Titel: Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Autor: Georg v. Hanffstengel
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 463
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Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. Von Georg v. Hanffstengel, Ingenieur in Stuttgart. (Fortsetzung von S. 432 d. Bd.) Die Hebezeuge auf der Düsseldorfer Ausstellung. Textabbildung Bd. 317, S. 463 Kontroller der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios. Die konstruktive Ausführung des Kontrollers, der zu dem Katzenfahrmotor des Laufkrans der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft gehört und von Helios hergestellt ist, zeigen Fig. 43 und 44. Die beiden Rotgusswalzen W1 und W2, welche an angegossenen Armen die Kontaktstücke tragen, sind auf einen Cylinder aus Isoliermaterial aufgezogen, der die Spindel umfasst. Die Stromschlussfinger F werden durch eine Feder gegen die Kontaktschiene gedrückt und durch Stellschräubchen an zu tiefem Einschnappen in die Lücken gehindert. Sämtliche Finger sind auf einer gemeinsamen Holzleiste durch Schrauben befestigt und leicht zu lösen. Die einzelnen Stellungen der Kurbel werden durch ein Sperrrad B gesichert, in dessen Lücken ein mit einem Rädchen versehener Hebel infolge Federzugs einschnappt. Die ganze Schaltwalze ist durch eine Arzolitumhüllung geschützt. Der Funkenlöscher besteht aus einer Magnetspule mit an das Gehäuse angegossenem Kern und einem gusseisernen Polschuh P, welcher sich auf die ganze Länge der Schaltwalze vor den Kontaktstellen her erstreckt und durch das magnetische Feld, das er erzeugt, die Unterbrechungsfunken ausbläst. Eine Arzolitplatte A verhindert das Ueberspringen von Funken. Der Polschuh ist durch eine einzige Schraube an dem Kern der Spule befestigt, nach deren Lösung mittels eines beigegebenen Schlüssels S er mit der Arzolitplatte um ein Scharnier zurück geklappt werden kann, und so die Kontaktfinger freilegt. Das Gehäuse besteht aus einer gusseisernen Rückenplatte und einem Deckel aus demselben Material, während nach aussen ein Blechmantel den Abschluss bewirkt. Der Kontroller des Hubmotors unterscheidet sich von dem eben besprochenen in der Ausführung hauptsächlich durch die sorgfältigere Befestigung der Kontaktfinger, die wieder an einer Holzleiste befestigt und so eingebaut sind, dass nach Entfernung des Polschuhs jeder einzelne Finger behufs Revision zurückgeklappt und ohne Lösung einer Schraube herausgenommen werden kann. Die Fig. 45 und 46 zeigen den vollständig eingekapselten Hubmotor, dessen Kollektor durch einen Deckel leicht zugänglich gemacht ist. Das hier eingezeichnete, direkt angebaute Stirnrädervorgelege ist im vorliegenden Falle nicht vorhanden, da die Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft ein besonderes Vorgelege von grösserer Uebersetzung angewandt hat. Laufkran für 30 t Tragkraft von Ludwig Stuckenholz in Wetter a. d. Ruhr, ausgestellt in der Maschinenhalle. An dem Gerüst des in Fig. 47 bis 52 dargestellten Krans, der 21,34 m Spannweite hat, ist bemerkenswert die schlanke Linie, in der der Untergurt verläuft. Diese eigentümliche Form, die alle Laufkrane von Stuckenholz aufweisen, ist von Vorteil für das Aussehen des Krans, dessen Blechträgerwand bei der grossen Höhe von etwa 1700 mm sonst einen etwas schwerfälligen Eindruck machen würde. Der Führerkorb ist von Anlassapparaten ganz frei gehalten und enthält nur das Schaltbrett und die Steuerhebel, die für den Führer sehr bequem in der vorderen Oeffnung