Titel: | Erzrösten. |
Autor: | Carl Wetzel |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 425 |
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Erzrösten.
Von Zivilingenieur Carl Wetzel,
Dresden.
(Schluß von S. 403 d. Bd.)
Erzrösten.
Damit die aus dem Röstgut ausgetretenen Gase nicht unmittelbar mit den glühenden
Heizflächen in Berührung kommen, können die Luftkanäle n oben überdeckt werden und unten so weit von den Muffelspitzen abstehen,
daß letztere mit etwas Erz bedeckt bleiben.
Um dies besser zu erreichen, können die Zugmuffeln die in Fig. 3 dargestellte Form und Anordnung erhalten. Die Form ist aber nur
als Beispiel gegeben; auch könnten mehr oder weniger Reihen von Muffeln a und Kanälen n über- und
nebeneinander angeordnet werden. Unten sind die Kanäle n offen, damit etwa hineinfallendes Erz unten austreten kann.
Ganz senkrechte, gleich weite Erzzüge entstehen, wenn die Kanäle n in der Weite der Muffeln a hergestellt werden; sie sind aber bei der Anordnung in Fig. 1–3 der
Raumersparnis wegen nicht so weit angenommen. Soll noch eine Teilung der Erzmasse
bei ihrem Abwärtsbewegen erfolgen, so kann dies durch die Spitzen der Glühmuffeln,
Lüftungs- und Gasabführungskanäle mit der in Fig. 4
dargestellten Anordnung geschehen. Damit die Röstmasse beim Abwärtsbewegen zwischen
den schrägen Gleitflächen nicht stocken kann, ist die Durchzugweite an diesen
Stellen etwas reichlicher als die Hälfte der Zugweite zwischen Muffel a und Kanal n
angenommen.
Textabbildung Bd. 322, S. 424
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 322, S. 424
Fig. 4.
Durch diese Teilung der Erzzüge an den Spitzen der Muffeln und Kanäle werden die an
den Glühflächen erhitzten Massen beim Abziehen in die Mitte der Masse – in die
Mitte des Erzzuges – hineinbewegt. Nur an der linken Seite zeigt sich, daß die an
der oberen Glühfläche anliegende Masse nochmals an die darunter befindliche
Glühfläche und an dieser Seite in den Abzug gelangt. Auf der rechten Seite gleitet
die an der oberen Glühfläche erhitzte Masse an derselben Seite an den Kanalflächen
in den Abzug. Die Masse wird aber doch an beiden Seiten des Ofens direkt mit
Glühflächen in Berührung gebracht.
Wenngleich dieser Schachtofen (Fig. 1–4) zum Rösten von nicht sinternden Erzen angenommen
worden ist, so ist es doch nicht ausgeschlossen, daß bei zu großer Steigerung der
Temperatur und wechselnder Beschaffenheit des Erzes Sinterungen an den Glühmuffeln
vorkommen können.
Um zu vermeiden, daß die Temperatur eine gewisse Höhe überschreitet, ist die
Temperatur in den Glühmuffeln durch Schaulöcher zu beobachten. Nach der höchsten
zulässigen Rösttemperatur ist dann die Feuerung zu führen, und durch Abziehen von
etwas geröstetem Erz die Bewegung des Erzes an den Glühmuffeln recht oft
auszuführen.
An den Glühmuffeln bereits gesinterte Massen werden beim Niedergehen des Erzes von
den Glühflächen abgeschoben und, da sie innerhalb der Röstzone nicht erstarren, ohne
Störung des Erzzuges nach unten an die Abzüge bewegt.
Bei der Verwendung von Glühmuffeln aus Chamotte sind die Röstschächte im Längsschnitt
(Fig. 2) nur 550 mm weit, im Querschnitt aber
etwa 1300 mm. Bei dieser Weite eines Schachtes ist bei nicht zu großer Höhe der
Abzugschächte ein gleichmäßiges Nachsinken des Erzes zwischen den Glühmuffeln und
Luftkanälen beim Abziehen von geröstetem Gut zu ermöglichen. Die Höhe des Ofens
beträgt etwa 5,50 m.
