht. Fig. 35 ist die Oberansicht dazu, teilweise im Schnitt, wobei letzterer wieder durch verschiedene Ebenen geht. Der Teil zwischen den Rollen K1Z1 und M1Z1 ist eine Oberansicht des Ofens, wobei die querlaufenden Stützbalken fortgenommen gedacht sind, der Teil zwischen den Rollen K1Z1 und T1Z1 ein wagerechter Schnitt nach Linie C2D2 der Fig. 34, der Teil zwischen den Radien H1S1 und Z1B1 ein wagerechter Schnitt nach Linie A2B2 derselben Figur, der Teil zwischen den Radien H1S1 und Z1B1 ein wagerechter Schnitt nach Linie C2D2 der Fig. 34, der Teil zwischen den Radien Z1B1 und Z1L1 ein wagerechter Schnitt unmittelbar über den Laufrollen, und endlich der Teil zwischen den Radien Z1T1 und Z1L1 ein Horizontalschnitt nach Linie E2F2 der Fig. 35. Fig. 36 ist ein senkrechter Schnitt des Ofens nach Linie P1Z1 der Fig. 35. Fig. 37 stellt eine Einzelansicht (in vergrössertem Massstabe) der inneren beweglichen senkrechten Wand des drehbaren Herdes dar. Textabbildung Bd. 316, S. 447 Die Fig. 38 und 39 zeigen in einem senkrechten Schnitt und einem Querschnitt in verschiedenen Ebenen wie vorhin eine dritte Ausführungsform des Ofens als Muffelofen, bei welchem der bewegliche Herd auf gewöhnlichen cylindrischen Rollen gelagert ist. Der neue Ofen besitzt in der feststehenden Schachtwand 11 die Feuerung 17. Das Brenngut befindet sich auf der drehbaren Herdplatte 1, die mit der inneren Wand 2 fest verbunden ist und sich mit einem genügenden Spielraum gegen die feststehende Aussenwand 11 bewegen kann. Die Decke 3 kann entweder beweglich sein, wie in den Fig. 31 und 32, und in diesem Falle mit der beweglichen Innenwand 2 ein Ganzes bilden, oder sie kann feststehen, wie in den Fig. 34, 36 und 38, und dann mit der äusseren Wand 11 ein Ganzes bilden. Die Abdichtung erfolgt durch die Sandverschlüsse 1213. Die Sandrinnen sind entweder mit dem beweglichen Herde 1 2 oder mit der feststehenden Schachtwand 11 des Ofens, und die entsprechenden Abschlusswände 14 15 dann entweder mit der festen Wand oder mit der Herdplatte verbunden. Die Herdplatte 1 des Ofens kann hohl sein, und die Höhlung zur Durchführung der Brenngase dienen (Fig. 32 und 34). Der Erfinder hat unterhalb dieser Zugkanäle noch einen Hohlraum 19 angelegt, der mit der Aussenluft durch Oeffnungen 20 in Verbindung steht. In diesen Hohlraum wird ungelöschter Kalk oder ein anderes hygroskopisches Material gebracht, um die Schwaden zu binden, die sichaus der frischen Ware entwickeln. Dieses Material soll nach jedem Durchgange durch die heisse Zone des Ofens sein Hydratwasser wieder verlieren. Der Erfolg erscheint aber zweifelhaft. Textabbildung Bd. 316, S. 447 Fig. 33. Um Veränderungen der feuerbeständigen inneren Futterwand 2 zu verhüten, und ihre freie Ausdehnung zu ermöglichen, stellt man sie vorteilhaft aus Ziegelsteinen (sichtbar im wagerechten Schnitt Fig. 33 nach Linie EF der Fig. 37) her, die mit Feder und Nut ineinander gesetzt und ohne Bindemittel und nicht zu dicht zusammengefügt sind. Falls zwei Futtermauern 2 und 25, eine innere und eine äussere, vorhanden sind, wie dies in den Fig. 31 bis 33 dargestellt ist, empfiehlt