Titel: | Studien über die Beanspruchung und Formänderung kreisförmiger Platten. |
Autor: | Max Ensslin |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 677 |
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Studien über die Beanspruchung und Formänderung
kreisförmiger Platten.
Von Dr. ing. Max Ensslin,
Stuttgart.
(Schluss von S. 669 d. Bd.)
Studien über die Beanspruchung und Formänderung kreisförmiger
Platten.
C) Belastung durch Biegungsmomente am äusseren oder
inneren Plattenumfang.
Besteht die Belastung lediglich in Biegungsmomenten, die gleichmässig über den
äusseren oder inneren Plattenumfang verteilt sind, so ist in der Platte keine
Schubwirkung vorhanden; sie wird nur gebogen. Es ist dann in der
Differentialgleichung der elastischen Mittelfläche (S. 650, Gleichung 37)) S = 0, womit wird:
\frac{d^3\,z}{dx^3}+\frac{1}{x}\,\frac{d^2z}{dx^2}-\frac{1}{x^2}\,\frac{dz}{dx}=0
Durch Integration erhält man für die Senkung eines Punktes der Mittelfläche unter die
xy-Ebene
z=\frac{K_1}{4}\,x^2+\frac{K_2}{2}\,ln\,x^2+K_3 . . 63)
und für die Neigung der Meridianlinie gegen die x-Achse:
\frac{dz}{dx}=\frac{K_1}{2}\,x+\frac{K_2}{x} . . . . . 64)
Auf demselben Weg, auf welchem die Gleichungen 3), 40) und 58) gefunden worden sind,
erhält man zur Berechnung der Spannungen in der ringförmig ausgeschnittenen
Scheibe:Ist die Scheibe
voll, so gelten, wenn nur biegende Momente gleichmässig den Umfang belasten,
ebenfalls die Gleichungen 63) bis 65), nur ist die Konstante K2 =0, da
\frac{dz}{dx}=0 sein muss für x = 0. Diese
Gleichungen sind eingangs als die Gleichungen 4) bis 6)
aufgeführt.
\left{{\sigma_x=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\lambda}{\alpha}\,\left[\frac{K_1}{2}-\frac{m-1}{m+1}\,\frac{K_2}{x^2}\right]}\atop{\sigma_y=-\frac{m}{m-1}\,\frac{\lambda}{\alpha}\,\left[\frac{K_1}{2}+\frac{m-1}{m+1}\,\frac{K_2}{x^2}\right]}}\right\}\
.\ .\ .\ .\ 65)
Hierin sind K1, K2 und K3
Integrationskonstante, deren Wert aus den Randbedingungen sich ergibt.
Mit Hilfe der Gleichungen 63) bis 65) kann der versteifende Einfluss des Materials
untersucht werden, das über den Auflager- bzw. Belastungskreis hinausragt, d.h. in
Fig. 27 der Einfluss des Materials ausserhalb
des Umfanges 2 π Ra und
innerhalb des Umfanges 2 π Ri.
Textabbildung Bd. 319, S. 677
Fig. 27. – ∙ – Ringspannungen in einer Scheibe ohne übersehende Ränder.
Beispiel: Die im Abschnitt A., b), I. (S. 629)
behandelte Platte (Ra =
28, Ri = 14) mit einer
in den Umfangen 2 π Ra
und 2 π Ri
konzentrierten Last und frei beweglichen Rändern erhält innen und aussen
vorspringende Ränder von 4 cm, so dass R1 = 32 und R0 = 10 cm ist (Fig.
27). Die Scheibe besteht aus drei Ringzonen: die äussere und innere sind
nur durch Biegungsmomentebelastet, die infolge des Zusammenhanges mit der
mittleren Zone auftreten. Die Spannungen in der äusseren und inneren Zone verteilen
sich nach dem Gesetz der Gleichung 65); die in Gleichung 65) vorkommenden Konstanten
mögen für die äussere Zone mit K1 und K2; für die innere mit B1 und B2 bezeichnet werden. Für die mittlere Zone gilt
Gleichung 3), die Konstanten seien c1 und c2.
