Titel: Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase.
Autor: A. Dosch
Fundstelle: Band 318, Jahrgang 1903, S. 33
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Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase. Von A. Dosch, Köln. (Fortsetzung von Seite 29 d. Bd.) Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Heizgase. VI. Apparate zur Bestimmung der Kohlensäure. a) Allgemeines. Für die Untersuchung der Rauchgase auf ihre Zusammensetzung müssen während der Zeit, während welcher die Güte der Feuerungsanlage ermittelt werden soll, Proben der Verbrennungsprodukte entnommen werden. Zu diesem Zwecke führt man durch die Umgrenzungsmauern der Feuerzüge an denjenigen Stellen, an welchen die Ermittelung stattfinden soll, Rohre aus Glas, Porzellan oder Eisen, welch letzteres jedoch weniger zu empfehlen ist, bis in das Innere der Rauchgaskanäle. Im allgemeinen lässt man die Rohrenden nach innen etwas vorstehen, doch ist dies, wenn die Entnahmestelle sehr nahe dem Feuer, etwa im ersten Zuge liegt, nicht zu empfehlen. Bei einer so hohen Temperatur, wie sie hier unter Umständen herrscht, ist es nicht ausgeschlossen, dass das ins Innere ragende Rohrende und mit ihm der in demselben abgelagerte Russ glühend wird, wodurch die Zusammensetzung der Rauchgase in der Art beeinflusst werden kann, dass sich Kohlenoxyd bildet. Hierdurch wird die durch das Rohr passierende Rauchgasmenge eine andere Zusammensetzung zeigen, als diejenige der wirklichen Verbrennungsgase. Es ist daher für solche Fälle besser, das Entnahmerohr, welches selbstverständlich sorgfältig in das Mauerwerk einzudichten ist und für Reinigung leicht zugängig sein muss, mit dem Mauerwerk innen bündig abschneiden zu lassen. Es kann nun nicht gleichgiltig sein, an welcher Stelle man die Rauchgase entnimmt, da dieselben beispielsweise unmittelbar hinter dem Rost im allgemeinen eine andere Zusammensetzung aufweisen werden, als im Fuchs. Insbesondere wird dies bei solchen Anlagen zutreffend sein, bei welchen die Umschliessungswände der Feuerzüge ganz oder teilweise durch Mauerwerk gebildet werden, dessen Fugen wohl nicht immer so sorgfältig ausgeführt werden, dass sie für Luft undurchlässig sind. Hat man daher die Verbrennungsprodukte an zwei solchen von einander entfernt liegenden Entnahmestellen untersucht, so lässt sich aus den Resultaten beurteilen, wieviel atmosphärische Luft (falsche Luft) auf dem Wege von der einen zur anderen Stelle in die Heizgase übergetreten ist und es lässt sich hieraus der WärmeverlustIn Prozent des Heizwertes. berechnen, welcher durch Eintritt der falschen, nicht zur Verbrennung erforderlich gewesenen Luft herbeigeführt wurde; ferner ist man in der Lage aus dem Kohlensäuregehalte direkt hinter dem Feuer, wo also die Verbrennung eben beendet ist, den Luftüberschuss bei dieser selbst, festzustellen. Bezeichnet z.B. Kv' den Kohlensäuregehalt an der Entnahmestelle I, Kv'' denjenigen an der Entnahmestelle II, so würden die entsprechenden Wärmeverluste durch die Abgase angenähert sein q_v'=0,66\,\frac{T'-t}{K_v'} q_v''=0,66\,\frac{T''-t}{K_v''} wenn T' resp. T'' diejenige Temperaturdifferenz darstellt, welche entstanden wäre, wenn die Gase auch beim Verlassen des Kessels den an den Stellen I oder II ermittelten Kohlensäuregehalt aufgewiesen und sich nicht infolge von