Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 589 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Hitzdraht-Wattmeter und
Oscillograph. (Irwin.) Die neuen
Hitzdrahtinstrumente sind polarisiert und zwar besteht das System aus zwei parallel
gespannten dünnen Drähten, die an einem Ende miteinander verbunden und an eine
konstante Stromquelle angeschlossen sind. Die andere Klemme der Stromquelle ist über
zwei gleiche Widerstände an die anderen Enden der Drähte angeschlossen. Beide werden
infolgedessen dauernd von gleich großen, gleichgerichteten Strömen durchflössen.
Wird jedoch an die freien Enden der Drähte eine Spannung gelegt, so werden beide
nacheinander von einem Strom durchflössen, der den vorhandenen Strom in dem einen
Draht vermehrt und in dem anderen Draht um denselben Betrag vermindert. Beide Drähte
werden sich infolgedessen ungleich ausdehnen und ein zwischen die beiden befestigter
Spiegel, der für Projektionszwecke 1,5 mm Breite und 4 mm Länge besitzt, wird seine
Lage verändern. Genaue Versuche haben gezeigt, daß die Ausschläge genau der
Stromstärke proportional sind.
Um in dem Instrument beide Drähte mit derselben Kraft zu spannen,
sind sie mit ihren Mitten über zwei in demselben Rahmen gelagerte Röllchen geführt,
an den eine kleine Spiralfeder angreift. Kommen bei der Messung schnelle
Stromschwankungen in Betracht, so wird das System zur besseren Kühlung in ein Oelbad
gesetzt. Das Instrument ist dann bis zu einer sekundlichen Frequenz von fünf
brauchbar. Für größere Frequenzen wird ein Kondensator im Nebenschluß zu einem Ohmschen Widerstand für Spannungsmessungen und zu einem
induktiven Widerstand für Strommessungen verwendet.
Bei Wattmetermessungen fallen die Hilfsstromquelle und die beiden
gleich großen Widerstände fort. An die Verbindungsstelle der Drähte ist dann ein
Widerstand angeschlossen und das freie Ende des letzteren, sowie das Ende eines
Drahtes werden an die volle Spannung gelegt. Den freien Enden der Drähte ist ferner
ein Meßwiderstand geringer Größe parallel geschaltet, durch den der Verbrauchsstrom
geschickt wird.
Wie bereits erwähnt, müssen besondere Mittel angewendet werden,
damit der Ausschlag des Instrumentes schnellen Stromschwankungen folgt. Anderenfalls
ist wie bei jedem Hitzdrahtinstrument der Ausschlag proportional der Strommenge,
sofern nur eine Wärmeausstrahlung genügend verhindert wird. Infolgedessen kann das
Instrument auch zur Messung von Elektrizitätsmengen, beispielsweise der Ladung eines
Kondensators verwendet werden.
Die mit dem Instrument aufgenommenen Spannungskurven stimmten genau mit den
durch den Duddelschen Oscillographen erhaltenen
überein. (The Electrician 1907, S. 266–266 und 306–307.)
Pr.
Photometer. (Trotter) Das Instrument, welches zur Messung der Helligkeit sowohl von
Straßen- als auch von Innenbebeleuchtung dienen soll, ist kastenförmig und besitzt
auf der Deckplatte eine mit drei schmalen Schlitzen versehene Scheibe. Durch diese
Schlitze wird eine in dem Kasten befindliche weitere Scheibe beobachtet, die um eine
Achse drehbar ist und von einer elektrischen Vergleichslampe infolgedessen
verschieden stark beleuchtet wird. Erscheinen beide Scheiben gleich hell, so können
an einer Teilung mittels eines mit der drehbaren Scheibe verbundenen Zeigers die
Fußkerzen unmittelbar abgelesen werden. Mit dem neuen Instrument sollen bei der
Untersuchung von Straßenbeleuchtung genauere Werte als mit dem Flimmerphotometer
erhalten werden und überdies noch das Auge des Beobachters wesentlich geschont
werden Um bei Ablesungen von der verschiedenen Färbung der zu untersuchenden und der
Vergleichsquelle unabhängig zu sein, erhalten die beiden Scheiben entsprechend dem
Crovaschen Gesetz eine gelbe Färbung.
