Titel: | Die Entwicklung der neueren pneumatischen Wärmeregler. |
Autor: | Gwosdz |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 442 |
Download: | XML |
Die Entwicklung der neueren pneumatischen
Wärmeregler.
Von Dipl.-Ing. Gwosdz.
Die Entwicklung der neueren pneumatischen Wärmeregler.
Zahllos sind die Erfindungen, die auf dem Gebiete der selbsttätig wirkenden
Temperaturregler in den letzten Jahrzehnten gemacht worden sind, aber nur wenige
haben eine praktische Verwertung gefunden. Mit der Ausbreitung der Zentralheizung
macht sich allenthalben das Bedürfnis nach Einrichtungen fühlbar, durch die man der
ständigen Ueberwachung der Heizventile und der mit der Ueberhitzung von Räumen
verbundenen Unzuträglichkeiten überhoben wäre. Ist man in Deutschland in dieser
Beziehung noch weit zurück, so haben sich die Wärmeregler in Amerika schon sehr
eingebürgert. Vornehmlich sind es die mit Druckluft betriebenen Regler, die
jetzt in Verwendung kommen und bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht
haben. Die Fortschritte auf diesem Gebiete knüpfen sich vornehmlich an die Namen Powers, Johnson, Nash.
Das Prinzip dieser pneumatischen Wärmeregler besteht bekanntlich darin, daß das
Heizventil von einer in dem Ventilgehäuse untergebrachten Membran, Kolben oder
dergl. (dem Beweger oder „Motor“) entgegen der Wirkung einer das Ventil für
gewöhnlich offen haltenden Feder beim Zutritt von Druckluft geschlossen wird. Die
Druckluft wird
einem zumeist im Kellergeschoß aufgestellten Behälter durch Zweigrohre entnommen. Es
kommt nun darauf an, der Druckluft in dem Augenblicke zu dem Beweger des Heizventils
Zutritt zu gewähren, wo die gewünschte Zimmertemperatur erreicht ist. Früher hatte
man hierzu ein in die Druckluftleitung eingebautes Ventil verwendet, welches von
einem Elektromagneten gesteuert wurde, in dessen Stromkreis ein Kontaktthermometer
eingebaut war. Diese Einrichtung bedurfte also zweier Kraftquellen, war zu
kompliziert und für die Beaufsichtigung zu umständlich. Man ging daher dazu über,
das den Zutritt der Luft steuernde Ventil, das im folgenden der Kürze halber mit
„Druckluftventil“ bezeichnet werden soll, durch die Druckluft selbst
einzustellen, wobei nur ein einfacher Thermostat zur Einleitung der Bewegung
benötigt wurde. Die Druckluft wird bei diesen Einrichtungen durch einen Zweigkanal
nach einem Membrangehäuse geleitet, das durch eine kleine Oeffnung mit der
Atmosphäre in Verbindung steht. Wird diese Oeffnung durch den Thermostaten
geschlossen, so entsteht in der Membrankammer ein Ueberdruck und die Membran öffnet
oder schließt das Druckluftventil.
Die Fig. 1 zeigt eine derartige Vorrichtung, die zu
den älteren Powersschen Konstruktionen gehört. Der
Apparat ist bei K an die Druckluftleitung und bei J an die zu dem Heizventilbeweger führende Leitung
angeschlossen. H ist das Druckluftventil, welches durch
die Feder J1 gegen
seinen Sitz gedrückt wird. Das Gehäuse D der Membran
F steht durch je eine Oeffnung auf jeder Seite der
Membran mit der Außenluft in Verbindung. Die Oeffnung i, die durch ein kleines Ventil einstellbar ist, dient zum Abströmen der über
dem Heizventilbeweger befindlichen Druckluft, wenn das Druckluftventil H geschlossen ist und das Heizventil unter der Wirkung
der Gegenfeder sich wieder öffnen soll. Vor der Oeffnung C sitzt das Ventil b an dem Ende des
Blattfederthermostaten A. E ist ein Einstellventil für
den zu dem Membrangehäuse führenden Druckluftzweigkanal.
Textabbildung Bd. 322, S. 443
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 443
Fig. 2.
