Titel: Ueber den griechischen Asphalt und seine technische Bedeutung.
Autor: A. Ch. Vournasos
Fundstelle: Band 321, Jahrgang 1906, S. 200
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Ueber den griechischen Asphalt und seine technische Bedeutung. Von Prof. Dr. A. Ch. Vournasos, Athen. Ueber den griechischen Asphalt und seine technische Bedeutung. Man hat vor fünf Jahren bei Marathoupolis, einem Dorf, welches den Hafenplatz von Gargalian des Bezirks Triphilie bildet und an der Westküste des Peloponnes liegt, ein Asphaltlager entdeckt, das den bedeutendsten Fundstätten Europas anzureihen ist, und zwar wegen der eigentümlichen Bildung und Qualität des Gesteines. Es umfasst in den verschiedenen Landspitzen der Gegend von Marathos, drei Kilometer weit vom Meere, eine Fläche von nahezu 20000 Quadratmetern. Obwohl die bergmännische Gewinnung des Gesteins dort noch nicht ausgedehnt ist, erscheint es dennoch angebracht, schon jetzt Mitteilungen über die Ergebnisse unserer technischen Studien des Gesteins zu machen. Der Asphaltstein von Marathos ist von einer ausserordentlichen Reinheit; sein Bitumengehalt, die Qualität dieses Bitumens und die Leichtigkeit, mit welcher er sich behandeln lässt, werden bis ins einzelnste den Ansprüchen des Technikers genügen können. Das Gestein ist bei Sommertemperatur mürbe, bei niedriger Temperatur hart; sein Gefüge ist fein, seine Farbe dunkelgrau, bei den stark mit Bitumen durchsetzten Stücken bis zum Braun oder Chokoladendunkelbraun. Bei hohen Temperaturen erweicht der Asphaltstein von Marathos nicht und zerfällt unter dem Einfluss der Sonne nur nach mehreren Monaten. Wenn man den Stein der Sonnenwärme dauernd aussetzt, so nimmt seine Oberfläche das Aussehen gewöhnlichen weissen Kalksteins an. Bei dieser Veränderung tritt das Bitumen, welches sich in den äusseren Schichten angereichert hatte, in die inneren Schichten des Gesteins zurück. Der Verlust an flüchtigen Substanzen ist fast Null. Der Bruch des Gesteines, parallel und senkrecht zur Richtung der Schicht, ist körnig und unregelmässig, manchmal muschelig, sonst gestreift, d.h. mit Flecken besät, die nicht heller sind als der Grund. Das spezifische Gewicht des Steins schwankt zwischen 2,212–2,226, es vermindert sich in dem Grade, wie der Gehalt an Bitumen zunimmt. Textabbildung Bd. 321, S. 200 Fig. 1. Schnell-Extraktionsapparat von Vournasos. Die chemische Zusammensetzung zeigt, dass das Produkt im wesentlichen kohlensauren Kalk und Bitumen, daneben unbedeutende Mengen erdhaltiger Stoffe, die zufällig in das eigentliche Gestein gelangt sind, enthält. Wir haben die chemische Analyse dadurch vereinfacht, dass wir die beiden hauptsächlichsten Bestandteile des Gesteins mit Hilfe eines kleinen Schnellextraktions-Apparates bestimmten, dessen ausführliche Beschreibung vor einiger Zeit in der „Chemischen Zeitschrift“ 1904, S. 788 gegeben ist. Wir empfehlen für die Bestimmung des Bitumens das Extraktionsverfahren, weil es das einzige ist, das genaue Ergebnisse liefert. Die vorgeschlagenen Verfahren der Waschung oder der Zersetzung des Gesteines durch Säuren, dürfen nur am Gewinnungsort angewandt werden, aber sie sind für das Laboratorium nur in geringem Masse im Gebrauch. Mittels des Apparates (Fig. 1) kann man eine Reihe von sehr genauen Bestimmungen in