es sich, sie aus demselben Grunde nicht miteinander zu verbinden. Zur Beobachtung des Arbeitsganges im Ofen sind in gewissen Abständen Schaulöcher 27 (Fig. 31 und 32) vorgesehen. Demselben Zwecke dienen die Oeffnungen 21. Textabbildung Bd. 316, S. 448 Der bewegliche Herd kann auf verschiedene Art unterstützt werden. Bei der Ausführungsform nach den Fig. 31 bis 33 wird der ganze Herd mit seiner Innenwand 2 und der Decke 3 von einem Eisengerippe getragen, das sich um eine zentrale Welle 5 dreht. Letztere läuft an ihrem unteren Ende in einen Zapfen 6 aus und ruht mit demselben in einem Spurlager 7, auf dessen Grundplatte sich eine stählerne Lagerpfanne 8 befindet. Am oberen Ende dreht sich die Welle 5 mit ihrem Zapfen 9 in einer mit Rollen versehenen, im Holzwerk befestigten Büchse 10. Textabbildung Bd. 316, S. 448 Der Betrieb des Ofens gestaltet sich ähnlich wie der des Siemens'schen Ofens. Die Waren werden den auf der Feuerung 17 entwickelten, zur Esse 22 ziehenden Feuergasen langsam entgegengeführt. Der Schieber 24 regelt den Zug des Schornsteins; die Schieber 23 (Fig. 33 und 35) sperren den Einsetzraum, der zugleich Aussetzraum ist, vom Ofenkanal ab. In der Ausführungsform, welche die Fig. 34 bis 37 zeigen, bewegt sich der ganze Herd 1 auf konischen Rollen 30, die selbst auf einer geeignet geformten Bahn 31 laufen. Der untere Teil des Herdes ist durch ein Gerippe32 und durch wagerechte Zugstangen 33 von regelbarer Länge versteift. Diese Versteifungen sind auf Drehringen 34 35 befestigt, die sich um eine senkrechte zentrale Stütze 36 bewegen. Die Decke 3 des Ofens, der hier fest angeordnet ist, wird mittels der Kränze 40 durch die Träger 37 mit den Tragschienen 38 39 gehalten. Die Fig. 37 zeigt eine andere Ausführungsform der inneren Futtermauer, die hier aus hohlen Formsteinen 2 und 26 gebildet ist. Die in den Fig. 38 und 39 dargestellte dritte Ausbildungsart des Ofens ist ein Muffelofen. Die Decke wird hier durch eine Reihe von Pfosten 37 gehalten, welche zugleich das obere Gerüst des Ofens tragen und ausserdem Stützpunkte für die Achsen 42 abgeben. Die Achsen 42 haben Rollen 43 44, welche dazu dienen, die bewegliche Herdplatte zu führen, welche durch Rollen 45 45 getragen wird. Die Decke 3 des Ofens ist hier hohl gemacht, wie das die Fig. 38 zeigt. Durch diese Höhlung streichen die zur Beheizung des Retortenraumes dienenden Brenngase, und zwar in dem Raume zwischen der Feuerung 17 und dem Schornstein 22. Ein zweiter Schornstein 47 dient zur Ableitung der heissen Luft, die den sich nach dem Brande abkühlenden Waren entsteigt. Die zuletzt erwähnte Ausführungsform des Sturm'schen Kanalofens als Muffelofen lehrt, dass die Beheizung der Muffel zu wünschen übrig lässt. Die Flamme wird hier nur in Zügen in der Decke des Ofens geführt. Deshalb stellt der Muffelofen von L. Regout in Mastricht, welcher eine allseitige Bespülung der Retorte durch die Feuergase gestattet, und sich infolgedessen vorzüglich zum Ausglühen und Emaillieren von Metallen, Legierungen u.s.w. eignet, einen wesentlichen Fortschritt dar. Die Fig. 40 zeigt eine Oberansicht mit teilweisem