Die Vorrichtung wird so eingestellt, daß sich der Thermostat mit dem Ventil b bei der für den Raum innezuhaltenden Temperatur
gerade gegen die Oeffnung C legt. Wird diese Temperatur
um ein weniges überschritten, so wird die Oeffnung C
ganz geschlossen und in dem Gehäuse D entsteht ein
Ueberdruck, die Membran F stößt gegen die Stange des
Ventiles H und öffnet dieses, so daß die Druckluft nach
der Kammer des Heizventilbewegers treten kann und das Heizventil schließt. Sinkt die
Temperatur im Raume und wird die Oeffnung C von dem
Thermostaten freigegeben, so geht die Membran F wieder
zurück und das Ventil H wird durch die Wirkung der
Feder J1 wieder gegen
seinen Sitz gedrückt. Da nun aber bei i ständig Luft
abströmt, wird bald ein Augenblick eintreten, da der auf der rechten Seite der
Membran herrschende Druck ausreicht, um die Membran wieder durchzubiegen und
das Ventil H zu öffnen, allerdings nur für ganz kurze
Zeit, während der sich die nach dem Beweger führende Leitung wieder mit Druckluft
füllt. Wie ersichtlich, wird hierdurch vermieden, daß die Druckluft während der
Heizperiode aus diesem Teile der Leitung ganz abströmt, so daß alsbald nach
Schließen der Oeffnung C der zum Schließen des
Heizventiles erforderliche Druck wieder hergestellt wird.
Ein Nachteil, der dieser und ähnlichen älteren Konstruktionen anhaftet, besteht
darin, daß die Druckluftleitung ständig, wenn auch nur durch verhältnismäßig kleine
Oeffnungen, mit der Atmosphäre in Verbindung steht. Die weiteren Bestrebungen waren
denn auch darauf gerichtet, die Verbindung mit der Atmosphäre, die ja zur Erzielung
der Druckunterschiede an sich notwendig ist, möglichst einzuschränken. Die Fig. 2 u. 3 zeigen
zwei Vorrichtungen von Nash, bei denen der Austritt der
Druckluft durch den der Oeffnung i nach Fig. 1 entsprechenden Austrittskanal wenigstens
während der Schließperiode des Heizventils verhindert ist.
Bei der Einrichtung nach Fig. 2Amerik. Patent 749396. ist das den
Durchtritt der Luft regelnde Ventil d, dessen
Ventilstange mit Spielraum durch den Kanal h geführt
ist, als Doppelsitzventil ausgebildet und schließt in der einen Stellung den
Druckluftkanal b, in den anderen den Kanal h ab, der die Abströmöffnung der Bewegerkammer
darstellt. Der Thermostat schließt hier die Oeffnung im Membrangehäuse solange ab,
als die beabsichtigte Temperatur in dem Raume nicht erreicht ist. Während dieser
Zeit hält die Membran r den Druckluftweg durch das
Ventil d geschlossen, wobei die zum Heizventilbeweger
führende Leitung durch den Kanal h mit der freien Luft
in Verbindung steht. Sobald die innezuhaltende Temperatur erreicht bezw. um ein
weniges überschritten ist, gibt der Thermostat die Austrittsöffnung frei und die
gegen das Ventil d drückende Luft bewegt dieses nach
dem Kanal h hin, worauf der Durchtritt der Druckluft
erfolgen kann.
Der in Fig. 3 u. 4
dargestellte neuere Nashsche ReglerD. R. P. 165180. unterscheidet sich
von dem beschriebenen vornehmlich durch den Beweger für das Druckluftventil, der
hier nicht aus einer Membran, sondern aus einer Hohlfeder (Bourdon-Feder) J mit dem Verlängerungsblatt
0 besteht. Das Gehäuse A ist mit dem Einlaßstutzen B und dem
Auslaßstutzen C für die Druckluft versehen, die durch
die Kanäle a bezw. b mit
der Druckluftventilkammer D verbunden sind. Diese
Kammer D ist durch die Platte G verschlossen, die in einer Durchbrechung d
die Ventilstange f des Druckluftventiles g trägt. Durch die Durchbohrung d, Kanal L und Auslaß N steht die Kammer D mit der freien Luft in
Verbindung.
Textabbildung Bd. 322, S. 443
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 322, S. 443
Fig. 4.
