Titel: Die Schreibmaschine vom Standpunkt der Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion.
Autor: A. Beyerlen
Fundstelle: Band 316, Jahrgang 1901, S. 709
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Die Schreibmaschine vom Standpunkt der Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion. Von A. Beyerlen, Ingenieur. Die Schreibmaschine vom Standpunkt der Zweckmässigkeit ihrer Konstruktion. Wer noch nie eine Schreibmaschine selbst benutzt hat, macht sich schwer eine zutreffende Vorstellung von der Bedeutung dieser immer mehr und mehr sich einführenden Neuerung. Die Thatsache, dass mehrere Millionen Schreibmaschinen schon fabriziert sind und in täglichem Gebrauch stehen, kann von keinem Geschäftsmann, von keiner öffentlichen Verwaltung, ja selbst von keinem Privatmann, sofern er mit schriftlichen Arbeiten befasst ist, unbeachtet bleiben. Wie ist es aber anzufangen, um bei dem massenhaft vorliegenden Material ein richtiges Urteil über die Zweckmässigkeit der einzelnen Maschinen zu gewinnen? Diesem immer mehr zu Tage tretenden dringenden Wunsch der in Betracht kommenden Kreise wurde auf verschiedenste Weise zu entsprechen gesucht. Begreiflicherweise enthalten die oft sehr ausführlichen Beschreibungen, welche von den Verkäufern von Schreibmaschinen ausgegeben werden, immer nur einseitige Anpreisungen der einen empfohlenen Maschine. Aber auch die Sammelwerke, in denen es unternommen worden ist, eine möglichst grosse Anzahl von Schreibmaschinen zu beschreiben, geben eine zuverlässige Handhabe nicht (Müller, Burghagen, Gessmann, Piard u.s.w.); sie enthalten grösstenteils nur Auszüge aus den von den Fabrikanten veröffentlichten Katalogen und geben im grossen Ganzen auch nur die Ausführungen der Vertreter der einzelnen Maschinen wieder. Auch in dieser Zeitschrift sind schon wiederholt Mitteilungen über Schreibmaschinen enthalten gewesen1873 205 398. 1876 219 472. 1878 227 513. 1882 242 262. 1884 248 236; 250 504. 1885 258 67. 1887 263 178; 266 529. 1888 267 152, 202; 269 345. 1889 273 241. 1890 276 97. 1891 280 228, 254, 281; 282 180. 1899 313 7. 1900 315 10.. Der Verfasser einer der letzten dieser Veröffentlichungen hat es versucht, die Schreibmaschinen nach gewissen Merkmalen zu ordnen (1899 313 7), um auf diese Weise einen Ueberblick zu geben. Der Zweck, dem diese gegenwärtigen Ausführungen dienen sollen, ist aber auch damit nicht vollkommen erreicht, denn jene Aufstellung befasst sich mehr mit den äusseren Verschiedenheiten und der Beschreibung von Einzelheiten, während die Hauptmerkmale, die sich aus der Erfahrung ergeben haben, zurücktreten. Es handelt sich aber wohl in erster Reihe darum, einmal an Hand der seit dem Entstehen der ersten brauchbaren Schreibmaschine im Jahr 1873 gewonnenen Ergebnisse zu zeigen, welche Arten von Konstruktionen am meisten ausgebildet worden sind und deren Zweckmässigkeit zu prüfen, ohne Rücksicht auf diejenigen Konstruktionen, welche für den allgemeinen Gebrauch wenig oder gar nicht in Betracht kommen und daher auch eine grössere Bedeutung nicht erlangt haben. Es soll also nicht eine Wiederholung der schon veröffentlichten Zusammenstellungen aller bisher versuchten und ausgeführten Konstruktionen gegeben werden, sondern es soll der Zweck derSchreibmaschine mit Rücksicht auf den Bau und die Tüchtigkeit derselben erläutert und gezeigt werden, wie dieser Zweck seither zu erreichen gesucht, in wie weit er am vorteilhaftesten erreicht wurde und auch auf welchem Wege vermutlich noch weitere Vorteile gefunden werden. Zweck der Schreibmaschine. Die Schreibmaschine soll eine Maschine zur Herstellung schriftlicher Arbeiten sein, sie soll die Arbeit der Feder ersetzen und nicht bloss dieses, sie soll dieses Geschäft erleichtern, zeitlich abkürzen, und dabei saubere reine Arbeit liefern, auch die gleichzeitige Herstellung mehrerer, gleichlautender Ausfertigungen ermöglichen. Seit Gutenberg versteht man es, die Schrift auf mechanischem Wege herzustellen, ohne jeden einzelnen Schriftzug mühsam und langsam aufs Papier zeichnen oder malen zu müssen. Der einmalige kurze Druck eines geschnittenen und gefärbten Buchstabenstempels aufs Papier genügt, um das verwickeltste Schriftzeichen wiederzugeben und durch wiederholten Abdruck so oft als gewünscht zu vervielfältigen. Allein die Aneinanderreihung dieser Buchstabenstempel zum Wort, aller Wörter zum Satz und Abschnitt, zum ganzen Werk, geschieht bis zum heutigen Tag selbst mit der Setzmaschine noch zu umständlich, als dass diese Methode einen Ersatz oder eine Erleichterung in der Herstellung unserer Verkehrsschrift bieten könnte. Der Wert des Buchdrucks liegt in der Vervielfältigung, und ist um so grösser, je grösser die Auflage des Schriftstücks ist, während umgekehrt dieser Wert infolge der mit der Herstellung des Schriftsatzes verbundenen Kosten abnimmt, wenn die Auflage klein ist. Es verbleibt also für diejenigen Fälle, in welchen nur ein oder einige Exemplare des Schriftsatzes verlangt werden, nur die arbeitende Hand, die in unmittelbarer Verbindung mit den Gedanken des Schreibers diese in schriftlicher Form zur Darstellung bringt. Was war daher näher liegend, als die mechanischen Vorteile des Buchdrucks mit der Hand des Schreibers in Verbindung zu bringen, mit anderen Worten, Druckmaschinen zu ersinnen, die vom Schreiber leicht bedient werden können, die aber nicht erst den ganzen Satz zusammenstellen, sondern die es ermöglichen, die Buchstabenstempel einzeln nacheinander zum Abdruck zu bringen, so dass die Abdrücke sich zu Worten und Sätzen aneinander reihen. Grundformen der gebräuchlichsten Schreibmaschinen (Tastenmaschinen). Alle die früheren Versuche, wie z.B. diejenigen des Dänen Hansen (1873 205 398), welcher schon 1842 