Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | Ky. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 621 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Elektrizitätszähler. (Young.) Bei Motorzählern älterer Bauart ruht die in
eine Spitze endigende Vertikalachse des Ankers in einer Saphirpfanne. Da infolge der
geringen Berührungsfläche der Druck zwischen beiden verhältnismäßig groß ist, sind
mit der Zeit immer Zerstörungen der Saphirpfanne aufgetreten. Eine vorteilhaftere
Lagerung wird auf folgende Weise erzielt: Am unteren Ende der Ankerachse ist mittels
einer Kappe eine Edelsteinpfanne befestigt. Ihr liegt eine zweite Pfanne gegenüber,
die an einer Schraube befestigt ist, um die Höhenlage einstellen zu können. Zwischen
beiden Pfannen liegt eine gehärtete Stahlkugel. Die bei dieser Bauart auftretenden
Flächendrucke sind bedeutend kleiner als bei der ersterwähnten. Theoretisch müßten
hierbei allerdings auch immer dieselben Flächen miteinander arbeiten; praktisch ist
dies jedoch keineswegs der Fall, da infolge Abweichens der Pfannenachsen aus
derselben Geraden, sowie infolge von Erschütterungen die Kugel dauernd eine rollende
Bewegung ausführt. Eine größere Anzahl dem Lager entnommener, also nicht für den
Versuch vorbereiteter Zähler, die mit dieser Lagerung ausgerüstet waren, ist einer
dreijährigen verstärkten Benutzung unterzogen worden und hat nach etwa 10 Millionen
Umdrehungen jeder Ankerachse nur einen Fehler von etwa 2 v. H. bei Vollast
gezeigt.
Neben der Lagerreibung der Ankerachse spielt an einem Zähler auch
die Reibung in dem eigentlichen Zählwerk eine wesentliche Rolle. Bei dem letzteren
wird meistens, teils um eine große Uebersetzung zu erhalten, teils um einen
einfachen Antrieb der wagerecht liegenden Wellen zu erreichen, ein Schneckengetriebe
angewendet. Da ein solches besonders bei höheren Drehzahlen mit schlechtem
Wirkungsgrad arbeitet, empfiehlt es sich, die Schnecke nicht auf der Ankerachse
anzubringen, sondern erst eine oder einige Zahnradübersetzungen zwischen zu
schalten. Außerdem ist darauf zu achten, daß sämtliche Wellen aus Stahl sind; ferner
empfiehlt es sich, die Messingteile galvanisch zu vergolden, da sich sonst mit dem
Laufe der Zeit ein Oxyd bildet, welches klebstoffartig die Reibung vergrößert.
(Electrical World 1907, Bd. I, S. 1322 bis 1325.)
Pr.
Atmungsapparat. Ein von der Hanseatischen Apparatenbaugesellsch. vorm. L. von
Bremen & Co. in Hamburg in den Handel
gebrachter Rettungsapparat für Bergwerke, Feuerwehren usw. benutzt flüssige Luft,
die bis zu einem Gewicht von 3,5 kg – ausreichend für etwa zwei Stunden – in einem
Tornister mitgetragen wird. Der Luftbehälter ist mit ausgeglühter Asbestwolle
ausgefüllt, welche die flüssige Luft aufsaugt. Außerdem enthält der Tornister einen
Sack, der die ausgeatmete Luft vorläufig aufnimmt und durch ein Rückschlagventil mit
der Atmosphäre in Verbindung steht. Der Frischluftbehälter und der Ausatmungssack
sind durch Schläuche mit dem Respirator verbunden. Die ausgeatmete Luft durchströmt
ein mit Rippen versehenes Rohr, das in dem Behälter angebracht ist, und hier eine
ihrer Menge entsprechende Quantität Frischluft zur Verdampfung bringt. Die frische
Luft ist durch diese Anordnung immer recht kühl, was von großem Vorteil für den
meistens in warmer Umgebung sich befindenden Arbeiter ist. Der. Apparat enthält
außer dem Rückschlagventil am Ende der Ausalmungsleitung kein einziges Ventil;
sein Leergewicht beträgt 5 kg. (Sozial-Technik 1907, S. 12 bis 15)
Ky.
Eisenbahnwesen.
