Titel: Polytechnische Rundschau.
Autor: H.
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 733
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Polytechnische Rundschau. Polytechnische Rundschau. Der Wasserturbinen-Regulator der J. P. Morris Company in Philadelphia. Die J. P. Morris Company hat für die vier 13000 pferdigen und die zwei 500 pferdigen Turbinen im Niagara-Kraftwerk der Electrical Development Company in Ontario, Canada, eine neue, eigenartige Konstruktion von Turbinenregulatoren ausgeführt, welche sich insbesondere durch große Empfindlichkeit und geringen Regulierwiderstand kennzeichnet. Die Turbinen des genannten Kraftwerkes sind alle an senkrechten Wellen etwa 45 m unterhalb der Maschinenhaussohle angeordnet und mit zylindrischen Regulierschiebern versehen, welche zusammen mit dem erforderlichen Gestänge etwa 7000 kg wiegen. Das Heben und Senken dieser Schieber zur Veränderung des Wasserzulaufes zu den Turbinen, sowie die Ueberwindung der beträchtlichen Reibungswiderstände fallen dem Regulierwerk zu, welches somit erheblichen Kraftaufwand zu leisten hat. Um trotzdem mit einen verhältnismäßig kleinen, genügend empfindlichen Regulatur arbeiten zu können, ist zwischen die Turbine und den Regulator ein doppeltes Vorgelege, bestehend aus Druckölzylindern, geschaltet. An der von dem Fliegkraftregulator beeinflußten Hülse, deren Bewegungen durch einen Oelkatarakt gebremst werden, greift ein zweiarmiger Hebel an, dessen freier Arm mit dem ersten, in einer Bohrung von rund 20 mm arbeitenden Steuerkolben b (Fig. 1) verbunden ist. Dieser Kolben ist im Innern eines langen Kolbens c geführt und vermittelt den Eintritt des Drucköles von 17,5 at Pressung in das Innere des Zylinders e. Beim Zunehmen der Turbinengeschwindigkeit wird der Steuerkolben b niedergedrückt und Drucköl durch die Oeffnung d des Kolbens c zum oberen Ende des Zylinders e geleitet. Gleichzeitig wird von der anderen Seite des Zylinders durch die Oeffnungen f und g das Oel abgeführt, so daß der Kolben c niedergehen und die Oeffnung d wieder verschließen kann. Mit der Stange des Kolbens c ist der ebenfalls zylindrische Steuerschieber h des Hauptdruckzylinders so verbunden, daß beim Sinken des Kolbens c Drucköl über dem Kolben eines zweiten Zylinders durch den Kanal i entweichen und der Regulierschieber der Turbine sich unter der Wirkung seines Eigengewichts schließen kann. Um zu verhindern, daß diese Regulierbewegung über den durch die augenblickliche Belastung der Turbine gegebenen Punkt hinaus fortgesetzt wird, ist der Drehpunkt des oben genannten Hebels nicht fest, sondern mit einem Rückführungswerk, bestehend aus einem Arm und einer vom Turbinenschieber beeinflußten Stange so verbunden, daß beim Erreichen der erforderlichen Stellung des Turbinenschiebers der Hebel und mit ihm der Steuerschieber b (Fig. 1) in die Mittellage gebracht, also die Regulierbewegung unterbrochen wird. Mit Hilfe dieses Rückführungswerkes kann man die Stellung des Turbinenschiebers unabhängig vom Regulator verändern, was beim Parallelschalten von Maschinen erforderlich ist. Textabbildung Bd. 323, S. 733 Fig. 1. Textabbildung Bd. 323, S. 733 Fig. 2. Der Regulator selbst zeichnet sich durch Einfachheit sowie durch eine eigenartige Ausbildung der Schwunggewichte aus. Wie Fig. 2 zeigt, sind die Schwungarme mit Hohlräumen a und b versehen, die miteinander durch eine mit Absperrhahn verschließbare Bohrung c in Verbindung stehen. In das Innere dieser Schwunggewichte wird etwas Quecksilber eingeführt, dessen Gewicht derart bemessen ist, daß bei der normalen Umdrehungszahl beide Hohlräume a und b gleichviel Quecksilber enthalten und der Spiegel des Quecksilbers annähernd senkrecht steht. Steigt die Geschwindigkeit der Turbinenwelle auch nur wenig, so wird, weil sogleich Quecksilber in die oberen Räume b übertritt, ein ziemlich kräftiger Ausschlag der Schwunggewichte hervorgerufen, wobei man es durch Drosseln des Verbindungshahnes in der Hand hat, die Schnelligkeit, mit welcher der Regulator allen Aenderungen der Umlaufzahl folgt, zu regeln. Der Regulatur weist ferner wegen der Lagerung der Schwunggewichte auf scharfen Schneiden, sowie