Titel: Polytechnische Rundschau.
Autor: H.
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 188
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Elektrisches Meßinstrument. Die Spulen der neuen transportablen Volt- Ampere- und Wattmeter der General Electric Company sind vollständig von einem Rahmen aus lamelliertem Eisenblech umgeben, um die Einwirkung von Streufeldern auf die Meßergebnissc auszuschließen. Zur Dämpfung der Zeigeranschläge ist an der Achse ein Segment aus Aluminiumblech angebracht, das zwischen den Polen von zwei Hufeisenmagneten schwingt. Bei der Bewegung des Zeigers werden infolgedessen dämpfend wirkende Foucaultströme auftreten; gleichzeitig hält das Gewicht des Segmentes dem des Zeigers das Gleichgewicht, so daß eine einseitige Belastung der Achse vermieden ist. [Electrical World 1907, II, S. 734.] Pr. Vorschriften für die Ausführung von Eisenbetonbauten in Oesterreich. Die wichtigsten Bestimmungen aus den Vorschriften vom 15. November 1907 des K. K. Ministeriums des Innern sind in folgendem zusammengestellt. I. Belastungen. Tragwerke, die Erschütterungen erleiden, müssen mit dem 1,3 fachen, solche, die starken Stößen (von schweren Arbeitsmaschinen) ausgesetzt sind, mit dem 1,5 fachen Wert der Nutzlast berechnet werden. II. Statische Berechnung. 1. Ursprünglich ebene Querschnitte bleiben bei einer Formänderung eben. 2. Der Elastizitätsmodul des Betons ist auf Druck 140000, auf Zug 56000, derjenige des Eisens ist 2100 000 kg/qcm. 3. Die größten Spannungen des Betons auf Druck und des Eisens auf Zug sind mit Ausschaltung der Betonzugspannungen zu berechnen. 4. Dieselbe Annahme gilt für die Berechnung der größten Schub-, Haft- und Hauptzugspannungen. 5. Bei auf Biegung beanspruchten Tragwerken sind auch die größten Spannungen im Beton auf Zug nachzuweisen. 6. Bei Berechnung von Formänderungen und der äußeren Kräfte statisch unbestimmter Tragwerke ist die aus dem vollen Betonquerschnitt und dem 15 fachen Eisenquerschnitt gebildete Querschnittsfläche in Rechnung zu setzen, wobei die Elastizitätsmodulen des Betons auf Zug und Druck gleich zu setzen sind. 7. Eine Berechnung auf Zerknicken ist erst erforderlich, wenn die Länge L größer als der zwanzigfache Betrag des kleinsten Trägheitshalbmessers i ist, der unter Berücksichtigung des vollen Betonquerschnittes nach II. 6 berechnet wird. III. Zulässige Spannungen. 1. Beton. Zweck Material Bei Biegung undexz. Druck Zentr.Druckkg/qcm Schub-Scher- u.Hauptzug-spannungkg/qcm Haft-spannung Bemerkungen Mi-schung *) Zement-inhaltkg/qcm Druckkg/qcm Zugkg/qcm Hochbauten 1 : 31 : 41 : 5 470350280 403632 242321,5 282522 4,54,53,5 5,55,54,5 *) Betonmischungnicht unter 1 : 5 Straßen-brücken 1 : 31 : 41 : 5 470350280 33 + 0,2 l**)29 + 0,2 l25 + 0,2 l 19 + 0,1 l**)bis 2218 + 0,1 lbis 2116,5 + 0,1 lbis 19,5 252219 443 554 **) in m 2. Flußeisen. a) bei Hochbauten: auf Zug und Druck 950 kg/qcm, auf Abscherung 600 kg/qcm. b) bei Straßenbrücken: auf Zug und Druck (800 + 3 lm) kg/qcm, jedoch nicht über 900 kg/qcm, auf Abscherung 600 kg/qcm. IV. Besondere Bestimmungen. 1. Bei allen Druckgliedern muß der Längseisenquerschnitt mindestens 0,8 v. H. des ganzen Betonquerschnitts sein und darf mit nicht mehr als 2 v. H. desselben in Rechnung gesetzt werden. 2. Bei Druckgliedern, in denen außer den Längseisen noch spiralförmige Quereisen vorhanden sind, wird der Querschnitt nach der Formel F = Fb + 15 Fe + 30 Fs ermittelt. Hierbei ist Fb der Betonquerschnitt Fe der Querschnitt der Längseisen und Fs der Querschnitt eines gedachten Längseisens, dessen Gewicht gleich demjenigen der schraubenförmigen Quereinlage ist. Ist die so gebildete Fläche größer als 1,4 (Fb + 1,5 Fe) oder 1,9 Fb, so darf für F nur der kleinere dieser beiden Werte gesetzt werden. 