Dampfbetrieb und elektrischer
Betrieb.(Rinkel.) Mit steigender Geschwindigkeit nimmt bei
Dampflokomotiven die hinter dem Tender für die Beförderung des Nutzgewichtes
verfügbare Leistung bedeutend ab, da die Lokomotiv-Eigenwiderstände und die
Luftwiderstände zunehmen. In folgender Tabelle sind die am Zughaken gemessenen
Leistungen wie die Versuchsfahrten in Frankreich mit zwei ⅖ gekuppelten und in Baden
mit einer ⅖ gekuppelten Lokomotive ergeben haben, zusammengestellt und daraus die
Zunahme der Widerstände mit der Geschwindigkeit berechnet.
Geschwindig-keitkm/std.
Effektive Leistungd. Lokomotive in
PS
Zunahme d. Lokomo-tivwiderstände in
PS
I
II
III
I
II
III
80
830
1110
1400
–
–
–
90
767
1050
1350
63
60
50
100
667
950
1250
163
160
150
110
552
820
1120
278
290
280
120
400
670
940
430
449
460
130
–
–
750
–
–
650
140
–
–
520
–
–
888
Elektrische Lokomotiven ergeben nur ⅔ bis ¾ so große Widerstände,
da bei ihnen die vom Wind getroffene Oberfläche kleiner ist.
Aus verschiedenen Versuchsfahrten berechnet der Verfasser den
Kohlenverbrauch für 1 PSi/Std. bei Heißdampf zu 1,4 kg, bei Sattdampf 1,6 kg, der
Dampf verbrauch ist dabei 8 kg bezw. 10 kg für 1 PSi/Std. Es ergeben sich dann für
einen Zug von 28 Achsen und 120 km Geschwindigkeit für 1 Zugkilometer:
Die Kohlenkosten zu
21,5 Pfg.
Die Wasserkosten zu
0,5 „
Ausgaben für Schmierung zu
2,0 „
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Zusammen
24,0 Pfg. Zug/km
Die Stromkosten für denselben Zug bei derselben Geschwindigkeit
sind bei Erzeugung der elektrischen Energie mittels
Dampfturbinen
29 Pfg.
Gasmaschinen
26 Pfg.
Wasserturbinen
7,66–14,5 Pfg.
Im ungünstigsten Falle ist also der Dampflokomotivbetrieb um 5 Pfg.
billiger als der elektrische Betrieb. Diese Ersparnisse gehen aber wieder verloren
durch die vielen Nebenkosten, welche der Dampfbetrieb mit sich bringt: Beleuchtung,
Reinigung, Kesselwaschen, Lagerung und Verladen der Kohle.
Aus diesen Betrachtungen glaubt Verfasser folgende Tabelle für die Betriebsausgaben
für 1000 Zug/km aufstellen zu können bei einem Zug von 220 t Nutzgewicht, 28 Achsen
und 120 km Geschwindigkeit.
Dampf
Elektrizität
KraftkostenLokomotivreparaturLokomotiv-NebenarbeitVerschiedenesVerzinsg.
u. AmortisationLokomotivpersonal
M.„„„„„
240110 20 30 60150
290 50–– 50120
ZugbeförderungskostenUnterhaltg. d.
Bahnanlag.Unterhaltung u. Verzinsg. der Leitung
M.„„
610230–
510170 60
840
740
Daraus ist ersichtlich, daß jedenfalls im Schnellverkehr der
elektrische Betrieb erheblich billiger kommt als der Dampfbetrieb. Schnellzüge von
350 t Nutzlast können bei 120 km Geschwindigkeit nach obigem nicht mehr von einer
Dampflokomotive befördert werden. Mit zwei Lokomotiven wird ein solcher Betrieb
höchst unwirtschaftlich und die Kosten für 1000 Zug/km steigen dann wohl von 610 auf
1000 M., während bei einer elektrischen Lokomotive dabei nur eine Steigerung von 510
auf 630 M. stattfindet, also um etwa 60 v. H. billiger bleibt.
Nach Ansicht des Verfassers gehört dem elektrischen Betrieb das
Gebiet der kleinen Leistungen im Motorwagenverkehr und der ganz großen Leistungen im
Schnellverkehr, während mittlere Leistungen der Dampflokomotive erhalten bleiben,
wenigstens dort, wo keine billigen Wasserkräfte vorhanden sind. (Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen 1907, S. 421 bis 426 und 447–451.)
W.
