Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. |
Autor: | Siegm. Edelstein |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 565 |
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Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
Webstuhle.
Von Prof. Siegm. Edelstein.
(Fortsetzung von S. 541 d. Bd.)
Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
3. Anordnung und Wirkungsweise der
Warenbaumregulatoren.
Im Sinne des dargelegten sind zu unterscheiden:
a) zwangläufige Warenbaumregulatoren mit der Gruppierung
in α) stetig wirkende und β)
intermittierend wirkende und
b) kraftschlüssige Warenbaumregulatoren.
a) Die zwangläufigen Warenbaumregulatoren.
Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass das Webstuhlgetriebe die regelmässige Schaltung vornimmt.
α) Stetig wirkende zwangläufige
Warenbaumregulatoren.
Die Schaltung dieses Regulators findet im normalen Betriebsgange des
Webstuhles ununterbrochen statt.
Er bildet die einfachste Type der Warenaufwickel-vorrichtungen; seine
prinzipielle Anordnung ist durch die Fig. 61 (S.
541) gekennzeichnet und es ist schon dort hervorgehoben worden, dass die
praktische Ausführung natürlicherweise eine weitere Ausgestaltung des
Triebwerkes vornimmt. In seinem Aufbaue ist er am nächsten dem positiven
Kettenbaumregulator verwandt, ein wesentliches Moment der Unterscheidung
liegt aber darin, dass der Warenbaum durch die Kettenspannung einen Zug
erfährt, dessen Richtung derjenigen entgegengesetzt ist, nach welcher der Warenbaumregulator den Baum
zu schalten hat. Wie beim Kettenbaumregulator werden wir auch hier
entsprechend dem periodisch sich abwickelenden Arbeitsvorgange des
Webstuhles vorzugsweise ein Klinkenschaltwerk antreffen, welches von irgend
einem schwingenden Teile des Webstuhles, zumeist der Ladenstelze aus, die
Hin- und Herbewegung empfängt und unter Vermittlung eines entsprechenden
Triebwerkes den Warenbaum in ruckweise Vorwärtsbewegung bringt. Entsprechend
dem oben Ausgeführten wird zur Sicherung der Lage des Warenbaumes eine
Sperrung angewendet werden müssen, welche die beim Rückgange der
Schaltklinke sonst eintretendeRückbewegung des Warenbaumes im Sinne der
Kettenspannung hindert.
Beim Kettenbaumregulator musste mit Rücksicht auf die Tendenz der
Kettenspannung in das Triebwerk ein selbsthemmendes Getriebe eingeschaltet
werden, wenn man ein Klinkenschaltwerk zum Antriebe heranziehen wollte, hier
ist hierzu die einfache Anbringung von Gegenklinken oder Sperrklinken im
Schaltwerke zulässig und hinreichend und die Bedingung, ein
Schneckenradgetriebe einzuschalten, aus dem dort in Betracht kommenden
Grunde nicht vorhanden. Trotzdem wird das letztere mitunter in Verwendung
gezogen und die dann eintretende Selbsthemmung des Triebwerkes gestattet
gleicherweise den Wegfall besonderer Sperrklinken, hingegen muss in diesem
Falle für einen Antrieb des Warenbaumes auch nach verkehrter Richtung
spezielle Vorsorge getroffen werden.
Es haben sich derart zwei Typen des Warenbaumregulators herausgebildet, von
denen die eine mit Stirnräderübersetzung, die
andere mit Schneckenradübertragung ausgeführt
ist, deren jede durch ihre besonderen Eigenschaften ein spezielles
Verwendungsgebiet inne hat.
Eine weitere für die Ausgestaltung des Triebwerkes maassgebende
Unterscheidung in der Bauart des Regulators ist in dem Umstände gelegen,
dass das Schaltwerk den Warenbaum selbst oder einen Hilfsbaum betätigt, über
welchen das Gewebe in solcher Art geleitet wird, dass es seine Bewegung nur
entsprechend jener des Hilfsbaumes vollführen kann.
