Titel: Der Holländer.
Autor: Alfred Haussner
Fundstelle: Band 316, Jahrgang 1901, S. 522
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Der Holländer. Von Professor Alfred Haussner in Brünn. (Fortsetzung von S. 474 d. Bd.) Der Holländer. II. Walze und Grundwerk. a) Das Mahlen. Das Zerkleinern der Fasern, das in erster Linie Zweck der Walze und des Grundwerkes ist, können wir uns ungefähr in folgender Art vorstellen. Zwischen dem bewegten Walzenmesser mit der Unterfläche ac (Fig. 22) und dem Grundwerksmesser mit der Oberfläche bd wird ein Stück Zeug, ein faseriges Büschel, einerseits geklemmt, andererseits fortgeschoben und dabei teilweise zerschabt. Denn durch den Druck, mit welchem die beiden Messer aufeinander liegen, werden die Fasern an der ganzen Fläche, nach welcher die beiden Messer augenblicklich übereinander sind, gequetscht, während die Fasern vor dem Walzen- und hinter dem Grundwerksmesser etwas aufquellen. Dadurch und durch die Reibung, welche der Walzendruck veranlasst, werden die Fasern einerseits von den Grundwerksmessern zurückgehalten, andererseits von den Walzenmessern mitgerissen. Unter diesen einander entgegengesetzten Wirkungen tritt Trennung, Zerschaben der Fasern bei den Walzen- und bei den Grundwerksmessern ein. Es ist wohl zweifellos, dass für die Energie, mit welcher diese Zerteilungsoperation vor sich geht, der auf jedes Flächenelement entfallende, also auch der spezifische Druck (pro Flächeneinheit) massgebend ist, ohne dass etwa behauptet werden wollte, dass die Wirkung dem spezifischen Drucke direkt proportional sei. Aber die Thatsache ist durch zahlreiche Beobachtungen in der Papiermacherpraxis als unbestreitbar hinzustellen, dass für jede Stoffart, für jede Art des Mahlungszustandes ein gewisser spezifischer Druck zu wählen ist. Hat man also eine bestimmte Eintragung, welche, sei es zu „röschem“ oder zu „schmierigem“ Stoffe, vermählen werden soll, so ist es durchaus notwendig, nicht bloss wünschenswert, einen bestimmten spezifischen Arbeitsdruck festzuhalten. Textabbildung Bd. 316, S. 522 Fig. 22. Es könnte dieser spezifische Druck bei gewisser Anordnung so hoch werden, dass nach Fig. 22 die Fasern an der Quetschstelle durchgedrückt, wirklich abgeschoren werden, was im allgemeinen wohl nicht stattfinden soll. Oder der spezifische Arbeitsdruck könnte durch geeignete Wahl der Verhältnisse etwas niedriger ausfallen, so, dass die Fasern wohl noch nicht durchgeschnitten werden, aber infolge hohen spezifischen Druckes doch recht kurz geschabt werden: röscher Stoff, oder endlich der spezifische Druck kann relativ klein gehalten werden, es wird vorsichtig geschabt, die Teilchen der Fasern fallen verhältnismässig lang aus: schmieriger Stoff. Es ist dies eine keineswegs neue Anschauung, sondern eine solche, die in den Kreisen der praktischen Papiermacher ebensowohl, wie in jenen der sogen. Theoretiker durch die Art der Werkzeuge, mit denen man es zu thun hat, wie auch durch die Resultate, welche man erzielt, als gerechtfertigt angesehen wird. Vergleichen wir nur die mikroskopischen Bilder der Fasern in sehr verschiedenen Papiersorten miteinander, Bilder, welche in der Charlottenburger Anstalt von Daten gewonnen und in den Mitteilungen jener Anstalt, Heft 5/6, 1896, veröffentlicht worden sind: Fig. 22ak. Da