Titel: Oddesse-Dampfpumpe.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 110
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Oddesse-Dampfpumpe. Oddesse-Dampfpumpe. Die bedeutenden Fortschritte, welche die Industrie auf allen Gebieten, namentlich aber die Technik im Laufe der letzten drei Jahrzehnte in Deutschland genommen hat, sind am besten wohl daraus ersichtlich, dass heute die Marke: made in Germany im Welthandel als beste Gewähr für unbedingte Solidität gilt. Trotz dieses Aufschwungs und trotz des allgemeinen Bestrebens, sich vom Auslande unabhängig zu machen, gab und gibt es doch immer noch einzelne Zweige der Industrie, welche bis heute auf das Ausland angewiesen sind. Eigentümlicherweise gehörte hierzu noch bis in die jüngste Zeit hinein, trotz der hohen Blüte des deutschen Dampfmaschinenbaues, der diesem ziemlich nahe verwandte Bau von direktwirkenden Dampfpumpen. Erst seit kurzem macht sich erfreulicherweise auch auf diesem Gebiete das Bestreben bemerkbar, die bisher gebräuchlichen, komplizierten amerikanischen Konstruktionen und vor allem die zwar vom Standpunkt des Fabrikanten recht rentablen, aber für den Konsumenten nicht immer empfehlenswerten Fabrikationsmethoden zu Gunsten deutscher Gründlichkeit und Solidität zu verlassen. Es ist gewiss keine leichte Aufgabe gewesen, gerade auf diesem Gebiete eine neue, verbesserte und vereinfachte Konstruktion zu finden, nachdem es den eifrigen Bemühungen der Ingenieure in 50 Jahren nicht gelungen war, dies ersehnte Ziel zu erreichen. Man hatte sich eigentlich schon darein gefunden, die durch jahrzehntelange Gewohnheit überall sehr eingeführten amerikanischen Duplex-Pumpen und deren deutsche Nachahmungen als an der Grenze der möglichen Vollkommenheit angelangt zu betrachten, und ihre Mängel als unvermeidliche in den Oauf zu nehmen. Das Bestreben nach einer wirklich brauchbaren Duplex-Pumpe, die modernen Ansprüchen genügen konnte, war demzufolge fast eingeschlafen. Die Lösung dieser Aufgabe, wie sie in der Oddesse-Dampfpumpe der Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Gebr. Forstreuter, Werk II in Oschersleben gefunden ist, kann deshalb als ein wesentlicher und bedeutsamer Erfolg der deutschen Industrie bezeichnet werden. Die Oddesse-Pumpe arbeitet nach dem Prinzip der Duplex-Dampfpumpe, wie sie bisher in der bekannten Worthington-Pumpe bezw. deren mannigfachen Modifikationen vertreten war. Ihre Konstruktion ist so bekannt, dass es sich erübrigt, näher auf dieselbe einzugehen. (D. p. J. 1893 288 * 62. 1895 296 121 * 147 * 151. 1896 300 * 30 * 33, 302 104) Es sei kurz das Prinzip erwähnt, welches auf Anordnung zweier nebeneinander liegender direktwirkenden Dampfpumpen beruht, deren eine die Steuerung der anderen bethätigt. Die Vorzüge dieser Duplex-Pumpen im allgemeinen sind unbestreitbar. Sie sind verhältnismässig billig in Anschaffung und Installation, erfordern nur unbedeutende Fundamentierung und gewährleisten infolge ihrer vierfachen Wirkungsweise eine recht gleichmässige und reichliche Wasserförderung. Nicht minder schwer ins Gewicht fallend sind jedoch auch ihre Nachteile, welche hauptsächlich darin bestehen, dass gewöhnliche Duplex-Pumpen infolge ihres komplizierten Steuerungsmechanismus