Titel: | Die Neuanlage des Königlichen Materialprüfungsamtes in Gross-Lichterfelde, West. |
Autor: | K. Memmler |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 593 |
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Die Neuanlage des Königlichen
Materialprüfungsamtes in Gross-Lichterfelde, West.
Von K. Memmler, ständiger Mitarbeiter des
Kgl. Materialprüfungsamtes.
(Schluss von S. 591 d. Bd.)
Die Neuanlage des Königlichen Materialprüfungsamtes in
Gross-Lichterfelde, West.
Die Abteilung 2 für Baumaterialprüfung hat ihre
Räume (s. Fig. 25) in dem Westflügel des Gebäudes,
der gleichartig dem eben beschriebenen Ostflügel ausgebaut ist, erhalten.
Im Gebäude Bl sind die Verwaltungsräume der Abteilung
(Vorsteher- und Mitarbeiterzimmer, Registratur, technisches Bureau) sowie ein
chemisches, physikalisches und mineralogisches Laboratorium untergebracht. Das
chemische Laboratorium ist mit den gebräuchlichen Betriebsmitteln ausgestattet; das
physikalische Laboratorium enthält die Apparate zur Bestimmung der Abbindezeit und
Raumbeständigkeit der Bindemittel. Genannt sei ein nach dem Prinzip der Vicatschen Nadeln von Martens gebauter selbsttätiger Nadelapparat. Der Apparat wird durch ein
Uhrwerk betrieben und lässt in bestimmten Zeiträumen die Nadeln in den Zementbrei,
der in kleinen länglichen Rahmen angemacht wird, eintauchen, wobei die Eindringtiefe
durch Schreibfedern, die am Oberende der Nadeln befestigt sind, aufgeschrieben wird.
Zur Ermittlung der Längenänderung sind Bauschingersche
TasterMitteilungen aus d.
mechan. techn. Laboratorium d. techn. Hochschule München. Jahrg. 1879, Heft
8, S. 14. und Martenssche
Zeigerapparate, vorhanden; ferner sind zu nennen Apparate zur Bestimmung des
spezifischen und Raumgewichts, sowie ein Windsichtapparat nach Gary-Lindner, der zur Trennung feinster Pulver nach
Korngrösse und Gewicht mittels Luftstromes benutzt wird.
Das mineralogische Laboratorium enthält Einrichtungen für geologische Arbeiten zur
Herstellung von Dünnschliffen, Mikroskope und Trockenschränke.
Im Gebäude Bv ist ein grosser Teil der Räume durch die
Probenvorbereitung und Probenbearbeitung in Anspruch genommen.
Raum 91 dient für den Probeneingang. Von hier gelangen die Gesteine zur Bearbeitung
in die sog. Nasswerkstatt (93), die Bindemittel entweder zur Zerkleinerung nach der
Staubkammer, oder nach der Formerei (97) zur Anfertigung der Zug- und Druckproben.
Die fertig bearbeiteten Proben gehen entweder unmittelbar in die Prüfungshalle (83)
oder für die Gefrierversuche nach Raum 94 oder aber sie kommen in den
Probenerhärtungsraum 87.
Die Zerkleinerungsmaschinen in der Nasswerkstatt 93 sind zwei Horizontalsägegatter
(No. 60 und 61), ein grosses zum Schneiden mit
Diamanten besetzten Sägeblättern, das andere zum Schneiden mit Sand; ferner drei
Kreissägen zum Schneiden mit Diamantstaub (No. 63 und 64). Zur
Probenbearbeitungsind ferner zu verwenden eine alte Horizontalschleifscheibe
(No. 65), eine kleine Hobelmaschine (No. 67), und eine kleine
Endflächenschleifmaschine (No. 66) zum Anschleifen ebener, paralleler Druckflächen
an Probewürfeln aus Hartgesteinsproben.
Die Einrichtung im Raum 94 zum wiederholten, meist 25 maligen Gefrieren der Gesteine
besteht aus zwei von A. Borsig-Tegel gelieferten
Schwefligsäure-Kompressoren, von denen jeder eine im Fussboden eingelassene, gut
isolierte Kühlgrube durch ein dreifaches Kühlschlangensystem abkühlt. Jede der
Gruben fasst etwa 100 Ziegelsteine, die in besondere eiserne Rahmen zu je zehn Stück
eingespannt, mit Hilfe eines kleinen Laufkranes in die Grube eingesetzt und bei
achtstündiger Betriebsdauer einmal durchgefroren werden. Zum Wiederauftauen werden
sie in den Rahmen auf Tische und Regale gestellt.
