Titel: | Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 323, Jahrgang 1908, S. 632 |
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Glasschmelz-Wannenöfen und das neue
Siemens-Wannensystem und ihr Betrieb.
Von Ingenieur Hans Schnurpfeil.
(Fortsetzung von S. 589 d. Bd.)
Glasschmelz-Wannenöfen und das neue Siemens-Wannensystem und ihr
Betrieb.
Regenerativ- und Rekuperativ-System.
Der Frage, welchem System, dem Regenerativ- oder Rekuperativ-Wannensystem, der Vorzug
zu geben wäre, ist mit Reserve zu begegnen, da alle beide Wannenarten ihren Zweck
erfüllen können. Während Siemens die Verbrennungsluft
durch im Unterbau des Ofens liegende „Kammern“, „Wärmespeicher“
(Regeneratoren) erhitzt, wird die Speiseluft bei Nehse
und anderen Systemen durch Rekuperatoren vorgewärmt, indem die atmosphärische Luft
durch Bestreichen von Kästen, die aus Falzschamotteplatten zusammengesetzt sind, den
verlangten Temperaturgrad annimmt, oder durch Schamotteröhren zieht, die außen von
dem abziehenden Flammenprodukt, der „Abhitze“ bespült werden. Letzteres
System mit konstantem Flammeneintritt und Abzug ist überall dort von Vorteil, wo man
ungeschultes Personal um sich hat. Ein weiterer Vorzug ist die Vereinfachung der
ganzen Konstruktion, mithin auch Verbilligung der Anlage, sowie daß die stets
gleichmäßige Flammenrichtung eine gleiche Temperatur im Ofen hervorruft und auf die
Lebensdauer einer solchen Wanne günstig einwirkt. – Das Regenerativsystem mit seinem
Wechselarrangement gilt in bezug auf Temperaturentwicklung als heißgehendster Ofen,
wie auch bei keinem anderen System die Ausnutzung der Abhitze in solch hochgradigem
Maße stattfindet. Die alternierenden Flammenrichtungen der Regenerativwannenöfen
dagegen rufen nicht selten ungleiche Temperaturen im Ofen hervor, so daß das Glas
beim Abzug oft rauh und rampig wird, weil es zuerst überhitzt wird, nachher beim
Umwechseln der Register aber eine Abkühlung erleidet. Beim Flammeneintritt im Ofen
entfaltet sich immer eine höhere Temperatur als beim Abzug und ist es daher
erklärlich, daß durch das Wechselarrangement ungleiche Hitzegrade im Wannenraum
resultieren; ferner erfordert das Regenerativsystem infolge der wechselnden Flammen
zuverlässigeres Bedienungspersonal, weil mit dem Falschwechseln des Gases und der
Luft diese und jene Uebel leichteren und schwereren Charakters verknüpft sind.
Alte Siemenswanne. Die „alte Siemens-Wanne“, das in der Glasindustrie verbreitetste System, hat
eine wenig komplizierte Konstruktion. Die „Kammern“, „Regeneratoren“
liegen in Längsrichtung unter den Brennern und kann das Wannensouterrain in der
Weise hergerichtet werden, daß jene von allen Seiten bequem zugänglich sind und die
Operationen beim „Reinigen“, „Ausspritzen“ und auch „Aussetzen“
der Kammern erleichtern. Die Länge der Regeneratoren wählt man nicht unter 4,15 m,
doch richtet sie sich mehr oder weniger nach der Brennerausdehnung. Die Breite ist
bei Gaskammern gewöhnlich 1,15 m, bei Luftgeneratoren 1,40 m. Aus diesen
Wärmespeichern treten bei Luft je drei oder fünf, bei Gas je zwei oder vier
schräge Züge hervor, die in ebensoviel Vertikalschächte münden. Ein Knie brechend,
verzweigen sich letztere in gleich viele Horizontalkanäle. Die Luft strömt aus drei
Mündungen, das Gas aus zwei Brennern heraus und gelangen Luft und Gas bei ihrer
Verbindung erst im Wannenraum zur Verbrennung, die intensiv befördert wird, da die
Luft die Gasströme von den Seiten und von der Mitte innig fassen kann. Den etwa 7 m
breiten Wannenraum bespülend, zieht das Flammenprodukt auf der anderen Brennerseite
ab und gelangt unter weitester Abgabe seiner Eigenwärme an das
Regeneratorengitterstein werk zum Kamin. Durch Umwechselung der Apparate, die in
Zeitabständen von je ½ Stunde geschieht, findet das Flammenspiel in umgekehrter
Richtung statt.
