Titel: | Ueber Schmelzpunkte von Metallen. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 509 |
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Ueber Schmelzpunkte von Metallen.
(Fortsetzung von S. 492 d. Bd.)
Ueber Schmelzpunkte von Metallen.
Gold. Da Gold vom Sauerstoff der Luft nicht
angegriffen wird, ferner leicht in reinem Zustande zu beschaffen ist und
schliesslich sein Schmelzpunkt in bequemer Höhe liegt, so hat man sich seit langer
Zeit bemüht, diesen Punkt auf das Genaueste festzulegen, damit man ihn als
unveränderlichen Festpunkt zur Eichung und Prüfung von Pyrometern benutzen
könne.
Dass trotzdem lange Zeit die Angaben der verschiedenen Forscher so erheblich
voneinander abwichen, lag meist an den Mängeln ihrer Pyrometer, deren wahre Temperaturskala ihnen nicht genügend bekannt
war.
Auch Holborn und Wien
erhielten bei ihren ersten Messungsreihen (1892) zu hohe Zahlen; bei der
Wiederholung ihrer Untersuchungen (1900) setzten sie endgültig 1063,5 ° als Schmelzpunkt des Goldes fest. Nur wenig
verschieden von diesem Werte ist der von Heycock und
Neville gefundene Wert 1061,7 ° für den Erstarrungspunkt.
Holborn und Day benutzten,
wie schon erwähnt, die Drahtmethode, und zwar derart, dass sie ein Stückchen Gold in
die Lötstelle des Thermoelementes einfügten. Bei der geringen Länge dieses
Zwischenstückes war jedenfalls die Temperatur an seinen Enden gleich, so dass sich
die thermoelektrischen Kräfte, die an den beiden Verbindungsstellen durch die
Berührung mit dem Gold hervorgerufen wurden, gegenseitig aufhoben. Sie erhitzten im
elektrischen Widerstandsofen so langsam, dass sie deutlich beobachten konnten, wie
kurz vor dem Durchschmelzen die Temperatur der Lötstelle konstant wurde. In 16
Versuchen fanden sie 1062,9–1064,8 ° als Schmelzpunkt; der Mittelwert ist 1064,0°,
die mittlere Abweichung der einzelnen Beobachtungen von diesem Werte beträgt nur 0,6
°.
Während nach der Drahtmethode nur der Schmelzpunkt bestimmt wird, erlaubt die Tiegelmethode auch den Erstarrungspunkt zu beobachten.
Da die Schmelzwärme des Goldes nur gering ist, so muss man grössere Gewichtsmengen
einschmelzen. Mit 350 Gramm Gold erhielten Holborn und
Day bei Vorversuchen in einem dünnwandigen
Porzellantiegel noch keinen guten Haltepunkt der Temperatur, sondern Schmelzpunkt
und Erstarrungspunkt bis zu 4 ° verschieden. Erst als sie 450 Gramm Gold
einschmolzen und den Porzellantiegel in einen mit Asbest ausgefütterten weiteren
Tiegel setzten, um das Metall vor der Ofenhitze besser zu schützen, erhielten sie
zuverlässigere Ergebnisse. Graphittiegel mit 5 mm dicker Wandung zeigten sich noch
brauchbarer; deshalb benutzten sie fortan, wenn wie hier beim Golde die reduzierende
Wirkung des Graphits unnötig war, ausgebrannte Graphittiegel, deren Wandung nur noch
aus Ton bestand. Für den Erstarrungspunkt E und den
Schmelzpunkt S fanden sie:
1. im doppelten Porzellantiegel:
E = 1063,3–1063,6° in 4
Bestimmungen,
S = 1063,4–1063,6° in 4
Bestimmungen;
2. im Graphittiegel:
E = 1063,3–1063,6°,
S = 1063,4–1063,7° in je 3
Bestimmungen.
Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt sind also nicht merklich
voneinander verschieden.