kurzer Zeit ausführen. Hierzu bringt man ein Auflösungsmittel in die konische Fiole N des Apparates und eine gewisse Quantität des zu feinem Pulver zerkleinerten und im Gay-Lussacschen Ofen bei 100° C. getrockneten Gesteins in die innere Röhre LMN, deren enge Oeffnung M man vorher durch einen Pfropfen von Glaswolle verstopft hat. Als Auflösungsmittel benutzte ich reines Benzol (für 10 gr. Pulver 50 gr. Benzol) frei von Schwefelkohlenstoff. Das Benzol ist ein für das Bitumen sehr geeignetes Extraktionsmittel, das man leicht wieder verdampfen kann. Zwecks Extraktion des Bitumens wird das Benzol in der Fiole N zum Sieden gebracht. Die Dämpfe steigen durch die Röhre P und den Raum zwischen der letzteren und dem äusseren Zylinder und verdichten sich in einem an der Röhre E angebrachten Kugelkühler, fallen durch die schrägkantige Röhre J in den inneren Rezipienten und durchlaufen von neuem die Asphaltschicht, um in der mit Bitumen gesättigten Sammelfiole anzukommen. Gegen Ende der Operation, welche einige Stunden in Anspruch nimmt, hat die Asphaltschicht des Rezipienten ein fast weisses Aussehen angenommen; in diesem Augenblick kann man die Operation unterbrechen und den Rezipienten wegnehmen; man trocknet ihn im Trockenapparat bei 100°, wägt nach der Abkühlung und erhält auf diese Weise das Gewicht der in Benzol unlöslichen Stoffe sowie aus der Differenz berechnet das Gewicht des isolierten Bitumens. Letzteres kann auch nach Abdampfen des Benzols gewogen werden. Der Asphalt von Marathos, der auf die oben angegebene Methode behandelt wird, hat für eine grosse Reihe von geprüften Proben folgende Zusammensetzung ergeben: v. H. Bitumen auflösbar in Benzol 14,75 Kalkstein gewaschen mit Benzol 85,25 Analyse des Gesteines. Wasser (durch Trocknen bei 100° bestimmt)   0,45 Bitumen 14,75 Sand   1,07 Ton, Eisenoxyd und phosphorhaltige Alkalien   0,80 Calciumsulfat   0,21 Magnesiumcarbonat   0,45 Calciumcarbonat 82,27 Prozentuale Zusammensetzung des Kalksteines. Calciumcarbonat 97,01 Magnesiumcarbonat   0,53 Sand   1,26 Ton, Eisenoxyd und phosphorhaltige Alkalien   0,94 Calciumsulfat   0,25 Das im Asphaltgestein von Marathos enthaltene Bitumen übertrifft an Güte offenbar ähnliche Produkte anderer und zwar der wichtigsten bekannten Fundstätten Europas. Besonders zu erwähnen ist noch, dass das Gestein eine sehr homogene Mischung von Kalkstein und Bitumen (letzteres bis 25 v. H.) dargestellt und infolgedessen in der Sonnenhitze nicht zerfällt. Der Zerfall in Staub ist ein Kennzeichen von schlechter Beschaffenheit. Während minderwertige Produkte sich zwischen den Fingern zerdrücken lassen und in kochendem Wasser zerfallen, bleibt der griechische Asphalt trotz seines hohen Gehaltes an Bitumen unangreifbar. Nur bei längerem Verweilen in einem Oelbad sieht man an der Oberfläche Spuren von geschmolzenem Bitumen. Wenn man in einer Glasröhre eine geringe Menge Bitumen, Teer oder unraffiniertes Erdöl bis 180° erhitzt, kann man diese Stoffe mit grösseren Mengen von Asphaltpulver vereinigen. Vermittels geringer Menge eines solchen Schmelzungsmittels, kann man einen halb natürlichen Asphaltmastix, welcher alle die halbkünstlichen durch Mischung verschiedenster Handelsprodukte hergestellten. Mastixsorten übertrifft, zubereiten. Das Bitumen, das durch Benzol aus