Zur annähernden Bestimmung der Leistung soll ein Ofen, der in der Höhe der Feuerzone
etwa 1,80 cbm Erz enthält und stets in voller Glut steht, i. d. Stunde 0,4 cbm, in
24 Stunden 9,6 cbm geröstetes Erz liefern. Beträgt das Gewicht von 1 cbm Erz etwa
2000 kg, so ergeben
9,6 oder rd. 10 cbm Erz 20000 kg = 20 t.
Bei der Rentabilitätsberechnung wurden für Baukosten des Ofens mit einfacher Feuerung
für 1000 kg Leistung 70 M und für die Röstkosten für 1000 kg einschl. Beschickung
und Feuerung des Ofens 1,75 M angenommen. Bei günstigeren örtlichen Verhältnissen
und bei billigstem Bezüge von Kohlen können sich diese Kosten etwas niedriger, bei
anderen Verhältnissen etwas höher stellen. Da das Erz in kleinen Mengen gezogen
werden soll, sind vier Mann am Tage und zwei Mann des Nachts zur Bedienung
gerechnet. Bei den Baukosten ist eine Einrichtung für Druckluftbetrieb nicht
eingerechnet.
Bei der Leistung von 0,4 cbm i. d. Stunde wird das Erz 4,5 Stunden in der Feuerzone
gehalten. Eine Proberöstung in einer anderen Feuerungseinrichtung hat zu der Annahme
geführt, daß sich das klare, nicht sinternde Erz in dieser Zeit genügend weit
abrosten lassen werde.
Hierbei ist damit gerechnet, daß die höchste zulässige und vorteilhafteste Temperatur
herrscht. Für den Fall nun, daß bei einer weitgehenden Abröstung diese Leistung
nicht erzielt wird, wurde noch eine Vergrößerung des Schachtofens in Aussicht
genommen. Hierzu könnte der Ofen noch um mehrere Schächte verlängert, nötigenfalls
auch erhöht und erweitert werden. Da aber eine Vergrößerung der Feuerung nicht
beabsichtigt war, so mußte von einer Erweiterung und Erhöhung des Schachtes
abgesehen und zur besseren Wärmeausnutzung und zur Erhöhung der Leistung gleich vier
Schächte angebaut, also sechs Schächte mit derselben Feuerung in Betrieb gestellt
werden. Bei dieser Anordnung könnte das Erz, wenn mit einer Leistung von 0,4 cbm i.
d. Stunde gerechnet wird, 13,5 Stunden in der Feuerzone gehalten werden. Es soll
aber nur so lange darin bleiben, als zu einer weitgehenden Abröstung nötig ist. Die
Leistung dieses Ofens richtet sich dann ganz nach der Beschaffenheit und der
weitgehendsten Abröstung des Erzes.
Bei der Befeuerung von sechs Schächten wird noch eine gleichmäßige Temperatur in der
Länge des Ofens erzielt, wie sie beispielsweise bei Muffelöfen zum Brennen von
Glasurwaren von etwa 4 m Länge bis zu 10 cbm Fassung erreicht wird, die mit einer
Feuerführung, unten nach hinten, dann nach vorne und wieder nach hinten gehend,
eingerichtet sind.
Es sollte auch noch ein anderes Erz mit leicht sinternden Beimengungen geröstet
werden. Beim Rösten solcher Erze, die ein Zusammenbacken der Masse herbeiführen,
wird der Schachtofen zwischen den Glüh- und Lüftungsflächen bei Aufrechterhaltung
der Hitze nicht verstopft werden; die Masse wird auch in erweichtem Zustande
nachsinken. Aber im unteren Teil, in den nach unten verengten Abzugschächten, wo die
Temperatur abnimmt, wird sie so fest zusammenbacken, daß sie nicht ohne vorherige
Zerkleinerung herausgezogen werden kann.
In diesem Falle müssen die Schachtabzüge näher an die Feuerzone gebracht werden,
damit man die Masse in erweichtem Zustande herausziehen kann, oder gleich so
hergestellt werden, daß sich das niedergehende Erz an den Seitenwänden auf geneigten
Flächen durch Oeffnungen in untergeschobene Gefäße abziehen läßt. Die an der Seite
angebrachten Abzugöffnungen müssen mittels Schieber geschlossen werden können. Die
Schieber müssen auf und nieder bewegt werden, um das erweichte Erz in der vollen
Breite der Abzüge austreten zu lassen und um den Massedruck am Ausfluß besser
regulieren und halten zu können. Die Röstmasse dürfte aber nicht soweit erweichen,
daß sie die Luftkanäle im Röstschacht ausfüllen könnte.