Bei der Bestimmung der Integrationskonstanten ist davon auszugehen, dass die
Radialspannungen am äusseren und inneren Rand (x = R1 und x = R0) gleich Null
sind, dass die Meridianlinie aus der äusseren in die mittlere Zone und ebenso aus
der mittleren in die innere mit gemeinsamer Tangente übergeht und dass die
Spannungen an der Uebergangsstelle aus der äusseren in die mittlere Zone (bezw.
mittleren in die innere) sich für jeden Punkt gleich ergeben müssen, mag man den
Punkt als zur äusseren oder zur mittleren Zone (bezw. als zur mittleren oder inneren
Zone) gehörig betrachten. Damit wird:
K_2=-\frac{b}{4}\,\frac{{R_1}^2\,{R_0}^2}{{R_1}^2-{R_0}^2}\,\left[\frac{m+1}{m-1}\,ln\,\frac{{R_a}^2}{{R_i}^2}+\frac{{R_a}^2-{R_i}^2}{{R_0}^2}\right] 66)
B_1=-\frac{b}{4}\,\frac{{R_1}^2\,{R_0}^2}{{R_1}^2-{R_0}^2}\,\left[\frac{m+1}{m-1}\,ln\,\frac{{R_a}^2}{{R_i}^2}+\frac{{R_a}^2-{R_i}^2}{{R_1}^2}\right] 67)
und nach ziffernmässiger Berechnung von K2 und B2:
\frac{K_1}{2}=\frac{m-1}{m+1}\,\frac{K_2}{{R_1}^2} . . . . 68)
\frac{B_1}{2}=\frac{m-1}{m+1}\,\frac{B_2}{{R_0}^2} . . . . 69)
c_1=B_1-\frac{b}{2}\,ln\,{R_i}^2 . . . . 70)
c_2=B_2+\frac{b}{2}\,{R_i}^2 . . . . 71)
b=6\,\frac{m^2-1}{\pi\,m^2}\,\frac{P}{h^3}\,a
Für die in Fig. 27 angegebenen Maasszahlen wird nach
den Gleichungen 66) bis 71):
K_2=-\frac{b}{4}\,937;\ B_2=-\frac{b}{4}\,347;\ \frac{K_1}{2}=-\frac{b}{4}\,0,492;
\frac{B_1}{2}=-\frac{b}{4}\,\cdot\,1,867;\ \frac{c_1}{2}=-\frac{b}{4}\,\cdot\,7,149;\ c_2=-\frac{b}{4}\,\cdot\,151.
Gleichung 65) liefert mit den Werten von K1 und K2 die Spannungen in der äusseren und mit den Werten
von B1 und B2 in der inneren Zone;
Gleichung 3) ergibt mit den Werten von c1 und c2 die Spannungen in der mittleren Zone und zwar, wie
folgt:
x =
32
30
28
21
14
12
10 cm von der Mitte
σx =
0
+ 0,072
+ 0,151
– 0,354
– 0,915
– 0,571
0
σy =
0,984
– 1,052
– 1,135
– 1,788
– 2,818
– 3,163
– 3,732
mal ∓ \frac{3}{4}\,\frac{m+1}{\pi\,m}\,\frac{P}{h^2}
Die Spannungsverteilung ist in Fig. 27 dargestellt;
zum Vergleich
ist noch die Spannungsverteilung in der Scheibe ohne
überstehende Ränder punktiert – aus Fig. 5, S. 629,
entnommen – eingezeichnet.
Man erkennt, dass das aussen überstehende Material nur verhältnismässig schwach
gespannt wird und wenig zur Erhöhung der Widerstandskraft beiträgt. Viel wirksamer
versteift den Ring das innen überstehende Material.
D. Technische Beispiele.
Textabbildung Bd. 319, S. 678
Fig. 28.
Textabbildung Bd. 319, S. 678
Masstab der Spannungen kg/qcm.
1. Niederdruckkolben einer Lokomotive (Fig. 28), beim Anfahren mit p
= 6,5 kg/qcm belastet. Wandstärke h = 3 cm.
Bei der Stärke des Zylinders, in dem die Kolbenringeliegen, kann angenommen
werden, der Kolbenboden sei an der Anschlusstelle (Ra = 30,3 cm) vollkommen eingespannt; dasselbe gilt
vom Anschluss an die Nabe (Ri = 7,6 cm). Die Belastung (s. Fig. 29) besteht: 1.
aus der gleichmässigen Oberflächenbelastung durch den Dampfdruck p = 6,5 kg/qcm, 2. aus der im Umfang 2 π Ra konzentrierten Belastung
P=\left(\frac{\pi}{4}\,69,5^2-\frac{\pi}{4}\,60,6^2\right)\,6,5=5970\mbox{ kg},
herrührend von dem Dampfdruck auf den ringförmigen Bord, von
dem vorausgesetzt ist, dass er sich vollkommen starr verhalte. Der Kolbenboden ist
am inneren Umfang 2 π Ri gestützt. Die beiden Teilbelastungen 1) und 2)
rufen jede für sich Spannungen hervor, deren Resultierende durch algebraische
Summierung gefunden wird. Da die Einspannung bei gleichzeitiger Wirkung der beiden
Teilbelastungen als eine vollkommene angesehen wird, so ist sie auch einer
Teilbelastung gegenüber als vollkommen anzusehen. Somit findet hier Anwendung:
1. für die konzentrierte Last, Abschnitt A., b), 4.; (S.