3. Die Belastung exzentrisch beanspruchter Druckglieder darf nicht größer angenommen werden als die bei zentrischer Kraftwirkung mit der zulässigen Spannung ermittelte Tragkraft. 4. Bei Anwendung solcher Längseisen, die schon durch ihre Oberflächengestaltung einer Verschiebung des Betons entgegenwirken, darf die zulässige Haftspannung um 10 v. H. erhöht werden. 5. Die unterstützenden Gerüste dürfen bei Hochbauten erst nach 4 Wochen, bei Straßenbrücken erst nach sechs Wochen beseitigt werden. Als besonders beachtenswert ist hervorzuheben die verschiedene Festsetzung der zulässigen Spannungen bei zentrischer und exzentrischer Belastung der Druckglieder, die Beschränkung der rechnungsmäßigen Ausnutzung des Längseisenquerschnitts in den Druckgliedern und die Berücksichtigung von Spiraleiseneinlagen, ferner die Erhöhung der zulässigen Haftspannung bei einer Eisenoberfläche, die der Verschiebung des Betons entgegenwirkt, endlich die Festlegung zugelassener Spannungen für bestimmte Mischungsverhältnisse des Betons. Die Aufnahme ähnlicher Vorschriften in die preußischen Bestimmungen ist dringend zu empfehlen. Die Forderung des Nachweises der Betonzugspannungen bei allen auf Biegung beanspruchten Hochbaukonstruktionen dürfte zu weitgehend sein. [Oesterreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 1907, S. 753 ff.] Dr.-Ing. P. Weiske. Versuche an einer Francis-Turbine mit wagerechter Welle. Für diese Versuche, bei denen das effektive Gefälle, die verbrauchte Wassermenge und die von der Turbine abgegebene nutzbare Arbeit gemessen wurden, ist die nachstehend beschriebene Einrichtung in der Versuchsanstalt der Karlstad mek. Verkstad, Filiale in Kristinehamn (Schweden) verwendet worden (s. Fig. 1). Das Nutzgefälle ergibt sich aus der Summe der Abstände von Ober- und Unterwasserspiegel von der Turbinenmitte. Das an die Turbinenkammer angeschlossene, einzöllige Gasrohr a, das innerhalb des Versuchsraumes mit einer Glasrohrverlängerung versehen ist, zeigt die Höhe des Oberwasserspiegels an einer Teilung an, deren Nullpunkt in der Höhe der Turbinenachse liegt. In ähnlicher Weise wird die Tiefe des Unterwasserspiegels unter der Turbinenmitte durch einen Schwimmer gemessen, an welchem die Teilung d angeordnet ist. Die Messung der von der Turbine verbrauchten Wassermenge erfolgt mit Hilfe des im Oberwasserkanal beweglichen Schirmes e, welcher das Profil bis auf einen ganz geringen Spielraum ausfüllt und, bei der Wasserbewegung mitgenommen, auf seinem Wege zwei elektrische Kontakte berührt, deren Entfernung 9,95 m beträgt. Bei den vorliegenden Versuchen ist durch wiederholte Messungen die mittlere Höhe der Kanalsohle zwischen den Kontaktstellen über der Turbinenachse mit 1,06 m, die mittlere Breite des Kanales mit 2,007 m festgestellt worden. Die Wassertiefe wird durch zwei Gasrohre b und c bestimmt, welche bei den Kontaktstellen an den Kanal angeschlossen und wie das Rohr a mit Glasrohrverlängerungen und Teilungen versehen sind, so daß man unmittelbar die Mittelwerte der Ablesungen an den Rohren b und c bestimmen und hiervon 1,06 m abziehen kann, um die mittlere Wassertiefe zu erhalten. Die Zeit, welche der Schirm e braucht, um von einer Kontaktstelle zur anderen zu gelangen, wird durch einen elektrisch gesteuerten Chronographen gemessen. Aus Wassergeschwindigkeit und Wasserquerschnitt ergibt sich die Wassermenge. Zur Messung der Nutzleistung dient der bekannte Pronysche Zaum, dessen 