Zur Aufstellung des Instrumentes dient ein leichter
zusammenlegbarer Dreifuß mit einem besonderen Kopf, der sowohl eine Drehung als auch
eine Neigung des Instrumentes zuläßt, so daß es in beliebiger Richtung und unter
beliebigem Winkel verwendet werden kann. (The Electrician 1907, S. 274 bis 275.)
Pr.
Eisenbahnwesen.
Anfahrbeschleunigung. Neben dem
konstanten Drehmoment, dem Fortfalle der Dampf- und Rauchbelästigung, sowie der
Unabhängigkeit von der Witterung, die auf die Kesselleistung einwirkt, ist der
Hauptvorteil des elektrischen Betriebes vor dem Dampfbetrieb die größere
Anfahrbeschleunigung. Letztere erfordert naturgemäß einen beträchtlichen
Energieaufwand, der nur dann auf das Kraftwerk nicht einwirkt, wenn zahlreiche Wagen
oder Züge gleichzeitig verkehren. Letzteres ist jedoch bei schwerem Betriebe
beispielsweise bei elektrischen Lokomotiven von 75–100 t oder Motorwagen von 40–60 t
Gewicht selten der Fall. Nun gebraucht eine 90 t Lokomotive vor einem 400 t Zuge bei
4,5 kg/t Schienenwiderstand bis zu 3750 Amp. bei 500 Volt Spannung, wenn nur eine
Beschleunigung von 0,22 m/sek erzielt werden soll. Beschleunigungen von 0,55–0,7
m/sek, die bei Hochbahnen und Vorortbahnen mit geringen Haltestellenentfernungen
üblich und auch nötig sind, können daher mit Rücksicht auf die außerordentliche
Belastung des Kraftwerkes bei Fernbahnen gar nicht erzielt werden. Es ist dies auch
gar nicht so nötig, da die Haltestellenentfernung wesentlich größer ist und die
Anfahrbeschleunigung daher auf die Gesamtfahrzeit keinen so wesentlichen Einfluß
besitzt. Auch der anderenfalls entstehende starke Spannungsabfall in den
Speiseleitungen zwingt zur Beschränkung des Anfahrstromes bei schweren Zügen.
(Strebt Railway Journal 1907, Bd. I, S. 1135.)
Pr.
Wellenförmige Schienenabnutzung.
(Panton.) Für die eigenartige Schienenabnutzung bei
elektrischen Bahnen wird angegeben, daß die bisherigen auseinandergehenden
Erklärungen auf Verallgemeinerung von Sonderfällen zurückzuführen sind. Der
Verfasser ist auf Grund seiner Beobachtungen zu folgendem Ergebnis gelangt:
Die Schienen selbst können an der wellenförmigen Abnutzung nicht
Schuld sein, denn Schienen beliebiger Herkunft zeigen die Abnutzung, sobald sie von
elektrisch angetriebenen Fahrzeugen benutzt werden; dagegen bringt Pferde- und
Dampfbetrieb diese Erscheinung nicht hervor. Ferner haben in gerader Strecke
verlegte Schienen, die keine wellenförmige Abnutzung aufwiesen, flach ihrer
Verlegung in einer Kurve sehr bald diese Abnutzung gezeigt. Schließlich tritt bei
einer Neuanlage diese Abnutzung erst nach mehreren Jahren, nach Auswechselung
der abgenutzten Schienen jedoch bereits nach einigen Wochen auf. Auch die
chemische und physikalische Untersuchung, abgenutzter Schienen hat hiermit
übereinstimmende Tatsachen ergeben, da neben den Wellenbergen und -tälern dem Steg
oder Fuß der Schiene entnommene Proben weder in der Struktur noch in der Festigkeit
Unterschiede untereinander aufwiesen. Infolgedessen können Vorgänge beim Walzen der
Schienen, die häufig zur Erklärung der Erscheinung herangezogen werden, nicht in
Betracht kommen.
Da demnach die Fahrzeuge die Ursache sein müssen, ist zu
untersuchen, welche Veränderungen die Untergestelle und Räder im Betriebe
erleiden.
Eine genaue Untersuchung von Drehgestellen hat gezeigt, daß sie
nicht mehr rechteckig waren. Die Achsen haben infolgedessen dauernd eine schiefe
Stellung zur Fahrtrichtung. Hieran dürfte vor allem Schuld sein, daß das neben dem
Zahnradvorgelege sitzende Rad einer Achse bestrebt ist, dem anderen Rade vorzueilen.
