Titel: Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Fundstelle: Band 317, Jahrgang 1902, S. 506
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Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. (Fortsetzung von S. 437 d. Bd.) Die Bergwerks- und Hüttenmaschinen auf der Düsseldorfer Ausstellung. Wasserhaltungen. Eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben für den Ingenieur im Bergbau ist und bleibt die Entfernung der unterirdisch zuströmenden Gewässer, und kaum auf einem anderen Gebiet hat die so staunenerregend rasche Entwickelung der technischen Hilfsmittel, wie sie sich in dem letzten Vierteljahrhundert zeigte – schliesslich nach hartem und zähem Widerstand –, einen so durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen, wie gerade hier. Mit den wachsenden Teufen wuchsen naturgemäss die Wassermengen und steigerte sich die Schwierigkeit ihrer Bewältigung, und nicht mit Unrecht bezeichnet Riedler – in seinem Werk Schnellbetrieb – den Bergbau als die hohe Schule des Maschinenbaus, welche den Ingenieur zwang, zur Durchführung der ihm gestellten Aufgaben neue Mittel und Wege zu finden. Nachdem durch die Verwendung der Dampfkraft die Einführung der oberirdisch aufgastellten Schwingebalkenmaschinen für die Wasserhaltungen sich Bahn gebrochen hatte, blieb diese Maschinengattung – mit starrer Hartnäckigkeit dem Fortschritt im Maschinenwesen trotzend – fast bis in die 80er Jahre die unumschränkte Herrin auf diesem Gebiet, bis schliesslich ein unerbittliches Muss zur Einführung des Dampfes in unterirdisch angelegten Wasserhaltungen zwang. Noch in den 80er Jahren wehrte man sich im Bergbau ganz allgemein gegen diese Einrichtung mit ihren vielen derzeitigen Uebelständen – als da waren: 1. die Durchführung der sehr weit gehaltenen und schlecht umhüllten Dampfleitung durch den Schacht mit ihren grossen Mengen Niederschlagwasser und der fast unerträglichen Wärmeausstrahlung; 2. die schlechte Benutzung einmal der in der Ausdehnung des Dampfes, sodann in der Niederschlagung desselben und der dabei erzeugten Luftleere gebotenen Vorteile, noch dazu in minderwertigen Maschinen anlagen, welche sich ebenfalls wieder in unerträglich heissen Maschinenkammern kundgab. Heute freilich sind alle Vorteile richtig erkannt und zur Durchführung gelangt. Die Dampf-Pumpmaschinen stehen durchweg auf der Höhe der Leistungsfähigkeit und sind aus besten Bestandteilen zusammengebaut. Die Dampfzuleitung besitzt einen auf das genau Notwendige verminderten Querschnitt, ist aufs sorgfältigste umhüllt und in ganz besonderen Schachtabteilungen der Maschine zugeführt. Der Dampf selbst kommt hochgespannt und in sehr trockenem Zustand zur Verwendung. Ferner ist geeignete Entlüftung der Maschinenkammer und des Schachtes vorgesehen. Die Berücksichtigung aller dieser Gesichtspunkte hat dazu geführt, dass wir heute unterirdische Wasserhaltungen von 3000 bis 4000 PSe besitzen, bei welchen sich weder im Schacht noch in den Maschinenkammern irgendwie unleidliche oder belästigende Zustände bemerkbar machen. Einen weiteren Fortschritt zeigt das Verlassen der geringen Umdrehungszahl bezw. der bisher üblichen Kolbengeschwindigkeit und die Einführung des von Riedler so erfolgreich vertretenen Schnellbetriebs. Ein Bild dieser Entwickelung führt der Eschweiler Bergwerksverein in der Sonderhalle des Vereins für die Bergbaulichen Interessen und zwar gleich links hinter dem Haupteingang in einer Wandfläche mit erhabenen Darstellungen für seine Zeche Nothberg vor Augen. Wir sehen hier zuerst eine oberirdische Wasserhaltung mit einer Wolf'schen Gestängemaschine und Pumpenhaus, welche mit einer Vorpumpe und fünf übereinander stehenden