Titel: | Neuere Pumpen und Kompressoren. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 281 |
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Neuere Pumpen und Kompressoren.
Von Prof. Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 269 d. Bd.)
Neuere Pumpen und Kompressoren.
Die Sächsische Maschinenfabrik vorm. Rich. Hartmann
A.-G.,Chemnitz, die seit Jahren den Bau von Großpumpmaschinen betreibt und
wesentlich zur Vervollkommnung derselben beigetragen hat, bringt neuerdings eine
schnellaufende Kolbenpumpe auf den Markt, die mit Rücksicht auf ihre hohe normale
und noch bedeutend steigerungsfähige Hubzahl, ihre gedrängte Bauart und die zur
Verwendung gekommenen, sehr einfachen, betriebssicheren und leicht auswechselbaren
Ventile sich vorzüglich für elektrisch angetriebene Wasserhaltungs- oder
Wasserwerksmaschinen eignet.
Fig. 86 zeigt die äußere Ansicht einer solchen
doppeltwirkenden Pumpe von 220 mm Plungerdurchmesser und 360 mm Hub, die normal – bei 150
Uml./Min. – 3,9 und maximal – bei 220 Uml./Min. – 5,7 cbm auf Höhen bis etwa 80 m
fördert.
Die Befestigung der Ventile – Bauart und Wirkungsweise derselben sind weiter unten
ausführlicher behandelt – im Pumpengehäuse erfolgt derart, daß Druck- und
Saugventile nach Lösen der Windhauben ohne weiteres herausgezogen werden können. Mit
Rücksicht auf den mäßigen Druck gegen den die Pumpe arbeitet, ist von der Anordnung
einer Zwischenstopfbüchse abgesehen worden. Die Schmierung der Plungerlaufbüchse und
des Kurbelzapfens erfolgt durch Schmierpumpen. Die Wellenlager sind als
Ringschmierlager ausgebildet. Zur Versorgung der Windhauben mit Preßluft ist ein
Kompressor vorgesehen.
Je nach Fördermenge, Druckhöhe und Betriebsverhältnissen werden die Pumpen einfach-
oder doppeltwirkend oder als Differentialpumpen gebaut. Die doppeltwirkenden Pumpen
für Förderhöhen über 80 m werden mit Zwischenstopfbüchse und seitlich hängend
angeordneten Saugventilen ausgeführt, so daß diese aus der Pumpe entfernt werden
können, ohne daß vorher der Plunger und die Druckventile aus derselben herausgezogen
werden müssen. Auch werden Doppelplungerpumpen mit außenliegenden Stopfbüchsen und
Umführungsgestänge gebaut.
Bei den Kolbenpumpen für mittlere und kleinere Leistungen ist in den letzten Jahren
eine erhebliche Steigerung der Umlaufzahl gelungen. Es gibt hierfür brauchbare
Pumpenkonstruktionen, bei denen die Umlaufzahl bis auf etwa 150 bezw. 200 i. d. Min.
gesteigert werden kann. Bei den Maschinen für die Förderung großer Wassermengen – Pumpen für Wasserversorgung und Wasserhaltung –
kann, nachdem die auf die gesteuerten Ventile gesetzten Hoffnungen sich nicht
verwirklicht haben, in den letzten 20 Jahren kein wesentlicher Fortschritt in
der vorerwähnten Richtung verzeichnet werden. Zur Zeit ist das altbekannte Ventil
mit mehreren konzentrischen Ringen, die durch eine zentrale Schraubenfeder, eine
Rohrgummifeder oder dergleichen und einen schweren gitterförmigen Aufsatz mit
Führungshülse belastet und geführt werden, das für Wasserwerks- und
Wasserhaltungsmaschinen fast ausschließlich verwendete. Das Gewicht der bewegten
Ventilmassen kann bei einer solchen Maschine insgesamt bis zu 1000 kg und mehr
betragen. Die Ventile nutzen sich infolgedessen stark ab, müssen häufig
nachgeschliffen werden und sind ihrer bedeutenden Gewichte und Abmessungen wegen
schwer zu handhaben. Die Pumpen mit derartigen Ventilen werden sehr massig, ihre
normale Umlaufzahl ist niedrig und kann im Bedarfsfalle nur unerheblich gesteigert
werden.
Es ist nun der Sächsischen Maschinenfabrik vorm. Rich.
Hartmann, A.-G., in Chemnitz gelungen, ein Steuerorgan für Pumpen zu
schaffen, das alle Vorzüge der vorhandenen Schnellpumpenventile besitzt und auch für
beliebig große Leistungen und Förderhöhen ausgeführt werden kann. Dieses Ventil ist
nur aus Elementen zusammengesetzt, die sich seit Jahrzehnten im Pumpenbau bewährt
haben; es besteht aus dem Ventilsitz mit konzentrisch
angeordneten Ringschlitzen, den Ventilringen mit oder
ohne Lederdichtung, metallenen Schraubenfedern von
kräftigem Querschnitt und beliebiger Windungslänge, endlich aus einer zylindrischen Ventilführung.