Als Beweis hierfür können die Beobachtungen auf der Liverpool Overhead Railway dienen. Denn während der ersten 9 oder 10 Jahre
des Betriebes wurden Achsmotoren verwendet. Hierbei werden beide Räder gleich stark
angetrieben; daher zeigte sich auch keine wellenförmige Schienenabnutzung. Letztere
trat aber bald auf, nachdem in dieselben Drehgestelle Achsen mit Vorgelegeantrieb
eingebaut waren. Begünstigt wird diese Verzerrung der Drehgestelle durch deren
ungeeignete Bauart, die aus Ersparnisrücksichten meist so leicht wie möglich gewählt
wird.
Gleichsam als Gegenbeweis wird angeführt, daß in Liverpool eine
Anzahl Drehgestelle, die im Betriebe schief geworden waren, sorgfältig gerichtet und
dann auf einer besonderen Strecke verwendet wurden. Hierauf zeigte es sich, daß die
Tiefe der vorhandenen Wellen sich um die Hälfte verringerte.
Die Entstehung der Wellen wird folgendermaßen erklärt: Bei größerer
Fahrgeschwindigkeit werden die Spurkränze der schräg laufenden Achsen von Zeit zu
Zeit auf Strecken mit Zwangsschienen die letztere streifen, ein Laufrad und damit
die eine Seite jeder Achse wird dann zeitweise gehemmt, angehoben und dann infolge
der Torsion der Achse in die dem anderen Rade entsprechende Lage vorwärtsspringen.
Hierbei wird gleichsam durch Hämmern das Material an bestimmten Stellen gehärtet und
dadurch die Abnutzung vermindert, während die Abnutzung um so stärker an den
zwischenliegenden Stellen infolgedessen wellenförmig auftreten wird. Da diese
Tätigkeit nur ein Laufrad ausübt, wird dieses auch stärker abgenutzt, was zum
Schieflaufen des Radsatzes gleichfalls beiträgt. Bei Straßenbahnen wirken außerdem
die Kurven auf die ungleiche Abnutzung der Räder ein, da keine Ueberhöhung vorhanden
ist. Es sei bemerkt, daß Unterschiede im Raddurchmesser von 20–25 mm, sowie
Abnutzungen der Bandagen und der Zwangsschienen der beschriebenen Erscheinung
entsprechend beobachtet wurden.
Wesentlich für die wellenförmigen Abnutzungserscheinungen ist neben
der Fahrgeschwindigkeit auch die Elastizität der Schienen bezw. die ihrer Lagerung.
Denn im Pflaster verlegte Straßenbahnschienen zeigten selbst unter Berücksichtigung
der Fahrgeschwindigkeit kürzere Wellen als auf Schwellen verlegte Schienen einer
Hochbahn. Ferner sind an den Schienenstößen kürzere Wellen als an dem übrigen Teile
der Schiene aufgetreten.
Neben der wellenförmigen Abnutzung sind übrigens auch noch die
Achsbrüche auf das Schieflaufen der Radsätze zurückzuführen. Denn auf der
Bruchfläche einer Achse ist zu erkennen, daß es sich um eine Mehrzahl kleiner Brüche
handelt, die um die Achse verteilt und zu verschiedenen Zeiten aufgetreten sind.
Diese kleinen Brüche dürften dadurch zu erklären sein, daß der durch den einseitigen
Antrieb schief laufende Radsatz bei der Einfahrt in eine Kurve mit einem Rad gegen
die Zwangsschiene anläuft und hierbei einen sehr starken Stoß erhält. Zur Abhilfe
schlägt der Verfasser vor, den Antriebsstrom vor der Einfahrt in jede Kurve zu
unterbrechen. (Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 640–645.)
Pr.
Eisenbeton.
Winkelstützmauern in Eisenbeton. (Weidmann.) Die
Winkelstützmauern bestehen aus einer wagerechten Grundplatte und einer senkrechten
Vorderwand, welche durch Eiseneinlagen selbst biegungsfest sind und auch
biegungsfest miteinander verbunden sind. Die senkrechte Vorderwand hat den
seitlichen Schub des Erddruckes aufzunehmen, dessen Biegungsmoment am Uebergang der
Vorderwand in die Platte am größten ist. Die Grundplatte überträgt die auf die Mauer
wirkenden Kräfte auf den Baugrund, wobei gleichzeitig die Auflast des Erdbodens in
für die Standsicherheit der Mauer günstigem Sinne ausgenutzt wird. Die Breite der
Grundplatte richtet sich nach der zulässigen Belastung des Baugrundes. Häufig sind
die beiden Teile der Mauer noch durch senkrechte Rippen auf der Erdseite
verbunden.
