Titel: Polytechnische Rundschau.
Autor: H.
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 638
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Eisenbetonbogenbrücke. Nach einem Wettbewerb zwischen Eisenbrücken und Eisenbetonbrücken ist die Pyrimontbrücke über die Rhone als Eisenbetonbrücke mit 212000 Fr. Kostenaufwand ausgeführt worden. Infolge vorteilhafter Konstruktion ist das Bauwerk nicht teurer als eine Hängebrücke, während die Unterhaltungskosten ganz wegfallen. Die Brücke ist zwischen den Widerlagern 186,7 m lang und hat drei Bögen von je 51,5 m Lichtweite und 7,6 m Pfeilhöhe und einen Halbbogen von 24,15 m Lichtweite. Die Kämpferhöhe der drei Pfeiler liegt 22,5 m über Niedrig-Wasser. Jeder Bogen besteht aus zwei 40 cm breiten, im Scheitel 60 cm und im Kämpfer 100 cm hohen Rippen mit einem Achsabstand von 2,30 m. Die Rippen sind bewehrt im Scheitel an der äußeren Laibung durch vier Rundeisen von 30 mm, an der inneren Laibung durch acht Rundeisen von 25 mm Durchm., im Kämpfer an der äußeren Laibung durch acht Rundeisen, an der inneren Laibung durch vier Rundeisen von je 30 mm Durchm. Gelenke sind nicht vorhanden. Die Eiseneinlagen der Bogenrippen greifen vielmehr in die Widerlager ein. Zur Verteilung der Belastung und Verminderung der Beanspruchung und zur Aussteifung gegen Winddruck sind die beiden Bogenrippen im Scheitel an der äußeren Laibung, im Kämpfer an der inneren Laibung durch eine 10 cm starke Eisenbetonplatte entsprechend der Lage der Druckzone verbunden. Zwischen diesen Verbindungsplatten sind die Bögen noch durch mehrere Querbalken ausgesteift. Die Beanspruchung beträgt 34 kg/qcm Druck im Beton und 1046 kg/qcm Zug im Eisen bei einer Nutzlast von 200 kg/qcm und einem 6 t-Wagen. Die Fahrbahn besteht aus einer 10 cm starken Eisenbetonplatte, die durch Längs- und Querbalken ausgesteift ist. Ihre Belastung wird in 2,1 m Abstand von 20 cm breiten und 25 cm dicken Eisenbetonsäulen mit einer Bewehrung von vier Rundeisen mit 18 mm Durchm. auf die beiden Bogenrippen übertragen. Die Fahrbahntafel ist mit einer 20 cm starken Magerbetonschicht abgedeckt. Die Fußgängerstege sind 52 cm weit ausgekragt. An der Einspannstelle ist der Beton dieser Stege 15 cm stark und durch fünf Rundeisen von 8 mm Durchm. bewehrt. Um das Kreuzen zweier Wagen zu ermöglichen, ist die Fahrbahntafel an zwei Stellen über den Pfeilern von 3,74 m auf 4,5 m, zwischen den Geländern gemessen, erweitert. (Hoeter.) [Beton u. Eisen 1908 S. 167 ff. und Zement u. Beton 1908, S. 321 ff.] Dr.-Ing. P. Weiske. Betondichtungsmittel Aquabar. Aquabar ist ein gelatineartiger Stoff, der in 30 bis 40 facher Wassermenge aufgelöst zum Anmachen von Zement an Stelle reinen Wassers verwendet wird. Durch einen aquabarhaltigen Mörtelputz wurde der durchlässige Trinkwasserkanal von Philadelphia, der unter dem Delaware durchgeführt ist, mit Erfolg gedichtet. Versuche von Meade hatten sehr günstige Ergebnisse. Betonmörtel mit Aquabar angemacht zeigten nach 24 stündigem Liegen im Wasser eine Wasseraufnahme von 1,1 v. H., ohne dasselbe eine solche von 9,4 v. H. Mit Aquabar hergestellte Betongefäße schwammen noch nach sechs Wochen auf dem Wasser, ohne Dichtungsmittel hergestellt sanken sie schon nach zwei Minuten infolge Wasseraufnahme. Die Festigkeit nimmt