Personenwagen aus Stahl.(Hazelton.) Die Hudson
Companies in New York hatten für die Wagen
ihrer Untergrundbahnen die Forderungen aufgestellt: unbedingte Feuersicherheit,
Möglichkeit des schnellen Besteigens und Verlassens durch entsprechende
Türanordnung, äußerst geringes Gewicht. Der ersten Bedingung ist dadurch Genüge
geleistet, daß nicht nur das Wagengerippe und die äußere Bekleidung, sondern auch
die innere Ausstattung sowie die Türen, die Fenster und das Dach aus Stahl
hergestellt wurden. Ja die Polsterrahmen sind aus Stahlblech gepreßt und für den
Ueberzug ist anstelle von Rohr- ein Metallgewebe verwendet. In den Wagen gelangt man
an jeder Seite durch zwei Endtüren von 665 mm und eine Mitteltür von 1110 mm Breite.
Diese Mitteltür machte es unmöglich, an der Seite einen etwa 900 mm hohen
Gitterträger in bekannter Weise die ganze Wagenlänge entlang zu führen. Es wurde
daher an jeder Seitenwand, an der Unterkante und oben über den Fenstern je ein 152
mm hohes U-Eisen verlegt, die beide durch sechs 200 mm U-Eisen verbunden und an den
Türöffnungen noch durch Wulsteisen verstärkt sind. Demselben Zweck dienen
Diagonalverbindungen unter den Fenstern. In den Bodenrahmen sind zwischen die 152 mm
U-Eisen zwei gleich hohe, ebenfalls durch den ganzen Wagen verlaufende I-Eisen
eingebaut und alle vier sind an den Enden und an den Drehzapfen durch kräftige
Konstruktionen aus Blech und Winkeleisen miteinander verbunden. Auf den Endschwellen
sind je zwei 200 mm hohe Stahlgußstücke aufgeschraubt, die bei einem Zusammenstoß
mit einem anderen Wagen, dessen Bodenrahmen aufhalten und so ein Zusammenschieben
des Wagenkastens verhindern sollen. Die Seitenwände der Wagen sind mit 1,6 mm Blech
bekleidet; das Dach ist aus ebenso starkem verbleiten Blech hergestellt, wobei zum
Tragen in 360 mm Abstand angeordnete Winkeleisenspriegel verwendet sind. Der
Wagenfußboden besteht aus verzinktem Riffelblech, auf das eine 30 v. H. Karborundum
enthaltende Zementschicht aufgetragen ist.
Die Gesamtlänge des Wagens beträgt 14600 mm, die
Drehzapfenentfernung 10000 mm, die größte Breite 2700 min und die größte Höhe
3650 mm über Schienenoberkante. In die Drehgestelle, die einen Radstand von 2000 mm
bei einem Raddurchmesser von 870 mm besitzen, ist je ein 160 PS-Motor eingebaut, die
mittels Sprague-General Electric Zugsteuerung geregelt
werden. Zum Bremsen dient neben einer Handbremse die selbsttätig wirkende Westinghouse-Bremse mit elektropneumatischer Steuerung
der Funktionsventile. Die hierzu nötige Druckluft wird von einem elektrisch
angetriebenen Kompressor geliefert. (Street Railway Journal 1907, Bd. I, S. 1028 bis
1034.)
Pr.
Personenwagen aus Stahl. Während der
von Hazelton beschriebene Personenwagen (s.
vorstehendes Referat) in der Bauart des Bodenrahmens die bisherigen aus Holz
gebauten Wagen als Vorbild erkennen läßt, hat die Pennsylvania Railroad Comp. in die Bodenmitte ihrer 16500 mm langen Wagen
einen kräftigen Kastenträger gelegt. Dieser wird aus zwei durch den ganzen Wagen
gehenden 230 mm hohen U-Eisen gebildet, die bei 425 mm Abstand voneinander oben mit
einer 660 mm breiten und 6,4 mm dicken und unten mit einer 610 mm breiten und 9,5 mm
dicken Blechplatte verbunden sind. An den Enden ist die Grundplatte außerdem auf je
4250 mm Länge durch eine 9,5 mm dicke Blechplatte verstärkt. Zwei kräftige
Querträger, die etwa 2000 mm hinter den Drehzapfen angebracht sind, tragen dann
zusammen mit den Endschwellen und einigen leichteren Stützen die Seitenwände, deren
unterer Längsträger aus einem 127 × 88 × 14 mm Winkeleisen besteht. Von diesem
Winkeleisen gehen als Pfosten an jeder Seite zehn 127 mm breite gepreßte Stahlträger
aufwärts, die unter den Fenstern durch Winkeleisen verbunden sind. Die äußere
Bekleidung der Seitenwände besteht aus 2,8 mm Stahlblech. Die Seitenwände des
Oberlichtaufbaues sind gleichfalls aus gepreßtem Stahlblech hergestellt und werden
über den Pfosten durch Zwischenstücke aus schmiedbarem Eisenguß verstärkt. Das Dach
besteht aus 2,3 mm Blech. Innen sind die Seitenwände mit 1,6 mm Stahlblech
bekleidet, dessen dem Wageninnern abgekehrte Seite mit einem 5 mm dicken
Asbestüberzug versehen ist. Für die Fensterrahmen hatte man anfangs Stahl verwendet;
später hat man sich jedoch für Holzrahmen entschieden. (Street Railway Journal 1907,
Bd. I, S 1010 bis 1012.)