Heycock und Neville
bestimmten nur den Erstarrungspunkt des Goldes. Sie schmolzen bis 1200 Gramm in
einem zylindrischen Tiegel von 42 mm Weite und 105 mm Höhe, setzten diesen Tiegel in
einen zweiten Tiegel, füllten den Zwischenraum mit Scherben aus und liessen die
Schmelze unter Umrühren langsam erkalten. Das Pyrometer wurde 6–7 cm in die
Schmelze eingesenkt; es war in einem Muffelofen vorgewärmt worden, in den es auch
nach Beendigung des Versuches wieder gebracht wurde, um langsam zu erkalten; dadurch
wurde die Lebensdauer des Porzellanrohres erheblich verlängert. Sie fanden in 17
Bestimmungen 1060,1–1062,3°, im Mittel wie schon erwähnt wurde, 1061,7 ° als
Erstarrungspunkt. Um zu prüfen, ob oxydierende Gase vielleicht einen Einfluss auf
den Schmelzpunkt des Goldes ausüben, leiteten Holborn
und Day Kohlensäure ein und erhielten (im
Graphittiegel)
E = 1063,5–1063,6 °,
S = 1063,5–1063,7° in je 3
Bestimmungen.
Als sie Sauerstoff einleiteten (unter Benutzung eines doppelten Porzellantiegels),
ergab sich:
E = 1062,9–1063,8 °,
S = 1063,4–1064,1 ° in 5 bezw. 4
Bestimmungen.
Der Mittelwert dieser und der oben mitgeteilten Zahlen Holborns ist die zu Anfang gegebene Zahl 1063,5 °.
Liest man die Spannung des Thermoelementes während des Erhitzens oder während des
Erkaltens von Minute zu Minute ab und trägt in einem rechtwinkligen
Koordinatensystem die Zeiten auf der wagerechten, die Spannungen in Mikrovolt auf
der senkrechten Achse auf und verbindet die zusammengehörigen Punkte durch eine
Kurve, so bietet diese „Zeitkurve“ ein
anschauliches Bild von der Temperaturänderung. Ein Haltepunkt der Temperatur wird
sich in der Kurve als ein wagerechtes Stück darstellen.
Zeichnet man diese Zeitkurve für die eben besprochenen Beobachtungen, so zeigt sich,
dass sie nicht in allen Fallen gut übereinstimmt; namentlich fallen die Kurven auf,
die beim Einleiten von Sauerstoff erhalten werden. Einerseits bleibt hier die
Temperatur nicht so scharf stehen wie sonst, anderseits steigt sie beim Schmelzen
des Metalles oft über den Schmelzpunkt hinüber und kommt erst später wieder dorthin
zurück. Dass die Ursache hierfür nicht in der Bewegung der Schmelze liegt, welche
durch die aufsteigenden Gasblasen bewirkt wird, zeigten die Fälle, wo Kohlensäure in
das Gold eingeleitet wurde. Ueberhaupt verlaufen die Zeitkurven bei dem Einleiten
von Sauerstoff und selbst beim Zutritt von Luft unregelmässig.Holborn und Day, Annalen der Physik (4. Folge) 4 (1901), S. 101.
Das zu den Messungen von Holborn benutzte Gold stammte
teils aus der deutschen Gold- und Silberscheideanstalt zu Frankfurt a. M., teils war
es in der physikalisch-technischen Reichsanstalt gereinigt; beide Sorten hatten
denselben Schmelzpunkt. Heycock und Neville analysierten das von ihnen benutzte Gold und
fanden einen Gehalt von 99,95 v. H.
Für das von Zahnärzten benutzte, nicht ganz reine Gold fand Holman den Schmelzpunkt 4 ° tiefer.
