Titel: | Das Schleifen und die Schleifmaschinen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 749 |
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Das Schleifen und die
Schleifmaschinen.
(Fortsetzung von S. 735 d. Bd.)
Das Schleifen und die Schleifmaschinen.
Die Gleitbogen-Schleifmaschinen.
Das Bedürfnis, die gehärteten Gleitflächen der Umsteuerungskulissen für Lokomotiven
und Schiffsmaschinen zu schleifen und hierbei die nach dem Einsetzen bezw. Härten
verzogenen, windschief gewordenen oder abgenützten Flächen zu regulieren, führte
naturgemäss zum Bau besonderer Maschinen, welche in den Hauptsachen den Bedingungen
von Hohlschleifwerken entsprechen sollen.
Hierbei müssen die inneren Laufflächen der Gleitbögen der Stephenson- bezw. Gooch-Umsteuerungen, in
neuerer Zeit jene der Heusinger-Steuerung strengen
geometrischen Bedingungen, namentlich in Bezug auf den Krümmungskreis und die
Parallelität der Laufflächen, welche zur Kopffläche senkrecht stehen, entsprechen.
Etwas einfacher gestaltet sich die Bauart derjenigen Schleifwerke, welche blos zur
Bearbeitung der geraden Kulissen der Allan-Umsteuerung
dienen. Um aber die Arbeit des Ausschleifens der Gleitflächen im geometrischen
Zusammenhange mit den Zapfenlöchern der Kulisse zu bringen, sollten alle
Schleifwerke für Gleitbögen auch das Hohlschleifen der Zapfenlöcher bezw. das
Rundschleifen der angesetzten Zapfen mitbesorgen können, wodurch der Parallelismus
zwischen Bahnfläche und Zapfenachse gewährleistet wird. Da jedoch diese Zapfenlöcher
zur Führung des Gleitbogens oder zur Befestigung auf dem schwingenden Tischwerk
dienen, so wird ihre vorherige Richtigstellung die Grundlage für das darauffolgende
Schleifen der Laufflächen bilden.
Beyer-Peacocks Bogenschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 749
Fig. 128. Beyer-Peacocks Bogenschleifwerk.
Von Beyer, Peacock & Co., Lokomotivfabrik in Gorton,
Manchester, werden seit dem Jahre 1887 Schleifmaschinen gebaut, deren Einrichtung
nach Engineering 1903 I, S. 64–65, in Fig. 128–131
wiedergegeben ist. Die Schleifspindel a lagert
exzentrisch in einem Zylinder b, welcher wieder
exzentrisch in einer Büchse c stellbar ist, die vermöge eines
Längskeiles geführt, achsiale Verschiebung in der äusseren Hohlspindel d erhalten kann. Diese in den Ständerlagern g gehaltene Hohlspindel d
kann dagegen vermöge eines Schneckentriebwerkes h
langsame Drehung erhalten, wodurch die Achse der Schleifradspindel je nach
Einstellung der Exzentrizität von b gegen c im Kreise bewegt wird. Diese Kreisbewegung ist Null,
sobald b gegen c um 180°
verdreht erscheint.
Textabbildung Bd. 319, S. 750
Beyer-Peacocks Bogenschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 750
Fig. 132 und 133. Hulses Bogenschleifmaschine.
Diese gegensätzliche Verdrehung der Lagerkörper b und
c wird durch das Handrad i ermöglicht, während die achsialgerichtete Hubbewegung der Büchse c durch Halsringe vermittelt, vom Hebelwerk k abgeleitet wird. Hierzu dient die durch
doppelteSchneckenwerke l und m betriebene Kurbelscheibe n, welche durch die Schubstange o die
Hebelschwingen k erfasst. Das Standlager g mit Riemen- oder Schnurtrieb ausgerüstet, ist vermöge
Schraubenspindel p stellbar, so dass bei einer
vorausgesetzten Hubbewegung des Schlittenuntersatzes q
auf der Wange r eine Regulierung des Abstandes von der
Wangenkante möglich wird.
Dieses in Fig. 128 und 129 dargestellte
Schleifwerk wird nun, zu verschiedenen Arbeitszwecken dienend, in besonderen
Maschinen angewendet. Die in Fig. 130 und 131
vorgeführte Schleifmaschine von Beyer-Peacock kann
allgemeinen Zwecken dienen, es sind aber daran auch Einrichtungen zum Bogenschleifen
vorgesehen.
