Titel: | Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung. |
Autor: | Gustav Rauter |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 655 |
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Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Von Dr. Gustav Rauter in Charlottenburg.
Das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung.
Wenn wir das Bauwesen auf der Düsseldorfer Ausstellung an dieser Stelle
besprechen, so wollen wir uns, dem Charakter dieser Zeitschrift entsprechend, auf
die rein technischen Fragen beschränken und von einer künstlerischen Bewertung der
Ausstellungsbauten im ganzen wie im einzelnen absehen.
Unter den Ausstellern auf dem Gebiete des Bauwesens nimmt die Ausstellung der
Deutschen Portlandzement- und Betonindustrie den hervorragendsten Platz ein.
Namentlich ist diese Ausstellung auch dadurch bemerkenswert, dass sie nicht, wie die
meisten Ausstellungsbauten, nach Schluss der Ausstellung wieder verschwinden,
sondern dass sie dauernd an Ort und Stelle verbleiben wird, als Zeugnis für die
Leistungsfähigkeit des deutschen Betonbaues und als dauernder Schmuck für die
Düsseldorfer Rheinanlagen.
Die deutsche Portlandzement-Industrie ist noch keine 50 Jahre alt; erst im Jahre 1855
errichtete Dr. Hermann Bleibtreu die erste deutsche
Portlandzementfabrik zu Stettin. Sie war auf eine Erzeugung von 25000 Fass
Portlandzement im Jahre eingerichtet, einer Menge, die damals vielfach als ganz
unglaublich hoch bezeichnet wurde, während heutzutage sich die Jahresproduktion der
deutschen Portlandzementindustrie bereits auf mehr als 20 Millionen Fass
beläuft.
Die neue Fabrik stand unter der ausgezeichneten Leitung von Dr. Hugo Delbrück, dem späteren langjährigen Vorsitzenden des Vereins der
Portlandzementfabrikanten und erstem deutschen Fachmann auf diesem Gebiete.
Der genannte Verein Deutscher Portlandzementfabrikanten wurde im Jahre 1877 gegründet
und machte sich namentlich durch die Aufstellung von Regeln für die Güte, die
Beurteilung und Prüfung des Portlandzements verdient. Diese Regeln wurden in
Gemeinschaft mit den massgebenden Baubehörden ausgearbeitet und mehrfach der stetig
fortschreitenden Verbesserung der Fabrikation entsprechend verschärft, sodass durch
ihre gewissenhafte Befolgung nicht zum wenigsten die deutsche
Portlandzementfabrikation mit Recht zur ersten der Welt sich entwickelte. Die
Mitglieder des Vereins sind sowohl unter einander, wie auch ihren Abnehmern und
insbesondere den Behörden gegenüber strengstens verpflichtet, nur nach jenen Regeln
hergestellte und geprüfte Ware in den Verkehr zu bringen. Dieser Umstand hat ihren
Erzeugnissen einen so hohen Wert verliehen, dass sogar eine Anzahl ausländischer
Zementfabriken dem deutschen Verein beigetreten sind und sich seinen Regeln
unterworfen haben. Ein stattliches Laboratorium in Karlshorst bei Berlin dient als
Mittelpunkt für die von dem Verein fortlaufend durchgeführten Untersuchungen und
Prüfungen.
Auch auf der Düsseldorfer Ausstellung sind übrigens die zur Prüfung des
Portlandzementes dienenden Apparate ausgestellt und in ihrer Anwendung
erläutert.
Unter den Baukonstruktionen in Zement und Beton, die in Modellen, Zeichnungen oder
auch in Probebauten erläutert sind, mögen zunächst die Zementeisenbauten
besprochen sein. Wir haben bereits in diesem Journal, Hand 317, Seite 190, 205 und
220 manche Mitteilungen über feuersichere Baukonstruktionen in Beton und Eisen
gemacht, Mitteilungen, auf die wir uns auch hier beziehen wollen, indem wir nur
solche Konstruktionen besprechen, die in jenen Aufsätzen nicht erwähnt waren. Die
Zahl der Betoneisenkonstruktionen ist ungemein gross; es sollen ihrer im Ganzen über
200 im Gebrauch sein. Besonders die letzten Jahre haben eine grosse Reihe von neuen
Konstruktionen und von Patenten gebracht.
Der erste, der Betoneisenkonstruktionen anwandte, war bekanntlich Monier, der um das Jahr 1861 grosse Blumenkübel aus
Zement durch Eiseneinlagen verstärkte, und dann seine Bauweise bald auch auf die
Herstellung grösserer Wasserbehälter ausdehnte. Auf der Weltausstellung 1867 trat in
F. Coignet ein zweiter Konstrukteur in Eisen und
Beton auf. Im gleichen Jahre nahm auch Monier erstmals
ein Patent auf seine Erfindung, aber erst Ende 1887 nahmen die Finnen Freytag und Heidschuch in
Neustadt an der Haardt, Martenstein & Josseaux in
Offenbach am Main, sowie namentlich G. A. Wayss in
Berlin die Ausführung von Betoneisenbauten für Deutschland energisch auf.
Bekanntlich entstehen bei einer an den Enden frei aufliegenden und in der Mitte
belasteten Platte in den oberen Schichten Druckspannungen, in den unteren
Zugspannungen. Da nun die Zugfestigkeit des Betons bedeutend kleiner ist, als seine
Druckfestigkeit, so beginnt der Bruch bei Ueberlastung derartiger Betonplatten in
den auf Zug beanspruchten Schichten, und es ist der Zweck der Eiseneinlage, die
Platte dieser letzteren Beanspruchung gegenüber zu stärken. Dementsprechend werden
auch die Eisenstäbe in der Richtung der Hauptzugspannungen und möglichst nahe an die
Unterseite der Platte zu verlegen sein; hierbei ist indessen zu berücksichtigen,
dass die Eiseneinlagen überall noch genügend mit Beton umhüllt sein und daher im
Allgemeinen noch mindestens 1 cm Abstand von der Unterfläche der Betonkonstruktion
besitzen müssen.
Bei dem ursprünglichen System nach Monier werden ausser
den die Zugspannungen aufnehmenden sogenannten Tragstäben noch senkrecht dazu
sogenannte Verteilungsstäbe angeordnet. Letztere haben den Zweck, die Tragstäbe
während der Herstellung der Decke in ihren gegenseitigen Abständen zu erhalten und
werden daher an den Kreuzungsstellen mit diesen durch Drahtumwickelung verbunden.