Der Form nach bildet das Wannenbassin eine rechteckige Fläche, die auf den
Breitseiten von den „Brennern“, bezw. „Füchsen“, hinten geschweift von
der Rückwand, in der die beiden „Einleglöcher“ liegen, und vorn stark
ausgebraucht, von der Arbeitsseite begrenzt wird. Die Länge des Wannenraumes beträgt
etwa 6,50 m und sein Fassungsvermögen je nach Größe des Beckens und Höhe des
Glasstandes 42–50 cbm Glas und darüber. Die „Kappe“, auch „Kuppe“
benannt, liegt ungünstigerweise auf den Brennendeckplatten, die gleichzeitig als
Widerlager dienen. Da bei diesen Wannenarten Hängekappen über dem Schmelzraum nicht
anzubringen sind, sind die „Füchse“, zumal man sie niemals gänzlich oder nur
ungenügend reparieren kann, einer verhältnismäßig kürzeren Lebensdauer unterworfen.
Zu beachten ist, daß die Kammergittersteine nur allerbesten Materials sein sollen,
da gerade bei den „Alten Siemens-Wannen“ zu
finden ist, daß nach einjähriger Kampagne ein gutes Drittel, und zwar die obersten
Steinschichten, in den Regeneratoren vollständig zusammensintern und
zusammenschmelzen. Die Lebenszeit dieser Wannenart ist auf drei und vier Jahre
anzugeben, sofern die Reparaturen sachgemäß ausgeführt werden.
Ist eine solche Wanne ohne Unterschied 1 oder 1½ Jahre gegangen, so sind dringend
einige Ausbesserungen auszuführen. Die Hinterwand bei den „Einleglöchern“ muß
erneuert und die Peripheriesteine müssen ausgewechselt werden. Zu diesem Zwecke
arbeitet man die Wanne so weit, wie erforderlich, leer. Die Kammern werden alle
11–12 Monate erneuert und zwar werden die alten Kammerschlichter entfernt und einer
Prüfung unterzogen. Noch gut erhaltene Steine werden wieder verwandt. Zum
„Aussetzen“ der „Regeneratoren“ sind etwa 6000–7000 Stück
Schamottesteine nötig. Das „Ausbrennen“ sämtlicher Kanäle geschieht alle 12
Wochen, sonst alle 3 Wochen, bei regnerischem Wetter alle 2 Wochen und zwar Sonntags, wo nicht
gearbeitet wird. Das Reinigen der Kammern bewerkstelligt man während des Betriebes
und muß dasselbe alle 6 Wochen vorgenommen werden, um dem Verstopfen durch
Gemengestaub und Flugasche, sowie dem gänzlichen Versetzen zu steuern. Wohl zu
bemerken ist, daß beim Beschicken des Wannenschmelzbassins mittels des Glasgemenges
die Schornsteinschieber stets zu schließen sind, um nicht den Gemengestaub vom
Kaminzuge in den Unterbau, wo er sich festsetzt, fortreißen zu lassen.
Herstellungskosten der „Alten Siemens-Wanne“. Die
Baukosten jeden Systems wechseln beträchtlich. Sie richten sich mehr oder weniger
nach den örtlichen Verhältnissen öden auch nach unsinnigen Ausgaben, die man getrost
ohne Beeinträchtigung des Betriebsganges ersparen kann. Nachstehende Ziffern gelten
als Norm für die Anlage einer Flaschenglaswanne nach dem alten System Siemens zur Produktion von 5 Millionen Flaschen unter
Berücksichtigung von fünf Generatoren:
1.
Erdaushub, etwa 700 cbm, je M. 0,50
M.
350,–
2.
Dinassteine f. d. Kappe, etwa 9000 Stück= 31500 kg., v.
H. kg M. 4,30
„
1354,50
3.
Wannenblöcke, etwa 40 cbm = 74000 kg,v. H. kg, M.
7,25
„
5365,–
4.
Schamottesteine, etwa 22000 Stück I.Qualität = 79000 kg,
v. H. kg M. 3,60
„
2851,20
5.
Schamottesteine, etwa 10000 Stück II.Qualität = 36000
kg, v. H. kg M. 2,40
„
864,–
6.