liegen, so dass der Mann beim Arbeiten mit dem Kran sämtliche Handgriffe nebeneinander unmittelbar vor sich hat. Die Kontroller sind mit den Widerständen oberhalb des Korbes auf der Laufbühne liegend untergebracht und ermöglichen auf diese Weise, dem Korb die kleinsten Abmessungen zu geben. Der Fahrmotor hat 35 PS und verfährt den Kran mit 80 m pro Minute. Er ist federnd gelagert, in der Weise, dass die Vorgelegewelle, deren Lager mit dem Motorgehäuse zusammengegossen sind, festliegt, und der hinten auf Federn gestützte Motor um diese Drehachse frei schwingen kann. Dadurch werden Stösse beim Anfahren nach Möglichkeit ferngehalten. Notwendig ist diese elastische Lagerung indessen nicht und bei den anderen Kranen von Stuckenholz auch nicht ausgeführt. Ausser der Hauptwinde von 301 Tragkraft, die durch einen Motor von 30 PS getrieben wird, ist ein Hilfshebewerk für 7,5 t auf der Laufkatze untergebracht, das einen Motor gleicher Grösse besitzt. Die Hubgeschwindigkeiten bei voller Belastung sind 2,7 bezw. 11 m pro Minute. Die Trommel des kleinen Windwerks, die zwei von den vier Seilsträngen der Hakenflasche aufnimmt, ist in der üblichen Weise mit Rechts- und Linksgewinde versehen und erhält ihren Antrieb durch ein Schnecken- und ein Stirnradvorgelege. Die Hauptwinde dagegen besitzt eine eigentümliche Anordnung, die genau senkrechtes Heben der Last ermöglicht, ohne das Seil nach verschiedenen Richtungen zu biegenD. R. P. a.. Textabbildung Bd. 317, S. 464 Fig. 45. Kapselmotor von 30 PS, 450 Umdrehungen von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios. In Fig. 53 und 54 ist die Winde schematisch skizziert. Der Motor treibt mit Schnecken- und Rädervorgelege eine Welle, auf der zwei Ritzel a und b aufgekeilt sind. Das Ritzel a arbeitet auf das Stirnrad d und die Trommel I, während Ritzel b unter Vermittelung eines Zwischenrades c die Trommel II antreibt, die sich in entgegengesetzter Richtung dreht. Um die Räder b und c ausser Eingriff zu bringen, müssen die Achsen der beiden Trommeln ein wenig gegeneinander versetzt werden. Die Gewinderichtung der Trommeln stimmt bei dieser Anordnung überein. Textabbildung Bd. 317, S. 464 Laufkran für 30 t Tragkraft von Stuckenholz. Das Seil läuft über drei lose und zwei feste Rollen, trägt also die Last an sechs Strängen. Die festen Rollen sind in einem leicht herausnehmbaren Gehäuse (Fig. 50) gelagert und etwas schräg gesetzt, entsprechend dem Uebergang von einer Rolle der Hakenflasche zur anderen, so dass das Seil bei der höchsten Hakenstellung keine Ablenkung erfährt. Bei gesenkter Last tritt natürlich, weil die Seile auf den Trommeln nach aussen wandern, ein gewisses, nicht beträchtliches Schiefziehen nach beiden Seiten ein, jedoch ohne dass die Lastbewegung dadurch beeinflusst würde. Die Rollen der Hakenflasche sind eingekapselt und werden so samt dem Seil gegen die Hitze der Giesspfannen oder ähnliche schädliche Einflüsse geschützt. Textabbildung Bd. 317, S. 465 Fig. 46. Kapselmotor von 30 PS, 450 Umdrehungen von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios. Bezüglich der Ausführung der Winde ist noch zu bemerken, dass alle Zahnräder gefräst und aus Stahlguss hergestellt sind, die Triebe aus geschmiedetem Stahl. Die elektromagnetischen Lüftungsbremsen auf den Schneckenwellen sind als zweiseitig wirkende Backenbremsen ausgeführt, und zwar so, dass jede Backe für sich durch ein besonderes Gewicht bethätigt wird. Auf diese Weise wird gleicher Bremsdruck auf beiden Seiten der Scheibe erzielt und ausserdem