631);
2. für die gleich massige Oberflächenbelastung.
Abschnitt B., b), II, 4.; (S. 668).
1. Wirkung der konzentrierten Last. Nach Gleichung 24)
und 25) ist:
c_1=-\frac{b}{2}\,6,01 und c_2=+\frac{b}{4}\,170;
\frac{3}{4}\,\frac{m+1}{\pi\,m}\,\frac{P}{h^2}=0,31\,\frac{5970}{3^2}=206
Hiermit liefert Gleichung 3):
x =
30,3
28
21
14
7,6 cm v. d. Mitte
σx =
– 257
– 220
– 87
+ 127
+ 588 kg/qcm
σy =
– 77
– 26
+ 57
+ 173
+ 215 „
2. Wirkung der gleichmässigen Belastung p = 6,5 kg/qcm. Nach
Gleichung 61) und 62) ist:
k_1=-\frac{a}{4}\,10040 und k_2=+\frac{a}{8}\,258500;
ferner:
\frac{3}{8}\,\frac{m+1}{m}\,\frac{P}{h^2}=0,487\,\frac{6,5}{3^2}=0,351.
Damit liefert Gleichung 53):
x =
30,5
28
21
14
10
7,6 cm
von der Mitte
σx =
– 347
– 349
– 234
+ 196
+ 790
+ 1470 kg/qcm
σy =
– 102
– 74
+ 67
+ 318
–
+ 425 „
Gesamtspannung
σx =
– 604
– 569
– 321
+ 323
–
+ 2058
kg/qcm
σy=
– 179
– 100
+ 124
+ 491
–
+ 640
„
Textabbildung Bd. 319, S. 678
Fig. 31.
Die Spannungsverteilung für die konzentrierte Belastung, die gleichmässige
Oberflächenbelastung und für beide zusammen zeigen bezw. die Fig. 30a, 30b und
30c.
2. Ventilring (Lang-Hörbiger
Gebläse)
Fig. 31.
Durchmesser
der
äusseren
Sitzfläche
: 2 Ra =
440
mm,
„
„
inneren
„
: 2 Ri =
330
„
Druckfläche 666 qcm. Ueberdruck 0,5 kg/qcm.Es ist wohl
zu beachten, dass als Belastung des Ventils pur der Winddruck, d.h. eine
ruhende Belastung, berücksichtigt ist, nicht dagegen die dynamische Wirkung
der mit Stoss auf den Ventilsitz gelangenden Ventilmasse. Diese Stosswirkung
ist um so grösser, je höher die Aufsatzgeschwindigkeit des Ventils ist, die
durch möglichstes Kleinhalten des Ventilhubes zu beschränken ist.
Verstärkung der Dicke h des Ventilringes
vermehrt zwar die Masse, aber auch die Widerstandsfähigkeit, erstere im
einfachen, letztere im quadratischen Verhältnis zur Dicke h.
Dicke des Ventilringes h = 4 mm.
Es sei der Druck des Ventilringes
gegen die
äussere Sitzflächeinnere „
P
a
P
i
kg
die Gesamtbelastung P = Pa + Pi
Die Grösse von Pa und
Pi ist zunächst
nicht bekannt; sie hängt von der Formänderung des Ringes ab, z.B. wie sofort klar
ist, von der gegenseitigen Höhenlage der Sitzflächen (vergl. den Fall des
kontinuierlichen Trägers bei Senkung einer Stütze). Der Einfachheit halber sei
angenommen, dass die Sitzflächen sich in gleicher Höhenlage befinden. Man findet die
Auflagerdrücke, wenn man einen derselben, etwa Pi, als belastende Kraft auffasst. Der Ventilring ist
dann im äusseren Umfang gestützt und durch zwei Kräfte belastet: 1. die
gleichmässige Oberflächenbelastung, 2. die konzentrierte Kraft Pi am inneren Umfang.