Es liegt auch hier die Analogie mit dem Kettenbaumregulator vor, man
bezeichnet auch hier die erst angeführte Type als direkten Warenbaumregulator, gegenüber dem indirekt wirkenden, der den Hilfsbaum schaltet.
Gleicherweise, wie bei dem direkt wirkenden Kettenbaumregulator ist zur
Erzielung gleichbleibender Schaltung auch für den direkt wirkenden
Warenbaumregulator eine besondere Vorkehrung zu treffen, indem durch den wachsenden
Warenbaumdurchmesser eine stetige Aenderung des Schaltbetrages stattfinden
würde. Ersichtlicherweise muss hier diese Veränderung durch eine stetige Abnahme des Schaltwinkels kompensiert werden,
wozu entweder ein entsprechend ausgeführter Fühlwalze- und Kulisseapparat oder eine durch eine Fühlwalze beeinflusste sonstige Hubverminderung eingerichtet wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 565
Textabbildung Bd. 319, S. 565
Fig. 66.
Endlich liegt noch ein drittes Moment einer zu Unterscheidung der
verschiedenen Typen der stetig wirkenwirkenden zwangläufigen
Warenbaumregulatoren darin, dass die durch die praktischen Bedürfnisse
notwendige Aenderungsfähigkeit der Schaltgrösse
entweder durch Veränderungder Triebwerkübersetzung oder durch Veränderung des Klinkenhubes herbeigeführt wird.
Fassen wir diese Punkte zusammen, so können wir unterscheiden:
direkt wirkende und indirekt
wirkende Regulatoren,
Stirnrad- und
Schneckenradregulatoren und
Regulatoren mit Räderwechsel und solche mit
Schalthubwechsel.
Von diesen Typen sind die indirekt wirkenden Stirnrad- und
Schneckenradregulatoren infolge ihrer einfachen Anordnung die
gebräuchlichsten und es soll vorerst an der Hand der beistehenden Figuren
die wesentliche Anordnung dieser beiden Typen zur Erörterung gelangen. Die
beiden Fig. 64 und 65 stellen
einen zwangläufigen Warenbaumregulator mit Stirnradübertragung, Räderwechsel und indirekter Anordnung in Vorder- und
Seitenansicht nach einer Ausführung von Platt
Brothers & Co. vor.
Der die Ware aufnehmende eigentliche Warenbaum Wb erhält dieselbe durch
Vermittlung des Hilfsbaumes (Sandbaumes) Sb, welchem sie vom Brustbaume über die
Hilfswalze Hw
zuläuft, letzteres zu dem Zwecke, um einen möglichst grossen Teil des
Umfanges des Sandbaumes zu berühren und dadurch eine feste Anlage und
sichere Mitnahme zu erfahren. Der Warenbaum Wb wird gegen den Sandbaum
gepresst und senkt sich in dem Maasse, in welchem er sich mit dem Gewebe
bewickelt. Zu diesem Zwecke ist die Lagerung L
entsprechend angeordnet. Auf der Achse des Sandbaumes sitzt ein Stirnrad B, das Baumrad, in
dieses greift das kleine Transportrad t ein,
welches mit dem grossen Transportrade T auf der
gleichen Achse sitzt. Dieses letztere empfängt seine Bewegung von dem Wechselrade w, auf dessen Achse das Schaltrad S aufsitzt. Der Antrieb auf das
Schaltrad erfolgt durch die Schaltklinke k, die
von dem von der Ladenstelze aus in Schwingung versetzten Schalthebel H ihre Hin- und Herbewegung erhält. Um ein
Zurückgehen des Schaltrades beim Rücklaufen der Klinke k
zu verhindern, ist an dasselbe eine Gegenklinke
g angelegt, die an irgend einem Fixpunkte befestigt wird.
Behufs Veränderung der Schaltgrösse wird das Wechselrad w durch ein grösseres oder kleineres ersetzt,
wobei natürlich die Achse des grossen Transportrades in einem mit dem
Baumrade konzentrischen Bogen vor- oder zurückgelegt werden muss; zur
leichteren Ausführung dieser Montierung dient die entsprechend gekrümmte Tasche M.