eine Maschine für diese Zwecke gebaut hat (Schreibkugel), welche zu einem grösseren Erfolg nicht geführt haben, werden wir übergehen und gleich an derjenigen Maschine anknüpfen, welche Latham Sholes (1876 219 472; 1878 227 513), Buchdrucker in Milwaukee in Amerika im Jahre 1867 gebaut hat und welche von G. W. N. Yost, dem eigentlichen Begründer der modernen Schreibmaschinenindustrie, zur fabrikmässigen Ausführung gebracht wurde. Sie bildet den Ausgangspunkt der heutigen Schreibmaschinen. Auf dem Grundgedanken dieser Maschine beruhen die meisten der heute mit Erfolg verwendeten Schreibmaschinen und die allgemeine Anordnung derselben bildet auch jetzt noch die vorteilhafteste Anlage dieser Maschinen. Die nach dieser gebauten Schreibmaschinen sind kurz unter dem Namen der Typenhebelschreibmaschinen bekannt. Die Grundanlage der Typenhebelmaschinen ist folgende: Eine Anzahl von Hebeln, die an dem frei schwingenden Ende Typen T tragen, entsprechend den Schriftzeichen, welche wiedergegeben werden sollen, sind im Kreise so gelagert, dass die in Schwingung versetzten Hebel die Typen nach einem gemeinsamen Druckpunkt bewegen, an welchem sie nacheinander auf das in gerader Richtung verschiebbare Papier treffen. Die einzelnen Typenhebel werden durch Stäbe W, welche sie mit den horizontalen Hebeln L einer klavierartigen Tastatur verbinden, in Bewegung gesetzt, sobald die Tasten ANS mit dem Finger niedergedrückt werden (Fig. 1). Das Papier ist um eine cylindrische Walze C gelegt, durch deren ruckweise Drehung die Linien eingestellt werden. Wenn nun durch eine einfache mechanische Schaltvorrichtung dafür gesorgt wird, dass bei jedem Niederdruck einer Taste diese Walze in der Richtung ihrer Achse um eine Buchstabenentfernung weiter rückt, so ist einzusehen, dass auf diese Weise Buchstabe neben Buchstabe auf dem Papier zum Abdruck kommt, vorausgesetzt, dass noch auf irgend eine Art und Weise die Druckfarbe zwischen Type und Papier gebracht wird. Hierzu hat sich als ein geeignetes Mittel ein sogen. Farbband R erwiesen, welches einfach an der Stelle, an welcher der Aufschlag der Type stattfindet, zwischen Schreibwalze und Type vorbeigeführt wird und welches genügend Farbstoff enthält, um durch den Aufschlag der Typenstempel die Umrisse durch das Band hindurch auf das Papier durchzuzeichnen. Textabbildung Bd. 316, S. 710 Fig. 1.Grundanlage der Sholes'schen Schreibmaschine. Vollkreis-Typenhebelmaschinen. Diese allereinfachste Anordnung (1878 227 513) ist in der Hauptsache beibehalten bei den Maschinen nach den Systemen: 1. Remington, 2. Caligraph, 3. Remington-Sholes, 4. Manhattan, 5. Jetvett, 6. Hardfort, 7. Germania, 8. Frister und Rossmann, 9. National, 10. Century, 11. Duplex, 12. Elliot und Hatch, 13. Cleveland. Weitere Ausbildungen dieses ursprünglichsten Erfindungsgedankens zeigen die Systeme 14. Densmore, bei welchem die Typenhebel nicht direkt durch Verbindungsglieder angegriffen werden, sondern durch einen vermittelnden Antriebshebel, welcher seinerseits wieder mit der Tastatur in Verbindung steht (Fig. 2). Textabbildung Bd. 316, S. 710 Fig. 2.Typenhebel der Densmore-Schreibmaschine. 15. Smith Premier, bei welchem die Typenhebel anden Enden kleiner Wellen befestigt sind, an deren entgegengesetztem Ende kleine Antriebshebel angebracht sind, die ihrerseits wieder mit der ebenfalls abweichenden Art der Tastatur verbunden sind (Fig. 3). Textabbildung Bd. 316, S. 710 Fig. 3.Typenhebel der Smith-Premier-Schreibmaschine. 16. Yost, bei welchem die Typenhebel gegliedert sind, in der Art, dass nicht der die Type tragende Hebel direkt, sondern durch einen vermittelnden Antriebshebel angegriffen wird, während der Typenhebel selbst schwingende Lager hat, durch welche die Bewegungsrichtung der Typen sich ändert, so dass es möglich wird, das Farbband in Wegfall zu bringen und die Typen in der Ruhelage auf einem färbenden Polster aufliegen zu lassen. Die so geschwärzten Typen werden direkt ohne zwischenliegendes Band auf dem Papier zum Abdruck gebracht (Fig. 4). Textabbildung Bd. 316, S. 710 Fig. 4.Typenhebel der Yost-Schreibmaschine. Die vorstehend genannten Systeme sind die grundlegenden. Unter ihnen befinden sich auch die weitest verbreiteten Schreibmaschinen. Sie können gewissermassen als die normalen Typen bezeichnet werden. Segment-Typenhebelmaschinen. Weitere Typenhebelmaschinen, bei welchen die Anordnung der Hebel in anderer Lage ausgeführt ist, sind: 17. Barlock, 18. Brook, 19. Fitch, 20. Franklin, 21. Maskelyne, 22. Pittsburg, 23. Salter, 24. North, 25. Underwood, 26. Williams, 27. English, 28. Ideal. Die Maschinen dieser Gruppe weichen von der normalen Anordnung insofern ab, als bei ihnen die Lagerung der Typenhebel nicht in einem vollen Kreise angebracht ist, sondern entweder in einem Halbkreise oder nur in einem Segment, oder in Segmenten. Man könnte die erste Gruppe die Vollkreis-Typenhebelmaschinen, die letztere die Segment-Typenhebelmaschinen nennen. Während die erste Gruppe mit einer einzigen Ausnahme (Elliot und Hatch) den Druck der Typen von unten nach oben ausführen, ist die Anordnung bei der letzteren so gewählt, dass die Typen entweder von oben nach unten oder von vorn nach hinten oder umgekehrt schlagen. Es ist dabei beabsichtigt, den Druckpunkt der Typen dem Auge des Schreibers freizulegen, sie bilden den grössten Teil der sogen. sichtbar schreibenden Maschinen. Zu den Typenhebelschreibmaschinen gehört endlich noch eine Maschine, bei welcher die Typenhebel nicht aus einfachen Stäben, sondern aus hufeisenförmig gebogenen Stäben bestehen, deren Enden auf parallel gelagerten Wellen befestigt und zu beiden Seiten des Druckpunktes so gelagert sind, dass die stufenweise vergrösserten Bogen sich übergreifen und zur Hälfte