Silber. Beim Silber liefert die Drahtmethode unsichere Werte. Als Holborn ein
Stückchen Silber in die Lötstelle des Pyrometers einfügte, schwankte die
thermo-elektrische Kraft in der Nähe des Schmelzpunktes ausserordentlich; da diese
Schwankungen beim Gold fehlen, so vermutet Holborn,
dass sie beim Silber von chemischen Umsetzungen, wie Oxydation, herrühren, die neue
thermoelektrische Kräfte hervorrufen. Als er statt dessen das Silber zwischen zwei Platindrähte
einfügte, die mit einem Galvanoskop zusammen in den Stromkreis eines galvanischen
Elementes eingeschaltet waren, die Unterbrechung dieses Stromkreises beim Schmelzen
des Silbers beobachtete und zugleich die Temperatur an einem dicht daneben liegenden
Le Chatelier-Element ablas, erhielt er besser
stimmende Werte. Um sicher zu sein, dass das Silber und die Lötstelle des
Thermoelementes genau gleiche Temperatur hätten, schloss er beide in eine
Porzellankapsel ein, die aus zwei aufeinander passenden Halbkugeln von 40 mm
Durchmesser und 5 mm Wandstärke bestand und mit feinen Löchern zum Hindurchziehen
der Drähte versehen war. Die ganze Kapsel wurde mit Quarzsand bedeckt. Mit dieser
verbesserten Drahtmethode erhielt Holborn in 14
Bestimmungen 952,1–956,0°, im Mittel 953,6 ° als Schmelzpunkt des Silbers.
Das Silber war als Draht von 0,25 und 0,5 mm Durchmesser oder in Form von schmalen,
0,25 mm dicken Blechstreifen angewandt worden.
Nach der Tiegelmethode bestimmten Heycock und Neville den Erstarrungspunkt des Silbers in sauerstoffreier Atmosphäre zu 957,3 bis
961,6° in 34 Bestimmungen und nahmen als wahrscheinlichsten Wert 960,7° an. Die
angewandte Metallmenge wog zwischen 268 und 700 Gramm. Im Graphittiegel ergab sich
der Erstarrungspunkt beim Ueberleiten von Kohlenoxyd zu 958,7°, in starkem
Wasserstoffstrom zu 959,1°, in Kohlensäure zu 959,1 und beim Ueberleiten von Luft zu
956,1 °. In einem doppelten, unglasierten Tontiegel fanden sie ihn in Luft zu 954,4
°, in Sauerstoff zu 947,9 bis 954,4°; verdrängten sie den Sauerstoff durch
Stickstoff, so stieg der Erstarrungspunkt allmählich von 949,5° auf 954,3 °; wurde
nun Wasserstoff übergeleitet, so ergab sich 960,5 °, und als schliesslich wieder
Stickstoff zugeführt wurde, 959,3 °. Als den wahren Erstarrungspunkt des Silbers
folgern Heycock und Neville aus diesen Zahlen 960,5 °.
Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt fallen nach ihrer Angabe zusammen.
Aus diesen Beobachtungen konnten Holborn und Day schliessen, dass Silber in oxydierender Atmosphäre
niedriger schmilzt und erstarrt als in reduzierender; als Grund dieses Unterschiedes
nahmen sie die bekannte Tatsache an, dass Silber beim Schmelzen Sauerstoff
absorbiert (der aus dem erstarrten Metalle entweichend das „Spratzen“
verursacht). Als sie das Silber in offenem Porzellantiegel schmolzen, ohne zu
rühren, erhielten sie überhaupt keinen bestimmten Schmelzpunkt, sondern eine
Zeitkurve, die in Fig. 5 bei A dargestellt ist; sie zeigt keinen wagerechten Ast, sondern nur ein
Intervall von 6–8 °, wo die Temperatur allmählich fällt oder ansteigt, je nachdem
man erhitzt oder abkühlen lässt. Als der Chamottedeckel des Ofens durch
Glimmerplatten ersetzt wurde, so dass man in den Ofen hineinsehen konnte, zeigte
sich, dass das Metall in dem grössten Teile des fraglichen Zwischenraumes sowohl
beim Erstarren, als auch beim Schmelzen flüssig war. Das Silber schmolz oder
erstarrte etwa bei 954,5 °.
Wurde das Thermoelement mit der Schutzröhre bewegt oder mit einem besonderen Röhrchen
gerührt, so rückten die Grenzen für die langsame Temperaturänderung näher zusammen
und konnten durch verstärktes Rühren herabgedrückt werden.
