Titel: Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren.
Autor: J. M. Eder, E. Valenta
Fundstelle: Band 318, Jahrgang 1903, S. 748
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Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. Von J. M. Eder und E. Valenta. (Fortsetzung von S. 717 d. Bd.) Ueber die Fortschritte auf dem Gebiete der Photographie und der photochemischen Reproduktionsverfahren. Fixieren, Verstärken, Abschwächen des photographischen Silberbildes. Zur Zerstörung von Spuren von Fixiernatron, welche in der Schichte der Negative oder der positiven Papierbilder zurückblicken, wenn das Auswaschen nicht gründlich vorgenommen wird, empfiehlt E. ValentaPhotogr. Corresp. 1901, S. 235. das Kaliumperkarbonat, welcher sich, mit Wasser zusammengebracht, unterBildung von Wasserstoffsuperoxyd und Freiwerden von Sauerstoff zersetzt, so dass Fixiernatron rasch und sicher zerstört wird. Ueber die chemischen Vorgänge beim Schwärzen des mit Quecksilberchlorid gebleichten Silberbildes schrieb Chapman JonesThe Amateur Photogr. 1902, S. 329.. Nach den Untersuchungen des genannten entsteht dabei metallisches Quecksilber, Silber, Natriumsilberthiosulfat und Mercurinatriumthiosulfat. G. HauberrisserPhot. Chron. 1902, S. 168. meint, dass in dem Schwärzungsprodukte eine Schwefelverbindung von Silber resp. Quecksilber enthalten sei; nach den Untersuchungen E. ValentasPhotogr. Corr. 1902. über diesen Gegenstand, ist dies keineswegs richtig, sondern es wurde durch dieselben die Richtigkeit der Chapman Jonesschen Angaben bestätigt. Die von R. E. Blake-Smith und J. L. GarlePhotogr. Mitteil. Bd. 38, S. 360. empfohlene Schwärzung des gebleichten Silberbildes mit Formalin und Aetzkali bietet nach Chapman Jones keine Vorteile vor der älteren Methode des Schwärzens mit Eisenoxalatentwickler. Der Agfaabschwächer der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin ist ein Gemisch von 1 Teil gepulvertem entwässerten Kaliumferrioxalat mit 10 Teilen desgl. FixiernatronBrit. Journ. of Photogr., Alman. 1902, S. 908.. Eine verdünnte (hellgelbe) Lösung von Ammoniumbichromat, der einige Tropfen Schwefelsäure zugesetzt wurden, wirkt abschwächend auf Silberbilder. Stark verschleierte Platten werden, so behandelt, rasch klar. L. SchlemmerPhotogr. Rundsch. 1901, S. 147., BuguétLa Photographie 1902, S. 32.. Valenta, fand, dass Schwefelammonium auf feinkörnige Silberbilder (Chlorbromsilberemulsionen, Chlorsilberbilder) abschwächend wirkePhotogr. Koresp. 1901, Eders Jahrb. f. Photogr. f. 1902 S. 165.. Photographische Papiere. Mit der Erhöhung der Papierpreise von Seiten der Firmen Steinbach in Malmedy und Blanchet-Kleber in Rives, welche vor einigen Jahren erfolgte, war der Anstoss gegeben, dass eine Anzahl von deutschen und österreichischen Papierfabriken sich für die Herstellung photographischen Rohpapieres zu interessieren begannen und sich auf diese Fabrikation verlegten; so bringt z.B. die Firma „Neusiedler Aktiengesellschaft für Papierfabrikation“ ein preiswürdiges, barytiliertes, derartiges Papier in verschiedenen Farbnüancen, glänzend und matt, in den Handel. Einige deutsche Firmen, wie z.B. Gebr. Hoffsümmer in Düren, haben die Herstellung photographischen Rohpapieres mit Erfolg begonnen und bringen gute, derartige Papiere auf den