Ferner sollen die Verteilungsstäbe, die infolge von Temperaturschwankungen etwa
senkrecht zu den Tragstäben auftretenden Spannungen aufnehmen und dadurch die
Bildung von Rissen verhindern.
Bei dem in Frankreich verbreiteten System Bordenare
dienen statt einfacher Stäbe schwache I-Eisen. Bei dem
ebenfalls in Frankreich angewendeten System Bonna
werden +-Einsen verwendet.
Das amerikanische System Hyatt bedient sich als
Einlagen aufrecht gestellter Flacheisen, wobei die Verteilungsstäbe aus dünnen
Rundeisen durch Löcher in jenen hindurchgesteckt werden.
Eine ganze Anzahl von Systemen sieht von der Anwendung sich kreuzender Eisenstäbe ab
und verwendet nur sogenannte Tragstäbe. Hier ist namentlich die Decke nach Ransome zu erwähnen, mit schraubenförmig gewundenem
Quadrateisen als Einlage, die in Amerika sehr verbreitet sein soll.
Im Gegensatz hierzu hat Coignet Trag- und
Verteilungsstäbe zu einem regelrechten Netzwerk verflochten. In den mit Streckmetall
ausgeführten Decken vollends (siehe Seite 209 dieses Bandes) besteht dieses Netzwerk
aus einem einzigen Stück Metall.
In dem von der deutschen Portlandzementindustrie herausgegebenen Führer durch ihre
Ausstellung wird das Streckmetall als Einlage nicht besonders empfohlen, wenigstens
nicht für solche Zwecke, wo es auf die Aufnahme stärkerer Belastungen ankomme. Es
wird mitgeteilt, dass nach Versuchen von Fowler und Backer bei gleichem Eisenaufwand Rundeiseneinlagen dem
Beton grössere Festigkeit erteilten, als solche aus Streckmetall, und dass der Grund
davon wahrscheinlich in der starken Beanspruchung liege, dem das Stahlblech bei
seiner Verarbeitung zu Streckmetall ausgesetzt werdeDie Ansicht, dass das „Streckmetall“ sich als Einlage im Beton bei
Belastungsproben nicht bewährt habe, weil das Stahlblech bei der
Verarbeitung zu Streckmetall zu stark beansprucht wird, erscheint uns irrig.
Wie oben bereits erörtert wurde, ist es die Aufgabe der Eiseneinlagen, die
Zugspannungen in der auf Biegung beanspruchten Platte aufzunehmen. Bei
gleichem Querschnitt wird das eingelegte Eisen diese Aufgabe unseres
Erachtens um so besser erfüllen, je höher die
Streckgrenze des Materials liegt. Sobald nämlich die Streckgrenze
der Eiseneinlage durch die aus der Belastung resultierenden Zugspannungen
überschritten wird, dehnt das Eisen sich beträchtlich ohne wesentliche Spannungszunahme. Der Beton
vermag die gleiche Dehnung nicht zu ertragen, er wird auf Zug überlastet, es
entstehen Risse in ihm auf der Zugseite der Platte und der Bruch der
letzteren ist eingeleitet. Nun wird aber die Streckgrenze des Materials
bekanntlich durch voraufgegangene Beanspruchungen, wenn diese bleibende
Formveränderungen herbeiführen, gehoben. Das
Streckmetall müsste demnach gerade durch die oben als schädlich bezeichnete
Beanspruchung des Materials bei seiner Herstellung als Einlage in
Betonplatten an Güte gewinnen.Von grossem Interesse wären vergleichende Versuche mit mehreren Deckenplatten
von gleichen Abmessungen und mit gleich starken Eiseneinlagen, die aber bei
einigen Decken zur Erzielung hoher Streckgrenze hartgezogen, bei anderen
dagegen vorher geglüht wurden. Bei sachgemässer Durchführung würden solche
Versuche zugleich Aufschluss darüber geben, dass die Leistung der
Eiseneinlagen bis zur Rissbildung im Beton nicht von der Bruchfestigkeit der
Einlagen abhängt, sondern davon, welche Zugbelastung sie aufzunehmen
vermögen, bis ihre Dehnung gleich der Bruchdehnung des Betons oder sonstigen
Deckenmaterials ist und dass die Streckgrenze der Einlagen massgebend für
die höchste Tragfähigkeit der Decke ist.Die Redaktion..
Liegen die Betonplatten nicht an beiden Enden frei auf, findet vielmehr an den
Auflagern eine gewisse Einspannung in die Umfassungsmauern statt, oder liegt die
Decke als kontinuierliche Platte frei über mehrere Eisenträger, so vermindern sich
die Beanspruchungen in der Mitte der Platte, aber es treten gleichzeitig
entgegengesetzt gerichtete Biegungsbeanspruchungen an den Stützen auf, sodass in
vielen Fällen zur Aufnahme der Zugspannungen in der Nähe der Stützen die
Eiseneinlagen in die oberen Schichten der Betonplatten verlegt werden müssen.
Uebrigens hatte auch schon Monier selbst bereits
derartige Konstruktionen ausgeführt.
Auch das System Hennebique (Band 317 Seite 208) nimmt
auf diese Erwägungen Rücksicht und enthält demnach zwei Reihen von Eisenstäben,
deren eine gradlinig ist und durchaus im unteren Teile des Betonquerschnittes
verläuft, während die andere Reihe nach den Stützen zu nach oben abgebogen ist und
über diese weggeht. Die von Hennebique angewendeten
U-förmigen Flacheisenbügel zur besseren Verbindung des Betons mit den Eiseneinlagen
werden in dem erwähnten Führer für durchaus überflüssig erklärt. Uebrigens seien
auch dme ersten Betoneisenbalken, ähnlich denen der Konstruktion nach Hennebique, bereits 1886 beim Bau der Bibliothek in
Amsterdam ausgeführt worden; auch in der Schrift des Ingenieurs Wayss von 1887 über das System Monier waren Beispiele von ähnlich armierten Fensterstürzen zu finden.
Dagegen datieren die Hennebique'schen Patente erst aus
den Jahren 1893 und 1897.
Nach dem System Klett werden Flacheisen mit
aufgenieteten Winkeleisenstücken als Einlage verwendet, ähnlich wie bei der Möller'schen Trägerdecke. Während die letztere Decke
eine Plattenbalkendecke ist, ist die Klett'sche Decke
eine sogenannte Voutendecke, in ihrem äusseren Ansehen ähnlich der Koenen'schen Voutenplatte.
