Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. M. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 158 |
Download: | XML |
Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Gleichstromzähler.(Schwartz.) Der von der Firma Keiser & Schmidt gebaute neue Amperestundenzähler besteht im
wesentlichen aus einem Dauermagneten, dem in geringem Abstand ein Schlußstück aus
Eisen gegenüber steht. Zwischen beiden dreht sich ein Anker, der von einem dem
Verbrauchsstrom proportionalen Strom durchflössen wird. Als Ankerkörper dient eine
gestanzte Aluminiumscheibe von 0,3 mm Dicke, in deren Vertiefungen sechs Spulen von
je 200 Windungen aus Aluminiumdraht eingelegt sind. Die Enden der Spulen sind an
einem dreiteiligen Kollektor von 1,4 mm Durchmesser angeschlossen. Zur
Stromzuführung dienen gut federnde Metallbürsten. Der Anker ist in einem Oelbehälter
mit kleinem Edelstein gelagert. Der nötige Widerstand ist im Sockel der Grundplatte
untergebracht. Da der Anker nur 30 g wiegt und das Drehmoment im Mittel etwa 18 qcm
beträgt, ist keine Arretierung vorgesehen. Ferner wird bei der gegenüber diesen
Zahlen geringen Abmessung des Kollektors nur ein sehr geringer Minusgang bei
niedrigen Belastungen bewirkt. Durch Schaulinien werden die geringen Abweichungen
bei verschiedener Belastung und eines dauernd normal belasteten Zählers bei
täglicher Prüfung mit einem Zehntel Belastung gezeigt. (Elektrotechn. Anzeiger 1906,
S. 1065–1066 und S. 1079–1080.)
Pr.
Hebezeuge.
Hebezeugbremsen.(F. Jordan.) (Fortsetzung und Schluß von S. 79.) Bei
den Lastdruckbremsen wird die Bremskraft von der Last selbst erzeugt.
Um die Last sicher zu halten, muß ein überschüssiges Bremsmoment
vorhanden sein, das beim Senken von dem Motor zu überwinden ist. Der Motor
verbraucht also während des Senkens Strom; seine Leistung wird hierbei um so größer
sein müssen, je größer jener Ueberschuß im Interesse kleiner Bremswege ist.
Bei den Senksperrbremsen wird die Bremskraft ebenfalls von der Last
selbst erzeugt. In der Senkperiode ist die Last stets bestrebt, die Bremse zu
schließen. Dem Motor fällt dann nur die Aufgabe zu, die Bremse zu lüften, indem er
der Last vorzueilen sucht. Im Beharrungszustande wird also ein fortwährendes
Schließen und Lüften der Bremse stattfinden. Der Motor hat hierbei nur die
Lüftarbeit zu leisten.
Die Senkgeschwindigkeit ist bei beiden Bremsen eine gleichmäßige
und nur von der Regulierung des Motors abhängig.
Der Verfasser kommt zur Schlußfolgerung, daß diese Bremsen sich nur
für geringe Leistungen eignen, wenn es auf gedrängten Bau und nicht so sehr auf
geringen Kraftverbrauch ankommt.
Weiter werden die Eigenschaften und die Wirkungsweise der
elektrischen Bremsung erörtert.
Der Motor arbeitet hierbei unter dem Antrieb der Last als
Generator. Der erzeugte Strom kann bei Nebenschluß- und Drehstrommotoren unter
Umständen an das Netz zurückgegeben werden, bei Hauptstrommotoren wird er in den
Regulierwiderständen in Wärme umgesetzt. Die Senkgeschwindigkeit ist gleichmäßig und
kann durch Ab- und Vorschalten von Widerständen in gewissen Grenzen verringert
oder erhöht werden.
Durch ungeschicktes Steuern können während der Bremsung gefährliche
Spannungen und Stromstärken auftreten, die die Isolation gefährden oder Festbrennen
des Steuerschalters herbeiführen können.
