Titel: Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
Autor: H. Reissner
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 65
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Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. Von Dr.-Ing. H. Reissner, Berlin. (Fortsetzung von S. 59 d. Bd.) Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. Fig. 39 und 40 zeigen Innenansichten der Schablonenwerkstatt. Links auf Fig. 39 ist eine Bandsäge und ein die Schablonen zurechtschneidender Arbeiter zu sehen, rechts ist man mit der Zusammensetzung des Schablonengitters für einen Blechträger beschäftigt, rechts auf der Fig. 40 mit dem Lochbohren für das Schablonengitter eines Blechträgers mit Trogfahrbahn, was die auf der Mitte des Gitters aufgesetzten Holzstücke erkennen lassen. Textabbildung Bd. 321, S. 65 Fig. 39. Pencoyd Iron Works, Schablonenwerkstatt. Die Augenstababteilung ist in der Lage, Stäbe bis zu 356. 51 mm mit Köpfen bis zu 838 mm Durchmesser zu Augenstäben zu verarbeiten. Dieselbe enthält vier Oelöfen zum Rotglühendmachen der Flacheisen, eine hydraulische Scheere zum Schneiden auf Länge, eine Gesenkschmiedepresse (Upsetting-Maschine), eine hydraulische Lochstanze, einen Satz hydraulischer Walzen zum Nachwalzen der Köpfe, eine Stempelrichtmaschine, eine Vertikalbohrmaschine bestehend aus 21 m langem Tisch mit zwei Bohrgestellen und ein Nachglühofen. Zum Prüfen der Stäbe im ganzen ist ferner noch eine 600 t Zerreissmaschine für bis 12 m lange Stäbe vorhanden. Die Leistungsfähigkeit der Augenstababteilung ist etwa 1700 Augen im Monat. Fig. 41 gibt eine Innenansicht dieser Abteilung und zeigt links das an den Bindern aufgehängte Gerüst, an dem die auf dem Plan Fig. 12 vermerkten Drehkräne angebracht sind. Ferner im Hintergrund Glühofen und nach vorne vorschreitend, Rauchabzug, Stauchmaschine, Lochwerk, Walze, Ausglühgrube und halb und ganz fertiggestellte Stäbe. Fig. 42 führt eine Seitenansicht der Stauch- oder Gesenkschmiedepresse vor, deren Wirkungsweise an anderer Stelle (s. Bd. 320, S. 745) erklärt wurde. Man sieht links den Festklemmzylinder, rechts den wagerechten, die Gesenke tragenden hydraulischen Zylinder und dahinter den Druckverstärker, der gestattet, je nach den Abmessungen des Kopfes auf Drucke von 91–210 at einzustellen. Während man in Ambridge für die Bedienung zu maschinell angetriebenen Rollentischen übergegangen ist, werden hier einfach Querböcke mit Schienen und losen Rollen und zum Weiterschieben wagerecht schwingende, an der Decke hängende Hebel mit Handgriff am langen Ende und Schneide am kurzen Ende benutzt. Vier von diesen Hebeln sind auf Fig. 41 deutlich zu sehen. In der Hauptwerkstatt werden gleiche hängende Hebel auch für das Einstellen grosser Bleche unter Scheren und Lochstanzen gebraucht. Textabbildung Bd. 321, S. 66 Fig. 40. Pencoyd Iron Works, Schablonenwerkstatt. 7. Cambria Steel Co., Johnstown Pa. Das genannte Hochofen- und Walzwerk hat im Jahre 1904 eine Anlage für Eisenbahnwagenbau und eine andere für Eisenkonstruktionen vollendet, letztere für eine jährliche Leistungsfähigkeit von 30000 t für genietete Konstruktionen und 4500 t für Bolzen und Nieten. Der Entwurf ist offenbar durch das Vorbild der Pencoyd Iron Works beeinflusst. Soweit wie möglich erfolgt der Antrieb der Maschinen durch Einzel – Elektromotoren, bis auf die hydraulischen Maschinen, die durch Druckwasser von 31,5 at und Duplex Worthington-Pumpe betätigt werden und die pneumatischen Maschinen, für die sechs Ingersoll-Sergeant Verbund-Luftkompressoren Druckluft von 6,3 at erzeugen. Die Walzprofile kommen vom Walzwerk auf elektrisch betriebenen Rollentischen