Druckpumpen, von denen die untere immer der höher gelegenen das Wasser zudrückt. Von der Maschine werden im ganzen fünf solcher Sätze angetrieben. Die Leistung dieser Anlage beträgt 8000 l minutlich auf eine thatsächliche Förderhöhe von 380 m bei einer Widerstandshöhe von 400 m und bei 8 minutlichen Umdrehungen. Der berechnete Kraftbedarf ist 685 PS, die Pumpenpferdekräfte ergeben sich zu \frac{8000\,\times\,380}{60\,\times\,75}=225,2 und die Nutzwirkung zu ∾ 32,4 v. H. Sodann folgt eine unterirdische Wasserhaltung, bestehend aus einer liegenden Zwillingsverbundpumpmaschine mit gesteuerten Riedler-Ventilen an der Pumpe. Die Gesamtleistung beträgt 10000 l minutlich und zwar wiederum auf eine thatsächliche Förderhöhe von 380 m bei 400 m Widerstandshöhe. Die minutliche Umdrehungszahl beziffert sich hier auf 56 und der berechnete Kraftbedarf auf 600 PS, während die Pumpenpferdekräfte sich zu \frac{10000\,\times\,380}{60\,\cdot\,75}=\,\sim\,281,5, die Nutzwirkung zu 47 v. H. berechnen. Die dritte Anlage zeigt eine Riedler-Schnellbetriebpumpe mit stehenden Maschinen, und zwar sind hier Dreifachverbundmaschinen bester Bauart – Gattung wie für Elektrizitätswerke – zur Verwendung gekommen, deren Cylinderbohrungen 550 bezw. 850 bezw. 1200 mm bei 600 mm gemeinsamem Hub betragen. Die minutliche Umdrehungszahl beträgt 200. Der Hochdruckcylinder liegt zwischen Mittel- und Niederdruckcylinder und hat Doerfel'sche Kolbenschiebersteuerung nach dem Zweikammersystem, welche durch einen Achsenregler beeinflusst wird, der seinen Platz auf dem Kurbelarm der Hochdruckkurbel nach dem Niederdruckcylinder hin gefunden hat; Mittel- und Niederdruckcylinder sind durch Corliss-Schieber und Exzenter gesteuert. Der Schieberkasten der Hochdruckcylinder liegt hinter der Maschine, die Corliss-Schieber sind entsprechend ihrer Bauart und Arbeitsweise vorn und hinten angeordnet, so dass die Abmessung in der Längsrichtung bei dieser Maschine sehr gering wird. Vor der Maschine stehend, folgen von links nach rechts Mitteldruck-, Hochdruck- und Niederdruckcylinder. Die Dampfniederschlagung ist mit zwei Luftpumpen ausgeführt, welche das Wasser den Druckpumpen zuführt. Die Maschinen sind zweimal aufgestellt und betreiben durch Flanschenkuppelung von ihren Kurbelwellen aus je zwei Plungerdifferentialpumpen von 175 bezw. 245 mm Durchmesser bei 350 mm Hub, die Kurbeln sind um 90° versetzt. Textabbildung Bd. 317, S. 507 Fig. 42. Anordnung der Saugleitung in Schnellpumpen nach Riedler. Die Saugventile (Fig. 42) sind ringförmig um die Grundbüchsen der Tauchkolben angeordnet, welch letztere an ihren Enden durch Feder entlastete Ringe tragen, um gegen Schluss des Saughubes das Saugventil zwangsläufig zu schliessen, während die Federentlastung zu grossen plötzlichen Drücken (Stössen) und Ueberlastungen Rechnung zu tragen hat. Die Druckventile sind bekannte Ringventile mit Federbelastung. Zeitlich verteilen sich die drei Anlagen – bei denen in allen Fällen Riedler selbst als Beratungsingenieur thätig war – auf die Jahre 1882 für die Gestängepumpanlage, auf 1886 für die Verbundpumpmaschine, während die letzte Anlage, welche Riedler – da so grosse Anlagen in dieser Bauart bisher noch nicht ausgeführt waren – vollständig auf seine eigene Rechnung und Verantwortlichkeit zu liefern übernahm, sich seit Juli 1901 in Betrieb befindet und seit Anfang 1902 von dem Eschweiler Bergwerksverein anstandslos übernommen ist. Bei den Versuchen der Uebernahme stellte sich der Dampfverbrauch im regelrechten Betrieb bei 160 minutlichen Umdrehungen und 10 kg/qcm absoluter Kesselspannung für 1 PS und Stunde in gehobenem Wasser auf 6,7 kg. Der räumliche Wirkungsgrad ergab sich