Titel: | Aus der Praxis. |
Autor: | E. Z. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 381 |
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Aus der Praxis.
Aus der Praxis.
Glasbausteine.
Die ältesten Glasbausteine sind die nach dem Patent von Falconniers. D. p. J.
1896, Bd. 302, S. 275.
hergestellten, geblasenen, hohlen Glasbausteine, die bis auf eine kleine Oeffnung
ringsum geschlossen sind und von den Adlerhütten in Penzig hergestellt werden.
Neuerdings bringen die Deubener Glaswerke einen
Glasbaustein Marke Faust in den Handel, der einige recht zweckmäßige
Eigentümlichkeiten aufweist. Sie sind, abgesehen von besonderen Formsteinen, im
Format der Normalsteine gehalten, so daß sie im Verband mit gewöhnlichen
Mauersteinen in jeder Wand zur Herstellung von Lichteinlässen Verwendung finden
können. Wichtig ist, daß solche Lichteinlässe nach einer neueren oberinstanzlichen
Entscheidung nicht als Fenster im baupolizeilichen Sinne angesehen werden, daher
also auch in Brandmauern angebracht werden können. Die Steine sind nicht aus
ordinärem, sondern aus weißem oder nach Wunsch gefärbtem Glase durch Pressen
hergestellt und sorgfältig gekühlt, so daß sie nicht spröde wie manche ältere
Fabrikate sind. Durch eine einfache Ornamentierung der Kopffläche ist dafür gesorgt,
daß sie bei voller Lichtdurchlässigkeit doch undurchsichtig sind. Sie ertragen eine
Belastung von durchschnittlich 9000 kg und ihre Gestalt ist so, daß sie ohne Mörtel
oder dergl. aufgebaut einen festen Verband ergeben. Zum Abdichten der Fugen hat sich
am besten Zement bewährt.
Textabbildung Bd. 322, S. 380
Fig. 1.
Fig. 1 zeigt einen solchen Stein in Seitenansicht,
Kopfansicht von rechts und im Grundriß. Der einzelne Stein bildet einen an der
Grundfläche offenen Kasten. Auf der oberen Seite befinden sich zwei quadratische
Erhöhungen c, deren Umriß dem lichten Querschnitt des
Hohlraumes entspricht. Die beiden Erhöhungen lassen zwischen sich einen Raum d frei, in welchem die nebeneinander liegenden
Kopfwände zweier zusammenstoßender Steine hineinpassen. Außerdem greifen die an den
Kopfwänden befindlichen Nasen und Nuten ineinander.
Textabbildung Bd. 322, S. 380
Fig. 2.
Die auf der Lichtfläche vorspringenden Augen dienen teils der Verzierung, teils dem
Zwecke, die Wand undurchsichtig zu machen. Vielfach wird indessen ein Wellenrelief
an der Kopfseite (s. Fig. 2) bevorzugt. Wichtig ist
die Frage der Ausbesserung, falls durch ungewöhnliche Gewalt einzelne Steine einer
Wand zertrümmert sind. Für diesen Fall werden besonders geformte Ersatzsteine
hergestellt, welche nach Entfernung der Trümmer in die Lücke eingefügt werden.
Die allgemeinen Vorzüge der hohlen Glasbausteine sind bekannt, Lichtdurchlässigkeit,
Wetter- und Säurebeständigkeit, Isolierungsvermögen gegen Wärme, Kälte, Schall. Aus
demselben Glase stellen die sächsischen Glaswerke auch Biberschwänze, und zwar auch
mit Drahteinlage und Falzziegel in verschiedenen gangbaren Formaten her, die
ohne weiteres mit den gewöhnlichen Dachziegeln eingedeckt werden können und daher
statt der Dachfenster unter wesentlicher Kostenersparnis angewendet werden
können.