In Stettin sind mehrere derartige Mauern ausgeführt.
Eine Mauer von 6,44 m Höhe (von Fundamentunterkante bis
Terrainoberkante gemessen) hat in 2,1 m Abstand als Einlage ein Gerüst aus ⊏-Eisen
No. 10 erhalten, welches aus einem senkrechten Stab in der Vorderwand, einem
wagerechten Stab in der Grundplatte und einem schrägen Stab in der Rippe besteht.
Außerdem sind noch zur Aufnahme der Biegungsspannungen in der Vorderwand zwischen
diesen Gerüsten wagerechte Rundeisen von 10 mm Durchm., in nach unten kleiner
werdendem Abstand, und in der Grundplatte einige I-Träger
als Verteilungsstäbe eingelegt. Die Schenkel der Mauer sind in einer mittleren
Betonstärke von rund 55 cm ausgeführt; hierbei bestand die Betonmischung aus einem
Teil Portlandzement, drei Teilen Kiessand und fünf Teilen Kiessteinen.
In ähnlicher Weise, jedoch nur mit Rundeiseneinlagen und ohne
Rippen, sind einige Grenzmauern ausgeführt, bei welchen der Höhenunterschied der
Bodenoberkanten vor und hinter der Mauer 2,6–4,15 m beträgt. Da die Rippen fehlen,
so ist der Uebergang der Vordermauer in die Grundplatte konsolartig ausgebildet. Bei
Stützmauern von größerer Länge ist in Abständen von 10–15,0 m eine Ausdehnungsfuge
erforderlich.
Vergleichende Kostenberechnungen haben gezeigt, daß bei der
Ausführung von Winkelmauern an Stelle der üblichen Mauern mit vollem Querschnitt
erheblich gespart wird. (Mitteilungen über Zement, Beton und Eisenbetonbau der
deutschen Bauzeitung 1907, S. 53–54.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Elektrotechnik.
Erdströme. (Winsor & Corning.) Die Boston Elevated Railway Company, die aus zehn
Kraftwerken etwa 76 Speisebezirke mit Strom versorgt, hat stark mit Erdströmen zu
kämpfen. Sie mußte die Kabel der Telephongesellschaft in vielen Fällen leitend mit
den Fahrschienen verbinden oder besondere Rückspeisekabel legen und bei ihren
eigenen Kabeln hat sie den Bleimantel unterbrechen und an diese Stellen besondere
Gummiisolation anordnen müssen. Ferner war es nötig, in die Rohre der Wasserleitung
elf isolierende Zwischenstücke einzubauen.
Diese Verhältnisse haben die Gesellschaft veranlaßt, Versuche mit
Dreileiterschaltung auszuführen. Hierzu wurde in etwa acht Speisebezirken die
Isolation der Fahrleitungen gegen benachbarte Speisebezirke verdoppelt und dann ein
Teil dieser Bezirke von einer mit den übrigen Maschinen des Kraftwerkes in Reihe
geschalteten Maschine gespeist Zum Vergleich wurden bei der bisherigen Schaltung und
bei der Dreileiterschaltung der Spannungsabfall in den Fahrschienen, die Spannung
zwischen den Fahrschienen und einem durch die Bezirke hindurchgehenden Wasserrohr
von etwa 1200 mm Durchm., sowie der das letztere durchfließende Strom gemessen.
Hierbei zeigte es sich, daß der Spannungsabfall in den Fahrschienen sich um 83 v. H.
verminderte, die Spannung zwischen Fahrschienen und Rohr in der Nähe des
Kraftwerkes wesentlich abnahm und im Gegensatz zu früher an allen Punkten positiv
war. Schließlich war der das Wasserrohr durchfließende Strom im Mittel um 85 bis 88
v. H. verringert. (Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 862–864.)
Pr.
Materialienkunde.
Schüttbeton-Untersuchung. (Wiedenmann.) Bei der Gründung der Pfeiler der neuen
lsarbrücke zu Landau war die Sohle der Betonsenkbrunnen mit Schüttbeton abzudecken.
