Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 329 |
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Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Professor Alfred Haussner,
Brünn.
(Fortsetzung von S. 307 d. Bd.)
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Unter den in bescheidener Zahl zu verzeichnenden Neuheiten an Schleifern selbst
mag in erster Linie einer Konstruktion von Voith in
Heidenheim (D. R. P. 138820) gedacht werden (Fig. 3 und 4). Sie soll
das periodische Füllen der Pressen entbehrlich machen, was bei kleineren
Holzstücken, besonders auch bei Spänen, recht zeitraubend ist. Nach der neuen
Ausführung dieser Voithschen Presse wird eigentlich
ununterbrochen das Holz gegen den Stein geführt, ohne daß ein besonderes Drückorgan
vorhanden ist. Hierzu dient vielmehr der spiralförmig nach oben sich erweiternde
Kasten K, der den Stein umgibt. Der zum Einlegen des
Holzes bei F offene Kasten K ist bei D an den übrigen, festen Teil der
Steinhülle angelenkt und durch den Hebedaumen A
gehalten. Letzterer wird entweder mit Hilfe des angedeuteten Wurmrädergetriebes ein
für alle Mal eingestellt und damit eine bestimmte Lage des Kastens K gesichert, oder er dreht sich, von der Steinachse
abgeleitet, ununterbrochen bald rascher, bald langsamer, wodurch K geschüttelt und das Holz in K gegen die Steinumfläche gefördert wird.
Bei Drehung des Steines wird das Holz mit der Umfangsreibung in den engen
keilförmigen Raum nach unten gezogen, ja es besteht sogar die Neigung, Holz, während
der Stein sich in der Uhrzeigerrichtung dreht, über D
hinaus mitzunehmen. Dies soll der an den Stein knapp anschließende Klotz B verhindern. Gelangt trotzdem Holz weiter nach links,
so wird es in dem auf der linken Seite sich gegen oben allmählig erweiternden
Gehäuseteil gegen den Einlauf unterhalb von F
zurückgeführt. Das Spritzrohr S liefert ausreichend
Wasser zum Abspülen des Steines. Löcher G in der
Gehäusewand gestatten dem Schliff auszutreten, worauf er nach links über den
Ueberfall den Schleifer verläßt.
Auch der Splitterschleifer von Toelle in
Niederschlema (D. R. P. 126153) zieht die kleinen Holzteile zwischen die
Steinumfläche und einen in der Neigung einstellbaren Siebboden, wobei allerdings
noch eine besondere Zahnstangenpresse mitwirkend gedacht ist.
Bei einigen Schleiferanlagen in Amerika tritt, offenbar mit Rücksicht auf die
dortigen schwierigeren Arbeiterverhältnisse, das Bestreben hervor, die Handhabung
tunlichst zu vereinfachen, von der menschlichen Arbeitskraft unabhängig zu machen,
sowie die Gleichförmigkeit in der Arbeit zu erhöhen.
In zwei Ausführungen (amerikan. Patente 718474 und 754071) sucht M. O. Kasson Erfolge bei hydraulischem Andruck zu
erzielen. Um den Arbeitskolben schnell zurückzuziehen, sobald der Presseninhalt fast
aufgearbeitet ist, oder um den Andruck durch einen regelbaren Gegendruck zu
beeinflussen, kann dem Arbeitsdruck entgegenwirkend durch einen leicht umstellbaren
Hahn auch hinter dem Kolben Druck eingestellt werden. Hierzu steht die Abflußleitung
auf derjenigen Seite des Pressenzylinders, in die Wasser zum Zurückziehen des
Kolbens einzutreten hat nach Bedarf mit festen oder nachgiebigen Rohren
(Kautschuckschläuchen) in Verbindung. Die letzteren sind aufwärts gerichtet und oben
offen. Sie gestalten einen bestimmten, dehnbaren Gegendruck dadurch zu erzielen, daß
sie bis zu verschiedenen Höhen hinauf gezogen werden. Dieser Gegendruck wird nun je
nach dem Arbeits-Fortschritt gewählt. Wird der Steinhalbmesser infolge Abnutzung
z.B. kleiner, wirkt also der Schleifwiderstand, welcher unter sonst gleichen
Umständen ungeändert bleibt, an kleinerem Halbmesser, so würde bei vorerst
ungeänderter Umlaufzahl der Antriebsmaschine die in der Zeiteinheit für das
Schleifen gebrauchte Arbeit kleiner, die Maschine müßte also, sofern nicht bei ihr geregelt wird,
rascher zu laufen beginnen, bis das Gleichgewicht hergestellt ist. Verringert man
aber den früher erwähnten Gegendruck, so wird der Andruck für das Holz größer, also
auch der Schleifwiderstand, wodurch die Erhaltung des Gleichgewichtes bei
ungeänderter Umlaufzahl möglich erscheint. Ob dies aber die immerhin nicht ganz
einfache Einrichtung rechtfertigt, ist umso fraglicher, weil die Natur des Schliffs
sich auch unter dem Wechsel des Andruckes ändert.