durch den Aquabarzusatz etwas ab. Druckversuche von Meade mit Würfeln aus 1 T. Zement und 3 T. Sand zeigen einen Festigkeitsabfall von rd. 5 v. H. Die Zugversuche von Seger und Cramer in Berlin mit 20 Probekörpern aus 1 T. Zement und 3 T. Normalsand ergaben bei Verwendung einer Aquabarlösung 1 : 30 einen Abfall von sogar 13 v. H. Da die geringere Zugfestigkeit bei Einlagen von Eisenstäben wenig Bedeutung hat und der Abfall der Druckfestigkeit sehr gering ist, so scheint Aquabar ein in der Praxis brauchbares Dichtungsmittel zu sein, weil die Herstellung des Betons sich nicht ändert. Nach Meade ist die Aquabarlösung auf die in den Beton eingebetteten Eisenstäbe ohne Einfluß. [Zement und Beton 1908, S. 346 ff. mit Ergänzungen von 1907, S. 454 ff.] Dr.-Ing. P. Weiske. Gebirgslokomotiven. Zahlreiche amerikanische Eisenbahngesellschaften benutzen für Gebirgslinien mit großen Steigungen und scharfen Kurven Lokomotiven Patent Shay der Lima-Lokomotivwerke. Das sind schwere Lokomotiven mit großer Zugkraft, mit mehreren Drehgestellen, so daß die Achsenlast klein ist und sich diese Lokomotiven auch für leichte Schienen eignen. Sie werden in 16 Größen von 13–150 t Dienstgewicht gebaut. Einige Lokomotiven für Kohlentransport der südamerikanischen Bahnen haben sogar 180 t Gewicht. Dabei ist aber das Gewicht des Tenders mitgerechnet, da dessen Räder auch als Treibräder dienen. Die großen Lokomotiven haben vier Drehgestelle, eines unter der Rauchkammer, eines unter dem Führerstand und zwei unter dem Tender. Auf der rechten Seite der Feuerbüchse befindet sich eine Dreizylindermaschine mit Einfachexpansion und senkrechter Zylinderanordnung. Die Achsen der Lokomotive und des Tenders werden durch Kegelradübersetzung angetrieben. Bei den großen Lokomotiven beträgt der Achsdruck des vorderen Drehgestelles 23 t, der des hinteren 33 t, die Achsen des Tenders sind mit je 17 t belastet, kleinster Kurvenradius ist dabei 70 m. Die Lokomotive kann in der Ebene 6000 t Zuggewicht befördern, auf Steigungen 1 : 100 1740 t, bei 1 : 50950 t, bei 1 : 25540 t und bei 1 : 16 noch 260 t. Die Hauptabmessungen einer solchen Lokomotive sind: Zylinderdurchm. 430 mm, Hub 460 mm, Treibraddurchm. 1450 mm, Dampfspannung Hat, Heizfläche 239 qm, Rostfläche 4,5 qm, Zugkraft 25000 kg. [The Engineer 1908, S. 624.] W. Trockenelemente zur Zündung bei Gasmotoren. Dr. J. W. Brown führt die schnelle Erschöpfung von Trockenelementen, die zur elektrischen Zündung bei Gasmotoren dienen, auf unzweckmäßige Zündung zurück. Zur Zündung braucht der Strom der Batterie nur 0,005 Sek. lang in der Primärspule des Induktoriums zu wirken und ein einziger Funke des Induktoriums genügt zur Explosion; dann entspricht die Belastung der Batterie einer dauernden Entnahme von etwa 0,05 Amp. Statt dessen wird durch fehlerhafte Kontaktvorrichtungen der Stromkreis oft 0,01 bis 0,05 Sek. lang geschlossen und 4–10 oder 15 Funken für jede Explosion erzeugt, so daß die Belastung der Batterie einer stetigen Stromstärke von 0,3–0,6 Amp. gleichkommt. In manchen Fällen wurden sogar, wenn der Unterbrecher des Funkeninduktors nicht richtig eingestellt war, 0,5 bis über 3 Amp. entnommen. Verhindert man durch eine zweckmäßige Zündvorrichtung diese Verschwendung und benutzt man mehrere nebeneinander geschaltete