Eigentümlich ist das System einer Plattenbalkendecke nach Sanders. Dieser bringt die Verstärkungsrippen nicht unterhalb, sondern
oberhalb der eigentlichen Deckenplatte an, sodass die die Zugspannungen aufnehmenden
Eisen in die Decke zu liegen kommen, während die Rippen keine Eiseneinlage erhalten.
Es ist indess nicht anzunehmen, dass dies von irgend einem Vorteil sein könnte. Im
Gegenteil wird die Benutzung der Decke als Fussboden hierdurch sehr erschwert.
Eine gewisse Aehnlichkeit mit der Hennebique'schen
Bauweise zeigen die von der Akt.-Ges. Wayss &
Freytag in Berlin ausgeführten Betoneisenträger. Bei letzteren liegen im
Gegensatz zu den Hennebique'schen Decken die Rundeisen
dicht neben einander und die Bügel umfassen sämtliche Eisen oder doch einen
grösseren Teil davon, sodass auch Spaltungen und Längsrissen entgegenwirkende
Verbindungen der Eisen unter einander hergestellt werden. In der Mitte haben diese
Bügel weiteren, nach den Auflagern zu engeren Abstand von einander.
Bei Konstruktionen von Säulen in Beton schliesst im allgemeinen der Betonpfeiler von
irgend einer Querschnittsform eine gewisse Anzahl senkrecht stehender
Rundeisenstangen ein, die sich in der Nähe einer Mantelfläche befinden und mehrfach
quer mit einander verbunden sind. Diese Armierung hindert den Beton daran, unter dem
auf ihm lastenden Druck seitlich auszuweichen. Hierdurch wird auch bei hohen Säulen,
abgesehen von der notwendig einzuhaltenden Knickfestigkeit? die sogenannte
Würfelfestigkeit des Betons erhalten, die wesentlich höher ist, als die Festigkeit
prismatischer Körper. Zugleich hindert wiederum der Beton die in ihm
eingeschlossenen Eisenstangen am Ausweichen zwischen den Querverbindungen, die
gewöhnlich 20 bis 40 cm weit auseinander liegen.
Soweit nur einiges über Betoneisenkonstruktionen im allgemeinen als Ergänzung unseres
neulichen Aufsatzes über feuersicheres Bauwesen. Bei Betrachtung der Ausstellung des
Vereins deutscher Portlandzementfabrikanten und des deutschen Beton-Vereins im
einzelnen fällt zunächst die grosse Figurengruppe in die Augen, die den Mittelpunkt
der ganzen Anlage bildet, und die in kürzester Zeit aus einem einzigen Stück
hergestellt worden ist. Sie ist von der Firma E.
Schwenk in Ulm geliefert und besteht aus einem hohlen Betonkern, mit einem
äusseren Ueberzug aus einer Sandsteinmischung. Diese Figurengruppe ruht auf starken
Gewölben ganz aus Beton und ohne jede Eiseneinlage. Der Kern dieser, von Dücker & Co. in Düsseldorf ausgeführten
Gewölbeanlage, die sich als eine unterkellerte Terrasse darstellt, die oben mit der
hochwasserfreien Strassenfläche in einer Ebene liegt, unten sich gegen die tiefer
liegende Uferstrasse öffnet, besteht aus Kies-Sand-Beton, während die äusseren
Flächen aus einer besonderen Mischung bestehen, die von Steinmetzen nachträglich
bearbeitet worden ist. Grosse Freitreppen in schönem, granitähnlichem – und
granithaltigem – Kunststein, von J. Simonis in Köln
ausgeführt, verbinden die obere Terrasse mit den tiefer liegenden Hallen.
Diese letzteren sind in ihren Rückwänden von Hüser &
Co. in Oberkassel mit freistehenden Stützmauern konstruiert und in
Stampfbeton ausgeführt. Die Schauseiten sind ihrer ganzen Länge und Höhe nach in
einem Stück in vorher aufs genaueste hergestellter Verschalung eingestampft und dann
noch von den Steinmetzen nachträglich überarbeitet worden. Indem man die äussere
Schicht hierbei in einer Steinmischung ausführte, ähnlich der vorher erwähnten, war
es so möglich' der Aussenfläche ein derartiges Aussehen zu geben, dass es selbst dem
Fachmann schwer wird, den Unterschied zwischen diesen Steinen und natürlichen
Steinen herauszufinden.
Ob es freilich der höchste Ehrgeiz des Bauingenieurs sein darf, seinen
Betonbauten ein Aussehen zu geben, dass sie möglichst Steinbauten ähnlich macht, ist
eine andere Frage. Unserer Ansicht nach wäre es jedenfalls viel angebrachter, dahin
zu streben, derartigen Bauten gerade mit Absicht einen solchen Charakter zu geben,
dass sie sich als, Betonbauten im besten Sinne des Wortes zeigen, und dass der
Beschauer durch sie darauf hingewiesen wird, welcher Leistungen der Betonbau fähig
sei. Hierdurch wird er auf die Dauer viel mehr Ehre einlegen, als wenn er sich
begnügt, dann, wenn er gefallen will, sein Ziel in der Nachahmung anderer Baustoffe
zu setzen.
Die massiven Decken in den Hallenbauten sind von der Firma Wayss & Freytag in Neustadt a. d. Haardt ausgeführt worden, und zwar
in 12 verschiedenen Konstruktionen, von denen zwei sogar ohne Eisenarmierung sind.
Ihre Tiefe beträgt 8,05 m im Lichten.
Auch die beiden, weithin sichtbaren 35 m hohen Säulen, die sich rechts und links von
der grossen Brunnengruppe erheben, sind schöne Leistungen des Betonbaues. Sie sind
im wesentlichen von der Firma B. Liebold & Co.
Akt-Ges. in Holzminden ausgeführt worden. Da die Säulen, ebenso wie die
ganze Anlage, nach Schluss der Ausstellung erhalten bleiben sollen, so sind ihre
Fundamente 5,50 m unter die Bodenfläche herabgeführt und bedecken hier eine
Grundfläche von 13 mal 13 m. Auch enthält die Fundementplatte einen liegenden Rost
von I-Trägern, um etwaige Bildung von Rissen zu verhindern. Trotzdem die Säulen
inwendig hohl sind, ist ihr Gewicht doch recht beträchtlich und lastet mit einem
Druck von 1,5 kg/qcm auf dem Baugrund.