von links, zur anderen Hälfte von rechts abwärts nach der Mitte schlagen. Diese Anordnung, welche im Prinzip zum erstenmal in Deutschland 1888 patentiert und später in Amerika ausgeführt wurde, wird von dort unter dem Namen 29. Oliver-Schreibmaschine eingeführt. Abweichende Konstruktionen von Typenhebelmaschinen. Eine andere Lösung des Problems der Herstellung von Schreibmaschinen hat sich aus der Grundidee der eingangs erwähnten Maschine von Hansen (Schreibkugel) herausgebildet, wobei das bei jener angewendete Bewegungsprinzip beibehalten ist, nämlich des Vorwärtsstossens von strahlenförmig gestellten geraden Stäben, welche an ihrem Ende in der Stossrichtung abdruckende Typen tragen. Es wurde aber von der Kugelform abgegangen. Die nach einem Punkt gerichteten Stäbe sind in einer horizontalen Ebene angeordnet. Die beiden Maschinen dieser Gruppe sind die 30. Empire und 31. Granville Automatic. Hiermit ist die Reihe der Typenhebelmaschinen, abgesehen von einigen wenig bekannten Ausführungen, erschöpft. Rotationsmaschinen. Ausser den Typenhebelschreibmaschinen gibt es noch eine weniger verbreitete Klasse von Schreibmaschinen, bei denen ein, von der vorigen gänzlich verschiedenes Prinzip zur Anwendung kommt. Während, wie schon angedeutet, bei der ersten Klasse mit dem Niederdruck einer Taste nur jeweils ein einzelner Stempel bewegt wird, wird bei der jetzt zu erwähnenden Klasse der ganze Typensatz, also sämtliche in einem festen Körper vereinigten Typen zugleich bei jedem Tastenanschlag in Bewegung gesetzt und jeweils nur die eine gewünschte Letter in Druckstellung und zum Abdruck gebracht. Diese Art von Schreibmaschinen sind unter der Gesamtbezeichnung Rotationsschreibmaschinen bekannt. Die hierher gehörigen Systeme sind: 32. Hammond, 33. Crandall, 34. Munson, 35. Chicago, 36. Blickensderfer, 37. Victoria, 38. Keystone. Die vorgenannten 38 Systeme von Tastenschreibmaschinen sind vorzugsweise als Schreibmaschinen in dem eingangs erwähnten Sinn anzusehen. Es sind noch eine kleine Anzahl von wenig bekannten Tastenmaschinen hergestellt, die aber nie irgend welche Bedeutung erlangt haben, und daher zur Gewinnung eines Urteils über Bau und zweckmässige Verwendung der Schreibmaschinen nicht beitragen können. Sie können bei dieser Betrachtung daher unerörtert bleiben. Zeigermaschinen. Der Rest der insgesamt ungefähr 100 verschiedene Arten aufweisenden Zahl von Schreibmaschinen, welche bis jetzt konstruiert und ausgeführt worden sind, enthält nur solche Konstruktionen, bei welchen das Arbeiten nicht durch Niederdruck von Tasten einer Klaviatur geschieht, sondern durch Verschiebung oder Verdrehung des sämtliche Typen enthaltenden Typenkörpers, während der Abdruck durch eine zweite Bewegung eines den Abdruck bewirkenden Konstruktionsteiles, Druckhebels u.s.w., bewirkt wird. Diese sämtlichen sogen. Zeigermaschinen kommen für die Beurteilung der Schreibmaschinen als zeit- und arbeitsparende Hilfsmittel deswegen nicht in Betracht, weil deren Betrieb zu schwerfällig und umständlich ist und ihre Verwendung meist weder Zeit noch Arbeit spart. Alle diese Maschinen können nur als ein Mittel betrachtet werden, um solchen Personen, denen die Führung der Feder unmöglich ist, die Herstellung einer geordneten Schrift überhaupt möglich zu machen. Sie sind meist nur als Spielereien anzusehen und finden ihren Absatz infolge der billigen Preise, zu welchen dieselben hergestellt und verkauft werden können. Bei einer ernsten Betrachtung der arbeitfördernden und vereinfachenden Bedeutung der modernen Schreibmaschinen scheiden diese daher gänzlich aus. Einige der bedingt brauchbaren Arten derselben werden am Schluss noch erwähnt werden. Allgemeines über den Bau der Tastenschreibmaschinen. Griffbrett. Die erste Frage eines jeden Laien, dem eine Schreibmaschine zu Gesicht kommt, ist die: Wie sind denn die Tasten geordnet, wie geschieht das Schreiben? Die Tastenanordnung, das sogen. Griffbrett, ist bei keiner zweckmässigen Schreibmaschine alphabetisch angeordnet. Schon die ersten Hersteller von Schreibmaschinen haben ohne Zweifel sofort die Entdeckung gemacht, dass eine Anordnung der Tasten nach dem Alphabet mancherlei Schwierigkeiten zur Folge haben würde. Es ist als ein glückliches und zufälliges Zusammentreffen zu betrachten, dass der auf gewisse Grenzen beschränkte Raum für die Anbringung sämtlicher Tasten, welcher ein Versetzen der Tasten in mehrere Reihen nötig macht, zugleich auch die günstigste Anordnung ergibt. Für Musikinstrumente ist bekanntlich die geradlinige Anordnung aller Tasten die vorteilhafteste, allein da der Maschinenschreiber keine Akkorde zu greifen, keine Läufe und Melodien zu spielen hat, so ist ein Griffbrett in Reihen eingeteilt, innerhalb welcher die Buchstaben zweckmässig versetzt sind, sehr vorteilhaft. Dieses Griffbrett, welches in der Regel eine Breite von 22 bis 25 cm hat, wird von beiden Händen und mit mehreren Fingern jeder Hand bedient, so dass die über das Griffbrett gehaltenen ausgebreiteten Hände leicht die ganze Fläche des Griffbretts beherrschen können. Nun sind aber Zeigefinger und Mittelfinger bekanntlich die zwei am meisten ausgebildeten, beweglichsten und auch kräftigsten. Es erschien daher zweckmässig, die häufigst gebrauchten Buchstaben in den Bereich gerade dieser Finger, d.h. also gegen die Mitte des Griffbretts, und die seltener gebrauchten Buchstaben gegen aussen hin zu verlegen. Dies gab Veranlassung zu den verschiedensten Verstellungen der Buchstaben, bis endlich durch viele Versuche eine für alle Fälle passende Anordnung sich ergab, die sich für die Sprachen des indogermanischen Sprachstammes eignet, die Anordnung des sogen. Universal Key boards (Fig. 5). Das Universalgriffbrett wurde zum erstenmal