Von dem Druckluftkanale a zweigt ein Kanal J1 nach der Hohlfeder
J ab, die bei n eine
Auslaßöffnung hat. Der Thermostat P trägt das aus Leder
oder dergl. bestehende kleine Ventil m. Der Apparat
tritt in Wirkung, sobald die Raumtemperatur unter die festgesetzte Grenze fällt. Der
Thermostat gibt dann die Oeffnung n frei, die
Druckluft, die bisher auf Streckung der Hohlfeder J
gearbeitet und das Ventil g gegen den Austrittskanal
d gedrückt hatte, entweicht durch die Oeffnung n, und da der Querschnitt der letzteren größer ist als
der des Kanals J1,
sinkt der Druck in der Hohlfeder, das Blatt O schlägt
an die Platte j der Ventilstange f und das Ventil g wird
gegen den Kanal a gedrückt. Die in der zum
Heizventilbeweger führenden Leitung befindliche Druckluft kann jetzt durch die
Bohrung d, Kanal L und
Oeffnung N nach außen entweichen. Das Heizventil ist
nunmehr wieder offen. Wird jetzt die Temperatur um ein weniges überschritten – der
Apparat ist so eingestellt, daß sich das Ventilchen m
gerade an die Oeffnung n anlegt – so wird das Ventil
m fest gegen die Oeffnung n gedrückt, die Hohlfeder J wird gestreckt,
die Druckluft drückt das Ventil g von dem Kanäle a ab und verschafft sich den Durchtritt zu dem
Heizventilbeweger.
Eine neuerdings in Amerika patentierte Konstruktion von Powers (amerik. Patent 764819) bezweckt, den Verlust an Druckluft noch
weiter einzuschränken und die Druckluft möglichst nur beim Umsteuern entweichen zu
lassen. Der Thermostat, der bei diesem Apparat (Fig.
5) aus der bekannten Membrankapsel 7, die mit einer Ausdehnungsflüssigkeit
gefüllt ist, besteht, beeinflußt hier ein Doppelventil (11 und 13), welches die Durchtrittskammer 10 sowohl gegen die Außenluft als auch gegen den
Druckluftnebenkanal 20 abschließen kann. Ein Vergleich
mit den vorher dargestellten Einrichtungen läßt erkennen, daß sich der Apparat von
diesen gerade dadurch unterscheidet, daß er die Membrankammer für das den Durchtritt
der Druckluft zu dem Heizventilbeweger steuernde Ventil nicht dauernd für den
Eintritt der Druckluft offen läßt. Im übrigen ist auch das primäre Druckluftventil
als doppeltwirkendes ausgebildet.
Die Druckluft tritt durch den Kanal 9 ein, der sich zu
einem Ringkanal 20 erweitert, welcher einerseits durch
den Zweigkanal 21 mit der Ventilkammer 26 und der zu dem Heizventilbeweger führenden
Druckluftleitung 27 verbunden ist, andererseits aber
nach der bereits erwähnten Ventilkammer 10 führt. Das
Ventil 11, das durch die Feder 12 gegen seinen Sitz gedrückt wird, drückt mit einem Fortsatze gegen das
Entlüftungsveritil 13, dessen Ventilkörper 75 von der
biegsamen Platte 16 getragen wird. Der Ventilkörper 15, in dem sich die seitliche Auslaßöffnung 17 befindet, wird nun von dem Thermostaten 7 in folgender Weise beeinflußt.
Es sei angenommen, der Druck in der Kammer, 10 könne
gerade dem Drucke der Kapsel das Gleichgewicht halten, wenn die Temperatur etwa die
innezuhaltende Höhe hat. Wird diese überschritten, so drückt die Kapsel 7 auf den Sitz 15, das
Ventil 13 und durch dieses auf das Ventil 11, dieses wird geöffnet, und die Druckluft kann nach
dem Kanäle 18 treten, der zu der Membrankammer für das
Doppelventil 25, 32 führt. Die Druckluft übt hierbei
auch einen Druck auf die biegsame Platte 16 aus und
sucht sie entgegen der Wirkung des Thermostaten zu biegen. Ist dieser Druck dem
Drucke des Thermostaten gleich, so gelangt das Ventil 11 auf seinen Sitz, desgleichen das Ventil 13, da die Feder 12 stärker ist als die
Gegenfeder 14. Dieser Zustand wird solange aufrecht
erhalten, bis die Temperatur etwas unter die festgesetzte Grenze gesunken ist. Der
Druck des Thermostaten läßt dann nach, und da der Luftdruck in der Ventilkammer 10 gleich groß geblieben ist, so biegt er die Platte
16 nach auswärts, entfernt hierbei den Ventilsitz
15 von dem Ventil 13
und öffnet dieses, so daß Druckluft entweichen kann, wodurch sich der Druck in der
Kammer erniedrigt. Die Auslaßöffnung 17 bleibt aber nur
solange offen, bis der Druck in der Kammer 10 und der
Druck des Thermostaten sich wieder das Gleichgewicht halten, also nur während
einer ganz, kurzen Zeit.