Zwischen den beiden oberen Terrassen ist eine 30 m weit gespannte Betonbrücke
geschlagen, die sich namentlich durch sehr geringe Pfeilhöhe auszeichnet. Die Brücke
ist ausgeführt von der Firma Dyckerhoff & Widmann
in Biebrich a. Rh., einer Firma, die überhaupt auf dieser Ausstellung durch
zahlreiche Arbeiten vertreten ist. Insbesondere hat sie auch nördlich, rheinabwärts
von der Brücke, einen interessanten Querschnitt durch eine moderne Strasse
dargestellt, mit Kanälen und Rohrprofilen verschiedener Art. In den geflossenen
Ausstellungshallen (unter der Terrasse) zeigt sie zahlreiche Modelle ausgeführter
Brückenbauten u.s.w.
Ferner seien auch noch die Fussböden in dem Mittelbau erwähnt, die von der Leipziger Zement-Industrie, Dr. Gaspary & Co. in
Markanstädt bei Leipzig aus Marmarazement hergestellt sind. Diese Platten zeigen
besonders frische Farbe und namentlich eine grosse Festigkeit. Aehnlich sind auch
die von der Firma H. Reinarz in Heerdt bei Neuss
hergestellten Fliesen.
Nicht weit von dieser Ausstellung haben auch zwei andere Zementwerke für sich eine
sehr interessante Vorführung ihrer Erzeugnisse gegeben, nämlich die Buderus'schen Eisenwerke
in Wetzlar, sowie die Rheinische Bergbau- und Hüttenwesen
Akt.-Ges., Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld. Beide Pavillons
sind sehr geschmackvoll in Formen des romanischen Styls erbaut, und zwar lediglich
aus den Erzeugnissen der betreffenden Firmen.
Die Buderus'schen Eisenwerke in Wetzlar stellen aus ihren Eisenschlacken namentlich auch
Eisenportlandzement her, zu dessen Gewinnung ausser Hochofenschlacke nur noch
Nassauischer Marmorkalkstein verarbeitet wird. Das Portlandzementwerk wurde im Jahre
1899 in Betrieb gesetzt und war zunächst auf eine Leistungsfähigkeit von 100000 Fass
Zement berechnet, die aber inzwischen schon auf 300000 Fass erhöht worden ist. Der
Eisenportlandzement wird in diesem Werke in der Art gewonnen, dass einerseits aus
den beiden genannten Rohstoffen ein kalkreicher Portlandzement hergestellt wird,
dass aber ferner noch diesem Portlandzement fein gemahlen granulierte
Hochofenschlacke im Betrage von höchstens 30 % zugesetzt wird. Diese
Hochofenschlacke kann man gewissem Sinne als einen kalkarmen Portlandzement
bezeichnen, obschon dies freilich nicht mit der von dem Verein Deutscher
Portlandzementfabrikanten gegebenen Begriffsbestimmung des Wortes Portlandzement
übereinstimmt, wonach Portlandzement ein Produkt ist, entstanden durch innige
Mischung von kalk- und thonhaltigen Materialien als wesentlichen Bestandteilen,
darauf folgendes Brennen bis zur Sinterung und Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit.
Dagegen sei jedes Produkt, das auf andere Weise entstanden sei, oder dem
während oder nach dem Brennen fremde Körper beigemischt seien, nicht als
Portlandzement zu betrachten.
Jedenfalls hat der Verein Deutscher Eisenportlandzementwerke sich dazu entschlossen,
um allen Missverständnissen aus dem Wege zu gehen, sein Erzeugnis nicht als
Portlandzement schlechthin, sondern als Eisenportlandzement zu bezeichnen. Er hat
über dessen Eigenschaften eine vom Mai 1902 aus Düsseldorf datierte Erklärung
abgegeben, die folgende Begriffsbestimmung darüber enthält, was er unter
Eisenportlandzement versteht:
„Unter dem Namen Eisenportlandzement ist ein nach einem besonderen Verfahren
hergestellter Zement zu verstehen, welcher in seinen Eigenschaften, Zug- und
Druckfestigkeit, Raumbeständigkeit und Mahlung den Normen für einheitliche
Lieferung und Prüfung von Portlandzement, aufgestellt von dem Königl. Preuss.
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten mittels Zirkularerlass
vom 28. Juli 1887, entspricht, mit der Verschärfung, dass bei der Probe mit drei
Gewichtsteilen Normalsand und einem Gewichtsteil Zement die 28tägige
Zugfestigkeit von bisher 16 kg auf 18 kg für den qcm und dementsprechend die
Druckfestigkeit von 160 auf 180 kg. erhöht wird.“
„Der Prozentsatz von kalkreichem Portlandzement im fertigen Eisenportlandzement
soll nicht unter 70 % gehen. Der von den Mitgliedern des Vereins hergestellte
und in den Handel gebrachte Eisenportlandzement unterliegt dauernd der Prüfung
durch eine Versuchsanstalt. Für die Güte des Eisenportlandzements bei
sachgemässer Verarbeitung wird in jeder Hinsicht dieselbe Gewähr, ausserdem aber
auch noch, wie vorerwähnt, die Bürgschaft für höhere Druck- und Zugfestigkeit
geleistet, wie solche in den angeführten Normen vorgeschrieben ist.“
In einer Anmerkung zu dieser Erklärung wird dann noch folgendes hervorgehoben:
„Vielfach wird der Eisenportlandzement absichtlich oder unabsichtlich als
Schlackenzement bezeichnet. Diese Bezeichnung ist grundfalsch, denn unter dem
Namen Schlacken- oder Puzzolanzement versteht man ein auf kaltem Wege, also ohne
vorheriges Brennen oder Glühen hergestelltes Gemisch von Schlackensand mit
gelöschtem Kalk.“
Ferner stellen die Buderus'schen Eisenwerke auch noch
Schlackensteine aus ihrer Schlacke her. Zu diesem Zwecke wird die Hochofenschlacke
durch Einführen in einen Wasserstrom gekörnt, wodurch der sogenannte Schlackensand
entsteht. Dieser wird dann nach Zumischung von gelöschtem Kalk unter hohem Druck zu
Steinen gepresst. Diese Steine erhärten ohne weiteres an der Luft und erfordern
deshalb keine besondere Brennkosten. Sie besitzen eine grosse Luftdurchlässigkeit
und sind deshalb für Wohnungszwecke ein sehr gesundes Baumaterial.
Es wurden von diesen Schlackensteinen im Jahre 1897 etwa 2½ Million, 1901 schon 10
Millionen versandt.