zuströmender kalter Luft, sondern nur infolge der Wärmeabgabe an den Kesselinhalt auf diese Temperatur abgekühlt hätten. Lag die Entnahmestelle am Ende des Kessels, so stellt die Grösse von Qv'' den Wärmeverlust durch die Abgase und die Temperatur T'' die Abgastemperatur dar. Der wahrscheinliche Wert der Temperatur T' würde, wenn keine Abkühlung durch hinzutretende kalte Luft eingetreten wäre, grösser ausgefallen sein, als die ermittelte Abgastemperatur T. Die rechnerische Ermittelung derselben dürfte wohl von untergeordneter Bedeutung sein und ist daher hier davon abgesehen. Roh angenähert würde man T' gleich der Abgastemperatur T setzen können, so dass man also erhält: q_v'=0,66\,\frac{T-t}{K_v'} q_v''=0,66\,\frac{T-t}{K_v''} demnach beträgt der Wärmeverlust, welcher durch hinzutretende falsche Luft entstanden ist, angenähert q_{v\ f}=0,66\cdot (T-t)\,\left(\frac{1}{K_v''}-\frac{1}{K_v'}\right) Würde z.B. ermittelt: Kv' = 13%, Kv''= 8% (am Ende des Kessels), sowie T – t.= 250%, so würde sein q_{v\,f}=0,66\cdot 250\cdot \left(\frac{1}{8}-\frac{1}{13}\right) qvf = ∞ 7,9% des Heizwertes. Man sieht hieraus, welch grosser Wert auf eine gute Einmauerung der Dampfkessel zu legen ist. Die Entnahme der Verbrennungsprodukte kann nun entweder kontinuierlich oder zeitweise geschehen und hiernach unterscheidet man die Apparate in solche, welche den Kohlensäuregehalt fortlaufend und in solche, welche denselben nur nach jedesmaliger Füllung.in gewissen Zeitabschnitten festzustellen gestatten. Die ersteren gründen sich auf die Gewichtszunahme der Volumeneinheit durch die entstehen de Kohlen säure, die letzteren auf die Absorption der Kohlensäure oder anderer Gasarten durch bestimmte Absorptionsmittel. Es muss nun ohne weiteres anerkannt werden, dass eine fortlaufende Orientierung über die Höhe des Kohlensäuregehaltes ein weit genaueres Bild von dem Arbeiten einer Feuerung giebt – vorausgesetzt, dass die Angaben an und für sich genau sind – als wenn nur eine zeitweise Feststellung möglich ist, bei welchem letzteren Verfahren man nicht immer die Gewissheit hat, einen wirklichen Mittelwert zu erhalten. Der Wunsch, jeden Augenblick die Höhe des Kohlensäuregehaltes feststellen zu können, um durch das erhaltene Resultat eine Handhabe zu besitzen, durch entsprechende Bedienung des Feuers und überhaupt der Anlage, auf die Höhe des Kohlensäuregehaltes und damit auf die Güte der Verbrennung einwirken zu können, führte zur Konstruktion verschiedener derartiger Apparate. Dieselben gestatten, durch einen Zeiger oder dergleichen auch einem Nichtfachmanne den Kohlensäuregehalt, welcher vollständig selbstthätig angezeigt wird, jederzeit abzulesen. So kann sich auch der Heizer durch einen Blick auf den Apparat von dem Stande des Feuers und dem Arbeiten seiner Anlage überzeugen und es ist ihm mithin die Möglichkeit gegeben, bei sinkendem Kohlensäuregehalte die entsprechenden Vorkehrungen zu treffen, um denselben wieder zu heben. Ferner ist es durch besondere Vorrichtungen bei derartigen Apparaten möglich, den Kohlensäuregehalt selbstthätig aufzuzeichnen, so dass man hierdurch in der Lage ist, die Thätigkeit des Heizers zu kontrollieren, auch ohne dass letzterer persönlich überwacht zu werden braucht. Es muss nun bemerkt werden, dass Apparate, wie sie hier ins Auge gefasst sind, verhältnismässig