Die Staubkammer 95 enthält an Zerkleinerungsmaschinen einen Kollergang (No. 82),
einen grossen gusseisernen Mörser (No. 77), eine Porzellanbüchsenmühle zum
Zerkleinern mit Flintsteinen in Hartporzellanbüchsen, sowie ein kleines Walzwerk
(No. 87) und eine Kugelmühle (No. 81). Zum Sieben der zerkleinerten Materialien
dient die Rüttelmaschine (No. 76). Die Siebe ruhen in einem von Federn getragenen
Rahmen, der durch eine Daumenwelle bewegt wird.
Für Abnutzungsversuche sind ferner vorhanden: eine Bauschingersche Schleifscheibe (No. 78) in der bekannten Ausführung und
ein Sandstrahlgebläse (No. 77). Später soll noch ein Rüttler für Schotter- und
Pflastersteinprüfung aufgestellt werden. In der Probenformerei (Raum 97) sind auf
einem gemeinsamen Fundamentsockel, zehn Böhmesche
Hammerapparate (No. 87) mit Martensscher Festhaltung
sowie drei Steinbrück-Schmelzersche Mörtelmischer (No.
86) und für die Betonformerei eine Mischmaschine (No. 85) aufgestellt.
Eine grosse, gut fundierte Steinplatte, ferner Tische mit Steinplatten sowie mehrere
Regale mit den erforderlichen Formereigeräten bilden die weitere Ausstattung des
Raumes.
Der Raum für die Probenerhärtung (87) enthält eiserne Regale mit Schieferkästen zur
Aufbewahrung der Zement-Zug- und Druckproben unter Wasser, sowie drei grosse Bassins
mit Monierwänden zur Aufnahme der Betonkörper. Im Raum 88 sind grosse Silos für den
Normalsand und Mauersand an den Wänden befestigt. Der grösste Raum des Gebäudes Bv (No. 83) enthält die Prüfungsmaschinen (Fig. 26). Er wird von einem elektrisch betriebenen
Laufkran mit 1,5 t Tragfähigkeit bestrichen.
An Maschinen älterer Konstruktion sind hier aufgestellt: eine Amslersche Druckpresse für 33 t (No. 48) und zwei Amslersche Biegepressen (No. 50 und 51) für 5 bezw. 2 t
Kraftleistung, ferner zwei Frühling-Michaelissche
Zugfestigkeitsprüfer (No. 57) und ein von Charlottenburg überführter
Wasserdurchlassprüfer (No. 56) nach Böhme. An neuen
Prüfungseinrichtungen ist zunächst die Deckenprüfmaschine (Bauart Martens) zu nennen.
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Fig. 25. Abteilung 2 für Baumaterialienprüfung.
Vorsteher; Mitarbeiter;
Registratur; Technisches Bureau; Chemisches Laboratorium; Vorraum; Formerei:
Silos; Mörtelmischer; Hammerapparate; Betonmischer; Steintisch; Probenerhärtung:
Regale und Wasserkästen; Staubkammer: Kollergang; Siebmaschine. a
Einlaufapparat; Rütteltrommel; Feinmühle; Mörser; Schleifmaschine;
Sandstrahlgebläse; Kugelmühle; Brechwalze; Kühlkammer: a und b Eismaschinen;
Kühlgruben; Bl Mitarbeiter; Wägeraum; Mineralog. Laboratorium; Physikalisches;
Belagproben; Bv Laufkran; Auftaueinrichtungen; Nasswerkstatt: u. Steinsägen;
Trockenschrank; u. Schleifmaschinen; u. Kreissägen; Diamanthobelmaschine;
Probenausgang; Versuchshalle: Laufkran; Deckenprüfung; Trockenschrank;
Röhrenpresse; ton-Presse; Biegepressen; , und Zugprüfer; Wasserdurchlassprüfer;
Fallwerk.
Die Maschine, von Borsig-Tegel geliefert, besteht in
Anlehnung an das bereits früher geübte Belastungsverfahren nach Rudeloff mittels hydraulischer Presse aus zwei parallel
stehenden, von Säulen getragenen Blechträgern mit je zwei verschiebbaren, abwärts
wirkenden Pressen mit hydraulischem Kolbenrückzug. Die Säulen sind zwischenje
zwei in Fundamenten verankerten ⊐-Eisen ebenfalls verschiebbar, sodass mit der
ganzen Einrichtung Deckenfelder bis zu 3 m Breite und 6 m Länge geprüft werden
können. Die Decken werden auf dem Hofraum in schmiedeeiserne Rahmen, die auf einem
Schienenfeld gelagert sind, eingebaut und können nach Erhärtung von den Schienen auf
Transportwagen geschoben und direkt unter die Deckenprüfmaschine gefahren werden.
