Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 215 |
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Neuere Pumpen und Kompressoren.
Von Prof. Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 106 d. Bd.)
Neuere Pumpen und Kompressoren.
Die Firma R. Wolf in Magdeburg-Buckau, die
frühzeitig die große Bedeutung der Zentrifugalpumpen zur Förderung von Flüssigkeiten
aller Art erkannte und schon seit langen Jahren den Bau solcher Pumpen aufgenommen
hat, bringt dieselben als Niederdruck-, Mitteldruck- und als
Hochdruck-Zentrifugalpumpen, letztere für Förderhöhen bis zu 80 m und darüber hinaus
in den Handel.
Textabbildung Bd. 323, S. 215
Fig. 59.Niederdruck-Zentrifugalpumpe von Wolf.
Fig. 59 zeigt eine Niederdruck-Zentrifugalpumpe –
sogenannte Heberpumpe – mit zwei Saugrohren von je 650
mm und einem Druckrohr von 850 mm Durchrn., die – je nach der Umlaufzahl – 60–90
cbm/Min. auf Höhen von 0,5–4 m fördert. Da bei diesen fast ausschließlich saugend
wirkenden Pumpen nur der Höhenunterschied zwischen Unter- und Oberwasserspiegel als
Förderhöhe in Frage kommt, kann die Aufstellung derselben unabhängig von der
Oertlichkeit und den jeweiligen Wasserverhältnissen erfolgen. Durch das heberartig
nach unten geführte Druckrohr (s. Fig. 61), das
unter dem niedrigsten Außenwasserspiegel mündet, ist dafür gesorgt, daß die
Förderhöhe der Pumpe stets dem jeweiligen Höhenunterschiede zwischen beiden
Wasserspiegeln entspricht.
Textabbildung Bd. 323, S. 215
Fig. 60.Laufrad zur Niederdruck-Zentrifugalpumpe Fig. 59.
Das nach allen Seiten gut abgedichtete, in Fig. 60
dargestellte Laufrad der Pumpe hat sechs rückwärts gekrümmte Schaufeln, die je aus
drei Kreisbogen von verschiedenem Halbmesser gebildet sind; es ist mittels kräftiger
Keile auf der aus Siemens-Martin-Stahl gefertigten,
beiderseits in reichlich bemessenen Führungsbüchsen gelagerten Welle befestigt.
Außerhalb des Gehäuses läuft die Welle in Ringschmierlagern, die mit dem ersteren
auf gemeinsamer
Grundplatte stehen. Die Saugstutzen sind gleichzeitig als Deckel ausgebildet und
erhalten noch besondere Reinigungsklappen, durch welche das Innere der Pumpe bequem
zugänglich wird.
Derartige Pumpen werden für Wassermengen bis 40 cbm/Min. mit einem Saugrohr, für solche bis 120 cbm/Min. und mehr mit zwei Saugrohren
ausgeführt.
Textabbildung Bd. 323, S. 216
Fig. 61.Erweiterungsbau des Maschinenpumpwerkes am Saalhorn.
Fig. 61 zeigt die Aufstellung einer von einer Wolfschen Lokomobile angetriebenen
Heber-Zentrifugalpumpe der vorgenannten Größe in dem Erweiterungsbau des
Maschinenpumpwerkes am Saalhorn für den Aken-Rosenburger Deichverband.
Mitteldruck-Zentrifugalpumpen werden in 11 verschiedenen Größen für Fördermengen von
0,1–12 cbm/Min. gebaut und eignen sich besonders für Förderhöhen von 1 bis 10 bezw.
15 m.
Textabbildung Bd. 323, S. 216
Fig. 62.Mitteldruck-Zentrifugalpumpe.
Das Gehäuse dieser Pumpen ist, wie Fig. 62 erkennen
läßt, mit einem seitlichen Deckel versehen und dadurch das Innere der Pumpe leicht
zugänglich. Zufolge doppelseitigen Einlaufes ist das Schaufelrad in achsialer
Richtung entlastet.
Fig. 63 zeigt die Konstruktion einer
Hochdruck-Zentrifugalpumpe mit einseitigem Einlauf von
50 mm Rohrweite für Lieferung von 100 bis 200 l/Min, auf Gesamtförderhöhen von
10 bis 30 m. Das Gehäuse ist auch hier mit einem seitlichen Deckel versehen, an dem
sich der Saugstutzen befindet.
Textabbildung Bd. 323, S. 216
Fig. 63.Hochdruck-Zentrifugalpumpe mit einseitigem Einlauf von
Wolf.
Außerhalb des Gehäuses läuft die Radwelle in Ringschmierlagern, deren Böcke (Fig. 64) mit dem ersteren auf gemeinsamer Grundplatte
montiert sind.
Durch Anordnung einer Vakuumkammer an der hinteren Seite des Laufrades wird der
Seitenschub aufgehoben. (Bei Pumpen mit nach unten gekrümmtem Saugstutzen ist die
Welle noch mit einem Stützlager versehen.) Eine Hochdruck – Zentrifugalpumpe mit zweiseitigem Einlauf von 150 mm Rohrweite für
Leistungen von 1450 bis 2950 l/Min, auf Förderhöhen von 10 bis 30 m ist in Fig. 65 dargestellt Die mit seitlich angeschraubten
Ringschmierlagern ausgerüstete Pumpe kann für Riemenantrieb oder für direkten
Antrieb mittels Elektromotors usw. benutzt werden.