Textabbildung Bd. 322, S. 330
Fig. 3 und 4.Schleifer von Voith.
Der Schleifer von Ch. W. Roberts (amerikan. Patent
719659) hat in seinen Pressen seitlich einschiebbare Leisten vorgesehen, um den
Pressenraum nach Bedarf größer oder kleiner zu halten, der Holzmenge gemäß, welche
der vorhandenen veränderlichen Kraft augenblicklich gerade entspricht.
Voith (D. R. P. 154017) und Schmittenhenner (amerikan. Patent 727 458) suchen bei hydraulischem
Andruck den Pressendruck, also denjenigen Druck, bei welchem geschliffen wird,
unbeschadet der Möglichkeit eine oder die andere Presse auszurücken, tunlichst
unverändert zu halten durch eine im Prinzipe durch Fig.
5 dargestellte Einrichtung. Das Holz kann mittels der steuerbaren Presse
D mit dem von dem Windkessel A bezw. der Pumpe B
stammenden Druckwasser an den Stein E angedrückt oder
von ihm zurückgezogen werden. Auch im letzteren Falle wirkt bei geeigneter Stellung
des Steuerschiebers der volle, durch Rohrleitung a
kommende Druck, so daß der Kolben rasch zurückgeführt und die Presse neu gefüllt
werden kann. Durch Rohr c zweigt nun Wasser ab, dessen
Druck von dem Drosselventil F bedeutend reduziert wird
und erst solcherart verringert durch Rohr d und
Schieberteil e an die Rückseite des Kolbens G gelangt und das Holz andrückt. Selbstredend ist dies
nur dann möglich, wenn rechts von G die Verbindung mit
dem Ablauf hergestellt worden ist. Wird nun eine Presse rasch ausgerückt, also viel
Wasser aus dem Windkessel A verbraucht, so sinkt
der Druck in der Rohrleitung a. Diese Druckminderung
wirkt aber kaum auf die Rohrleitung d zurück, aus
welcher das Wasser für den Andruck in den verschiedenen Pressen unmittelbar bezogen
wird, weil eben das Drosselventil F eingeschaltet ist.
Das Drosselventil kann nun von Hand oder mit Hilfe des Regulators C gestellt werden, welcher von der Schleifsteinwelle
angetrieben ist.
Einen ganz eigentümlichen Vorschlag zur Regelung der Schleifgeschwindigkeit macht Nils Pedersen (D. R. P. 157514). Er setzt einen
Turbinenantrieb voraus, doch ist der Vorschlag sinngemäß auch anderwärts anzuwenden.
Pedersen will die Schleifgeschwindigkeit
gleichmäßig erhalten, mag auch eine oder die andere Presse ausgerückt werden.
Geschieht dies, so steigt, wie schon früher betont ist, die Schleifgeschwindigkeit,
sofern nicht die Antriebsgeschwindigkeit vermindert oder der Widerstand an den noch
im Betrieb verbliebenen Pressen entsprechend gesteigert wird. Letzteres veranlaßt
nun Pedersen durch Erhöhung des spezifischen
Pressendruckes. Indem nämlich dieser hier durch eine Schleuderpumpe erzeugt wird,
welche unmittelbar von der Schleiferwelle betätigt wird, steigt der Druck mit der
Erhöhung der Umdrehungszahl der Schleiferwelle, also auch der Schleuderpumpe. Es
sind hiermit Schleifgeschwindigkeit und Andruck des Holzes in unmittelbare
Abhängigkeit gebracht.