dem Asphalt extrahiert wird, oder das man in einigen Höhlungen in der Nachbarschaft des Berges auf gewöhnlichem Kalkstein beobachtet, ist schwarzbraun gefärbt und hat bei 8° oder tieferen Temperaturen einen glasartigen Bruch. Bei mehr als 8° bildet das Bitumen eine dehnbare Masse, die bei 35° die Konsistenz einer dicken Flüssigkeit zeigt. Sein spezifisches Gewicht ist 1,054. Sein Geruch ist schwach bei gewöhnlicher Temperatur, wird aber bei hoher Temperatur wegen der Verflüchtigung eines Kohlenwasserstoffes (Petrolen C20H32) sehr bemerkbar. Man kann diesen Stoff von einem andern festen, der in Mischung mit Petrolen das Asphaltbitumen bildet, mit Schwefelkohlenstoff trennen. Dies ist das Asphalten von Boussingault, welches in Aether, Benzol und Terpentinöl löslich ist; es besitzt eine chemische Zusammensetzung, die man durch die Formel C25H40S2 ausdrücken kann. Wir haben das Petrolen dadurch erhalten, dass wir das Asphaltbitumen von Marathos im Vakuum bei einer Temperatur von 200° destillierten. Man erhält auf diese Weise von 100 Teilen Substanz Petrolen 72,43, Asphalten 27,56. Die Elementarzusammensetzung des Bitumens ist die folgende: Kohlenstoff 82,15, Wasserstoff   8,76, Schwefel   8,42, Asche   0,60. Wie man aus diesen Ziffern ersieht, gibt es ausser den Kohlenwasserstoffen, die von Boussingault vorausgesagt wurden, sowohl für die destillierbaren Teile, als auch für den festen Rückstand eine Reihe von anderen verschiedenen mehr oder weniger kohlenstoffhaltigen Verbindungen. Diese Stoffe trifft man in den meisten Fällen in kleinen Mengen an, wie Kayser festgestellt hat (Untersuchungen übe2 Asphalte 1879), der gründlich die Zusammensetzung der Destillationsprodukte einer Zahl von Bitumenproben studiert hat. – Durch die trockene Destillation des Bitumens von Marathos habe ich ein Oel erhalten, welches den charakteristischen Geruch von Teer besitzt, wesentlich aus Terpenen zusammengesetzt ist und bei 154° siedet. Der Rückstand dieser Destillation ist eine poröse Kohle, die viel leichter brennt als gewöhnlicher Koks. Das destillierte Oel könnte, wenn sein Preis es gestattete, bei der Herstellung von Oelgas verwendet werden. Ich schlage vor, es nützlicher bei der Extraktion des Bitumens zu benutzen; wie bei der Herstellung des Asphaltmastix von Marathos erwähnt werden wird, dessen Zubereitung ein durchaus besonderes Verfahren erfordert. Extraktion des Bitumens. Wie wir schon gesagt haben, trifft man in der Umgegend des Lagers von Marathos bituminöse Molassen an und zwar in gewöhnlichen Kalksteinhöhlungen oder Spaltungen, welche oft mit reinem Bitumen gefüllt sind. Die Extraktion dieser Produkte ist sehr einfach und erfolgt in der Weise, dass man die Gesteine in besonders konstruierten Kesseln mit siedendem Wasser behandelt. Aber der Asphalt von Marathos wird selbst auf mechanischem Wege zu Pulver zerkleinert, trotz seines starken Gehaltes an Bitumen durch siedendes Wasser nicht angegriffen. Da die Extraktion des Bitumens aus dem Gestein grosse technische Vorteile bietet, haben wir diese Frage speziell geprüft und sind zu Ergebnissen gelangt, die industriell verwertet werden können. Man weiss z.B., dass das Bitumen als Schmelzungsmittel zur Bereitung des Asphaltmastix dient, welcher als Material für Strassenpflasterung sehr geschätzt