hohe Anlagekosten erfordern, und dass auch die Anbringung selbst mit ziemlichen Zeitverlusten verknüpft ist, so dass dieselben nur da am Platze sein können, wo man die Absicht hat, sie andauernd zu verwenden. Durch die unter Umständen ziemlich lange Zuleitung und durch die meist grosse Kompliziertheit derartiger Apparate kann ferner die Genauigkeit der Angaben nicht unwesentlich leiden. Handelt es sich daher darum, den Kohlensäuregehalt möglichst genau und nur während einer gewissen Zeit zu bestimmen, so sind Apparate für kontinuierliche Anzeige nicht am Platze und man wird dann vorteilhaft zu der zweiten Art übergehen. Da diese jedoch den Kohlensäuregehalt nur in gewissen Zeitabschnitten anzeigen, so musste man bestrebt sein, den Vorteil grösserer Genauigkeit mit demjenigen kontinuierlicher Angabe – neben bequemer Transportfähigkeit des Apparates – zu vereinigen. Zur Erreichung dieses Zieles führen zwei Wege: Entweder saugt man während der ganzen Versuchszeit ein kontinuierliches Gasvolumen in einen oder mehrere genügend grosse Behälter und untersucht diese Rauchgasmenge erst später im Laboratorium; oder man benützt mehrere einzelne Apparate, so dass immer einer derselben zur Untersuchung steht, während ein anderer gefüllt wird. Welches von beiden Verfahren anzuwenden ist, dürfte sich aus den einzelnen Fällen wohl von selbst ergeben. Für Untersuchungen, bei welchen es nicht auf äusserste Genauigkeit ankommt, und für welche ausgedehnte Hilfsmittel und Hilfskräfte nicht zur Verfügung stehen, genügt es, wenn die Rauchgase in gewissen, möglichst kurz zu wählenden Zeitabschnitten untersucht werden, da sich ja immerhin die Zusammensetzung der Rauchgase nicht allzu rasch ändert. Um den Mittelwert aus den Untersuchungen zu erhalten, würden sämtliche Werte zu addieren und die Summe durch die Anzahl zu dividieren sein. Derartige Apparate können natürlich nur in der Hand Sachkundiger zur Ermittelung des Kohlensäuregehaltes dienen. Im nachstehenden möge nun eine Uebersicht über die zur Bestimmung der Kohlensäure der Heizgase benutzten und in der Praxis schon zum-Teil zur Einführung gebrachten Apparate folgen. Eingeteilt wurden dieselben hier darnach, ob sie das Gewichtsverhältnis (Kg) oder das Volumenverhältnis (Kv) der Kohlensäure zu den Heizgasen direkt messen. In beiden Fällen zeigt jedoch der Apparat den Kohlensäuregehalt in Volumenprozenten an, da die Skala der ersteren Art ebenfalls dementsprechend festgestellt und eingeteilt wurde. b) Apparate, auf der Gewichtszunahme der Rauchgase durch die Kohlensäure beruhend. Bei diesen Apparaten wird ein kontinuierlicher Strom Verbrennungsprodukte durch den Apparat geleitet und die Gewichtszunahme der im Apparate eingeschlossenen Rauchgasmenge gegenüber derselben Menge gewöhnlicher atmosphärischer Luft bestimmt. Man ist mithin in der Lage, jeden Augenblick den Gehalt der Gase an Kohlensäure abzulesen. Werden die Volumina der Rauchgase resp. der Luft, die gegeneinander verglichen werden sollen und welche der Einfachheit wegen stets als gleich angenommen werden, mit v bezeichnet, bedeuten ferner sL und sG die spezifischen Gewichte der Luft und der Abgase, so ist das Gewicht der Luft gL = v . sL dasjenige der Gase gG = v . sG mithin beträgt die Gewichtsdifferenz bei 0° C. gD = v (sGsL) Da die Luft immer die Temperatur im Kesselhause