Zum Halten der Last ist stets eine zweite Bremse, meist eine
Magnetbremse, erforderlich. Auch den Nachlauf der Triebwerks- und Ankermassen im
Sinne des Lasthebens kann man durch Kurzschließen des Ankers wirksam verkürzen.
Da der Motor während des Hebens und Senkens unter Strom steht, so
wird er auch stärker erwärmt, als wenn er beim Lastsenken stillsteht oder doch
stromlos mitläuft.
Es muß also ein größerer und deshalb teuerer Motor gewählt werden.
Ebenso sind die Anlagekosten eines Schalters mit Bremsstufen höhere als ohne
diese.
Die elektrische Bremse erfordert geübte und sachgemäße
Bedienung.
Schlußfolgerung des Verfassers: Die elektrische Bremse muß als
unsachgemäß bezeichnet werden, da sie manchen der obigen Bedingungen nur teilweise,
anderen und zwar den. wichtigsten, garnicht genügt.
Bei der Druckluftbremse für Hebezeuge,D. p. J. 1903, Bd. 318, S. 593 u. f.
(D. R. P. 138045) wird während des Arbeitens der Winde das Bremsgewicht einer Band-
oder Backenbremse durch den Kolben eines Bremszylinders mittels Druckluft angehoben.
Wird der Raum unterhalb des Kolbens mit der Außenluft verbunden, so fällt das
Bremsgewicht herab und zieht die Bremse fest.
Eintritt und Auslaß der Druckluft wird durch ein
elektromagnetisches Steuerventil vermittelt, das von dem Steuerschalter des Motors
aus betätigt wird.
Die Druckluft wird in einem kleinen Kompressor erzeugt der mit dem
Triebwerk der Hubwinde zwangläufig verbunden ist.
Um stets über einen größeren Luftvorrat verfügen zu können, ist ein
Luftbehälter vorhanden, der die von dem Kompressor überschüssig erzeugte Druckluft
aufnimmt. Sobald der normale Druck im Behälter erreicht ist, wird das Druckventil
des Kompressors dauernd angehoben, so daß der Kompressor leer mitläuft.
Die Ventilquerschnitte sollen angeblich bis 400 Umdrehungen in der
Minute gestatten, ohne daß zu starke Drosselung: eintritt. Es genügen indes schon 60
Umdrehungen, um die Druckluft für 2000 kg/cm Hubarbeit des Bremszylinders zu erzeugen.
Der Arbeitsverbrauch des Elektromagneten für die Betätigung des
Steuerventiles beträgt 1 Watt.
Wenn nach längerer Betriebspause kein Druck im Behälter vorhanden
ist, so arbeitet der Kompressor zunächst nur auf den Bremszylinder. Zu diesem Zweck
ist zwischen Kompressor und Luftbehälter ein sog. Stauventil vorhanden. Erst wenn
der normale Druck in Rohrleitung und Bremszylinder erreicht ist, kann die Druckluft
in den Behälter eintreten.
Da bei der Druckluftbremse wie bei der Magnetbremse eine
Regulierung der Bremskraft nicht erreichbar ist, so ist die Senkbewegung der Last
eine beschleunigte. Um nun gefährliche Geschwindigkeiten zu verhindern, ist auf der
Kurbelwelle des Kompressors ein kleiner Achsenregler, der sog. Senkbremsregler,
angeordnet. Dieser wird auf eine bestimmte Umdrehungszahl eingestellt. Wird letztere
überschritten, so wirken die Schwunggewichte des Reglers auf den Stromkreis des
elektromagnetischen Steuerventils in der Weise ein, daß die Bremse einfällt. Dadurch
verringert sich wiederum die Umdrehungszahl, was ein erneutes Anheben der Bremse zur
Folge hat.
Durch dieses fortwährende Anziehen und Lösen der Bremse wird die
Last annähernd mit der einmal festgelegten Geschwindigkeit gesenkt; diese ist daher
für alle Lasten, auch für den leeren Haken, dieselbe.