grössere Sicherheit gegeben für den Fall, dass die eine Hälfte versagen sollte, da ein Gewicht allein die Last zu halten vermag. Die beiden Gewichte werden durch denselben Magneten angehoben. Um zu hohes Aufziehen des Hakens nach Möglichkeit zu verhindern, ist die Vorgelegewelle mit Gewinde und einer wandernden Mutter versehen (Fig. 54), die kurz vor der höchsten Stellung einen Kontakt schliesst und durch ein Klingelzeichen den Kranführer warnt. Dasselbe geschieht, wenn die Katze sich ihren Endstellungen nähert. Das Katzfahrwerk ist mit einem Schnecken- und einem Rädervorgelege versehen. Der 15pferdige Motor erteilt der Katze eine Geschwindigkeit von 40 m pro Minute, überhaupt sind die Fahrgeschwindigkeiten der Krane von Stuckenholz ziemlich hoch gewählt. Die von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios in Köln gelieferte elektrische Ausrüstung stimmt fast ganz mit der des Krans der Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft überein, insbesondere ist hervorzuheben, dass auch hier das Senken durch elektrische Bremsung geschieht. Die Schaltung der Kontroller braucht daher nicht besprochen zu werden, und es ist in Fig. 55 nur das Hauptschaltungsschema für den Kran gegeben, das nach den eingeschriabenen Angaben leicht verständlich ist. Die drei Motoren auf der Katze sind mit den in Nebenschluss gelegten Bremsmagneten an eine gemeinschaftliche Rückleitung angeschlossen. Demnach erfordert der Katzenmotor drei, die Hubmotoren wegen der Magnete je vier besondere Schleifleitungen, und ausserdem wird eine Leitung für die Klingelkontakte a des Windwerks notwendig, so dass zusammen 13 Drähte gezogen werden müssen, die zwischen die Fahrbahnträger gelegt sind. Mit b sind auf dem Schema die von der Laufkatze bethätigten festliegenden Läutekontakte bezeichnet. Weitere Laufkrane von Ludwig Stuckenholz, ausgestellt in der Halle des Bochumer Vereins und der Deutzer Gasmotorenfabrik. Textabbildung Bd. 317, S. 465 Fig. 52. Laufkran für 30 t Tragkraft von Stuckenholz. Der Bochumer Verein hat zwei Laufkrane von je 25 t Tragkraft und 17,4 m Spannweite von Stuckenholz erhalten, von denen der eine mit elektrischem, der andere mit Handantrieb versehen ist. Die Katze des von Schuckert ausgerüsteten elektrischen Krans ist in Fig. 56 abgebildet und unterscheidet sich in der Anordnung nicht von der des vorbeschriebenen Krans. Die Motoren und Geschwindigkeiten sind folgende: Heben Motor 27 PS Geschwindigkeit   3,4 m pro Min. Querfahren 10 40,0 Längsfahren 27 80,0 Beim Handlaufkran hängt die Last an einer Gall'schen Kette, die gedrängteren Bau der Winde zulässt als das Seil. Bei fast allen schnellfahrenden elektrischen Kranen der Ausstellung ist die Gall'sche Kette vermieden, weil sie gegen seitlich wirkende Kräfte empfindlich ist, und der bei raschem Anfahren oder Halten des Krans auftretende Beschleunigungswiderstand der Last zu erheblicher Biegungsbeanspruchung Veranlassung geben kann. Beim Handlaufkran mit seinen langsamen Bewegungen fällt diese Rücksicht fort. Textabbildung Bd. 317, S. 466 Fig. 53. Textabbildung Bd. 317, S. 466 Fig. 54. Für den Antrieb der Hubwinde sind zwei Kurbeln auf derselben Welle vorgesehen, die von den beiden Laufstegen aus bedient werden, und mit zwei Vorgelegen die Kettenradwelle antreiben. Beim Heben kleiner Lasten wird durch eine Klauenkuppelung das erste Vorgelege aus- und ein Ritzel auf der Kurbelwelle eingeschaltet, das unmittelbar in das grosse Stirnrad eingreift. Rückwärtslaufen der Last wird durch eine