dabei zu 96 v. H. und stieg bei 180 minutlichen Umdrehungen auf 97 v. H. Der Gesamtwirkungsgrad aus der PSi der Schaulinien und dem gehobenen Wasser ergab sich zu 85 v. H. Der Dampfverbrauch für die Gestängeanlage stellt sich auf 13 kg, derjenige für die Verbundanlage auf 10½ kg. Der Fortschritt kennzeichnet sich nach Riedler's Schnellbetrieb wie folgt: Die Förderung von 1000 l minutlich auf 1 m Höhe kostete jährlich einschliesslich ungewöhnlicher Kosten durch den schädlichen Einfluss des Salzwassers im Jahre 1875 1880 1885 1890 1902 M. 956 638 354 281 etwa 200 Diese Gesamtergebnisse wurden miterzielt durch Verminderung der Abmessungen und Gewichte in den Maschinen, sowie als sachliche Folge in denjenigen der Maschinenkammern und Grundgemäuer, wobei zugleich eine bessere Zugänglichkeit für Bedienung und vor allem auch sine grössere Betriebssicherheit gewonnen wurde. Bei den Gestängeanlagen waren selbst bei bester Ausführung und sachgemässester Behandlung Gestängebrüche nicht zu vermeiden. Ein unbestreitbar weiterer Fortschritt ist aber durch den unterirdischen elektrischen Antrieb gekennzeichnet, der ebenfalls auf der Ausstellung in Düsseldorf deutlich hervortritt, wenn sich auch die Einzelausführungen hinsichtlich der Leistungen noch entsprechend der Kürze der Zeit seit Einführung des Schnellbetriebs in denjenigen Grenzen halten, welche – angesichts der zu sammelnden Erfahrungen in der Ausführung – geboten erscheint. Bei den ausgestellten Schnellbetriebspumpen fällt jedoch eines besonders auf, das ist das Verlassen der Zwangsbewegung der Ventile in bisheriger Ausführung. Mit diesen wurden zwar anfangs, als die Durcharbeitung der schnellgehenden Pumpen – zu welchen auch die oben erwähnten Pumpanlagen mit dreifachen Verbundmaschinen für den Nothbergschacht des Eschweiler Bergwerksvereins zum Teil Veranlassung gaben –, an Riedler herantrat, eingehende Versuche gemacht, doch wurde deren Verbesserungsfähigkeit erkannt und durch Steuerung der Saugventile mittels des Tauchkolbens durchgeführt, während das Druckventil als Freifallventil mit Federbelastung eingebaut wurde. Liegt somit einerseits der Fortschritt unbedingt auf Seiten des Schnellbetriebs und des elektrischen unterirdischen Antriebs, so sind doch noch viele Stimmen vorhanden, welche jeden augenblicklichen Misserfolg der neuen Ausführungen auf deren Unbrauchbarkeit überhaupt schieben oder welche bei grossartigen Anlagen, denen bisher jeder Vorgang fehlt, es vorziehen, alten erprobten Erfahrungen zu folgen. Diesem Umstand ist es jedenfalls zu danken, wenn in Düsseldorf eine Dampfpumpenmaschinenanlage früherer Bauart ausgestellt ist, die bis jetzt hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit einzig dasteht und noch dazu von einem Werke ausgeführt ist, welches vielleicht ebenfalls seinesgleichen suchen dürfte. Es ist dies eine von dem Werke Haniel und Lueg in Düsseldorf-Grafenberg für die Harpener Bergbau-Aktiengesellschaft ausgeführte und in der Sonderhalle des Bergbaus in Betrieb vorgeführte unterirdische Dampfwasserhaltungsmaschine nach der dreifachen Verbundbauart mit vier Cylindern, für eine Pumpenleistung von 25000 l minutlich auf 500 m Förderhöhe. Die Hauptabmessungen der Dampfmaschine sind folgende: Bohrung im Hochdruckcylinder 950 mm      „         „  Mitteldruckcylinder 1500      „        in   jedem der zwei Nieder-    druckcylinder 1650 Gemeinsamer Hub 1700 Anzahl der minutlichen Umdrehungen 60 entsprechend einer mittleren Kolbengeschwindigkeit von 3,4 m/Sek. Die Leistung der Maschine beträgt bei 12 kg/qcm absoluter Eintrittsspannung und entsprechender Füllung im Hochdruckcylinder 3600 PSi. Die vier Plunger haben einen Durchmesser