Titel: | Das Schleifen und die Schleifmaschinen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 283 |
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Das Schleifen und die
Schleifmaschinen.
(Fortsetzung von S. 254 d. B.)
Das Schleifen und die Schleifmaschinen.
Luke-Spencers Schleifwerke.
In einem Lagerbock a (Fig. 58) geht, durch
einen Winkelriemen auf b, c laufend und auf einem
Spurlager d gestützt, eine stehende Welle mit
wagerechter Planscheibe f, auf welche ein Schleifring
gekittet ist.
Textabbildung Bd. 319, S. 283
Luke-Spencers Schleifwerke.
Selten entbehrt dieses Schleifwerk eine Auflage. In einem solchen Fall kann nur
freihändig geschliffen oder poliert werden.
Dahingegen ist die Maschine (Fig. 59) mit
Handauflage ausgestattet. Um nun den achsial gerichteten Schleifdruck aufzufangen,
ist eine Gegenschraube wie am Spindelstock einer Drehbank vorgesehen. Am Lagerbock
a ist die Spindel mit Riemenscheibe b, Schleifring d gelagert
und die Gegendruckschraube c in einem angegossenen
Böckchen eingelegt, während der Winkeltisch f in der
Höhe einstellbar und die freie Handauflage g in
gewöhnlicher Weise nachstellbar ist. Aus Fig. 59 ist leicht zu
erkennen, dass die Ausführung und Sicherung des Schleifringes der Konstruktion Fig. 55
Seite 254 entspricht.
Mayer-Schmidts Planschleifmaschine mit Schleifring.
Textabbildung Bd. 319, S. 283
Mayer-Schmidts Planschleifmaschine mit Schleifring.
Bekanntlich liefert die Holzhobelmaschine mit Messerscheibe die genaueste ebene
Fläche, weil die Holzbohle oder das Brett völlig ungezwungen auf dem Hobeltisch
aufliegt, was bei Walzenhobelmaschinen nicht der Fall ist. Aehnlich verhält sich die
Schleifarbeit mit der in Fig. 60 u. 61
dargestellten Schleifmaschine von Mayer und Schmidt in
Offenbach a. M. deren Einzelheiten den üblichen Hobel- und Tischfräsemaschinen
entsprechen.
Am Bett a wird der Tisch b
durch das Riemenwendetriebwerk c in Hubbewegung
gebracht. Am Gestellrahmen d ist dieQuerwange f mit dem Schleifradlager g durch bekannte Tragspindeln in der Hochrichtung stellbar, während das
Schlittenlager dem Schleifvorgange entsprechend, ein wagerechtes Hubspiel im
Schaltgange ausführt. Hierzu dient zum Schleifbetriebe die dreifache Riemenscheibe
h mit liegender und stehender Keilnutwelle, von der
eine wagerechte Riemenschleife über Scheibe i und k geführt ist, während der Schaltbetrieb des
Schleifwerkes durch die Kurvenmuffe l und ein
Kurbelgestänge m, von der Zahnstangenschiene n auf die Schraubenspindel o der Querwange f übermittelt wird.
Die Rundschleifmaschinen des Maschinenbaues.
Mit diesen Maschinen werden im allgemeinen Zylinder- und Kegelflächen erzeugt, deren
Grössen von über 1000 mm bis 100 mm Durchmesser bezw. von über 8 m Länge bis unter
100 mm Länge schwanken.
Mag nun diese Rundschleifmaschine allgemeinen oder besonderen Zwecken dienen, gross
oder klein sein, für Grob- ode Feinschliff, für gewöhnliche oder weit getriebene
Genauigkeit bestimmt sein, so stimmen im ganzen die Arbeitsperioden überein, welche
die Grundelemente der Maschine und ihres Deckenvorgeleges bedingen. Werden diese
Maschinen, die sonst für glatte Rundarbeit dienen, ausserdem noch mit Hilfsmittel
zum Schleifen besonderer Werkzeuge ausgestattet, so sind diese auch als
Universal-Schleifmaschinen bezeichnet, d.h. sie können bei Wegnahme der
Rundlaufteile ohne weiteres auch zum Gerad-Kantenschleifen verwendet werden.
Bei Sondermaschinen sind ausser den betreffenden Grössenabmessungen noch die Stärken-
und Geschwindigkeitsverhältnisse dem Werkstück angemessen gemacht und durch die
bedingte Arbeitsweise auch die Kraftverhältnisse bestimmt.