erkennen wir das Zerschleissen in ungemein feine Teilchen (man muss ja die bedeutende 25fache Vergrösserung berücksichtigen) in den meisten Fällen, das Durchdrücken (bei den schärfer begrenzten Faserenden) viel seltener. Es ist unbegreiflich, wie der ganzen Lage nach in jüngster Zeit von ErekyD. p. J. Bd. 316 S. 239 (Fig. 16). die Trennung der Fasern so erläutert werden konnte, dass selbe an beiden Enden gehalten und in der Mitte belastet gedacht werden. Unbegreiflich ist diese Erklärung deshalb, weil wohl nicht daran zu denken ist, dass die Fasern auf den Grundwerksschienen aufliegen, da festgehalten und dazwischen von den Walzenmessern beansprucht werden. Das Walzengewicht ist durch den Gegendruck der Grundwerksschienen ausgeglichen. Wenn je eine Walzenschiene auch nur geringfügig in einen Zwischenraum des Grundwerkes sinken würde, so müsste unbedingt etwas brechen. Es ist also nur das Arbeiten unter Druck an den Berührungsstellen der Messer zwischen Walze und Grundwerk, was die Verkleinerung veranlasst. Textabbildung Bd. 316, S. 522 Fig. 22a.Cigarettenpapier. Soll das aber überall gleichmässig geschehen, so brauchen wir unveränderlichen spezifischen Druck. Wenn wir nun überlegen, dass ja dieser Druck zur Verkleinerung der Einzelfasern schliesslich und endlich verwendet werden soll, so zwingt sich der Schluss auf, dass es höchst wünschenswert ist, nicht bloss einen mittleren spezifischen Druck, sondern von Messer zu Messer den Druck, in jedem Augenblick womöglich, auf der einmal bestimmten Höhe zu erhalten. Jagenberg in seiner urwüchsig geschriebenen Arbeit: Das Holländergeschirr, meint zwar, dass es eine grosse Arbeit machen würde, diesen veränderlichen Verhältnissen nachzuspüren. Doch dürfte eine nicht allzulange Ueberlegung zeigen, dass es ganz wohl angeht, theoretisch genau und praktisch wohl mit einer weitgehenden Annäherung Grundwerks- und Walzenmesser so zu gruppieren, dass der spezifische Arbeitsdruck, einmal gewählt, von Messer zu Messer konstant erhalten werde. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22b.Holländisches Banknotenpapier. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22c.Normal 1. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22d.Dokumentenpapier. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22e.Normal 1. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22f.Normal 1. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22g.Photographiepapier. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22h.Photographiepapier. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22i.Löschpapier. Textabbildung Bd. 316, S. 523 Fig. 22k.Packpapier. Es stehe in Fig. 23 das Walzenmesser mit der unteren Fläche ac und der Dicke sw gerade so, dass a genau lotrecht über der Randkante b der Grundwerksschiene mit der Oberfläche bd und der Dicke sg sich befindet. Dann entspricht, wenn sw > sg gemacht wird, der spezifische Druck der Dicke sg der Grundwerksschiene, d.h. wenn P1 etwa den Anteil des Gesamtdruckes bedeutet, welcher auf das Walzenmesser ac entfällt und die Walzenbreite (in der Dichtung senkrecht gegen die Zeichnungsfläche) mit b bezeichnet wird, so ist der bei ac herrschende spezifische Druck gleich (P1 : [sg . b]), so lange das Walzenmesser wirklich nach der ganzen Dicke des