Titel: | Moderne Dampfkesselanlagen. |
Autor: | O. Herre |
Fundstelle: | Band 318, Jahrgang 1903, S. 353 |
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Moderne Dampfkesselanlagen.
Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer in
Mittweida.
(Fortsetzung von S. 21 d. Bd.)
Moderne Dampfkesselanlagen.
D. Wasserrohrkessel.
Die Konstruktion der Wasserrohrkessel ist eine ausserordentlich mannigfaltige. So
einfach auf den ersten Blick die Aufgabe des Kesselkonstrukteurs ist, eine wirksame
Heizfläche durch zweckmässige Gruppierung einzelner Rohre herzustellen, so
verschieden sind die Lösungen dieser Aufgabe.
Obwohl sich für ortsfeste Dampfkesselanlagen bereits gewisse erprobte Konstruktionen
als endgiltige Typen auszubilden scheinen, schafft der Erfindergeist doch
fortwährend neue Formen, von denen freilich die meisten ausser einer oft
absonderlichen Formgebung und Gruppierung der Rohre nichts aufweisen, was irgend von
Bedeutung wäre.
Besonders zahlreiche Neuerungen tauchen aber auf dem Gebiete der
Schiffs-Wasserrohrkessel auf, weil hier bezüglich der Kaumausnutzung, des gelingen
Eigengewichtes und der Unempfindlichkeit gegenüber plötzlichen
Temperatur-Schwankungen viel höhere Anforderungen als bei den Landkesseln gestellt
werden und es infolgedessen auch viel schwerer ist, eine allen Bedingungen genügend
entsprechende Konstruktion zu schaffen.
Die Einteilung der Wasserrohrkessel kann nach der Form, der Lage und Gruppierung der
Rohre und nach der Art der Verbindung der Rohre untereinander getroffen werden. Man
könnte hiernach zunächst Kessel mit geraden und Kessel mit gebogenen Röhren
unterscheiden.
Bei den Kesseln mit geraden Röhren können entweder einfache Röhren oder auch
Doppelröhren nach Art der Fieldröhren verwendet werden. Die Lage der Röhren ist mit
Rücksicht auf die Erzielung eines lebhaften Wasserumlaufes meistens etwas gegen die
Horizontale geneigt oder auch vollständig vertikal.
Die Verbindung der Röhren untereinander erfolgt entweder in besonderen Wasserkammern,
von denen bei einfachen Röhren gewöhnlich zwei je eine an den beiden Enden bei
Doppel röhren dagegen gewöhnlich nur eine vorhanden ist, oder durch Krümmer bezw.
Kuppen, welche dann gewöhnlich nur zwei Röhren miteinander verbinden. Manchmal
werden auch die sämtlichen Röhren einer vertikalen oder auch einer horizontalen
Rohrreihe miteinander verbunden.
Hie Art der Verbindung beeinflusst hauptsächlich die Wasserbewegung, den
Feuchtigkeitsgehalt des Dampfes, die Unempfindlichkeit gegenüber
Temperaturschwankungen der Heizgase und die Auswechselbarkeit der Rohre.
Kessel mit gebogenen Röhren werden meistens als Schiffskessel gebaut. Die gebogene
Form der Rohre gestattet in vielen Fällen eine bessere Anschmiegung an die
Schiffsform und eine bessere Gestaltung des Feuerraumes und der Feuerzüge. Ferner
können die gebogenen Rohre Formänderungen infolge von Wärmewirkungen sehr gut
aufnehmen, sic eignen sich daher für sehr schnelles Anheizen und starken
Dampfverbrauch. Trotzdem haben sich aberauch Kessel mit geraden Röhren als
Schilfskessel sehr gut bewährt.
Bei den Dampfkesseln mit gebogenen Röhren kann die Einteilung am besten nach der Zahl
und Lage der Sammler erfolgen.