von je 285 mm und ergibt sich bei einer Gesamtförderung von 25000 l minutlich, die sekundliche Förderung einer Pumpe zu 104,167 l und damit der räumliche Wirkungsgrad zu \frac{104,176}{108,445} oder 96 v. H. Der Gesamtwirkungsgrad ergibt sich nach Versuchen an Ausführungen gleicher Bauart zu etwa 83 v. H. Der Dampfverbrauch wurde für 1 PSi und Stunde zu 5,6 kg gewährleistet, wonach sich dieser Verbrauch für 1 PS und Stunde in gehobenem Wasser auf etwa 6,8 kg stellen wird. Für den Aufbau war Bedingung, dass die Breite der Maschinenkammer bei grösster Zugänglichkeit aller in Betracht kommenden Teile 8 m nicht überschreiten dürfe. Die Grösse der Aufgabe und die bei ihrer Durchführung zu Tage tretenden bedeutenden Abmessungen führten gegenüber bisher bekannten Ausführungen zu wesentlich neuen Anordnungen. Demzufolge ist der Aufbau einer Zwillingstandemmaschine ähnlich, indem je zwei hintereinander liegende Cylinder auf eine Kurbel wirken, welche in starken Gabelbalkenrahmen liegen, und zwar liegt auf der einen Seite – rechts – der Hochdruckcylinder und ein Niederdruckcylinder, sowie auf der anderen Seite der Mitteldruckcylinder und ein Niederdruckcylinder, und zwar liegen die Niederdruckcylinder hinter den Zwischenstücken, welch letztere mit oberer Maulweite ausgeführt sind. Die gekröpften Kurbeln statt der Stirnkurbeln wurden gewählt, um nicht eine zu dicke Kurbelwelle zu erhalten und vor allem, um zu weit auskragende Kurbellager zu vermeiden. Textabbildung Bd. 317, S. 508 Fig. 43. Schnitt durch den Hochdruckcylinder der grossen dreifachen Verbundpumpmaschine von Haniel und Lueg. Hierdurch wurde zugleich die Möglichkeit geschaffen, die Steuerwellen sehr nahe an die Cylinder heranlegen zu können. Aus demselben Grunde erfolgte der Antrieb dieser Steuerwellen durch Schraubenräder. Die doppelseitigen Rahmen mit Gabelbalken lieferten ferner ein sehr breites Auflager, welches selbstverständlich der ganzen Länge nach ausgenutzt wurde, und für die sichere Grund Verankerung der ganzen Maschine bei den gewaltigen Beschleunigungsdrücken und den dadurch bedingten wagerechten Schubkräften sehr wichtig war. Alle vier Cylinder sowie sämtliche zugehörige Deckel sind geheizt. Der Hochdruckcylinder ist mit seinem Dampfmantel in einem Stück gegossen, während der Mittel- und die beiden Niederdruckcylinder in der Länge geteilt werden mussten, da sie sonst nicht durch den Schacht zu bringen wären. Die Dampfkolben sind in üblicher Bauart aus Gusseisen hergestellt und sämtlich mit selbstspannenden gusseisernen Liderungsringen versehen. Die Kurbelwelle hat in den Lagern 480 mm, in der Schwungradnabe 570 mm Durchmesser. Der Kurbelzapfen hat ebenfalls 480 mm Durchmesser bei 440 mm Länge. Von den Kurbellagern haben die inneren 740 mm, die äusseren 700 mm Lauflänge, sie sind mit Weissmetall ausgegossen und entsprechen im übrigen den besten Ausführungen, welcher dieser Bauteil erfordert. Zur Verminderung der Beschleunigungsdrücke mussten weiter alle Triebwerksteile genügend fest und doch wiederum möglichst leicht gehalten werden, deshalb sind Kreuzkopfzapfen und Kolbenstangen hohl gebohrt, auch wurden letztere zwecks leichteren Einbaus in der Länge geteilt. Alle vier Dampfcylinder haben Ventilsteuerung, die so angeordnet ist, dass oben auf den Cylindern jeweils die Einlassventile und seitlich die Auslassventile liegen (Fig. 43). Letztere sind auf diese Weise leicht zugänglich gemacht, ohne dass das Grundgemäuer durch grosse Aussparungen unterbrochen wird. Die Steuerung am Hochdruckcylinder entspricht genau der auf S. 415 d. Bd. gelegentlich der bereits besprochenen Betriebsmaschinen behandelten Steuerung Bauart Wiegleb (D. R. P. Nr. 110362 