Nimmt man aus der unteren und der oberen Grenze für jeden Versuch das Mittel und
zieht aus all den so erhaltenen Temperaturen wieder das Mittel, so ergibt sich für
das gerührte Metall 954,9 °, nur 1 ° weniger, als sich nach der Drahtmethode ergab.
Holborn nimmt deshalb 955 ° als den ungefähren
Schmelzpunkt des bei Luftzutritt geschmolzenen Silbers an.
Das Spratzen trat, wie durch den Glimmerdeckel beobachtet werden konnte, nach
dem Erstarren zwischen 933 und 940 ° ein und war viel stärker, wenn das geschmolzene
Metall vorher gerührt war.
Als versucht wurde, das geschmolzene Silber durch Einleiten von Sauerstoff damit zu
sättigen, schwankte der Erstarrungspunkt noch stärker als vorher; er wurde bei 939
°, 938 °, 942 ° und 938 ° beobachtet, lag also jetzt, wie zu erwarten war, viel
tiefer und zwar etwa bei der Temperatur, bei der früher der Sauerstoff unter
Spratzen entwich. Kurve D in Fig. 5 gibt die Gestalt dieser Zeitkurve an, die sich freilich mannigfach
änderte. So begann z.B. der Sauerstoff in einem Falle bei langsam sinkender
Ofentemperatur bei 940 ° zu entweichen und das Thermometer stieg dann unter
andauerndem Spratzen bis 963 °, wo das Silber plötzlich erstarrte.
Textabbildung Bd. 320, S. 510
Fig. 5. Silber.
Als Holborn den Sauerstoff fernhielt, indem er im
Porzellantiegel unter Kochsalz schmolz oder einen Graphittiegel benutzte, auf den
ein zweiter als Deckel gesetzt war, erhielt er die Zeitkurven B (unter Kochsalz) und C
(im Graphittiegel).
Beide Mal hat die Zeitkurve sowohl beim Schmelzen als beim Erstarren einen
wagerechten Ast. Hier ergibt sich also ein bestimmter Wert für den Schmelzpunkt des
Silbers und zwar im Mittel 961,5 °; unter Kochsalz
wurde für den Schmelzpunkt in zwei Bestimmungen 961,9 °, für den Erstarrungspunkt
ebenfalls zweimal 961,7° gefunden, im Graphittiegel entsprechend 961,3 ° bezw. 961,2
° (je zwei Bestimmungen), hier also herrscht eine sehr gute Uebereinstimmung.
Auf die Drahtmethode sind die angegebenen Schutzmassregeln gegen den Sauerstoff nicht
anwendbar, weil man die blanke Lötstelle nicht in das gut leitende Kochsalz stecken
kann und weil die reduzierende Atmosphäre eines Graphittiegels das Thermoelement
verderben würde.
Aluminium. Das Aluminium verbindet sich beim Erhitzen
mit dem Sauerstoff der Luft; die gebildete Oxydschicht schützt das Metall vor
weiterem Angriff, hindert aber auch das glatte Abschmelzen von Drähten oder
Blechstreifen, weil das leichte Metall die dünne Kruste nicht durch sein Gewicht zu
durchbrechen vermag. Die Drahtmethode ist also nicht recht anwendbar.
Auch bei der Tiegelmethode bieten sich hier besondere
Schwierigkeiten. Heycock und Neville schmolzen unter einer Schutzdecke aus Kaliumchlorid,
Natriumchlorid und etwas Kryolith und erhielten in drei Bestimmungen 652,4–657,2 °
als Erstarrungspunkt des Aluminiums. Durchblasen von Sauerstoff änderte den
Erstarrungspunkt nicht, wohl weil das Aluminiumoxyd im geschmolzenen Metalle sich
nicht löst.