Zum Halten der Last unterbricht der Führer mittels des
Steuerschalters den Strom des Steuerventils, wodurch die Bremse einfällt und die
Last zum Stehen bringt.
Um durchziehende Lasten auch mit kleinerer Geschwindigkeit als der
normalen zu senken, kann man durch einen kleinen Druckknopfschalter das Steuerventil
und damit die Bremse periodisch betätigen. Um ferner mit zwei Senkgeschwindigkeiten
arbeiten zu können, hat man eine veränderliche Uebersetzung des Triebwerkes
angeordet. Die Uebersetzungsänderung wird durch eine Klauenkupplung bewirkt, die
ebenfalls durch Druckluft betätigt wird (D. R. P. No. 135774). Die elektrische
Steuerung dieser Kupplung erfolgt vom Steuerschalter aus.
Das Aufleuchten einer Signallampe zeigt an, daß die Umkupplung
vollzogen ist. Die Druckluftbremse hat den Vorteil, daß man mit einem ganz geringen
Kraftaufwand von Seiten des Führers große Energiemengen auslösen kann. Der
Platzbedarf ist nur ein geringer.
Der Verfasser, der auch Inhaber obiger Patente ist, kommt zu der
Schlußfolgerung, daß die Druckluftbremse sämtliche Bedingungen, die an eine Bremse
für elektrisch betriebene Hebezeuge gestellt werden müssen, erfülle; die
Druckluftbremse sei die einzige Bremse, welche für elektrisch betriebene Hebezeuge
als sachgemäß bezeichnet werden könne. (Zeitschr. d. V. d. Ingenieure 1906, S.
2056–2061 und S. 2097–2103.)
Ds.
Aufzugssicherung.(Wintermeyer.) Zum Schließen des Steuerstromkreises
elektrischer Aufzüge mit Druckknopfsteuerung befinden sich außerhalb des Schachtes
in den einzelnen Stockwerken und im Fahrstuhl selbst Druckknöpfe.
Damit nun beim Aus- und Einsteigen der Fahrstuhl nicht durch
Niederdrücken eines Außendruckknopfes in Bewegung gesetzt werden kann, hatte man an
den Schachttüren Kontakte in den Steuerstromkreis eingeschaltet, so daß bei
geöffneter Tür kein Ingangsetzen möglich war. Diese Sicherung genügte indes nicht,
da bei geschlossenen Schachttüren der Fahrstuhl ohne Wissen des Führers von außen in
Bewegung gesetzt werden konnte. Bei neueren Sicherheitsvorrichtungen werden daher
bei besetztem Fahrstuhl oder bei offener Schachttür die Außendruckknöpfe unwirksam
gemacht.
Dieses wird gewöhnlich dadurch bewirkt, daß beim Betreten der
Fahrzelle unter dem federnd gelagerten Fußboden ein Kontakt geöffnet oder
geschlossen wird.
Solange der Fahrstuhl belastet ist, werden nun entweder die
Außendruckknöpfe durch Vermittelung des Fußbodenkontaktes fest verriegelt oder deren
Stromkreis zu dem Steuerapparat wird unterbrochen. Im letzteren Falle ist es jedoch
noch möglich, durch gleichzeitiges Niederdrücken der Außendruckknöpfe in
verschiedenen Stockwerken die Fahrt zu stören, wenn nur die gemeinsame Leitung von
den Außendruckknöpfen nach dem Steuerapparat unterbrochen wird.
In neuerer Zeit wird daher nicht die gemeinsame Leitung, sondern
die einzelnen von den Druckknöpfen kommenden Leitungen werden unterbrochen.
(Zeitschr. für Elektrotechnik u. Maschinenbau 1907, S. 27–30.)
Ds.