Markt. Negativpapier. Trotz der Vorteile, welches mit Gelatineemulsion präpariertes, genügend durchsichtiges Papier (Negativpapier) bei direkten Aufnahmen in der Kamera bietet (geringes Gewicht, Lichthoffreiheit, kleines Volumen usw.), hat dasselbe weder die Trockenplatten noch die Films zu verdrängen vermocht. Der Hauptnachteil des Negativpapiers ist, dass immer die Papierstruktur mehr oder weniger zur Geltung kommt. Bei grossen Formaten ist das weniger störend; in diesem Falle kommt auch das geringe Materialgewicht gegenüber Trockenplatten besonders zur Geltung. O. Moh in Görlitz nahm ein Patent auf die Herstellung von Negativpapier.Kl. 57b, No. 117300 D. R.-P. Auf eine unbedeckte Papierfläche wird erst eine Kautschukschicht, dann eine Kollodionschicht und darauf die Gelatineemulsionsschicht aufgetragen, und zwar so, dass das Papier sein natürliches Korn auf den Film überträgt. Ebensolche Papiere, jedoch ohne Emulsionsschicht, können zur Verstärkung des fertigen Bildes dienen, indem man die Schichtseiten aufeinander quetscht und nach dem Trocknen die Papiere abziehtPhot. Chron. 1901, S. 269.. Negativpapiere, welche direkt zur Herstellung von Kopieen verwendet werden können und sehr klare, fast strukturlose Bilder liefern, bringt die Neue Photographische Gesellschaft Berlin-Steglitz in den Handel. Negativpapiere, welche nicht genügend transparant sind, müssen, um brauchbare Bilder zu liefern, mit geeigneten Mitteln transparent gemacht werden. QuénissetLes Phototypes sur papier au gelatinebromure, Paris 1901. empfiehlt zu diesem Zwecke eine Lösungvon 1 Teil Ricinusöl in 5 Teilen Alkohol oder von 1 Teil Kanadabalsam in 5 Teilen Terpentinöl. Papiernegative werden besonders für die Zwecke des Gummidruckes, wenn es sich um grosse Bildformate handelt, empfohlenBull. Soc. française Photogr. 1900, S. 392.. Harbers erzeugt trocken abziehbare Films, indem er Barytpapier mit einer Zwischenschicht (kollodiumhältig) überzieht und darauf die Emulsion giesst. Marandy liess sich ein Verfahren zur Herstellung abziehbarer Films patentieren, welches darin besteht, dass man die Gelatineemulsion auf mit Benzin-Damarharzlösung präpariertes Papier, welches mit einer Schichte in Alaun gehärteter Gelatine überzogen ist, aufträgt. Bromsilberpapier wird in einer steigenden Menge verbraucht. Das Patent Junk (D. R.-P. 83049) ist durch deutsches Reichsgerichtsurteil in letzter Instanz für nichtig erklärt worden. Durch dieses Urteil ist festgestellt, dass der Gebrauch von Stärke als Zusatz zu Bromsilberemulsionen bereits vor Anmeldung des Junkschen Patentes allgemein bekannt war, und dass das Patent zu Unrecht erteilt worden ist. Der Versuch, diesem Patent, welches ursprünglich nur die Herstellung von Malgründen mit gekochter Stärke für sich allein beanspruchte, die Auslegung zu geben, als ob auch der Gebrauch von roher Stärke zwecks Erzielung matter Schichten unter dem Patentschutz falle, hat somit keinen Erfolg für die Patentinhaber gehabt. Matte Bromsilbergelatineschichten werden nach Lumière durch Zusätze von Kieselguhr (bis 40 g f. d. Liter) zur fertigen Emulsion erhalten. Solche Emulsionen eignen sich zur Herstellung von Bromsilbergelatinepapieren mit matter Schicht (wohl auch für Diapositive als Fensterschmuck). Porzellanpapier. Unter dem Namen „Porzellanpapier“ bringt die Firma Lumière in Montplaisir bei Lyon ein neues Bromsilberpapier mit matter Oberfläche in den Handel, welches sich in vorzüglicher Weise für den Kontaktdruck eignet. Es gibt besonders schöne Weissen und satte Schwärzen. Ausser Bromsilberpapier, welches in vorzüglicher Qualität ; von verschiedenen deutschen Firmen, wie z.B. von der Neuen Photographischen Gesellschaft Berlin-Steglitz erzeugt wird, gewinnt das Chlor- und Chlorbromsilberentwicklungspapier immer mehr an Boden. Solche Papiere mit überschüssigem löslichem Alkalichlorid präpariert geben in Form von gewaschener, eventuell auch ungewaschener Emulsion gute Kopierpapiere mit chemischer Entwicklung. Man nennt solche Papiere „Schnellkopierpapiere“ mit Entwicklung, da dieselben, obschon sie länger kopiert werden müssen als Bromsilbergelatine, kürzere Zeit als Auskopierpapiere ohne Entwicklung brauchen. Hierher gehören das Liesegangsche Pan-Papier, ferner das von dem genannten in den Handel gebrachte Tula-Papier, das Lenta-Papier der Neuen Photographischen Gesellschaft in Berlin und das amerikanische Velox-Papier. Das Pan-Papier ist ein Chlorsilberpapier, die übrigen sind Chlorbromsilberemulsionspapiere. Während das „Pan-Papier“ wärmere bräunliche bis rötelfarbige Töne gibt,Ueber die verschiedenen Töne des Chlorsilbergelatineentwicklungspapiers, welche von der Belichtungszeit und Konzentration des Entwicklers abhängig sind, macht L. H. Liesegang ausführliche Mitteilungen. (Phot. Rundschau 1901, S. 241.) erhält man mit den übrigen der genannten Kopierpapiere schwarze Töne. Besonders vorteilhaft für Tula-Papier ist nach Ferd. Niedag ein Entwickler von 1000 ccm Wasser, 135 g krystallisierter Soda, 50 g krystallisiertes Natriumsulfat, 2 g Metol, 6 g Hydrochinon, 4 ccm Bromkaliumlösung (1 : 10). Der von Liesegang in der Handel gebrachte Permanententwickler hat diese Zusammensetzung. – Die Entwicklung geht in ½ Minute vor sich. – Auch Amidolentwickler ist für Tula-Papier gut verwendbar. Das Lenta-Papier ist dem amerikanischen Velox-Papier sehr ähnlich. Seine Empfindlichkeit ist ungefähr 60 mal geringer, als jene von Bromsilberpapier. Man kopiert bei zerstreutem Tageslicht 3-10 Sekunden oder brennt 2 ½ bis 5 cm Magnesiumband in einer Entfernung von ½ m vom Kopierrahmen ab. Entwickelt wird mit denselben Entwicklern wie für Trockenplatten, jedoch mit viel Zusatz von Bromkalium, z.B. Rodinal, Eisenoxalat; besonders wird Edinol-Acetonentwickler mit Bromkaliumzusatz empfohlen.Eders Jahrb. f. Photogr. 1902. Velox-Papier oder andere Papiere von demselben Typus gestatten einen viel grösseren Spielraum in der Exposition als reine Bromsilberpapiere. Unter den im Handel vorfindlichen Chlorsilberemulsionsauskopierpapieren erfreuen sich heute die als Ersatz für Platinpapier häufig verwendeten Mattcelloidinpapiere einer besonderen Beliebtheit. Es ist schwierig Emulsionen herzustellen, welche unter Benutzung einer kombinierten Gold-Platintonung tiefschwarzer Platindrucken ähnliche Bilder ergeben; meist werden Doppelfärbungen (gelbliche Ränder an jenen Stellen, wo Licht und Schatten aneinander grenzen) erhalten. Glut geignet sind nach E. ValentaPhotogr. Corresp. 