hat, die verhältnismässig wenig schwankt, so kann sl als gleichbleibend vorausgesetzt werden. Das spezifische Gewicht der Abgase beträgt bei 0^{\circ}\,\frac{G_g}{G_v} bei dagegen s_g'=\frac{G_g}{G_v\,\frac{273+t}{273}} Demnach beträgt die Gewichtsdifferenz bei g_D'=v\,\left(\frac{G_g}{G_v\,\frac{273+t}{273}}-s_L\right) Es betrug nun Gg = 3,667 C + Oe (4,31 . φ – 1) und G_v=\frac{1,854\,C}{K_t} Mit diesen Werten wird g_D'=v\,\left(\frac{[3,667\cdot C+O_e\cdot (4,31\,\varphi-1)]\,K_v}{1,854\cdot C\cdot \frac{273+t}{273}}-s_L\right) Hieraus ergiebt sich K_t=\frac{(g_D'+v\cdot s_L)\cdot 1,854\,C\cdot \frac{273+t}{273}}{[3,667\,C+O_e\,(4,31\varphi-1)]\cdot v} Die Gewichtsdifferenz gD' würde abhängig sein ausser von dem Volumen v, von der Zusammensetzung des betreffenden Brennstoffes, von dem Verhältnis φ, sowie von der Temperatur t der Rauchgase, welche in den Apparat eintreten. Da auf diese Temperatur bei den Messungen an sich keine Rücksicht genommen wird, die Messskala des Apparates vielmehr nur für eine bestimmte Temperatur gilt, so liegt hierin ohne Zweifel eine Fehlerquelle. Um hieraus sich ergebende Fehler zu vermeiden, ist es daher erforderlich, die Gase mit möglichst niedriger Temperatur in den Apparat treten zu lassen, sowie letzteren vor Wärmestrahlen zu schützen. Die Apparate dürfen also nicht zu nahe dem Kessel hängen und ebenso dürfen sie Sonnenstrahlen nicht ausgesetzt sein. 1. Die Arndtsche Gaswage. Hergestellt von der Firma: Wwe. Joh. Schumacher, Köln. Die Arndtsche Gas wage oder das Oekonometer besteht zunächst aus dem Oekonometergehäuse 1 (Fig. 3), welches an einem gut belichteten Orte so aufgehängt werden soll, dass es vom Heizerstande aus gut sichtbar, sowie vor direkter Wärmestrahlung der Feuerung und auch vor direkter Einwirkung der Sonnenstrahlen geschützt ist. Selbstverständlich niuss die Aufhängung eine entsprechend solide sein. Der Hauptteil des Apparates ist die eigentliche Wage, welche aus dem Wagebalken 2 (Fig. 4), dem Wiegegefäss 3 und dem Kompensationsgefäss 4 besteht. Diese beiden Gefässe, welche in unbelastetem Zustande genau gleich schwer sein müssen, sind mittels empfindlicher Pfannen und Schneiden an dem Wagebalken aufgehängt. Das untere offene Ende des Wiegegefässes 3 ist in einen Hals 5 ausgezogen und kann sich frei in dem Glasstutzen 6 bewegen, welcher auf dem Brettchen 7 aufsitzt und den seitlichen kleinen Stutzen 8 besitzt. Ueber letzteren ist der Schlauch 9 gestülpt und durch diesen steht Stutzen 8 mit der Gasableitung in Verbindung, die weiter durch eine mittels Kautschukpfropfens 10 in der Gehäusewand eingedichtete Glasröhre 11 hergestellt wird (Fig. 3). Textabbildung Bd. 318, S. 35 Fig. 3. Oekonometergehäuse zur Gaswage von Arndt. Textabbildung Bd. 318, S. 35 Fig. 4. Arndts Raucngaswage. In den Glasstutzen 6 ist das Steigrohr 12 eingeschmolzen, welches am oberen Ende mit einer kugelförmigen Erweiterung versehen ist und in das Innere des Wiegegefässes hineinragt. An dem Umfange der Erweiterung befinden sich kleine Oeffnungen, durch welche das Gas austreten kann. Das Steigrohr 12 steht am unteren, aus dem Glasstutzen herausragenden Ende durch Gummischlauch 13 und Glasrohr 14 (Fig. 3) mit der Gaszuleitung in Verbindung. Diese letztere wird ebenfalls durch ein mittels Kautschukpfropfens in die Gehäusewand eingedichtetes