Batterien von geeigneter Form und Größe, so liefern Trockenelemente elektrische Energie so wohlfeil und zuverlässig wie nur irgend eine andere Stromquelle. Im Anschluß hieran war die Mitteilung von Burgess bemerkenswert, daß in den Vereinigten Staaten jetzt jährlich 30–50 Millionen Trockenelemente gebraucht werden. [Electrochemical and metallurgical Industrie 1908, 6, S. 239 und 240.] A. Ueber die Spannungsverteilung in der Umgebung einer halbkreisförmigen Kerbe und einer viertelkreisförmigen Hohlkehle. In Weiterführung seiner Studie über Querschnittsverschwächungen durch Bohrungen und Bläschen (s. D. p. J. S. 287 d. Bd.) untersucht Verfasser die angeführten Einzelfälle der Kerbe und Hohlkehle. Das Hauptergebnis ist: Die Spannungserhöhung durch eine halbkreisförmige Kerbe beträgt im Berührungspunkte der an den Kerbenrand parallel zur Zugrichtung gelegten Tangente 100 v. H., die Achsialspannung verdoppelt sich in diesem Punkte. Der theoretischen Entwicklung der Spannungsverteilung folgen gut übereinstimmende Versuche mit Glaskörpern in ihren Werten und im Bruchverlauf. [Oesterreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 1908, Heft 29.] E. N. Elektrochemische Patente in Amerika. Wie A. B. Marvin auf der Jahresversammlung der American Electrochemical Society zu Albany 1908 mitteilte, werden gegenwärtig in den Vereinigten Staaten etwa 280 Patente jährlich auf elektrochemische Erfindungen erteilt. Die Zahl der auf Elemente erteilten Patente erreichte einen höchsten Wert 1890 und einen zweiten Gipfelpunkt 1900 bis 1902; der letztere wurde durch Eisen-Nickel-Sammler verursacht. Auf elektrische Oefen werden jährlich etwa 42 Patente erteilt. Das Patentwesen zeigt in den Vereinigten Staaten manche Mängel: Die Beamten des Patentamtes sind zu gering an Zahl, daher überbürdet und doch schlecht bezahlt. Der Patentschutz ist ungenügend. [Electrochemical and metallurgical Industrie 1908, 6, S. 235.] A. Titan in Gußeisen. Nach Kühne aluminothermisch hergestelltes reines Titan (D. R. P. 179403) wurde dem Gußeisen in Gehalten von 0,25, 0,50 und 1,0 v. H. pulverförmig in der Pfanne zugesetzt, die Stäbe 600 mm lang bei 50 mm Durchm. stehend gegossen und zu Normalstäben von 20 mm abgedreht, in der Annahme, so Probestäbe ohne Härteerscheinungen und Gußspannungen zu erhalten. Aus den nachstehenden Versuchsergebnissen folgt, daß durch den Titanzusatz die Zugfestigkeit unter Verminderung der Dehnbarkeit (d.h. Zunahme des Elastizitätsmoduls) erhöht wird, und zwar am meisten bei 0,25 v. H. Titan. Das Arbeitsvermögen (die von der Schaulinie umschriebene Fläche) ist ebenfalls erhöht und zwar wächst es mit dem Titanzusatz stetig. Verfasser hält deshalb das Eisen mit 1 v. H. Titan für das Höchstwertigste. (Von besonderem Interesse wären Schlagbiegeversuche gewesen. Die Redaktion.) [Stahl und Eisen 1908, S. 696.] Fk. Mate-rial Titan-zusatz Elastizitätsmodul für die übergeschriebenenSpannungen in kg/qcm Zugfestigkeit Arbeitsvermögen Nr. v. H. 159,2 318,3 477,5 636,6 795,8 955,0 δBkg/qcm Verhältnis-zahl \frac{\mbox{mkg}}{\mbox{ccm}} Verhältnis-zahlen 0    0 703500 574000 504000 414000 346500 300000 1230 100 0,046 100 ¼   0,25 790000 707000 653500 561000 535000 465500 1660 135 0,056    108,7 ½   0,50 698000 664000 653000 530000 469500 