Titel: Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im Betriebe.
Autor: Karl Klein
Fundstelle: Band 320, Jahrgang 1905, S. 26
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Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im Betriebe. Von Dr. Karl Klein, Ingenieur. Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im Betriebe. Der empfindlichste Teil der elektrischen Gleichstrommaschine oder allgemein der kommutierenden Maschinen (Emphasen- usw.) ist der Kommutator, von dessen Zustande der Gang der Maschine wesentlich beeinflusst wird. Die genaueste Kenntnis seines Verhaltens und seine sorgfältige Pflege sowie die sachgemässe Behandlung der Bürsten sind unerlässliche Bedingungen für gutes Arbeiten der Maschine. Der aus vielen Teilen zusammengesetzte Kommutator ist im Betriebe vornehmlich den Einflüssen der Wärme und der Zentrifugalkraft ausgesetzt. Trotzdem die Einzelteile des Kommutators, die meist aus Kupfer-Segmenten mit Glimmer-Zwischenlagen bestehen, verschiedene mechanische und thermische Eigenschaften besitzen, muss der Kommutator in seiner Gesamtheit (besonders bei Verwendung der unelastischen Kohlebürsten) stets genau zylindrische Form beibehalten, damit auch bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten dauernd funkenfreier Kontakt für die ganzen Bürstenfläche gewähr leistet ist. I. Kommutator. Jeder Kommutator muss sich zunächst gut einlaufen und bedarf daher in der ersten Zeit einer vermehrten Pflege und Beaufsichtigung. a) Einlaufsperiode. Während der Einlaufsperiode können die Erwärmung sowie die Wirkungen der Zentrifugalkraft besonders bei neuen Kommutatoren, solange nicht alle Teile ihre endgiltige Lage zueinander eingenommen haben, Verschiebungen der nur durch Isolationsmaterialien festgehaltenen Teile sowie Formänderungen hervorrufen infolge von inneren Spannungen des Kupfers und infolge der verschiedenen Ausdehnungs-Koeffizienten der Kupfersegmente, des Glimmers und des Materials der Kommutatorbuchse. Hierdurch kann eine Verschlechterung der Auflagefläche eintreten man pflegt zu sagen, „der Kommutator arbeitet“. Durch richtige Pflege des Kommutators lässt sich das „Arbeiten“ bald auf ein für den praktischen Betrieb zulässiges Mindestmass herabsetzen (Betriebszustand). Bei Verwendung der unelastischen und daher in dieser Beziehung empfindlicheren Kohlebürsten machen sich die Wirkungen der Formänderungen stärker geltend als bei den elastischen Metallbürsten, zumal die Erwärmung der Kommutatoren bei Benutzung von Kohlebürsten grösser ist als bei Verwendung von Metallbürsten. Die Verschlechterung der Auflagefläche hat eine Anzahl von unerwünschten Erscheinungen zur Folge, die sich bei ungenügender oder gänzlich fehlender Pflege des Kommutators in steigendem Masse geltend machen. Es sind dies: Erhöhung des Uebergangswiderstandes durch mangelhafte Bürstenauflage oder Springen der Bürsten und dadurch bedingte zerstörende Funken zwischen Bürsten und Segmenten, Veränderung der Kommutationsverhältnisse, stärkere Erwärmung, Oxydation der Kommutatoroberfläche, Feuern und Ausglühen der Bürsten und dadurch Verschlechterung ihrer Qualität. Um die unbedingt erforderliche, genau zylindrische Oberfläche des Kommutators wieder herzustellen, ist bei grösseren Formänderungen Abdrehen des Kommutators, bei kleineren dagegen Abschleifen desselben erforderlich. Dieses Abdrehen oder Abschleifen darf bei Maschinen, die nicht dauernd laufen, nur in kaltem Zustande des Kommutators, also nie während des Betriebes geschehen, da die Kommutatoroberfläche sonst vollkommen verdorben wird. Die Ursache liegt in den verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten für Kupfer und Glimmer. Beispielsweise kann bei einem Kommutator mittlerer Verhältnisse bei 