Querschnitt dieses Ofens, Fig. 41 einen Schnitt durch den Ofen an der Stelle der Feuerung in vergrössertem Massstabe. Textabbildung Bd. 316, S. 449 Fig. 38. Textabbildung Bd. 316, S. 449 Fig. 39. Der Ofen besteht, wie auch die zuletzt genannten Oefen, aus einem ringförmigen Kanal. Der Teil BC, welcher dem Feuer direkt ausgesetzt ist, wird aus feuerfesten Steinen aufgebaut, ebenso die Teile AB und CD, welche nur schwächeres Feuer auszuhalten haben. Die Teile DE und AF sind aus Eisenplatten hergestellt. Der Teil EF wird offen gehalten. Er dient zum Einsetzen und Herausnehmen der Ware, die Teile ED und DG zum Vorwärmen, BG zum Brennen und BA und AF zum Abkühlen. Die Feuerung a ist unterhalb der Muffel angeordnet(Fig. 41). Die auf den Rosten b entwickelten Heizgase schlagen gegen den festen Boden c der Muffel, steigen hierauf zu beiden Seiten derselben durch die Kanäle d in den Kanal e oberhalb der Muffel, fallen durch die Kanäle t (Fig. 40), welche rings um die Muffel angeordnet sind, herab, steigen in ihnen wieder hoch und entweichen, nachdem sie nochmals diesen Weg gemacht haben, schliesslich in den Kanal f. Die Kanäle t sind als Doppelkanäle ausgeführt, welche schraubenförmig um die Muffel bis zum Kamin führen. In der Muffel bewegt sich eine durchgehende ringförmige Bahn aus Stahlschienen h, welche stellenweise durch Traversen i verbunden sind, und mit Stäben n, die zum Tragen des Brennguts dienen, überdeckt werden können. Die Stahlschienen ruhen auf Rollen k, welche sich auf Achsen l befinden. Letztere sind drehbar in festen Lagern am Ofen angeordnet. Die Rollen finden sich auch unter dem festen Boden c der Muffel und ragen durch kleine Einschnitte in demselben nur zu einem sehr kleinen Teile in die Muffel hinein, weshalb eine Schädigung der Rollen nicht zu befürchten ist. Dort, wo sich der Feuerraum befindet, dürfen natürlich Rollen nicht eingelegt werden. Der ringförmige Boden der Muffel wird mittels des Zahnrad antrieb es q (Fig. 40) fortbewegt. Letzteres dreht eine Welle, die eine Kettentrommel trägt. Die Kette der Trommel wird mittels Haken an eine der Traversen i angehakt, nimmt also bei der Drehung des Getriebes die Bodenplatte mit. Der Betrieb des Muffelofens ist folgender. Nachdem die Waren im Teil EF auf der Bodenplatte aufgestellt sind, wobei sie durch die Stäbe p gegen Umfallen geschützt werden, kommen sie infolge der Drehung der Bodenplatte zuerst in den Teil DC der Muffel und werden hier vorgewärmt. Bei der weiteren Drehung gelangen sie in den Teil CB, in welchem das eigentliche Brennen vor sich geht, dann in den Teil BA, in welchem sie bereits zum Teil, und schliesslich in den Teil AF, in welchem sie gänzlich abkühlen, worauf sie im Teil EF entfernt werden. Ein Werfen der Bahn infolge der einseitigen Erhitzung ist dadurch vermieden, dass die beiden Stahlschienen h durch die Traversen i aus Gusseisen starr verbunden sind. Einer Ausdehnung der Bahn steht kein Hindernis entgegen, weil die Achsen der Tragrollen k genügend Spielraum in ihren Lagern besitzen, um sich mit der Bahn seitlich verschieben zu können. Textabbildung Bd. 316, S. 449