Der Ausstellungspavillon dieser Firma ist von dem Düsseldorfer Baumeister vom Endt entworfen und ganz aus Schlackensteinen, die
Kuppel aus Eisenportlandzement hergestellt. An dem ganzen Gebäude befinden sich
trotz seiner vielen Formen und Verzierungen nur Steine normalen Formates. Die
Verzierungen sind in die fertig versetzten Steine nachträglich eingemeisselt worden,
eine Technik, die sich hier um so besser ausnimmt, als zum Teil der vertiefte Grund
der so hergestellten Verzierungen vergoldet ist. Man hat bekantlich auch an
Ziegelbauten ähnliche Dekorationen versucht, und namentlich in England findet ein
nachträgliches Bearbeiten fertig versetzter Ziegel mit Hammer und Meissel öfter
statt. In Deutschland hat sich ein derartiges Verfahren aber bei Ziegeln nicht
eingebürgert, da es sich mit der Ziegeltechnik schlecht verträgt, auch der gebrannte
Thonziegel für eine solche Bearbeitung zu spröde ist. Jedoch scheint sie sich für
das vorliegende Material recht gut zu eignen.
Auch auf die Ausstellung der Rheinischen Bergbau- und Hüttenwesen-A.-G.
Niederrheinische Hütte zu Duisburg-Hochfeld, lässt sich das Vorhergesagte im grossen
und ganzen anwenden; jedoch stellt diese letztere Firma nicht nur
Eisenportlandzement, sondern auch wirklichen Portlandzement her, wobei aber die
gesamte, als Rohmaterial dienende Hochofenschlacke den nochmaligen Brennprozess
durchgemacht hat.
Nahe verwandt mit den vorhin beschriebenen Schlackensteinen sind die rheinischen
Schwemmsteine, die gleichfalls
in einem damit ausgeführten Gebäude in ihrer praktischen Anwendung aufs
schönste vor Augen geführt werden. Eine Anzahl rheinischer Schwemmsteinfirmen hat
sich zusammengethan, um dieses Gebäude herzustellen, und uni daran die verschiedenen
Techniken des Schwemmsteinbaues zu zeigen. Auch die rheinischen Schwemmsteine sind
aus Schlackensand und Kalk ohne Brennen hergestellt. Der Schlackensand ist in diesem
Falle aber nicht künstlich hergestellt, sondern ein natürliches Erzeugnis der
erloschenen rheinischen Vulkane aus der Gegend von Neuwied. Er bedeckt dort weite
Strecken Landes und ist unter dem Namen Bimssand bekannt. Er wird einfach mit
Kalkmilch angemacht und in Formen geschlagen, worauf die so hergestellten Steine in
zwei Wochen soweit abbinden, dass sie aus dem hölzernen Rahmengestell entfernt
werden können, in das man sie zunächst eingesetzt hat, während sie nach drei bis
vier Monaten versandfähig sind. Massig warme und feuchte Witterung begünstigt das
langsame Abbinden des Materials und die Erzielung eines guten Steines.
Im Jahre 1899 bis 1900 wurden etwa 255 Millionen dieser Steine zu Bahn, zu Schiff
oder zu Achse versandt. Namentlich ist grosse Leichtigkeit ein Vorzug der
rheinischen Schwemmsteine, da das damit hergestellte Mauerwerk nur etwa die Hälfte
des Gewichtes von gewöhnlichem Ziegelmauerwerk hat. Ferner ist die Verbindung der
Schwemmsteine mit dem Mörtel, in den sie eingesetzt werden, äusserst innig, da
einmal beider Zusammensetzung sich ziemlich nahe kommt, andererseits die
Schwemmsteine eine sehr rauhe Oberfläche haben. Ferner ermöglichen sie auch wegen
ihres besonderen grossen Formates ein rasches Mauern; denn zwei Normalschwemmsteine
nehmen denselben Raum ein, wie drei normale Thonziegel.
Eine sehr beliebte Anwendung der rheinischen Schwemmsteine ist die zur Ausmauerung
von Holzbalkendecken. Bei deren Ausführung werden einfache Latten an den beiden
Seiten der Deckenbalken bündig mit der Unterfläche der Balken aufgenagelt und dienen
den auf einer verschiebbaren Schalung aufgelegten Schwemmsteinen als Widerlager,
wobei die mittleren Reihen verkeilt werden. Besser giebt man der Decke eine geringe
Wölbung, indem man hierzu die an die Balken und Latten anliegenden Steine
entsprechend aushaut. Die unteren Balkenflächen werden geplistert und die ganze
Fläche eingeputzt.
Während diese Deckenform sich wenig über die Heimat der Schwemmsteine hinaus
verbreitet hat, ist ihre Verwendung zu Eisenbalkendecken schon verbreiteter;
namentlich die Kleine'sche Decke, die Schürmann'sche Decke und die Felderhoff'sche Decke werden gern mit Schwemmsteinen ausgeführt. Bei
letzterer liegen die Schwemmsteine auf den Flanschen eines aus Eisenblech gestanzten
T-Eisens, das, der Balkenentfernung angepasst, mit den beiden Enden auf den
Flanschen der Deckenträger ruht. Wegen der beiden erstgenannten Decken vergleiche
Band 317, Seite 193.
Im übrigen wird der Bimssand auch vielfach zur Herstellung von Bimsbeton und von
Bimszementdielen benutzt. Auch zur Verzierung von Mauerflächen mit Spritzbewurf wird
Bimssand verwendet. Zur Herstellung dieses Verputzes wird fein gesiebter Bimssand
geringer Korngrösse mit Kalkbrei vermengt und mit der Mauerkelle frei angeworfen.
Durch das leichte Anhaften des Materials an dem Unterputz, sowie durch seine
schnelle Verbindung mit diesem, wird eine schöne gleichmässig rauhe Oberfläche
erzielt.
Im Gegensatz zu der Industrie der kalkhaltigen Steine ist die der gebrannten Ziegel
auf der Ausstellung nicht besonders hervorragend vertreten. Am Rhein wird ja
überhaupt dem Ziegelbau weit weniger Interesse zugewendet, als etwa in
Nord-Deutschland oder den Niederlanden.