3,01 m langer Hebelarm auf eine Stathmos-Wage drückt, während das Gewicht f dazu dient, den Druck des Bremshebels und der Bremsscheibe auf die Lage der Turbinenwelle auszugleichen. Die Ergebnisse der Versuche an einer 130 pferdigen Francis-Turbine für das Kraftwerk der Stadt Gefle, die nachstehend angegeben sind, sind um so bemerkenswerter, als es sich hier um eine Turbine mit einer spezifischen Umdrehungszahl von 355 i. d. Minute bei 5,2 m Nutzgefälle handelt, also um eine Turbine, welche die Geschwindigkeit der amerikanischen Schnellläuferturbinen übertrifft und dennoch einen angemessen guten Wirkungsgrad ergibt. Bei voller Geschwindigkeit der Turbine ergeben die Versuche für Vollbelastung 81,5 v. H., für 0,92 Belastung 85,0 v. H., für ¾ Belastung 82,0 v. H. und für ½ Belastung 71,0 v. H. Wirkungsgrad als Mittelwerte aus allen Messungen. Textabbildung Bd. 323, S. 190 Fig. 1. Versuchsergebnisse. Leitschaufelöffnung in mm 50 60 70 80 90 Umdrehungen i. d. Minute 200 200 200 200 200 Nutzgefälle in m 4,14 3,96 3,89 3,80 3,85 Wassermenge i. cbm. i. d. Sek. 1,595 1,835 2,10 2,29 2,36 Indizierte Leistung in PS 88,0 97,0 109,0 116,0 121,5 Bremsleistung in PS 71,4 83,3 91,7 93,65 91,2 Wirkungsgrad in v. H 81,1 85,8 84,0 80,6 75,1 (Jacobson.) [Zeitschr. f. d. gesamte Turbinenwesen 1908, S. 37–41.] H. Ueber die Entwicklung der „Rateau-Anlagen“ zur Ausnutzung des Auspuffdampfes. Verschiedentlich haben wir über das von Rateau angegebene Verfahren der Ausnutzung von Auspuffdampf in Niederdruckturbinen berichtet.s. D. p. J. 1903. 318, S. 660, 1906, 321, S. 653. Seither hat nun eine kräftige Weiterentwicklung stattgefunden, über die nach Rateaus eigener, ausführlicher Veröffentlichungs. Revue mécanique, Okt. 1907. im folgenden berichtet sei. Ende 1907 waren einige 60 Anlagen im Betrieb, in der Ausführung begriffen und in Bestellung gegeben, deren Gesamtleistung 30000 KW überstieg. Dabei ist angenommen, daß die Verdichtung von 1 cbm Luft i. d. Stunde auf 7 at abs. durch die teilweise von den Abdampfturbinen betriebenen Turbokompressoren etwa 1 KW gleichzuachten ist. Rund ¼ davon waren bereits im Betriebe und die damit gemachten Erfahrungen sind derartige, daß heutzutage irgend welche Zweifel über die Betriebssicherheit nicht mehr gerechtfertigt sind. Eingehendere Versuchsergebnisse werden, abgesehen von den in D. p. J. schon veröffentlichten, namentlich noch über die größte Niederdruckturbinenanlage mitgeteilt, diejenige auf der Zeche Zollverein.s. Glückauf, 19. Januar 1907. Dort arbeitet eine vielstufige, vollbeaufschlagte Reaktionsturbine der Konstruktion, wie sie die Gutehoffnungshütte in Oberhausen ausführt, und die sich von der Parsons-Turbine insbesondere auch dadurch unterscheidet, daß ihr der Dampf nicht in einzelnen, rasch aufeinander folgenden Stößen, sondern in gleichmäßigem Strome zufließt, der durch Drosseln geregelt wird. Die Steuerung dieses Drosselventils erfolgt durch ein vom Regler beeinflußtes hydraulisches Relais, zu dessen Speisung das von einer Duplexpumpe den Lagern zugeführte Schmieröl dient. Mit einem Versagen der Schmierung tritt also zwangläufig ein Unterbrechen der Dampfzuströmung ein. Vom Ueberwachungsverein der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund sind an der 1000 KW Drehstrom von 1000 Volt liefernden Turbine Versuche angestellt worden, welche bei einer Eintrittsspannung des Dampfes von 1,094 kg/qcm abs. und einem Vakuum von 92,32 v. H. einen Verbrauch von 14,77 kg Dampf für 1 KW/Std. ergaben, wenn die Leistung 960 KW betrug. Steigerte man sie auf 1112 KW, so ging der Dampfverbrauch sogar auf 14,34 