Für die Beurteilung der Vor- und Nachteile der Wasserrohrkessel liegt bereits ein
umfangreiches Material vor. Dasselbe ist geeignet, einerseits die vielfach zu weit
getriebene Wertschätzung der Vorzüge der Wasserrohrkessel auf das richtige Maass
zurückzuführen, andererseits aber auch viele Einwände gegen den Wasserrohrkessel zu
entkräften. Tatsache ist es, dass trotz der heftigen Gegnerschaft die Verbreitung
der Wasserrohrkessel stetig zunimmt, was gewiss nicht allein durch eine lebhafte
Reklame, sondern durch wirkliche Vorzüge erklärt werden muss. Besonders i bei den
Landkesseln, wo die Erfahrungen einer langen Reihe von Jahren zur ununterbrochenen
Verbesserung der Konstruktion ausgenutzt werden konnten, sind Systeme entstanden,
welche den Grosswasserraumkesseln in gewissen Fällen gleich zu achten oder manchmal
sogar vorzuziehen sind. Bei den Schiffskesseln, wo die Erfahrungen noch nicht so
reichhaltig, die Anforderungen dagegen besonders hohe sind, befinden sich die
Wasserrohrkessel noch im Entwickelungsstadium, doch kann schon jetzt erkannt werden,
dass die Zukunft des Schiffskesselbaues im Zeichen der Wasserrohrkessel steht, wozu
in erster Linie die noch immer andauernde Steigerung in der Anwendung höherer
Dampfspannungen die Veranlassung ist. Für die jetzt allgemein üblichen
Dreifachexpansions-Maschinen reicht der schottische Kessel und der Lokomotivkessel
gerade noch aus. Mit der beginnenden Einführung der Vierfachexpansions-Maschine;
steigt aber die Dampfspannung so bedeutend an, dass die notwendige Blechdicke und
die Verankerung der schottischen und der Lokomotiv-Kessel ihre Herstellung so
erschwert und kostspielig macht, dass die, Wasserrohrkesse] hierin gewiss eine
entscheidende Ueberlegenheit erlangen werden.
Als allgemeine Vorteile der Wasserrohrkessel werden gewöhnlich angeführt:
1. Geringes Gewicht.
2. Geringe Raumbeanspruchung.
3. Geringe Reparaturkosten.
4. Schnelles Anheizen.
5. Guter Wasserumlauf.
6. Gute Wärmeausnutzung.
7. Anwendung hoher Dampfspannungen.
8. Geringer Preis.
Als allgemeine Nachteile der Wasserrohrkessel werden gewöhnlich genannt:
1. Die Erzeugung nassen Dampfes.
2. Schwankungen der Dampfspannungen bezw. Ueberkochen bei stark
wechselnder Dampfentnahme.
3. Schlechte Verbrennung.
4. Empfindlichkeit gegen schlechtes Speisewasser.
Das geringe Gewicht der Wasserrohrkessel ist die naturgemässe Folge des kleinen
Wasserraumes, da das Leergewicht der Wasserrohrkessel nur unbedeutend geringer zu
sein pflegt als dasjenige der Grosswasserraumkessel. Bei Landkesseln kommt der
Vorteil des geringen Gewichtes in der Regel nur für die Fundamentierungsarbeiten in
Frage, ist demnach nur gering; bei Schilfskesseln dagegen kann bei sonst gleicher
Leistungfähigkeit – was aber vielfach nicht zutrifft – die Ladefähigkeit des
Schiffes in demselben Grade erhöht werden, wie das Kesselgewicht vermindert wird. Da
aber das Mindergewicht, wie schon bemerkt, in der Hauptsache durch den kleinen
Wasserraum erzielt wird, so sind auch die Nachteile desselben in Rechnung zu
ziehen.
An dieser Stelle sei auch ein Vorteil der Wasserrohrkessel erwähnt, der weniger durch
das geringe Gesamtgewicht, als durch das geringe Gewicht der einzelnen
Konstruktionsteile, aus denen sich der Kessel zusammensetzt, veranlagst wird. Dieser
Vorteil besteht in dem erleichterten Transport, der für Gegenden mit wenigen oder
schlechten Verkehrswegen nicht zu unterschätzen ist, Für Gebirgsländer und für nicht
völlig aufgeschlossene Gebiete, wo als ausschliessliche Transportmittel Lasttiere in
Frage kommen, pflegt der Wasserröhrenkessel, besonders derjenige ohne Wasserkammern,
der einzig brauchbare zu sein.
Der Vorteil der geringen Raumbeanspruchung ist besonders wichtig für Landkessel, wenn
die zur Aufstellung einer Kesselanlage notwendige Bodenfläche sehr schwer oder nur
mit hohen Kosten zu beschaffen ist. Aber selbst bei reichlich vorhandener und
billiger Bodenfläche wird der Vorteil nicht bedeutungslos sein, da die Kosten des
Kesselhauses um so grösser werden, je grösser die bebaute Fläche ist. Dies ist neben
der Verwendung hoher Spannungen auch häufig der Grund, warum jetzt für sehr grosse
Kesselanlagen vielfach Wasserröhrenkessel bevorzugt werden.