Verladevorrichtung für Bretter. Eine
Vorrichtung zum Verladen von Brettern wurde kürzlich auf dem Stapelplatz der
Firma Wintringham & Son, Holzhändler, in Grimsby, errichtet, welche in der Hauptsache aus
einer von einigen Holztürmen unterstützten, mehrteiligen Verladebrücke besteht. Die
Vorrichtung ruht mittels doppelflanschigen Laufrädern auf Gleisen, welche eine
Verschiebung über die ganze Länge des verfügbaren Grundstückes gestatten. Der erste
Teil, welcher von dem zu entladenden Schiffe nach dem ersten Unterstützungsturm
führt, ist in der senkrechten Ebene beliebig verstellbar, um sowohl dem
Höhenunterschied der Schiffe wie der augenblicklichen Höhenlage des übrigen Teils
des Transporteurs Rechnung zu tragen. Die übrigen Strecken der Verladebrücke dagegen
sind nur in der Höhenlage verstellbar, sie bleiben stets wagerecht. Der Transporteur
trägt drei Reihen glatter Laufrollen nebeneinander, welche gemeinsam durch eine in
der Länge unterhalb der Rollen liegende Achse angetrieben werden. Die Treibachse
selbst ist mit einem Elektromotor verbunden. Die Bretter werden beim Entladen des
Schiffes auf die Laufrollen geschoben, welche sie durch ihre Bewegung auf der
Verladebrücke weiter führen. Nicht alle Laufrollen sind fest gelagert. Zwecks
Ablagerung der Bretter an den gewünschten Punkten des Stapelplatzes sind in gewissen
Abständen Rollen drehbar mittels Universalgelenk mit den quer zur Treibachse
liegenden Hilfsachsen verbunden. Wird eine solche Rolle um einen kleinen Winkel
gedreht, so werden an dieser Stelle die Bretter seitwärts abgelenkt, und hier von
den mit der Stapelung beschäftigten Arbeitern in Empfang genommen. (The Engineer
1907, S. 68–69.)
Ky.
Pumpen.
Wirkungsgrade der Zentrifugalpumpen und
Ventilatoren.(L Schütt.) Wenn man in der Druckleitung einer
Kreiselpumpe mit der Saughöhe = 0 in gehöriger Entfernung einen Schieber einbaut, so
kann man annehmen, daß alle Geschwindigkeitsenergie bis dahin in Druck umgesetzt
ist. Gießt hinter dem Schieber die Pumpe frei aus, so wird jeder Schieberstellung
bei gleichbleibender Drehzahl eine bestimmte Wassermenge Q und ein bestimmter Druck h entsprechen. Die
verschiedenen Q auf der Abszissenachse und die
zugehörigen h auf der Ordinatenachse abgetragen,
ergeben eine bestimmte Leistungskurve und zwar entspricht jeder Drehzahl eine andere
Kurve.
Aendert man bei derselben Pumpe nur die Drehzahlen und läßt den
Schieber unverändert stehen, so erhält man für die Widerstandskurve die Gleichung
\frac{Q}{\sqrt{h}}=\mbox{const.}, d. i. eine Parabel, deren Achse die Ordinatenachse ist. Der äußere
Widerstand bei einer Pumpe wird immer die Summe aus einer lineare Druckhöhe und
einem quadratischen Drossel- oder Reibungswiderstand sein, bei einem Gruben
Ventilator dagegen ist meistens nur der letztere Widerstand zu berücksichtigen. Der
augenblickliche Zustand einer Pumpe (oder Ventilators) bei einer bestimmten Drehzahl
und Schieberstellung ergibt sich somit als Schnittpunkt der Leistungs- mit der
Widerstandskurve. Für Zentrifugalventilatoren ist als Gesetz nachgewiesen, daß bei
gleichbleibender äquivalenter Grubenweite sich die Pressungen wie die Quadrate der
Drehzahlen verhalten. Da quadratischer Widerstand = äquivalente Grubenweite, so
nimmt Schütt das Gesetz auch für Kreiselpumpen als
geltend an. Mit dieser Annahme findet man nach verschiedenen Rechnungen, daß bei
gleichbleibendem äußeren Widerstand die Geschwindigkeitsparallelogramme ähnlich
bleiben, woraus zu schließen ist, daß auch der (hydraulische) Wirkungsgrad dann
gleich bleibt. Soll demnach der Wirkungsgrad gleich bleiben,
so muß die Förderhöhe im quadratischen, die Fördermenge im einfachen Verhältnis
sich ändern.