insbesondere aus dem Grunde einen aus erst geringen Widerstand auf, weil die Reguliermuffe i, welche durch die Federn belastet ist und von welcher an den Zapfen b die Regulierbewegung abgenommen wird, ständig mitläuft, also niemals auf der Spindel ecken kann. Bei den ausgeführten Anlagen beträgt der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den beiden äußersten Regulatorstellungen nur 505 – 495 = 10 Umdrehungen i. d. Minute, wobei die größere Umdrehungszahl den Leerlauf kennzeichnet. Es unterliegt aber keiner Schwierigkeit, lediglich durch Verändern der Quecksilberfüllungen den Regulator so einzurichten, daß er die höhere Umdrehungszahl bei der größeren Belastung einstellt. (White & Moody.) [American Machinist 1908, II, S. 185 bis 189.] H. Die Verwendung von Abdampfturbinen. Bei einer Anfangsspannung von 1,25 kg/qcm absolut und einer Kondensatorspannung von 0,11 kg/qcm betrug der Dampfverbrauch einer Abdampfturbine von 1000 KW auf Zeche Zollverein unter Anwendung eines Rateau sehen Dampfakkumulators 14,7 kg f. d. Kilowattstunde. Bei einer anderen Anlage mit zwei Generatoren von je 450 KW betrug der Dampfverbrauch bei einer Anfangsspannung von 0,8 kg/qcm und einer Kondensatorspannung von 0,07 kg/qcm 12 kg t d. elektrische Pferdestärke in der Stunde. Es entspricht das einer Energieausnutzung in der Turbine von 72 – 75 v. H. Nach Inbetriebsetzung der ersterwähnten Anlage konnte die Kraftmaschine, welche früher die elektrische Energie von 600 KW erzeugte, stillgesetzt und noch dazu ein Kompressor von 400 KW nebenher betrieben werden. Trotz dieser erhöhten Leistung konnten noch 10000 kg Dampf i. d. Stunde gespart und vier Kessel außer Betrieb gesetzt werden. Im Bergwerksbetrieb sind Abdampfturbinen schon in größerer Zahl aufgestellt worden; wegen der großen Menge Dampf der unterbrochen arbeitenden Fördermaschinen ist ihre Anwendung dort besonders vorteilhaft. Auch in Stahlwerken hat man Abdampfturbinen in Betrieb genommen, so in den Poensgenischen Stahlwerken in Düsseldorf, wo mit 11500 kg stündlicher Abdampfmenge 650 elektrische Pferdestärken bei einem Vakuum von 89 v. H. erzeugt werden. Der Dampfakkumulator besitzt eine Eisenmasse von 120 t. Die Energie der Abdampfturbine wird zum Antrieb von Hilfsmaschinen und zur elektrischen Beleuchtung verwendet und damit eine Ersparnis gegenüber dem früheren Betrieb mit Dampfmaschinen von 40 v. H. erzielt. (Gradenwitz.) [Zeitschrift für das ges. Turbinenwesen, Heft 22 – 25.] M. Nacharbeiten an den Köpfen verlegter Schienen. Die beim elektrischen Betrieb auftretende Riffelbildung bei Fahrschienen (s. D. p. J. 1908, S. 157), sowie die stärkere Beanspruchung der im Straßenpflaster verlegten Gleise der Straßenbahnen beim elektrischen Betriebe, die eine verstärkte Schlagbildung an den Stößen zur Folge hat, machen ein Nacharbeiten der Schienenlaufflächen nötig. Denn falls ein Schlagloch nicht rechtzeitig beseitigt wird, tritt bald eine Beschädigung des Stoßes ein und zwingt zu einer vorzeitigen Auswechslung der Schienen. Das einfachste für derartige Nacharbeiten verwendete Instrument ist der Feilhobel, der am besten mittels einer stetigen Fläche das Loch oder die Löcherreihe zu beseitigen gestattet und gleichzeitig eine Berücksichtigung der richtigen Kopfform der Schienen ermöglicht. Nachteilig bei dieser Arbeitsweise sind die hohen Arbeitslöhne und die geringe erzielbare Arbeitsmenge. Den Maschinen, die früher für diesen Zweck gebaut wurden, liegt meist die falsche Voraussetzung zugrunde, daß die durch Bearbeitung herzustellende Schienenfläche eine Gerade werden muß. Ein Schlagloch an einem Stoße muß aber durch eine längere Einsenkung ersetzt werden, so daß dasselbe mit einer derartigen Maschine nur unvollkommen beseitigt werden kann. Maschinen betriebene Feilhobel sind in bezug hierauf vorteilhafter; sie gestatten jedoch nicht eine Rücksichtnahme auf die Form des Schienenkopfes. Bei den neuesten Maschinen der Werkzeugmaschinenfabrik Ernst Schiess, Düsseldorf, werden Schmirgelscheiben verwendet, die entsprechend der Schienenkopfform profiliert sind und deren Führung beim Schleifen zwangläufig mit Hilfe von einstellbaren Leitschinen erfolgt. Die Leistungsfähigkeit derartiger Maschinen ist sehr hoch; beispielsweise sind von einer Straßenbahnverwaltung 4471 Riffelmeter und 1463 Stöße in 605 Arbeitsstunden verarbeitet worden. Die Bearbeitung eines Stoßes oder eines Riffelmeters hat somit durchschnittlich 6 Minuten erfordert. [Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1908, S. 808 – 809.] Pr. Neue Eisenbahnschwellen. In Baffalo (N.