auf der Remington-Maschine ausgeführt und hat sich bald so sehr eingebürgert, dass fast sämtliche spätere Schreibmaschinen ohne weiteres dasselbe sich aneigneten, so gut es eben mit der sonstigen Anlage der Maschine in Einklang zu bringen war. Textabbildung Bd. 316, S. 711 Fig. 5.Universalgriffbrett. Heute ist das Universalgriffbrett mit Ausnahme von ganz wenigen vereinzelten Maschinen überall angewendet und so verbreitet, dass ausgebildete fertige Schreibgehilfen für eine andere Tastenanordnung als diese nur schwer gefunden werden, während jeder Maschinenschreiber, der eine Maschine mit diesem Griffbrett zu bedienen versteht, auf jeder anderen Maschine ohne weiteres arbeiten kann, welche diese Tastenanordnung hat. Textabbildung Bd. 316, S. 711 Fig. 6.Gekrümmtes Griffbrett. Die Frage der Tastenanordnung ist begreiflicherweise sehr wichtig, denn es hängt von ihr die Erreichung einer grossen Schreibfertigkeit wesentlich mit ab. Es wird hierauf später bei der Besprechung über die Verwendung der Schreibmaschinen noch näher einzugehen sein. Nur einige wenige Maschinen haben die Tasten in gekrümmten Reihen angeordnet, während sie bei allen anderen in geraden Reihen stehen. Diese gekrümmte Anordnung in Bogenlinien, deren konvexe Seite dem Schreiber zugewendet ist (Fig. 6), ist jedoch mehr durch die eigentümliche Anlage der betreffenden Maschinen, als durch Gründe der Zweckmässigkeit bedingt. Umschaltungs- und Volltastermaschinen. Die ersten Schreibmaschinen Remington Nr. 1 und Remington Nr. 4 waren nur mit einem Alphabet von Buchstaben (Versalien oder grossen Buchstaben) ausgestattet. Ausser diesen 26 Schriftzeichen erhielten sie noch 15 andere Zeichen für Zahlen, Interpunktionen u.s.w. Jede Taste gab nur eines dieser Zeichen wieder; an jedem Hebel war nur eine Letter angebracht. Erst mehrere Jahre später erfand Yost die sogen. Umschaltung. Dieselbe besteht darin, dass jeder Typenhebel mit zwei Schriftzeichen versehen wurde, welche auf einem Stempel vereinigt sind. Die einzelnen, der je zwei zusammen auf einem Stempel befindlichen Schriftzeichen sind so gesetzt, dass beim einfachen Niederdruck einer Taste das eine der Zeichen in richtiger Stellung zum Abdruck gelangt, während das zweite nur dann abdruckt, wenn durch einen Druck auf eine Umschaltetaste die Schreibwalze um eine kleine Entfernung verschoben wird. Es sind also die Buchstaben des kleinen Alphabets durch einfachen Tastenanschlag zu schreiben, während es zum Schreiben der grossen Buchstaben der Umschaltung bedarf. Ebenso sind die übrigen Schriftzeichen, Zahlen, Interpunktionen u.s.w. je paarweise an einem Hebel vereinigt und jedes Zeichenpaar ist nur mit einer Taste zu greifen, entweder ohne oder mit Umschaltung. Yost's Erfindung war ein bedeutender Fortschritt, denn nur durch sie war es bis dahin möglich geworden, Maschinen mit grossen und kleinen Buchstaben herzustellen. Die Umschaltung ist heute, wo man unbedingt zwei Alphabete verlangt, das einzige Mittel für eine grosse Zahl von Schreibmaschinen, durch welches sie überhaupt ausführbar sind, sie ist für dieselben Existenzbedingung. Die Umschaltung hat den weiteren Vorteil, dass die Buchstaben des grossen und kleinen Alphabets immer an einer und derselben Stelle des Griffbretts zu suchen sind, dass also für einen und denselben Laut, z.B. a, immer nur eine gewisse, die a-Taste gegriffen werden muss, gleichgültig ob dieser Laut a oder A, d.h. klein oder gross geschrieben wird. Textabbildung Bd. 316, S. 712 Fig. 6a.Umschaltung. Einige Jahre nach der Erfindung der Umschaltung hat sie Yost selbst wieder verworfen, denn die Umschaltung bedingt bei jedem grossen Buchstaben und denjenigen Zeichen, die in Umschaltestellung angebracht sind, die Ausführung zweier Thätigkeiten und damit einen kleinen Aufenthalt im Schreiben je vor und nach dem Anschlag der Buchstabentaste, weil begreiflicherweise die Zeit, welche nötig ist, um die Verschiebung des Druckpunktes vorzunehmen, sowohl vor als nach dem Abdruck des Buchstabens abgewartet werden muss. Die Umschaltung bringt naturgemäss unter sonst gleichen Voraussetzungen immer eine gewisse Schriftverzögerang. Bei gewandtem Arbeiten ist diese Verzögerung nicht gross, sie beträgt im Deutschen wegen der vielen grossen Buchstaben aber immerhin gegen 10%. Die Verschiebung der Druckstelle, wie sie durch die beschriebene Art der Umschaltung geschieht, bringt auch die Gefahr, dass beim Schnellarbeiten der Abdruck in einem Augenblick stattfindet, in welchem die Vor- oder Rückschaltbewegung des Druckpunktes noch nicht vollzogenist (Fig. 6a). In solchen Fällen kommt der Abdruck an eine unrichtige Stelle zu stehen. Auch bedingt die Umschaltung die gleichzeitige Bethätigung zweier Finger zur Herstellung eines einzigen Schriftzeichens. Ein weiterer Nachteil ist der, dass von allen den anderen Schriftzeichen, welche nicht dem Alphabet angehören, wie Zahlen, Umlaute, Interpunktionen, Münzzeichen u.s.w., jeweils zwei auf einer Taste stehen und daher jedesmal eine Ueberlegung darüber stattfinden muss, welches von den beiden auf einer und derselben Taste angebrachten Zeichen mit oder ohne Umschaltung gegriffen werden muss, was zu mancherlei Verwechslungen, Irrtümern und Verzögerungen führt. Den Umschaltmaschinen gegenüber stehen die Volltastermaschinen. Als nämlich Yost die Umschaltung verworfen hatte, ging er sofort daran, eine Maschine zu bauen, die ebenfalls grosse und kleine Buchstaben schreibt, aber ohne eine Umschaltung nötig zu haben, indem er die Zahl der Hebel und Tasten verdoppelte. Dadurch entstand die Caligraph-Maschine. Allerdings bringt eine solche Vermehrung der Hebel und Tasten gewisse Schwierigkeiten mit sich, denn der Kreis, in welchem die Hebel gelagert sind, wird entweder