Durch Versuche an Ventilatoren (an Pumpen nicht) hat der Verfasser
die Richtigkeit vorstehender Ausführungen bestätigt gefunden und benutzt sie zur
Untersuchung über die Wirkungsweise geometrisch ähnlicher Ventilatoren, bei welchen
sich die Grubenweiten für den besten Wirkungsgrad wie die Quadrate der Raddurchmesser
verhalten müssen. Ebenso zeigt es sich, daß bei Parallelschalten zweier gleichen
Ventilatoren von gleicher Drehzahl die geförderte Luftmenge kleiner wird. Bei einer
Kreiselpumpe vergrößerte sich nach Oeffnen eines Hahnes im Druckrohr, wobei ein Teil
des geförderten Wassers zurückfloß, die Liefermenge der Pumpe; der Grund für diese
merkwürdige Erscheinung ergibt sich ohne weiteres durch Aufzeichnen der Leistungs-
und Widerstandskurve: Die Leistungskurve verschiebt sich um den Verlust, dadurch
rückt der Schnittpunkt der Leistungs- mit der Widerstandskurve weiter nach oben und
diesem Schnittpunkte entspricht ein größeres Q.
(Zeitschrift f. d. ges. Turbinenwesen 1906, S. 441–446.)
K.
Straßen- und Kleinbahnen.
Untergrundbahn. (Fortsetzung u.
Schluß von S. 143.) Da die Haltestellen bis zu 37,5 m unter der Straßenoberfläche
liegen, sind im ganzen 62 Aufzüge (2 bis 5 für jede Haltestelle) eingebaut. Von
ihnen werden 4 mit Druckwasser betrieben, da eine gleiche Anlage in der Nähe bereits
vorhanden ist, die übrigen elektrisch. Diese Aufzüge fördern 4536 kg mit 61 m/Min.
Geschwindigkeit. Die Bodenfläche des Fahrkorbes beträgt 13 qm, auf der 70 Personen
ohne Drängen Platz finden. Die beiden 35 PS-Motoren jedes Aufzuges mit der
Seiltrommel (1,32 m Durchmesser) sind zur Vereinfachung der Seilführung über dem
Schacht gelagert. Vier ⅞ zöllige Stahlseile, jedes für eine Größtlast von 22 t
dienen zum Heben jedes- Fahrkorbes, der vollständig aus Stahl gebaut ist. Zwei
weitere Seile tragen das Gegengewicht, das das Gewicht des Fahrkorbes nahezu
ausgleicht. Zwei weitere an der Seiltrommel befestigte Seile tragen noch ein
Gegenwicht, das dem Reste des Fahrkorbgewichtes und der halben Nutzlast entspricht.
Zur Sicherung dienen Fangvorrichtungen, die sowohl bei Dehnungen der Seile über
einen bestimmten Betrag, als auch beim Anwachsen der Geschwindigkeit über ein
gewisses Maß selbsttätig angestellt werden. Ferner bringen Oelpuffer beim
Herabfallen den Fahrkorb erst nach einem Weg von 200 mm zum Stillstand. Die Bewegung
der Aufzüge wird durch elektrische Fernsteuerung vom Fahrkorb aus bewirkt. (The
Electrician 1906/07, S. 322 bis 324.)
Pr.