Pr.
Eisenbeton.
Eisenbetondecken.(Sandor.) Bei der Ausführung von Eisenbetondecken ist
häufig die sachgemäße Anordnung der Einschalung teuer und schwierig, da sie sehr
sicher abgestützt werden muß. Bei mehreren übereinander liegenden Decken müssen die
Einschalungsstile bis in den Keller hinabgeführt werden, um Bauunfälle zu vermeiden,
da die frischen Decken der unteren Geschosse die Belastung aus den oberen Decken
noch nicht tragen können.
Leschinsky macht durch seine Bauweise
die Einschalung. jeder Decke von den übrigen Decken vollständig unabhängig. Er
verwendet als Eiseneinlagen der Plattenbalken I-Träger
und Rundeisen.
Die I-Träger werden für die Dauer der
Ausführung als Obergurt eines Hängewerkes benutzt, welches in den Trägerenden
auflagert und daher von den in den übrigen Geschossen angeordneten Hängewerken
gleicher Art vollständig unabhängig ist. Nach Erhärtung der Decke werden die zur
Konstruktion des Hängewerkes erforderlichen Stile und Zugbänder wieder entfernt.
Diese Hängewerke sind so stark konstruiert, daß sie die Schalung einer Decke und die
Deckenlast sicher aufnehmen können.
Außerdem dienen die I-Träger als
Verankerung des Gebäudes und als Eiseneinlage der fertigen Eisenbetondecke.
Da die Träger höher als Rundeiseneinlagen sind, so ist die
theoretische Annahme der Zusammendrängung des Eisenquerschnittes auf seinen
Schwerpunkt sehr ungenau. Es empfiehlt sich daher, die verschiedene Höhenlage der
einzelnen Eisenquerschnittsteile zu berücksichtigen und die statische Berechnung mit
Hilfe von Kraft- und Seileck auf zeichnerischem Wege durchzuführen. (D. P. J. 1903.
Bd. 318, H. 49/50.) Durch die größere Höhe der Träger wird der Abstand von Zug- und
Druckmittelpunkt verkleinert, so daß der erforderliche Eisenquerschnitt etwas größer
wird als bei Decken mit Rundeiseneinlagen. Durch die gemischte Anordnung von
I-Trägern und Rundeisen ist man in der Lage, die theoretisch erforderliche
Eisenmenge ohne große Ueberschreitung einzuhalten und möglichst niedrige Profile zu
wählen. (Beton und Eisen 1907. S. 168–172.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Einbetonierung einer Eisensäule,(v. Emperger.) Emperger teilt die Ergebnisse des
schlechtesten von drei Versuchen mit. Die Säule hatte eine Länge von 3,95 m und
bestand aus zwei I-Eisen Nr. 14, welche in Abständen von 50 cm durch 6 mm starke und
60 mm hohe Laschen verbunden waren. Nachdem die Knickbelastung der Eisensäule zu 44
t ermittelt war, wurde dieselbe wieder gerade gerichtet und mit einer Betonmischung
1:3 ausbetoniert. Nach 42 Tagen Erhärtungsdauer wurde der Knickversuch wiederholt.