Einen indirekt wirkenden Schneckenradregulator
in der Ausführung der Webstuhlfabrik Gülcher
& Schwabe zeigt Fig. 66.
Auf der Achse des Sandbaumes Sb sitzt das Baumrad B, das als Schneckenrad ausgeführt ist und in dieses greift die
Schnecke s ein, welche durch Vermittlung der
Kegelräder z1,
z2 von dem
Schaltrade S die Bewegung empfängt. Zum
Antriebe dieses letzteren dient ein Schalthebel H, dessen beide, nach entgegengesetzter Richtung stehenden
Klinkensysteme k1, k2
die Vor- bezw. Rückwärtsdrehung veranlassen, je nachdem, welches der beiden
zum Arbeitseingriffe gelangt. Die Bewegung erhalten die Klinken von der
geradlinig oder bogenförmig ausgeführten auf der Ladenachse sitzenden
Kulisse T, welche mittels der Zugstange z den Schalthebel H betätigt, ihre Einstellung auf Vorwärts- oder Rückwärtsschalten
durch die Schnur l und die gezeichnete
Schraubenfeder. Gegen Vorlaufen ist das Schaltrad durch eine Bremse
gesichert. Das Gewebe wird vom Sandbaume eingezogen, über die Hilfswalze Hw geleitet und
von da direkt abgelegt, oder auf einen gegen den Sandbaum sich anlegenden
Warenbaum gewickelt.
Aus diesen beiden Regulatortypen, die in der praktischen Ausführung die
mannigfachste Umgestaltung erfahren, erkennt man deutlich den prinzipiellen
Unterschied im Aufbaue der beiden erwähnten Gruppen des zwangläufigen stetig
wirkenden Warenbaumregulators; immerhin aber lassen sich die Einzelgetriebe
beider Anordnungen nach gewissen allgemeinen Beziehungen zusammenfassen, die
nachstehend erörtert werden sollen.
Einzelgetriebe des zwangläufigen, stetig wirkenden
Warenbaumregulators.
Analog wie bei den Kettenbaumregulatoren, können wir auch hier die drei
Teile: Warenbaumhaltung, Triebwerk und Schaltwerk unterscheiden.
Die Warenbaumhaltung.
Der Regulator ist zumeist, der daraus resultierenden Einfachheit des
Triebwerkes wegen, indirekt wirkend ausgeführt, so dass wir neben dem
eigentlichen Warenbaume noch den Hilfsbaum antreffen, der den direkten
Impuls von Seiten des Regulators empfängt. Behufs sicherer Mitnahme des
abzuziehenden Gewebes wird der Hilfsbaum mit Riffeln versehen oder mit einem
künstlich rauhgemachten Bleche, in besonderen Fällen auch mit einem mit
Spitzen und Nadeln, ähnlich einer Kratze, ausgeführten Bande oder auch mit
Schmirgel bezogen, weshalb er auch als Riffelbaum,
Nadelbaum oder Sandbaum bezeichnet
wird.
Der Sandbaum trägt das Stirn- oder Schneckenrad, welches durch das Triebwerk
den vom Schaltwerke kommenden Impuls empfängt.
Der eigentliche Warenbaum ist in diesem Falle eine blosse Wickelwalze, welche
das fertiggestellte Gewebe nach Maassgabe seiner Zuführung vom Sandbaume
aufzunehmen hat und ihre Bewegung entweder durch direkte Mitnahme infolge seiner Anpressung an den Sandbaum oder durch eine besondere Antriebsvorrichtung empfängt. Die erstgenannte
Ausführung wird meist bei schmalen Stühlen angewendet, die Anpressung des in
Hebel- oder Schlitzlager gehaltenen Warenbaumes erfolgt durch Federn oder
Gewichte, evtl. ruht der Warenbaum auf dem Sandbaumederart auf, dass er
mit seinen Zapfen an zwei Gleitschienen aufliegt und durch sein Eigengewicht
den entsprechenden Andruck erfährt. Bei breiten Stühlen wird das fertige
Gewebe meist abgelegt oder der Warenbaum durch ein einfaches Klinkenwerk
geschaltet; hiebei wird die Klinke durch Gewichts- oder Federzug im Sinne
der Warenaufwicklung bewegt und durch die Ladenstelze immer wieder
zurückgeführt. Selbstverständlich kann diese Betätigung des Warenbaumes in
beliebig anderer Art erfolgen, etwa durch Friktionsantrieb oder Schnurtrieb
und dergl. Einzelne dieser Anordnungen sollen anlässlich der Besprechung
praktischer Ausführungen Erwähnung finden.