sehr schnell verschleissen, infolgedessen recht wenig betriebssicher und dauerhaft sind, und dass sie ferner mit voller Füllung bis zum Hubende, also sehr unökonomisch arbeiten. Ihre hierdurch, sowie durch die zur Hubbegrenzung erforderlichen grossen schädlichen Räume im Dampfcylinder sehr unrationelle Wirkungsweise gestaltet sich aber noch ungünstiger, wenn sich, wie es meist schon nach kurzer Betriebsdauer der Fall ist, ihr Steuerungsmechanismus ausgeschlissen hat. Dampfverbrauchsziffern von 60 kg und mehr für die indizierte Pferdekraft und Stunde sind dann durchaus keine Seltenheit. Diese Nachteile der gewöhnlichen Duplex-Pumpen vermeidet die Oddesse-Pumpe völlig, ohne jedoch etwas von den Vorzügen derselben einzubüssen, welche im Gegenteil bei ihr erst recht in erhöhtem Masse zur Geltung kommen. Ihre einfache Konstruktion ermöglicht es, die geringe Anzahl arbeitender Teile mit entsprechend grossen Arbeitsflächen auszubilden und dieselben so kräftig zu gestalten, wie es im Interesse grösster Dauerhaftigkeit und Betriebssicherheit nur wünschenswert sein kann. Textabbildung Bd. 317, S. 110 Fig. 1. Steuerungsteile der Oddesse-Pumpe. An der Oddesse-Pumpe gibt es ausser Ventilen, Kolben und Kolbenstangen, sowie den einfachen Schiebern keinen beweglichen, also der Abnutzung unterworfenen Teil. Die gesamte Steuerung besteht, wie nebenstehende Fig. 1 zeigt, aus nur zwei arbeitenden Teilen, deren Antrieb durch einen mit der Schieberstange und Kolbenstange starr verbundenen Steuerarm erfolgt. Fig. 1 a zeigt dagegen die Steuerungsteile einer gewöhnlichen Duplex-Pumpe. Aus derselben kann man ersehen, dass die vielen Hebel, Gelenke, Lager u.s.w. längst nicht die Betriebssicherheit und Dauerhaftigkeit gewährleisten können, wie die einfache und unempfindliche Oddesse-Steuerung, welche ausserdem noch den Hauptvorteil hat, dass man sie auf leichte Weise zur Expansionssteuerung ausbilden kann, dadurch, dass die einfachen Muschelschieber als Grundschieber benutzt und auf ihren Rücken die Expansionsschieber mit ihren Spindeln angeordnet werden. Die Konstruktion und Wirkungsweise dieser Expansionssteuerung, wie sie bei allen Oddesse-Pumpen mit Dampfcylindern von 150 mm Durchmesser ab angewendet wird, sind aus den nebenstehenden Fig. 2 bis 4 zu erkennen. Auf den Kolbenstangen 7 sitzen fest die Steuerarme 25, mit denen die Treibstangen 21 und die mit letzteren fest verbundenen Treibstücke 17 zusammenhängen. Diese besitzen eine schräge Nut, in welcher ein entsprechender, schräger Ansatz des Grundschiebers 13 bezw. 16 a (Fig. 4) gleitet, so dass beim Arbeiten der Pumpe die Längsbewegung der Kolben in eine Querbewegung der Schieber umgewandelt, und entsprechend dem Winkel der schrägen Nut verkürzt wird. Textabbildung Bd. 317, S. 110 Fig. 1a.Steuerungsteile der Duplex-Pumpe. Auf diese Weise sind alle Zwischenorgane vermieden, durch deren Verschleiss die betriebssichere Bethätigung der Steuerung nachteilig beeinflusst werden könnten. Der schräge prismatische Ansatz der Grund schieb er hat in der Nut des Treibstückes etwas Spielraum – sogen. toten Gang –, um beim Hubwechsel der Pumpe eine Pause zu schaffen, während welcher die Ventile genügend Zeit gewinnen, um sich sanft und stossfrei zu