Von natürlichen Steinen waren dagegen zahlreicht
Proben in jedem Zustande der Bearbeitung ausgestellt; namentlich fällt hier die
Ausstellung der Westerwälder Basalt-Brüche, G. m. b. H.
in Eiserfeld durch geschmackvolle Anordnung auf. Basaltsteine finden ja heute noch
beim Wasserbau und Tiefbau ausgedehnte Anwendung, während sie im Hochbau kaum mehr
verwandt werden. Im Mittelalter wurden sie vielfach zusammen mit Tuffsteinen in der
Weise vermauert, dass sich Basaltsäulenschichten mit Tuffsteinschichten
abwechselten, wobei die Basaltsäulen als Binder durch die Mauer durchgingen und
aussen mit ihren Köpfen sichtbar waren. Namentlich für Befestigungszwecke war
eine derartige Bauweise beliebt, wie denn z.B. auch die Kölnische Stadtmauer, aus
dem 13. Jahrhundert stammend, in dieser Technik ausgeführt war.
Auch der Bau der Stein- und Thonindustrie-Aktien-Gesellschaft
Brohlthal zu Köln ist hier zu erwähnen. Es ist eine kasemattartige Halle
aus Brohlthaler Tuffstein erbaut, einem Material, das, wie eben erwähnt, früher
äusserst verbreitete Anwendung gefunden hat, das aber in der letzten Zeit wohl mit
Unrecht etwas vernachlässigt worden ist. Der Tuffstein bildete im Mittelalter nicht
nur im Rheinlande, sondern auch in den Niederlanden ein sehr geschätztes
Baumaterial, namentlich für Kirchenbauten, und wurde zu diesem Zwecke vor der
Entwickelung der Ziegel-Industrie in den Niederlanden und in den nördlichen Ländern,
sogar bis Skandinavien hin versandt. Ausser Tuffstein führt die Firma noch vor
Melaphyr-Pflastersteine und Kleinschlag, Phonolit-Kleinschlag, Vulkansand, roh und
fein gemahlen zur Herstellung von hydraulischem Mörtel und dergleichen mehr; ferner
auch ihre Erzeugnisse in feuerfesten Steinen, Klinkern, Belagplatten und
Dinassteinen.
Von ganzen Bauten, die als solche ausgestellt sind, sind weiter noch zu erwähnen die
Arbeiterwohnhäuser. Hierher gehören zwei Krupp'sche
Arbeiterwohnhäuser, das Arbeiterdoppelwohnhaus der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft. Kolonie Nieder-Ewing, sowie
das des Gemeinnützigen Bauvereins zu Remscheid, ferner
das der Odenkirchner Aktien-Baugesellschaft zu
Odenkirchen, das der Rheydter Aktien-Baugesellschaft zu
Rheydt und das der Arbeiterwohnungsgenossenschaft zu
Köln-Süd.
Die Krupp'schen Wohnhäuser sind ja, wie überhaupt die
Wohlfahrtseinrichtungen der Firma Friedrich Krupp,
wegen ihrer Zweckmässigkeit und Schönheit weithin bekannt. Sehr gefällig ist auch
das von dem Gemeinnützigen Bauverein in Remscheid
erbaute Haus, das nach alter bergischer Bauart errichtet ist. Es ist in Holzfachwerk
mit Schieferbekleidung und Ziegelpfannenbedachung ausgeführt, einer Bauart, die sich
namentlich bei Einzelhäusern für das bergische Land als äusserst geeignet, gesund
und widerstandsfähig gegen die Einflüsse der Witterung erwiesen hat.
Das Wohnhaus der Arbeiterwohnungs-Genossenschaften zu
Köln-Süd dagegen bietet kein Beispiel einer glücklichen Architektur; eine
Vereinfachung seiner etwas kleinlich wirkenden äusseren Formen könnte jedenfalls
nichts schaden.
Das Haus der Rheydter Aktien-Baugesellschaft ist nach
dem System Prüss erbaut worden, von dem wir schon Band
317, Seite 221 einiges berichtet haben. Die Umfassungsmauern bestehen aus zwei, je ¼
Stein starken Wänden, die durch senkrecht und wagerecht eingemauerte Bandeisen
erstarkt sind. Der etwa 15 bis 20 cm starke Raum zwischen der vorderen und hinteren
Wand kann mit schlechten Wärmeleitern, wie Asche, Torf oder dergleichen ausgefüllt
werden. Indessen ist von der genannten Baugesellschaft vorläufig nur dieses eine
Ausstellungshaus in der Bauweise nach Prüss hergestellt
worden, während ihre sonstigen Bauten sämtlich in massivem Ziegelmauerwerk errichtet
sind. Einige in den Wänden gelassene Oeffnungen und unverputzte Stellen ermöglichen
es, die Konstruktion näher zu betrachten.
Transportable Häuser sind ausgestellt von der Deutschten
Baracken-Baugesellschaft in Köln a. Rh., und zwar sind dies zwei Bauten in
der Nähe des Verkehrsbureaus, sowie das Ausstellungs-Postamt. Das hier verwendete
System Brümmer stellt eine Abänderung der bekannten Döker'schen Baracken dar. (Vergleiche auch Band 317,
Seite 223–224.) Während die Döcker'schen Baracken aus
einzelnen Tafeln zusammen gesetzt sind, die aus mit einer besonderen Art von Pappe
bekleideten Holzrahmen bestehen, so sind diese Rahmen bei dem Brümmer'schen System nicht mit Barackenpappe, sondern
mit schwedischem Fichtenholz bekleidet, einem Material, das auf die Dauer nicht
rissefrei bleiben wird, sodass der isolierend wirkende innere Luftraum der
Barackentafeln nach einiger Zeit mit der Aussenluft in Verbindung kommen und
dementsprechend seine Isolationsfähigkeit verlieren dürfte.
In der Nähe letzterer Bauten befindet sich auch der Pavillon der Firma Villeroy & Boch, der wahrscheinlich auch nach der
Ausstellungszeit noch erhalten bleiben wird, da er nicht im Vorflutgebiete des
Rheins und auch nicht auf einer später zu bebauenden Stelle des
Ausstellungsgeländes, sondern im Hofgarten gelegen ist, der ja zum Teil in den
Ausstellungsbereich
einbezogen ist. Er zeigt die Verwendung der verschiedenen Arten von Majolika,
Steinzeug, Fliesen, Mosaik, Kurz von allen Arten keramischer Erzeugnisse für die
Zwecke des Bauwesens in schönster Weise, wie denn auch genannte Firma nicht nur auf
dem Gebiete der Porzellan-, Geschirr- und Glas-Industrie, sondern auch auf dem des
Bedarfes an besseren Steingut waren für Bauzwecke schon seit Jahrzehnten den besten
Ruf geniesst.
Namentlich Fliesen haben ausgestellt ganz in der Nähe dieses Pavillons die Firma Wessel's Wandplattenfabrik in Bonn und Lamberty, Servais & Co. in Ehrang bei Trier.