50° Temperaturerhöhung die radiale Ausdehnung der einzelnen Kupfersegmente in Richtung des Kommutator-Durchmessers nach Rechnung gut 0,025 mm mehr betragen als die der Glimmersegmente. Würde man diesen Kommutator warm abdrehen, so würden in kaltem Zustande die Glimmersegmente um diesen Betrag von 0,025 mm über die Kupfersegmente hervorragen. Es genügt aber schon ein Vorstehen der Glimmersegmente um einen noch geringeren Betrag über die benachbarten Kupfersegmente, um (besonders bei Kohlebürsten) Feuern der Bürsten hervorzurufen, da die unelastische Kohlebürste, auf den vorstehenden Glimmersegmenten gleitend, das Kupfer nur ungenügend berührt. Derartige geringe Unebenheiten lassen sich weder mit dem Auge noch mit dem Gefühl täuschungsfrei feststellen, sondern nur mit geeigneten Instrumenten. Bei Maschinen, die dauernd laufen, treten mit Rücksicht auf die konstanten Temperaturverhältnisse Nachteile durch Abschleifen im warmen Zustande nicht auf. Zum Abdrehen des Kommutators bringt man kleinere Anker auf die Drehbank, während bei grösseren ein Support an den dafür vorgesehenen Warzen der Grundplatte oder des Lagers anzubringen ist. Auf feste Lagerung des Supports und des Drehstahles ist besonders zu achten. Das Abdrehen darf nur von einem in diesen Arbeiten geübten und erfahrenen Monteur und unter Verwendung scharfer und ziemlich spitzer Stähle geschehen. Nachdem mit dem ersten Schrubspan bei geringer Geschwindigkeit alle Unebenheiten entfernt sind, dreht man bei etwas höherer Geschwindigkeit mit einem Schlichtstahl einen feinen Span nach. Der Vorschub soll hierbei 1/10 mm nicht überschreiten. Nach dem Abdrehen ist der Kommutator entweder mit einer Karborundum-Scheibe oder mit dem Schleifklotz nachzupolieren Zum Abschleifen darf nur eine Abschleifmaschine oder ein Schleifklotz benutzt werden. Als Abschleifmaschine kann man eine Schmirgelscheibe verwenden, die durch einen kleinen Motor angetrieben wird. Die ganze Vorrichtung wird zweckmässig durch einen Kreuzsupport auf einer Grundplatte montiert und diese, wenn möglich, an dem Bett der Dynamo oder des Motors befestigt, dessen Kommutator bearbeitet werden soll. Auf alle Fälle muss die Befestigung so sicher sein, dass die ganze Vorrichtung weder wackeln noch kanten kann. Die Achse der Schmirgelscheibe muss genau parallel zur Achse des Kommutators stehen, damit letzterer vollkommen zylindrisch abgeschliffen wird. Auch muss ein Vibrieren der Schleifscheibe unter allen Umständen unmöglich gemacht sein. Der Drehsinn der Schmirgelscheibe sei gleich demjenigen des Kommutators, so dass die in Berührung kommenden Flächen stets gegeneinander laufen. Die Drehrichtung des Kommutators ist so zu wählen, dass der Schleifstaub nach unten resp. in die Saugöffnung einer Absaugevorrichtung fällt, welche den für Kommutator und Bürsten schädlichen Schleifstaub sicher entfernt. (Beispielsweise kann an den Motor der Abschleifvorrichtung noch ein kleiner Ventilator angebaut werden, dessen Saugöffnung sich unter der Schleifscheibe befindet und der den Schleifstaub zu einem besonderen Behälter befördert.) Das Abschleifen der kalten oder warmen Kommutatoren geschieht am besten bei derjenigen Tourenzahl, welche die Maschine im Betriebe besitzt. Hierbei darf der Schliff nicht zu stark sein, so dass der Kommutator in der Regel mehrere Male überschliffen werden muss. Die Rundung des Schleifklotzes muss der Rundung des Kommutators genau entsprechen, damit bei dem Abschleifen in erster Linie die vorstehenden Teile getroffen und abgeschliffen werden. Die schleifende Fläche ist daher nur mit einer Lage Glaspapier zu belegen und darf nicht elastisch sein, weshalb Auspolstern des Schleifklotzes mit Kork, Tuch oder dergl. nicht gestattet ist. (Aus demselben Grunde soll das Abschleifen