Hierbei ergab sich eine Knickbelastung von 118 t, so daß dieselbe auf das 2,68 fache
gesteigert wurde. Die Druckfestigkeit des Betons ergab sich zu 76,3 kg/qcm. Aus den
Versuchen zieht v. Emperger folgende Schlüsse:
1. Der Beton hat die mangelhafte Verbindung der beiden I-Eisen
verbessert und erreicht, daß beide zusammen zur gemeinsamen Wirkung kommen.
Hierdurch steigert sich die Knickbelastung allein von 441 auf 1051, entsprechend den
Formeln von Tetmajer für Säulen mit Flächenlagern.
2. Der Rest von rd. 13 t wird von dem zwischen den I-Eisen
eingeschlossenen Beton aufgenommen. Diese Belastung des Betons entspricht ziemlich
genau seiner Bruchbelastung, welche man erhält, wenn man den Betonquerschnitt mit
der aus Versuchen ermittelten Druckfestigkeit von 76,3 kg/qcm multipliziert.
3. Die in Deutschland übliche Eulersche Knickformel gilt nur für Spitzenlager und liefert im
vorliegenden zu günstige Ergebnisse.
4. Das anfänglich gültige Verhältnis der Dehnungszahlen von Eisen
und Beton, welches bei der rechnungsmäßigen Ausnutzung des Betons zu 15 angenommen
wird, hat bei dem Eintreten des Bruches keine Gültigkeit mehr. In diesem Zustande
addieren sich vielmehr die Festigkeitsbeiträge beider Stoffe, da eine vollständige
Loslösung des Betons vom Eisen dem Bruch vorangegangen war.
Der einbetonierte Körper in einer Eisenbetonsäule ist statisch so
wertvoll, daß er rechnerisch nicht einfach vernachlässigt werden sollte.
Aus Gründen der Festigkeit und Feuersicherheit sollten Säulen, die
aus Profileisen und Verbindungslaschen bestehen, stets ausbetoniert werden. (Beton
und Eisen 1907. S. 172–174.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Lokomotivbau.
Heißdampf-Personenzuglokomotive. Die
günstigen Ergebnisse, die insbesondere in Preußen mit solchen Lokomotiven, Bauart
Schmidt, erzielt wurden, veranlaßten die Schweizer
Bundesbahnen versuchsweise zwei ¾ gekuppelte Heißdampf-Zwillingslokomotiven an
Stelle der bisherigen Dreizylinder-Verbundlokomotiven zu bauen. Gestützt auf die
günstigen Ergebnisse dieser Versuchslokomotiven wurden der Schweizer Lokomotivfabrik 20 solche Lokomotiven lieferbar 1907
übertragen.
Die Zylinder haben dabei dieselben Abmessungen wie die
Niederdruckzylinder der Dreizylinder-Verbundmaschinen. Sie besitzen Kolbenschieber
mit federnden Ringen in der Ausführungsform wie sich diese in Belgien bewährt haben.
Die Stopfbüchsen sind nach Patenten von W. Schmidt
derart ausgeführt, daß sie seitliche Bewegungen der Kolbenstangen gestatten, die
Metallpackung wird dabei durch die Luft gekühlt. (S. auch D. p. J. 1907, S
524.) Der Massenausgleich der bewegten Triebwerksteile ist so getroffen, daß durch
Gegengewichte in den Rädern die Drehmassen ganz, die hin- und hergehenden Massen zu
33 v. H. ausgeglichen sind. Bei Probefahrten wurden Geschwindigkeiten von 95 km/Std.
erreicht, wobei der Gang der Lokomotive noch ruhig blieb. Die Höchstgeschwindigkeit
im Betriebe wurde auf 75 km festgesetzt.
Aus folgender Zusammenstellung ist die Verbreitung der
Heißdampflokomotive, System Schmidt, April 1907,
ersichtlich.
Im Betrieb
Im Bau
DeutschlandBelgienRußlandOesterreich-UngarnSchwedenSchweizAmerika
734 80 73 23 23 2 31
586 60 19 43 43 28 2
966
781
(Schweizer Bauzeitung 1907, S. 55–58.)
W.
Statistik.
Betriebsunfälle.(Van Hasselt.) Als Maßstab für den Einfluß den der
Maschinenbetrieb auf das Unfallrisiko von Fabriken hat, kann einerseits die Anzahl
der Unfälle, andererseits die Höhe der Entschädigungskosten dienen. Von 1150000
Betriebsunfällen in Frankreich während der Jahre 1901 bis 1905 wurde ⅙ durch
Maschinen verursacht, wobei solche Fälle, die eine Arbeitsunfähigkeit von weniger
als vier Tagen zur Folge hatten, nicht mitgezählt sind. Bei 30000 Unfällen in
Holland wurden 5000 (also auch ⅙) durch Maschinen veranlaßt, wobei aber auch die
durch Dampfgefäße, Explosionen und ätzende Stoffe verursachten mitgerechnet wurden.