kg für 1 KW/Std. herunter, während er bei etwa ½ Belastung 18,6 kg, bei etwa ¾ Belastung 15,94 kg für 1 KW/Std. erreichte. Der Wirkungsgrad dieser Anlage, d.h. das Verhältnis der tatsächlich erzielten Leistung zu der theoretisch im Dampfe vor der Turbine enthaltenen, betrug demnach im besten Falle 70 v. H., wobei die Dynamo eingerechnet ist. Geschieht dies nicht, so dürfte der Wirkungsgrad auf etwa 75 v. H. steigen. Die im Anfang gegen die Anlagen ins Feld geführten Bedenken, so namentlich, daß der Gegendruck die Primärmaschinen schädigend beeinflusse, daß durch die Kondensation im Akkumulator sich ein erheblicher Verlust an Abdampf einstellen werde, und daß die Verschmutzung des Akkumulators durch das im Abdampf enthaltene Oel Schwierigkeiten verursachen würde, dürften inzwischen durch die Tatsachen hinreichend widerlegt sein. Es hat sich gezeigt, daß, richtige Projektierung vorausgesetzt, eine gute Rentabilität der Anlagen durchaus zu erzielen ist. So ist denn auch Rateaus Schlußbetrachtungen eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen, in denen er vor der übereilten Anlage elektrischer Förder- und Walzenzugmaschinen warnt. Er behauptet, daß selbst bei einer Neuanlage in vielen Fällen eine derartige, dampfangetriebene Maschine mit angehängter Rateau-Anlage den Vorzug verdiene. Es erfordere z.B. eine Walzenzugmaschine 500 PS am Walzgut gemessen; zu deren Erzeugung seien bei Dampfantrieb nötig 10000 kg Dampf, die als Abdampf in einer Niederdruckturbine 850 PS/elektr. zu leisten vermögen. Dagegen brauche eine derartige elektrisch angetriebene Walzenstraße mindestens 6000 kg Dampf; mit 4000 kg aber seien in einer Hochdruckturbine höchstens 590 PS/elektr. zu erzeugen. Der Nutzen betrage also 260 PS/elektr. Auch sei eine solche Dezentralisation häufig von Vorteil, da man nicht so vollkommen von der elektrischen Zentrale beim Betriebe des Walzwerks abhänge. Von besonderem Interesse sind ferner noch Mitteilungen über eine etwas anders geartete Verwendung der Abdampf-Akkumulatoren. Auf mehreren französischen Zechen, wie den Mines de Drocourt und Mines de Maries im Becken des Pas de Calais, und den Mines de Houssu in Belgien, dienen sie nämlich zum Vakuumausgleich bei Zentral-Kondensationen und damit natürlich zur Entlastung des Kondensators. Die wiedergegebenen Diagramme der Druckschwankungen in dem Kondensator auf den Mines de Maries lassen das deutlich erkennen: dort ist nämlich die Anlage so gestaltet, daß der Abdampf sowohl durch den Akkumulator als auch bei geöffnetem Umführungsventil unmittelbar in den Kondensator geführt werden kann. Es wechselte nun die Höhe des Vakuums: 1. bei ganz geöffnetem Umführungsventil etwa zwischen 76 v. H. und 87 v. H. und war im Mittel ∾ 83 v. H., 2. wenn das Ventil 30 v. H. geschlossen war, etwa zwischen 80 v. H. und 88 v. H., Mittel ∾ 86 v.H., 3. wenn das Ventil 62 v. H. geschlossen war, etwa zwischen 82 v. H. und 88 v. H., Mittel ∾ 86 v. H. 4. wenn das Ventil ganz geschlossen war, etwa zwischen 85 v. H. und 87 v. H., Mittel ∾ 86 v. H. Die Kondensation kann natürlich in einem solchen Falle erheblich kleiner gehalten werden; allerdings kommen dafür ja die Anlagekosten des Akkumulators neu hinzu. F. Mbg. Untergestelle. Das von den American Locomotive Works gebaute neue Drehgestell für Straßen- und Vorortbahnwagen besteht aus schweren schmiedeeisernen Seitenrahmen, in deren Mitten -eiserne Querträger durch Stahlgußstücke angebaut sind. Die letzteren ergeben eine sehr kräftige Verbindung und gestatten zugleich Oesen zum Aufhängen der Bremshebel und Lager für die Gleitflächen anzugießen, während