397500 1410 115 0,053    115,2 1 1,0 682000 586500 472500 411000 403000 311500 1340 109 0,066    143,5 Die Ausnutzung der Wasserkräfte in Bayern und in Baden. Die Gesamtleistung der nutzbaren Wasserkräfte in Bayern wird in der gegen Ende des Jahres 1907 im Auftrage des Kgl. Bayer. Staatsministeriums des Innern von der Kgl. obersten Baubehörde herausgegebenen Denkschrift auf 400000 PS geschätzt, wovon 100000 PS bereits ausgenutzt sind. Diesen Zahlen, welche natürlich nur ganz angenähert ermittelt sind, ist ein Wirkungsgrad der Wasserkraftmaschinen von 75 v. H. zugrunde gelegt. Von den für die Verwertung der verbleibenden 300000 PS vorliegenden Plänen sind neben dem der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft, Berlin, nach welchem in Oberfranken drei Talsperren zum Betrieb von Elektrizitätswerken errichtet werden sollen, die Ausnutzung des Lech-Flusses zu erwähnen, der 21300 PS zum Betrieb der Bahnlinie von Garmisch–Partenkirchen zur Landesgrenze bei Scharnitz liefern soll, sowie die Ausnutzung der Saalach, zur Gewinnung von 5000 PS für den Betrieb der Bahn von Salzburg nach Reichenhall. Weit umfangreicher als diese sind die schon längere Zeit bekannten Pläne der badischen Anilin- und Sodafabriken und das sogen. Walchensee-Projekt. Der erstgenannte Plan geht auf die Ausnutzung der Alz und der Saalach in einem Kraftwerk bei Burghausen aus, das bei 60000 PS Leistung hauptsächlich für die Herstellung von Kalkstickstoff bestimmt sein wird. Was den Walchensee-Plan anbelangt, der im wesentlichen auf die Verwertung des 200 m betragenden Gefälles zwischen dem Walchensee und dem Kochelsee hinausläuft, welches mit Hilfe eines durch den Kesselberg bei Kochel hindurchgetriebenen Stollens verfügbar gemacht werden kann, so liegt hier eine große Schwierigkeit insofern vor, als die Wassermenge des Walchensees allein zur Erzielung einer großen Leistung nicht ausreicht, sondern aus dem benachbarten Flußgebiet der Isar ergänzt werden muß. Die bis jetzt vorliegenden Pläne von Schmitz, nach dem 20000 PS und von Donat, nach dem 100000 PS gewonnen werden könnten, sind von der Staatsverwaltung nicht genehmigt worden, sondern es ist ein Preisausschreiben erlassen worden, mit drei Preisen von 20000, 15000 und 10000 M. Die Wasserkräfte von Baden werden auf etwa 450000 PS veranschlagt und damit steht Baden, was seinen Reichtum an Wasserkräften betrifft, unter den deutschen Staaten an zweiter Stelle. Für die Errichtung von Elektrizitätswerken kommt in erster Linie das Stromgebiet der Murg in Betracht. Die Pläne für das in Forbach zu errichtende Werk, dessen mittlere Jahresleistung von 20000 PS mit Hilfe von Staubecken zeitweilig auf 85000 PS gesteigert werden könnte, sind von der badischen Eisenbahnverwaltung angekauft worden. Ein noch viel größeres Kraftwerk mit 45000 PS mittlerer und 180000 PS höchster Leistung ist im Stromgebiet der Wutach möglich. Diese beiden Werke sowie ein Hochdruck-Kraftwerk im Stromgebiet der Kinzig oder der Elg im Schwarzwald und ein größeres Rheinkraftwerk unterhalb Basel würden vollkommen genügen, um den gegenwärtigen Energiebedarf der badischen Staatsverwaltung, der 500000 t Kohle jährlich im Werte von 8 Millionen Mark beträgt, zu decken. [Zeitschrift f. d. gesamte Turbinenwesen 1908, S. 319–321.] H.