des Kommutators nie direkt von Hand geschehen, zumal der Druck der einzelnen Finger nie ganz gleichmässig stark ist.) Um zu verhindern, dass Kupferstaub unter die Bürsten gelangen kann, ist der Schleifklotz mit einem Staubfänger zu versehen. In der Ausführung des Schleifklotzes nach Fig. 1 wird der Staubfänger durch eine Querrinne und einen Filzstreifen gebildet. Textabbildung Bd. 320, S. 27 Fig. 1. Schleifklotz.Staubfänger Schmirgelleinen darf zum Abschleifen des Kommutators nur dann verwendet werden, wenn sämtliche Bürsten während des Abschleifens dauernd abgehoben sind. Nach beendetem Abdrehen oder Abschleifen des Kommutators ist die Maschine mittels Borstenpinsels und Blasebalgs sorgfältig vom Kupferstaub zu reinigen und eingehend zu prüfen, ob nirgends durch Kupferspäne (Gratbildung infolge stumpfen Stahles) die Isolation zwischen einzelnen Lamellen überbrückt ist, da hierdurch Kurzschluss der betreffenden Spule, Bürstenfeuer und schädliche Erwärmung veranlasst werden. Der Kommutator ist nach seiner Reinigung bei Kupferbürsten mit etwas Oel, bei Kohlebürsten mit etwas Vaseline leicht einzufetten. In der Einlaufperiode der Kommutatoren setzt sich oft ein feiner Kupferüberzug auf der Gleitfläche der Kohlebürsten fest. Dieser Kupferüberzug muss stets durch Abwischen entfernt werden. b) Betriebszustand. Der Betriebszustand kann als erreicht und die Einlaufsperiode als beendet angesehen werden, sobald der Kommutator anfängt, sich zu polieren und wenn dabei die Bürsten ruhig laufen, ohne zu funken. Es genügt dann in vielen Fällen, den Kommutator von Staub frei zu halten, von Zeit zu Zeit mit etwas Benzin und einem reinen Lappen abzureiben und hierauf neu einzufetten. Der gut eingelaufene Kommutator soll eine glatte, hochglänzende Oberfläche zeigen und sich etwas fettig anfühlen. Er soll im Dauerbetrieb sich nicht mehr als 60° C. (nach den Verbandsvorschriften) über die Aussentemperatur erwärmen. Die Temperaturen des Kommutators sind übrigens geringer, als es die oberflächliche Berührung des blanken Metalls vermuten lässt, daher verlasse man sich nur auf eine genaue Thermometermessung (vergl. Normalien des Verbandes Deutscher Elektrotechniker für Prüfung elektrischer Maschinen). Bei jedem Stillsetzen der Maschine ist der Kommutator mit einem reinen, nicht fasernden und mit Benzin angefeuchteten Lappen abzuwischen. Hierdurch soll die Schmutzhaut entfernt werden, die sich durch Vermengen des Staubes mit der, wenn auch geringen, Einfettung des Kommutators bildet. Um bei Maschinen mit Metallbürsten Fressen von Metall auf Metall zu verhindern, ist der Kommutator vor Wiederinbetriebsetzung durch einen mit säurefreiem Oel befeuchteten, sauberen Lappen leicht einzufetten und mit einem trockenen Tuche nachzureiben. Auf andere Weise darf Oel nie an den Kommutator gebracht werden. Bei Maschinen mit Kohlebürsten empfiehlt es sich, den Kommutator von Zeit zu Zeit leicht mit Vaseline zu schmieren, zumal wenn die Bürsten, statt zu gleiten, rasseln und in Vibration geraten. Sollte es sich ausnahmsweise einmal herausstellen, dass die Kohlebürsten bei eingefettetem Kommutator schlechter laufen als bei trockenem Kommutator, dann unterlässt man das Einfetten. Im allgemeinen aber übt in den weitaus meisten Fällen das Einfetten des Kommutators selbst bei ganz beliebigen Kohlenmarken und Halterkonstruktionen einen ausgezeichneten Einfluss aus auf das Erzielen einer hochglanzpolierten Kommutatoroberfläche. Alle anderen Schmiermittel sind zu verwerfen, da sie fast stets durch Ueberziehen der Kommutatoroberfläche mit einer den Uebergangswiderstand verändernden Fettschicht mehr Schaden anrichten, als sie durch Verminderung der Bürstenreibung nützen. II. Bürsten. Ausser der richtigen Behandlung des Kommutators selbst ist fernerhin die Wahl des richtigen Bürstenmaterials und ein korrektes Einstellen und Behandeln der Bürsten für das gute Arbeiten der Maschine von grösster Wichtigkeit. Für den Ersatz der Bürsten darf nur die ursprünglich gelieferte Bürstenmarke verwendet werden. Die Federn, welche die Bürsten andrücken, müssen richtig gespannt sein. Sind sie zu lose, so entstehen leicht Funken am Kommutator (vergl. 