Für Fördermengen bis zu 22 cbm/Min. auf Höhen bis zu 80 m und darüber werden von der
Firma R. Wolf mehrstufige Zentrifugalpumpen mit
wagerechter und senkrechter Wellenanordnung gebaut. Die aus Stahlguß oder Bronze
gefertigten Laufräder dieser Pumpen sind paarweise angeordnet, so daß sich die von
der Flüssigkeitsbewegung im Innern der Pumpe herrührenden achsialen Drücke nahezu
aufheben; außerdem sind Stützlager an beiden Enden der Pumpenwelle angeordnet.
Um Druck- und Wasserverluste zu vermeiden, sind die Pumpengehäuse mit leicht
auswechselbaren Dichtungsringen versehen.
Fig. 66 und 67 zeigen
solche Hochdruck-Zentrifugalpumpen mit liegender und stehender Wellenanordnung.
Letztere, bei der Abteufung von Schächten oder zu ähnlichen Zwecken benutzte Pumpen,
besitzen ein nach oben verlängertes Gehäuse mit Anschlußflansch für den darauf
montierten Antriebsmotor. Die Aufhängung der Pumpe samt Motor geschieht zumeist
durch eine Seilrolle im oberen Querhaupt eines eisernen Rahmens, in den die ersteren
eingebaut sind.
Für die günstige Wirkung einer Zentrifugalpumpe ist es von wesentlicher Bedeutung,
die beim Austritt aus dem Laufrade verbleibende, zumeist noch sehr erhebliche
absolute Geschwindigkeit der Flüssigkeit in den Leitvorrichtungen möglichst
vollkommen in Druck umzusetzen. Hierzu dient bekanntlich ein in Richtung des Umfanges allmählich
erweitertes Spiralrohr bezw. in neuerer Zeit ein aus einzelnen Kanälen (Schaufeln)
bestehendes Leitrad.
Textabbildung Bd. 323, S. 217
Fig. 64.Lagerbock mit Ringschmierlager zur Hochdruck-Zentrifugalpumpe
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 323, S. 217
Fig. 65.Hochdruck-Zentrifugalpumpe mit zweiseitigem Einlauf von
Wolf.
Textabbildung Bd. 323, S. 217
Fig. 66.Mehrstufige Zentrifugalpumpe mit liegender Welle.
Nach den von Dipl.-Ingenieur W. Grun angestellten
theoretischen Untersuchungen über „die Wirkung von Leitvorrichtungen bei
Zentrifugalpumpen und Gebläsen“Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1907, S. 543. D. p. J.
1907, S. 415. läßt sich ein günstiger Wirkungsgrad der
Zentrifugalpumpen aber auch in einem glatten, also schaufellosen Diffuser
erreichen, dessen Wandungen tief in den Sammelraum für das Wasser hineinragen, so
daß die radialen Abmessungen der Pumpe auf das geringste zulässige Maß beschränkt
werden. Der Diffuserraum selbst erhält eine solche radiale Ausdehnung, daß nur eine
verhältnismäßig geringe Austrittsgeschwindigkeit aus dem Diffuser verbleibt. Auf die
Anordnung eines Spiralrohres kann daher verzichtet werden. Die beiden
Diffuserwandungen umschließen gleichzeitig auch das Laufrad, so daß hohe
Wassergeschwindigkeiten nur innerhalb dieser beiden Wandungen auftreten und somit
auch bei unreinem Wasser Deckel und Gehäuse keine nennenswerte Abnutzung
erfahren.
Um für beliebig große Förderhöhen ein einziges, mit hohem Nutzeffekt arbeitendes
Laufrad verwenden zu können, schlägt J. Novák vor, die
Zentrifugalpumpen mit lose auf der Nabe des Laufrades gelagerten und dasselbe
einhüllenden Scheiben zu versehen, die über den Rand des Laufrades verlängert sind
und daselbst einen rotierenden mehrteiligen Diffuser bilden.Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen 1907,
S. 364 und D. p. J. 1907, S. 751.
Textabbildung Bd. 323, S. 218
Fig. 67.Mehrstufige Zentrifugalpumpe mit stehender Welle.
Fig. 68 zeigt die bei einer Zentrifugalpumpe zu
treffende Anordnung des Diffuseurs.
Textabbildung Bd. 323, S. 218
Fig. 68.Diffuseur (Patent Novák) einer mehrstufigen
Zentrifugalpumpe.
Bei einer von der Maschinenfabrik R. Meyer in Mühlheim
a. d. Ruhr gebauten Zentrifugalpumpe mit zweiseitigem Einlauf und einem Laufrad von
148 mm Durchm. sitzt lose auf der Nabe des letzteren der tellerförmig ausgebildete,
rotierende Diffuser von 206 mm äußerem Durchm., an den sich noch ein fester
Diffuserring von 270 mm Durchm. anschließt. Der äußere Rand des rotierenden
Diffusers ist mit einer Verstärkung versehen, in welche ein Schraubenbolzen
eingreift, um die Unterschiede zwischen einem festen und einem rotierenden Diffuser
feststellen zu können. Versuche, die Fischinger an
dieser Pumpe mit rotierendem Diffuser im Auftrage der Erbauerin derselben anstellte,
haben gezeigt, daß das Patent Novák eine große
Bedeutung nicht nur für den Bau von Zentrifugalpumpen, sondern auch für den Bau von
Gebläsen und Kompressoren haben muß.Zeitschrift
für das gesamte Turbinenwesen 1907, S. 401 und D. p. J. 1907, S.
823.
(Fortsetzung folgt.)