Das Triebwerk.
Wie schon bemerkt, wird die Uebertragung der Schaltung auf das Baumrad
entweder durch ein Stirnrädergetriebe oder durch ein Wurmradgetriebe
bewerkstelligt und diese Verschiedenheit, die an sich inbezug auf die
Transmission ganz belanglos wäre, äussert sich doch ganz wesentlich durch
die sonstige Einflussnahme, die sie auf das Schaltwerk und auf die Art der Hinstellung
des Regulators für verschiedene Gewebedichten nimmt.
Es ist ohne weiteres verständlich, dass die Anordnung eines
Stirnradvorgeleges ohne besondere Schwierigkeiten gestattet einen Räderwechsel vorzukehren, indem einfach die
entsprechende Achse des mit dem auszuwechselnden Rade kämmenden Gegenrades
stellbar gelagert wird, daher werden Regulatoren mit Stirnradübertragung so
ausgeführt, dass das Klinkenwerk stets den gleichen oder nur wenig
veränderlichen Schalthub vollführt und durch einen Räderwechsel für die
entsprechende Veränderungsfähigkeit der Warenschaltung Vorsorge getroffen
wird. Die Stirnradanordnung bedingt aber eine Ausgestaltung des Schaltwerkes
durch Anbringung einer Gegen- oder Sperrklinke,
da das Schaltrad unter dem Einflüsse der Warenspannung steht.
Wird ein Wurmradgetriebe angewendet, so kann
diese Weiterung mit Rücksicht auf die Selbsthemmung entfallen, hingegen ist
ein Räderwechsel zur Erzielung anderer
Schussdichten nur durch weitere Anreihung eines
Stirnradvorgeleges zu ermöglichen, indessen wird hier die Aufgabe,
den Regulator für andere Schussdichten einstellfähig zu machen, in den
meisten Fällen dem Schaltwerke überwiesen.
Auch inbezug auf die zu erreichende Uebersetzung zeigen diese beiden
Triebwerke ein verschiedenes Verhalten und es ist klar, dass die leichte
Erreichbarkeit eines grossen Uebersetzungsverhältnisses, wie sie das
Schneckenradgetriebe mit sich bringt, auf seine Anwendung für schwere
Warenspannungen hinweist.
Das Schallwerk.
Bezüglich der wesentlichen Anordnung der Schaltklinke und ihres Verhaltens
kann auf das bei Kettenbaumregulatoren Gesagte verwiesen werden und es
werden nur einige wenige Bemerkungen hinzuzufügen sein.
Hat man es mit einem Schraubenradregulator zu
tun, so gelten für das Schaltwerk dieselben Beziehungen, wie sie an
der genannten Stelle entwickelt wurden, nur bezüglich der Schaltabstufung
sei hervorgehoben, dass man mitunter zur Erzielung einer ganz bestimmten
Schaltgrösse eine Auswechslung des Schaltrades
bei selbstverständlich entsprechender Neueinstellung des Schalthubes
vornimmt und es auf diese Weise möglich macht, für gewisse häufiger
vorkommende Schussdichten eine einfache und präzise Einstellung vornehmen zu
können.
Die Schaltwerkanordnung der Wechselrad- bezw. Stirnradtype zeigt insofern
eine einfachere Bauart, als man nicht genötigt ist, für eine möglichst
kleine Schaltabstufung Sorge zu tragen, es würde prinzipiell genügen, einen
konstanten Schaltbetrag ein für allemal festzusetzen und es bloss dem
Räderwechsel zu überlassen, andere Schussdichten herbeizuführen.
