Titel: Das Entfernen der Asche aus Dampfschiffen.
Autor: Wandesleben
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 674
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Das Entfernen der Asche aus Dampfschiffen. Von Dipl.-Ing. Wandesleben, Danzig. Das Entfernen der Asche aus Dampfschiffen. Um einen unnötigen Ballast zu vermeiden und um im Heizraum Platz zu schaffen, muß die Asche aus den Kesselräumen der Schiffe öfters entfernt werden. Bei kleinen Kesselanlagen, wie bei offenen Beibooten, kleinen Verkehrsdampfern, selbst bei solchen, bei denen die Maschinen- und Kesselanlage in einem geschlossenen Raum untergebracht ist, spielt diese Frage keine große Rolle. Die Asche wird hier einfach vom Personal mit Schaufeln oder aus Eimern, in denen sie gesammelt wurde, über Bord geschüttet. Anders ist es jedoch bei größeren Schiffen. Das Sammeln der Asche in Eimern oder Säcken, das Hinaufschaffen aus den Heizräumen und das Ueberbordwerfen von Deck aus wäre recht umständlich und zeitraubend und auch besonders bei Passagierdampfern unangenehm, da das Deck hierbei beschmutzt wird. Man ist daher gezwungen, schon bei Anlagen mittlerer Größe Einrichtungen zu treffen, die einmal bezwecken, Menschenkraft zu sparen, die andererseits aber auch dahin zielen, zu vermeiden, daß die Asche in die Wohndecks und Wohnräume von Passagieren und Besatzung gerät. Stellenweise hatte man daher früher eine Heißvorrichtung im Schornsteinumbau angebracht und schüttete von da aus die Asche in schräg nach unten gehende Kanäle, die außenbords mündeten. Solche Anlagen haben sich aber nicht bewährt. Textabbildung Bd. 323, S. 673 Fig. 1. Textabbildung Bd. 323, S. 673 Fig. 2. In besonderen, nur diesen Zwecken dienenden, Schächten oder noch besser in den Ventilatorschächten A (s. Fig. 1) werden die Ascheimer bis zur Deckshöhe hochgezogen. Hier befindet sich an geeigneter Stelle, häufig im Ventilatorschacht selber, die Winde, die durch eine Handkurbel angetrieben wird. Der Eimer wird an eine Kette oder an ein Drahtseil gehängt, das zu der Winde führt. In Deckshöhe ist eine Tür B im Schachte, aus der der Eimer dann herausgenommen wird. Von dort wird er nach der Bordwand getragen und in eine Aschschütte, eine Art Trichter, der nach außenbords führt, nach See bezw. im Hafen in einen längsseits liegenden Aschprahm entleert. Derartige Anlagen sind bei mittleren Dampfern fast ausschließlich in Gebrauch. Bei größeren Kesselanlagen würde die Bedienung zu viel Menschenkraft erfordern. Das Hochziehen der Eimer innerhalb des Schachtes wird daher hier von einer Maschine, meist einer Dampfmaschine, besorgt. Wesentlich ist, daß diese einen möglichst geräuschlosen Gang hat, um Passagiere und Besatzung nicht zu sehr zu stören. Derartige Dampfmaschinen werden von vielen Werften usw. als Spezialmaschinen gebaut. Eine solche Aschheißmaschine muß zweckmäßig außer dem oben genannten geräuschlosen Gang noch umsteuerbar und für Handbetrieb umkuppelbar sein, für den Fall, daß die Maschine versagt oder daß keine Dampfkessel im Betriebe sind. Zweckmäßig bringt man auch Vorrichtungen an, die die Maschine bei der höchsten und tiefsten Stelle des Eimers selbsttätig abstoppen, um ein Aufschlagen auf die Flurplatte beim Abwärtsgang und ein Aufstoßen beim Aufwärtsgang gegen die Seilrolle zu vermeiden. Die Norddeutsche Maschinen- und Armaturenfabrik in Bremen fertigt derartige Maschinen an (s. Fig. 2), die als Zwillingsmaschinen gebaut sind. Die Umsteuerung geschieht hier mit Wechselschieber; eine Rückdrehvorrichtung bewirkt in der im Schiffsmaschinenbau bekannten Weise, daß der Eimer in jeder beliebigen Höhenstellung stehen bleibt. Die Hubgeschwindigkeit beträgt bei dieser Maschine 0,5 m/Sek. Textabbildung Bd. 323, S. 674 Fig. 3. In den letzten Jahren bürgerte sich eine Vorrichtung ein, die, nach gänzlich anderen Gesichtspunkten, die Asche mittels eines Wasserstrahles aus dem Schiff entfernt. Derartige „Aschejektoren“ (s. Fig. 3) werden in Deutschland besonders von den Howaldtswerken und von Gebr. Körting als Spezialität hergestellt. Im Heizraum befindet sich ein oben offener Trichter A, an den sich das Auswurfrohr C anschließt, das außenbords oberhalb der Wasserlinie mündet. In dieses Auswurfrohr wird durch das Rohr B von einer Pumpe aus Wasser mit etwa 10 at Druck hineingepreßt. Die Asche wird in die Oeffnung des Trichters geschaufelt, worauf der in das Auswurfrohr führende Wasserstrahl die Asche mitreißt und sie über Bord wirft. Der Apparat hat den wesentlichen Vorteil, daß er jederzeit verwendungsbereit ist und vom Heizer ohne fremde Hilfe bedient werden kann, im Gegensatz zu den oben beschriebenen Aschheißmaschinen, wo zur Bedienung der Maschine usw. mindestens noch eine zweite Person erforderlich ist. Die Aschejektoren sind in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Auch bei der Kriegsmarine wurden sie eingeführt. Bei Schiffen mit Seitenpanzer ist bei der Anlage darauf zu achten, daß das Auswurfrohr den senkrechten Seitenpanzer nicht durchbrechen darf und daher die Rohrführung derart verlegt werden muß, daß das Auswurfrohr möglichst durch den wagerecht verlaufenden Teil des Panzerdecks geht. In Häfen, in denen keine Asche über Bord geworfen werden darf, kann dieser Apparat ebenso gut verwendet werden, indem man unter der Mündung des Auswurfrohres einen Aschprahm festmacht. Da nun das Wasser mit großer Gewalt aus der Oeffnung herausgeschleudert wird, muß erforderlichenfalls ein entsprechend gebogenes Rohr außen angesetzt werden, damit alles in den Prahm geleitet wird. Für den Fall, daß die Aschejektoren beschädigt sind, oder daß im Hafen die Aschprähme nur feste Asche übernehmen, d.h. also nicht mit Wasser gemischt, ist es gut, noch eine Aschheißvorrichtung der anfangs beschriebenen Art in den Ventilatorschächten vorzusehen, die mindestens für Handbetrieb eingerichtet ist. Die beiden bisher beschriebenen Vorrichtungen haben einen Nachteil, der sich besonders auf Passagierdampfern unangenehm bemerkbar macht. Durch das Ueberbordschütten der Asche oberhalb der Wasserlinie werden nämlich einzelne Aschreste durch den Wind an Deck geworfen und machen den Aufenthalt für Passagiere manchmal unerträglich. Es lag daher der Gedanke nahe, eine Vorrichtung zu ersinnen, die die Asche unterhalb der Wasserlinie aus dem Schiff entfernt. Eine solche Vorrichtung, wie sie von M. Brouquière in Salechau (Frankreich) gebaut wird, ist in Fig. 4 schematisch dargestellt. A ist ein Trichter im Heizraum, der durch die senkrecht verschiebbare Tür B verschlossen wird. Der Trichter wird mit Asche angefüllt und darauf die Tür geschlossen. Alsdann leitet man Druckwasser nach A, worauf sich der um ein Scharnier drehbare Schwimmer C öffnet, der bis dahin durch den Druck des Wassers von außenbords geschlossen war, so daß nunmehr die Asche nach unten in See fällt. Größere Schlackenstücke oder dergleichen werden durch den Brecher D zerkleinert, der von oben her mittels Handkurbel oder durch eine kleine Maschine angetrieben wird. Der ganze Apparat ist mittels verschiedener Vorrichtungen derart ausgebildet, daß eine falsche Bedienung ausgeschlossen ist und somit nicht infolge einer Unachtsamkeit des Bedienungspersonales Wasser von außenbords in das Schiff treten kann. Textabbildung Bd. 323, S. 674 Fig. 4. Man ist im Schiffbau, besonders im Handelsschiffbau, ungern geneigt, unter der Wasserlinie Rohrleitungen nach außenbords zu führen, da es klar ist, daß jeder derartige Anschluß eine Gefahrquelle mit sich bringt. Die Technik ist jedoch so weit vorgeschritten, daß man unbedenklich die Außenhaut unter der Wasserlinie durchbrechen kann. Geeignete Konstruktionen lassen sich, wie in diesem Falle, so auch bei ähnlichen Ausführungen, unschwer finden. Vorrichtungen zum Entfernen der Asche nach dieser zuletzt geschilderten Art stellen entschieden eine ideale Lösung der Frage dar.