sehr gross und dadurch die Hebel sehr lang oder die Länge der Hebel wird beibehalten und die Lager sehr eng gestellt. Diese beiden Umstände haben zur Folge, dass das Verhältnis zwischen Achsenlänge und Hebellänge ein ungünstiges wird. Yost hat beides vermittelt, er hat die Hebel verlängert und die Lager verkleinert, was aber natürlich immer annähernd das gleiche Ergebnis hat. Alle freischwingenden, nur im Lager adjustierten Hebel sind nach einigem Gebrauch infolge Auslaufens der Lagerachsen und Lagerlöcher seitlichen Schwankungen ausgesetzt, die natürlich um so grösser sind, je länger die Hebel im Verhältnis zur Länge der Lagerachsen sind. Durch diese seitlichen Schwankungen der Typenhebel wird aber der Aufschlags- oder Treffpunkt verschoben und es entstehen dadurch leicht Fehlabdrücke, die namentlich dann hässlich aussehen, wenn der eine Buchstabe höher, ein anderer tiefer als die Schreibzeile steht, eine Erscheinung, die auch bei den Umschaltemaschinen vorkommt. Dagegen fallen die Zeitverluste des Umschaltens, die gleichzeitige Bedienung zweier Tasten, die Gefahr des Entgleisens durch unzeitiges Anschlagen des umgeschalteten Buchstabens u.s.w. bei der Volltastatur weg. Wie man sieht, stehen hier den Vorteilen beider Konstruktionsarten auch Nachteile gegenüber. Da aber das Auslaufen der Hebellager und damit das seitliche Ausweichen, wie erwähnt, auch bei den Umschaltemaschinen eintritt, und ganz dieselbe Erscheinung hervorbringt, so verbleiben auf Seite der Volltastatur mehr Vorteile als Nachteile; es dürfte aus diesem Grund dem Vollt ast er griff brett der Vorzug zu geben sein, was auch der Erfolg bestätigt, denn von den führenden fünf Maschinen: Remington, Caligraph, Densmore, Smith-Premier und Yost sind nur zwei mit Umschaltung und drei mit Volltastatur ausgeführt und zwar mit Umschaltung: Remington und Densmore; mit Volltastatur: Caligraph, Smith-Premier und Yost. Von den übrigen Vollkreistypenhebel-Schreibmaschinen sind mit Umschaltung ausgeführt: Remington Sholes, Manhatton, National, Elliott und Hatch (vier Systeme); mit Volltastatur: Jewett, Hartford, Germania, Frister und Bossmann, Duplex, Cleveland, Century (sieben Systeme). Bei den Segment-Typenhebelmaschinen ist nur eine Maschine mit Volltastatur ausgeführt und zwar die Barlock-Schreibmaschine, während alle übrigen Umschaltung haben: Brook, Fitch, Franklin, Maskelyne, Pittsburg, Salter, North, Underwood, Williams, English, Ideal. Während also bei den Vollkreismaschinen die Mehrzahl mit Volltastatur ausgeführt ist, finden wir bei den Segmentmaschinen mit einer einzigen Ausnahme sämtliche Maschinen mit Umschaltung versehen. Diese auf den ersten Blick auffallende Erscheinung ist sofort erklärt, wenn man bedenkt, dass bei diesen Maschinen, welche nur die Hälfte des Raumes für die Anbringung ihrer Hebel zur Verfügung haben, entweder die Lager zu sehr zusammengedrängt oder die Typenhebel zu lang gemacht werden müssten, wenn sie den Vorteil der Volltastatur haben wollten. Bei der einzigen als Volltaster ausgeführten Maschine dieser Art trifft dies auch in der That zu. Die Lager sind nicht nur sehr eng gestellt, auch die Hebel sind die längsten unter allen Schreibmaschinen. Es sind also für beide die ungünstigsten Annahmen hier gemacht, man musste daher die Folgen, nämlich das zu grosse seitliche Abweichen von der richtigen Bahn durch eine neue Vorrichtung zu verhüten suchen, die weiter unten besprochen wird, nämlich durch die Führung im Anschlag. Ehe dieses Kapitel verlassen wird, ist noch zu bemerken, dass auch die Oliver, welche, wie oben gezeigt, ihre hufeisenförmigen Hebel nicht im Kreise, sondern geradlinig angeordnet hat, mit Umschaltung versehen ist und zwar mit einer zweifachen, da diese Maschine, wie leicht einzusehen ist, für die Anbringung der nötigen Zahl von Gliedern oder Hebeln noch weniger Raum hat, als die Segmentmaschinen. Bei der zweifachen Umschaltung sind auf einer Taste nicht bloss zwei, sondern drei verschiedene Zeichen angebracht. Die Erwägung, ob frei zu schlagen oder mit der einen oder mit der anderen Umschaltung, wird hier noch verwickelter, das Griffbrett allerdings wird kleiner, weil bei gleicher Zahl der Schriftzeichen nur der dritte Teil der Tasten nötig ist. Zu einer Beschränkung der Zahl der Tasten ist aber ein anderer als der aus der Konstruktion sich ergebende zwingende Grund nicht vorhanden. Es zeigt sich also, dass fast alle diejenigen Systeme, deren Konstruktion es gestattet, zur Volltastatur gegriffen haben, die sich auch vorzüglich bewährt. Aus den gleichen Gründen, wie die Oliver, haben auch die Stosshebelmaschinen Empire und Granville die Umschaltung, erstere die zweifache, letztere die einfache. Endlich ist noch zu bemerken, dass sämtliche Rotationsmaschinen die zweifache Umschaltung haben und haben müssen, denn bei ihnen ist Raumersparnis dadurch noch besonders geboten, dass der Typenkörper, welcher mit jedem Tastenanschlag sich zweimal bewegt und seine Lage verändert, der Schnellbeweglichkeit wegen möglichst klein ausgeführt werden muss. Es leuchtet aus dem Vorstehenden auch ein, dass die Maschinen, welche mit Umschaltung ausgeführt sind, niemals mit Volltastatur ausgeführt werden können, sondern auf die Umschaltung angewiesen sind, während umgekehrt jede Volltastaturmaschine leicht, wenn es nötig oder wünschenswert wäre, in eine Umschaltemaschine verwandelt werden kann. Es bedarf ausserdem auch der Satz keines Beweises, dass eine Konstruktion, bei welcher mit einem Tastendruck auch nur eine einzige Type bewegt wird und bei welcher die einzelnen Typen durch voneinander unabhängige gleichartige Glieder bewegt werden können, die einfachste und zuverlässigste sein wird. Hebelführung und Typenschluss. Die Befürchtung des