Grundwerksmessersdrückt, so lange also, als ac nicht weiter als in die punktiert gezeichnete Lage bei der Bewegung nach der Pfeilrichtung gekommen ist. Darüber hinaus würde die Druckfläche wohl kleiner, demgemäss der spezifische Druck grösser werden – wenn nur das einzige Walzenmesser vorhanden wäre. Weil das aber nicht der Fall ist, so kann das auf ac folgende Walzenmesser ef so gestellt werden, dass die Kante e gerade dann lotrecht über g aufzuliegen kommt, wenn c lotrecht über d gekommen ist, so dass in weiterer Folge dasselbe Flächenstück, welches beim Weiterdrehen der Walze für den Auflagerdruck bei bd verloren geht, über g hinaus wieder gewonnen wird. Dann ist noch notwendig, dass, sobald a lotrecht über b gekommen ist, f seinen Platz über h eingenommen habe, damit vor diesem Zeitpunkte das, was zur vollständigen Deckung des Grundwerksmessers bd gefehlt hat, durch entsprechende Auflage von h nach rechts eingebracht werde. Somit sollte, wenn den abgeleiteten Bedingungen für konstanten Messer druck genügt sein will, im vollgezeichneten Zustande nach Fig. 23 f lotrecht über h stehen, während e von der Lotrechten durch g um (sw – sg), so wie auf der rechten Seite c von d, entfernt ist. Dieses festhaltend, folgt links bei B: sw + (sw – sg) – eg oder (2 sw – sg) = eg. 30) Textabbildung Bd. 316, S. 524 Fig. 23. Für die Walze ergibt sich dann, wenn z.B., so wie gezeichnet, zwei Grundwerksmesser in eine Lücke zwischen den Walzenmessern gehen sollen, aber unter den eben vorher für konstanten Druck abgeleiteten Bedingungen, also, wenn richtig f lotrecht über h gezeichnet wäre: ew = 2 eg + 2 sg = 2 (2 sw sg) + 2 sg = 4 sw . 31) Soll der Messerabstand auf der Walze kleiner gewählt werden, so dass nur ein Grundwerksmesser in die Lücke fällt, so wird: ew= eg + sg = (2 sw – sg) + sg = 2 sw . 32) Schon die allgemeine Ableitung lässt vermuten, dass Gleichung 30 bis 32 auch allgemein gültig seien, d.h. dass die Art des Aufliegens für die Messer ac und ef sich bei den vorangehenden und nachfolgenden Messern ganz analog wiederhole, dass also thatsächlich die Auflagerfläche im ganzen dann konstant bleibt, wenn die Messerteilung für Grundwerk und für die Walze sinngemäss nach den eben entwickelten Gleichungen vorgenommen wird, dass es aber auch in sinngemässer Weiterbildung ganz wohl thunlich ist, für die in der Praxis häufig angewendeten sehr grossen Messerzwischenräume bei der Walze weiter zu gehen, als es Gleichung 31 angibt, ohne theoretisch auf den gleichbleibenden spezifischen Druck verzichten zu müssen. Die Zahl der Messer im Grundwerk und der Walze ist dann allerdings nicht mehr ganz gleichgültig. Sollen nach Gleichung 31 zwei Paare Walzenmesser gleichzeitig auf dem Grundwerk arbeiten, so braucht man neun Grundwerksmeser, wenn nach Gleichung 32 vorgegangen werden soll, so braucht man für das Aufliegen von zwei Paaren Walzenmessern nur sechs Messer im Grundwerk u.s.w. für ähnliche Fälle, allenfalls ausgedehntere Grundwerke u. dgl. Bemerkt sei, dass nach dem obigen Einteilungsverfahren auch kombiniert vorgegangen werden kann, d.h. es ist angängig etwa, vier Walzenmesser in eine Gruppe eng nach Gleichung 32 und dann eine entsprechende grössere Lücke zu lassen, dann wieder die Gruppe nach Gleichung 32 u.s.w., um wie es mancherorten geschieht, enger