Glasrohr hergestellt. Um den ganzen Apparat und insbesondere die eigentliche Wage vor Staub und anderen Beeinflussungen zu schützen, muss das Gehäuse entsprechend verschlossen werden. Dies geschieht mittels der Glasscheibe 16, Gummidichtung 17, Deckel 18 (Fig. 5) und Schrauben 19 (Fig. 4) in der Weise, dass der schmälere Teil der Gummidichtung zwischen Glasscheibe und Kasten, der breitere Teil zwischen Glasscheibe und Deckel zu liegen kommt, da letzterer weniger eben ist, als die gehobelte Kastenschlussfläche. Die Zu- und Ableitung der Gase geschieht durch eine Rohrleitung aus sorgfältig gerade gerichteten, ¼'' weiten Gasrohren, welche von den Gasentnahmestellen nach demApparate und von diesem nach dem Fuchse zurückführen. Vor dem Verlegen müssen die Rohre sorgfältig untersucht werden, ob sie vollständig rein sind. Die Verbindung der einzelnen Rohrstücke kann entweder durch sorgfältig mit Hanf und Mennige abgedichtete Muffen, oder durch Schlauchstücke erfolgen. Die Rohre müssen mit etwas Neigung verlegt werden, damit dem sich bildenden Wasser Gelegenheit geboten ist, abzulaufen. Textabbildung Bd. 318, S. 35 Fig. 5. Kastenverschluss. Textabbildung Bd. 318, S. 35 Fig. 6. Strahlapparat. Das Ansaugen der Gase selbst wird durch einen kleinen Luftstrahlapparat (Fig. 6) bewerkstelligt, welcher durch den natürlichen Kesselzug selbst bethätigt wird, indem durch die Düse 20 und das ¾ Zoll weite Rohr 21 ein kontinuierlicher Luftstrom infolge der Zugwirkung des Schornsteines streicht, welche seinerseits wieder eine saugende Wirkung auf die Gase im Ableitungsrohr 22 ausübt, welch letzteres nach dem Apparate führt. Die saugende Wirkung im Rohr 22 wird dadurch hervorgerufen, dass infolge des durch die Düse 20 gehenden Luftstrahles in der Kammer k eine Luftverdünnung erzeugt wird, welche bewirkt, dass die Rauchgase in ununterbrochenem Strome zirkulieren. Zur weiteren Vervollständigung und zum ordnungsgemässen Arbeiten des Apparates sind in das Gaszuströmrohr noch verschiedene kleine Neben-Apparate eingeschaltet. Kurz vor der Vereinigung der beiden nach zwei verschiedenen Gasentnahmestellen führenden Rohre 23 und 24 (Fig. 7), deren Verbindung durch das U- Stück 25 hergestellt wird, ist ein Wassersack 26 angebracht, welcher von vornherein mit Wasser gefüllt wird und alles aus den Rohren 23 und 24 kommende Wasser aufnimmt und überlaufen lässt. Textabbildung Bd. 318, S. 35 Fig. 7. Nebenapparate im Gaszuströmrohr. Das Gasentnahmerohr selbst ist durch Fig. 8 dargestellt und besteht aus einem ¾ Zoll weiten Rohrstück 27, welches am besten aus Glas oder Porzellan besteht. Um dasselbe zeitweise von Russ und Flugasche reinigen zu können, erhält es am oberen herausragenden Ende einen abnehmbaren Verschlussstopfen 28. Die Verbindung zwischen Entnahmerohr und Gaszuleitung geschieht durch Muffe 29, in welche der Verschlussstopfen 28 mittels Kautschukringes 30 eingedichtet ist. Auf dichtes Einsetzen des Stopfens 28 und des Gasentnahmerohres in das Mauerwerk mittels Lehm oder dergl. ist besonders zu achten. Die Entnahmeröhren müssen ferner soweit in die Feuerzüge eingeführt werden – mit Ausnahme der unmittelbar hinter dem Feuer befindlichen –, dass die Rohrmündung möglichst mitten im Gasstrom liegt (vergl. Fig. 8 und 9); keinesfalls dürfen die Röhren an einer Stelle angebracht werden, an welcher