Indessen wird die leichte Umstellung des Schaltbetrages, wie sie durch
Veränderung des Klinkenhubes erzielt werden kann, nicht von der Hand
gewiesen und nur insofern beschränkt, als man die Schaltung in einer kleinen
Zahl von Abstufungen, meist drei, Schaltung um einen Zahn, zwei oder drei
Zähne, ändert.
Da für diesen Zweck die einfache Teilung des Schaltrades hinreicht, so wendet
man auch nur eine Klinke an.
Wie schon erwähnt, wird an das Schaltrad noch eine zweite Gegenklinke
angelegt – die Sperrklinke und es ist bemerkenswert, wie sich durch diesen
Umstand die Beziehungen bezüglich des toten Ganges (Leerlaufes) gegenüber
dem früheren Falle ändern.
Textabbildung Bd. 319, S. 567
Fig. 67.
In Fig. 67 sei M
eine geradlinig geführte mit entsprechend ausgeführten Zähnen versehene
Schaltstange, welche durch den Bolzen A
vermittels der Schaltklinke k in der
Pfeilrichtung vorwärts geschoben wird, während beim Rücklaufe der
Schaltklinke die Gegenklinke g eine
Rückwanderung der Schaltstange hindert. Die letztere werde durch irgend
einen Zug in der Tendenz erhalten, sich in der Richtung des Pfeiles I zu
bewegen und das Schaltwerk hat die Aufgabe, der Schaltstange die
entgegengesetzte Richtung, Pfeil II, zu erteilen. Der Bolzen A schwingt zu diesem Behufe parallel zur
Schaltrichtung zwischen zwei Endlagen hin und her; es ist klar, dass, wenn
er aus der äussersten Rechtsstellung nach links zu gehen beginnt, zunächst
jener Leerlauf der Klinke stattfindet, der bis zum Erreichen des
Arbeitseingriffes an dem nächsten Zahne vollbracht werden muss. Dieser
Leergang ist, wie schon ermittelt, von dem Klinkenhube abzuziehen, wenn der
Stangenhub bestimmt werden soll. Von dem Augenblicke an, in welchem Klinke
k diesen Leergang, etwa a, beendet, wandert die Schaltstange in der
Richtung des Pfeiles II mit der Klinke mit, indem ihre Zähne unter der
Gegenklinke g hinweggehen. Hat nun der Bolzen
A seine äusserste Linkslage erreicht, so
wird im allgemeinen die Gegenklinke g um einen
Betrag b gegen den vor ihr stehenden Zahn
zurückstehen und um diesen Betrag wird die Schaltstange bei der nun
erfolgenden Rückbewegung der Schaltklinke wieder zurücktreten, so dass auch
dieser Betrag von dem Klinkenhube als Leergang in Abzug zubringen sein wird.
Die von der Klinke der Schaltstange tatsächlich erteilte Schaltung s beträgt daher, wenn h den Schalthub bedeutet
s = h – a – b.
Der Schalthub s wird dabei das ein- oder
mehrfache der Teilung t betragen und die
Grössen a und b
finden ihren Grenzwert in t.
Man ersieht daraus, dass bei einer willkürlichen Annahme der Bolzenstellung
und des Klinkenhubes der Leergang bis zum Betrage von 2 t, bezw. gerade unter denselben liegend,
heranwachsen kann, ein Umstand, der wohl bei dieser Anordnung für die
Schaltabstufung ziemlich wenig ins Gewicht fällt, immerhin aber für die
praktische Betätigung Beachtung verdient.
Es ist schon oben hervorgehoben worden, dass für diesenRegulator das
Schaltwerk meist nur in der Abstufung von einem, zwei oder drei geschalteten
Zähnen variiert wird, während man zur feineren Abstufung den Räderwechsel
benützt. Die Aenderung des Klinkenhubes wird nun in der Art durchgeführt,
dass (Fig. 68) der Finger f, der den
Antrieb von der Ladenstelze aus besorgt, in einen entsprechenden Schlitz des
Schalthebels h eingreift und in demselben bezw.
an der Ladenstelze höher oder tiefer eingestellt werden kann. Stellt man ihn
tiefer, so wird der Klinkenhub kleiner und wird er höher gestellt, so
erreicht man einen grösseren Klinkenhub.