Die Druckübertragung von den Kolben der Pressen auf die ganze Fläche der Decke
geschieht in der bekannten Weise durch pyramidenförmigen Aufbau von Bohlenstücken
und Kreuzhölzern. Grössere Decken, Betoneisenkonstruktionen, Gewölbe, Brücken- und
Dachträger können ausserdem unabhängig von diesen Einrichtungen in jeder Art und
Grösse entweder durch hydraulische Kraftübertragung oder durch direkte
Gewichtsbelastung geprüft werden. Zur Messung der Formänderungen mit jedem
gewünschten Feinheitsgrade stehen zahlreiche Messapparate zur Verfügung.
Für die Prüfung von Zementrohren auf Scheiteldruck ist eine neue, ebenfalls von Borsig-Tegel nach Angaben von Martens gebaute Maschine No. 49 aufgestellt (Fig. 27). Die Maschine besteht aus einer hydraulischen Presse von 20000
kg Kraftleistung mit hydraulischem Kolbenrückzug, die an einem in beliebiger Höhe an
den beiden Stützsäulen zu befestigenden Querbalken angehängt ist. Die Kraftmessung
geschieht durch zwei Messdosen mit Gummimembran die unter der Grundplatte, auf der
das Proberohr gelagert wird, eingebaut sind.
Für Ausführung von Druckversuchen mit Kraftleistungen bis zu 150 t ist die Maschine
No. 46 von der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
geliefert. Der Antrieb geschieht durch die im Unterteil liegende hydraulische
Presse, die Kraftmessung durch die Messdose im oberen Querhaupt der Maschine (s.
Fig. 28.)
Neben diesen Maschinen ist die bekannte 400 t-Betonprüfungspresse (No. 44) nach Martens aufgestellt.
Für Ausführung von Druckversuchen mit Zement- und Mörtelkörpern ist noch eine
hydraulisch betriebene, 40 ton-Presse mit Messdose vorhanden. Die Maschine, die auf
einem Tische Aufstellung gefunden hat, zeigt besonders, welche gedrungenen, wenig
Platz erfordernden Maschinenkonstruktionen sich bei Verwendung der Messdose als
Kraftmesser erzielen lassen. Ebenfalls mit Messdose als Kraftmesser und
hydraulischem Antrieb versehen ist der 600 kg Zugprüfer (Fig. 29). Die drei zuletzt genannten Maschinen sind sämtlich nach Martensschen Entwürfen von der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg geliefert. Die Maschinen haben durchweg
Steuerungen nach dem zu Fig. 7 erläuterten Prinzip.
Die Steuerungen sind mit den Messvorrichtungen, Manometern, Schreibmanometern auf
Tischen montiert, die neben den Maschinen Aufstellung gefunden haben.
Als neu beschafft ist ferner noch zu nennen ein Zugprüfer für Zement nach Schopper mit mechanischem Antrieb und Kraftmessung
durch Spiralfeder und Zeigerwerk. Ein kleines Fallwerk dient für Prüfung von
Belagfliesen, Drehsteinen, Schiefertafeln sowie ein grosser Dampftrockenschrank zum
Trocknen von Gestein- und Sandproben:
Für die Glüh- und Schmelzversuche der Abteilung ist in dem Anbau zum Kesselhaus ein
Feuerlaboratorium eingerichtet, in dem drei Deville-,
ein Seger- und ein Frühlingofen aufgestellt sind. Neben dem Kesselhaus und dem Gebäude Bv und Bl stehen grosse
Felder für die Errichtung von Deckenproben und Aufführung von Häuschen für
Brandproben zur Verfügung.
Auch die Abteilung für Baumaterialprüfungen plant Dauerversuche in grösserem Umfange;
besonders sollen die Verwitterungserscheinungen an Gesteinen und Mauerwerken durch
langjährige planmässige Versuche im Freien beobachtet werden. Zu dem Zwecke werden
sowohl auf den
flachen Dächern der Versuchsstätten, als auch auf dem Deckenversuchsfeld
Vorrichtungen wie Regale und dergl. zur Aufnahme von Probekörpern Aufstellung
finden. Die Steine sollen auf trockenem und feuchtem Grunde mit rauhen oder
polierten Flächen der Witterung ausgesetzt werden. –
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Fig. 26. Prüfungsraum Bv 83 Innenansicht.
ton Presse; ton Biegepresse;
Zugfestigkeitsprüfer; Wasserdurchlassprüfer; Elektr. Laufkran.