Sperrradbremse verhindert, deren Klinken beim Heben selbstthätig ausgehoben werden. Das Senken geschieht durch Lüften des Bremsbandes bei stillstehenden Kurbeln. Letztere werden durch zwei Sperrräder am Rückwärtsdrehen gehindert, so dass die Klauenkuppelung der Kurbelwelle zum Senken ausgerückt werden muss, und die Gefahren vermieden werden, die zu schnelles Umlaufen der Kurbel bei Unvorsichtigkeit der Bedienungsmannschaft im Gefolge hat. Die Drehrichtung der Kurbelwelle ist verschieden, je nachdem, ob das erste Vorgelege ein- oder ausgeschaltet ist. Daher sind zwei Sperrräder angebracht, die in verschiedenem Sinne wirken, und deren Klinken beim Umstellen der Kuppelung zwangläufig eingelegt bezw. ausgehoben werden, so dass nur die Drehung im Sinne des Hebens möglich ist. Die Sperrräder gewähren zugleich vergrösserte Sicherheit gegen Abstürzen der Last, für den Fall, dass etwa die Bremse versagen sollte. Die Form der Kranbrücke, die auch in einfacherer Ausführung ihrem Zweck entsprochen hätte, stimmt mit der des elektrischen Krans überein, weil möglichst gleichartiges Aussehen der beiden Hebezeuge erwünscht war. Für die Gasmotorenfabrik Deutz hat Stuckenholz gleichfalls zwei Laufkrane geliefert. Der eine hat 10 t Tragkraft und wird elektrisch betrieben, der andere ist ein Handlaufkran für Lasten bis zu 6 t. Die Anordnung des ersteren Krans ist die für solche Lasten übliche, wie sie in Heft 20 mehrfach dargestellt wurde. Der Handlaufkran, dessen Hauptträger aus -Eisen gebildet sind, wird durch Zugketten von unten bedient und hat reinen Stirnräderantrieb. Die Uebersetzung kann durch Einrücken eines besonderen Vorgeleges geändert werden, was ebenfalls durch eine Handkette von unten geschieht. Gesenkt wird die Last mit Hilfe einer Lamellenbremse. Diese Anordnung, die zum Senken ein Rückwärtsziehen an der Handkette erfordert, wendet die Firma nur bei Kranen von geringer Hubhöhe an, weil die Senkgeschwindigkeit beschränkt ist. Für grosse Hubhöhen werden Lüftungsbremsen eingebaut. Als Ausstellungsgegenstände der Firma Stuckenholz sind endlich noch zu erwähnen eine Reihe von Photographien und Zeichnungen ausgeführter Krananlagen, die an der Nordwand der Hauptmaschinenhalle ausgehängt sind. Nachgetragen sei an dieser Stelle, dass auch die Duisburger Maschinenbau-Aktiengesellschaft durch Photographien, die auf Tischen rings um den für die Firma abgegrenzten Platz im hinteren Teil der Maschinenhalle ausgelegt sind, eine grössere Anzahl früher gelieferter Hebezeuge vor Augen führt. Textabbildung Bd. 317, S. 466 Fig. 55. Schaltungsschema für den 30 t-Laufkran von Stuckenholz. Ferner sind als Ausstellungsgegenstände zu erwähnen Kranketten und Haken, die eine Spezialität der Fabrik bilden, und endlich ein Lastmagnet, der an den Haken eines Krans angehängt und vom Führerstand aus durch einen einfachen Stromunterbrecher ein- und ausgeschaltet werden kann. Derartige Magnete sind mit Vorteil zum Heben solcher Eisenteile zu benutzen, die nur umständlich an den Haken angeschlagen werden können. Textabbildung Bd. 317, S. 467 Fig. 56. Laufkatze für 25 t Tragkraft von Stuckenholz. In erster Linie kommen Bleche grösserer Abmessungen in Frage. Liegen eine Reihe Bleche aufeinander, und will man eins von ihnen heben, so ist der Magnet, nachdem er mehrere Stücke gefasst hat, ganz kurz auszuschalten, wobei das unterste Blech abfällt. Auch für andere Zwecke dürften Hubmagneten mit Vorteil Verwendung finden, doch muss man natürlich den Stromverbrauch in Kauf nehmen. (Fortsetzung folgt.)