die Ablagerung von Flugasche zu befürchten ist. Textabbildung Bd. 318, S. 36 Fig. 8. Gasentnahmerohr. Textabbildung Bd. 318, S. 36 Fig. 9. Anordnung des Gasentnahmerohres im Fuchs. Bei dem Gasentnahmerohr 31 (Fig. 9) am Kesselende resp. im Fuchs, ist darauf zu achten, dass infolge der Schieberstellung der Gasstrom vor dem Schieber – wenn dieser nahezu geschlossen ist – eine Richtung nach abwärts annimmt; man führt deshalb dieses Rohr in einer entsprechenden Entfernung E vom Schieber S, in den Fuchs ein. Um alle Unreinigkeiten und etwa noch in den Rauchgasen enthaltenes Wasser aus denselben zu entfernen, müssen die Gase mehrere Filter (32, 33, 34, 35, Fig. 7) mit darunter liegenden Wassersäcken passieren. In den Filtern 32, 33 und 34 befindet sich lose Watte (vergl. Fig. 10), während in dem vierten Filter 35 Chlorcalcium in Stücken von 10 bis 15 mm Korngrösse eingebracht wird und dazu dient, alles in den Gasen etwa noch enthaltene Wasser aufzunehmen und festzuhalten. Die Watte in den Filtern 32, 33 und 34 sowohl als auch das Chlorcalcium müssen von Zeit zu Zeit erneuert werden. Textabbildung Bd. 318, S. 36 Fig. 10. Wattefilter. Eine wesentliche Bedingung für richtiges Funktionieren der Gaswage ist das Vorhandensein von reiner atmosphärischer Luft im Oekonometerkasten. Um dies zu erreichen, ist rechts oben im Kasten eine Oeffnung vorgesehen, welche mittels des Kautschukpfropfens 36 verschlossen ist (Fig. 11). Letzterer ist durchbohrt und in der Oeffnung befindet sich eine mit der Spitze nach innen gekehrte, teilweise mit Watte gefüllte Glasdüse. Durch dieselbe strömt beim Funktionieren des Apparates immer eine geringe Menge Luft, welche mit den Heizgasen durch Stutzen 10 wieder abgesogen wird und mithin ein Uebertreten von Heizgasen in den Oekonometerraum verhindert. Textabbildung Bd. 318, S. 36 Fig. 11. Neben Dichtheit der Gaszuleitung ist ferner ein Haupterfordernis für ein richtiges Anzeigen des Apparates, dass die Rauchgase mit nicht zu grosser Geschwindigkeit durchdie Leitungen gehen, d.h. dass sie langsam in das Wiegegefäss eintreten, also keine blasende Wirkung auf dasselbe ausüben. Es ist dies sehr einfach dadurch kontrollierbar, dass man gewöhnliche Luft durch den Apparat saugt, indem man die Leitung etwa an dem -Rohr 25 (Fig. 7) unterbricht und dass sich dann der Zeiger der Wage auf den Nullpunkt der Skala einstellen muss. Ist dies nicht der Fall, so ist die Geschwindigkeit des zuströmenden Gases zu gross und muss dann ein künstlicher Leitungswider stand in das Gaszuleitungsrohr eingeschaltet werden. Hierzu setzt man an beliebigen Stellen eine entsprechende Anzahl düsenartig zugespitzter Glasröhrchen und zwar mit der Spitze gegen den Gasstrom, in die Absaugeleitung ein (Fig. 12), bis der Zeiger sowohl bei Nichtbetrieb des Gebläses, als auch wenn dasselbe nur gewöhnliche Luft saugt, ruhig auf dem Nullpunkt stehen bleibt. Zur Untersuchung auf Dichtheit der Gasleitung dient der Zugmesser 37 (Fig. 11) in der Weise, dass man die Lufteinlassdüse 36 mit dem Finger schliesst und die Schläuche dicht bei den Entnahmeröhren 23 bezw. 24 (Fig. 7) mittels der vorgesehenen Quetschhähne abquetscht, sowie ebenso Schlauch 22 bei dem Strahlapparat, während im übrigen die Leitung ohne Unterbrechung bleibt. Sobald hierauf die vorher vom Schornsteinzug angesaugte Wassersäule