Holman beobachtete beim Schmelzen des Aluminiums
zunächst konstante Temperatur; dann sank die Spannung seines Thermoelementes mit
wachsender Schnelligkeit. Wurde das Element herausgezogen, seine Lötstelle gereinigt
oder abgeschnitten und erneuert und dann wieder in das unberührt gelassene Metall
eingesenkt, so zeigte es wieder den ursprünglichen höheren Wert. Die Annahme, dass Schlackenbildung
zwischen den Drähten Schuld trage, genügte nicht zur Erklärung. Als er statt des
Tontiegels einen Graphittiegel und frisches Metall nahm, zeigte sich die gleiche
Erscheinung und die gleiche anfängliche Ablesung; die demnach wohl dem Schmelzpunkte
entsprach. In dreizehn Bestimmungen fand er 652,5–656,2 °, im Mittel 654,5 °.
Auch Holborn konnte keinen scharfen Schmelzpunkt
erhalten. Im Porzellantiegel fand er 657,1 ° als Schmelzpunkt und 657,3–657,7 ° als
Erstarrungspunkt (zwei bezw. drei Bestimmungen), im Mittel 657,3 °. Im Graphittiegel beobachtete er als Erstarrungspunkt 656 ° und
als Schmelzpunkt 655,4–655,5 °. Diese Zahlen sind wohl deshalb niedriger als die
vorher im Porzellantiegel erhaltenen Werte, weil die Menge des angewandten Metalles
ziemlich gering war (110 gr gegen vorher 180 gr). In Fig.
6 sind C und D
die von Holborn für Aluminium erhaltenen
Zeitkurven.
Magnesium. Heycock und Neville fanden den Erstarrungspunkt des Magnesiums in reduzierender
Atmosphäre zu 632,5–632,8 ° (zwei Bestimmungen), im Mittel 632,6 °. Diesen Punkt
halten sie aber für zu niedrig, weil das benutzte Magnesium vermutlich nicht ganz
rein war.
Antimon. Heycock und Neville fanden als Schmelzpunkt und Erstarrungspunkt 629,4–629,8 ° (drei
Bestimmungen) im Mittel 629,5 °. Das Antimon war aus Brechweinstein hergestellt und
im Tontiegel unter Kohlenoxyd geschmolzen worden. Der Schmelzpunkt des
Handelsantimons ergab sich zu 623,5 °. Holborn und Day fanden im Graphittiegel 630,7–630,8 ° (zwei
Bestimmungen) als Erstarrungspunkt und 630,3–630,4 ° (zwei Bestimmungen) als
Schmelzpunkt von reinem Antimon. Vor dem Erstarren sank die Temperatur erst bis zu
20 ° unter den Schmelzpunkt, wie aus Fig. 6
A zu ersehen ist.
Textabbildung Bd. 320, S. 511
Fig. 6.
Platin. Violle fand kalorimetrisch 1779 ° als
Schmelzpunkt des Platins. Holman bestimmte ihn auf
folgende Weise: er legte beide Drähte seines Le-Chatelierschen Pyrometers dicht nebeneinander auf ein Stück Kalk und
schmolz ihre Enden zu einer Kugel derart, dass die flüssige Kugel langsam an den
Drähten entlang wanderte. So konnte er leicht die Temperatur genügend lange konstant
halten. Er fand 1735 bezw. 1783°, je nachdem er den Zusammenhang zwischen Spannung
und Temperatur seines Thermoelementes durch eine der beiden von ihm nebeneinander
benutzten Gleichungen ausdrückte. Kürzlich hat Nernst
mit dem optischen Pyrometer den Schmelzpunkt des Platins zu 1782° gefunden,
Erheblich niedrigere Zahlen fanden kürzlich Holborn und
Henning: Auf dem von Holman eingeschlagenen Wege erhielten sie 1710° und auf optischem
Wege 1718 bis 1729° als Schmelzpunkt des Platins.
Iridium. Violle fand kalorimetrisch 1950 ° als
Schmelzpunkt, Nernst aus der Strahlungsintensität des
schmelzenden Iridiums 2000–2040 °.
Tantal. Dieses kürzlich in der TantallampeD. p. J. 251 d.
Bd. zur technischen Verwendung gelangte Metall hat, wie Werner von Bolton fand, den Schmelzpunkt 2250 °. Bei
den Vorarbeiten bestimmte er auch den Schmelzpunkt von Vanadium (1680°) und Niob (1950°).
