Titel: | Allgemeine Betrachtungen über Krane und einige dazu gehörige Konstruktionen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 742 |
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Allgemeine Betrachtungen über Krane und einige
dazu gehörige Konstruktionen.
Allgemeine Betrachtungen über Krane und einige dazu gehörige
Konstruktionen.
Die Elektrizität hat die Verbesserung der Hebezeuge und Transportvorrichtungen
jeder Art derartig gefördert, dass heutzutage jeder einsichtige Fabrikant, dem die
nötigen Mittel zur Verfügung stehen, in den Werkstätten und Hofräumen kaum noch von
Hand betriebene Hebezeuge in Bewegung setzt. Vielfach werden jedoch in der Wahl des
Systems Missgriffe gemacht, denn es kommen für manche untergeordnete Zwecke sehr
häufig Krane teuerster Bauart zur Verwendung, so dass der Kaufpreis der Anlage nicht
im Verhältnis zu der zu bewältigenden Arbeitsmenge steht. Allgemein passende
Grundsätze für die Wahl eines Systems lassen sich schwer aufstellen. Jedenfalls aber
kann den tatsächlichen Bedürfnissen durch Wahl geeigneter Konstruktionen sehr nahe
gekommen werden.
Für Fabrikbauten und Lagerplätze werden in neuester Zeit fast durchgängig Krane
gewählt, welche die Last nur in geraden Linien bewegen. Besonderer Wert wird auch
auf möglichst einfache Triebwerke und hohen Nutzeffekt gelegt. Mit Hilfe der
Elektrotechnik ist diese Aufgabe heute meist zufriedenstellend zu lösen, und zwar
sind es die elektrisch betriebenen Laufkrane, welche allen Anforderungen am besten
gerecht werden.
Der Laufkran hat, vermöge seiner Vorzüge, andere Systeme aus den neuzeitlich
eingerichteten Werkstätten und Fabriken nahezu verdrängt und wird auch wohl in
Zukunft vorzugsweise Anwendung finden.
Bei vorhandenen Fabrikanlagen ist es mit Rücksicht auf die gegebenen Raumverhältnisse
oder die geringe Stabilität der Gebäude nicht immer möglich, die Laufkrane auf
hochliegenden Laufbahnen laufen zu lassen. In solchen Fällen werden am
zweckmässigsten Bockkrane gewählt (Fig. 1). Die
Ausnützung der Grundfläche erfährt dadurch eine wesentliche Beeinträchtigung. Im
übrigen aber bieten die gradlinigen Bewegungen der Last Gewährrationellster
Arbeitsweise im Vergleich zu fahrbaren oder stationären Drehkranen, Häufig lassen an
den Wänden aufgestellte Arbeitsmaschinen einen Bocklaufkran gewöhnlicher
Konstruktion nicht zu. In diesen Fällen werden die Beine des Kranes nach der Mitte
der Werkstatt so weit zusammengezogen, als es die Stabilität oder ein für Wagen oder
dergleichen freizuhaltendes Profil zulassen (Fig.
2). Oefters können auch sogen. Velozipedkrane (Fig.
3) mit festem Ausleger Verwendung finden.
Velozipedkrane mit drehbarem Ausleger (Fig. 4) werden
zweckmässig verwendet in Nebenhallen.
Fahrbare freistehende Drehkrane (Fig. 5) sind für
Werkstätten nicht empfehlenswert und erst dann anzuwenden, wenn die vorhandenen
Baulichkeiten den Horizontalschub der erwähnten Velozipedkrane nicht aufnehmen
können, oder aber, wenn offene Lagerplätze zu bedienen: sind.
Ortsfeste Krane sollten nach Möglichkeit ganz vermieden werden. Eine gewisse
Berechtigung haben dieselben nur in solchen vorhandenen Baulichkeiten, wo die
Arbeitsstücke durch Laufkrane in den Bereich des durch den Drehkran bestrichenen
Raumes gebracht werden können (Fig. 6).
Bestimmte Regeln für die Wahl der Geschwindigkeit und die Anzahl der Krane in einer
Werkstätte lassen sich nicht ohne weiteres aufstellen, jedoch ist sicher, dass durch
richtige Wahl der Geschwindigkeiten und zweckmässig eingerichtete
Anhängevorrichtungen die für bestimmte Verhältnisse erforderliche Anzahl von Kranen
wesentlich vermindert werden kann.
Um die Grundfläche und Höhe eines Fabrikraumes richtig ausnützen zu können, muss der
Lasthaken möglichst nahe an die Gebäudemauer heranfahren können. Ferner ist das Mass
zwischen Hakenhöchststellung und Oberkante Kran möglichst klein zu halten.
Textabbildung Bd. 319, S. 743
Fig. 1. Bockkran.
Textabbildung Bd. 319, S. 743
Fig. 2. Bockkran.
Textabbildung Bd. 319, S. 743
Fig. 3. Velozipedkran.