und Nr. 124381), die von einem Federregulator beeinflusst wird, der während des Ganges der Maschine eine Veränderung der Umdrehungszahl von 30 bis 35 v. H. gestattet. Alle übrigen Ventile werden wiederum zwangläufig durch unrunde Scheiben gesteuert. Textabbildung Bd. 317, S. 508 Die Pumpe der linken Seite in der grossen dreifachen Verbundpumpmaschine von Haniel und Lueg.26800 auf Mitte Kurbelwelle; Mitte der Pumpmaschinenanlage. Das entsprechend schwere Schwungrad hat 6600 mm Durchmesser. Hinter den Dampfcylindern sind die Doppelpumpen mit Tauchkolben angeordnet, die unmittelbar von den verlängerten Kolbenstangen mittels Querstücken und Umführungsstangen angetrieben werden. In Fig. 44 und 45 ist eine Hälfte der Pumpenanlage dargestellt. Die Saugkasten b%stehen aus Gusseisen und sind mittels durchlaufender Rahmen mit dem Maschinenrahmen auf dem festen – beiden Pumpenseiten gemeinsamen – Grundgemäuer zu einem Ganzen verbunden, so dass die auftretenden Kräfte in sich geschlossen sind. Die Ventilkasten, Pumpenkörper, Vorsetzbüchsen u.s.w. bestehen aus Stahlguss. Saug- und Druckventile liegen übereinander und werden durch von aussen nachstellbare Dübel festgehalten. Die Ventile selbst sind aus bester Phosphorbronze in eigener bewährter Bauart ausgeführt. Die beiden hinter den Wasserpumpen liegenden Luftpumpen der Einspritzniederschlagung sind in der allgemein üblichen Bauart mit 420 mm Cylinderbohrung durchgebildet und hauptsächlich nur durch ihre gewaltigen Abmessungen beachtenswert, welche sorgfältigste Durchbildung der durch äusseren Druck beanspruchten grossen Flächen zur Bedingung machte. Die Luftpumpen saugen das gesamte zu fördernde Wasser an – dienen also als Vorpumpen –, um es dann den Druckpumpen zufliessen zu lassen, die es dann zu Tage drücken. Wird der Dampfverbrauch mit 3600 × 5,6 = 20160 kg stündlich, entsprechend 336 kg minutlich in Anschlag gebracht, so stehen für seine Niederschlagung unter den gegebenen Verhältnissen \frac{25000}{336}=74,1\mbox{ kg} Wasser zur Verfügung. Angenommen, die Förderhöhe sei für dieselbe Dampfmaschine 1000 m, so wird die Leistung unter Kupplung mit entsprechenden Pumpen bei einem infolge der grösseren Bohrreibung verminderten Gesamtwirkungsgrad etwa nur noch 12000 l minutlich betragen, in welchem Fall für die Niederschlagung von 1 kg Dampf \frac{12000}{336}=35,7\mbox{ kg} Wasser verfügbar bleiben. Zum Drehen der Maschine bei Stillstand oder bei Anlassen dient eine kleine Dampfdreh Vorrichtung, die in das Schwungrad eingreift. Auf leichte und übersichtliche Bedienung der Maschine wurde ganz besonderer Wert gelegt. Zum Ein- und Ausbau der Ventile und zwecks besserer Zugänglichkeit der hochliegenden Ausrüstungsteile sind um die Pumpe Laufbühnen angebracht, welche ebenfalls auf der ganzen Länge der Cylinder vorgesehen sind, und durch einen quer durch den ganzen Maschinenraum gehenden Laufsteg verbunden sind. Zu diesen führen sowohl in der Mitte der Maschine als auch an jeder Aussenseite angebrachte Treppen. Der Maschinist kann also sofort von der inneren Maschine nach den Aussenseiten gelangen, ohne um die Pumpen und Luftpumpen herumlaufen zu müssen. Auch führen noch Treppen von den Laufbühnen zu den Zwischenstücken zwecks leichter Bedienung der dort befindlichen Stopfbüchsen. Der Stand der Maschinenführer befindet sich zwischen den Cylindern und führen hier sämtliche Ventilhebel, Hahnenzüge u.s.w. zusammen. Schmierung und Entwässerung entsprechen den höchsten zu stellenden Anforderungen. Haniel und Lueg stellen ferner in der Hauptmaschinenhalle noch eine vollständige unterirdische Wasserhaltung mit elektrischem Antrieb aus und haben wir über die Kraftanlage von 900 