wird. Asphalt dient ausserdem zur Herstellung der Lacke und Firnisse, er wird angewandt bei der Photographie und Photolithographie, für die Herstellung von Mummienschwarz, Kienruss (durch Verbrennung des Bitumens gewonnen). Man verwendet ausserdem Asphalt für Herstellung von bitumiertem Karton, Lederkarton und bitumierter Leinwand, deren Anwendung sehr verbreitet ist. Die technische Gewinnung des Bitumens aus den Asphaltgesteinen von Marathos erfolgt auf verschiedene Weise und zwar: 1. Durch Extraktion mit Asphaltöl: Durch diesen Prozess gelingt es grosse Massen natürlichen Bitumens zu extrahieren, indem man sich als Schmelzungsmittel des oben erwähnten Asphaltöls bedient. Man erhitzt 10 Teile Asphaltöl auf 130–150° und fügt mit einer Schaufel nach und nach 100 Teile des zu feinem Pulver zerkleinerten Asphaltgesteins hinzu. Die warme Mischung wird mit Hand oder einer mechanischen Vorrichtung umgerührt. Man lässt sodann die Mischung warm einige Zeit stehen, damit das feste Material auf den Boden des Extraktionskessels fällt. Nötigenfalls erfolgt nach der Trennung der festen und flüssigen Stoffe eine Behandlung der letzteren mit heissem Wasser. Für die Mastixfabrikation kann die Behandlung mit Wasser wegfallen. 2. Extraktion durch Destillation. Dieses Verfahren, das ich nur im Laboratorium angewendet habe, kann nach meiner Meinung für die Frage der ökonomischen industriellen Herstellung des Bitumens von grosser Bedeutung sein. Wenn man das zu grobem Pulver zerkleinerte Asphaltgestein in einem geschlossenen Gefäss, in dem man die Luftatmosphäre durch eine Atmosphäre von gasförmigen Kohlenwasserstoff ersetzt hat, erhitzt, so wird das Bitumen gelöst. Ich brachte ein stark bitumenhaltiges, grob pulverisiertes Asphaltgestein in ein Nickeldrahtrohr von geeigneten Abmessungen und dieses mit Asphalt gefüllte Rohr mitten in ein Glasrohr von dreifachem Durchmesser, das in wagerechter Achsenrichtung mit dem inneren Rohr vermittels zweier Korkpfropfen verbunden wurde, die seine beiden Oeffnungen schlössen. Man stellte diesen kleinen Apparat leicht geneigt in das Innere eines Brennofens von Winkler und erhitzte ihn, bis die Temperatur im Innern des Rohres auf 150° anstieg. Die Temperatur wird hierbei mit Hilfe eines gekrümmten Thermometers gemessen, das man durch den durchbohrten Pfropfen hindurchsteckt, Man lässt durch denselben Pfropfen mittels einer mit Hahn versehenen Glasröhre einen langsamen und ununterbrochenen Strom von Leuchtgas oder von Azetylen eindringen, welcher durch eine andere, am unteren Teil des Apparates angebrachte Röhre mit Hahn ausströmen kann. Wenn die Temperatur den gewünschten Grad erreicht und die Röhre fast ganz mit erwähntem Gas gefüllt ist, sieht man das Bitumen durch die Litzen des Nickeldrahtrohres abfliessen und nach der tiefliegenden Stelle der Glasröhre laufen, wo man es mittels einer anderen Sammelröhre auffängt. Wenn einmal die Atmosphäre in dem Apparate von einem der in Frage stehenden Gase gebildet ist, kann man die Schnelligkeit des Stromes schwächen und auch gänzlich hemmen, indem man den Einflusshahn offen lässt, was keinen Nachteil verursacht. Es gelingt durch diese methodische Waschung, das gesamte in dem Asphaltstein enthaltene Bitumen zu extrahieren. Das Kalksteinpulver, welches das Aussehen von gewöhnlicher