28), sind sie übermässig fest, so tritt zu starke Erwärmung sowie zu rasche Abnutzung der Bürsten und des Kommutators ein. Besonders ist darauf zu achten, dass die Stromleitung zwischen Bürste und Bürstenbolzen überall einen guten Kontakt besitzt, um starke Erwärmung und Ausbrennen der gegeneinander reibenden Teile zu vermeiden, wenn sie zur Stromführung mit herangezogen werden. Kohlen, welche für diese Stromleitung mit Verbindungskabeln ausgerüstet sind, werden zweckmässig bei der Reinigung nicht immer aus ihren Haltern entfernt, damit nicht die Kabel der Kohlen beschädigt werden. Neu eingesetzte Kohlebürsten müssen genau entsprechend der Rundung des Kommutators durch Glaspapier eingeschliffen werden, welches (mit der Glasseite der Kohle zugekehrt) zwischen Kohle und Kommutator geklemmt, hin- und hergezogen wird. Es muss hierbei nach Fig. 2 aufliegen; beim Bewegen nach Fig. 3 würden fälschlich die Ecken der Kohle mit abgeschliffen werden. Textabbildung Bd. 320, S. 28 Fig. 2. Textabbildung Bd. 320, S. 28 Fig. 3. Schmirgelpapier anstelle von Glaspapier ist nicht zu empfehlen, da sich losgelöste Schmirgelteilchen leicht in der Kohle festfressen. Bei Verwendung neu eingeschliffener Kohlebürsten empfiehlt es sich, das erste Mal möglichst langsam auf Last zu gehen, damit die Kohlebürsten Zeit haben, sich etwas einzulaufen. Vor etwaigem Abnehmen ist es zweckmässig, die Bürsten und Halter zu nummerieren, damit die einmal eingelaufenen Bürsten ihre alte Lage zum Kommutator stets wieder erhalten. Ist die Stellung der Kohlebürsten zum Kommutator auch nur etwas verändert worden (sei es durch Abheben, Nachstellen oder Herausnehmen und dergl. mehr), so müssen die Kohlebürsten vor Ingangsetzen der Maschine sorgfältig aufs neue nachgeschliffen werden. Kupfergewebebürsten ohne Imprägnierung werden zweckmässig von Zeit zu Zeit in Benzin gewaschen, getrocknet und hierauf mit einer scharfen Schere von dem an der Vorderkante entstandenen Grat gesäubert. Kupfergewebebürsten mit Imprägnierung dürfen nicht in Benzin gewaschen werden, damit die Imprägnierung nicht leidet. Sie sind nur von Zeit zu Zeit von dem Grat zu befreien. In manchen Fällen ist es zweckmässig, Doppelbürstenhalter zu verwenden. Dieselben bestehen aus einem Bürstenhalter, der eine Kupfergewebebürste und eine Kohlebürste trägt von denen die erstere hauptsächlich zur Stromabnahme dient, während die letztere den Zweck hat, eine Neigung der Maschine zur Funkenbildung zu verringern. Die Bürstenhalter müssen sich nach Lösen der Klemmschraube leicht auf ihren Bolzen drehen lassen, damit das Einstellen der Bürsten ohne ruckweise Bewegung der Bürsten ganz gleichmässig und mit feinem Druckgefühl der Hand erfolgen kann. Die Einstellung hat zunächst genau nach der an jeder Maschine für Leerlauf angebrachten Marke zu geschehen. Dann sind die Bürsten, um funkenlosen Gang zu erzielen, bei Generatoren im Sinne der Drehrichtung etwas nach vorn, bei Motoren etwas nach hinten zu verschieben. Bei Maschinen mit stark veränderlicher Spannung (Zusatzmaschinen) sind die Bürsten mit steigender Stromstärke oder sinkender Spannung oft in erheblicher Weise zu verstellen. Die richtige Einstellung der Doppelbürsten ist folgendermassen zu ermitteln. Zunächst lässt man die Maschine nur mit Kupferbürsten laufen und stellt diese, wie oben angegeben, auf möglichst