PSi bereits unter den Betriebsmaschinen auf S. 413 d. Bd. berichtet, hier lassen wir das eigentliche Pumpwerk folgen. Dasselbe ist für die Zeche Rheinpreussen bei Homberg a. Rh. bestimmt und hat 5500 l minutlich auf 450 m zu fördern. Die Leistung beträgt also \frac{5500\,\times\,450}{60\,\times\,75} oder 550 PS in gehobenem Wasser. Der erzeugte Hauptstrom wird von der Kraftanlage über Tage durch zwei Kabel von je 3 × 95 qmm Querschnitt unmittelbar auf einen unter Tage aufgestellten Drehstrommotor übertragen. Der Motor entspricht dem üblichen Modell H 650/60 der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer und Co. in Frankfurt a. M. und ist für eine Spannung von 2000 Volt bei 50 sekundlichen Polwechseln gebaut und erfordert an Kraftbedarf 650 PSe. Auf der Achse des umlaufenden Magnetrades, für welches hier – gleicherweise wie in der Kraftanlage über Tage – das Schwungrad für das Gesamtpumpwerk verwendet wurde, sind beidendig um 90° versetzte Kurbeln aufgezogen, von welchen aus die Kurbelstangen der Pumpen unmittelbar bethätigt werden – Fig. 46 und 47 gibt das Bild der Anordnung –, jegliches Zwischenglied ist also vermieden. Gemäss den Anforderungen der Bestellerin finden wir auch hier nur 60 minutliche Umdrehungen, wobei dieselbe von der Erwägung ausging, dass eine langsam laufende Pumpe in der Anschaffung – vor allem hinsichtlich des elektrischen Teils – zwar teurer, jedoch bei weitem betriebssicherer ist als die sogen. Schnellbetriebpumpen. Die beiden Pumpen selbst sind als Zwillings-Differentialpumpen gebaut. Textabbildung Bd. 317, S. 509 Fig. 46. Unterirdische elektrisch betriebene Pumpanlage von Haniel und Lueg. Das Pumpwerk wird zugleich mit Kraftanlage ohne Anlasswiderstand in Gang gesetzt und zwar ermöglicht eine besondere Anlassvorrichtung (D. R. P. Nr. 100025), dass das Pumpwerk beim Anlassen als Wasserdruckkraft zu schalten ist, wobei der Steigleitungsdruck selbstthätig jeweils auf den grossen Querschnitt und dann auf den Differentialquerschnitt des Tauchkolbens wirkt, und so den Motor in Bewegung setzt. Sobald 15 bis 20 minutliche Umdrehungen erreicht sind, wird über Tage – auf ein mittels Fernsprechers nach oben gegebenes Zeichen hin – die bereits in Betrieb befindliche Kraftmaschine eingeschaltet, worauf der Bewegungserreger unter Tage sofort anläuft. Die obige Einrichtung ist in Fig. 48 dargestellt und hat sich bereits bei vielen Anlagen vorzüglich bewährt. Bei der Durchbildung des Pumpwerks ist besonders darauf Wert gelegt, dass alle Ausrüstungsteile hinten – also möglichst weit vom Bewegungserreger entfernt – liegen. Die einzelnen Bestandteile sind in der jeweils besten Güte hergestellt. Die Ventilkasten und Windhauben sind aus bestem Stahlguss und die Ventile – Bauart Haniel und Lueg – aus bester Phosphorbronze. Das Triebwerk wurde mit besonderer Sorgfalt aus Material erster Güte zusammengebaut und wurden, um ein Schiefziehen der Brille auszuschliessen, die Anzugschrauben der Stopfbüchsen mit verzahnten Muttern versehen. Zum Absaugen der Luft aus den Saugwindkesseln dienen Stvahlapparate und zur Füllung der Druckwindkessel eine Luftschleuse. Textabbildung Bd. 317, S. 510 Fig. 47. Unterirdische elektrisch betriebene Pumpanlage von Haniel und Lueg. Die gesamte Rohrleitung ist unter Flur gelegt und die über Flur nicht zu vermeidenden Flanschen sind derart umhüllt, dass bei etwaigem Undichtwerden das Wasser nach hinten spritzt. In Verbindung mit der Anordnung, dass alle Ausrüstungsteile möglichst nach hinten gelegt sind, erscheint es also geradezu ausgeschlossen, dass infolge von Undichtheiten u.s.w. Spritzwasser in den Bewegungserreger gelangt. Die Schmierungsvorrichtung aller bewegten Teile kann während des Ganges des Pumpwerks eingestellt und bedient werden. Die ganze Anlage unter Tage kann von einem Manne mit zwei Handgriffen angelassen werden und die Wartung ist ebenfalls – entsprechend den unerlässlichen Anforderungen an Wasserhaltungen – die denkbar einfachste. Unterirdische Wasserhaltungen dieser Art mit elektrischem Antrieb sind von Haniel und Lueg bereits in grosser Anzahl ausgeführt und lassen wir eine kleine Anzahl neuerer Anlagen hier folgen: Zusammenstellung ausgeführter Anlagen. Ordn.