Die erste Teilbelastung für sich allein würde den Ring nach unten, die letztere nach
oben biegen. Die Durchbiegung in beiden Fällen kann nach A., b), 1. (S. 629) und B.,
b), I, 1. (S. 651) berechnet werden. Da die Durchbiegung des inneren Randes unter
der gleichzeitigen Einwirkung beider Teilbelastungen gleich Null sein muss, so sind
die vorhin erwähnten Durchbiegungen gleich gross, wodurch Pi und damit auch Pa bestimmbar ist. Die Beanspruchung des
Ringes ergibt sich als algebraische Summe der Spannungen, welche von den beiden
Teilbelastungen 1) und 2) hervorgerufen werden.
1. p wirkt allein. Dann ist nach Gleichungen 41), 42)
und 43):
C_1=+\frac{a}{4}\,2140 und C_2=-\frac{a}{8}\,267500
und die Durchbiegung
z_2=\frac{3}{16}\,\frac{m^2-1}{m^2}\,\frac{p}{h^3}\,a\,({R_a}^2-{R_i}^2)\,\cdot\,1730
2. Pi
wirkt allein. Dann ist nach Gleichungen 15), 16) und
17):
c_1=-\frac{b}{2}\,\cdot\,7,45 und c_2=-\frac{b}{4}\,\frac{m+1}{m-1}\,358
und die Durchbiegung
z_1=\frac{3}{4}\,\frac{m^2-1}{\pi\,m^2}\,\frac{p}{h^3}\,\alpha\,({R_a}^2-{R_i}^2)\,\cdot\,4,34
Aus z1 und z2 folgt: Pi = 157 kg (Pa = 176 kg)
Es sei bemerkt, dass bei gleichmässiger Verteilung der Belastung auf beide Auflager
jedes 166,5 kg Druck erhalten würde.
1. Spannungen wenn p = 0,5 kg/qcm allein wirkt. Mit
\frac{3}{8}\,\frac{m+1}{m}\,\frac{P}{h^2}=0,487\,\frac{0,5}{0,16}=1,52
und den obenstehenden Werten von C1 und C2 liefert Gleichung 40):
x =
16,8
18
20
22
cm von der Mitte
σx =
0
+ 47
+ 74
0
kg/qcm
σy =
+ 1150
+ 1060
+ 929
+ 806
„
2. Spannungen, wenn Pi = 157 kg allein wirkt. Mit
\frac{3}{4}\,\frac{m+1}{\pi\,m}\,\frac{P_i}{h^2}=0,31\,\frac{157}{0,19}=304
und den obenstehenden Werten von c1 und c2 liefert Gleichung 3)
σx =
0
+ 11
+ 11
0
kg/qcm
σy =
+ 1125
+ 979
+ 879
+ 776
„
Da die letzteren Spannungen den ersteren entgegenwirken, so ist die resultierende
Spannung
σx =
0
36
63
0
kg/qcm
σy =
+ 25
81
50
30
„
Die ruhende Belastung durch den Winddruck beansprucht im vorliegenden Fall den
Ventilring nur ganz wenig.
Wenn bei ringförmigen Ventilen im Betrieb nicht selten Brüche vorkommen, so dürfte
die Ursache derselben, sofern Ecken des Ventiles nicht in Betracht kommt, in den
dynamischen Beanspruchungen zu suchen sein, welche das unter Stoss erfolgende
Auftreffen des Ventiles auf seinen Sitz mit sich bringt.
E. Allgemeine Bemerkungen.
Einfluss der Befestigungsweise der Plattenränder auf den
Spannungszustand.
A. Durchbrochene Platte mit
konzentrierter Belastung (gleichmässig verteilt über den Umfang eines
Kreises um die Plattenmitte).
Der Vergleich der Fig. 5 bis 10 zeigt, welch grossen
Einfluss die Befestigungsweise der Plattenränder auf den Spannungs- (und
Formänderungs-) Zustand ausübt. Sind beide Ränder frei beweglich (Fig. 5), so ist die grösste Spannung rund 3,5 mal so
gross wie bei vollkommener Einspannung der Ränder (Fig.
10).
Mit Hilfe der Fig. 5 bis 10 lässt sich auch leicht überblicken, wie sich der Spannungszustand
einer Platte ändert, wenn ein ursprünglich frei beweglicher Rand in den Zustand
vollkommener Einspannung übergeht, wozu Fig. 5 mit
6 bezw.
9 oder Fig. 10,
ferner Fig.
6 mit 10 und Fig. 9 mit 10 zu vergleichen ist. Mit dem
Uebergang aus dem Zustand des Freiaufliegens in denjenigen der vollkommenen
Einspannung geht die Spannungslinie aus ihrer Grenzlage in der einen Figur in die
Grenzlage der andern, mit jener zu vergleichenden Figur über.