Wird der Schalthebel nun so ausgeführt, dass er, wie es die Figur zeigt, in
der Mittelstellung der Ladenstelze mit dieser parallel steht, so wird die
Klinke bezw. der Bolzen A bei jeder Einstellung
des Fingers um. eine Symmetrieachse E
schwingen, so zwar, dass die Ausschwingungen nach beiden Seiten gleich gross
sind. Hierdurch werden die beiden Werte des Leerlaufes – die oben erwähnten
Grössen a und b –
gleicherweise zu Tage treten und man wird bei der Einstellung des
Schalthubes die Schaltung zuverlässig erproben müssen, um die entsprechende
Stellung des Fingers zu finden.
Es ist aber ohne weiteres möglich, einen dieser beiden Werte zu eliminieren,
indem man die Hubbewegung der Klinke k nicht
symmetrisch um eine für jede Einstellung derselben gleichbleibende Achse,
sondern derart anordnet, dass die Klinke stets eine der Endstellungen beibehalten muss, dagegen die
andere Endstellung nach Bedarf weiter oder näher verlegt werden kann.
Lässt man beispielsweise die Schaltklinke stets bei ihrem Vorwärtsgange bis
zu einem festen Punkte gelangen, der so bestimmt wird, dass in dieser
Stellung des Schaltrades die Gegenklinke gerade
einfällt, so wird der durch diese letztere hervorgerufene Leergang b eliminiert und dadurch der
Gesamtleergang auf den gleichen Betrag herabgesetzt, wie bei Schaltwerken
ohne Sperrklinken. Den gleichen Erfolg erreicht man, wenn man die andere
Endlage des Klinkenhubes konstant beibehält und die Veränderung in der
Schaltgrösse nur durch Veränderung der anderen Grenzlage herbeiführt. Es
wird in diesem Falle bei entsprechender Wahl der Endlage der Teilbetrag a des Leerganges zum Verschwinden gebracht
werden können.
Um der Klinke eine derartige Bewegung zu erteilen, genügt es, den Schalthebel
h bezw. die Schlitzführung desselben so
anzulegen, dass er bei der äussersten Links- oder Rechtslage der Ladenstelze
mit derselben parallel steht.
Textabbildung Bd. 319, S. 567
In Fig.
69 ist die äusserste Stellung der Ladenstelze mit L bezeichnet und Hebel h zu derselben parallel gelegt. Der Finger f kann parallel zu sich selbst herauf- oder hinuntergeschoben
werden, ohne diese Grenzlage des Schalthebels zu verändern und man erkennt
somit, dass die Schaltklinke stets zu der gleichen Endlage nach links
gelangt.
Die Festsetzung der anderen Endlage ist in Fig. 70
skizziert, wobei angenommen wird, dass die den Hub des Bolzens p auf den Schalthebel übertragende Stange t um n drehbar ist
und in dem Schlitze des Schalthebels höher oder tiefer angreifen kann. Als
Krümmungsmittelpunkt dieses Schlitzbogens ist der Bolzen in seiner
äussersten Linksstellung gewählt und es ist einleuchtend, dass in diese
Stellung des Gestänges der Schalthebel h und
mit ihm die Schaltklinke stets gelangen, wenn t
auch hinauf oder hinunter verschoben wird. Dadurch ist die äusserste
Rechtsstellung der Schaltklinke für jede Hubgrösse beibehalten.
Werden etwa statt einer einzelnen Klinke zur Reduzierung der Teilung zwei
oder mehrere angewendet, so gelten die gleichen Beziehungen, nur dass dann
statt der wirklich ausgeführten die reduzierte Teilung in Betracht zu kommen
hat.
Was die praktische Ausführung der Schaltzähne anbelangt, so ist einleuchtend,
dass eine richtige Zahnform nur dann möglich erscheint, wenn beide Klinken,
Schalt- und Gegenklinke, die gleiche Länge und die gleiche relative Lage
gegen das Schaltrad aufweisen. Die Klinken selbst können als Zug- oder
Druckklinken ausgeführt werden, wobei die ersteren zur Vermeidung eines
durch ihre Form bedingten toten Ganges an der Arbeitseingriffstelle nach
einem Kreisbogen gekrümmt sein sollen, dessen Mittelpunkt der
Schwingungsmittelpunkt der Klinke ist.