Fahrversuche.(Ashe.) Die Kurve, welche die jeweilige Geschwindigkeit
eines Motorwagens als Funktion der Zeit darstellt, nennt der Verfasser das
Indikatordiagramm des Bahningenieurs, da hieraus: 1. die größte Geschwindigkeit, 2.
die Reisegeschwindigkeit, 3. die mittlere Fahrgeschwindigkeit, 4. die
Geschwindigkeit in den Kurven, 5. die Beschleunigung beim Anfahren, 6. die
Verzögerung beim Bremsen, 7. der zurückgelegte Weg, 8. die Dauer der Aufenthalte, 9.
die Geschicklichkeit des Führers in der Verwendung der Bremsen, 10. die richtige
Bemessung der Anfahrwiderstände, 11. die richtige Einstellung des selbsttätigen
Ausschalters und vieles andere entnommen werden können, sofern das Wagen- oder
Zuggewicht, die genauen Angaben über Steigungen und Krümmungen der Strecke,
Wattmeterablesungen und die charakteristischen Kurven der Motoren zu Hilfe genommen
werden. Die Ergebnisse einer Reihe von Fahrversuchen mit einem in vollkommenster
Weise ausgestatteten Hochbahnwagen, den ein besonders geschickter Fahrer steuerte,
sind in genauen Geschwindigkeitskurven wiedergegeben. Diese werden in bezug auf die
angeführten Punkte kritisch betrachtet und festgestellt, daß weitere Versuche mit
anderen Zahnradübersetzungen zwischen den Motoren und den Laufachsen voraussichtlich
noch günstigeren Stromverbrauch für das Anfahren ergeben werden. (Street Railway
Journal 1906, Bd. II, S. 1049–1052.)
Pr.
Technische Chemie.
Benzingewinnung. (M. Rakusin.) Unter dem Namen „Benzin“ versteht man in der Naphtaindustrie alle Destillate
des Erdöls, die bei tieferer Temperatur als das Kerosin
(Lampenpetroleum) übergehen. Hierher gehören die Haupthandelsprodukte: Petroläther
(essence du pétrole), Benzin und Ligroin (Benzinrückstände, auch Heizbenzin genannt) und
verschieden benannte Erzeugnisse, wie Rigolen,Nach Charitschkoff hat das Rigolen die
Dichte 0,64 und siedet bis 40°. Gasolin, Putzöl usw.
Gewonnen werden die Benzine
vornehmlich in den Fabriken der Erdölbezirke aus frisch
erbohrtem Oel, da dieses beim Lagern und Versenden einen Teil seiner leicht
flüchtigen Bestandteile verliert. Nach Ragosin gibt
Erdöl aus Baku 0,2 v. H. und Erdöl aus Grosny 4,6 v. H. Benzindestillate, während M. Rakusin für das Oel aus Bibi-Eybat (Tiefe des Bohrloches etwa 733 m) 4,9 v. H. Benzin fand. Im
Jahre 1902 wurden in Grosny über 340 Millionen kg Erdöl
verarbeitet und daraus 13½ Millionen kg Benzin gewonnen (= 3,9 v. H.) Die Fabriken
in Grosny und Baku
versorgen neben den Pennsylvanischen Fabriken fast die ganze Welt mit Benzin.R. Kißling macht
darauf aufmerksam, daß indisches Rohbenzin von
den Sundainseln in großen Mengen nach Europa eingeführt wird
(Chemikerzeitung 1907, S. 47.)
Rakusin hat auf Grund eigener
vorläufiger Bestimmungen folgende Tabelle aufgestellt:
Fundort des Erdöls.
Siede-grenzen° C.
Spez. Gew.bei 15° C.
Benzin-ausbeutev. H.
1. Anapa (Kaukasus)
45–125
0,736
27,8
2. Berekey
85–120
0,728
2,9
3. Bibi-Eybat
40–120
0,747
4,9
4. Câmpina (Rumänien)
45–120
0,716
3,4
5. Pennsylvanien
80–110
0,723
11,5
6. Tschimion (Fergan. Gebiet)
65–120
0,702
6,2
Die Destillation des Benzins ist
einfach; man hat nur für gute Kühlung der übergehenden Dämpfe und gutes Auffangen
der Destillatreste aus den Wasserabscheidern zu sorgen. Ein Extraktor samt Kühler
und einer Reihe von Florentiner Flaschen genügt vollständig.
Man unterscheidet vornehmlich:
Spez. Gew. bei 15° C.