Calcium. Auch dieses Metall, das in seinen Verbindungen
so ausserordentlich häufig ist, wurde erst vor kurzer Zeit in grösserem Masstabe
hergestellt; die erhoffte technische Verwertung hat sich bis jetzt noch nicht
gefunden. Da es nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit Stickstoff und
Wasserstoff sich verbindet, musste Moissau den
Schmelzpunkt im Vakuum feststellen; er fand 760 °. Ruff führte die Bestimmung in anderer Weise aus; er
brachte das Calcium in eine Drahtöse und erhitzte in einer Schmelze aus Chlor- und
Fluorcalcium, über der sich eine Wasserstoffatmosphäre befand. Bei 780° konnte er
das weich gewordene Metall aus der Oese herausstossen.
Auch ich selber habe mich damit beschäftigt, den Schmelzpunkt des Calciums
festzustellen und zwar arbeitete ich ebenso wie Moissan
im Vakuum. Ich benutzte ein Porzellanrohr, dessen eines Ende durch ein aufgekittetes
Glasfenster verschlossen war und dessen anderes Ende mit der Quecksilberluftpumpe
verbunden wurde. Erhitzt wurde in einem wagerechten elektrischen Widerstandsofen von
Heraeus. In dem Rohr lag quer über einen Schlitten
aus Eisenblech ein längliches Stück Calcium, mit einem 5 gr schweren Eisenzylinder
belastet. So wurde die unvermeidliche Kruste durchbrochen, die sonst die
Formänderung des geschmolzenen Metalles wegen seines geringen spezifischen Gewichtes
(1,5) verhinderte. Auf diese Weise fand ich 800 ° als Schmelzpunkt des Calciums.
Kupfer. Die Drahtmethode ist beim Kupfer ungenau, weil
das Metall zu leicht oxydiert wird. Auch bei der Tiegelmethode muss es vor dem
Luftsauerstoff geschützt werden. Heycock und Neville schmolzen es deshalb im Graphittiegel unter
Borax und fanden 1079,0–1081,7°, im Mittel 1080,5° als Erstarrungspunkt des
Kupfers.
Textabbildung Bd. 320, S. 511
Fig. 7. Kupfer.
An der Luft geschmolzenes Kupfer hat, wie Holborn und Day fanden,
einen bestimmten Schmelzpunkt, den sie in zwölf Bestimmungen zu 1064,7–1065,4 °
fanden; der Erstarrungspunkt war 1064,6–1065,1 °. Als Gesamtmittel ergibt sich
1065,0°. Während diese Zahlen für Kupfer gelten, das im Porzellantiegel geschmolzen
war, ergab sich im Graphittiegel, also in reduzierender Atmosphäre, 1084,2–1084,3°
als Schmelzpunkt und 1083,9
– 1084,2° als Erstarrungspunkt. Fig. 7 gibt die
Zeitkurven für Kupfer in Luft A und B und im Graphittiegel C
und D. Der Schmelzpunkt des reinen Kupfers liegt also
bei 1084,2 °.
Ausführlich hat sich HeynMitteilungen aus den Königl. Technischen Versuchsanstalten, Berlin,
1900; Zeitschr. anorg. Chemie 39, 1, 1904. mit dem
Verhalten des an der Luft geschmolzenen Kupfers beschäftigt und insbesondere die
Frage beantwortet, in welcher Form der Sauerstoff vom geschmolzenen Kupfer
aufgenommen und vom erstarrten Kupfer zurückgehalten wird. Der Sauerstoff ist,
wie allgemein angenommen wird, chemisch gebunden und zwar als Kupferoxydul, weil
Kupferoxyd vom überschüssigen Kupfer sofort zu Oxydul reduziert würde. Wäre das
Kupferoxydul im Kupfer mechanisch fein verteilt, so müsste es bei langem Stehen des
Kupferbades an die Oberfläche steigen und in der unteren Schicht ein oxydulfreies
Kupfer hinterlassen; da dies nicht der Fall ist, so muss man annehmen, dass sich das
Oxydul im überschüssigen Kupfer auflöst.
(Schluss folgt.)