Bei allen Rundschleifmaschinen wirkt das Schleifrad mit der Umfangsfläche und mit
einer dem Schleifprozess, dem Scheiben- und Werkstückmaterial angemessenen hohen
Arbeitsgeschwindigkeit. Hingegen kreist das Werkstück in entgegengesetztem Drehsinn
mit einer weitaus kleineren Umfangsgeschwindigkeit, zwar so, dass die resultierende
Schleifgeschwindigkeit die Summe beider ist. Um aber den Arbeitsprozess endgiltig zu
gestalten, muss entweder das Werkstück oder das Schleifwerk eine periodische
Hubbewegung ausführen, welche in den Grenzen der Umfangsgeschwindigkeit des
Werkstückes liegt, so dass die Angriffsspuren mehr oder weniger steile
Schraubenlinien sind. Eine Tischschaltung an Stelle der hubweisen Tischbewegung hat
sich aus dem Grunde nicht bewährt, weil das Schleifrad der Abnützung unterworfen
ist, daher ein messbarer Unterschied in den Durchmessermassen an den Stab- enden bemerklich
ist, welcher die Erzeugung einer genauen Zylinderform ganz illusorisch macht.
Textabbildung Bd. 319, S. 284
Landis Rundschleifmaschine.
Textabbildung Bd. 319, S. 284
Fig. 64. Landis' Rundschleifmaschine.
Dagegen ist eine selbsttätige Vorrückung des Schleifrades normal zur Achsrichtung der
Werkstückachse oft angewendet, wogegen eine blosse Handanstellung des
Schleifradschlittens die Maschine nicht als unzulässig charakterisiert.
Textabbildung Bd. 319, S. 284
Fig. 65. Laudis' Rundschleifmaschine.
Würde jedoch das Bewegungselement des selbsttätigen Tischhubes fehlen, dann könnte
bei einer solchen Maschine das Rundschleifwerk doch als unvollkommen bezeichnet
werden.
Landis' Rundschleifmaschine.
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Fig. 66. Landis' Rundschleifmaschine.
Textabbildung Bd. 319, S. 284
Fig. 67. Landis' Rundschleifmaschine.
Die Gesamtanordnung dieser von Gebrüder Landis in
Waynesboro Pa. gebauten Genau-Rundschleifmaschine ist nach The iron age 1898, S. II
in Fig. 62
bis 64 dargestellt. Am Bett a ist eine Tischplatte mit Reitstock b,
Schutzplatte c mit Rückenstütze und ein Spindelstock
d, dessen Spindel von der Trommel f des Deckenvorgeleges betrieben wird, vorhanden. Diese
Trommel f erhält ihren Antrieb durch zwei fünfläufige schmale Stufenscheiben g von der Hauptantriebswelle h des Deckenvorgeleges,
welche durch Festlosscheiben i mit 525
Minuten-Umdrehungen läuft. Zwei grössere fünfläufige Stufenscheiben k treiben ferner eine Trommel l, von der das Schleifrad durch m seine
Betätigung erhält. Es ist aber auch die Einrichtung vorhanden, dem
Schleifradschlitten eine periodische Hubbewegung, vermöge eines
Zahnstangengetriebes, zu geben, welches von der Riemenscheibe n durch Einschaltung eines Wendewerkes betätigt ist,
infolge dessen der Betriebsriemen des Schleifrades, durch Bordscheiben der
Riemenrolle m mitgenommen, auf der langen Trommel l mit dem Schlittenlager wandert.
Textabbildung Bd. 319, S. 285
Fig. 68. Landis' Rundschleifmaschine.
Wie bereits erwähnt, ist die Umkehrung des Schlittenhubes durch ein auf das
Wendetriebwerk einwirkendes Anschlagwerk o erhältlich,
wobei unter Umständen eine Schaltung des Schleifrades senkrecht zur
Schlittenrichtung damit gleichzeitig verbunden wird. Um lange Kegel zu schleifen,
wird die obere Tischplatte p schräg zur
Schlittenrichtung eingestellt.
Bemerkenswerte Einzelheiten einer neueren Landis-Schleifmaschine, die in Fig. 65 bis
68 nach Revue de Mécanique 1900 S. 222
dargestellt ist, betreffen die Bewegungsmechanismen für den Schleifradschlitten. Um
die Beschreibung übersichtlich zu gestalten erfolgt eine selbständige
Teilbezeichnung, so dass keine Uebereinstimmung mit der Anlage dieser Maschine in
Fig.