Kammerschlichter, etwa 6500 Stück =24050 kg, v. H. kg M.
5,10
„
1226,55
7.
Rote Mauerziegel, etwa 60000 Stück,v. H. M. 25,–
„
1500,–
8.
Dinasmörtel, etwa 4000 kg, v. H. kgM. 8,50, M.
34,–
Thonmörtel, etwa 22000 kg, v. H. kgM. 7,50, M.
165,–
Kalkmörtel, etwa 30000 kg, v. H. kgM. 4,50, M,
135,–
„
334,–
9.
Wannenverankerung, 56 alte Eisenbahn-schienen, 4½ m lg.
= 252 lfd. m, à 35 kg= 8820 kg und 1180 kg. Zuganker-eisen, v. H.
kg M. 15,–
„
1500,–
10.
Eisenteile für die Wechselanlage, wieWechseltrommel,
Gastrommel, Luft-klappe, Schornsteinschieber usw., etwa1800 kg, v.
H. kg M. 36,–
„
648,–
11.
Schamottesteine f. d. Wechsel-, Kanal-und
Generatorenanlage, etwa 40000Stück = 144000 kg, v. H. kg M. 2,40
„
3456,–
12.
Eisenteile f. fünf Generatoren, wie Füll-trichter,
Stoßlöcher, Rosten, Rostbalkenusw., etwa 15000 kg, v. H. M.
16,50
„
2475,–
13.
Rüstholz, Bögen, Verschalung, Bretterusw.
„
600,–
14.
Arbeitslöhne für 12 Maurer, 50 Tageà M. 5,–, M.
3000,–
Arbeitslöhne für 24 Handlanger, 50Tage à M. 2,–, M.
2400
„
5400,–
15.
Normalbahnfrachten für etwa 471550 kgfür 10000 kg M.
60,–
„
2829,30
–––––––––––
M.
30753,55
unter günstigen Verhältnissen rund
M.
31000,–
Die „Alte Siemens-Wanne“ mag für Flaschen und
ordinäres Hohlglas unbedingt als die vorteilhafteste angesehen werden, doch wird sie
sich niemals zur Erzeugung feinerer Glasartikel eignen. Von dem technischen
Grundsatze ausgehend, daß dasjenige Glas schöner, reiner, mithin auch heller
ausfällt, welches einen weiteren Weg von dem Schmelzraume bis zum Arbeitsbassin
zurückzulegen hat, ehe es zur Verarbeitung gelangt, hat unbedingt die „Neue Siemens-Wanne“ den Vorzug, ein besseres,
vollkommener geläutertes Glas zu erzielen, was bei der Weißglasfabrikation zu den
Hauptfaktoren zählt.
Neue Siemenswanne im allgemeinen. Die Neue Siemens-Wanne, Wannenofen mit freier Flammenentfaltung,
eignet sich recht vorteilhaft für die Erzeugung von Weißhohlglas und besitzt eine
etwas einfachere Konstruktion, welche infolge der hinten angebrachten Brenner
gestattet, die das Schmelzwannenbassin überspannende Kappe hängend anzuordnen, indem
sie auf als Widerlager dienenden Gußeisenkonstruktionen ruhen, die sich wieder mit
ihren beiden Schenkeln an die entsprechend starken Traversen schmiegen und mittels
Eisenklammern umgürtet werden. Die „Kammern“ dieser Wanne liegen in derselben
Richtung unter dem Wannenbecken, wie die der „Alten Siemens-Wanne“, nur haben die Brenner eine andere Lage erhalten.
Die Länge der Regeneratoren soll nicht übertrieben werden; als praktisches Maß
dienen 4,75 m in der Länge, 2 m als Höhenpunkt und 1,50 m bei Luft, 1,25 m bei Gas
in der Breite, „ausgesetzt“ am besten in einer Höhe von 1,32 m oder 1,36 m je
nach den Kammerschlichterdimensionen. Die Brennerlinien liegen in der Längsrichtung
der Kammern, so daß die Gas- und Luftströme, direkt aus den Regeneratorenstirnseiten
tretend, gleich in die Brennervertikalschächte gelangen und, durch den ziemlich
direkten Weg verursacht, mit ungestüm aus der Brennermündung in den langen und
schmalen Wannenraum vorschießen, um dann an der Arbeitskappen-Haubenrundung, durch
den Essenzug beeinflußt, umzukehren und durch das andere Brennerpaar in die
„Wärmespeicher“ abzuziehen oder umgekehrt, je nachdem die Wechselapparate
gerade gestellt sind.