hierfür bisher zahlreiche kleine Teile besonders angenietet werden mußten. Der Drehzapfen ist auf einer Wiege mittels doppelter Blattfederbündel gelagert. Die Seitenrahmen ruhen unter Zwischenschaltung von je zwei doppelten Spiralfedern auf Ausgleichshebeln, die sich wiederum auf die in den Rahmen geführten Achsbüchsen stützen. Der Zusammenbau der Teile ist äußerst sorgfältig vorgenommen; sämtliche Löcher sind mit Reibahlen aufgerieben und die Bolzen mit Konus eingepaßt. Die -Eisen sind in den Gußstücken zwischen Arbeitsleisten so gelagert, daß jede seitliche Beanspruchung der Befestigungsschrauben sorgfältig vermieden ist. Die Bremsteile sind möglichst kräftig ausgeführtem große Lagerflächen zu erhalten, die überdies gehärtet sind. Das Drehgestell hat bei etwa 2 m Radstand 3,2 m Länge, wiegt 3,2 t ohne Motoren und Radsätze, mit den letzteren 4,75 t und ist imstande, auf dem Drehzapfen eine Höchstlast von 13,5 t zu tragen. Ein anderes für Güterwagen bestimmtes Drehgestell ist besonders mit Rücksicht auf große Haltbarkeit, möglichste Einfachheit und Verringerung der der Abnutzung unterworfenen Teile gebaut. Auch hier sind die Seitenlahmen mit den Querträgern durch Gußteile verbunden. Der Drehzapfen ist jedoch nur senkrecht beweglich und sein Querträger ruht an beiden Enden auf je vier Spiralfedern. Die Achsbüchsen sind fest in dem Rahmen gelagert. Bei denselben Längenabmessungen wiegt dieses Drehgestell ohne Motoren und Radsätze nur 2,2 und mit den letzteren 3,25 t. [Street Railway Journal 1907, II, S. 683–685.] Pr. Gewinnung von Phosphor im elektrischen Ofen. Früher wurde Phosphor gewonnen, indem man phosphorsauren Kalk mit Schwefelsäure aufschloß und durch Glühen mit Kohlenpulver in Tonretorten reduzierte, wobei der Phosphor abdestilliert und unter Wasser aufgefangen wird. Dieses Verfahren hat allerlei Uebelstände, unter andern, daß nur ein Teil des Phosphatgehaltes ausgenutzt und die Retorte stark angegriffen wird. Die Ausbeute kann verbessert werden, wenn man statt Schwefelsäure Kieselsäure zugibt und den Kalk in Silikat überführt; dazu gehört aber eine sehr hohe Temperatur. Hier bietet der elektrische Ofen ein bequemes Mittel, die Mischung von phosphorsaurem Kalk, Sand und Kohle auf Weißglut zu erhitzen. Bei 1150° beginnt der Phosphor abzudestillieren; gegen Schluß wird die Hitze bis auf 1400–1500° gesteigert. Man erhitzt im gasdicht verschlossenen Ofen teils mit dem Lichtbogen, teils, indem man die Beschickung als Widerstand durch einen sehr starken elektrischen Strom zum Glühen bringt. Der Ofen arbeitet ununterbrochen, durch eine Schnecke wird oben neue Mischung zugeführt; das geschmolzene Kalksilikat wird von Zeit zu Zeit durch ein Zapfloch abgelassen. Durch ein seitliches Abzugrohr treten Phosphordampf und Kohlenoxyd unter Wasser aus. Readman nahm (1889) auf dieses Verfahren ein Patent, ihm folgten Harding (1898), Gibbs, Irvine (1901), Parker (1902), Duncan (1903) und Landis 1907. Der letztere vermeidet den Nachteil, daß die Wände des Ofens Phosphor verschlucken, dadurch, daß er den Ofen mit Kohlenplatten auskleidet, welche gleichzeitig als die eine Elektrode dienen. Weitaus der meiste Phosphor wird heutzutage im elektrischen Ofen gewonnen. Man schätzt die Gesamterzeugung auf 1000-3000 t im Jahr. Die Fabrik von Albright & Wilson zu Wednesfieed (Oldbury) in England soll jährlich 500 t Phosphor herstellen; andere große Fabriken befinden sich in Lyon, in Griesheim und Frankfurt am Main, ferner in Schweden. 