62 bis 64 beabsichtigt ist.
Am Bettkasten a läuft in einer flachen und einer
Keilnutbahn desselben ein Schlitten b, mit Drehstück
c, auf dessen Führungsleisten mittels eines durch
Hand betätigten Zahnstangengetriebes d das eigentliche
Schleifradlager gegen das Werkstück eingestellt werden kann, welches auf der um
Schraube f in Winkellagen einstellbaren Bettplatte g, wie vorerwähnt zum konisch Schleifen angeordnet
wird.
Bei dieser neueren Konstruktion erfolgt der Antrieb des Tischwerkes vom
Deckenvorgelege aus, durch Vermittlung einer vierläufigen Stufenscheibe, durch die
Steuerwelle h (Fig. 66
u. 67). Ein direktes und ein mit Zwischenrad i gegensätzliches umlaufendesStirnrädervorgelege,
bilden mit der zwischengelegten Zahnmuffe k ein
bekanntes Wendegetriebe, wobei ein Handgriffhebel l und
ein Zugstangenhebel m, sowie die Gabel n das Gestänge dieses Triebwerkes bilden.
Von dem Kegelgetriebe o aus wird ferner eine Querwelle
p (Fig. 65) und
dadurch mittels des am inneren Endstück angefrästen Schraubenrades z die Zahnstange des Schlittens b ergriffen. In der Ausbohrung der Querwelle liegt ein Stäbchen, welches
durch den Griffknopf q eine Kegelkupplung r in Gang setzt, durch welche das zu o gehörige Winkelrad mit der Querwelle p verbunden oder aus der Verbindung gelöst wird. Im
ersten Fall wird gleichzeitig ein kleines Stirnrädchen s getrieben, welches mit einem grösseren Zahnrade t in Eingriff steht, dessen Wellenzapfen wieder ein Schraubenrad besitzt,
das in die Ringnabe der Steuerscheibe u eingreift.
Diese Ringnabe trägt lose den Steuerhebel v, der
vermöge einer Zugstange mit dem Anschlaghebel l
verbunden ist, welcher das Wendegetriebe beherrscht.
Wenn sich nun die Steuerscheibe u (Fig. 68) infolge der Räderübersetzung s t langsam dreht, so entspricht eine bestimmte
Winkelverdrehung von u einer verhältnismässigen
Hubgrösse des Schlittens b. Um nun diese Hubgrösse
scharf zu begrenzen, sind zwei Anschlagklötzchen w
vorhanden, welche vermittels je einer Einlage x, die in
einer schwalbenschwanzförmigen Ringnut der Scheibe u
läuft, an die Scheibe gehalten werden. Kurze Schnecken y, welche in die Anschlagklötzchen w mit
ihren Zapfenstummeln einsetzen, und durch einen Federstift angehalten werden,
ermöglichen eine feine Einstellung, indem diese Schnecken in den mit
Schneckenradzähnen versehenen Umfang der Steuerscheibe u einsetzen. Werden daher in dieser Eingriffstellung diese Schnecken
gedreht, so muss sich das Anschlagklötzchen bewegen. Sollen aber die Verstellungen
rasch erfolgen, so braucht man bloss diese Schnecken y
ausser Eingriff mit u zu bringen und die Klötzchen mit
der Hand zu verschieben. Alsdann fallen diese Schnecken von selbst wieder in den
Eingriff, wodurch die Lage der Anschläge gesichert wird.
Bei der Schwingung der Steuerscheibe u trifft ein
Anschlag an die Zunge z, des Steuerhebels v, bringt denselben zum Ausschlag, wodurch die
Zahnmuffe k bewegt und damit der Hubbetrieb des
Schlitten b umgesteuert wird. Damit aber der
Steuerhebel v durch seine Mittellage sicher bewegt
wird, ist am unteren Ende von v ein Röllchen a1 vorgesehen, welches
über den federnden Keilstift b1 geht und von diesem als Helfer von einer
Schwingungslage in die andere gebracht wird. Will man jedoch den Hubbetrieb
auslösen, ohne die Einstellung der Anschläge zu berühren, so wird die an einem
exzentrischen Stift hängende Zunge z1 aus dem Bereich der Anschläge w gehoben.
(Fortsetzung folgt.)