funkenfreien Gang ein. Hierauf setzt man die Kohlebürsten derart ein, dass sie sich fast unmittelbar an die Spitzen der Gazebürsten anlegen, ohne jedoch durch letztere in ihrer freien Beweglichkeit gehindert zu sein. Ist der Abstand zwischen Gaze- und Kohlebürsten zu gross, so erhitzen sich die Kohlebürsten. Aus demselben Grunde ist darauf zu achten, dass sich die Doppelbürsten nicht mit zu geringem Druck an den Kommutator anlegen, und die Gazebürsten nicht ausser Kontakt mit dem Kommutator geraten. Werden aus irgend einem Grunde die Bürsten aus dem Halter entfernt, so muss ihre Neueinstellung wieder zunächst ohne Kohlebürsten erfolgen, wie vorstehend angegeben. Die Regulierung der Spannung oder der Umdrehungszahl darf nur mit dem Regulierwiderstand, niemals aber durch Verstellen der Bürsten geschehen. Letzteres darf vielmehr nur zum Erzielen funkenfreien Ganges der Maschine erfolgen. Auf genaue Winkelteilung des Kommutatorumfanges durch die verschiedenen Bürstengruppen ist streng zu achten. Zum Einstellen bedient man sich am besten eines Papierstreifens, dessen Länge gleich dem Kommutatorumfang, geteilt durch die Polzahl ist. Sämtliche Bürsten der einzelnen Bolzen sollen so gegeneinander versetzt sein, dass stets die ganze Kommutatoroberfläche bestrichen wird und nirgends unbenutzte Ringe entstehen. Das Feuern der Bürsten kann verschiedene Ursachen haben. Man hat zu unterscheiden zwischen den im Betriebe häufiger auftretenden Störungen und den selteneren Sondererscheinungen. Bevor man irgendwelche Aenderungen an der Maschine vornimmt, stelle man zuerst ganz genau fest, worin die Ursachen des schlechten Arbeitens liegen und richte danach seine Vorkehrungen a) Häufiger auftretende Störungen. Bei ungenügender Reinigung des Kommutators bildet sich auf den Lamellen zunächst eine Schmutzschicht, die infolge Vergrösserung des Uebergangswiderstandes zu Bürstenfeuer und zu starker Erwärmung und schliesslich zu Deformationen des Kommutators führt. Die Reinigung des Kommutators ist bereits vorstehend besprochen. Durch Deformationen des Kommutators (s. S. 26–27) wird stets ein heftiges Bürstenfeuer hervorgerufen. Sodann kann Bürstenfeuer entstehen infolge von Ueberlastung. Sie kann beispielsweise hervorgerufen werden durch Benutzen von Bürsten mit zu kleinem Querschnitt (vergl. die Angaben über Bürsten im Avis, welches der Lieferung von Maschinen meist beigegeben wird) oder durch dauernde Ueberlastung der Maschine (durch Ampèremetermessung festzustellen) oder schliesslich durch fahrlässiges, dauerndes Abheben einer Bürste aus einer Bürstengruppe. Fernerhin kann eine Veränderung der Oberfläche des Kommutators in chemischen und metallurgischen Betrieben durch die Einwirkung von Dämpfen oder Gasen auf die Metallteile des Kommutators veranlasst werden. Zu starke Erwärmung ist in diesem Falle noch besonders dadurch schädlich, dass die chemischen Einflüsse bei höherer Temperatur bedeutend an Wirksamkeit zunehmen. Ist die Verwendung von geschlossenen Maschinen nicht angebracht, so hilft in solchen Betrieben nur häufiges und sorgfältiges Reinigen der Schleifflächen. In vielen Fällen ist die Aufstellung der Maschine nicht genügend erschütterungsfrei oder die Glimmerlamellen des Kommutators stehen über die Kupferlamellen vor, oder die Schrauben der Bürstenhalter haben sich gelockert, so dass ein Vibrieren der Bürsten eintritt. Wenn zufällig das Produkt aus Lamellenzahl und sekundlicher Umdrehungszahl ein einfaches Vielfaches der Eigenschwingungszahl der Bürstenfeder ist, so treten leicht Schwingungen der Bürsten auf, weil alsdann Resonanzerscheinungen die Wirkung des immerhin vorhandenen minimalen Impulses verstärken. (Einsetzen einer stärkeren Feder im Bürstenhalter.) b) Sondererscheinungen. Zu den