Für Schiffskessel bedeutet die geringere Raumbeanspruchung nur dann einen Vorteil,
wenn damit zugleich eine Gewichtsersparnis verbunden ist, da sonst der gewonnene
Raum doch nicht als Laderaum ausgenützt werden könnte; es wäre höchstens möglich,
etwas bequemere Heizerräume zu schaffen.
Die Reparaturkosten fallen bei Wasserrohrkesseln in der Regel kleiner aus als bei
Grosswasserraumkesseln, da sie bei den ersteren meistens durch das Auswechseln
schadhaft gewordener Rohre veranlasst werden, diese aber als Massenartikel billig zu
liefern und auch bequem einzusetzen sind. Doch darf nicht vergessen werden, dass
Wasserrohrkessel viel häufiger reparaturbedürftig werden, als Walzen- oder
Flammrohrkessel. Die auf eine längere Betriebszeit bezogenen gesamten
Reparaturkosten werden daher in nicht wenigen Fällen bei Wasserrohrkesseln hoher
ausfallen als bei Walzen- oder Flammrohrkesseln. Die zur Reparatur notwendige Zeit
ist bei Wasserrohrkesseln gewöhnlich nicht bedeutend, was sehr erwünscht sein wird,
wenn Reservekessel nicht zur Verfügung stehen.
Das schnelle Anheizen der Wasserrohrkessel ist wieder eine Folge des kleinen
Wasserraums; doch kommt hierbei auch der gewöhnlich sehr gute Wasserumlauf in Frage.
Lokomobilkessel haben vielfach einen ebenso kleinen Wasserraum wie die
Wasserrohrkessel; es fehlt ihnen aber eine lebhafte Wasserbewegung. Wird nun die
Zeit des Anheizens durch ein kräftiges Feuer abgekürzt, so tritt eine sehr
ungleichmässige Erwärmung des Wassers und dadurch eine erhebliche Beanspruchung des
Kessels infolge der verschieden starken Ausdehnung der Kesselwandungen auf. Die
Folge dieser Beanspruchung sind Leckstellen an den Mantelnietnähten und an den
Befestigungsstellen der Siederohre. Es sei in dieser Beziehung noch einmal auf die
schon in Heft 2 S. 20 d. Bd. erwähnten Versuche von C.
Bach verwiesen,Zeitschrift des Ver.
d. Ing., 1901, S. 22. C. Bach ermittelte, dass
bei einem Lokomobilkessel, dessen Mantel nicht mitgeheizt wurde, 135 Minuten
nach Beginn des Anheizens der Wärmeunterschied zwischen den oberen und
unteren Schichten des Wassers durchschnittlich 141° betrug.
welche recht deutlich den Nachteil einer mangelnden Wasserbewegung der
Lokomobilkessel vor Augen führen. Wird auch der Mantel der Lokomobilkessel
mitgeheizt, wie dies bei halbstationären Anlagen vielfach zu finden ist, so mögen
die Verhältnisseetwas günstiger liegen, doch kann auch hier das Anheizen nicht
so gleichmässig erfolgen, wie bei den meisten Wasserrohrkesseln. Ausserdem können
bei den letzteren ungleichmässige Erwärmungen der Rohre gewöhnlich nicht so
gefährlich werden, da hier meistens eine freie Ausdehnung möglich ist, wie z.B. bei
den Kesseln mit krummen Rohren oder denjenigen mit geraden Rohren aber mit nur einer
Wasserkammer oder mit Kapselverschlüssen. Die geradrohrigen Kessel mit zwei
Wasserkammern sind weniger gut für schnelles Anheizen geeignet, doch bewirkt auch
hier die gute Wasserbewegung eine schnelle Wärmeverteilung, so dass grössere
Beanspruchungen des Kessels durch ungleichmässige Ausdehnung gewöhnlich vermieden
werden können.
Ein von den Fabrikanten der Wasserrohrkessel viel hervorgehobener Vorteil soll die
gute Wärmeausnutzung dieser Kessel sein. Es wird hierbei als Erklärung
daraufhingewiesen, dass die Rohre die Heizgase in viele Bündel zerteilen, dass die
Heizfläche senkrecht von den Heizgasen getroffen wird, sehr dünnwandig ist und
leicht von Russ und Flugasche freigehalten werden kann. Dies alles ist zutreffend,
nur wird der geringen Wandstärke ein viel zu grösser Einfluss zugeschrieben, während
die Zerteilung der Heizgase und die schnelle Wärmeabgabe vielfach zu einer
unvollkommenen Verbrennung führt.