1897 bauten Albright & Wilson eine Anlage für 300 PS am Niagarafall, in der sechs Oefen von 50 PS aufgestellt sind. Jeder Ofen kann täglich 75 kg Phosphor, alle sechs Oefen also 450 kg liefern. Indessen richtet sich der Betrieb nach der Nachfrage. Außer dieser Anlage, die von der Oldbury-Electrochemical Co. betrieben wird, ist neuerdings eine große Phosphorfabrik in Yorkhaven (Pa.) errichtet worden, die bis zu 500 kg täglich leisten soll. Hauptabnehmer des Phosphors ist die Zündholzindustrie, an deren Spitze in Amerika die Diamond-match Co. seht. Trotz des raschen Aufblühens der einheimischen Phosphorfabrikation werden doch noch jährlich gegen 15000 kg Phosphor aus Europa eingeführt. [Electrochemical and Metallurgical Industry 1907, S. 407–409.] A. Die Entwicklung der Wasserkraftanlagen am Oberlauf des Missouri. Die Ausnutzung der Wasserkraft des Missouri-Stromes an seinem Oberlauf ist vor etwa 20 Jahren von der Helena Light, Water and Power Company zum ersten Mal in Angriff genommen worden; das Kraftwerk dieser Gesellschaft, das mit Hilfe eines hölzernen Stauwerkes bei Canon Creek mit Kraftwasser gespeist wurde und ursprünglich vier Maschinengruppen von je 750 KW Leistung enthielt, lieferte bereits damals Hochspannungsstrom von 10000 Volt an das 29 km entfernte Werk der American Smelting and Refining Company in Helena. Es ist kurz darauf von der Missouri River Power Company durch Erhöhung des Dammes auf ein Nutzgefälle von etwa 9 m ausgebaut und durch weitere sechs Maschineneinheiten von je 750 KW Leistung ergänzt worden, so daß es heute außer der oben erwähnten Anlage den gesamten Strombedarf der Stadt Helena sowie denjenigen der 128 km entfernten Stadt Butte durch eine Fernleitung von 60000 Volt Spannung zu versorgen vermag. Neuerdings ist dieses Kraftwerk von der Helena Power Transmission Company übernommen worden, welche den Bau eines weiteren Wasserkraftwerkes, unmittelbar unterhalb der alten Anlage ins Leben gerufen hat. Das neue Werk wird durch einen auf der ganzen Länge als Ueberfallwehr ausgebildeten, etwa 190 m langen und 21 m hohen Staudamm mit Kraftwasser versorgt, der bis auf die Gründungen ganz aus Eisenkonstruktion, Trägergesperren mit übergelegten Blechtafeln, ausgeführt und insbesondere dadurch bemerkenswert ist, daß er mit einem beträchtlichem Teil seiner Länge auf einer wasserführenden Geröllschicht von unbekannter Tiefe aufgesetzt ist. Das Kraftwerk hat im ersten Ausbau vier Maschineneinheiten von je 2800 KW Leistung und eine entsprechende Transformatorenanlage erhalten, und gibt Strom von 70000 Volt Spannung an ein Hauptverteilwerk in East Helena ab, von dem aus durch Fernleitungen bis zu 160 km Länge die Orte Helena, Butte und Anaconda gespeist werden. In Butte ist außerdem zur Aushilfe eine Dampfkraftanlage erbaut worden, die gleichzeitig Umformwerk für diesen Ort bildet und vorläufig mit zwei Westinghouse-Parsons-Turbodyndamos von je 2000 KW ausgerüstet worden ist. Die Anlage dieser Wasserkraftwerke hat für die hochentwickelte Berg- und Hüttenindustrie des Staates Montana große wirtschaftlische Vorteile im Gefolge gehabt, da die Gesellschaft die Jahrespferdestärke für 220 M. abgibt, während die Erzeugungskosten dieser Leistung in Dampfanlagen wegen der Unzugänglichkeit des Gebietes auf etwa 525 M. beziffert werden müßten. Für die Weiterentwicklung der Wasserkraftverwertung am Missouri hat die Helena Power Transmission Co. eine Tochtergesellschaft, die United Missouri Company, gegründet, die unterhalb des von dem neuen Damm geschaffenen Hauser-Sees ein weiteres Kraftwerk für 50 000 PS Leistung errichten soll. (Bushnell) [Engineering News 1907, II. S. 507–509 und The Engineering and Mining Journal 1907, II, S. 1209–1212.] H.