Textabbildung Bd. 322, S. 330
Fig. 5.Holzschleifer-Druckregler von Voitn & Schmittenhenner.
Mag nun das System des Schleifers welches immer sein, so kann das Holz, wie schon in
früheren Berichten ausgeführt worden ist, mit der Faserrichtung entweder in die
Schleifrichtung fallen oder dazu senkrecht gestellt sein. Aber auch davon
abweichende Anordnungen findet man. So schlägt K.
Fischer (D. R. P. 153776) vor, das Holz quer zur Längsachse in schmale
Scheiben von etwa 4 cm Stärke zu schneiden und diese Scheiben dann in den Kästen so
einzulegen, daß die Faserung diagonal geschliffen wird, wodurch nach seiner Angabe
eine feinere und längere Faser zu erzielen ist.
F. A Werle in Breslau versucht (D. R. P. 152354) die
Vorteile des Heißschleifens ohne hohe Pressendrücke dadurch zu erreichen, daß
er statt mit kaltem Wasser mit solchem von 60–80° C. spritzt. Ob der gewünschte
Erfolg nur durch die Temperatursteigerung des Spritzwassers erreicht wird, mag
dahingestellt bleiben.
Für das Sortieren des Holzschliffs haben sich besonders
in Deutschland die einfachen und übersichtlichen ebenen Siebe großer Beliebtheit
erfreut, teilweise ist dies noch der Fall, wenn auch immer mehr Rundsieb und
Schleudersortierer zur kräftigeren Ausnutzung der Siebfläche angewendet werden.
Daher finden wir für erstere recht wenige Neuerungen, während für letztere
zahlreiche versucht worden sind.
Für ebene Schüttelsiebe zum Sondern des Schliffs hat Heinrich Wigger (D. R. P. 128840) eine Ausführung
angegeben, welche in der allgemeinen Anordnung an die ältere bekannte Voithsche erinnert, die Siebe an bequem einstellbaren
Holzfedern und die Massen ausgeglichen besitzt.
Textabbildung Bd. 322, S. 331
Fig. 6 und 7.Holzschliffsortierung von Plattner.
Die Regelung der Siebspalten bezweckt Kirkland
(amerikan. Patent 689934) dadurch, daß er für die keilförmigen oder
kreiszylindrischen Siebstäbe Träger mit sägeartigen Einschnitten anwendet, welche
die Enden der Siebstäbe aufnehmen, wodurch diese bequem auswechselbar, die
Spaltenbreite regelbar wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 331
Fig. 8 und 9.Holzschliffsortierung von Füllner.
Ein ebenes Sieb zur Sortierung benutzt auch Plattner in
Jenbach (D. R. P. 142355), doch ist dasselbe gekrümmt fortgesetzt, um
Längsschüttelungen in eigentümlicher Weise zu ermöglichen (Fig. 6, 7). Der zur Sortierung
benutzte Siebteil e reicht von der Leitwalze h, links oben, bis zur Leitwalze h1, rechts unten. Ganz
in der Nähe von h1 ist
das eine Siebende mit Stange g an die um die Achse k drehbaren Hebel i
angeschlossen, das um h sich legende Siebteil e1 dagegen unten durch
Federn f an die Stange g1 bezw. die Hebelarme i, die auch auf k
sitzen.
Auf die solcherart gespannte Siebfläche e fließt aus dem
Stoffkasten b am Gestelle a durch c der Stoff, wobei der
Verteilungsflügel d mitwirkt, indem er, sich rasch
drehend, den Stoff auf das Sieb e wirft. Dieses läßt
den feinen Stoff nach o durch, während die gröberen
Teile vom geneigten Siebe e, welches übrigens durch
Spritzrohre von unten beständig rein gehalten wird, abzuleiten und der weiteren
Verfeinerung zuzuführen sind.
Damit dies befördert werde, erhält das Sieb e seiner
Länge nach die bereits erwähnten Schwingungen, indem die um k drehbaren Hebel ii1 durch den Hebel m und
die Schubstange n in Schwingung versetzt werden, n ist durch Kurbelzapfen an das Rad l angelenkt, das von der Welle des Flügelrades d aus in langsame Umdrehung versetzt wird.