Der Widerstand, der sich der Uebertragung der Wärme von den Heizgasen an das Wasser
entgegenstellt, kann in drei Teile gegliedert werden: in den Widerstand beim
Uebergang von den Heizgasen zum Eisen, in den Widerstand bei der Fortleitung der
Wärme im Eisen und in den Widerstand beim Uebergang der Wärme vom Eisen zum Wasser.
Die beiden zuletzt genannten Widerstände sind klein gegenüber dem ersten. Es kann
daher nicht viel erreicht werden, wenn der an sich geringe Wärmeleitwiderstand des
Eisens durch eine geringe Blechdicke noch weiter ermässigt wird. Dagegen bewirkt die
Zerteilung des Gasstromes durch die senkrecht getroffenen Wasserröhren eine schnelle
Wärmeabgabe, so dass aus diesem Grunde die Heizfläche der Wasserröhrenkessel sehr
wirksam ist.
Wenn trotzdem der gesamte Kesselwirkungsgrad der Wasserröhrenkessel in sehr vielen
Fällen niedriger als derjenige anderer Kesselsysteme ist, so liegt das in den wenig
günstigen Verhältnissen der Feuerungsanlagen.
Die Feuerung muss bei Wasserröhrenkessel als Unteroder Vorfeuerung gebaut werden, was
für hochwertigen Brennstoff in der Regel ungünstig ist. Ferner steigen die Heizgase
in den meisten Fällen vom Rost unmittelbar in die Höhe und gelangen an die
Heizfläche, bevor noch die Verbrennung vollständig beendet ist. Die rasche Abkühlung
verhindert die weitere Verbrennung und bewirkt eine niedrige Temperatur im
Feuerraum. Schliesslich wird in den Kesselzügen viel kalte Luft angesaugt, da nur
Aussenzüge vorhanden sind. Besonders schädlich sind in dieser Beziehung die
seitlichen Reinigungsöffnungen im Mauerwerk, durch welche das Abblasen der Flugasche
mittels Dampfstrahles erfolgen soll. Diese Oeffnungen sind zwar durch Türen
verschlossen, doch sind letztere fast niemals dicht, da sie gewöhnlich nur aus einem
Wellblech im Winkeleisenrahmen bestehen, um leicht ausgehoben werden zu können.
Ungünstige Verdampfungsergebnisse an Wasserrohrkesseln sind daher fast stets auf eine
schlecht konstruierte oder mangelhaft unterhaltene Feuerungsanlage zurückzuführen.
Wird die letztere dagegen mit Sorgfalt angelegt und gut gewartet, so können auch mit
Wasserrohrkesseln sehr gute wirtschaftliche Betriebsergebnisse erzielt werden.
Der wichtigste Vorteil der Wasserrohrkessel besteht jedenfalls in der Anwendbarkeit
hoher Dampfspannungen. Es werden zwar auch Walzen- und Flammrohrkessel für
Spannungen bis 12 und 13 Atm. gebaut, doch wachsen die Herstellungskosten
empfindlich mit der Spannung, während dieselben bei den Wasserrohrkesseln hierdurch
weniger beeinflusst werden. Hier sind es hauptsächlich die gewöhnlich prismatischen
Wasserkammern, die bei der Herstellung um so grössere Kosten verursachen, je höher
die Dampfspannung gewählt wird. Man hat daher auch versucht, diese Wasserkammern
durch zylindrische zu ersetzen, um hierdurch die kostspielige Verankerung zu
vermeiden. Die krummrohrigen Wasserrohrkessel haben fast ausschliesslich
zylindrische Sammler und Wasserkammern.
Der geringere Preis der Wasserrohrkessel wird hiernach um so ausschlaggebender
sein, je höhere Dampfspannungen zur Verwendung gelangen.