Die Einrichtung, zum Steuern des Druckluftventils (25,
32) ist folgende.
Der Druckraum (18) ist von der Ventilkammer 26 durch eine biegsame Platte 28 getrennt, währender nach der anderen Seite von der Membran 29 begrenzt ist, die mit der Plattet verbunden ist.
Diese letztere hat in der Mitte eine durchbrochene ringförmige Verstärkung, welche
an dem einen Ende die biegsame Platte (28) mit einem
Flansch übergreift und durch welche die bis an das Druckluftventil 25 reichende Ventilstange des Auslaßventils 32 geführt ist. Eine an dem Gehäuse des Apparates
sitzende Feder 33 übt, nun auf die Platte 30, und eine, an der Platte 30 befestigte Feder 34 übt auf das Ventil 32 und auf das Ventil 25
(entgegen der Wirkung der schwächeren Feder 35) eine
Druckwirkung aus. Da die Feder 34 an der unter der
Wirkung der Feder stehenden Platte 30 sitzt, welche das
Bestreben hat, sich nach dem Ventile 25 zu
durchzubiegen, so wird das letztere für gewöhnlich von ihr gegen seinen Sitz
gedrückt, während das Auslaßventil 32 offen bleibt. Hat
nun die Temperatur des Raumes die festgesetzte Höhe erreicht, so daß das Ventil 11 den Durchtritt der Druckluft nach dem Raume 18 gestattet, so drückt diese auf die beiden Membranen
28 und 29, und da die
letztere eine bedeutend größere Druckfläche darbietet, so erfolgt eine Bewegung
beider entgegen der Wirkung der Feder 33 und das Ventil
25 wird geöffnet, während das Auslaßventil 32 geschlossen wird. Die Druckluft kann jetzt durch die
Kammer und den Kanal 27 zu dem Heizventilbeweger
strömen. Außer diesem Kanal 27 schließt sich noch, wie
aus Fig. 5 zu erkennen ist, ein Abführungskanal an
die Membrankammer 18 an. Dieser führt Druckluft zu dem
Gehäuse einer Membran, die eine Ventilationsklappe steuert. Dieser Kanal kann
selbstverständlich auch fehlen bezw. verschlossen sein.
Textabbildung Bd. 322, S. 444
Fig. 5.
Textabbildung Bd. 322, S. 444
Fig. 6.
Der vorbeschriebene Apparat ist wegen der mehrfachen Verwendung der Membran
verhältnismäßig kompliziert. Mit wesentlich einfacheren Mitteln wird der
vorbezeichnete Zweck, die Verbindung der zum Druckluftbehälter führenden Leitung mit
der Außenluft auf eine möglichst kurze Zeitdauer zu beschränken, durch den in Fig. 6 dargestellten neuesten Wärmeregler von NashAmerik.
Patent 843092. erreicht. Der Apparat bedarf nach dem
Vorhergehenden keiner ausführlichen Erklärung. Auch hier sind die beiden den Durchtritt der
Druckluft steuernden Ventile (e und 15) doppeltwirkend und zwar als Doppelsitzventile
ausgebildet. Der Zuführungskanal 2 mündet in die
Ventilkammer 4 und setzt sich in der zum
Heizventilbeweger führenden Leitung 3 fort; die
Zweigleitung 18 führt über die Nebenventilkammer 13 zu. der das Vertu e
steuernden Membran 12. Das Kugelventil 15, dessen Ventilstange unter der Einwirkung des
Blattfederthermostaten 20 steht und durch den
Austrittskanal n geführt ist, wird durch die Druckluft
gegen diesen Kanal gedrückt, solange^ die festgesetzte Temperatur nicht
überschritten wird, und die Druckluft hat Zutritt zu – der Membran 12, die das Ventil e gegen
den Kanal 2 legt. Wird die Temperatur überschritten, so
drückt der Thermostat das Ventil 13 gegen den
Zweigkanal 18, gibt die Austrittsöffnung n frei, und die Druckluft öffnet sich selbst das Ventil
e, da die Membran 12
entlastet ist. Sinkt die Temperatur, so gibt der Thermostat nach und die Druckluft
verschafft sich selbst wieder Zutritt zu der Membran 12. In derselben Weise wie bei dem Ventil 13
gibt jetzt das wieder gegen den Kanal 2 gedrückte
Ventile die nach außen führende Ventilstangenöffnung frei, so daß der
Heizventilbeweger entlastet wird.