Die dritte Abteilung, für Papierprüfung, ist im ersten Stockwerk des Gebäudes Ml untergebracht (s. Fig.
2). Sie umfasst (Fig. 30) Vorsteherzimmer
(259), Registratur (257), sowie Mitarbeiterzimmer (256), das zugleich eine
mikrophotographische Einrichtung und Dunkelkammer enthält. Der geräumige, mit
besonders grossen Fenstern versehene Raum 248 dient als Mikroskopierraum. Die
Nebenräume No. 244 und 245 sind als chemische Laboratorien entsprechend
eingerichtet. Als neu besonders zu nennen ist eine elektrisch betriebene Vorrichtung
zum Veraschen von Papier.
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Fig. 27. 20000 kg - Rohrprüfungsmaschine von Martens (Borsig).
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Fig. 28. 150000 kg - Presse von Martens.
Das sog. Festigkeitszimmer No. 242 enthält die Festigkeitsprobiermaschinen. Dem sehr
erheblichen Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Festigkeit von Papier- und
Faserstoffen ist durch Anbringung von zwei Körtingschen
Luftbefeuchtern Rechnung getragen.
Für später ist noch eine Vorrichtung zum Trocknen der Luft geplant, wozu im
Nebenraum (244) eine Eismaschine Aufstellung finden wird, die die Luft aus dem
Festigkeitszimmer so stark abkühlt, dass sich ihr Wasserdampf niederschlägt; in
erwärmtem Zustande wird sie dann wieder nach dem Raum 242 zurückbefördert. Neben den
alten, jetzt nur noch wenig verwendeten Wendlerschen
Festigkeits prüfern sind hauptsächlich Schoppersche
Maschinenaufgestellt, die neuerdings sämtlich mit hydraulischem Antrieb und
Steuerventil nach Martens ausgerüstet sind. Es sind
Maschinen vorhanden für 1 kg Höchstleistung zur Prüfung von Haaren, Fasern und
Federn, für 10 kg für Papier- und Garnprüfung, für 30 kg, für 100 kg zur Prüfung von
Karton, Pappen und Zeugstoffen und für 500 kg zur Prüfung von festeren Stoffen und
Segelleinen. Um die vielfach angefochtene Handknitterung zur Ermittlung der
Knitterfähigkeit von Papieren nach Möglichkeit zu beseitigen sind vier elektrisch
betriebene Falzapparate (Bauart Schoppers aufgestellt
worden.D. p. J. 1903, 318, S. 732.
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Fig. 29. Zugfestigkeitsprüfer von Martens, Maschinenbau-Gesellschaft
Nürnberg.
Textabbildung Bd. 319, S. 595
Fig. 30. Abteilung für Papierprüfung.
Vorsteher; Registratur;
Mikrophotographie und Mitarbeiter; Volontäre; Festigkeitsprüfung; u. Chemische
Laboratorien; Mikroskopierzimmer.
An weiteren Einrichtungen sind noch zu nennen ein Saugfähigkeitsprüfer nach Klemm-Winkler, der die Saugfähigkeit von Löschpapieren
durch die Höhe bemisst zu der Wasser in bestimmter Zeit von 15 mm breiten, senkrecht
aufgehängten Streifen angesaugt wird; ferner ein Apparat zur Ermittlung der
Filtrierfähigkeit von Fliesspapieren nach Herzberg (Fig. 31), mit dem die durch eine bestimmt bemessene
Fläche des Papieres unter bestimmtem Druck hindurchgehende Wassermenge ermittelt
wird.
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Fig. 31. Filtrierpapierprüfer von Herzberg (Schopper).
Der Raum 252 dient ausschliesslich Lehrzwecken und enthält an den Laboratorientischen
die Arbeitsplätze für die Volontäre, jungen Papiertechnikern, die sich die amtlichen
Papierprüfungsverfahren zu eigen machen wollen. Eine kleine Versuchseinrichtung zum
Mahlen und Schöpfen von Papier (Holländer, Knotenfänger) sowie eine hydraulische
Presse zum Auspressen des Wassers aus Papier vervollständigen die Einrichtung des
Raumes.