Von den Nachteilen der Wasserrohrkessel wird die Erzeugung nassen Dampfes gewöhnlich
in erster Linie genannt. Bei dem langen und komplizierten Wege, den die Dampfbläschen von der Heizfläche bis zum Dampfraum nehmen
müssen, und bei der geringen Ausdehnung des Verdampfungsspiegels ist es erklärlich,
dass der erzeugte Dampf, insbesondere bei hoher Kesselbelastung, nicht vollständig
trocken sein kann; doch herrschen in dieser Beziehung vielfach übertriebene
Befürchtungen. Durch die Anwendung genügend grosser Dampfräume in besonderen
Oberkesseln und durch die Verwendung von Wasserabscheidern im Dampfraum kann fast
immer ein für den Betrieb hinreichend trockener Dampf geliefert werden. Ausserdem
lässt sich durch die Anwendung von Ueberhitzern der erwähnte Nachteil vollständig
beseitigen. Gestatten die vorliegenden Verhältnisse einer Anlage keine hohe Dampf
überhitzung, so wird es genügen, den Dampf nur soweit zu überhitzen, dass mit
Sicherheit auf eine vollständige Verdampfung des mitgerissenen Wassers und auf eine
Verhinderung der Kondensation in der Leistung gerechnet werden kann.
Die meisten Fabrikanten von Wasserröhrenkesseln haben daher auch in richtiger
Würdigung der Verhältnisse die Fabrikation von Ueberhitzern aufgenommen.
Der an zweiter Stelle wichtigste Nachteil wäre die Schwierigkeit, die Dampfspannung
bei wechselnder Dampfentnahme konstant halten zu können. Man kann diesen Nachteil
durch eine entsprechende Vergrösserung des Wasserraumes ermässigen. Die meisten,
jetzt gebräuchlichen Wasserrohrkessel sind daher mit einem oder zwei Oberkesseln
versehen; je wechselnder die Dampfentnahme ist, um so grösser soll in der Regel der
Oberkessel gewählt werden. Bei Wasserrohrkesseln mit passend gewählten Oberkesseln
bereitet daher das Innehalten einer konstanten Spannung keine Schwierigkeiten, wenn
nur der Wechsel in der Dampfentnahme nicht übermässig gross ist, und wenn die
Beanspruchung der Feuerung ohne grössere Umstände dem Bedarf angepasst werden
kann.
Es ist selbstverständlich, dass in demselben Masse, wie der Wasserraum
vergrössert wird, die Zeit des Anheizens eine Verlängerung erfährt. Beide Vorzüge
können eben nicht vollständig mit einander vereinigt werden.
Der Nachteil der schlechteren Verbrennung in den meisten Feuerungen der
Wasserrohrkessel ist bereits besprochen worden; es erübrigt daher nur noch die
Empfindlichkeit gegen schlechtes Speisewasser zu erörtern.
Die stärkste Verdampfung vollzieht sich naturgemäss in den untersten Rohren; es ist
daher auch hier die grösste Ablagerung von Kesselstein und Schlamm zu erwarten. Nun
wird zwar nicht ganz mit Unrecht behauptet, dass die untersten Rohre die stärkste
Wasserbewegung haben, und dass hierdurch die Ablagerung von Kesselstein verhindert
wird, besonders wenn das Speisewasser in den Oberkessel eingeführt und der sich hier
ablagernde Schlamm durch einen passend angeordneten. Stutzen zeitweise abgeblasen
wird. Die Erfahrung zeigt aber, dass dennoch in den unteren Rohren
Kesselsteinablagerungen auftreten und zwar um so stärker, je kesselsteinhaltiger das
Speisewasser ist, je stärker der Kessel beansprucht wird und je länger die
Betriebsdauer ist. Das Durchbrennen der unteren Rohre ist in solchen Fällen keine
seltene Erscheinung. Bei leidlich gutem Wasser, geringer Beanspruchung und kurzer
Betriebsdauer reicht allerdings der Wasserumlauf aus, die Ablagerungen, mindestens
aber das Durchbrennen der Rohre zu verhindern.
Es ergibt sich hieraus die Regel, bei Wasserrohrkesseln gutes Speisewasser zu
verwenden, oder bei weniger gutem Wasser dieses vor dem Eintritt in den Kessel zu
reinigen. Anderenfalls muss man die Betriebsdauer eines Kessels um so kürzer wählen,
je stärker der Kessel beansprucht wird.
Neuerdings sucht man das Durchbrennen der untersten Rohre auch dadurch zu verhindern,
dass man den Wasserzufluss zu diesen Rohren durch geeignete Konstruktionen
erleichtert.
Wir wenden uns jetzt zur Besprechung der einzelnen Systeme der Wasserrohrkessel.
(Fortsetzung folgt.)