Je länger eine Wanne ist, desto schöner ist auch das Glas im Arbeitsraume, doch muß
die Länge genau berechnet werden, so daß im Arbeitsraume genügend Arbeitshitze
vorhanden ist, d.h. das Glas muß sich anstandslos gut verarbeiten lassen. Bei der
„Neuen Siemens-Wanne“ empfiehlt es sich, ihr
eine längere Konstruktion zu geben, da die Flamme von selbst genügend nach den
Werkstellen hinjagt. Zur Erzeugung grünen und braunen Glases sollte man diese Wanne
nicht unter 9 m und für halbweißes Glas nicht unter 10 m wählen, während für
Weißglas die Länge dieses Wannenbassins nicht unter 11 m fallen sollte. Als
Breitenmaß wäre das mit 4½ und 5 m zweckentsprechend. Eine Wanne mit
Schiffchenbetrieb kann recht vorteilhaft um etwa ¾ bis 1 m kürzer gehalten sein. Bei
Flaschenwannen mit kontinuierlichem Betriebe ist ein Glasstand von 1 m Höhe
unbedingt das Minimum, ratsamer ist 1,05 m. Ein Glasstand von 80–90 cm wird bis auf
den Boden dünnflüssig und kann die Masse bei der geringsten Unachtsamkeit der
Schürer oder Schmelzer durch den Boden gehen. Für halbweißes Glas ist eine
Glasstandhöhe von 1,10 m bis 1,15 m vorteilhaft, während die Weißglaswannen eine
Glastiefe von mindestens 1,25 bis 1,30 m haben müssen. Eine Tafelglaswanne erfordert
einen noch tieferen Glasstand, von 1,40–1,50 m, um ein helles und reines Glas zu
erzielen. Gibt man einen niedrigeren Glasstand, so muß man, damit die Befürchtung
eines Auslaufens der Wanne nicht besteht, die Bodenkühlung schärfer gehen lassen,
wodurch das am Boden befindliche Glas eine ungenügende Schmelzung und Läuterung
erfährt und „windig“ zur Oberfläche gelangt. Jede Tafelglaswalze, sofern sie
nicht als Ausschußware behandelt werden soll, muß fehlerfrei und blasenlos sein. Nur
wenn man einen hohen Glasstand anführt, kann man zweckentsprechendes Glas
erhalten, und ist strikte darnach zu trachten, soviel als möglich aus dem Bassin zu
arbeiten; man spart nicht nur an Brennstoff, sondern auch die Produktion wird höher
und endlich die Hauptsache, das Glas bleibt rein, weil es stets frischen Zuzug hat,
wodurch keine zu Entglasungen führende Stagnation eintreten kann, da das Glas seine
ursprünglich weiße Farbe beibehält, ohne durch langes Stehen und alte lagernde
Glasmassen dunkelgraugrün zu werden, gegen welche Mißfärbung keine Entfärbung nützt
und kein anderes Mittel existiert, als das Bassin zu entleeren und von neuem reines
Weißglasgemenge einzulegen.
Bei allen Weißglaswannen ist darauf zu achten, daß die Ausarbeitung des Glases recht
gleichmäßig erfolgt, dann bleibt auch das Glas gleichmäßig in der Farbe. Beim
„Schiffchenbetrieb“ muß allgemein der Glasstand ein höherer sein, währen
der „Ringbetrieb“ ein niedrigeres Stehen von etwa 15 bis 20 cm gestattet.
Infolge des Vorteils, daß man in der Lage ist, die Kuppe der „neuen Siemens-Wanne“ auf Eisenkonstruktion zu
stellen, kann man unbedingt eine Lebesdauer derselben von durchaus acht, ja zehn
Jahren erzielen, vorausgesetzt, daß man bei der Aufführung der Kappe, beim
Auftempern, beim Anziehen und Lockern der Anker usw. die größte Umsicht walten läßt.