Abweichens der Hebel von der genauen Schwingungsebene infolge Auslaufens der Lager, hat schon bei den ersten Schreibmaschinen und zwar bei Modell 1 der durch Yost in der Gewehrfabrik von Remington und Sohn zur Fabrikation gebrachten Remington-Schreibmaschine zur Anwendung von Führungen für die Typenhebel Anlass gegeben. Bei dieser Maschine wurden Führungsarme angebracht, je einer für jeden Hebel, bestehend aus einer Zange von Viertelkreisform, innerhalb deren Oeffnung der betreffende Hebel schwingt. Da aber bei der geringsten Verbiegung dieser Zangen die Stellung der Typen erst recht verändert wird, und auch Klemmungen und Spannungen eintreten, so wurde bei den späteren Modellen diese Hebelführung wieder aufgegeben. Statt dessen wurden die Typenhebel verstärkt und die Lagerzapfen vergrössert. Aber auch dieses Mittel, welches bei deren späteren Ausführungen wiederholt ausgedehnt wurde, konnte nicht und wird nie die leidige Erscheinung des Unzeiligwerdens der Schrift völlig verhüten, abgesehen von anderen Gründen, die später erläutert werden. Eine genau arbeitende Maschine muss unter allen Umständen diejenigen Konstruktionsteile, welche unmittelbardie Arbeit verrichten, möglichst nahe an dem Punkt, an welchem sie einzutreffen haben, selbstthätig genau stellen, d.h. mechanisch führen. Alle die eingangs erwähnten unvollkommenen Zeigermaschinen, bei denen die Typeneinstellung freihändig besorgt wird, besitzen deshalb Vorrichtungen, durch welche die Einstellung im Augenblick des Abdrucks genau gerichtet wird, sei es durch konische Zähne, Zahnstangen, Zahnräder oder durch konische Zapfen, welche in Führungslöcher eingreifen. Die Anbringung einer Führung ist aber bei den Maschinen mit steifen Typenhebeln und mit starr daran angebrachten Typen erschwert, oder besser gesagt, unmöglich gemacht, denn ein starrer Hebel, welcher in festen Lagern schwingt, kann nicht an seinem Ende eine Zwangsführung erhalten, weil eine solche bei der kleinsten Ungenauigkeit Spannungen, Stockungen verursachen würde. Deshalb wurden bei neueren Typenhebelmaschinen, namentlich bei solchen, welche bei sehr enger Hebelstellung, langen Hebeln und enger Lagerung dem Unzeiligwerden am meisten ausgesetzt sind, Vorkehrungen anzubringen versucht, um die Treffsicherheit der Hebel zu erhöhen. In dieser Absicht hat, wie schon gezeigt, die Remington-Maschine die Länge der Hebellagerzapfen vergrössert, bei Smith-Premier sind die Lagerzapfen noch länger gemacht worden, die Densmore hat Hilfshebel angeordnet, um die schädliche Wirkung schief angreifender Antriebsstangen zu beseitigen, Caligraph und andere Volltastermaschinen haben Lagerjustiervorrichtungen angebracht, um den Fehllauf der Hebel durch Näherrücken der Lagerbacken wieder zu beseitigen. Die Barlock-Schreibmaschine, wie oben gezeigt die einzige Volltastermaschine mit Segmentstellung, welche deswegen bei engster Lagerung die meisten und längsten Typenhebel hat, ist auf eine Führung dieser langen Typenhebel angewiesen. Sie ist daher die erste Maschine gewesen, welche eine Führung in der Nähe des Anschlags der Typen angewendet hat. Die Führung geschieht bei der Barlock durch einen kleinen halbkreisförmigen Palissadenzaun (Fig. 7), welcher den Druckpunkt in der Entfernung von etwa 10 mm umgibt, dessen konische Spitzen sich den anschlagenden Typenhebeln entgegenstellen. Der Hebel, welcher zwischen zwei solcher Spitzen einschlägt, wird durch die konischen Spitzen in den sich verengenden Zwischenraum der beiden Palissadenstäbe geführt und erhält dadurch diejenige Stellung, bei welcher die an dessen Ende befindliche Type richtig an dem genauen Treffpunkt aufschlägt. Die Zahl der konischen Spitzen ist kleiner als die Zahl der vorhandenen Hebel. Es sind deswegen jeweils mehrere Hebel zwischen ein Spitzenpaar adjustiert. Bei neuen Maschinen arbeitet diese Führung ganz befriedigend, allein eine zuverlässige Sicherung der Zeilenstellung bietet diese Art der Führung nicht, weil sowohl auf der Strecke, von der Stelle wo der Hebel geführt ist, bis zur Type, sodann an der Type selbst, ferner am Lager und durch Erweiterung der Intervalle infolge des häufigen Anschlagens und Abnutzung der Spitzen und Hebel an der Reibungsstelle Veränderungen eintreten, die zur Unzeiligkeit führen. Textabbildung Bd. 316, S. 713 Fig. 7.Hebelführung (Barlock). Einige neuere Maschinen haben andere Hebelführungen versucht: die Hebel wurden als Flachstäbe ausgeführt und in radial gefräste parallelwandige Schlitze gelagert, so dass sie durch grössere oder geringere Ausdehnung der Fläche dieser Führungsschlitze eine ziemlich genaue Einstellung erhalten. Um die Verschiedenheit der Winkel der Typenhebel zur Richtung der Schreibzeile und die dadurch entstehenden Schwierigkeiten zu vermindern, hat man die Enden der Hebel H nach einer Seite so gekröpft (Fig. 8), dass sie beim Anschlag in gleiche Stellung und Richtung kommen. Es ist einleuchtend, dass auf diese Weise sämtliche Hebel durch eine Führung gefasst werden können. Auch diese Führung ist nur eine Hebelführung. Lageveränderungen der Typen T selbst sind dadurch nicht vermieden, ebensowenig Aenderungen in der Richtung, gegen welche die auf beiden Seiten des Hebels befindlichen Führungsteile S eine Sicherheit nicht bieten. Ein weiterer Schritt zum Zweck genauerer Führung der Typen wurde dadurch versucht, dass die seitlichen Führungsbacken nicht die Hebel, sondern die Typen selbst fassen; da aber auch hierdurch nur ein seitliches Ausweichen verhindert ist, so ist wiederum eine absolute Sicherheit gegen Abweichen von der Schreibzeile nicht gegeben. Aus all dem ist zu ersehen, dass alle Bestrebungen sämtlicher Schreibmaschinenkonstrukteure hauptsächlich dahin gerichtet sind, diesen grössten Uebelstand