Ist ein Fabrikgebäude lediglich mit Rücksicht auf die Grösse der zu bearbeitenden
Werkstücke auf eine bestimmte Höhe zu bringen, so ergibt sich für eine
Laufkrananlage mit geringstem Mass zwischen Höchststellung des Lasthakens und
Unterkante Dachbinders eine Ersparnis in der Gesamthöhe des Gebäudes. Erwägt man,
dass die in der Industrie verlangten Arbeitsstücke von Jahr zu Jahr grösser werden,
und sollen vorhandene Baulichkeitenden allmählich gesteigerten Bedürfnissen
Rechnung tragen, so sind auch hier Krane mit möglichst grossen Hakenwegen
erforderlich. Es ist also bei Beschaffung von Krananlagen, ganz abgesehen von den
sonstigen erforderlichen Eigenschaften der Fabrikate, immer auf kleinste Masse
zwischen höchste Hakenstellung und Oberkante Kran, sowie geringsten Abstand des Hakens von den
Gebäudepfeilern entscheidendes Gewicht zu legen.
Ganz besondere Vorteile bietet die geringe Bauhöhe eines Kranes bei Gebäuden, welche
hohem Winddrucke ausgesetzt sind.
Textabbildung Bd. 319, S. 744
Fig. 4. Velozipedkran mit drehbarem Ausleger.
Angenommen, das Fabrikgebäude einer Schiffswerft erfordere mit Rücksicht auf die Höhe
der Arbeitsstücke 25 m Hakenhub, das Mass zwischen höchste Hakenstellung und
Unterkante Dachbinder reduziere sich bei Anwendung einer
Spezial-Laufkrankonstruktion um 1,25 m und sei 2,25 m bei 60 t Tragkraft. Das Mass
zwischen Unterkante Dachbinder und Dachspitze betrage 5 m, der Winddruck 0,2 qmt und
die Länge des Gebäudes 200 m, so ergibt sich für das Gebäude bei Anwendung der
Spezialkonstruktion 32,25 m und im anderen Falle 33,5 m totale Höhe. Die Windfläche
wird demnach im ersten Falle um 250 qm in einer Höhe von 32,875 m reduziert. Mithin
reduziert sich das Kippmoment des Gebäudes um 32,875 × 0,2 = 1643,75 m/t.
Textabbildung Bd. 319, S. 744
Fig. 5. Fahrbarer freistehender Drehkran.
Textabbildung Bd. 319, S. 744
Fig. 6. Ortsfester Kran.
a. Ballastkasten; b. Motor; c.
Anlasser.
Aus der Rechnung ist ersichtlich, dass die Ersparnisse nicht nur durch Fortfall von
Materialien auf Grund der Reduzierung der Gebäudehöhe, sondern namentlich auch durch
die damit Hand in Hand gehende Verringerung der Windfläche herbeigeführt werden.
Eine gute Krananlage muss bei beliebig grossen Geschwindigkeiten und angehängter
Maximallast ohne bemerkbaren Stoss ruhig arbeiten. Dabei ist es angenehm,wenn
sich die Geschwindigkeiten je nach dem Gewichte der Last entsprechend verändern,
d.h. bei Leerhaken und kleineren Lasten müssen sich sämtliche Bewegungen des Kranes
ohne weiteres auf schnelleren Gang bringen lassen. Ferner ist es erforderlich, die
Bewegungen ohne Stosswirkung einzuleiten und allmählich bis zur Höchstleistung zu
steigern. Bedingung einer guten Anlage ist ferner äusserste Beweglichkeit und
Empfindlichkeit der Steuerung. Wird eine Anlage vorstehenden Bedingungen gerecht, so
kann die Last ohne zeitraubende Handhabungen in jede beliebige Lage gebracht werden.
Um diesen Zweck zu erreichen, muss der Nachlauf des Motorankers und der
Maschinenteile auf geeignete Weise und ohne Stosswirkung schnellstens vernichtet
werden.
Von Wichtigkeit ist ferner eine möglichst geringe Anzahl von Maschinenelementen; man
wählt daher am besten diejenige Konstruktion, welche die wenigsten Lagerstellen und
sonstige dem Verschleiss stärker ausgesetzte Maschinenteile hat. Ausserdem ist
darauf zu achten, dass die Zapfenreibung durch entsprechende Anordnung der Vorgelege
zu einander nach Möglichkeit verringert wird.
Angenommen, die Seiltrommel eines Hubwerkes wird durch zwei Rädervorgelege betätigt,
so ergibt sich aus der Anzahl der Arme, Zähne, Achsen, Wellen usw. die Anzahl der
gefährlichen Querschnitte; kommt ein drittes Vorgelege hinzu, so ist die Anzahl der
gefährlichen Querschnitte vergrössert. Durch die Verringerung der Anzahl der
Maschinenteile ergibt sich somit eine wesentliche Erhöhung der Betriebssicherheit,
mit welcher vereinfachte Wartung und erhebliche Verminderung der Betriebskosten Hand
in Hand gehen.
Alle Maschinenteile müssen leicht auf- und abzubauen, sämtliche Schmiervorrichtungen
übersichtlich angeordnet und ohne Schwierigkeiten zu erreichen sein.
(Fortsetzung folgt.)