Titel: | Neue Rauchverbrennungs-Vorrichtung für feststehende und bewegliche Kessel. |
Fundstelle: | Band 317, Jahrgang 1902, S. 738 |
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Neue Rauchverbrennungs-Vorrichtung für feststehende und bewegliche Kessel.
Neue Rauchverbrennungs-Vorrichtung für feststehende und bewegliche Kessel.
Die Rauchbelästigung durch die Fabrikschornsteine und Lokomotiven ist in den
Städten ein so grosses Uebel geworden, dass von allen Seiten, von Fabrikbesitzern,
Lieferanten der Feuerungsanlagen, staatlichen und städtischen Aufsichtsbeamten mit
allen Kräften darauf hingearbeitet wird, dieselbe gänzlich zu verhindern, oder doch
wenigstens auf das geringste Mass zu beschränken. Rauchbelästigungen treten
besonders heftig beim Nachfeuern auf, also beim Aufwerfen frischen Brennmaterials,
weshalb eine Vorrichtung zur Rauchverbrennung in diesem Punkte einsetzen soll.
Bekanntlich kann beim Nachfeuern nicht genügend Verbrennungsluft durch die
Rostspalten hindurchdringen, um die Schwelgase, welche durch die Erwärmung des
frischen Brennstoffes entstehen, vollkommen zu verbrennen, sodass Kohlenstoff in
feiner und gröberer Zerteilung durch den Zug fortgerissen wird und der
Schornsteinmündung als Rauch entweicht.
Textabbildung Bd. 317, S. 738
Fig. 1.
Diesem Uebelstande begegnet Direktionsrat Staby in
Ludwigshafen durch eine Erfindung, welche durch D. R. P. Nr. 122719 und 122903
geschützt worden ist (Fig. 1–7). Dieselbe beruht darauf, der Feuerung vom Augenblicke des Aufschüttens
an bis zur vollständigen Entgasung des frischen Brennstoffes die mangelnde und erst
allmählig mehr zutretende Unterluft durch einen Dampfluftstrahl als Oberluft zu
ersetzen, welcher von aussen selbstthätig zugeführt wird. Diese
Rauchverbrennungsvorrichtung passt die Oberluftmenge der nachgefeuerten Kohlenmenge
in überaus einfacher Weise an und zeichnet sich durch geringe Anlage- und
Unterhaltungskosten, sowie Zuverlässigkeit aus. Sie besteht aus einem Steuerventile
A, einem Dampfbehälter B, einem Strahlgebläse C mit Schallfänger S, den Winddüsen D, dem
Verbindungsrohr E, einem Absperrventile F und den Rohrleitungen zur Verbindung dieser
Teile.
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Fig. 2.
Zur Bethätigung dieser Vorrichtung muss zunächst das Absperrventil F ganz geöffnet werden, sodass der Kesseldampf durch
die Rohrleitung G bis vor das geschlossene Steuerventil
A (Fig. 3) gelangt.
Wird nun zum Zwecke des Nachfeuerns die Feuerthür geöffnet, so wird durch die an der
Feuerthürachse befestigte Drahtschnur der senkrechte Arm H des Winkelhebels nach rechts in die äusserste Stellung gebracht und
damit das Steuerventil A ganz geöffnet. (Fig. 2 und 5.)
Der Kesseldampf gelangt durch das Rohr J nach dem
Behälter B und ladet denselben, während der Durchgang
nach der Leitung K und dem Strahlgebläse C durch den zweiten Bund M
auf; dem Ventilkörper geschlossen bleibt (Fig. 5).
Sobald nach beendigtem Einfeuern die Feuerthür
wieder geschlossen wird, schliesst sich auch das Steuerventil durch den
Kesseldruck (Fig. 3). Der in dem Behälter B befindliche Dampf gelangt durch die Rohre J und K nach dem
Strahlgebläse C, setzt dasselbe in Thätigkeit und bläst
die angesaugte Luft durch die Winddüsen D in breitem,
dünnem Strahle in schräger Richtung in den Feuerraum. Die aufsteigenden Schwelgase
werden von dem Luftstrome getroffen und mit demselben innig gemischt (Fig. 1 und 6), worauf
sich das nunmehr brennbare Gemisch vor der Feuerbrücke entzündet und dabei noch alle
vorhandenen Rauchteilchen verbrennt.
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Fig. 3.
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Fig. 4.
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Fig. 5.
Mit der Entladung des Dampfbehälters B nimmt
gleichzeitig auch Druck und Menge der eingeblasenen Luft langsam ab, bis nach einer
bestimmten Zeit der Dampf völlig verbraucht ist, und damit die Thätigkeit des
Gebläses von selbst aufhört. Der Querschnitt des vom Steuerventil nach dem
Dampfbehälter führenden Rohres J ist so bemessen, dass
eine gänzliche Ladung des Behälters nur dann erfolgt, wenn die Feuerthür und das mit
ihr gekuppelte Steuerventil diejenige Zeit geöffnet bleibt, welche zur normalen
Beschickung des Rostes gewöhnlich erforderlich ist. Bei kürzerer Oeffnung der
Feuerthür erreicht der Druck im Dampfbehälter B nicht
den Kesseldruck; infolge dessen bleibt, der geringeren Füllung des Dampfbehälters
entsprechend, auch das Gebläse nur kürzere Zeit in Thätigkeit und bläst eine
geringere Luftmenge ein. Die eingeblasene Luftmenge wird demnach der nachgefeuerten
Kohlenmenge entsprechend selbstthätig geregelt.
Bei den beweglichen Kesseln, d.h. den Lokomotiven (Fig.
6 und 7), kommt noch eine Zwischenstellung
in Frage, in welcher der Frischdampf aus dem Kessel sowohl in den Dampfbehälter B, als auch in das Strahlgebläse C gelangt. Diese Mittelstellung (Fig. 4) ist erforderlich, wenn der Regulator beim
Anhalten der Lokomotive geschlossen wird, weil in dieser Zeit stets eine heftige
Rauchentwickelung und Ausstossung aus dem Schornsteine stattfindet. Es muss deshalb
eine gewisse Luftmenge während dieser Zeit in die Feuerbüchse eingeblasen werden;
ebenso aber auch beim Anlaufen der Lokomotive, wenn der Abdampf, durch das Blasrohr
gepresst, noch nicht imstande ist, die genügende Luftmenge durch den Rost
anzusaugen. Hier tritt bei geschlossenem Steuerventil A
der Dampf in Thätigkeit, welcher während der Periode des geschlossenen Regulators in
den Behälter gelangte, so dass auch während der Ausfahrt aus dem Bahnhofe eine
Rauchbelästigung nicht auftritt.
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Fig. 6.
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Fig. 7.
Durch die erfolgreiche Verbrennung der Schwelgase wird eine entsprechend hohe
Temperatur und eine gewisse Ersparnis an Brennmaterial erzielt, welche immerhin
erheblich genug ist, um gleich im ersten Jahre die Anschaffungskosten zu decken. Der
Dampfverbrauch dieser Rauchverbrennungsvorrichtung ist verschwindend gering, nämlich
bei jedesmaligem Nachfeuern gleich einer Dampfbehälterfüllung von etwa 0,5 kg Dampf,
sodass auch in dieser Beziehung die Anlage äusserst sparsam arbeitet.
Die Ausführung dieser Stabyschen
Rauchverbrennungsvorrichtung hat die Firma Gebr.
Körting in Körtingsdorf übernommen, welche zu näherer Auskunft gern bereit
ist.