1. Petroläther
0,64–0,69
2. Leichtes Benzin
0,70–0,72
3. Extraktionsbenzin
0,72–0,735
4. Ligroin oder Benzinrückstände
0,735–0,75
Das Benzin von Grosny enthält trotz
seiner geringen Dichte (0,64–0,70) etwa 30 v. H. über 100° siedender Bestandteile;
es wird deshalb das ganze unter 150° übergehende Gemisch noch einmal in einem
besonders eingerichteten Kolonnenapparat übergetrieben. So erhält man ein gutes
Benzin und kann die Zwischenprodukte verwerten.
Durch Raffination wird der oft sehr
unangenehme, von organischen Schwefelverbindungen herrührende Geruch des Benzins beseitigt; man benutzt zur
Zerstörung dieser Beimengungen nach Charitschkoff
Schwefelsäure, die 0,1–0,2 v. H. vom Gewichte des Benzins Kaliumbichromat enthält; dabei bleibt aber ein Teil der
übelriechenden Schwefelverbindungen unzersetzt. Man fügt deshalb bei der
nachfolgenden Behandlung mit Natronlauge etwa 0,01 v. H. Bleioxyd in Form von Bleiglätte zu. Ein gutes Reinigungsmittel ist auch rauchende Schwefelsäure, während Knochenkohle
unverwendbar ist, weil sie kräftige Mischung mit Luft erfordert, was bei der
Raffination des Benzins nicht angeht.
Nach den Untersuchungen des Kgl. Materialprüfungsamtes in Groß-Lichterfelde begann Benzin aus Baku (spez. Gew. 0,699) bei 37,5° zu sieden, während
Benzin aus Grosny (spez. Gew. 0,728) bei 43,5° zu
sieden anfing. Es gingen über im Mittel (in Volumenprozenten):
Benzin aus Baku.
Benzin aus Gosny.
bis 50°
5,0
v. H.
bis 50°
0,6
v. H.
50–75°
47,9
„
50–75°
13,7
„
75–100°
38,0
„
75–100°
29,7
„
Rückstand
5,5
„
100–125°
26,0
„
Verlust
3,6
„
125–150°
14,9
„
150–175°
7,8
„
Rückstand
6,3
„
Verlust
1,0
„
Nach vergleichenden Bestimmungen, die im Fabrikslaboratorium zu Grosny angestellt wurden, war nach der Raffination der Anteil der bis
95° übergehenden Destillate am Gesamtgewicht von 41,8 auf 48,5 v. H. gestiegen und
das von 95–110° übergehenden Benzin von 20,5 auf 15,0 v. H. gesunken.
Verwendet werden Petroläther und
leichtes Benzin als Lösungsmittel zur Beseitigung von
Flecken, in der Gummiindustrie usw. Die schwereren Benzine werden zum Ausziehen der
Knochen nach dem Verfahren von Seltsam in großen Mengen
benutzt. Ligroin als Brennstoff zu verwenden ist erst seit 1902 in Rußland erlaubt. Aus der
Zusammensetzung berechnet sich ein Heizwert von 11000 Kalorien. In den Fabriken der
Wladikawkas-Eisenbahn wird Ligroin in
Düsenapparaten mit Dampf zerstäubt und so sehr leicht verfeuert.
Nach den von der Gesellschaft Gebr.
Nobel aufgestellten Regeln soll leichtes
Benzin bei 15° C nicht schwerer als 0,717 sein und schweres Benzin die Dichte
0,725–0,729 besitzen. Das Benzin darf weder sauer noch alkalisch sein. Es muß auf
Filtrierpapier gegossen rasch und ohne jeden Rückstand verdampfen und keinen
andauernden unangenehmen Geruch hinterlassen. Bei der Destillation (mit dem
Dephlegmator nach Glinsky) sollen bis 95° nicht weniger
als 90 v. H., des Oeles und über 100° nicht mehr als 5 v. H. übergehen. Schweres
Benzin darf nicht unter 40° zu sieden beginnen. Die Rückstände von der Destillation
über 100° dürfen auf Filtrierpapier nach einer Stunde keinen Fettfleck
hinterlassen.