Für die Beurteilung der Entschädigungskosten liefert die Statistik der
österreichischen Unfallversicherung wertvolle Zahlen. Bei einem Vergleich wurden 131
Betriebsarten in Betracht gezogen, dabei wurden die Kosten der durch Maschinen (auch
Kessel, Dampfgefäße, Triebwerke usw.) verursachten Fälle für jede Betriebsart
zusammengezählt und daraus der Prozentsatz dieser Summe von den gesamten
Unfallkosten dieser Betriebe berechnet. Man konnte in dieser Weise die Betriebe in
drei Gruppen einteilen, bei denen der erwähnte Prozentsatz im Mittel etwa 75, 50 und
25 v. H. ausmachte. Die wichtigsten Betriebe sind nachstehend in diesen drei Gruppen
zusammengestellt. Auffällig erscheint, daß in der zweiten Spalte diejenigen Betriebe
vorkommen, bei denen die Arbeit größtenteils durch selbsttätige Maschinen verrichtet
wird, und wo der Einfluß der Maschinen auf die gesamten Unfallkosten dennoch
verhältnismäßig klein ist. Ferner enthält diese Spalte solche Fabriken, in denen
kleinere Maschinen hergestellt werden, während größere Maschinen und Schiffe in
Werkstätten der dritten Spalte ausgeführt werden. Dies weist auf die Tatsache hin,
daß besonders das Heben und Versetzen der schweren Werkstücke ernstere Unfälle
veranlaßt als die maschinellen Einrichtungen. Außerdem fällt hier ins Gewicht^ daß
die Werkzeugmaschinen in den Fabriken von kleineren' Gegenständen die Stücke
vielfach vollständig fertig für die Montierung abliefern, so daß Hauen hier viel
weniger nötig ist wie in den Fabriken größerer Maschinen.
Betriebe, bei denen die durch Maschinen verursachten Unfallkosten
im Mittel von den gesamten Unfallkosten des Betriebes ausmachen:
75 v. H.
50 v. H.
25 v. H.
Dreschen mit Kraft- maschinenZiegeleien mit Kraft-
maschinen
GetreidemühlenGlasschleifereinKleineisenwarenfabrSchmieden
ZementfabrikenSteinhauerwerkstätt.KabelfabrikenStahl u.
Eiseng eßer.
75 v. H.
50 v. H.
25 v. H.
DrahtziehereienBlechwarenfabrikenMessingwarenfabr.Fabrik
von Musik- instrumentenSpinnereien f. Seide, Wolle,
Baumwolle, HanfHolzsägen m. Was- serkraft u.
Kreis-
sägenBrotfabrikenSchuhfabrikenDruckereienPapierfabriken
Schrauben-u.Nieten- fabrikenArmaturenfabriken
Werkzeug-maschinenfabr.FahrradwerkeOelfabrikenWebereinLederfabrikenMöbelfabrikenSchokoladenfabr.Fleisch-
und Wurst- fabrikenBranntweinbrenner.
KupferscmiedenKesselfabrikenMaschinenfabriken
WerfteChemische Fabr.Fabr. v. elektr. In-
stallationsmaterialLeuchtgasfabrikenZuckerfabr. u. Raffi-
nerienBrauereienHutfabrikenKonstruktionswerk-
stätten
Man darf auf Grund der vorliegenden Untersuchung annehmen, daß die
Maschinen in den Fabriken mit und ohne Kraftmaschinen durcheinander im Mittel die
Hälfte der Unfallkosten verursachen, jedenfalls Grund genug, um im allgemeinen gute
Schutzeinrichtungen bei Maschinen zu fordern. (De Ingenieur 1907, S. 604–606.)
Ky.
Wasserbau.