Auch in dieser Abteilung soll dem Gebiet der Dauerversuche mehr Aufmerksamkeit als
bisher gewidmet werden, weswegen für die Lagerung von Papieren und Belichtung unter
verschiedenen Umständen Einrichtungen vorgesehen sind. Die Zugänglichkeit des Daches
des Gebäudes Mv vom Raum 252 aus ermöglicht der
Abteilung auch Versuche im Freien vorzunehmen.
Zum grössten Teil neue Einrichtung erhält die Abteilung 4 für Metallographie. Ihre
Räume befinden sich im zweiten Stockwerk des Mittelbaues (s. Fig. 32).
Die Proben für die metallographischen Arbeiten werden zunächst im Schleifraum No. 391
vorbereitet, der zu diesem Zwecke mit einigen Werkzeugmaschinen, Prehbank, Kaltsäge
und Shapingmaschine ausgestattet ist. Das Schleifen und Polieren der Proben soll
später auf besonderer kleiner Schleifmaschine mit senkrecht stehender Welle
vorgenommen werden.
Der Raum 307 enthält die nötigen Einrichtungen zum Aetzen, Relief- und Aetzpolieren
der Proben, während im Raum 305 der mikrophotographische Apparat,Mitteilungen 1899, S. 73. Bauart
Martens und mehrere andere optische Instrumente
fürMikroskopierzwecke sowie eine Sammlung von über 3600 mikrophotographischen
Lichtbildern und von besonders kennzeichnenden Schliffen untergebracht ist. Weitere
Räume der Abteilung sind No. 385 Spülzimmer mit der Dunkelkammer, 387 chemisches
Laboratorium, 308 Wägezimmer sowie der sog. Glühraum No. 380 und 309 Feinmessraum.
Letztere haben eine besonders wichtige Ausstattung an elektrischen Glüh- und
Messinstrumenten erhalten. An Glühöfen sind die- bekannten Oefen Bauart Heräus (Porzellanrohr mit Platinfolieumwicklung) in
Gebrauch, die mit Regulierwiderständen so ausgerüstet sind, dass die Wärme im Ofen
auf ± 3° C. gleichmässig gehalten werden kann; die Wärmemessungen geschehen durch
Le Chatelièr-Pyrometer. Zur Ermittelung von sog.
Haltepunkten sind Einrichtungen vorhanden, mit denen die Probematerialien zunächst
auf 1100° C. erwärmt werden, worauf der Heizstrom ausgeschaltet wird und bei der
dann erfolgenden langsamen Abkühlung besonders durch ein Zeigergalvanometer nach Deprez-d'Arsonval diejenigen Wärmegrade aufgezeichnet
werden, bei denen in dem Probekörper plötzliche Wärmeentwicklung eintritt.
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Fig. 32. Abt. 4 für Metallographie und 5 für Allgemeine Chemie.
Abt. 4; Abt. 5; Spülraum;
Metallurgisches Laboratorium; Glübraum; Schleifraum; Mikroskopierraum; Aetz- und
Polierraum; Wägeraum; Feinmessraum; Vorsleber; R Probeneingang;
Verbrennungsraum; Abort; Kalorimetrie; Gasanalyse; Wägeraum; .
Probierlaboratorium.
Textabbildung Bd. 319, S. 596
Fig. 33. Abt. 5 für Allgemeine Chemie.
Chlorraum; und Wägeraum; Wägeraum;
Präparate; Direktor; Organisches Laboratorium; Spülraum; Registratur; Spülraum;
Schwefelwasserstoff; Vorsteher; Apparate; Anorganisches Laboratorium;
Wasseranalyse und Alkali-Bestimmung; und Probeneingang und Vorbereitung;
Elektrolyse und Titration.
Zur Ermittlung und Aufzeichnung von Erstarrungskurven von Legierungen sind ähnlich
arbeitende Einrichtungen vorhanden. Durch eine besondere Drahtleitung vom Raum 389
nach Raum 309 können die in ersterem aufgestellten Apparate mit den
Feinmessinstrumenten in 309 verbunden werden. Ein Lindeck scher Kompensationsapparat in Verbindung mit einem von der
physikalisch-technischen Reichsanstalt geeichten Normalelement gestattet die Eichung
und ständige Kontrolle aller Thermoelemente der Anstalt. Neben den Einrichtungen zur
Ermittlung kleiner Potentialdifferenzen zwischen Metallelektroden in verschiedenen
Zuständen ist
noch eine magnetische Wage nach Dubois zu nennen.