Denn letztere Faktoren können, wenn man ihnen nicht sachgemäß begegnet, die Kappe
vollständig ruinieren, wie auch das nasse Vermauern derselben, das zu rasche
Auftempern, wodurch die Wasserdämpfe die so wie so schon sehr zum Treiben
veranlagten Dinassteine stark quellen lassen. Lockert man nicht zeitig genug die
Anker, so kann, falls die Traversen, was sie auch sollen, feststehen, eine
Zerquetschung der Dinasköpfe stattfinden, die nach und nach bei der Kontraktion des
Ofens sich abbröckeln und das Glas dadurch „steinig“ und „knotig“
machen. Auch andere schwerwiegende Fehler ziehen üble Folgen nach sich, so z.B.
trägt das zu lose Anziehen der Anker eine Senkung des Kappenfeldes nach sich,
wodurch Fugen entstehen, welche eine liebsame Angriffsfläche der Flamme bilden,
indem die Kappe „tropft“, „thränt“ und die herabfallenden
„Schlieren“ das Glas verunreinigen. Wohl zu raten ist es, die Traversen
nicht zu schwach zu wählen, da durch das sehr starke Treiben einer Wanne ungeheure
Anforderungen an dieselben gestellt werden. Bei einer größeren Wannenkonstruktion
empfiehlt es sich, für die Wannenstirnwand Traversen Normalprofil Nr. 26 zu nehmen,
ebenso für die Wannenseiten, wo sie die Hängekappe zu tragen haben. Hier sind
doppelte Traversen vorsichtshalber anzuwenden, um einem Verziehen derselben, was
keine seltene Erscheinung ist, vorzubeugen, allerdings müssen auch die eisernen
Verbindungstaue entsprechend stark sein, da es schon vorgekommen ist, daß die
Zuganker rissen, oder die Füße der Traversen, sofern sie nicht tief genug
eingelassen oder nur oberflächlich befestigt waren, nachgaben. Die Längszuganker
sollen aus 75 mm, die Querverankerung aus 70 mm, die Verbindungstaue auf der
Arbeitsseite aus 30 mm und der alle Tauenden fassende Vereinigungsring mindestens
aus 50 mm Rundeisen hergestellt sein. Es ist nur dringend zu empfehlen, beim
Anschüren einer neuen Wanne, jeden Schmelzofens überhaupt, dem Ankersystem volle
Aufmerksamkeit zu schenken und sich zu überzeugen, ob die Zuganker zu lose oder zu
straff angezogen sind, indem man mit einem Stück Holz oder desgleichen an die
Eisenzüge schlägt. Einkurzer, dumpf brummender Ton zeigt ein zu straffes Anziehen,
ein schnurrender, federnder Klang sagt deutlich, daß das Ankernetz zu locker
verbunden ist.
Die neuesten Wannen mit freier Flammenentfaltung sind so konstruiert, daß die
Brennermündung über dem Glasspiegel um den Abstand von 30 cm liegt. Man ordnet
die Luft- und Gasströme entweder übereinander oder untereinander an und zwar wählt
man Luft oberhalb, Gas unterhalb, und sind die Ströme durch eine Dinassteinzunge von
20 bis 22 cm getrennt, welche vorn auf 12,5 cm Stärke zugespitzt wird. Ein solches
Brennerarrangement bei genauer Berücksichtigung der Längen- und Höhenmaße ruft eine
intensive, wenig oder gar nicht von Rauchstoffen und Gasen geschwängerte Flamme
hervor, die durch das Mischungsverhältnis gesteigert wird, da die Luft, die sich
oben befindet, infolge ihrer Schwere fällt, Gas, dem Naturgesetze folgend, die
Neigung hat, zu steigen. Aber man ordnet die Züge auch so an, daß das Gas sich oben,
die Luft unten befindet, wodurch man das zu starke Berühren des unreinen Gases mit
dem Glase, besonders bei der Fabrikation feinerer Glassorten, wie Weißglas,
vermeidet. Zieht man letztere Anordnung vor, so kann man ruhig die Flammenlöcher
tiefer legen, so daß die Brennermündung um 22 bis 25 cm über dem Glase steht. Als
Richtmaß der Brennermündungshöhe gilt 40 bis 50 cm, als Norm der
Brennermündungsbreite 100 bis 125 cm. Je niedriger und breiter ein solcher Brenner,
allerdings bis zu einer gewissen Grenze, um so intensiver die Mischung von Luft und
Gas und um so reiner die Flamme. Dieselbe aber gewinnt man wiederum auf Kosten der
„Füchse“, die bei einer solchen Anordnung ungemein zu leiden haben.
Vielfach findet man, daß die Brennerscheidewand zwischen Luft und Gas mit der
Fuchsmündungssohle schon abschließt, wodurch Gas und Luft früher zusammentreffen.