im Zugmesser stehen bleibt, ist die Anlage dicht; andernfalls muss sie nachgedichtet werden. Textabbildung Bd. 318, S. 36 Fig. 12. Widerstandsdüse. Um die Wage ausbalancieren, resp. auf den Nullpunkt der Skala einstellen zu können, ist an dem unteren Ende des Kompensationskörpers 4 (Fig. 4) ein Schälchen 38 zur Aufnahme von Ausgleichsgewichten aufgehangen. Die Schneiden der Wage sind aus Stahl und vergoldet, die Pfannen der Schneiden dagegen sind aus Achat gefertigt, um sowohl eine möglichst grosse Empfindlichkeit inbezug auf Gewichtsunterschiede, als auch eine möglichst grosse Widerstandsfähigkeit gegenüber den Einflüssen der Rauchgase zu. erhalten. Die Wirkungsweise des Apparates dürfte nach dem vorstehenden unschwer zu erkennen sein. Da das Wiegegefäss 3 (Fig. 4) an dem Wagebalken gut ausbalanciert ist, so wird dasselbe, da es rings von reiner atmosphärischer Luft umgeben ist, einen Auftrieb erleiden oder es wird sinken, je nachdem ein leichteres oder schwereres Gas in das Gefäss strömt. Die im Wiegegefässe eingeschlossene und durch dasselbe zirkulierende Rauchgasmenge ist nun stets schwerer als das nahezu gleich grosse VolumenWird die Wandstärke des Wiegegefässes berücksichtigt, so ergiebt sich für die atmosphärische Luft ein dieser Stärke entsprechendes grösseres Volumen. Kompensiert scheint dieser Fehler dadurch zu werden, dass im Innern des Apparates eine gewisse Luftverdünnung hergestellt werden kann. atmosphärischer Luft, welches es umgiebt und diese Gewichtsdifferenz wird sich durch Sinken des Gef ässes anzeigen. Da hier ein und dasselbe Gefäss zum Abwiegen beider in Vergleich zu ziehender Volumina benutzt wird, so kann das Kompensationsgefäss von beliebiger Gestalt sein; in der That werden diese Kompensationskörper neuerdings aus einem massiven Glasstabe hergestellt. Wie man aus der Beschreibung des Apparates ferner ersieht, müssen – wie dies allerdings bei anderen Apparaten, welche gleichfalls das Gewicht der Heizgase zur Kohlensäurebestimmung verwenden – eine ganze Reihe Bedingungen erfüllt sein, wenn der Apparat den thatsächlichen Verhältnissen entsprechende Angaben liefern soll. Es lässt sich daher sagen, dass diese und ähnliche Vorrichtungen wohl da angebracht sind, wo dieselben sorgfältig behandelt und äusserst sauber instand gehalten werden. Sie werden aber in diesem Falle ihren Zweck auch erfüllen. In Betrieben jedoch, in welchen diesen Bedingungen nicht entsprochen werden kann, dürfte der Apparat, so sinnreich derselbe auch ausgedacht sein mag, nicht angebracht erscheinen. Dies wird natürlich für alle derartigen Apparate zutreffen. Die Angaben werden im übrigen, wie bei allen auf gleicher Basis beruhenden Vorrichtungen, bei stark schwefelhaltiger Kohle durch das Vorhandensein des mit ziemlich grossem spezifischen Gewichte behafteten Schwefeldioxyds etwas zu gross ausfallen. Der Apparat in der vorbeschriebenen Konstruktion zeigt den Kohlensäuregehalt wohl fortlaufend an, die Angaben müssten jedoch, wenn man ein Bild des gesamten Verlaufes haben wollte, in kurzen Zeitabschnitten einzeln niedergeschrieben werden. In den meisten Fällen, z.B. zur Beurteilung der Thätigkeit des Heizers genügt es jedoch, wenn man Aufschluss über den Durchschnittskohlensäuregehalt während einiger Stunden erhält und diese Probe beliebig oft wiederholen kann. Diesem