Wie in Fig. 1 zu erkennen, könnten die
Schachtabzüge in der Höhe der unteren Kanten der Muffel m schräg nach unten gerichtet, in den äußeren Seiten des Schachtofens
angebracht werden, wodurch ermöglicht wäre, jede Schachtseite für sich abzuziehen.
Bei der dargestellten Anordnung kann man die Erzmasse von einer Seite mit einer
Krücke abziehen. Es kann auch eine Transportschnecke Anwendung finden, die das
Material nach beiden Seiten in gleichmäßiger Stärke herausbefördert. Der Abzug ist
aber unten zweckmäßig so eng als möglich herzustellen, um beim Wegschaufeln oder
Abziehen des Erzes ein gleichmäßiges Sinken der Masse in der ganzen Höhe des
Schachtes zu bewirken.
Diese Schachtöfen eignen sich nicht für Erze, die beim Rösten soweit erweichen, daß
sie laufig-flüssig werden und in diesem Zustande die Lüftungs- und
Gasabführungskanäle ausfüllen.
Da das leicht sinternde Erz bei höherer Temperatur geröstet werden sollte, sind zwei
nebeneinander angeordnete Herdöfen mit Unterfeuerung, wie in Fig. 5 dargestellt, gewählt worden. Jeder Herd ist 5
m lang und 1,50 m breit, die Heizfläche beider Herde beträgt somit 15 qm. Bei 0,12 m
dicker Beschüttung fassen beide Oefen 0,12 . 15 = 1,80 cbm Erz. Um hierbei in 24
Stunden etwa 20 t geröstetes Erz zu erzielen, müßten 5 bis 6 Ziehungen ausgeführt
werden können.
Auch bei dieser Ofenanlage hat man Zeit und Raum zur Ausführung der Röstarbeit
möglichst klein bemessen. Bei fünf Ziehungen in 24 Stunden beträgt die Röstzeit
unter Berücksichtigung der Zeit für das Abziehen und Aufbringen des Röstgutes 4,5
Stunden.
Das klare Erz wird nach Ausbreitung auf dem glühend heißen Herd sogleich energisch
durchwärmt, gerührt und durchlüftet, wodurch die Sinterung verzögert und erst nach
vollständiger Durchwärmung der Masse auf eine bestimmt hohe Temperatur in vollem
Maße eintreten wird. Da zu starke Erhitzung die Todröstung des Erzes befördert, so
darf allerdings die Temperatur nur so hoch getrieben werden, daß eine weitgehende
Abröstung in kurzer Zeit zu erreichen möglich ist.
Um die Wärme im Ofenraum möglichst gut zusammenzuhalten, ist der Raum in der Mitte
des Ofens etwa 50 cm hoch angenommen. Das Erz wird auf die Oefen gefahren und nach
Abheben der Verschlußdeckel a durch die Fülllöcher
verteilt in die Oefen gebracht, wonach es von beiden Stirnseiten der Oefen
gleichmäßig dick auf dem Herd b ausgebreitet wird. Nach
dem Rösten kann es an beiden Seiten der Oefen herausgezogen werden. Da das Feuer
unter den Muffelherd geführt wird, werden auch bei diesen Oefen die Feuergase von
den Röstgasen getrennt gehalten und zum Abzug gebracht.
Textabbildung Bd. 322, S. 425
Fig. 5.
Damit die Stirnseiten der Oefen zugänglich bleiben, sind die Feuerungen an der Seite
angeordnet. Die Feuergase werden an einer Stirnseite der Oefen unter die
Plattenherde geführt und gleichmäßig verteilt unter diesen bis an die andere
Stirnseite geleitet, wo sie in den mit dem Schornstein verbundenen Abzugkanal
ziehen. Auf die Länge von 5 m können die Feuergase eine gleichmäßige Rösttemperatur
entwickeln. Die Feuerungen sind mittels Schieber im Abzugkanal regelbar.