Dagegen hat die Ransbacher Mosaik- und Plattenfabrik
ihre Erzeugnisse in dem vorhin bereits erwähnten Haus der Rheinischen
Schwemmsteinindustrie vorgeführt.
In der allgemeinen Halle für Bauwesen hat Rudolph
Leistner in Dortmund mannigfache Proben seiner Glas-, Thon- und
Steinmosaiken zur Schau gestellt. Von dieser Firma und ihren Erzeugnissen war in den
letzten Jahren namentlich deshalb öfters die Rede, weil sie die Mosaiken am Kaiser
Wilhelms-Denkmal in Berlin geliefert hat, und weil diese Mosaiken bekanntlich Risse
zeigten, die von manchen Seiten auf Fehler in deren Herstellung zurückgeführt
wurden. Dagegen hat es vielleicht grössere Wahrscheinlichkeit für sich, diese Risse
von einem Nachgeben des ausserordentlich schlechten Baugrundes herzuleiten. Ein
bestimmtes Urteil in dieser Sache kann man allerdings ohne genaue Untersuchung des Falles kaum abgeben, und man wird mit um so
grösserem Interesse dem endgültigen Ausgang des Streites entgegensahen dürfen, der
wegen dieser Angelegenheit noch geführt wird, und der trotz jahrelanger Dauer immer
noch nicht entschieden ist.
Gleichfalls Mosaiken, wie auch Mosaikplatten, hat in der grossen Haupthalle die Sinziger Mosaik-Platten- und Thonwarenfabrik
ausgestellt; es wäre zu wünschen, dass deren Erzeugnisse nach der künstlerischen
Seite hin etwas besser durchgebildet wären.
In der Nähe befindet sich auch die Ausstellung der Firma F.
A. Mehlem in Bonn, einer Firma, die auch auf dem Gebiete des sogenannten
Sanitäts- Porzellans, der Wasserleitungsartikel u.s.w. nicht weniger wie auf dem
künstlerisch durchgefürter Erzeugnisse in Porzellan, Steinzeug und Majolika einen
Weltruf besitzt.
Steinzeugröhren für Kanalisation stellen die Vereinigten
Westdeutschen Thonröhrenfabriken in Köln, sowie die Westdeutschen Steinzeug-, Chamotte- und Dinas-Werke G. m. b. H. im
Euskirchen hinter dem nördlichen Teile der grossen Haupthalle aus, eine Ausstellung,
die allerdings durch die Haupthalle einerseits, durch eine zum Zillerthal gehörige
Felsgrotte andererseits verdeckt wird und deshalb recht schwer zu finden ist.
Gehen wir von der Steinzeugindustrie zu der nahe verwandten des Glases über, so ist
auch hier vieles, was den Bau-Techniker interessieren wird.
Die Glas- und Spiegel-Manufaktur A.-G. in Schalke stellt
in der Nähe des Panoramas ihre Erzeugnisse in einem hübschen Bauwerke aus.
Namentlich ist hier auch das von dieser Firma hergestellte Drahtglas zu erwähnen,
sowie das Schwarzglas. Dieses Schwarzglas wird für Firmenschilder, Grabplatten,
Fensterbänke und dergleichen benutzt, und sieht in entsprechender Bearbeitung
schwarzem Marmor sehr ähnlich. Namentlich macht sich sehr gut eine Verzierungsweise,
bei der entweder die Inschriften oder der Grund mit dem Sandstrahlgebläse rauh
geätzt sind, während die übrige Fläche des Glases glatt poliert bleibt.
Der Verein der Rheinischen und Westfälischen
Tafelglashällen stellt in einem frei stehenden Aufbau in der Haupthalle die
zahlreichen Erzeugnisse seiner Mitglieder zur Schau, die für Bauzwecke gebraucht
werden.
Wenn wir uns nunmehr den Erzeugnissen der Metallindustrie zuwenden, so wollen wir
hier von den Baukonstruktionen in Eisen absehen, die wieder ein Kapitel für sich
bilden; wir wollen uns hier vielmehr nur mit den Metallwaren beschäftigen, die an
oder in anderweitig konstruierten Bauten Verwendung finden.
Hierher gehören zunächst Zinkbleche und daraus hergestellte Bedachungen verschiedener
Konstruktionen, wie sie einerseits in der Sammelausstellung der Vereinigten deutschen Zinkwalzwerke, andererseits in
der Ausstellung der A.-G. des
Altenbergs, (Vieille-Montagne) vorgeführt werden. Erstere Ausstellung befindet sich in
einem besonderen Bau, letztere in der grossen Haupthalle. Die Zinkindustrie nimmt
mit Recht einen hervorragenden Platz auf der Düsseldorfer Ausstellung ein, da ja
gerade das Eheinland einen Haupt sitz der Zinkindustrie bildet, Während man früher
bei der Verwendung von Zinkblech zu Bauzwecken es dem einzelnen Bauunternehmer
überliess, die Zinkblechplatten seinem Zwecke entsprechend zuzuschneiden und zu
verlegen, so haben sich in den letzten Jahren die Konstruktionen für Dachdeckung und
Wandbekleidung mit Zinkblech einer besonderen Pflege zu erfreuen gehabt, und es
werden jetzt Platten, Deckleisten Hinnen, Rohre, Zierstücke u.s.w. aus Zinkblech,
genau den Eigenschaften des Materials entsprechend und dem betreffenden
Verwendungszwecke aufs Beste angepasst, von den Werken selber geliefert.
Für die innere Ausstattung von Gebäuden kommen zunächst die Gussstahlglocken des
Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation in Betracht, die in einem an die grosse
Halle dieses Vereins angebauten Turme aufgehängt sind, und die stündlich ihr Geläute
über die Ausstellung erschallen lassen. Sie haben sich bereits an zahlreichen Orten
Eingang verschafft und allgemeinen Beifall gefunden.
An Metallwaren, die gleichfalls den Architekten insoweit interessieren, als sie zur
geschmackvollen Einrichtung fertiger Wohnhäuser Verwendung finden, ist kein Mangel.
Von Zinnwaren nennen wir nur das Kayser-Zinn, ausgestellt in einem besonderen Bau
der rühmlichst bekannten Firma E. Kayser in Köln.