gestellte Messer einerseits zu haben, um genügend viele Schneidkanten und weite Räume andererseits für besseres „Schöpfen“ des Stoffes zu bekommen. Die Anordnung dieser Messer auf der Walze ebensowohl wie im Grundwerk unterliegt wohl gar keinen Schwierigkeiten. Dass die Grundwerksmesser dünner vorausgesetzt worden sind, entspricht ja nur der begründeten Uebung, indem die Grundwerksmesser nicht so sehr der Beanspruchung ausgesetzt sind, wie die der Natur der Sache nach (Bildung von Schöpfzellen) viel freier, weiter aus dem Körper der Walze herausragenden Walzenmesser. Ungemein einfach stellt sich bei der entwickelten Art der Messergruppierung, für welche näherungsweises Uebereinstimmen mit wirklichen Ausführungen konstatiert werden konnte, die Berechnung des spezifischen Druckes. Wie aus dem Gebrachten hervorgeht, haben wir als Auflagerfläche je nach der Ausdehnung des Grundwerkes (n . sg . b), je nachdem ein, zwei, allgemein n Paare von Walzenmessern gleichzeitig auf dem Grundwerke aufruhen. Ist nun die Belastung durch die Walze P* kg, so folgt der spezifische Druck p^\ast=\frac{P^\ast}{n\,\cdot\,s_g\,\cdot\,b}, unabhängig von der Zahl der Walzenmesser, wie es nach den gemachten Voraussetzungen eigentlich selbstverständlich ist. P* wurde absichtlich nicht als Walzengewicht, sondern als Walzenbelastung bezeichnet, weil ja sehr wohl Lagerdrückeund der Auftrieb veranlassen können, dass andere als dem Walzengewicht allein entsprechende spezifische Drücke herauskommen, worauf ja auch unter anderem in der Konstruktion von RészVgl. D. p. J. Bd. 286, S. 11. Siehe Hofmann, Handbuch der Papierfabrikation: Gegengewichtshebel von Dropisch, S. 261. gedacht worden ist, indem Rész die Walzenzapfen sogar mit einer Art Federwage belastet oder entlastet, um jederzeit die gerade geeigneten Drücke einstellen zu können. Obiger Ausdruck für den spezifischen Druck ist hinsichtlich der Einflussnahme der verschiedenen Faktoren leicht zu überblicken, so dass nähere Erläuterungen kaum notwendig sind. Die Vergrösserung der Totalbelastung P* erhöht, die Zahl der aufliegenden Messer, ebenso wie die grössere Breite der Grundwerksmesser erniedrigt den spezifischen Druck. Die Jagenberg'sche HolländerquetschformelVergl. D. p. J. Bd. 277, S. 121., welche auch in Dinglers polytechnischem Journal bereits besprochen worden ist, sieht begreiflicherweise verwickelter aus, weil Jagenberg einen, allerdings sehr ideellen mittleren spezifischen Druck bei ganz willkürlichen Walzen- und Grundwerksmessern zu entwickeln getrachtet hat. Durch den gleichmässigen spezifischen Druck, welcher für die oben empfohlene Messeranordnung erreichbar ist, dürfte aller Voraussicht nach ruhigere Arbeit zu erzielen sein, analog wie dann, wenn schief gestellte Walzen- oder Grundwerksmesser angewendet werden. An dem Prinzip der Schabearbeit ändert sich dann, wenn wir schief gestellte Messer anwenden, nichts, wie wohl ohne weiteres aus dem eingangs der Betrachtungen über das Schaben Gesagten in Verbindung mit der Eig. 22 hervorgeht, indem der spezifische Arbeitsdruck das Massgebende bleibt, die Fasern anpresst, das Festhalten und damit das Schaben, wie oben geschildert, veranlasst. Es wird schief geschabt unter demjenigen spezifischen Druck, wie er sich infolge der Totalbelastung und der Druckflächen