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Fig. 34. Abt. 6 für Oelprüfung.
Vorsteher; Mitarbeiter- und
Wägeraum; Laboratorium; Wägeraum; Durchgang; Flammpunktsraum; Laboratorium;
Schwefelwasserstoffraum; Dampfdestillierraum; Photometrierraum; Schiessraum;
Verbrennungsraum; Registratur.
Für metallurgische Arbeiten stehen der Abteilung noch der Schmelzraum 142 und
Vorratsraum 141 des Gebäudes F an der Ostwand des
Kesselhauses zur Verfügung. In ihm sind aufgestellt: ein Reformtiegelschmelzofen
nach Hammelrath, ein kleiner Gasschmelzofen (Rössler, Frankfurt a. M.), ein Gasgebläsemuffelofen und
ein Gasgebläsetiegelschmelzofen nach Schober sowie ein
Schmiedefeuer. Für die beiden letzteren Oefen ist ein von besonderem Elektromotor
betriebenes Gebläse vorhanden, während der Ofen unter 1 und das Schmiedefeuer ihren
Unterwind von dem Ventilator der Schmiede erhalten.
Das ganze erste Stockwerk des Mittelgebäudes und die Hälfte des zweiten Stockes sind
der Abteilung für allgemeine Chemie eingeräumt. Die ungemeine Vielseitigkeit des
Arbeitsgebietes dieser Abteillung macht einen grossen Raumaufwand erforderlich. Der
beigegebene Grundriss (Fig. 33) zeigt die Anordnung
der einzelnen Räume. Die Ausstattung ist die in modernen chemischen Laboratorien
gebräuchliche; alle Hilfsmittel des Analytikers sind in zweckmässigster Ausführung
vorhanden. Zu elektrolytischen Arbeiten dient ein besonderer Raum. Als Stromquelle
dient eine im Keller aufgestellte Akkumulator-Batterie von 24 Zellen, von denen
immer je12 entladen werden, während die übrigen 12 von der Zentrale aus geladen
werden.
Die Batterie hat eine Kapazität von 216 Ampèrestunden und liefert 3 Stunden lang im
Höchstfalle 72 Ampèren.
Die sechste Abteilung, für Oelprüfung, endlich ist in dem Gebäude Bl im ersten Stockwerk untergebracht. Fig. 34 veranschaulicht die Anordnung der Räume.
Neben den beiden Laboratorienräumen 232 und 236 sind besonders zu nennen der Raum
226 für physikalische Arbeiten, in dem eine photometrische Einrichtung (ähnlich der
in der physikalisch-technischen Reichsanstalt) Aufstellung finden soll, ferner das
Flammpunktszimmer No. 233, in dem ausschliesslich die Bestimmung der
Entflammungs-Temperaturen vorgenommen wird.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass in den Erdgeschossräumen des
Hauptgebäudes die Verwaltungsräume, Direktorenzimmer, Bücherei, Material-, Betriebs-
und Hausverwaltung, Kasse, Registratur und Kanzlei, sowie die Sammlungsräume
untergebracht sind. Im obersten Stockwerk ist ein photographisches Atelier mit
elektrischer Lichtpauseinrichtung vorhanden, sowie eine Destillieranlage
aufgestellt, die die chemischen Laboratorien mit destilliertem Wasser versorgt.
Im Raum 103 des Maschinengebäudes ist die mechanische Werkstatt für die Herstellung
von Versuchseinrichtungen sowie zur Ausführung kleinerer Reparaturen an
Betriebseinrichtungen untergebracht, die zugleich der Abteilung 1 zur Bearbeitung
ihrer Versuchsstücke dient. Neben mehreren Drehbänken, Fräs-, Hobel- und
Bohrmaschinen, Stosswerken und sonstigen Hilfseinrichtungen sind auch
Arbeitsmaschinen für die Tischlerei vorhanden. Der Antrieb sämtlicher Maschinen
geschieht durch zwei Elektromotoren, die durch Riemenübertragung zwei Wellensträngen
mit den Antriebsscheiben für die Maschinen treiben. Im Kesselgebäude ist ausser dem
Kesselraum und dem schon oben erwähnten Schmelzlaboratorium auch eine Schmiede mit
zwei Schmiedeherden, denen Unterwind durch elektrisch betriebenen Ventilator
zugeführt wird, vorhanden.