Hierbei wird der Lagerschlitten g, in welchem die
Spindeln o und b mit c und d lagern,
unmittelbar zu der erforderlichen senkrechten Hubbewegung herangezogen, wozu die mit
Gegengewicht ausgerüstete Hebelschwinge k dient. Um die
der Kurbelbewegung eigentümliche Unregelmässigkeit der Hubbewegung etwas
auszugleichen, ist ein elliptisches Zahnradpaar n, m
eingeschaltet, während der Antrieb derselben durch Stufenscheiben l vermittelt, vom allgemeinen Vorgelege t der Maschine abgeleitet wird, welches auch den
Riemenbetrieb s der Schleifradspindel besorgt. Zu
allgemeinen Schleifarbeiten wird das Tischwerk q
benützt, welches den Antrieb vom Vorgelege t durch
Vermittlung eines Zwischenvorgeleges n für offenen und
gekreuzten Riemen von v aus erhält, wobei Ausrückwerke
x, sowie Umstellwerke y mit Schwunggewicht vorhanden sind.
Um aber Gleitbögen auszuschleifen, wird eine Unterlage benützt, die auf dem
festgestellten Tischwerk q frei aufliegt, und welche
vermöge eines wagerechten Kurbelgetriebes z z1 in Hubbewegung versetzt wird. Weil aber diese
Unterlagplatte an einen Stab c1 angeschlossen ist, dessen Drehpunkt b1 an einer festen
Stange a1 befestigt
ist, so wird eine resultierende Bogenbewegung entstehen, die einem Kreisbogen
entspricht, dessen Halbmesser durch Verlegung des Zapfenstückes b1 abgeändert werden
kann. Behufs Einstellung des Schleifrädchens a gegen
das Kulissenwerkstück dienen die Handräder d1 und f1.
Hulse's Bogenschleifmaschine.
Von der Maschinenfabrik Hulse & Co. in Manchester
wird nach Reid und Neilsons Patent die in Fig. 132 und 133 nach
Engineering 1903 I, S. 139, dargestellte Schleifmaschine für Kulissenbögen
gebaut.
Am Standfuss a ist der Schleifradständer b und ein Winkelstück c
aufgeschraubt, welches mittels Schraubenspindel d, die
Einstellung des Zapfenstückes f ermöglicht, in welchem
der Leitstab g verschiebbar eingesetzt ist, an welchem
das Tischwerk angeschlossen wird.
Dieses Tischwerk besteht aus einem Schlitten k,
welcher an Winkelleisten des Bettuntersatzes a in der
Richtung des Winkelstückes c frei gleitet. Auf dem
Schlitten h führt sich in senkrechter Richtung die
Platte i, welche mittels Hebelwerkes eine periodische
Hubbewegung erfährt. Auf dieser Platte i schwingt eine
Tischplatte k mit geraden Spannuten, an welcher der
Leitstab g befestigt ist. Durch Vermittlung eines
Winkelkastens l der auf k
geschraubt ist, wird die Kulisse festgespannt, wozu ihre Zapfenlöcher zur Anstellung
dienen können.
Eine besondere Einrichtung dieses Schleifwerkes besteht in der doppelseitigen
Lagerung der Schleifradspindel, wodurch das Schleifrad selbst von einseitigen
Druckwirkungen befreit und dadurch die Genauigkeit der Arbeit erhöht wird.
Das obere Spindellager m mit dem Reibungskegelantrieb
n ist am Schlitten o
feststellbar, wodurch das Ausheben der Spindel p ganz
bedeutend erleichtert wird. Zudem hängt dieses Oberlager m mit dem schwingenden Deckenvorgelege zusammen, so dass bei Lüftung der
Befestigungsschraube zwischen m und o, das gesamte Oberlager mit der Schleifspindel p hochgeht.
Dagegen greift das am Lagerschlitten o vorgesehene
Unterlager unter das Werkstück ein. Dem Schleifprozesse entsprechend, muss aber
dieses Schleifrad p eine periodische Hubbewegung
ausführen, wozu das Hebelwerk q vorhanden ist, an
welchem das Gegengewicht r für die Entlastung des
Schlittens o angeschlossen ist.
Angetrieben wird das Tisch- und Schlittenwerk durch eine Riemenscheibe s, vermöge Schneckenräder t und Stirnräder u, welche auf eine stehende
Welle w einwirken, auf welcher oben eine Nutscheibe v für den Lagerschlitten o
befestigt ist, unten dagegen ein regelrechtes Kurbelgetriebe x trägt, welches mittels Winkelhebel y und
z, die Hubschwingung der Tischplatte i durchführt.
(Schluss folgt.)