Um das Verhalten des unter Wasser geschütteten Betons zu erproben, wurde von einer
Schiffsrüstung aus in die Isar ein Holzkasten von 80/72 cm Lichtweite, dessen oberer
Rand mit dem Wasserspiegel abschnitt, versenkt. Auf dem Boden des Kastens war eine
10 cm starke, lettige Kiesschicht ausgebreitet, um das Aufsitzen des Betons auf
natürlichem Boden nachzuahmen. Der übrige Teil des Kastens war vollständig leer und
füllte sich bis zum Rande mit Wasser. In diesem Kasten wurde ein leerer Trichter von
15/15 cm Licht weite aufgestellt und mit Beton gefüllt, bis das Wasser aus dem
Trichter verdrängt war. Durch Anheben des Trichters entleerte sich derselbe; jedoch
wurde nicht zu stark angehoben, damit sich nicht Wasser auf der Oberfläche des
Betons zeigen konnte. Die erste Füllung wurde vollständig ausgewaschen und bildete
auf dem Boden des Holzkastens eine nach seinen Rändern abfallende, gewölbte
Kiesmasse, auf der sich die übrigen Schüttungen des Trichters schalenartig
aufsetzten.
Bei den trocken in den Trichter eingebrachten Mischungen werden die
einzelnen Körner, solange sie im Trichter stecken, nicht ausgewaschen. Dagegen wird
bei dem Heraustreten des Betons aus dem Trichter ein Teil ausgelaugt, indem einzelne
Steine über die entstehenden Kegelflächen herabgleiten und ihre Zementhülle
verlieren, so daß sie zusammen am Rande des Kastens eine lockere Masse bilden. Der
frei gewordene Zement setzt sich am unteren Rande des Bodens ab.
Der Kasten blieb nach Beendigung der Schüttung vier Monate unter
Wasser und wurde dann in die Höhe gewunden und untersucht.
Nach Herabnahme der Seitenwände zeigte sich an den Außenflächen
eine abbröckelnde Schicht, nach deren Beseitigung der fest abgebundene Beton sich
für das Auge deutlich in einzelne Schalen zerlegte, die einen gemeinsamen Kern
hatten und nach außen zackig endigten. Der Raum zwischen diesen Zacken war mit jenen
ausgewaschenen, lockeren Kiesmassen gefüllt gewesen; ebenso befand sich auf der
Unterseite des Betonkörpers nach Beseitigung der lockeren Kiesmasse eine Höhlung,
welche zeigte, daß die erste Trichterfüllung vollständig ausgewaschen war. Die
Betonmischung bestand aus 1 R. T. Zement, 3 R. T. Sand und 6 R. T. Kies.
Die Tragfähigkeit des Schüttbetons in geschlossenen Baugruben
übertrifft die Festigkeit des gewachsenen Bodens, da die schlecht abgebundenen
Stellen mindestens die Festigkeit festgelagerten Kiesbodens haben. Dagegen ist es
bedenklich, Bauteile ohne Verschalung der Baugrube auf Schüttbeton zu gründen.
(Süddeutsche Bauzeitung 1907, S. 230–231, 238 bis 240.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Materialprüfung.
Einfluß von Lösungen auf Portland- und
Schlackenzement. (Renezeder.) a) Maschinell
erzeugte Probekörper (Mischung 1 : 2 und 1 : 4) aus Portland- uud Schlackenzement
wurden in verschieden starken Lösungen von Natriumsulfid (im Liter Wasser 6,2, bezw. 31,0 und 124 g Na2 S + 9 H2O) bis zu
einem Jahre gelagert und der Einfluß der Erhärtung durch Prüfung auf Zug- und
Druckfestigkeit nach 1, 3, 6 und 12 Monaten festgestellt. Bei jenen Probekörpern,
welche kurz nach dem Abbinden in diese Lösungen gegeben wurden, zeigte sich in den
ersten Monaten der Erhärtung eine Steigerung der Festigkeiten im Vergleich zu den in
Brunnenwasser gelagerten, nach Ablauf eines Jahres jedoch blieben die erzielten
Festigkeiten hinter
denen der Versuchsprobekörper zurück. Die Untersuchung ergab bis 6,28 v. H.