zu den Scheren, wo sie auf Länge geschnitten werden. Diese Spezialprofilscheren sind schon früher (Bd. 320, S. 664, 665, 666) beschrieben worden, insbesondere die Trägerschere von R. D. Wood (Fig. 16, Bd. 320, S. 665). Die Gebäude bestehen aus Eisenfachwerk und Beton bis auf die Endquerwände, die einer späteren Erweiterung wegen mit Holz verkleidet sind. Der Fussboden der Hauptwerkstatt ist hergestellt aus 7–8 cm starker Dielung auf gebrochener Schlacke mit Sand festgerammt, während in der Schmiede und Bolzenwerkstatt Gusseisenplatten auf gerammtem Kies und Sand verlegt sind. Die Südseite der Hauptwerkstatt ist für Hochbauträger, die Nordseite für Stützen, Blechträger und Fachwerkträger bestimmt. Das Vorschreiten der Arbeit geschieht wie in Pencoyd längs auf Schmalspurwagen mit Querkrantransport zu den Werkzeugmaschinen. Ausser den auf der Zeichnung (Fig. 43c) angegebenen Maschinen sind noch eingestellt: Sieben bewegliche pneumatische Nietpressen, davon zwei von Pedrick & Ayer von 76 cm und 107 cm Maultiefe und fünf Allen-Maschinen von 86 cm, 91 cm und 102 cm Maultiefe. 29 Yale & Towne-Differential-Flaschenzüge, an Laufkatzen an den Binderuntergurten laufend, für die Bedienung der verschiedenen Maschinen und zwar 3 zu 10 t, 7 zu 5 t, 19 zu 2 t, wovon die schweren für die stationären Nietmaschinen, die leichten zur Bedienung der Stanzen und Scheren vorgesehen sind. Textabbildung Bd. 321, S. 67 Fig. 41. Pencoyd Iron Works, Augenstab werkstatt. Textabbildung Bd. 321, S. 67 Fig. 42. Pencoyd Iron Works, Gesenkschmiedepresse für Augenstabe. Die Werkstatt zeichnet sich dadurch aus, dass der Raum um die Maschinen sehr reichlich bemessen ist, sodass immer genügend Zufuhr zur Maschine vorhanden ist und das Material sofort zur nächsten Maschine weitergehen kann. Textabbildung Bd. 321, S. 68 Fig. 43a. Uebersichtsplan der Wagen- und Eisenbauwerkstätten der Cambria Steel Co. Textabbildung Bd. 321, S. 68 Fig. 43b. Binder der Brückenbauwerkstatt der Cambria Steel Co. Bemerkenswert ist ferner der Portalkran auf dem Verladeplatz, dessen Gleise auf dem Plan (Fig. 43a) zusehen sind. Seine Spannweite beträgt 61,00 m, seine Hubhöhe 6,50 m, seine Basisbreite 13,3 m. Er besitzt einen Hauptzughaken von 20 t und einen Hilfszughaken von 5 t Hubkraft. Textabbildung Bd. 321, S. 69 Fig. 43c. Brückenbauwerkstatt der Cambria Steel Co. Tabelle zu Fig. 43c. Maschinen, Motoren und Werkzeuge in der Eisenbauwerkstatt der Cambria Steel Co. Textabbildung Bd. 321, S. 70 Zeichen; Grösse; Benennung; Leistungsfähigkeit; Motoren; PS; Tourenzahl; Bezugsquelle; Oeffnung; Arm; Fassungweite; Durchm.; Hilles & Jones, Doppelwinkelschere; Hilles & Jones, Gitterstabstanze; Long & Altstatter, Lochwerk; Newton, Kaltsäge; Hilles & Jones, Klinkmaschine; Trägerstanze; Bement & Miles, Fräser; Radialbohrer; Schleifmaschine; Albra Bull, Nietmaschine; Pedrick & Ayer; Prentice Broth., Wandbohrmaschine; Pond, Radialbolrer; Bement & Miles, Stanze; Long & Altstatter, Vielfachstanze mit selbsttätigem Teilungstisch; Craig & Ridgeway Sons, Luftdruckhebezylinder; Hilles & Jones, Blechrichtwalzen; Blechschere; Lochstanze; Loch; Blech; Schere; Fl. E.; I-Träger; Löcher; Blechstärke; Maultiefe; Spindel; Walzenbreite; Crocker-Wheeler; Westinghouse Die minutliche Krangeschwindigkeit beträgt 60 m, die der Katze 120 m und die des vollbeladenen Zughakens 6 m. In bezug auf die Gesamtanlage und die Wagenbauanstalt sei hier auf den Aufsatz in „Engineering Record“ 1904, S. 763 ff, verwiesen, von dem die obige Beschreibung ein Auszug ist. Die allgemeine Anlage und Maschinenaufstellung ist aus Fig. 43c und zugehöriger Tabelle ersichtlich. (Fortsetzung folgt.)