schliessen. Die auf dem Rücken der Grund Schieber gleitenden Expansionsschieber lassen sich durch Spindeln mit rechts- und linksgängigem Gewinde, genau wie bei der Meyer'schen Steuerung, näher zusammen- oder auseinanderstellen. Hierdurch hat man es in der Hand, der Pumpe stets nur genau soviel Dampf zuzuführen, wie sie zur Erreichung der vollen Hublänge bei der jeweilig zu leistenden Arbeit nötig hat. Grundschieber wie Expansionsschieber haben zentralen Antrieb, d.h. die bewegenden Kräfte greifen genau in der Mitte an, weshalb ein Klemmen oder Ecken derselben unmöglich ist. Zur genauen Einstellung der Expansion sind äussere kleine Stellböckchen mit Handrad, Zeiger und Skala angebracht, deren Stellung ohne weiteres den Füllungsgrad erkennen lässt. Textabbildung Bd. 317, S. 111 Fig. 2. Expansionssteuerung der Oddesse-Pumpe. Aus Vorstehendem dürfte leicht ersichtlich sein, dass durch die Expansionssteuerung eine wirklich sparsame und rationelle Arbeitsweise der Pumpen erzielt wird, da durch sie die Möglichkeit einar Hubregulierung durch Dampfabschnitt vor Hubende gegeben wird, was bei den bisher bekannten Duplex-Pumpen nicht erreichbar war. Textabbildung Bd. 317, S. 111 Expansionssteuerung der Oddesse-Pumpe. Gerade die unbestimmte und nicht regulierbare Hublänge bildet neben den unverhältnismässig grossen schädlichen Räumen und dem raschen Verschleiss der Steuerung eine der Hauptursachen für deren bekannten hohen Dampfverbrauch. Um die schädlichen Räume auf ein Mindestmass zu beschränken, hat man bei der Oddesse-Dampfpumpe nur je einen Kanal an jedem Cylinderende gegenüber deren zwei (für Einströmung und Auspuff) bei der Duplex-Konstruktion angeordnet. Ausserdem federt aber auch bei den Duplex-Pumpen der Kolben, wenn er am Ende des Hubes unter andauernder Volleinströmung mit grösserer Geschwindigkeit auf den grossen elastischen Dampfpuffer aufprallt, heftig zurück, und man ist infolge der schädlichen Einwirkung dieser Reaktionsbewegung auf die Ventile gezwungen, nur verhältnismässig sehr geringe Kolbengeschwindigkeiten anzuwenden. Bei der Oddesse-Pumpe wird die Hubbegrenzung in erster Linie durch den infolge der Expansion herabgehenden Dampfdruck bei konstant bleibendem Gegendruck in der Pumpe bewirkt. Zur Sicherheit gegen die Möglichkeit eines Durchgehens ist nur noch ein ganz geringer Dampfpuffer angeordnet, welcher jedoch bei normalem Gang überhaupt nicht in Wirkung tritt. Hierdurch wird es ermöglicht, der Oddesse-Pumpe wesentlich grössere Kolbengeschwindigkeiten zu geben, ohne dass die ruhige und stossfreie Arbeitsweise beeinträchtigt wird, was natürlich eine erhöhte Leistungsfähigkeit und vergrösserte Ausnutzung der Maschinen mit sich bringt. Um nun beim Hubwechsel den Dampf hinter den Cylinder gelangen zu lassen, trotzdem der zugleich als Austrittskanal dienende Einströmungskanal vom Kolben verschlossen ist, sind an den Cylinderdeckeln kleine Hilfskanälchen mit Rückschlagventilen 12 (Fig. 2 und 4) angebracht. Textabbildung Bd. 317, S. 111 Fig. 4. Steuerungsteile der Oddesse-Pumpe. Diese einfache und zweckmässige Konstruktion gewährleistet infolge äusserster Beschränkung der schädlichen Räume und Ausnutzung des vollen Kolbenweges mit Hilfe der Expansionssteuerung