Küstenbefestigung. Die Märzstürme
letzten Jahres haben bei Hornsea an der Yorkshire-Küste den Strand und die etwas
höher liegende Promenade derart angegriffen, daß eine bessere Befestigung der Küste
an dieser Stelle dringend geboten war. Die zu diesem Zweck aufgeführte Betonmauer
wurde in 4,5 m langen Abschnitten hergestellt, die mit Nut und Feder ineinander
greifen. Die Teile können daher geringen Bewegungen im Untergrunde folgen, ohne daß
Risse in der Mauer auftreten. Die Fundierung der Mauer reicht bis etwa 3,80 m unter
dem damaligen Strand, der sich inzwischen durch die Wirkung dreier neuer Strandwehre
um ungefähr 2 m erhöht hat. Zur Erzielung einer besseren Verbindung mit dem
Unterboden wurden zuerst 3 m lange Stahlrohre eingerammt, die um die Hälfte ihrer
Länge in den Beton hineinragen. Der obere Teil der Mauer ist mittels Streckmetall
armiert. Bei der Ausführung wurde zuerst nur jeder zweite 4,5 m breite Abschnitt
hergestellt, und nachdem diese genügend erhärtet waren und dem Boden sich angepaßt
hatten, wurden die zwischenliegenden Teile in Angriff genommen. In halber Höhe der
Mauer befindet sich ein 3 m breiter Spazierweg, der durch Treppen sowohl mit der
Hauptpromenade wie mit dem Strande verbunden ist.
Die drei 255, 123 und 120 m langen Strandwehre sind
hauptsächlich aus pitch pine und Memelholz aufgebaut. Die Gesamtkosten der 220 m
langen Mauer und der drei Strandwehre haben 21600 m betragen. (The Engineer 1907,
Bd. II, S. 134–136.)
Ky.
Werkzeuge.
Preßluftwerkzeuge. Die Zahl der in
Groß-Britannien berfutzten Preßluftwerkzeuge hat sich seit 1900 verzehnfacht.
Hauptsächlich kommen Bohrer, Hämmer, Gegenhalter usw. in Betracht, die bei
Eisenkonstruktionen verwendet werden, aber auch für andere Betriebszweige sind in
den letzten Jahren Preßluftwerkzeuge ausgebildet worden. Die pneumatische Sandramme
findet sowohl in Gießereien für das Stampfen der Formen wie im Baugewerbe beim
Straßenbau und zum Betonstampfen Verwendung, besonders in den Ver. Staaten. Die
Gewichte dieser Rammen betragen von 7 Pfd. engl. mit Kolben von ⅞ '' Durchm. und 4
'' Hub bis 280 Pfd. mit Kolben von 3 '' Durchm. und 10 '' Hub, deren kräftigster
Schlag etwa 350 Pfd. ausmacht. Der Hammerlauf ist länger wie beim gebräuchlichen
Preßlufthammer; der Kolben ist hohl und sein verjüngtes Ende, an dem verschiedene
Rammköpfe befestigt werden können, reicht vorn durch eine Stopfbüchse. Die Kraft des
Schlages wird geregelt durch den Abstand, in dem man den Rammkopf von der
Arbeitsfläche entfernt hält, wobei der kräftigste Schlag bei vollem Hub und
zahlreiche leichtere Schläge bei kleinem Hub gegeben werden. Rammen bis zu 45 Pfd.
engl. werden von einem Mann gehandhabt, während schwerere gewöhnlich an einen
Kranausleger aufgehängt werden, der eine freie Bewegung des Werkzeuges über die
Arbeitsfläche zuläßt. Mit Hilfe der kleinen Rammen wird die Arbeitsersparnis auf die
Hälfte bis Dreiviertel, mit den großen Rammen auf Siebenachtel bis Elfzwölftel der
sonst aufgewendeten Zeit angegeben. In Gießereien sind die Rammen besser für
Arbeiten auf offenem Boden wie in Gießkasten geeignet.
Eine andere beschriebene Anwendung der Preßluft ist die Bewegung
eines Sandsiebes. Das Sieb ruht auf einer Anzahl Rollen, die auf einem einfachen
Eisengestell befestigt sind. Mit dem Sieb ist der Kolben eines nach Art des
Preßlufthammers konstruierten Luftmotors verbunden, der dem Sieb eine schnell hin-
und hergehende Bewegung erteilt. Da das Sieb etwas schief angeordnet ist, fallt der
feine Sand zwischen den vier Beinen des Gestells hinunter, während der grobe Rest
durch eine Rinne am unteren Ende abläuft. (The Engineer 1907, Bd. II, S.
130–131)
Ky.