ergibt. Von einem Scherenschnitt im landläufigen Sinne, wie so oft für derlei Messerstellungen angenommen wird, ist (sofern man nur die Fig. 22 im Auge behält, ist es leicht einzusehen) keine Rede. Wenn somit auch hier nur der spezifische Druck das für die Zerkleinerung der Fasern Massgebende bleibt, so muss dieser Druck für die geänderten Verhältnisse (wegen der Messerschiefstellung) ermittelt werden. Textabbildung Bd. 316, S. 524 Fig. 24. In diesem Falle entsteht ein Parallelogramm als Druckfläche für je zwei, sich unter dem Winkel a kreuzende Messer. Fig. 24 zeigt ein solches Parallelogramm ABDC mit verhältnismässig grossem Winkel a. Im rechtwinkeligen Dreieck ACE, worin CE = sg die Dicke der Grundwerksschiene sei, ist A\,C=\frac{s_g}{sin\,\alpha}. Im rechtwinkeligen Dreieck ABF, worin BF = sw die Dicke der Walzenschiene sein soll, ist A\,B=\frac{s_w}{sin\,\alpha}. Die Auflagerfläche ABDC ist somit \overline{A\,B}\,\cdot\,\overline{A\,C}\,\cdot\,sin\,\alpha=\frac{s_g\,\cdot\,s_w}{sin\,\alpha}. Die Zahl der Parallelogramme, welche durch eine Schiene der Walze auf dem Grundwerke abgegrenzt wird, kann mit Hilfe der Fig. 25 genau genug bestimmt werden, worin die in den vorangegangenen Figuren verwendeten Bezeichnungen sinngemäss wiederholt sind. Denken wir uns die Walzenschiene AC so geneigt, dass gerade zwei Schienen und zwei Zwischenräume im Grundwerke gedeckt werden. Dann ist A\,C=\frac{2\,(e_g+s_g)}{sin\,\alpha}. Nehmen wir nun, weil es sich hier doch nur um recht kleine Winkel α handelt, AC = b der Walzenbreite \left(\mbox{genau}\,A\,C=\frac{b}{cos\,\alpha}\right), so wird \frac{b\,\cdot\,sin\,\alpha}{(e_g+s_g)}=2, gleich der Zahl der Parallelogramme, welche durch die Schiene AC auf AB abgeschnitten werden. Somit ist verallgemeinert die totale Auflagerfläche, Welche eine Walzenschiene findet, \frac{s_g\,\cdot\,s_w}{sin\,\alpha}\,\cdot\,\frac{b\,\cdot\,sin\,\alpha}{e_g+s_g}=\frac{b\,\cdot\,s_g\,\cdot\,s_w}{(e_g+s_g)}. Die Art und Weise, wie die Zahl der Parallelogramme ermittelt worden ist, die durch eine Walzenschiene auf dem Grundwerk abgegrenzt werden, ist keineswegs nur für den speziellen Fall richtig, welcher in der Fig. 25 gezeichnet Worden ist, wie durch eine sinngemässe Uebertragung für ändere, auch solche Fälle konstatiert werden kann, wo AC nicht gerade zwei entgegengesetzt gelegene Ecken von Grundwerksschienen miteinander verbindet. Es muss nur beachtet werden, dass es auf die Flächenstücke ankommt, Welche durch irgend eine Walzenschiene auf irgend welchen Grundwerksschienen abgegrenzt werden. Textabbildung Bd. 316, S. 525 Fig. 25. Die Zahl der Walzenschienen, welche gleichzeitig auf dem Grundwerk aufliegen, kann in folgender Weise genügend genau ermittelt werden. Sei mg die Anzahl der Grundwerksmesser, n die Anzahl der Walzenmesser, welche gleichzeitig das Grundwerk belasten, so ist in dem rechtwinkeligen Dreieck DEH, wobei DEAC, EHAB ist, EH = DE . cosα = n . (sw + ew) cosα. Bedenken wir nun, dass deshalb, weil bei B eine Walzenschiene das Grundwerk zu belasten, bei E eine Walzenschiene das Grund-Werk aber zu verlassen beginnt, EH = FG = (mg – 1) (sg + eg) ist dass weiter über E hinaus, also nach oben in der Zeichnung noch eine Walzenschiene bei J belastet, so können wir ohne grossen Fehler statt (mg – 1) (sg + eg) schreiben: mg (sg + eg) = n . (sw + ew) cosα = n . (sw + eg), wenn wir cosα hier um so eher vernachlässigen, als dasselbe auch früher bei der Walzenbreite geschah. So wird n\,\cdot\,(s_w+e_w)=m_g\,\cdot\,(s_g+e_g)\mbox{ oder }n=m_g\,\cdot\,\frac{(s_g+e_g)}{(s_w+e_w)}. Es wird somit die totale Fläche, nach welcher die Walzenschienen auf dem Grundwerk ruhen: n\,\cdot\,\frac{b\,\cdot\,s_g\,\cdot\,s_w}{e_g+s_g}=m_w\,\cdot\,\frac{(s_g+e_g)}{(s_w+e_w)}\,\cdot\,\frac{b\,\cdot\,s_g\,\cdot\,s_w}{e_g+s_g}=m_g\,\cdot\,\frac{b\,\cdot\,s_g\,\cdot\,s_w}{(e_w+s_w)}. Der spezifische Druck wird für diese Druckfläche: p^\ast=\frac{P^\ast\,(e_w+s_w)}{m_g\,\cdot\,b\,\cdot\,s_g\,\cdot\,s_w} . . . . . 33) Dass diese Druckformel verwickelter geworden ist, rührt, ähnlich wie bei der Jagenberg'schen Quetschformel, davon her, dass eben ganz allgemeine Verhältnisse gewählt worden sind. Nehmen wir die Anzahl der Walzenmesser = mw, den Radius der Walze = R, so ist offenbar mw . (ew + sw) = 2 Rπ, somit wird der spezifische Druck: p^\ast=\frac{2\,R\,\pi\,\cdot\,P^\ast}{m_w\,\cdot\,m_g\,\cdot\,s_w\,\cdot\,s_g\,\cdot\,b} . . . . 33*) eine Gleichung, welche der Jagenberg'schen Quetschformel ganz entspricht. Der Einfluss der einzelnen massgebenden Grössen auf den spezifischen Arbeitsdruck ist aus Gleichung 33 und 33* so deutlich zu entnehmen, ist überdies schon an vorerwähnter Stelle ausführlich besprochen worden, dass der Hinweis darauf genügen dürfte. Wundernehmen kann es eigentlich nur, dass der Winkel, unter welchem die Walzenmesser gegen die des Grundwerks geneigt sind, gar nicht zur Geltung kam, in Gleichung 33 nicht enthalten ist. Es rührt dies von den beiden vernachlässigten Faktoren cosα her, die schliesslich eigentlich im Produkt, also cos2α im Zähler von Gleichung 33 stehen sollten. Sie wurden vernachlässigt, weil sogar bei der bedeutenden Neigung tgα = 0,1, cosα = 0,99511 und cos2α = 0,99123, also der Fehler, welcher bei der Vernachlässigung begangen wird, nicht einmal 1 % beträgt (im Verhältnis [1 : cos2α] würde bei geneigten Messern unter sonst gleichen Umständen p* kleiner). Wir können somit den Schluss ziehen, dass für den spezifischen Druck unter sonst gleichen Umständen es gleichgültig ist, ob die Messer schief (unterhalb 1/10 Neigung) oder parallel zur Achse der Walze gestellt sind. Doch sei der Ansicht Ausdruck geliehen, dass, wie die Erfahrung übrigens vielfach bestätigt hat, auch für die Schabearbeit, die Schiefstellung der Messer ihren Wert besitzt, indem unabhängig von der durch die Gleichungen 30 bis 32 gekennzeichneten Messerteilung konstanter spezifischer Druck erreicht werden kann, ebenso wie allmählicher Angriff jedes einzelnen Messers der Walze, weil nicht sämtliche Punkte der Messerkanten bei der Schiefstellung gleichzeitig zum Angriff kommen können. Textabbildung Bd. 316, S. 525 Fig. 26. Die Zuschärfung der Grundwerksmesser, wie es in der Praxis üblich und aus Fig. 26 ersichtlich ist, stört auch bei eintretender Abnutzung, etwa bis xx, keineswegs den Fortbestand konstanten spezifischen Druckes, wenn das Grundwerk nach Gleichung 30 gebaut worden ist. Denn geht infolge Abnutzung sg über in (sg + x), so muss unter sonst gleich bleibenden Verhältnissen nach Gleichung 30: eg' = (2 sw – sg – x). Dieser Forderung wird aber genügt, wie auf den