Sondererscheinungen gehören die Störungen durch Kurzschluss oder Unterbrechung im Anker und durch Veränderung der Kommutationsverhältnisse. Alle diese Erscheinungen geben ebenfalls Veranlassung zu Bürstenfeuer. Besteht durch Gratbildung (vergl. S. 27) ein Kurzschluss zwischen zwei Kommutatorlamellen, so macht sich dies kenntlich durch umlaufendes Feuer an dieser Stelle des Kommutators (sog. Ziehfeuer) und durch Erwärmung der betreffenden Ankerspule, die sich bis zum Ausbrennen steigern kann. (Das letztere tritt natürlich auch ein bei einem Kurzschluss in der Spule selbst.) Drahtbruch in der Ankerwicklung oder in der Verbindungsleitung zwischen Ankerwicklung und Kommutator macht sich geltend durch heftiges, klatschendes Bürstenfeuer, das nacheinander an den Bürsten der einzelnen Bolzen auftritt und sich in kürzester Zeit an dem betreffenden Segment durch starke Brandstellen markiert. In beiden Fällen muss der Anker sofort zur Reparatur kommen, die sich am besten in der Fabrik ausführen lässt. Die Kommutationsverhältnisse einer Maschine werden verändert durch die Anordnung zu kleiner Bürsten oder durch die Wahl falschen Bürstenmaterials, durch unrichtige Bürstenstellung (vergl. S. 28) und ungleiche Teilung des Kommutatorumfanges durch die Bürstengruppen (vergl. S. 28), durch den Betrieb mit falschen Feldstärken, durch exzentrische Lagerung des Ankers, sowie durch ungleichen Abstand der einzelnen Polspitzen voneinander. Der Betrieb mit falschen Feldstärken (z.B. dauerndes Schwächen der normalen Felderregung durch Widerstände zur Erzielung einer höheren Umlaufszahl) ist durchaus unstatthaft, da Gleichstrommaschinen in bezug auf Funkenbildung, Bürstenverschiebung und elektrische Stabilität bei Lastschwankungen am besten bei denjenigen magnetischen Verhältnissen, also bei derjenigen Spannung und Tourenzahl laufen, für welche sie berechnet sind. Eine Maschine, die mit geschwächter Erregung läuft, arbeitet im unteren, geradlinigen labilen Teile der Charakteristik und weist bei Aenderung der Last gegenüber normalen Maschinen bekanntlich verstärkte Spannungsschwankungen auf. Dies rührt daher, dass bei einer Maschine mit schwachem Magnetfeld die Ankerrückwirkung in viel höherem Masse zur Geltung kommt und daher bei einer Belastungssteigerung die Spannung sinkt, so dass demzufolge auch die ohnedies schon geschwächte Erregung abfällt, woraus ein weiteres Sinken der Spannung folgt. Die Maschine ist demnach ausserordentlich labil und erfordert wegen des schwachen Feldes ausserdem erhebliche Bürstenverschiebungen, wenn nicht ein heftiges Bürstenfeuer eintreten soll. Schliesslich dürfen Maschinen, die mit abgeschwächtem Felde arbeiten, zufolge § 25 der Normalien (des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“) für die „Prüfung von elektrischen Maschinen“, nicht überlastet werden. Etwas günstiger werden die Verhältnisse nur, wenn durch das Vorhandensein einer Batterie die Lastschwankungen zum Teil von der Batterie mit übernommen, also alle Spannungsschwankungen gemildert werden. Ausserdem. bleibt dann die Erregerspannung durch Fremderregung der Maschine von der Batterie aus konstant. Eine exzentrische Lagerung des Ankers ist durch Nacharbeiten oder Auswechseln der Lagerschalen sofort abzustellen. In vielen Fällen ist die erste Veranlassung zum Auslaufen des Lagers in zu starkem Riemenzug zu suchen. Ergibt sich durch Nachmessen ein verschiedener Abstand der einzelnen Polspitzen voneinander, so müssen die letzteren nachgearbeitet werden. Zum Schluss kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, dass ein Urteil über den Gang der Maschine erst dann gefällt werden kann, wenn ein tatsächlich absolut runder und tadellos glatt laufender Kommutator mit ruhig aufliegenden Bürsten vorhanden ist.