Das Sieb soll sich auf diese Weise beständig selbst reinigen, ohne daß es hierfür
ausgewechselt werden müßte.
Eine interessante Rundsiebanordnung bietet Eugen Füllner (D. R. P. 154555). Der mit sich
erweiternden festen Enden ausgestattete Rundsiebzylinder m (Fig.
8 u. 9) liegt mit Keilrillen n auf den Keilrollen
g, deren Wellen (auf Konsolen c gelagert) mit den Riemscheiben h angetrieben werden. Dadurch ist das Rundsieb m an den Stirnseiten unbeschadet der einzuleitenden
Drehung vollständig frei, so daß die Stoffzufuhrrinne q
durchgeführt werden kann, aus der sich der Stoffstrom in starkem Strahle aus einem
Ueberfalle, wie Fig. 8 zeigt, auf die ganze Länge der Siebinnenseite ergießt.
Der Trog q ist mit Stützen l bei o stellbar an dem Gestelle a angebracht, wodurch die Strahlwirkung des aus q überfließenden Stoffs zu regeln ist.
Zur beständigen Siebreinigung findet man das Spritzrohr z an Armen y von außen, die Bürste t an Armen x von innen in
der Nähe des oberen Siebscheitels wirkend. t wird durch
Riemenübersetzung i, k von der Hauptantriebswelle
gedreht. Bürste t und Spritzrohr z sind in der Höhe an Stangen v an Gestellteilen w einstellbar.
Außer diesen reinigenden Teilen finden wir aber noch den Filz-, Gummi- oder
Lederstreifen d, welcher an die durch den ganzen
Siebzylinder reichende, durch Arme an den Stützen l
befestigte Schiene b geschlossen ist und sich auf einen
größeren Teil der Innenfläche von m legt. Hierdurch
werden bei der Drehung des Rundsiebes die noch haften gebliebenen Stoffteile in den
keilförmigen Raum zwischen Sieb m und Lappen d gebracht und allmälig zusammengewürgelt, so daß
schließlich durch Zusammengautschen der Stoffteilchen eine lange Stoffrolle sich
bildet, welche an den Enden allmälig abbröckelt und in solchen Brocken bei a1 aus der
Sichtmaschine sich entfernt. Der gesichtete, genügend feine Stoff dringt durch das
Rundsieb nach unten in die wannenartige Vertiefung u
des Gestelles und fließt durch ein Ansatzrohr ab. Die Siebfläche bleibt durch die
geschilderte, interessante Art der Reinigung, wobei der zu grobe Stoff zum guten
Teil selbst mitwirkt, für die Sichtung des beständig neu herankommenden Rohstoffes
frei.
Manches Interesse beansprucht auch der Rundsiebsortierer von Ullgren (D. R. P. 156547), weil er keine maschinell bewegten Teile
besitzt. Das Rundsieb ist in einen hölzernen Kasten eingeschlossen, darin stehend
festgelegt. Durch die obere Oeffnung wird der Stoffstrom eingeleitet und durch
kegelig gestaltete Körper so verteilt, daß die ganze Mantelfläche sicher zum
Sortieren ausgenutzt wird. Die Sichtung wird wesentlich durch einen Wasserstrom
gefördert, welcher von unten durch ein Rohr mit entsprechender Pressung zugeleitet
und durch kegelige Körper verteilt wird. Stoff- und Wasserströme treffen zusammen
und ergeben Wirbelbildungen, durch welche das Sondern von groben und feinem Stoff
ebenso erleichtert wird, wie die Reinhaltung des stehenden Rundsiebes. Auf der
inneren Seite des Siebes werden die groben Teile des Stoffes abgespült und gegen
einen besonderen Ablauf geführt, während der feine Stoff nach außen und in die für
ihn bestimmte Auslaufrinne gelangt. Die verteilenden Kegelflächen werden auch unter
Umständen etwas beweglich angeordnet, um die Richtung der sich seitlich
ausbreitenden Flüssigkeitsströme ändern zu können.
(Fortsetzung folgt.)