Kreide hat, kann der Röhre leicht entnommen werden. Bei der technischen Ausübung dieser Methode empfiehlt es sich, die innere Röhre in eine schiefe Stellung zu bringen, in welcher sie sich um ihre Achse drehen kann. Durch einen Mühltrichter, welcher neben dem höchsten Ende angebracht wird, kann die Beschickung in dem Masse zufliessen, wie das Pulver extrahiert wird. Zum Lösen des Bitumens lassen sich die verschiedensten Gase verwenden; man erhält jedoch die befriedigendsten Resultate mit den stark kohlenstoffhaltigen Gasen. Ich fand, dass man mit 2,15 cbm Steinkohlengas der Compagnie von Athen 2,5 kg Bitumen aus einem Asphaltmuster, welches ungefähr 15 v. H. Bitumen enthält, extrahieren kann. Andererseits wird, da man in einer niedrigen Temperatur arbeiten muss, die Ausgabe für Brennmaterial den Kostenpreis nicht erhöhen. Die Kosten sind vielmehr so gering, dass die Industriellen auf das obige Verfahren ihre Aufmerksamkeit lenken werden. Extraktion durch Dissolation. Durch dieses Verfahren erhält man unstreitig das reinste Handelsprodukt, indessen verursachen die Handhabungen der Extraktion grosse Schwierigkeiten; die Operationen sind ausserdem von grossen Gefahren begleitet und zwar wegen der leichten Entzündbarkeit des fast in allen Bitumenfabriken zur Verwendung kommenden Schwefelkohlenstoffs. Bei der Destillation dieses Produkts entweichen aus den Hähnen des Destillationsapparates immer brennbare Dämpfe, da man trotz zahlreicher Versuche keinen hermetischen Verschluss der Apparate erzielen kann. Ich bevorzuge als Lösungsmittel das Benzol, welches das Bitumen ebenso gut wie Schwefelkohlenstoff auflöst und sich hinsichtlich des Preises durchaus nicht von diesem letzteren unterscheidet; es kann kalt oder warm, ohne dass irgend ein Verlust zu befürchten ist, verwendet werden. Auch ist die Explosionsgefahr bei Verwendung von Schwefelkohlenstoff erheblich grösser als bei Benzol. Eine unterbrochene Extraktion vermittels des Benzols kann man durch meinen grossen Extraktionsapparat Modell 1 auszuführen. Für eine Fabrikation im Grossen muss man eine oder mehrere Wannen anordnen, in welchen sich die Waschung des Asphalts durch das Benzol vollzieht. Man trennt also das Gestein von der erhaltenen Auflösung durch eine methodische Filtrierung und destilliert, sei es durch Wasserdampf, sei es durch Feuer, um das Bitumen zu erhalten und das Extraktionsmittel zu regenerieren. Das so aus dem Asphalt von Marathos gewonnene Produkt besitzt eine klebrige Konsistenz bei gewöhnlicher Temperatur (21°), es wird vollständig flüssig bei 80° und wird nur fest bei 3 bis 5°, je nach der Quantität des Petrolens, welches es enthält und welches bei – 17,50 (Vournasos) erstarrt. Sein Geruch ist stark und erinnert an den des Steinkohlenteers; es ist unlöslich in Terpentinöl, ein Umstand, der es für die Herstellung von zinkographischen Platten brauchbar macht. Man findet in diesen unlöslichen Produkten die zwei Säuren, die Asphaltinsäure und Asphaltulminsäure. Der Bildung dieser scheint das Bitumen die ausgezeichnete Eigenschaft zu verdanken. Nachstehende Tabelle enthält die Zusammensetzung der wichtigsten Asphaltsorten Europas. Asphaltmastix. Die ausgebreitetste Anwendung des Bitumens ist natürlich diejenige für Zubereitung von Asphaltmastix, welcher zur