der unzeiligen Schrift nach Möglichkeit aus der Welt zu schaffen, und dessen Eintreten auf möglichst lange Dauer zu verhüten. Textabbildung Bd. 316, S. 714 Fig. 8. Dieser Punkt bildet die schwierigste Aufgabe beim Bau der Schreibmaschinen, nach deren mehr oder minder gelungener Lösung die einzelnen Maschinen in erster Linie zu beurteilen sind. Das Problem kann einzig und allein nur dadurch gelöst werden, dass die Type nicht starr, sondern in kleinen Grenzen beweglich, also mittels eines Gelenks am Typenhebel befestigt und am Treffpunkt von allen Seiten fest geschlossen zum Anschlag geführt wird, denn es ist einzusehen, dass so lange die Type in starrer Verbindung mit dem Hebel ist, dieselbe genau den Weg nehmen muss, welcher ihr durch Form und Lage des Hebels vorgeschrieben ist. Ist die Führung, in welcher alle Typen gefasst werden, nicht ganz scharf auf die Bewegung zu den durch Lager- und Hebelform bestimmten Bahnen aller Hebel passend, so wird in der Richtung, nach welcher die Führung eine Seitenbewegung veranlasst oder zulässt, eine Spannung innerhalb des Hebels hervorgerufen, welche sich auf das Lager überträgt, es würden folglich bei der kleinsten Aenderung der Hebelform oder der Typenbahn fortwährend Störungen, Klemmungen und Stockungen die Folge sein. Eine solche Maschine könnte nie zuverlässig arbeiten. Andererseits ist aber, wie gezeigt, die vollständige Führung der Type, d.h. ein vollständiger Typenschluss, der die Type im Augenblick des Anschlagens genau umfasst, der einzige denkbare Weg, der den alten, immer beklagten Fehler der Unzeilenmässigkeit vollständig beseitigen kann. Textabbildung Bd. 316, S. 714 Fig. 9.Typenschluss (Yost). Durch diese Erwägungen kam Yost dazu, die Type nicht starr am Hebel zu befestigen, sondern am Ende des Typenhebels einen mit dem Hebel gelenkartig verbundenen, in kleinen Grenzen beweglichen Typenhalter anzubringen, während der Hebel selbst leicht seitlich biegsam ausgeführt worden ist (Fig. 9). Auf diese Weise bekommt die Type genügend Beweglichkeit, um sich jederzeit in die konisch sich verengende Führungstülle ohne Spannung genau einzupassen. Bei vollkommenem Eindringen in diese Führung ist die Type von allen Seiten festgehalten, sie zwängt undklemmt sich nicht, weil die Type die genügende Bewegungsfreiheit hat, um ihren Weg vor- und rückwärts zu suchen. Durch diese Einrichtung ist ein thatsächlich vollkommener Typenschluss bei den Typenhebelschreibmaschinen erreicht worden, welcher genaues Abdrucken in richtiger Stellung auf die Dauer sichert. Die Rotationsmaschinen unterscheiden sich nach Lage des Typencylinders in solche, bei denen der Typencylinder um eine vertikale, und in solche, bei denen er sich um eine horizontale Achse dreht, ferner in solche, bei denen der Typenkörper selbst Hammer ist, und solche, bei denen derselbe nur Amboss ist. Je nach dem Zusammentreffen dieser verschiedenen Fälle sind entsprechende Vorkehrungen zur Zeilensicherung getroffen. Bei den Maschinen, deren Typenkörper um eine vertikale Achse sich dreht, ist die Zeilenstellung durch die vertikale Sicherung des Drehzapfens oder durch eine horizontale Kreisführung des Typenkörpers gegeben (Hammond), Fig. 10. Bei den anderen wird die Zellenstellung wie bei den Zeigermaschinen durch Führungszähne oder Führungsstifte bewirkt. Eine Sicherstellung der Schriftzeile für alle Schriftzeichen ist im strengsten Sinne des Wortes wie bei allen Umschaltemaschinen nicht gegeben. Textabbildung Bd. 316, S. 714 Fig. 10.Führung des Typenkörpers einer Rotationsmaschine (Hammond). Was die Sicherung der Zeilenstellung bei den Stossmaschinen (Empire und Granville) anbelangt, so ist eine solche allerdings vorgesehen, indem sich die Druckstäbe zwischen ebenen Platten verschieben. Diese Platten, sowie die übrigen Führungsteile bestehen aus verschiedenen zusammengesetzten Teilen, von deren Festigkeit und tadelloser Verbindung die genaue Stellung abhängt. Auch hier ist wieder, wie bei allen Umschaltemaschinen, die Umschaltung selbst eine Gefahr für die Schriftzeiligkeit. Diejenige Maschine, welche eine Sonderstellung infolge ihrer Hebelanordnung einnimmt, die Oliver-Maschine, hat keinen Typenschluss und keine Typenführung, bei ihr beruht die Erhaltung der Treffsicherheit in der tadellosen Erhaltung von Lager und Form der bogenförmigen Hebel. Da diese aber aus biegsamem Material bestehen und Formveränderungen ausgesetzt sind, und die Lager, wie alle Lager, auslaufen, so ist die Treffsicherheit ebenfalls keine dauernde. Führung, Tiefgang und Spannung der Tasten. Bei allen Tastenmaschinen ist selbstverständlich die Art und Weise, wie die Tasten ausgeführt sind, neben der Lage und Anordnung nicht unwichtig im Interesse des raschen und bequemen Betriebes der Maschine sowohl, als auch namentlich mit Rücksicht auf die Wirkung, welche das Niederdrücken einer Taste auf die dadurch beeinflussten Konstruktionsteile der Maschine äussert. Eine Klaviertaste, welche in kurzen Zeiträumen wiederholt niedergedrückt werden muss, muss selbstverständlich eine gewisse rückfedernde Kraft haben, einerseits um die Rückbewegung in möglichst kurzer Zeit auszuführen, zweitens aber, und das ist das Wichtigste, um die lebendige Arbeit des die Taste niederdrückenden Fingers gleichzeitig aufzuheben und den Muskeln die Thätigkeit des selbständigen Hubs zu neuem Anschlag zu erleichtern; eine zu schwach gefederte Taste wirkt mehr ermüdend auf den Schreiber, als eine verhältnismässig kräftig federnde, aber auch das Mass der Federung in steigender Richtung muss seine, der Muskelkraft des Fingers angepasste Grenze haben. Es ist daher notwendig, um für alle Fälle die geeignete Federung vorzusehen, dass die Spannung der Tasten zwischen gewissen Grenzen auf