einen äusserst niedrigen Dampfverbrauch, was sich nach uns vorliegenden Urteilen aus der Praxis, wie auch bei wissenschaftlichen Untersuchungen, über welche wir an anderer Stelle berichten werden, allgemein erwiesen hat. Besonders günstig, wird die Dampfökonomie bei Anwendung von Verbundanordnung und Kraftausgleichung (siehe weiter unten), da man dann mit sehr geringen Füllungsgraden arbeiten kann, während bei den Pumpen ohne Ausgleich naturgemäss der Expansionsgrad begrenzt ist. Letztere stehen ungefähr auf gleicher Stufe mit Compound-Duplex-Pumpen bisheriger Konstruktion hinsichtlich des Dampfverbrauchs. Als weiterer Vorteil der Oddesse-Pumpe ist es zu bezeichnen, dass die Schmierung aller arbeitenden Teile lediglich durch den Dampf erfolgt, welchem das Oel von nur einer Stelle aus selbstthätig in fein zerstäubtem Zustande zugeführt wird. Im Vergleich zu den vielen und dabei schwer zugänglichen Schmierstellen, welche allein die Steuerung bei der gewöhnlichen Duplex-Pumpe neben der natürlich ausserdem nötigen Dampfschmierung erfordert, ist dies sehr beachtenswert. Die Steuerungsteile der Oddesse-Dampfpumpe bestehen aus Gusseisen. Dieses Material wird beim Arbeiten im ölgesättigten Dampf bekanntlich sehr bald glashart und spiegelblank, so dass nennenswerte Abnutzung und Reibung ausgeschlossen erscheint. Dies erklärt sich daraus von selbst, dass die wenigen beweglichen Teile vermöge ihrer Einfachheit sehr kräftig und alle Arbeitsflächen sehr gross gehalten werden können, wodurch der spezifische Flächendruck so gering als möglich und der Verschleiss der einzelnen Teile selbst nach jahrelangem Betriebe noch fast unmerkbar ist. Die vorstehend beschriebenen Eigenschaften und Vorzüge der Oddesse-Pumpe in Bezug auf Dauerhaftigkeit, unbedingte Betriebssicherheit, sowie Dampfökonomie machen dieselben zu einer vollkommenen, zeitgemässen Ansprüchen thatsächlich genügenden Maschine, wie sie schon längst Fachleuten und vor allem den Besitzern von Pumpenanlagen ein Bedürfnis war. Die Dampfersparnis der Oddesse-Expansionspumpe ist so wesentlich, dass ihr Verbrauch an Betriebsdampf bei Anwendung je eines Dampfcylinders, wie vorher schon betont, von dem einer guten Compound-Duplex-Pumpe mit je zwei Dampfcylindern nicht verschieden ist. Bei Oddesse-Pumpen mit Verbundanordnung und Kraftausgleicher beträgt derselbe dagegen nur 8 bis 10, bei Dreifach-Expansionsmaschinen sogar nur 6 bis 7 kg pro 1 PS und Stunde, ein Ergebnis, wie es selbst von modernen Grossdampfmaschinen kaum übertroffen werden kann. Textabbildung Bd. 317, S. 112 Fig. 5. Verbunddampfpumpe. Mit einer Verbund-Oddesse-Dampfpumpe sind im Maschinenlaboratorium der Königl. Technischen Hochschule in Charlottenburg interessante wissenschaftliche Versuche angestellt worden, auf welche wir an anderer Stelle noch näher eingehen werden. Die Abbildung einer solchen Maschine zeigt Fig. 5. So überaus günstige Dampfverbrauchszahlen bezw. die sie bedingenden hohen Expansionsgrade sind nur dadurch erreichbar, dass diese letztgenannten Oddesse-Pumpen mit einem vorzüglichen Kraftausgleichswerke ausgerüstet sind, dem man den Namen „Ideal“ beigelegt hat, und das auch schon bei grösseren Zweicylinder-Expansionsmaschinen zur Anwendung kommt, wo