Feiner die in der Metallmischung Orivit ausgeführten Erzeugnisse der Orivit-A.-G. zu Köln-Ehrenfeld. Das Material scheint
dem vorgenannten Kayser-Zinn ziemlich ähnlich zu sein; die Ausführung der einzelnen
Gegenstände ist ebenfalls recht geschmackvoll. Namentlich legt diese Firma auch
grossen Wert auf aus geschliffenem Glas und Metall zusammengesetzte Gefässe und
Schalen. Auch die Erzeugnisse der Krefelder
Metallwarenfabrik Bitter & Gobbers schliessen sich hier an, die ihre
Metallmischung zum Unterschiede von dem vorigen Imperial-Zinn benennt.
Aus der Industrie der Gold- und Silberwaren sind namentlich zu nennen G. A. Beumers in Düsseldorf und Gabriel Hermeling in Köln.
Auch Möbel sind von zahlreichen Firmen in sehr schöner Ausführung ausgestellt. Bei
der grossen Fülle des hier gebotenen Stoffes lassen sich nur wenige Namen
hervorheben. Namentlich fällt die Firma I. Buyten &
Söhne in Düsseldorf hier durch zahlreiche und sehr geschmackvoll
ausgeführte Möbel auf, wie sie auch die von der Ausstellung an und für sich
benötigten Möbel zu einem grossen Teile geliefert hat. A. H.
Schipperges Söhne in Kleinenbroich haben eine grosse Anzahl der
geschmackvoll hergerichteten Ausstellungsschränke geliefert. Glücklicher Weise hatte
die Ausstellungsleitung nämlich den Ausstellern bindende Anweisungen über die
Einrichtung, Anordnung und über die Bezugsquelle für ihre Schränke gegeben, sodass
die grosse Ausstellungshalle keineswegs mit blind zusammengewürfelten und nicht zu
einander passenden Schränken und Aufbauten vollgepfropft ist, sondern alles einen
gut abgestimmten und wohlthuenden Eindruck macht.
Unter den Möbeln nehmen die Kirchenmöbel, namentlich die geschnitzten Altäre, eine
besondere Stellung ein, da sie gewissermassen Bauten für sich darstellen, die eher
unmittelbare Teile der Architektur, als eigentlich Ausstattungsgegenstände sind. Die
Firma Bernard Rincklake in Münster in Westfalen, sowie
Bildhauer Ferdinand Langenberg in Goch haben sehr
schöne derartige Altaraufbauten geliefert.
An Bureaumöbeln ferner, die ebenfalls in der Möbelindustrie eine Sonderstellung
einnehmen, führt insbesondere F. Soennecken in Bonn
seine rühmlichst bekannten und erprobten Gegenstände ausser Wettbewerb vor.
Wenden wir uns von der Möblierung der Wohnungen zu Stoffen, die zum Belegen der
Fussböden und Wände dienen, so sind Thonfliesen schon erwähnt worden. Glasfliesen
stellen die Glasgraphischen Werke vormals I. G. Duntze
in Frankfurt a. M. aus. Diese Glasfliesen zeigen eine vollkommen glatte und sehr
leicht abzuwaschende Oberfläche, während die gerauhte Rückseite mittelst
Marmorzements fest an der Wandfläche haftet. Ferner ist die Rückseite der Fliesen
zwischen dem Glas und der gerauhten Schicht mehr oder weniger geschmackvoll
bedruckt, sodass ein derartig
ausgestatteter Raum, je nach der Wahl der Muster, nicht nur leicht zu reinigen,
sondern auch mehr oder weniger gefällig wirkt. Ersteres dürfte namentlich für
Waschräume, Küchen, Baderäume, Krankenstuben und dergleichen von Wichtigkeit
sein.
Von Linoleum ist hier namentlich die Ausstellung der Rheinischen Linoleumwerke zu Bedburg bei Köln zu erwähnen, die ihr
Linoleum, Lincrusta, System Walton, ausstellt.
Einen eigentümlichen Belag bilden Clouths farbige
Gummifliesen, die von der Rheinischen Gummiwarenfabrik Franz
Clouth in Köln-Nippes ausgestellt sind. Diese Fliesen haben eine
eigentümliche Form, sodass sie in einander eingreifen und weder ausbrechen, noch
auch sich heben können. Sie sind geräuschlos und dauerhaft und von sehr
befriedigendem Aussehen. Für Geschäftsräume, Bibliotheken, Krankenräume, Baderäume
und Schilfe sind diese Gummifliesen sehr geeignet. Ihre Oberfläche ist nicht
schlüpfrig, sodass selbst bei nassem Wetter ein Ausgleiten nicht möglich ist. Jede
Fliese hat eine Grösse von 60 × 60 mm und eine Dicke von 8 mm.
Auf dem Gebiete der Heizung fällt dem Beobachter namentlich die umfangreiche
Ausstellung der Schalker Heerd- und Ofenfabrik F.
Küppersbusch & Söhne in Schalk i. Westf. ins Auge, die alle Arten von
Heerden, Kochapparaten und Heizapparaten für Kohlenfeuerung, Dampf- und Gasheizung
in einem besonderen Bau in der Nähe des Panoramas ausgestellt hat. Auch
Centralheizungsanlagen für Niederdruck-Warmwasserheizung, Abdampfheizung,
Hochdruckdampfheizung, sowie Wascheinrichtungen und Badeanstalten werden von
genannter Firma ausgeführt. Ihre Erzeugnisse erfreuen sich eines weit über die
Grenze ihres von Eheinland und Westfalen hinausgehenden Rufes.
Insbesondere Badeöfen stellt her die Firma J. G. Houben Sohn
Carl, Fabrik patentierter Gasheizöfen und Badeöfen in Aachen, deren
Erzeugnisse sich als zahlreiche Ausführungsformen des sogenannten neuen Aachener
Badeofens darstellen.
Was schliesslich die Industrie der Beleuchtung anbetrifft, so wollen wir hier die
elektrische Beleuchtung übergehen und von den übrigen Beleuchtungsarten nur noch das
Washingtonlicht erwähnen. Dicht neben dem Haupteingang der Ausstellung wird dieses
in und an einem von der Washingtonlicht-Gesellschaft in
Elberfeld ausgestellten Pavillon vorgeführt. Das Washingtonlicht stellt ein
Petroleum glühlicht dar, wobei das Petroleum durch Luftdruck der Flamme zugeführt
und dort verbrannt wird. Es soll sich namentlich für die Beleuchtung von Strassen,
Bahnhöfen, Hallen und von Arbeitsplätzen im Freien eignen, während es für kleinere
Räume sich nicht so sehr empfiehlt, da seine Anwendung nur für Flammen von grösserer
Leuchtkraft vorteilhaft ist.