Textabbildung Bd. 323, S. 282
Fig. 86.Schnellaufende Kolbenpumpe der Sächsischen
Maschinenfabrik.
Fig. 87 zeigt ein solches Ventil für die in Fig. 86 dargestellte Pumpe, und zwar die Einzelteile
desselben für sich und im zusammengebauten Zustande.
Die bewegten Ventilmassen sind, wie dies insbesondere auch das zu einer stehenden und
doppeltwirkenden Pumpmaschine von 310 mm Pumpendurchm. und 1000 mm Hub des
Wasserwerkes Leipzig-Naunhof gehörige Ventil (Fig. 88) erkennen
läßt, auf das geringste Maß vermindert, so daß sich das in seiner Schlußlage nur
mäßig durch die Federn belastete Ventil schnell und leicht öffnet.
Textabbildung Bd. 323, S. 283
Fig. 87.Ventil und Einzelteile für Schnelläufen de Kolbenpumpen der
Sächsischen Maschinenfabrik.
Textabbildung Bd. 323, S. 283
Fig. 88.Ventil für doppeltwirkende Pumpmaschinen der Sächsischen
Maschinenfabrik.
Die Drücke der Belastungsfedern steigern sich hierbei stetig
und bewirken elastischen raschen und geräuschlosen Ventilschluß – Vorzüge, die eine
beträchtliche Erhöhung der Hubzahl der Pumpen gegenüber solchen mit
gewöhnlichen Ventilen zulassen.
Die Belastungsfedern sind mit dem einen Ende an einem den oberen Abschluß des Ventils
bildenden, gitterförmig durchbrochenen Deckel m (Fig. 88) befestigt und liegen mit dem anderen Ende
frei auf den aus Bronze gefertigten Ventilringen a, b
und c. Da sie nicht über diese vorragen, kann das
Wasser die weiten Ringschlitze des Gitterdeckels ohne Ablenkung und Widerstand
durchströmen. Die Federn lassen sich beliebig lang wählen, und ihre Beanspruchung
kann daher auch bei größerer Durchbiegung so niedrig gehalten werden, daß die Gefahr
ihres Bruches oder Erschlaffens wie bei jeder gewöhnlichen Schraubenfeder sich
sicher vermeiden läßt. Die Art der Federanordnung in Verbindung mit dem geringen
Gewicht der Ventilringe gestattet, diese Ventile mit hohem Hub arbeiten zu lassen
und die Ringschlitze sehr weit auszuführen. Hierdurch wird der Ventilwiderstand
verringert, der Wirkungsgrad der Pumpen damit erhöht und das Verstopfen der Ventile
durch grobe Verunreinigungen erschwert. Ferner erhält das Ventil selbst bei großen
Fördermengen nur wenige Ringe, und der abzudichtende Ventilumfang fällt kurz
aus.
Jeder Ventilring wird durch die Federn an mindestens drei Punkten gleichmäßig gegen
den Sitz gedrückt. Hierdurch wird, neben vollkommen dichtem Schluß der Ringe noch
erreicht, daß diese nicht ecken, sondern reibungsfrei in ihren Führungen gleiten und
sich parallel zum Sitze bewegen, beides auch dann, wenn das Ventil nicht mit
senkrechter, sondern etwa mit wagerechter Achse angeordnet ist. Denn die kleinen,
durch das geringe Gewicht der Ventilringe auf den Führungen hervorgerufenen
Reibungswiderstände kommen gegenüber den großen, gleichmäßig verteilt an jedem Ringe
angreifenden Drücken, die sich als Wasser-, Feder- und Trägheitskräfte das
Gleichgewicht halten, nicht in Betracht. Die Bauhöhe der Ventile ist sehr gering und
ermöglicht eine gedrängte Bauart der Pumpen – ein Umstand, der für das gute Saugen
und ruhige Arbeiten derselben von Wichtigkeit ist.
Bei dem naheliegenden Vergleich zwischen Pumpen mit gesteuerten und solchen mit
Ventilen der vorliegenden Bauart wird die Ueberlegenheit der letzteren noch dadurch
besonders augenfällig, daß das Gewicht ihrer beweglichen Masse zuzüglich des in der
Schlußlage darauf lastenden Federdruckes nur etwa ein Drittel desjenigen eines
normal gesteuerten Ventils beträgt, gleiche Leistungen vorausgesetzt.
Dieser sehr wesentliche Vorzug gestattet in Verbindung mit der viel gedrängteren
Bauart der Pumpen eine erhebliche Steigerung der Saughöhe und zugleich der
angängigen Hubzahl derselben gegenüber den Pumpen mit gesteuerten Ventilen.
Neuerdings hat die Sächsische Maschinenfabrik Ventile
der neuen Bauart für die Stadt Magdeburg in Auftrag erhalten, die bei einer der
dortigen Kanalisationspumpen die gesteuerten Klappen versuchsweise ersetzen sollen.