ersten Blick aus Fig. 26 entnommen werden kann. Solcherart bleibt also auch nach der Abnutzung wirklich von Messerpaar zu Messerpaar der spezifische Arbeitsdruck konstant, wenn er auch (was wohl höchstens mit der oben erwähnten zusätzlichen Hilfe der Rész'schen. oder Dropisch'schen Walzeneinrichtung geändert werden kann) mit der durch die Abnutzung grösser gewordenen Auflagerfläche abnimmt. Werden die Walzenmesser zugeschärft, dann ändert sich mit der Abnutzung der Walzendruck p*, er wird kleiner, insbesonders ist nach der Abnutzung Gleichung 31 und 32 offenbar nicht mehr erfüllt und daher auch der Arbeitsdruck von Messerangriff zu Messerangriff variierend. Der Schluss ist somit zwingend: nur stumpfe, gleichstarke Walzenmesser, wie Fig. 23 sie voraussetzt und wie es in der Praxis ja auch vorkommt, zu gebrauchen. Immer sind genaue, gerade Messerkanten auszuarbeiten. Für den Fortschritt im Mahlen, für die fortschreitende Verkleinerung, ist begreiflicherweise die Zahl der Stellen, wo geschabt wird, von grösster Bedeutung. Diese Stellen sind aber nur jene, wo thatsächlich eine Walzenschiene auf einer Grundwerksschiene aufliegt, oder anders: so oft eine Walzenschiene eine Grundwerksschiene überfährt, wird geschabt. Jede Walzenschiene schabt also (oder wenn sie die Faser oder Faserbüschel mitschleppt, veranlasst, dass das Grundwerksmesser schabt) bei einem Vorübergang am Grundwerk so oftmals als Grundwerksschienen vorhanden sind, somit mg mal. Das, was eine Walzenschiene bei einer Umdrehung arbeitet, thut jede andere Walzenschiene auch. Bei einer Umdrehung der Walze folgen sohin mg . mw Schabungen. Dreht sich die Walze in der Minute nmal, so bekommen wir die Zahl der Schabschnitte pro Minute: S = n . mg . mw . . . . . . 34) Durch Vergleich dieser Gleichung mit der in Gleichung 33 gewinnen wir weitere schöne Anhaltspunkte für die Zerkleinerungsarbeit, wie sie in der mehr erwähnten Schrift von Jagenberg auch gegeben worden sind. Hier sei bemerkt, dass die Zahl der Schabungen pro Minute mit der Umdrehungszahl der Walze proportional wächst. Doch, weil diese Zahl n auch auf das innigste mit der Stoffbewegung zusammenhängt, sei hier die Frage hinsichtlich n nicht weiter verfolgt. Wir sehen noch weiters S wachsen mit der Zahl der Grundwerks- und Walzenschienen, mit dem Produkte derselben. Dieselben Grössen, dasselbe Produkt, wirkt aber in Gleichung 33 verkleinernd auf den spezifischen Druck, d.h. unter sonst gleichen Umständen wird durch die Erhöhung der Messerzahl, seien es Grundwerks- oder Walzenmesser, die Schnittzahl erhöht, der spezifische Druck aber vermindert, daher schmierigerer Stoff erzielt. Umgekehrt bringt Schienenverminderung weniger Schnitte und röscheren Stoff. Die mannigfachsten Kombinationen folgen, wenn, wie oben bereits angedeutet, auch die übrigen, in Gleichung 33 vorkommenden Grössen variiert werden, wodurch Gleichung 34 in Mitleidenschaft gezogen werden kann. Für jene, welche die aus Gleichung 33 und 34 durch Spezialisierung folgenden Auswertungen nicht selbst ausführen wollen, kann nicht genug auf das Jagenberg'sche „Holländergeschirr“ verwiesen werden, wo diese Betrachtungen für eine Reihe von Fällen breiter ausgearbeitet worden sind. Doch sei auf etwas ausdrücklich aufmerksam gemacht, was bei Jagenberg, trotz der sonstigen