Ueber den günstigsten Grad der Einspannung bezw. der Nachgiebigkeit des Plattenrandes
ergibt sich folgendes: Hat die Platte wie in Fig. 5
zunächst frei bewegliche Ränder, und wird einer derselben allmählich in den Zustand
der vollkommenen Einspannung übergeführt, so wird die ursprüngliche Anstrengung bis
zu einem gewissen Grad der Einspannung hin vermindert; von da ab jedoch, wenn die
einspannenden Momente weiterhin vergrössert werden, wird der Spannungszustand wieder
ungünstiger. Der günstigste Spannungszustand einer Platte fällt also im allgemeinen
nicht mit dem Zustand der vollkommenen Einspannung eines oder der beiden
Plattenränder zusammen. Eine im Vergleich hiermit etwas grössere Nachgiebigkeit an
der Einspannungsstelle kann für den Spannungszustand vorteilhafter sein (vergl. auch
das Verhalten stabförmiger Körper in dieser Hinsicht).
Die Einspannung am äusseren Rand der konzentriert belasteteten Platte hat nach
Auskunft der Fig.
6 und 9 eine stärkere Wirkung auf die
Spannungen als die Einspannung am inneren Rand.
B. Glelchmässige Oberflächenbelastung.
I. Platte am äusseren Umfang unterstützt.
Auch hier ist der Einfluss der Befestigungsweise der Plattenränder ein bedeutender.
Würden z.B. die frei beweglichen Ränder der Platte (Ra = 28, Ri = 14 cm) (Fig. 15)
vollkommen eingespannt, so würde die grösste Spannung dadurch auf den vierten Teil
ermässigt.
Sonst ist ähnliches zu bemerken, wie vorhin.
II. Platte am inneren Umfang gestützt.
Vergleich zwischen äusserer und innerer Stützung.
Die innen gestützte, gleichmässig belastete Platte ist unter sonst gleichen Umständen
stärker beansprucht, als die aussen gestützte, wie der Vergleich der Fig. 15 bis 20 mit
den Fig. 21 bis 26
lehrt. Dies rührt davon her, dass die biegende Wirkung der äusseren Belastung auf
die innen gestützte Platte grösser ist, als auf die aussen gestützte. Man kann sich
im Falle frei beweglicher Ränder diese Tatsache leicht klar machen, wenn man sich
der von Bach vorgeschlagenen VorstellungsweiseUeber diese zum Zweck der Näherungsberechnung
von Platten eingeführte Vorstellungsweise s. C.
Bach, Elastizität und Festigkeit, Abschnitt über plattenförmige
Körper. bedient, nach welcher eine solche Platte als nach einem
Durchmesser eingespannter stabförmiger Körper angesehen wird. Es ist dabei von
Interesse, die Beanspruchung der Platte mit zwei frei beweglichen Rändern bei
äusserer undinnerer Stützung an Hand der Fig.
15 und 21 zu vergleichen (Ra = 28, Ri = 14). Die
Biegungsmomente der äusseren Belastung (gleichmässige Oberfächenbelastung und
Auflagerdruck an der einen Plattenhälfte je im Schwerpunkt der Last vereinigt
gedacht) rufen eine mittlere Ringspannung σy hervor. Die, wie angedeutet, berechneten Momente
und die aus Fig. 15 und 21 entnommenen mittleren Spannungen σy verhalten sich wie 1 : 1,25; die grösste
Beanspruchung σy der
äusseren gestützten Platte zu derjenigen der innen gestützten Platte, jedoch nach
Fig. 15 und 21,
wie 1 : 1,4. Die innen gestützte Platte mit gleichmässiger
Oberflächenlast ist daher weniger widerstandsfähig als die aussen
gestützte.
In kurzer Zusammenfassung sei noch Nachstehendes aus der Arbeit wiederholt:
1. Die Widerstandsfähigkeit einer gleich starken Platte wächst oder sinkt mit der
zweiten Potenz der Plattenstärke, sofern die Belastung, Stützung und Befestigung
nicht geändert wird.
2. Der Spannungszustand einer gelochten kreisförmigen Platte ist ausser von der Art
der Belastung (gleichmässig über eine Kreislinie oder Kreisfläche verteilte Last) in
starkem Maass von der Befestigungsweise der Plattenränder und vom Verhältnis der
Durchmesser beider Ränder abhängig. Eine verhältnismässig kleine Bohrung bzw. ein
kleiner innerer Durchmesser hat ein starkes Anwachsen der Spannung gegen den inneren
Rand zur Folge (vergl. Fig. 2, 4, 5a, 8a, 11, 18, 21 und 24).