Schwefelkalzium und 1,37 v. H. Gips bei Portlandzementm., 5,98 v. H. Schwefelkalzium
und 2,56 v. H. Gips bei Schlackenzementm. Vergleichsreihen, die zuerst längere Zeit
im Brunnenwasser und erst dann in obigen Lösungen gelagert wurden, ergaben selbst in
4 v. H. Lösungen nur ganz geringe Verringerungen der Festigkeiten, b) Lagerung der
Probekörper in wässerigen Lösungen von 0,2 bezw. 1 und 4 v. H. Natriumsulfit (Na2
So3 + 7 H2 O).
Erste Zeit Erhöhung der Festigkeiten, gegen Jahresende Abnahme. In den äußeren
Schichten wurden festgestellt bei Portlandzementmörteln bis zu 5,11 v. H.
Kalziumsulfit und 3,02 v. H Gips, bei Schlackenzementmörteln bis zu 7,91 v. H
Kalziumsulfit und 3,10 v. H. Gips. Probekörper, welche vorerst ein Monat in
Brunnenwasser lagerten, waren selbst in 4 v. H. Lösungen fast unversehrt, c) Einfluß
von wässerigen Lösungen der schwefligen Säure. Schwache
Lösungen (bis 0,1 v. H. Gehalt an SO2) bedingten
keine nennenswerte Veränderung, während stärkere Lösungen langsam zerstörend
wirkten. (Oesterr. Wochenschrift f. d. öffentl. Baudienst 1907, H. 3 und H.28.)
A. L
Straßen- und Kleinbahnen.
Straßenbahnwagen für verschiedene
Spur. (Spencer & Dawson.) Die
Straßenbahnen der benachbarten Städte Breadford und Leeds haben 1220 und 1450 mm Spurweite. Um Wagen der
üblichen Bauart von einer Stadt in die andere laufen zu lassen, hätte man daher mit
einem Kostenaufwand von etwa 425000 M. eine dritte Schiene legen müssen. Um diese
Summe zu ersparen, hat man Untergestelle gleichzeitig für beide Spuren gebaut, indem
man die Räder auf die Achsen fliegend aufsetzte, so daß sie durch entsprechende
Uebergangsschienen sich selbsttätig auf die jeweilige Spur einstellen können. Zum
Antriebe ist an jedem Laufrade ein großes Zahnrad und an beiden Enden der Motorachse
je ein Trieb befestigt, welches so breit ist, daß es in beiden, den verschiedenen
Spuren entsprechendenden Endlagen mit den großen Zahnrädern im Eingriff bleibt. Die
Laufräder werden in diesen Endlagen durch Riegel festgehalten, welche sich gegen die
Seitenflächen der Bandagen legen. Die Bremsklötze sind seitlich schwingend
angeordnet und umfassen die Spurkränze, so daß jeder von dem zugehörigen Rade
selbsttätig in die jeweilige Arbeitslage mitgenommen wird. (Street Railway Journal
1907, Bd. I, S. 976–977.)
Pr.
Fahrdrahtaufhängung. (Mayer.) Um die Beanspruchungen der Fahrdrähte für mit
Bügelstromabnehmern benutzte Fahrleitungen zu verringern, werden etwa 650 mm lange
Aufhängeösen benutzt, die aus zwei längsgeteilten Stücken bestehen. In der Mitte
wird in dieser Oese der Fahrdraht auf etwa 150 mm Länge starr in einer Aussparung
gefaßt. Nach den Enden zu ist diese letztere rinnenförmig erweitert und mit je vier
Anschlägen versehen, gegen die der Fahrdraht sich beim Ausschwingen infolge von
Winddruck oder beim Anheben durch den Stromabnehmer nacheinander anlegt. Die
Abbiegung des Drahtes wird somit für die Klammer und jeden Anschlag auf ein gewisses
Maß begrenzt und so durch Verminderung der Beanspruchung und Verteilung der Biegung
auf ein längeres Stück des Drahtes die Lebensdauer wesentlich vergrößert. Der
Verfasser behauptet, daß mit dieser Aufhängung Spannweiten von 75-110 m ohne
Verwendung der Kettenlinienaufhängung möglich wären. (Street Railway Journal 1907,
Bd. I, S. 921.)
Pr.
Untergrundbahnen. Auf der Charing Cross, Euston und Hampstead Railway in London
ist die positive Stromzuführungsschiene auf Steingutisolatoren gelagert; neben
dem Gleise zur Stromrückleitung ist eine besondere negative Schiene auf
Porzellanklötzen zwischen den Gleisen angebracht. Um dem viel beobachteten Wandern
dieser Kontaktschienen vorzubeugen, ist an denselben in entsprechenden Abständen
mittels eines Flacheisenwinkels ein Zugisolator angebracht, dessen anderes Ende
mittels eines Hakens an dem Ende einer Holzschwelle verankert ist.