Endlich werden auch Fußboden- und Wandbelagplatten hergestellt, mit durch Relief
gerauhten bezw. verzierten Sichtseiten und unterschnittenen Vorsprüngen an der
Rückseite, die in den Mörtel eingebettet werden und der Platte Halt geben.
Betonrandsteine mit Hartgußeisenschutz.
Seit drei Jahren werden in München Versuche mit Betonrandsteinen mit Eisenarmierung
gemacht, die sich ausgezeichnet bewährt haben.
Die sonst zur Verwendung gekommenen Kurvensteine aus Granit an Straßenkreuzungen,
welche einen lebhaften Verkehr aufzuweisen haben, waren schon nach wenigen Jahren
derart abgenutzt, daß ihr Ersatz sich unumgänglich notwendig erwies.
Die häufige Auswechselung der Randsteine verteuert sie ganz wesentlich, und dies ist
noch mehr bei den mit Holz und Asphalt gepflasterten Straßen der Fall, weil der
Aufbruch und die Wiederherstellung des Pflasters längs der zu erneuernden
Kurvensteine ganz erhebliche Kosten verursacht, welche nahezu den halben Kosten der
Granitsteine gleichkommen.
Da sowohl diese Kosten, als auch die für den Ersatz der neuen Granitsteine zumeist
von den Gemeinden bestritten werden müssen, lag die Notwendigkeit vor, ein besseres
und dauerhafteres Material für Kurvenrandsteine zu gewinnen, um so mehr, als dies
vom Standpunkt der Verkehrssicherheit geboten war. ganz abgesehen von der
ästhetischen Rücksichtnahme.
Diese mit Hartgußeisen (aus dem Berg- and Hüttenwerk
Achthal, Oberbayern) armierten Betonrandsteine stellen sich allerdings bei
erstmaliger Verwendung etwas höher als die Granitrandsteine, doch besteht nach den
bisherigen Erfahrungen sicher kein Zweifel, daß sie eine erheblich längere Dauer als
die Granitrandsteine haben. Nach den in München gemachten Erfahrungen dürfte sich
bezügl. der Kosten im Lauf der Jahre das Verhältnis 1 : 3 ergeben, was bezügl. der
Kosten wesentlich zugunsten der Betonrandsteine spricht.
Die Konstruktion der Eisengerippe ist derart, daß selbe vollständig in Beton
eingehüllt sind, so daß eine möglichst innige Verbindung zwischen Eisen und Beton
ermöglicht ist. Bekanntlich ist ja die Verbindung des Eisens mit dem Beton eine sehr
innige, der Anheftungskoeffizient wird gewöhnlich mit 7,5–15 kg f. d. qcm mit
absoluter Sicherheit angenommen. Eine Lockerung des Eisens und der Betonhülle
hindert die äußerst feste Bauart, wie dies auch die bisher ausgeführten
Randsteinsetzungen bewiesen haben.
Die durch Anfahren und Aufsteigen der Räder – selbst schwerster Fuhrwerke –
verursachten heftigen Erschütterungen haben keinerlei Beschädigungen und Abnutzungen
hervorgerufen, die Randsteine zeigten ein vollkommen sicheres Verhalten.
In Straßen mit größeren Steigungen empfielt es sich, für die geraden Strecken
ebenfalls armierte Betonrandsteine zu verwenden, weil die Randsteine in solchen Straßen
zum Bremsen der Räder schwerer Fuhrwerke – ganz besonders im Winter bei Glatteis
(Rutschen der Räder an die Randsteine) – benutzt und die gewöhnlichen
Granitrandsteine erfahrungsgemäß schon in kurzer Zeit sehr stark abgenutzt
werden.
In der Magistratssitzung vom 5. März 1907 wurde seitens des Vorstandes des
Stadtbauamtes das beste Zeugnis über die Dauerhaftigkeit der armierten Randsteine
ausgestellt.
Die Herstellung des Betons kann jeweilig am Orte der Verwendung betätigt werden.
München, im April 1907.
E.
Z.