leichte Weise regulierbar ist. Eine weitere Erfahrung ist die, dass der Tiefgang der Tasten eine gewisse Grösse haben muss, und dass auch hier ein Zuwenig oder Zuviel gleich nachteilig ist. Der Weg, den der anschlagende Finger beim Niederdrücken der Taste zurückzulegen hat, ist eine Funktion seiner Thätigkeit. Je grösser der Weg, desto grösser ist bei gleicher Spannung auch der Arbeitsaufwand und der Zeitaufwand. Eine tief ergehende Taste wird also entweder bei gleichem Kraftaufwand mehr Zeit erfordern, oder bei gleichem Zeitaufwand mehr Kraft. Eine zu wenig tiefgehende Taste wird die Grenze der dem arbeitenden Finger möglichen Leistung nicht erreichen. Die Bewegung des Fingers wird nie zu ihrer vollen Ausnutzung gelangen und die Rückwärtsbewegung des Fingers einleiten, ehe seine natürliche Bewegungsfähigkeit ausgenutzt ist, dabei geht Arbeit verloren. Erfahrungsmässig tritt durch einen zu kurzen Anschlag ebenso eine Ermüdungserscheinung auf, wie natürlich in noch grösserem Masse durch eine zu tiefe Bewegung. Die günstigste Tiefe des Tastenniederschlags ist zwischen 10 und 12 mm. Es werden also diejenigen Maschinen, welche eine beliebige Regulierung der Tastenspannung bei einem Tiefgang von 10 bis 12 mm aufweisen, am bequemsten sein. Textabbildung Bd. 316, S. 715 Fig. 11.Taste an biegsamem Stab ohne Führung. Eine gleichmässige Bewegungsrichtung der Taste ist sehr wichtig, weil der Schreiber bei der Bedienung einer solchen Taste mehr Sicherheit empfindet und eine grössere Fertigkeit sich aneignen kann. Hat die Taste die Möglichkeit, bei ihrem Niederdruck ausser der nach abwärts gerichteten Bewegung irgend welche vor-, rückwärts oder seitlich gerichtete Bewegung zu machen, so wird diese Seitenbewegung um so grösser sein, je mehr die Richtung des Anschlags von der senkrechten Richtung abweicht. Da die verschiedenen Finger beim schnellen Arbeiten nicht jede Taste in genau senkrechter Richtung angreifen können, so werden solche schwankenden Tasten stets mehr oder weniger von der senkrechten Richtung abweichende Bewegungen machen und diese seitliche Kraftrichtung auf die durch die Tasten bewegten Teile der Maschine mit übertragen. Textabbildung Bd. 316, S. 715 Fig. 12.Senkrecht geführte Tasten. Bei vielen Maschinen sind die Tasten an den frei schwebenden Enden mehr oder weniger biegsamer Stäbe (Tastenhebel) angebracht (Fig. 11). Es ist daher einleuchtend, dass durch die Verbiegung dieser Tasthebel beim Anschlagen dieser schiefe Antrieb sich fortsetzt bis zu der Stelle, wo dieVerbindungs- oder Antriebsstange für die Typenhebel oder andere Mechanismen angegriffen werden und auf diese übertragen wird. Die Folgen dieser schiefen Antriebe zeigen sich natürlich erst nach längerem Gebrauch und werden weiter unten noch ausführlich behandelt werden. In dieser Beziehung darf also bezüglich der Tasten noch bemerkt werden, dass unter allen Umständen grösser Wert auf solche Maschinen gelegt werden muss, deren Tasten eine mechanisch genaue senkrechte Führung besitzen (Fig. 12). Form der Tasten. Es ist bekannt, dass die durch jahrhundertlange Erfahrung erprobten flachen Tasten des Klaviers zur Erreichung von Tastfertigkeit sehr zweckmässig sind, deswegen hat man auch bei Schreibmaschinen versucht, flache rechteckige Tasten anzuwenden, jedoch in Rücksicht auf die am Eingang schon erwähnte Thatsache, dass bei Schreibmaschinen keine Läufe und Molodien zu spielen sind, dass immer eine Taste nach der anderen nur kurz angeschlagen wird, und dass eine möglichste Unabhängigkeit einer Taste von der anderen die Uebersicht erleichtert, hat dahin geführt, bei den weitaus meisten Schreibmaschinen von viereckigen flachen Tasten abzusehen und runde Tastenknöpfe anzuwenden. Die Oberfläche dieser Tastenköpfe soll keine scharfen Kanten, sark hervorspringende Ränder, aber auch keine vollkommen ebene Fläche haben. Die zweckmässigsten Schreibmaschinentasten haben daher die Form cylindrischer Köpfe mit abgerundeten Kanten und schwach ausgewölbten Tastflächen. Typenmaterial. Die Typen jeder Schreibmaschine müssen aus möglichst widerstandsfähigem Material gemacht sein, um millionenfache Stösse auszuhalten und auch beim flüchtigsten Stoss aufs Papier einen scharfen Abdruck zu geben. Sie müssen auch mit Rücksicht auf die erforderliche Durchschlagskraft zur Herstellung mehrerer gleichlautender Exemplare mittels färbender Papierzwischenlagen möglichst hart sein. Man hat deswegen die Schrifttypen der meisten Schreibmaschinen aus Gussstahlklötzen gefertigt, welche in rotglühendem Zustande in die Schriftmatrizen eingeschlagen werden und so die Form der Typenstempel erhalten. Die Typen der Typenhebelmaschinen sind alle aus Stahl gemacht, dagegen hat sich dieses Material für die Herstellung der Rotationsmaschinen als weniger geeignet erwiesen und zwar wegen des spezifischen Gewichts des Stahls. Bekanntlich müssen die Typenkörper, Cylinderwalzen, welche sämtliche Schriftzeichen an einem Stück enthalten, bei jedem Abdruck einer Type sich blitzschnell hin und her drehen. Es ist oben schon erwähnt worden, dass aus diesem Grunde diese Typenkörper, Cylinder in möglichst kleinen Dimensionen gehalten werden, und auch bei diesen Dimensionen ist man noch darauf angewiesen, zur Herstellung dieser Cylinder ein möglichst leichtes Material zu verwenden. Es sind deswegen zur Herstellung der Typen für die Rotationsmaschinen cylindrische Hartgummiplättchen, oder hohle Hartgummiwälzchen, oder auch Wälzchen aus galvanoplastisch niedergeschlagenem Metall mit leichter hohler Hinterfüllung gewählt worden. Daraus ergibt sich von selbst, dass das Typenmaterial aller Rotationsmaschinen keinesfalls ebenso widerstandsfähig sein kann, als dasjenige der Typenhebelmaschinen. (Fortsetzung folgt.)