Die Wagen sind genau so gebaut wie die auf der Great Northern, Picadilly und Brompton Strecke; bemerkenswert ist nur die Ausrüstung mit einem Hebel
unter dem Wagen, der ein Luftbremsventil steuert und durch einen Anschlag auf der
Strecke bewegt wird, wenn der Führer versehentlich ein Haltsignal überfährt.
Die Ausrüstung der Wagenschuppen, der Unterstationen, sowie das
Blockierungssystem bieten nichts wesentlich Neues. (The Electrician 1907, S. 257–261
und 336–339.)
Pr.
Das an der Münsterschluchtbahn (E. Strub) angewendete vereinigte elektrische Reibungs-
und Zahnsystem bedeutet einen großen Fortschritt für die Entwicklung der Bergbahnen,
indem bei kleinsten Kurven große Steigungen der Reibungsstrecke und Zahnstrecke
erreicht werden können. Erstere beträgt bei der Münsterschluchtbahn 6 v. H.,
letztere 22 v. H., bei 35 m kleinstem Kurvenradius auf der Reibungsstrecke und 80 m
Kurvenradius auf der Adhäsionsstrecke. Die Bahn beginnt am Bahnhof Münster, zieht
durch Münster, Ampfersbach und Rosselwassen nach dem Altenberg hinauf. Die untere
Reibungsstrecke hat bei 5,4 v. H. größter Steigung 6,22 km, die Zahnstrecke 2,78 km,
die obere Reibungsstrecke bei 6 v. H. Steigung 1,8 km Horizontallänge. Gesamtlänge
10,8 km. In Verwendung kamen teils Rillenschienen, teils Vignolschienen. Zahnstange,
System Strub, auf leichten schmiedeeisernen Sätteln
gelagert. Die Kraftzentrale in Münster enthält zwei 200 KW-Dampfgeneratoren für 7000
Volt Drehstrom bei 50 sekundlichen Perioden. Zwei Dampfkessel von je 82 qm
Heizfläche und 12 at Betriebsdruck. Bei Ems liegt eine Umformerstation mit zwei
Drehstrom-Gleichstromumformern von 200 KW Gesamtleistung und einer Pufferbatterie
von 390 Elementen und 296 Amp./Std. Kapazität. Die Kontaktleitung besteht aus zwei 9
mm Kupferdrähten. Stromabnahme für jeden Motorwagen durch zwei Bügel. Vierachsige
Automobilwagen mit zwei Reibungs- und zwei Zahnradmotoren von je 85 PS normalen und
100 PS größter Leistung. Radstand der Drehgestelle 1,7 m, Gewicht derselben 7000 kg,
Gewicht des ganzen Wagens (für 40 Personen) 23000 kg. Für den Automobilwagen vier
Bremsen: eine mechanische Handbremse auf acht Bremsklötzen der Laufräder wirkend,
eine Zahnradhandbremse zur Betätigung der Achse der Zahnradmotoren, eine elektrische
Kurzschlußbremse, eine automatische Bremse, welche direkt auf das Zahnrad jedes
Untergestelles wirkt und auf der Zahnstrecke bei ungefähr 10 km/Std. in Wirkung
tritt. (Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung, 1907, S. 707–711.)
Hg.
Schneepflug. (Wilder) Bei dem in Worcester verwendeten vierachsigen Schneepflug sind 'die Pflügscharen
nicht am Wagenoberteil, sondern an den Drehgestellen befestigt, so daß sie auch in
den kleinsten Kurven genau den Schienen folgen. Die Vorderkante der Pflugschar ist
beweglich, um die Entfernung über der Schienenoberkante einstellen zu können; ferner
können die Seiten der Pflugscharen durch herausklappbare Bleche verlängert werden.
Für beide Bewegungen sind Luftmotoren vorgesehen, so daß ein Führer zur Bedienung
der Maschine ausreicht. Zum Antrieb des Schneepfluges dienen vier 50 PS-Motoren, die
sich jedoch bei starken Schneefällen als etwas zu schwach erwiesen haben. (Street
Railway Journal 1907, Bd. I, S. 1077.)
Pr.