-Nr. Besteller Förde-rungenin lminutlich Teufein m PS in ge-hobenemWasser 1 Deutsche Solvaywerke in Bernburg 1250 400 122,2 2 Zeche Zollverein Caternberg (Rhein-    provinz) 3000 400 266,7 3 Zeche Freie Vogel und Unverhofft bei    Hörde 2000 500 222,2 4 Zeche Tremonia in Dortmund 2200 525 256,7 5 Zeche Zentrum bei Wattenscheid 7000 600 933,3 6 Zeche Rheinpreussen bei Homberg 5500 450 550,0 789 Zeche Hamburg und Franziska in     Witten a. d. Ruhr 500050003800 382382510 424,4424,4430,7 An dieser Stelle sei dem bedeutenden Werke selbst eine kurze Betrachtung gewidmet. Das in Düsseldorf-Gravenberg belegene Werk von Haniel und Lueg wurde im Jahre 1873 begründet und tritt daher im nächsten Jahre erst in sein Mannesalter, obgleich es in dem deutschen Grossgewerbe bereits die Kräfte eines Riesen erlangt hat. Die Namen Haniel und Lueg treten übrigens schon sehr viel früher in der Geschichte der rheinischen Eisenerzeugung zu Tage. Zur Zeit umfasst das Werk folgende Hauptbetriebe: a) Maschinenfabrik, b) Eisengiesserei, c) Rohrgiesserei, d) Stahlwerke, e) Hammerwerk, f) Presswerk, in welchen etwa 2000 Beamte und Arbeiter beschäftigt sind. In der Maschinenfabrik erzeugt das Werk vor allein Wasserdruckmaschinen, und zwar sowohl vollwtändige Betriebseinrichtungen mit dieser Kraft als auch getrennt, Nieteinrichtungen, Blechbiegemaschinen – darunter solche für Bleche von 4 m Breite bei 45 mm Dicke und selbstthätigem Vorschub des Blechs –, Flansch- und Börtelmaschinen, Schmiedepressen mit Dampf- und Wasserdruck – darunter solche bis zu 2500000 kg Druckwirkung im eigenen Presswerkbetriebe –, Dreh- und Klappbrücken, Schiffshebewerke, Wasserhaltungen mit Dampf-, Wasserdruck- und elektrischem Antrieb, Gewichtsausgleichungen für Pumpengestänge mit Wasser- und Luftdruck, Wassersäulenmaschinen, sodann aber auch Dampfmaschinen, Bergwerks- und Hüttenmaschinen jeder Art, Kreiselpumpen, mechanische Aufs atz Vorrichtungen (Käpse) für Förderkörbe u. dgl. m. Die Eisengiesserei liefert Maschinen- und anderen Guss jeder Art bis zu 40000 kg Einzelgewicht. Eine Besonderheit sind gusseiserne ungeteilte Schachtringe bis zu 4,4 m Lichtweite, für deren Beförderung eine ganze Anzahl eigenartig gebauter Bahnwagen vorhanden sind, grössere Schachtdurchmesser mit Eisenfütterung müssen, kleinere können in Bogenstücken hergestellt werden. Ferner werden hier Pfannen und Gefässe für chemische Werke hergestellt. Die Rohrgiesserei liefert Flanschen- und Muffenrohre in gerader Länge und als Formstücke, sowie Druckrohre für jeden vorgeschriebenen Pressdruck. Textabbildung Bd. 317, S. 510 Fig. 48. Anlassvorrichtung (D. R. P. Nr. 100025) für unterirdische elektrisch betriebene Pumpanlagen von Haniel und Lueg. Die Stahlgiesserei liefert Blöcke in Siemens-Martin-Stahl, Nickelstahl und Flusseisen bis zu 60000 kg schwer, sowie Stahlformgussstücke bis zu 50000 kg Einzelgewicht, darunter Steven und Ruderrahmen für den Schiffbau. Das Hammerwerk und die Kleinschmiede sind mit drei schweren und fünf leichteren Dampfhämmern ausgerüstet und verarbeiten Stahl und Flusseisen zu Schmiedestücken aller Art bis zu einem Gewicht des einzelnen Stückes von 