Titel: | Ein Pelton-Rad zum Antrieb eines Förderhaspels. |
Autor: | Scheuer |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 257 |
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Ein Pelton-Rad zum Antrieb eines
Förderhaspels.
Von Dipl.-Ing. Scheuer, Assistent an der
Techn. Hochschule München.
Ein Pelton-Rad zum Antrieb eines Förderhaspels.
Der hohe Wirkungsgrad, der äußerst einfache Zusammenbau und die große
Betriebssicherheit des Pelton-Rades hat eine immer
häufigere und vielseitigere Anwendung dieser Kraftmaschine im Gefolge gehabt. Es
werden nunmehr mit Erfolg Anordnungen gebaut, von denen man früher zurückschreckte,
z.B. Pelton-Räder mit senkrechter Achse, die direkt
gekuppelt mit Zentrifugen in Zuckerfabriken immer mehr sich einbürgern.
Textabbildung Bd. 323, S. 257
Fig. 1.
Trotz dieser Ausdehnung des Anwendungsbereiches dürfte eine weniger bekannte nicht
uninteressante Anordnung die hier zu schildernde sein, die ein Pelton-Rad als Antriebsmotor eines Förderhaspels zeigt.
Aus Fig. 1 und 2 ist
die Gesamtanordnung zu überblicken.
Der Haspel zieht Wagen von etwa 1000 kg Nutztest auf einer Bahn von 1 : 40 Steigung
und etwa 200 m Länge mit einer Geschwindigkeit von 2 m i. d. Sekunde. In der
Stunde sind 180 bis 200 Wagen zu fördern.
Der Antrieb des Haspels erfolgt mittels Stirn- und Pfeilräderübertragung bei einer
Uebersetzung von 1 : 19 von der Pelton-Radwelle aus.
Auf dieser Welle sitzt ein Pelton-Rad von 690 mm
Durchm., das je nach der Größe der Last durch eine oder zwei Düsen beaufschlagt
wird. Für die Leerfahrt dient ein auf gleicher Welle sitzendes Pelton-Rad von 330 mm Durchm., das in entgegengesetzter
Richtung umläuft und wegen der erwünschten größeren Geschwindigkeit der Leerfahrt
kleineren Durchmesser besitzt. Dieses Rad wird nur von einer Düse beaufschlagt. Die
Beaufschlagung erfolgt mit Wasser von 15 at Druck. Der Bedienungsmechanismus zeigt,
trotz hydraulischer Betätigung, ziemlich das bei Fördermaschinen gewohnte Bild: Ein
Steuerungshebel für Vorwärtsfahrt, einer für Rückfahrt, einer für Bremsung und ein
Teufenzeiger. Außerdem ist für die Bremsung noch eigens ein Fußhebel vorgesehen, der
unabhängig von der hydraulischen Bremsung benutzt werden kann.
Textabbildung Bd. 323, S. 258
Fig. 2.
Zu der hydraulischen Steuerung selbst ist zu bemerken, daß die Pelton-Räder von Nadeldüsen beaufschlagt werden, das
sind konusförmige Düsen, in denen die Regulierorgane, die Nadeln, verschiebbar sind
und entsprechende Düsenöffnung freigeben. Die Nadelspindel trägt auf ihrer
rückseitigen Verlängerung einen Kolben, der durch Druckwasser verschoben wird. Das
Druckwasser wird einfach der Zuleitung zur Düse entnommen. Aus Fig. 3
ist die ebenso einfache wie eigenartige Steuerung des Kolbens ersichtlich. Ein Hahn
mit zwei Steuerungsrillen verbindet eine Kolbenseite mit dem Druckwasserzulauf, die
andere Kolbenseite mit einem Ablaufrohr, so daß dadurch die Reguliernadel mehr aus
der Düsenöffnung heraus oder hineingeschoben wird, also die Düse geöffnet oder
geschlossen wird. Die Betätigung der Steuerungshähne geschieht von der Welle der
Bedienungshebel aus durch einstellbare Zugstangen und Hebel Das noch ersichtliche
dritte Gehäuse enthält keinen Steuerungshahn, sondern ein Sicherheitsventil mit
außenliegender Belastungsfeder. In gleicher Weise, wie die Druckkolben der Düsen,
wird auch der Druckkolben für die hydraulische Bremsung mittels Steuerungshahn,
einstellbare Zugstange und Bedienungshebel betätigt.
Textabbildung Bd. 323, S. 259
Fig. 3.
Daß eine derartige Anlage auch wirtschaftlich erfolgreich ist, nimmt nicht wunder,
wenn man an den hohen Nutzeffekt der Pelton-Räder denkt
und daran, daß in Bergwerken das Druckwasser leicht dem Zufluß zum Saugsumpf
entnommen werden kann, also kostenlos zur Verfügung steht, oder mit geringen Kosten
von der Wasserhaltungsmaschine geliefert wird.
Ein fachmännisches Gutachten über den in einer Steinkohlengrube arbeitenden
Förderhaspel erwähnt, daß während der zehnjährigen Betriebszeit Störungen nicht
vorkamen und der Haspel auch für Personenförderung konzessioniert wurde, gewiß ein
gutes Zeugnis für seine Betriebssicherheit. Das gleiche Gutachten bemerkt, daß
Wasser für eine mit Schlagwettern und Kohlenstaub behaftete Steinkohlengrube
neben Druckluft das beste Kraftübertragungsmittel ist, da Dampfmaschinen wegen der
Belästigung durch Dampf und Wärme möglichst nur in der Nähe einziehender Schächte
verwendet werden und Gas und Elektrizität wegen der Möglichkeit einer Entzündung von
Schlagwettern auf gefährlichen Gruben unter Tag gern vermieden werden. Endlich wird
noch darauf hingewiesen, daß Pelton-Räder auch für
Grubenventilatoren als Antriebsmotoren sich sehr bewährt haben.
Eine zu ganz anderem Zwecke und ebenfalls ganz eigenartig ausgeführte Anwendung eines
Pelton-Rades zeigt Fig.
4, das keiner weiteren Erläuterung bedarf.
Textabbildung Bd. 323, S. 259
Fig. 4.
Beide technisch und wirtschaftlich interessante und erfolgreiche Ausführungen stammen
von der Maschinen- und Armaturenfabrik vorm. Breuer
& Co., Höchst a. M.