Zwecke soll das sogen. Rauchgasmischgefäss dienen, welches den Wert der Rauchgaswage wesentlich erhöht. Mit Hilfe dieses Rauchgasmisehgefässes können seitens des aufsichtführenden Beamten in gewissen Zeitabschnitten Aufzeichnungen über die durch einen bestimmten Heizer erzielten Feuerungsresultate gewonnen werden, welche Feststellung ferner noch den Wert hat, dass der Heizer sich unter steter Kontrolle weiss und daher bemüht bleibt, mit Hilfe des Oekonometers nur beste Resultate zu erzielen. Einen weiteren Nutzen bietet das Rauchgasmischgefäss in Verbindung mit einem zweiten Strahlapparat dadurch, dass durch die Wirkung des letzteren etwa die doppelte Menge Rauchgase gegen sonst bis in die unmittelbare Nähe des Oekonometers gesaugt wird. Die Gase gehen deshalb mit doppelter Geschwindigkeit bis fast zum Apparate, wodurch ein ungefähr doppelt so rasches Anzeigen aller Aenderungen in der Feuerung erzielt wird. Die allgemeine Gestaltung des Rauchgasmischgefässes geht bei seiner Einfachheit ohne weiteres aus Fig. 13 hervor. Der Apparat wird mit den Schlauchstutzen g und h am besten unmittelbar unter der Gaswage in die Leitung zu dieser eingeschaltet, so dass die Gase bei geöffnetem Hahn b direkt zur Wage gehen. Es ist bei Anbringung des Mischgefässes erforderlich, einen zweiten Strahlapparat anzuwenden, welcher durch Rohrleitung mit dem Schlauchstutzen i in Verbindung gesetzt wird. Dieser zweite Strahlapparat B saugt bei geöffneten Hähnen a und d und bei geschlossenem Hahn c eine gewisse Menge Gase durch den ca. 20 l fassenden Sammelbehälter A, welcher sich in etwa 1 bis 2 Stunden füllt. Die Gase mischen sich darin vollständig und stellen den Durchschnitt während der angegebenen Zeit dar. Der direkte Gasdurchgang zum Oekonometer und das Sammelnim Behälter findet also, wenn alle Hähne ausser c geöffnet werden, gleichzeitig statt. Kann man nun bei der erstmaligen Ingebrauchnahme nach etwa zwei Stunden annehmen, dass alle Luft aus dem Behälter entfernt ist, so braucht man nur, um den Durchschnittskohlensäuregehalt zu ermitteln, die Hähne b und d zu schliessen und c zu öffnen, wodurch der direkte Durchgang gesperrt wird und nur noch Gase aus dem Sammelbehälter zum Oekonometer gelangen können. Das letztere zeigt den Durchschnittsgehalt dann nach 1 bis 2 Minuten an. Textabbildung Bd. 318, S. 37 Fig. 13. Zur Beobachtung des Gasdurchganges sind am Sammelgefäss Schauglasröhrchen e und f angebracht, welche, wie in Fig. 13 angedeutet, mit einem dünnflüssigen Oel zu füllen sind. An der unteren Schlauchverbindung giesst man erst etwas Wasser ein, da Oel den Gummi angreift. Der Oelspiegel ist durch Verschieben des Glasstabes l im Schlauch k einstellbar und entsprechend der Figur zu justieren, so dass alle Gase den Oelspiegel passieren müssen; etwa 60 bis 100 Blasen in der Minute entsprechen dem richtigen Durchgang. Die Regulierung erfolgt durch die Drosselhähnchen m und n, doch ist darauf zu achten, dass die Wage nicht durch zu starke Strömung beeinflusst wird (vergl. weiter oben). Hat man sich von dem richtigen Gasdurchgang vergewissert, so kann man durch Herabziehen des Glasstabes l den Durchgang ganz freigeben. Das Oel kann event. durch Glyzerin ersetzt werden, Avelches weniger rasch verdunstet, sich aber leicht verdickt und dann den Gasdurchgang erschwert. (Fortsetzung folgt.)