Das auf dem glühenden Herd b liegende Erz wird in
kurzer Zeit durchglüht. Die entstehenden Röstgase werden durch einige Abzüge s in der Ofendecke in die Kondensationsröhren w geleitet, wo sie abkühlen und Röststaub sowie
möglichst schon Schwefel absetzen sollen. Aus diesen Röhren werden die Gase in die
zur Ausnutzung derselben hergestellten Vorrichtungen bewegt.
Zum Abziehen des gerösteten und entschwefelten Erzes werden die Röstgase aus den
Oefen getrieben und die Rohrleitungen geschlossen. Das Feuern wird auch während der
Beschickung des Herdes mit Erz nicht unterbrochen.
Die zum Durchlüften des Erzes nötige Luft wird durch kleine Oeffnungen in den
Ofentüren oder neben diesen eingeführt oder bei verschlossenen Türen zeitweise oder
fortwährend eingeblasen.
Damit die Röstgase beim Rühren und Durchlüften des Erzes nicht durch die geöffneten
Ofentüren austreten, sollte in den Röhren w während des
Rührens bei offenen Ofentüren eine schwache Luftströmung hergestellt werden, um die
Gase aus den Rösträumen zu ziehen und fortzutreiben. Damit ferner die wenigen Gase,
die vielleicht noch durch die Türen austreten sollten, von dieser künstlich
erzeugten Luftströmung gefaßt und angezogen werden, soll die Luft, die in die Röhren
w getrieben wird, oberhalb der Ofentüre, unter
einem angebrachten Fangschirm abgezogen werden.
Nun sollte aber noch die im Röstraum erzeugte Wärme auch während des Rührens der
Masse zu halten gesucht werden. Einige Ausführungsbeispiele dazu bieten die
Fortschaufelungsöfen mit Maschinenbetrieb. Da aber die hier in Frage kommenden
Röstöfen eine rechteckige Form haben, sind solche Rührvorrichtungen in einer anderen
Gestalt und Anordnung zur Verwendung zu bringen.
Zum Rühren des Erzes bei verschlossenen Türen soll ein in der Breite des Herdes
hergestellter Rührer mit zwei, drei oder vier Reihen schaufeiförmiger Haken
eingesetzt werden, der an beiden Seiten mit Zugdrähten verbunden ist, an denen
er nach Bedarf hin- und hergezogen werden kann. Die Zugdrähte werden durch passende
Löcher in den Türen oder Ofenwänden gezogen. Bei Abdichtung der Drahtzugführungen
ist Ausströmen von Röstgasen in die freie Atmosphäre ausgeschlossen.
Zum Zwecke der Durchlüftung des Erzes während des Rührens kann hinter jedem Rührhaken
oder jeder Rührschaufel ein Luftrohr angebracht werden, aus welchem die eingeblasene
Luft bis auf den Herd niederströmt.
Bei Anordnung dieser Lüftungseinrichtung werden statt der Drähte Röhren als
Zuggestänge verwendet, durch die die Luft zu den hinter den Rührschaufeln
angebrachten Röhren gelangt.
Das Zuggestänge wird in den Ofenwänden in abgedichteten Lagern geführt und außerhalb
des Ofens durch Gleitrollen gestützt. Diese Lüftung ermöglicht zugleich, die
Rührhaken oder Schaufeln stets mit Luft zu kühlen.
Da sich die Schaufeln schnell abnutzen, so müssen besonders die auf dem Herd
schleifenden Teile auswechselbar gemacht werden. Man hat schon versucht, sie aus Ton
herzustellen, besser ist Porzellan. Auf gleichmäßiger Erhitzung des Erzes ist
besonders Bedacht zu nehmen, damit die Edelmetalle geschont und nicht durch
stellenweise zu starke Erhitzung des Erzes reduziert werden.
Statt des Zweiherdofens hätte auch ein Röstofen mit übereinander liegenden Herden,
bei welchen die Röstgase von den Feuergasen getrennt bleiben, angenommen werden
können. Man sah jedoch hiervon ab, weil das Erz mit leicht sinternden Beimengungen
beim Rösten in höheren Temperaturen in erweichtem oder zusammengebackenem Zustande
nicht gut von einem Herd auf den anderen bewegt werden kann. Im vorliegenden Falle
mußte man aber damit rechnen, daß das Erz schon bei schwacher Rotglut erweicht
werde.