20000 kg. Im Presswerk werden die schwereren Erzeugnisse des Stahlwerks und zwar Blöcke bis zu 50000 kg Einzelgewicht verarbeitet und sind hierfür, wie schon oben erwähnt, Dampfwasserdruckpressen mit 2500000 kg Druckwirkung vorhanden; ausgeführt sind dieselben bis zu einer Druckwirkung von 3750000 kg. Die Anordnung dieser Pressen ermöglicht raschestes Arbeiten und vielseitigste Verwendung. Für den Schiffbau kommen hier Steven und Ruderrahmen, Kiele u.s.w., für den Maschinenbau Kurbelwellen, gerade Wellen, Kurbeln, Kurbel- und Kolbenstangen u.s.w. zur Bearbeitung. In den Werkstätten werden sämtliche Maschinen durch Elektromotoren angetrieben und ist hierfür eine elektrische Hauptanlage zur Erzeugung von Licht und Kraft vorhanden. Vier Kraftmaschinen stehender Verbund an Ordnung – davon je zwei von 800 PS, je zwei von 300 PS Leistungsfähigkeit – liefern zusammen 10500 Ampère Gleichstrom von 110 Volt Spannung, entsprechend einer Gesamtleistung von 1155 Kilo-Watt. Von den ausgeführten Arbeiten sei hier vor allem das Schiffshebewerk für den Dortmund-Ems-Kanal zu Henrichenburg genannt. Dasselbe ist das grösste bis jetzt ausgeführte Schiffshebewerk und für Schiffe mit 800000 kg Ladegewicht als Schraubenhebewerk – mit Gewichtsausgleichung durch Schwimmer – nach den Plänen von Haniel und Lueg gebaut und überwindet einen Höhenunterschied der Kanalhaltungen von 16 m. Ferner sei erwähnt die 100 m lange Eisenbahnbrücke über den Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Rendsburg mit Drehbewegung durch Wasserdruckkraft, welcher sich seiner Zeit noch mehrere andere Drehbrücken über diesen Kanal mit gleichen Einrichtungen hinzugesellten. Die Drehbrücke mit Wasserdruck für den Rheinhafen in Köln. Die Kreiselpumpen – angebracht, wenn grosse Wassermengen auf geringe Höhen zu fördern sind – wurden für Leistungen bis zu 10000 l sekundlich auf 18 m Förderhöhe ausgeführt. Ausgestellt ist eine Kreiselpumpe mit elektrischem Antrieb von 2100 mm Flügeldurchmesser für die erweiterte Dockanlage der Kaiserl. Werft in Kiel, welche 2084 l sekundlich auf 12 m Höhe zu fördern hat. Für das Kaiserdock in Bremerhaven sind zwei Kreiselpumpenanlagen mit Antrieb durch, stehende Verbundmaschinen geliefert, welche das Dock mit 720000001 Inhalt in 2½ Stunden leer pumpen, entsprechend einer einzelnen Pumpenleistung von 4000 l sekundlich. Die mit Wasserdruck bethätigte Hafenanlage in Venedig, für welche auch sehr viele fahrbare mit Wasserdruck betriebene Hafenkrane geliefert wurden. Für den Hafen in Altona wurden seiner Zeit ebenfalls 15 fahrbare Portalkrane für Dampfbetrieb geliefert, welche alle von einer Hauptkesselanlage ihren Betriebsdampf entnehmen müssen, indem sie durch Gelenkröhren an geeigneter Stelle mit der Dampfzuleitung verbunden werden. Eine weitere Besonderheit der Erzeugnisse dieses weltberühmten Werkes bilden die Schachtbohrer; ein solcher Bohrer neuester Ausführung – Bauart Kind-Chaudron – hat ein Gewicht von 25000 kg. Verwendung finden dieselben beim Schachtbohren in wasserreichem Gebirge, wo in anderer Weise die Arbeiten nicht durchzuführen sind. Das Werk übernimmt in solchen Fällen die Leitung der Bohrarbeiten, stellt den technischen Stab und die Bohrvorrichtungen, ausserdem liefert es die gusseisernen Ringe für die wasserdichte Schachtauskleidung (Küvelierung). In der Hauptmaschinenhalle neben der elektrisch angetriebenen Wasserhaltung ist ein solcher Bohrer mit einem Durchmesser von etwa 5000 mm ausgestellt. Wir schliessen diese Betrachtung mit dem Wunsche, dass sich das Werk in der bisherigen Weise zum Ruhme und Stolz unserer deutschen Eisen- und Stahlverarbeitung kräftig weiter entwickeln möge. (Fortsetzung folgt.)