es natürlich auch eine wesentliche Erhöhung der Dampfökonomie bewirkt. Das Ausgleichswerk übernimmt die Funktionen des teueren Schwungradmechanismus bei der Dampfmaschine. Es speichert während der Dampfeintrittsperiode die überschüssige Kraft auf und gibt dieselbe dann während der Expansionsperiode wieder an die Kolbenstange ab. Diese wechselnde Kraftaufspeicherung und Abgabe wird vermittelt durch einen in den Främ zwischen Dampf- und Pumpenseite eingebauten Hilfscylinder und durch ein einfaches Kniehebelpaar. Als Kraftübertragungsfluidum dienen Luft und Oel, wodurch gleichzeitig Reibung und Abnutzung auf ein Mindestmass beschränkt werden. Durch den kräftig gehaltenen und zweckmässig ausgebildeten Främ werden alle seitlichen Kräftekomponenten aufgenommen, so dass die Kraftübertragung genau in der Achse der Kolbenstange erfolgt, und alle Teile in theoretisch richtiger und praktisch zweckmässiger Weise beansprucht werden. Die vollkommene Wirkung dieses Kraftausgleichswerkes geht deutlich aus den abgebildeten Diagrammen (Fig. 6) einer kleinen Verbundpumpe von nur 35 PSe Leistungsfähigkeit hervor, welche gleichzeitig die gute Arbeitsweise und die gleichmässige Wasserlieferung der Pumpmaschine erkennen lassen. Nach den vorstehenden Mitteilungen über die Antriebsmaschine der Oddesse-Pumpe dürfte es angebracht sein, noch einiges über die verschiedenen Pumpentypen zu sagen. Textabbildung Bd. 317, S. 112 Fig. 6. Hochdruckcylinder. Pumpencylinder. Niederdruckcylinder Feder 5 mm = 1 at; 200 mm Hochdruckcylinderdurchmesser; 350 mm Kolbenhub; 48 mm Kolbenstangendurchmesser; 46 Doppelhübe pro Minute; Feder 8 mm= 1 at; 220 mm Pumpencylinderdurchmess.; 350 mm Kolbenhub; 60 (innen) mm Kolbenstangendurchmesser; 46 Doppelhübe pro Minute; Feder 10 mm = 1 at; 400 mm Niederdruckcylinderdurchmesser; 350 mm Kolbenhub; 48 mm Kolbenstangendurchmesser; 46 Doppelhübe pro Minute Je nach der Art ihrer Verwendung kann man hier vier Hauptausführungen unterscheiden und zwar Behälterpumpe, Bergwerkspumpe, Kesselspeisepumpe und Hochdruck- bezw. Presspumpe. Behälterpumpen dienen im allgemeinen zur Wasserversorgung. Sie fördern Wasser und andere Flüssigkeiten auf mässige Förderhöhen. Textabbildung Bd. 317, S. 112 Fig. 7. Behälterpumpen. In der Regel handelt es sich bei solchen Maschinen um ununterbrochenen Betrieb, weshalb sie so zuverlässig und dauerhaft wie nur möglich sein müssen, da von der sicheren Wasserversorgung, z.B. in industriellen Anlagen, gewöhnlich der ganze übrige Betrieb abhängig ist. Die Abbildung (Fig. 7) stellt zwei kleinere Behälterpumpen dar und zeigt gleichzeitig die einheitliche Durchbildung der Konstru+tion. Man sieht, dass die Pumpencylinder und demzufolge auch die Wasserwege gross und geräumig ausgebildet sind. Nach Abnahme der oberen Haube liegen die gruppenweise angeordneten Ventile frei vor Hand, während die hintere Haube eine bequeme Zugänglichkeit der Wasserkolben zulässt. Letztere werden je nach der Beschaffenheit der zu pumpenden Flüssigkeit als Plungerkolben in Lauf- bezw. Stopfbüchsen oder als Labyrinth- bezw. Liderungskolben ausgeführt. Textabbildung Bd. 317, S. 113 Fig. 8. Bergwerkspumpe. Fig. 8 zeigt eine Bergwerkspumpe. Die für die Wasserhaltung in den Bergwerken