Ausführlichkeit, nicht hervorgehoben worden und doch für die allgemeine Beurteilung des Einflusses der verschiedenen Abmessungen von Walze und Grundwerk nicht ausser acht zu lassen ist. In Gleichung 33* ist nämlich der Radius der Walze eigentlich ohne Nötigung hineingebracht, indem er durchaus nicht selbst unmittelbar Einfluss nimmt. In Gleichung 33 sehen wir B und die Zahl der Walzenmesser mw gar nicht vorhanden, dafür aber sw und ew. Auch die Zahl der Walzenmesser kommt nicht vor in Gleichung 33. Es ist also nur die Stärke der Walzenmesser und deren Entfernung voneinander, welche den spezifischen Druck, vereint mit dem Walzengewicht, mit beeinflussen, sonst nichts, was die Walze allein angeht. Ja nicht einmal sw wirkt so ohne weiters, indem dann, wenn Zähler und Nenner in Gleichung 33 durch sw dividiert wird, von den Walzendimensionen sich nur das Verhältnis \frac{e_w}{s_w} wirkend zeigt und sobald dieses konstant gemacht wird, z.B. wie in Gleichung 31 vorgeschlagen, so ist der spezifische Arbeitsdrucknur von der Walzenbelastung P* und der Breite b, sonst von keiner Walzenabmessung abhängig. Auch der Walzendurchmesser ist dann ganz willkürlich. Wir können somit nach Gleichung 34 die Schnittzahl, die Raschheit der Arbeit durch Erhöhung der Walzenmesserzahl vergrössern, ohne dass der spezifische Arbeitsdruck p* irgendwie geändert zu werden braucht, weil mw in Gleichung 33 nicht vorkommt. Berücksichtigen wir also nur den spezifischen Arbeitsdruck nach der wie vorhin erwähnten Umgestaltung von Gleichung 33, p^\ast=\frac{P^\ast\,\left(\frac{e_w}{s_w}+1\right)}{m_g\,\cdot\,s_g\,\cdot\,b}, so haben wir vollständig freie Wahl des Walzenhalbmessers und der Walzenmesserzahl, wenn (ew : sw) in einem bestimmten Verhältnisse, z.B. nach Gleichung 31, genommen wird, und können doch p* durch geeignete Annahme von mg und sg in jeder gewünschten Höhe bekommen, b ist ja in der Regel durch die in einer Fabrik üblichen Ausführungen, durch die mit Rücksicht auf den Fassungsraum des Holländers bestimmte Kanalbreite als gegeben anzusehen; überdies wächst ja P*, soweit es nur auf das Walzengewicht ankommt, nahe proportional mit b, so dass \frac{P^\ast}{b} oft als konstant zu betrachten ist. Berücksichtigen wir aber auch noch Gleichung 34, so haben wir diese Bedingung begreiflicherweise so zu beachten, dass die Arbeit möglichst schnell fertig werde durch möglichst grosse Schnittzahl in der Zeiteinheit. Das geschieht, nachdem die Zahl der Grundwerksmesser durch die Anforderungen hinsichtlich des spezifischen Druckes bestimmt ist und n mit der Stoffbewegung innigst zusammenhängt, durch Vergrösserung von mw, der Zahl der Walzenmesser, nochmals gesagt, ohne dass dadurch der spezifische Druck p* beeinflusst wird. Jetzt erst nach der Wahl von mw mit Bezug auf die Schnittzahl folgt dann ein bestimmter Walzendurchmesser aus der für den spezifischen Druck angenommenen Summe (ew + sw) und der für die Schnittzahl wünschenswerten Grösse mw. Allgemein können wir dann wohl sagen, dass mit Rücksicht auf die Raschheit der Zerkleinerungsarbeit, ganz unabhängig von dem spezifischen Arbeitsdruck, grosse Messer zahlen und grosse Durchmesser bei den Holländerwalzen sich empfehlen. Auch im folgenden wird eine wichtige Frage zu demselben Schlusse führen. (Fortsetzung folgt.)