Herstellung von Pflaster dient. Der Asphaltmastix enthält 15 oder höchstens 17 v. H. Bitumen. Man gibt dem natürlichen Gestein diesen Bitumengehalt, indem man das Asphaltsteinpulver in einem Bade von reinem Bitumen schmelzen lässt. Die Menge des mit dem Bitumen zusammenzumischenden Asphaltpulvers berechnet man aus dem Prozentgehalt des in dem besagten Pulver enthaltenen Bitumens. Man darf niemals die obengenannten Grenzen überschreiten; nach meinen Untersuchungen sind die Produkte, die diese Grenzen nicht innehalten, mehr oder weniger fehlerhaft und müssen von den Baumeistern verworfen werden. Das Asphaltgestein von Marathos eignet sich zur Herstellung von Mastix insofern sehr gut, als es die gerade notwendige Menge Bitumen (15 v. H.) bereits enthält, ein Umstand, der die Verarbeitung dieses Produktes wesentlich vereinfacht. Man erwärmt in einem Eisenkessel reines Bitumen bei 150°, dann wirft man das Asphaltpulver in kleinen Mengen hinein, indem man Sorge dafür trägt, dass die Mischung energisch umgerührt und nicht eher neues Material hinzugefügt wird, bevor das vorhergehende in dem Schmelzungsmittel zerfallen ist. Man setzt so die Zugabe fort bis man die teigige Konsistenz der Mischung erreicht, was gewöhnlich geschieht, nachdem man 100 Teile Asphaltpulver für den angewandten Teil des Schmelzungsmittels zugefügt hat. Es ist zu empfehlen, die Kochung noch eine Stunde nach Erzielung eines homogenen Gemenges fortzusetzen. Man beginnt die Ablassung des Teiges in Form von Klumpen von bestimmtem Gewicht; die Bereitung des Asphaltmastix's ist dann beendet. Asphaltbeton. Die Bereitung des Asphaltbetons, welcher für die Bekleidung des Pflasters, der Terrassen, der Mäntel, der Dachdeckung und im allgemeinen der innern Quadersteinpflasterei dient, bietet keine Eigentümlichkeit in der Art der Herstellung. Der Beton, den man zu diesen Zwecken gebraucht, ist eine Mischung von Asphaltmastix, reinem Bitumen und gut gewaschenem und getrocknetem Fluss- oder Meerkies. Ein übliches Mischungsverhältnis ist: 5 Teile reines Bitumen, 60 Teile Kies für 100 Teile Asphaltmastix; dieses Verhältnis kann wechseln, je nachdem das Mastix mehr oder weniger fett ist, je nachdem das angewandte Bitumen mehr oder weniger gut ist und endlich, was am wichtigsten ist, je nach den klimatischen Verhältnissen eines Landes. Nach den von mir über diesen letzteren Gegenstand gemachten Versuchen muss der Asphaltbeton, welcher mit Erfolg bei den Arbeiten dieser Art in Athen oder in den anderen griechischen oder ausländischen Städten mit gleichen klimatologischen Verhältnissen angewandt werden kann, die folgende Zusammensetzung haben: Asphaltmastix, Bitumengehalt 15 v. H. 100 Teile Reines Bitumen     6 Gewaschener Meerkies von 8 mm Korngrösse   75 Man bewerkstelligt die Mischung, indem man während 2 bis 3 Stunden bei 160° kocht. Es ist unnötig auf der Technik der Herstellung zu bestehen, die nur in unbedeutenden Einzelheiten von der Herstellung des Gussasphalts abweicht. Der durch den Asphaltbeton zu bedekkende Boden muss bekanntlich voraus präpariert werden. Man bedeckt ihn zu diesem Zweck mit einer Schicht von Zementbeton von 7 bis 10 cm Dicke, auf welche man manchmal eine andere Mörtelschicht von ungefähr 1 cm Dicke legt. Ich empfehle die Anwendung von Beton aus Santorinerde für