Schüttelt man Benzin mit Schwefelsäure (spez. Gew. 1,53), so darf
es nicht gelbbraun werden.
Aufbewahrt wird das Benzin in
sorgfältig genieteten Eisenblechbehältern, die durch Isolierschichten gegen
Erwärmung geschützt sind. Es wird in unterirdischen Räumen auf Fässer umgefüllt.
Seit kurzem ist auch der Versand in Zisternenwagen erlaubt; in den nach dem System
Nobel gebauten Wagen wird durch Federventile den
angesammelten Gasen ein Ausgang gewährt; oberhalb der Ventile liegen wagerechte,
kreisförmige Kühlnetze. Aus den Wagen wird das Benzin nicht durch Ventile
abgelassen, sondern abgehebert.Die Nobel-Gesellschaft hat den Heber mit einer
wagerechten Rohrabzweigung versehen, so daß der Tankwagen nach beiden Seiten
des Schienenstranges entleert werden kann. (Chemikerzeitung 1907,
S. 3–6.)
A.
Wasserkraftanlage.
Wasserkraftanlage in England. Diese
erste britische hydroelektrische Kraftanlage entnimmt das Betriebswasser dem 427 ü.
M. gelegenen Llydaw See durch eine zwei Meilen lange doppelte Rohrleitung (686–762
mm Durchmesser). An fünf Stellen ist die Rohrleitung gegen Wandern durch 50 t (an
einer Knickung durch einen 150 t) schwere Mauerblöcke gesichert. Das nutzbare
Gefälle beträgt 347 m. Das Maschinenhaus enthält vorläufig vier Turbinendynamosätze
von je 1500 KVA, jedoch ist der Raum für zwei weitere vorgesehen. Die Doppel-Pelton-Turbinen arbeiten mit je 500 Umdr./Min., und
sind mit Düsenregulierung ausgerüstet. Die direkt gekuppelten 12 poligen
Drehstromgeneratoren (50 Perioden) sind für 10000 Volt Spannung gebaut; die
Erregermaschine ist hinter dem äußeren Dynamolager direkt angebaut. Weiterhin werden
die elektrischen Einrichtungen und die Fernleitungsanlagen beschrieben. (The
Electrical Engineer 1906, S. 870–876.)
A. M.
Turbinenanlage der Isarwerke.
(Schluß von S. 127.) (Stamm.) Die Laufräder der beiden
2000 PS-Francis-Doppelturbinen (je 15 cbm/Sek. bei 6,80
m Gefälle) von je 1600 mm Durchmesser besitzen 20 Schaufeln; die Leitkränze mit 22
Schaufeln sind einerseits am Gehäuse, andererseits am Gehäusedeckel angeschraubt. An
der Nabe des letzteren sind die Räder für den Zodelschen Regulierapparat drehbar gelagert. Die Lager sind mit Ringschmierung
versehen. Die Abdichtung der Deckel erfolgt durch zwei 4 mm starke Lederstulpen. Zu
beiden Seiten des Gehäuses befindet sich je eine Regulierwelle, welche vom
Servemotor angetrieben werden und auf welche Zahnsegmente, die in die
Stirnradsegmente des Regulierrades eingreifen, aufgekeilt sind; die Wellen werden
vom freien Ende gegen Linksdrehung mit je einem Gewicht von 250 kg an 550 mm langem
Hebel belastet. Der Regulierapparat besteht aus einem Regulator, einer Zahnradpumpe
und dem Servemotor, dessen Kolbenstange die beiden erwähnten Regulierwellen antreibt
(bis 90° Verdrehung). Der Regulator wird durch Schraubenräder und Hilfswellen
angetrieben, so daß Störungen durch z. B Riemenabspringen vermieden sind. Die
Einzelheiten werden an Hand maßstäblicher Schnittzeichnungen der Turbine wie der
Regulierung beschrieben. (Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenwesen 1907, S. 7–9.)
A.
M.