verwendeten Pumpen haben erfahrungsgemäss meist unter recht schwierigen Betriebsverhältnissen an schlecht zugänglichen Stellen zu arbeiten und müssen gewöhnlich Wasser fördern, welches mehr oder weniger mit Schlamm, Sand u. dgl. verunreinigt ist. Hier verwendet man deshalb nach besonders kräftigen Modellen ausgeführte Pumpen mit als Doppelplunger ausgebildeten Wasserkolben und aussenliegenden Plungerstopfbüchsen, welch letztere selbst die geringste Undichtigkeit der Plunger sofort bemerken und mit Leichtigkeit auch während des Betriebes beseitigen lassen. Textabbildung Bd. 317, S. 113 Fig. 9. Senkbare Abteufpumpe. Als Ventile werden je nach Beschaffenheit des Wassers entweder Tellerventile oder mit Ledernachdichtung versehene Fernisventile aus Bronze verwendet. Anerkennenswert ist bei der Oddesse-Pumpe ferner die sorgfältige Beachtung günstiger Wasserbewegung bei Anordnung der Ventile und die weitgehende Rücksicht auf bequeme Zugänglichkeit aller in Ordnung zu haltenden Teile, worauf es bei Pumpen und besonders bei solchen für Bergwerkszwecke ganz besonders ankommt. Als besondere Bergwerkspumpe ist noch die am Kabel hängende, senkbare Abteufpumpe zu erwähnen, wie sie Fig. 9 darstellt. Diese Maschinen dienen dazu, im Bergwerksbetriebe schnell grössere Wassermengen zu fördern und sind derart eingerichtet, dass man sie während der Sprengschüsse aus dem Gefahrenbereich heben und auch mit der Pumpe den weiter vorschreitenden Sumpfarbeiten folgen kann. Bei Pumpen für einen so überaus wichtigen und gefährlichen Betrieb muss neben geringer Raumbeanspruchung im wertvollen Schachtquerschnitt ganz besonderes Gewicht auf allergrösste Einfachheit und leichteste Zugänglichkeit gelegt werden. Die Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. Gebr. Forstreuter in Oschersleben bringt auch auf diesem Gebiete etwas Neues und Zweckmässiges, denn bei ihren Abteufpumpen sind alle Ventile und Stopfbüchsen so angeordnet, dass sie von einer Seite aus zugänglich sind bezw. bedient werden können. Man ist deshalb nicht wie bei den älteren Ausführungen gezwungen, die Pumpen in die Mitte des Schachtes zu hängen, sondern kann sie mit ihrer Rückseite dicht an die Schachtwand heranbringen und so ungemein viel Raum sparen. Den bergmännischen Fachinteressenten wird diese Neuerung gewiss sehr willkommen sein. Durch die vorstehend beschriebene Anordnung wird auch die ganze Wartung dieser Pumpen erleichtert und weniger gefährlich gestaltet, da bei den bekannten älteren Ausführungen der Wärter, um die auf der Rückseite angeordneten Ventile zu bedienen, meistens über die Pumpe hinwegsteigen muss. Dies ist jedoch stets mit einer unmittelbaren Gefahr verknüpft, selbst wenn die Pumpe still gestellt wird, und überdies selten möglich, da dadurch fast immer Störungen im Betriebe verursacht werden. Auch im Dampfkesselbetriebe erfreut sich die Oddesse-Pumpe infolge ihrer Betriebssicherheit und Dauerhaftigkeit grosser Beliebtheit und einer bereits recht ansehnlichen Verbreitung, da man gerade hierbei von dem allein richtigen Standpunkt ausgeht, dass bezüglich maschineller Hilfsmittel für einen rationell geleiteten Betrieb, ganz besonders aber in Bezug auf Speisepumpen, deren Versagen stets eine grosse