die Arbeiten im Lande und gebe die nachstehende Zusammensetzung desjenigen Betons, welcher am besten mit dem obengenannten Asphaltbeton verbunden werden kann: Santorinerde 400 Teile Hydraulischer Kalk 250 Gewöhnlicher Sand   70 Süsswasser Man muss gleiche Raumteile dieses Mörtels und Meerkieses oder gebrochenen Steines nehmen. Mit diesem selben Mörtel kann man die Bedeckung von 1 cm Dicke herstellen. Es ist gut, den präparierten Boden während wenigstens 14 Tage stehen zu lassen, damit er beim Aufbringen des Asphaltetons gut trocken ist. Textabbildung Bd. 321, S. 203 Graphisches Schema der Zusammensetzung der wichtigsten Asphaltsorten Europas. Der Asphaltbeton der obengenannten Zusammensetzung ist eine Mischung, die 11 v. H. natürliches Bitumen enthält. Ein Beton von dieser Zusammensetzung ist am brauchbarsten für die Zubereitung von Quadersteinen, die den höchsten Temperaturen des Landes widerstehen. Der komprimierte für Chausseebau bestimmte Asphalt muss 6,5 bis 7 v. H. Bitumen enthalten. Man muss also zwischen einigen Proben des Gesteins von Marathos wählen, welche den verlangten Bitumengehalt besitzen, oder in Ermangelung dessen das reichhaltige Produkt entfetten, indem man es mit Kalk mischt. Gute Bekleidungen mit Asphalt müssen stark komprimiert werden und das Gewicht einer 2000 kg schweren Walze aushalten. Je mehr die asphaltische Rinde komprimiert ist, um so weniger macht sich die Einwirkung der Hitze geltend. Ein Presstück, welches einem Druck von 1800 kg unterworfen war und 6,8 v. H. Bitumen enthielt, wurde der Junisonne ausgesetzt. Durch thermometrische Messungen, die von Stunde zu Stunde gemacht wurden, wurde festgestellt, dass das Stück die höchste beobachtete Temperatur ausgehalten hat, welche 68,5 bis 69° betrug und sich zwischen 2 und 3 Uhr zeigte. Eine spitze Nadel, mit 300 Gramm beschwert, erzeugte bei 99° nur einen schwachen Eindruck. Bei Wasserbauten bedient man sich gegenwärtig mit grossem Erfolg der Blöcke von Asphaltbeton. Die Blöcke, von meistens 9 cbm Rauminhalt, stellt man aus einer bestimmten Mischung durch Guss her in Formkasten von den Abmessungen 1,50 × 2,00 × 3,00 m. Die Mischung muss folgende Zusammensetzung haben: Reines Bitumen     5 Teile Asphaltmastix 100 Gebrochene Steine oder Meerkies 150 Diese so bereiteten Blöcke werden zu ausserordentlich hohen Preisen verkauft; um billiger zu bauen, hat man das Asphaltgemenge nur an der Oberfläche verwendet und im Innern der Blöcke einen Kern von grossem spezifischen Gewicht hergestellt, bestehend aus einem billigen Mörtel. Ein Beton aus Asphalt von Marathos von der obigen Zusammensetzung wiegt 2,48 kg f. d. Liter. Die Druckfestigkeitsprüfungen wurden an kleinen Würfeln, welche aus dem betreffenden Beton hergestellt waren, ausgeführt. Derartige Würfel von 5 bis 10 cm Kantenlänge, welche mit einer Temperatur von 275° versenkt wurden, hatten die bemerkenswerte hohe Druckfestigkeit von 421 kg/qcm. Obwohl diese Zahlen von den Produkten, die mitten im Winter geprüft wurden, herrühren und wir wissen, dass der Widerstand der Asphaltbausteine mit der Erhöhung der Temperatur abnimmt, muss man dennoch bemerken, dass dieser enorme Widerstandskoeffizient bis jetzt nur mit Betons erhalten wurde, welche aus natürlichem Mastix hergestellt waren, von dem oben die Rede war. –