Einen Vorteil bietet diese Flammenstellung keineswegs; zu dem Nachteil, daß die
Brenner ihre Lebensfähigkeit beizeiten verlieren, tritt noch das Uebel erhöhten
Brennstoffaufwandes; denn bekanntlich erzeugt dort die Flamme die höchste
Temperatur, wo die einzelnen Flammenkörper zusammentreffen. Daher ist es
praktischerweise geboten, eine auf beiden Seiten schräg zulaufende „Zunge“ in
die Brennermündung hineinzuwölben, die etwa 75 bis 90 cm vor der
Flammenausströmkante ihr Ende hat. Die Zunge ganz vorzuschieben – 50 cm ginge noch
allenfalls –, wäre wieder unvorteilhaft, da die wagerechte Brennerrichtung eine
größere Schornsteinwirkung ausübt und die Gas- und Luftströme erst eine Spanne
fortgerissen werden, ehe sie in eine intensive Verbrennung eingehen. Die
„Zunge“ soll, weil feuerfester, aus Dinas sein, doch sind Dinassteine
insofern empfindlicher, als zu viel Gemengestaub in die Brennergegend gejagt wird
und während des Betriebes haften bleibt, wodurch Dinas stark leidet. Daher ist ein
Schamotteblockbogen bester Qualität vorzuziehen.
Textabbildung Bd. 323, S. 634
Maßstab 1 : 40.
Nicht nur die verschiedenartigen Flammenführungen wirken auf den Gang der Wannenöfen
ein, sondern auch die verschiedenartig „ausgesetzten“ Gitterwerke der
„Kammern“. Nicht sachgemäßes „Aussetzen“ der
„Regeneratoren“ hat viele Kalamitäten im Ofen oder in der Wanne zur
Folge, Das „Heulen“ in den Oefen, das bekannte „Bullern“ ist in erster
Linie auf eine zu weite Steinsetzung in den Kammern zurückzuführen, wodurch die Luft
ungenügend vorerhitzt in den Schmelzraum tritt. Eine sachgemäße, nicht zu weite
Stein- auf Stein-, also röhrenartige Aussetzung wird niemals die gleich hohe
Temperatur hervorrufen, als wenn man die entstehende Fuge, wie es Siemens macht, durch einen Stein versetzt, so daß die
Ströme einen schlangenförmigen Weg nehmen müssen (vergleiche Pfeilstriche Fig. 2 mit
3).
Diese Anordnung gestattet sowohl eine bessere Reinigung der Gase, da sich durch das
Bestreichen der Steinflächen und Anstoßen an dieselben Flugasche und Ruß
absondern, als auch eine genügendere Absorption der abziehenden Flammenprodukte,
also einen heißeren Kammerngang. Jedoch verstopfen sich nach Fig. 2 ausgesetzte
Kammern sehr leicht und geraten rasch in Verfall, so daß das Gitterwerk bald eine
Neuerung erfahren muß. Auch lassen sich derartig ausgesetzte Kammern viel schwerer
reinigen als Regeneratoren, die kastenähnlich, röhrenmäßig vergittert sind (Fig. 3). Bei
einer zu dicht ausgesetzten Kammer ist das auch der Fall, man hat allerdings eine
reine und heiße Flamme, die man aber auf Kosten der Kammern und des Netzwerkes
gewinnt. Auch bei der „Neuen Siemens-Wanne“
müssen die Regeneratoren alle 6 Wochen ausgespritzt werden, auch hilft man sich mit
dem Einführen von Stahlbürsten und „Ausschießen“, welch letzteres
Verfahren indes nicht anzuraten ist, da die Erschütterung sich in der Betriebsfolge
bemerkbar machen kann. Ferner müssen die Kammersteine auch hier alle 12 Monate
erneuert werden, doch sind sie gewöhnlich lange nicht so stark angegriffen als die
der Regeneratoren bei der alten Siemens-Wanne, weshalb
ein Teil derselben nach dem Putzen noch gut verwendbar ist. Zum Füllen und Aussetzen
der Kammern gebraucht man entweder Ziegel (deutsches Normalformat) in den Maßen von
250 × 120 × 65 mm oder Quadratsteine in den Dimensionen von 250 × 80 × 80 mm, welch
letztere, da sie einen sicheren Aufbau ermöglichen, besonders zu empfehlen sind.
(Fortsetzung folgt.)