Die Tatsache, dass der Regulator ohne Rücksichtnahme auf sonstige Umstände,
im normalen Betriebe des Webstuhles, die Warenaufwicklung vornimmt, macht es
notwendig, ihn mit einer besonderen Anordnung auszustatten, um Schussstreifen bei Schussfadenbruch zu
vermeiden. Durch den sog. Schussfühler oder Schussgabelwächter wird der
Webstuhl ausgerückt, wenn der Schussfaden reisst oder ausgeht. Da nach
Stattfinden der Ausrückung der Stuhl je nach seiner Bauart und
Arbeitsgeschwindigkeit einen mehr oder weniger Umgänge der Welle zählenden
Endlauf vollführt und speziell bei schnellgehenden, schmalen, englischen
Stühlen dieser Endlauf zwei bis drei Touren betragen kann, so würden hier
noch zwei bis drei Schaltungen stattfinden, wodurch ein entsprechender
Schussstreifen beim weiteren Weben hervortreten würde. Um diesen Fehler zu
vermeiden, wird die Schaltung gleichzeitig mit dem
Hauptantrieb des Stuhles durch den Schussfühlerapparat
unterbrochen, indem gewöhnlichdie Gegenklinke vermittelst einer
entsprechenden Hebelverbindung in dem gleichen Augenblicke vom Schaltrade
abgehoben wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 568
Fig. 71.
Auch diese Anordnung ist nicht imstande, die Schussstreifen bei
Schussfadenbruch vollständig vermeiden zu lassen, da die Betätigung des
Schussfühlers mitunter erst nach ein bis zwei leeren Schützenläufen
stattfindet, indem derselbe, meist nur zu einer Seite angebracht, dann nicht
jeden einzelnen, sondern jeden zweiten Schussfaden anfühlt. Um in dieser
Hinsicht sicher zu gehen, wird der Regulator jedenfalls nach einem
Schussfadenbruche um ein bis zwei Schaltzähne zurückgestellt, zu welchem
Zwecke mitunter eine eigene Klinke, die Expansionsklinke, angeordnet wird. Dieselbe besteht (Fig. 71) aus zwei aneinander verschiebbaren
Teilen a und b,
welche durch die Verbindungsschraube c lose
aneinander gehalten sind; b ist die eigentliche
als Zugklinke eingerichtete Klinke und legt sich gegen das Schaltrad an.
Beim normalen Arbeitsgange des Regulators geht das Schaltrad vorwärts und
drängt dabei den Teil b so weit als möglich,
d.h. bis zum Anschlag an die Stellschraube d
nach rückwärts. Wird nun bei Schussfadenbruch nicht nur die Gegenklinke,
sondern auch gleichzeitig die Schaltklinke ausgehoben, so bleibt die
Expansionsklinke allein als Sperrklinke wirksam und das Schaltrad kann
seiner ihm durch die Warenspannung erteilten Tendenz, zurückzugehen, soweit
folgen, als die Klinkenteile a und b durch ihren gegenseitigen Verschub dies
zulassen. Man erkennt, dass das Ausmass dieses Verschubes von der Stellung
der Schraube d abhängt und der Rücklauf des
Regulators von dieser Verschubgrösse, aber auch von der jeweilig vorhandenen
Stellung der Klinke gegen den Schaltzahn beeinflusst wird. Zum Zwecke der
gleichzeitigen Aushebung beider Klinken, der Schalt- und der Gegenklinke,
sind dieselben dann meist so angeordnet, dass die Gegenklinke als Zugklinke
ausgeführt wird und mittels eines seitlichen Bolzens die Schaltklinke
untergreift. Bei breiten Kurbelstühlen, welche verhältnismässig langsamer
laufen und durch starke Bremsen rasch abgestellt werden, pflegt man von
diesen Einrichtungen abzusehen.
(Fortsetzung folgt.)