Diese Pumpen haben 335 mm Kolbendurchmesser, 1100 mm Hub und werden maximal mit 60
Uml./Min. betrieben. Da es bei den Kanalisationspumpen mit Rücksicht auf die groben
Verunreinigungen sehr auf weite Querschnitte ankommt, werden diese Ventile je nur
mit einem einzigen Ringe von 450 mm mittleren Durchm. und 120 mm Spaltweite
ausgeführt. Jedes Ventil wird durch drei Blattfedern mit einem rechteckigen
Querschnitt von 80 × 9 mm belastet und soll sich im Betriebe 60 mm heben. Die
Ventile brauchen im Gegensatz zu den Klappen nicht mit Leder armiert zu werden, um
dauernd dicht zu halten, da sie sich im Betriebe – auch bei sehr unreinem Wasser –
dicht schleifen.In neuerer Zeit
erhalten diese Ventile noch besondere
Hubbegrenzungsvorrichtungen.
Textabbildung Bd. 323, S. 284
Fig. 90.Pumpenventil mit Gummifedern von Gebr. Körting A.-G.
Die aus Fig. 89 ersichtliche, auf Grund vieljähriger
Erfahrungen und sorgfältiger Versuche konstruierte doppeltwirkende Plungerpumpe der
Gebr. Körting A.-G. in Körtingsdorf bei Hannover
ist in der Hauptsache für die Zwecke städtischer Wasserwerke hergestellt, für
welche größte Dauerhaftigkeit und absolut sicherer Betrieb Grundbedingungen sind.
Der Pumpenkörper ist auf einem für beide Pumpenseiten gemeinsamen, als Untersatz
ausgebildeten Saugwindkessel aufgebaut und in allen Teilen reichlich groß
bemessen.
Saug- und Druckventile sind senkrecht übereinander angeordnet, so daß eine günstige
Wasserführung erreicht wird. Die Saugventile liegen unmittelbar zwischen Plunger und
Saugwasserspiegel wodurch die bei jedem Hub zu beschleunigende Wassermenge sehr
klein und selbst bei hohen Umlaufzahlen ein Abreißen der Wassersäule beim Ansaugen
vermieden wird.
Textabbildung Bd. 323, S. 284
Fig. 89.Doppeltwirkende Plungerpumpe von Gebr. Körting A.-G.
Zur Führung des Plungers dient eine für beide Pumpenseiten gemeinsame, von außen
nachziehbare Stopfbüchse. Ueber den Druckventilen sind geräumige Windhauben
angebracht. Saug- und Druckräume sind durch Umlaufventile miteinander verbunden.
Die zum Be- und Entlüften sowie zum Füllen und Entleeren der Pumpe erforderlichen
Armaturen und Vorrichtungen befinden sich sämtlich auf der einen Seite des
Pumpenkörpers; sie können alle von einem Standorte aus leicht gehandhabt bezw.
beobachtet werden.
Die Bauart der zumeist aus Rotguß gefertigten, durch Gummifedern belasteten Saug- und
Druckventile läßt Fig. 90 erkennen; ihre
Durchgangsquerschnitte sind so gewählt, daß die mittlere Wassergeschwindigkeit bei
der größten zulässigen Fördermenge bei größeren Pumpen 0,8, bei kleineren Pumpen 1,2
m/Sek. nicht übersteigt. Die Befestigung der Ventilsitze erfolgt durch hakenförmig
ausgebildete Enden von Schrauben, deren andere aus dem Pumpenkörper herausragende
Enden je mit einem Gewinde versehen sind, über welches eine auch während des
Betriebes stellbare geschlossene Bronzemutter greift.
Der Pumpenkörper ist mit einer Kreuzkopfgleitbahn, die mit dem Hauptlager der
Kurbelwelle zu einem Gußstück vereinigt ist, verschraubt; letzteres liegt bei
größeren Pumpen in seiner ganzen Länge auf dem Fundament auf, während die
Geradführung der kleineren Pumpen einen untergesetzten Fuß erhält.
Die Schalen des Kurbelwellenlagers sind bei kleineren Pumpen aus Bronze, diejenigen
der größeren Pumpenmodelle aus Gußeisen gefertigt und mit Weißmetall ausgegossen.
Plungerstange, Kreuzkopfzapfen, Schubstange sowie die mit Stirnkurbel versehene
Kurbelwelle werden aus Stahl hergestellt. Die Kurbelwelle läuft noch in einem
Außenlager, zwischen welches und dem Hauptlager beim Riemenbetrieb die
Antriebscheibe aufgebracht ist. Bei direkter Kupplung der Pumpe mit einer
Gasmaschine wird die Kurbelwelle der letzteren mit einer Stirnkurbel für den
Pumpenantrieb versehen; in diesem Falle dient das Hauptlager der Pumpe gleichzeitig
als Stützlager für das Schwungrad der Gasmaschine. Zur Schmierung finden genau
einstellbare selbsttätige Tropföler Verwendung. Für das Ablaufen des
gebrauchten, in Rinnen aufgefangenen Oeles und etwa angesammeltes Tropfwasser ist
durch Anbringen mehrerer Hähne und Ablaufröhrchen Sorge getragen.
Die Pumpen werden für Leistungen von 15 bis 600 cbm/Std. und für manometrische
Förderhöhen bis zu 180 m Wassersäule gebaut.
(Fortsetzung folgt.)