unmittelbare Gefahr bedeutet, das Beste gerade gut ist. Textabbildung Bd. 317, S. 113 Fig. 10. Speisepumpe. Die Fig. 10 zeigt den allgemeinen Typ der kleineren Speisepumpen. Man sieht auch hier wieder, welche Sorgfalt auf kräftige Ausbildung aller Teile, einfache Anordnung und gedrungene Bauart bei gefälliger äusserer Formgebung gelegt ist. Pas laternenartige Verbindungsstück zwischen Dampf- und Pumpencylinder ist besonders stark ausgebildet, so dass Durchbiegungen, denen man anderweitig leider immer noch begegnet, ausgeschlossen sind. Auch hier ist besonders auf gute Anordnung der Ventile gebührende Sorgfalt verwendet. Für die Wasserkolben benutzt man zweckmässigerweise die bewährte Konstruktion mit innenliegender Stopfbüchse. Die grösseren Kesselspeisepumpen dieses Typs lassen sich auch sehr vorteilhaft als wirksame Feuerlösch- oder Hydrantennetzpumpen verwenden. Eine solche Maschine war auf der vorjährigen internationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen in Berlin ausgestellt und im Betriebe zu sehen. Wie verlautet, hat die Jury der Firma für ihre Leistungen auf dem Gebiete des Pumpenbaus die Medaille des Staatsministeriums zuerkannt. Für besonders hohe Kesselspannungen, bis zu 14 at und darüber, wie sie heute gar nicht mehr selten sind, werden in der Regel entweder das vorstehend beschriebene Bergwerksmodell (Fig. 8) oder aber das in Fig. 11 abgebildete Hochdruckmodell mit aussenliegenden Plungerstopfbüchsen verwendet. Letzteres findet sonst im allgemeinen als Akkumulatorpumpe für hydraulische Pressen u. dgl., wie auch im Bergwerks- und Tiefbohrbetriebe, vielfach Anwendung. Die Bauart dieser Hochdruckpumpen ist entsprechend ihrem Zweck eine ganz besonders kräftige und gedrungene, namentlich auf der Pumpenseite, wo man nur runde bezw. stark abgerundete Formen und einzeln angesetzte Ventilgehäuse findet. Bei so hohem Druck, wie er bei diesen Pumpen zur Anwendung kommt, ist man infolge des ungünstigen Querschnittsverhältnisses zwischen Plunger und Kolbenstange gezwungen, zu vermeiden, dass letztere wie bei den gewöhnlichen Ausführungen mit in den Pumpencylinder hineingehen. Die Anordnung von Einzelplungern mit Umführungsstangen, wie sie bei der Hochdruck-Oddesse-Pumpe getroffen ist, kann als eine recht glückliche und praktische Lösung dieser Aufgabe bezeichnet werden. Die aussenliegenden Stopfbüchsen ermöglichen ein leichtes und dauerndes Dichthalten der Wasserkolben, während gleichzeitig noch eine Stopfbüchse in Fortfall kommt. Die Ausführung der Oddesse-Pumpen ist exakt und kräftig, wodurch natürlich die in der Konstruktion schon begründete Dauerhaftigkeit und Betriebssicherheit bei sparsamstem Dampfverbrauch um so besser zur Geltung kommen. Wie verlautet, hat die Pumpe diese Eigenschaften auch bereits in jahrelangem Betriebe praktisch erwiesen und sich dadurch in verhältnismässig kurzer Zeit bestens eingeführt, was ein erfreuliches Zeichen für den Scharfblick ist, vermöge dessen sich die deutsche Industrie sofort zweckmässige und erprobte Neuerungen zu nutze macht. Textabbildung Bd. 317, S. 114 Fig. 11. Speisepumpe (Hochdruckmodell). Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, ist die vorstehend besprochene Neuerung mit Freuden zu begrüssen.