Titel: Leichte Dampflokomotiven der Firma A. Borsig, Berlin-Tegel.
Autor: M. Buhle
Fundstelle: Band 319, Jahrgang 1904, S. 773
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Leichte Dampflokomotiven der Firma A. Borsig, Berlin-Tegel. Von M. Buhle, Professor in Dresden. (Schluss von S. 757 d. Bd.) Leichte Dampflokomotiven der Firma A. Borsig, Berlin-Tegel. 8. Lokomotiven für Anschlussbahnen und Rangierzwecke. Textabbildung Bd. 319, S. 773 Fig. 20. 50 pferdige normalspurige Lokomotive für leichten Rangierbetrieb. (11,2 t Dienstgewicht.) Textabbildung Bd. 319, S. 773 Fig. 21. 350 pferdige normalspurige Lokomotive für starke Kohlenzüge (35,8 t Dienstgewicht). Die Anforderungen des Betriebes sind bei dieser Gattung von Lokomotiven so verschieden, dass eine allgemeine Besprechung kaum möglich erscheint. Die Kastenrahmen sowie die meist überaus einfache Ausführung aller Teile geben ihnen das Gepräge. Hinzu kommt, dass beide Fahrtrichtungen möglichst gleichwertig bei dem Entwurf dieser Maschinen behandelt sind. Fig. 20 ist anzusehenals Typus einer Lokomotive für leichten Rangierbetrieb auf ebenen Strecken, wie sie namentlich für Fabriken und Gasanstalten in grosser Zahl zur Ausführung gekommen sind. Für starken Rangierbetrieb und kürzere Anschlussbahnen, vornehmlich für Bergwerke und industrielle Unternehmungen, werden Maschinen von 100 PS bevorzugt. Auf Anschlussbahnen mit starkem Güterverkehr und grossen Steigungen (beispielsweise auf vielen Kaliwerken) sind 150 pferdige Maschinen sehr beliebt, während für starke Güter- und Kohlenzüge auf Kohlenwerken und Gewerkschaften gern ⅗-gek., 350pferdige Lokomotiven mit 35–40 t Dienstgewicht verwendet werden (Fig. 21). Textabbildung Bd. 319, S. 774 Fig. 22. 110 pferdige Lokomotive für die Spremberger Stadbahn (1000 mm Spur, 17,3 t Dienstgewicht). 9. Lokomotiven für Stadt-, Klein- und Nebenbahnen. Bei den für diese Bahnen bestimmten Tender-Maschinen sind zur möglichsten Ausnutzung der Zugkraft alle Achsen gekuppelt (Fig. 22 u. 23), oder wenn die Lokomotiven zur Personenbeförderung auf längeren, mit starken Kurven behafteten Strecken dienen sollen, so ist eine ziemlich schwach belastete einstellbare Laufachse angeordnet (Fig. 24). Zweiachsige Maschinen werden nur bei wenig tragfähigem Gleis gewählt; die meisten Kleinbahnenverwenden Lokomotiven mit drei gekuppelten Achsen. Ist auch diese Achszahl nicht genügend, so geht man über zu den im dritten Abschnitt behandelten gelenkigen Doppel-Verbund-Lokomotiven bezw. Lokomotiven mit Dampfdrehgestellen (2 × 2/2-, 2 × 3/3- oder 2/2 + ⅔-gekuppelt usw.), oder zu sogen. Doppel-Lokomotiven (Swakopmund-Windhoek z.B.). Textabbildung Bd. 319, S. 774 Fig. 23. 110 pferdige Lokomotive [Tangermünde-Lüderitz] (750 mm Spur, 18,5 t Dienstgewicht). Eine verhältnismässig leichte, 2/2-gek. Lokomotive für Holzfeuerung wurde nach China geliefert. Fig. 22 stellt eine Maschine dar, die auch schon grössere Steigungen zu überwinden und wegen ihres kurzen Radstandes sehr enge Kurven zu nehmen vermag. Noch etwas schwerer ist die in Fig. 23 veranschaulichte Lokomotive der Kleinbahn Tangermünde–Lüderitz. An der für die Herforder Kleinbahnen und an die Bielefelder Schmalspurbahnen gelieferten Lokomotive (Fig. 24) ist der geschmiedete Barrenrahmen amerikanischer Bauart, welche die Firma A. Borsig versuchsweise zum ersten Mal und dem Vernehmen nach mit bestem Erfolge bei dieser Maschine zur Anwendung gebracht hat. Textabbildung Bd. 319, S. 775 Fig. 24. 250 pferdige Lokomotive mit Barrenrahmen [Herford und Bielefeld] (1000 m Spur, 28 t Dienstgewicht). Schlussbemerkungen. Aus der grossen Zahl der vornehmlich in den letztenJahren namentlich auch für das Ausland gelieferten leichten Lokomotiven geht zweifellos hervor, dass nach dieser Art von Betriebsmitteln eine stetig sich steigernde Nachfrage auf dem Weltmarkt herrscht, und dass sich die Borsigschen Typen einer grossen Beliebtheit erfreuen, was wohl auf die zweckmässige und übersichtliche Bauart, die gediegene Ausführung und die Verwendung erstklassiger, zum grossen Teil aus eigenen Hüttenwerken usw. hervorgegangenen Rohstoffe zurückzuführen ist.