1902. zum genannten Zwecke Emulsionen mit Calciumchlorid und Silbernitratammoniak, welche einen grösseren Ueberschuss an Zitronensäure enthalten. Solche Papiere tonen auch in Boraxgoldtonbäder sehr leicht und geben gut abgestufte Kopien mit sehr klaren Weissen und genügenden Details in den Schatten, wenn die Dosierung richtig gewählt würde. E. ValentaPhotogr. Corresp. 1900, S. 317. führte das Silberphosphat als lichtempfindliches Agens in den Emulsionsauskopierprozess ein. Zur Herstellung einer derartigen Silberphosphatemulsion wird zu Collodion Phosphorsäurelösung gesetzt, worauf man noch Zitronensäure in absolutem Alkohol gelöst, zugiebt. Dann wird Silbernitrat in Alkohol bei gelbem Lichte in kleinen Portionen zu diesem Collodion gesetzt. Dabei setzt sich die Phosphorsäure mit dem Silbernitrat um. und das entstehende Silberphosphat verteilt sich analog dem Chlorsilber in Chlorsilbercollodionemulsionen in dem Collodion und bildet eine gelbe Emulsion, welche ausserdem noch zitronensaures Silber enthält. Das Giessen der Papiere mit dieser Emulsion geht ebenso leicht und gleichmässig vor sich, wie bei jeder guten Chlorsilbercollodionemulsion, und man erhält Kopierpapiere, welche je nach dem verwendeten Barytpapiere eine glänzende, glatte oder matte Oberfläche aufweisen. Diese Papiere sind, gegenüber den besten Cellodinpapiersorten des Handels, von einer überraschenden Empfindlichkeit. Das Siberphosphatcollodionpapier erfordert gut gedeckte, konstrastreiche Negative und muss kräftig kopiert werden. Die Kopien haben eine dunkelbraunschwarze Farbe und lassen sich nach dem Auswässern mit weichem Wasser in den gebräuchlichen Tonbädern leicht tonen. Die getonten Kopien sehen den gewöhnlichen Celloidinpapierkopien vollkommen ähnlich, und man kann mit diesen Papieren ebenso gut sepiabraune, wie den Albumindrucken ähnliche, bis blauschwarze Töne erzielen. Für photokeramische Zwecke bringt Lüttke und Arndt ein abziehbares Celloidinpapier in den Handel; die Bilder müssen, wenn sie das Einbrennen überstehen sollen, vor der Uebertragung auf Porzellan mit Platin- oder Paladiumsalzen getont werden, wozu ein Phosphorsäure- (5) Kaliumplatinchlorür- (1) Wasser- (1000) Tonbad dientEders Jahrb. f. Photogr. 1902, S. 611.. Ueber die Verwendung des Caseïns zur Herstellung lichtempfindlicher silberhaltiger Schichten schreibt O. Buss. Derselbe fand, dass das Caseïn in alkolischer Lösung aus dem Grunde ungeeignet sei als Bindemittel zu dienen, weil es mit Silbersalzen unlösliches Caseïnsilber liefert, welches von Fixiernatron angegriffen wird. Er empfiehlt fettfreies Caseïn in verdünnter Zitronensäurelösung unter gelindem Erwärmen aufzulösen, die Lösung auf Papier aufzutragen und das trockene Papier dann auf Kochsalz oder Salmiaklösung schwimmen zu lassen, wobei die Caseïnschichte unlöslich wird. Das so präparierte trockene Papier wird gesilbert und kann dann wie jedes andere Silberkopierpapier behandelt werden. Die Bilder zeichnen sich durch gute Wiedergabe der zarten Halbtöne ausEders Jahrb. f. Photogr. 1902, S. 105 ff.. Unter der Bezeichnung Fresson-Papier kommt ein französisches Pigmentpapier für ein, dem Artiqueprozess analoges Kopierverfahren in den Handel. Die Kopien auf diesem durch Baden mit Bichromatlösung zu sensibilierenden Papiere werden mit Wasser und feinem Sägemehl entwickelt und sehen den Gummidrucken ähnlichMoll, Photogr, Not. 1902, S. 20 ff.. (Schluss folgt.)