-Y.) ist kürzlich auf einer Probestrecke eine neue Querschwelle aus Beton eingebaut worden. Sie besteht aus zwei 250 mm hohen, 305 mm breiten und 710 mm langen Betonkörpern, die durch Eisen oder Stahlstangen in einem derartigen Abstande voneinander gehalten werden, daß die Schienen auf den Mitten der Betonkörper aufliegen. Zur Befestigung der Schienen dienen in den Beton eingebettete U-förmige, ¾-zöllige Bolzen. Als Vorteile für diese Schwellenform wird angegeben, daß das bei durchgehenden Querschwellen beobachtete Kippen ausgeschlossen ist, daß die Radlast auf die Bettung zu beiden Seiten der Schiene gleichmäßig übertragen wird und nicht wie bei den durchgehenden Schwellen in besonders großem Maße auf der unter den Enden der Schwellen befindlichen Bettung ruht. Ferner kann der Zwischenraum zwischen den Betonblöcken in der Mitte des Gleises mit Schotter ausgefüllt werden, so daß eine seitliche Verschiebung des Gleises unmöglich gemacht ist. Ebenso soll das Wandern der Schienen verhindert sein. Auf der Versuchsstrecke sind die Schwellen mit Geschwindigkeiten bis zu 100 km/std. befahren worden, ohne daß sich eine Abnutzung oder ein Zerdrücken des Betons (Pulverbildung) unter der Schienenauflageflächen gezeigt hat. (Corell.) [Electric Railway Journal 1908, II, S. 285 – 286.] Eine ähnliche Verteilung der Radlast auf die Bettung bewirkt eine kreuzförmige eiserne Schwelle, deren Arme Doppel-T-förmigen Querschnitt mit verbreitertem Fuß besitzen. Mit ihren kürzeren Armen werden diese Schwellen in Richtung der Schienen paarweise nebeneinander unter dem Gleise angebracht und die Schienen auf demselben durch Klemmbacken unter Verwendung von durchgehen-Bolzen befestigt, die gleichzeitig als Spurstangen dienen. Die Klemmbacken können so ausgebildet werden, daß sie die in angemessener Entfernung voneinander befindlichen Enden benachbarter Schwellen umfassen und außerdem so hoch sind, daß sie sich gegen den Schienenkopf anlegen. Hierdurch soll eine Vergrößerung der Schwellenteilung und somit eine Ersparnis an Schwellen ermöglicht werden. Versuchsergebnisse mit diesen Schwellen liegen anscheinend noch nicht vor. (Hazlet u. Haight.) [Electric Railway Journal 1908, II, S. 355] Pr. Entlastungsbogen aus Eisenbeton. Die vordere Bühnenwand der Festhalle in Landau ist durch eine 10,5 m weite Oeffnung unterbrochen. Zur Aufnahme des darüberliegenden 16 m hohen und 0,78 m starken Mauerwerks ist über der Oeffnung ein Eisenbetonbogen gespannt, dessen Kämpfer zur Aufhebung des Horizontalschubes durch einen Eisenbetonbalken verbunden sind. Dieser Balken trägt außerdem noch die Ausmauerung zwischen seiner Oberfläche und der inneren Laibung des Entlastungsbogens. Der Träger ist 13,5 m lang, 1,1 m breit und 0,8 m hoch. Seine Eiseneinlagen sind unten 14 Rundeisen von 28 mm und 10 Rundeisen von 12 mm Durchm., oben 6 Rundeisen von 28 mm und 10 Rundeisen von 12 mm Durchm. Die Enden der unteren Eisen sind teils unter 45° in die Höhe gebogen, teils nach einem Kreisbogen in die Kämpfer des Entlastungsbogens umgebogen, so daß eine feste Verbindung des Bogens mit dem Träger erreicht wird. Der parabelförmige Bogen hat im Lichten 3,43 m Pfeilhöhe und 9,6 m Länge. Der Bogen ist 90 cm breit und im Scheitel 35 cm, im Kämpfer 53 cm stark. Die Ecken am Uebergang des Bogens in den Träger sind ausgerundet. In der Nähe der beiden Laibungen sind je 10 Rundeisen von 12 mm Durchm. eingelegt. Zur Aufnahme der Schubspannungen und zur Verbindung der oberen und unteren Eisen sind außerdem noch im Balken senkrechte und im Bogen radiale Bügel eingelegt. In der hinteren Bühnenwand befindet sich ein ähnlich konstruierter Entlastungsbogen, dessen Horizontalschub nicht durch einen Eisenbetonbalken, sondern durch zwei 25 mm breite und 150 mm hohe Flacheisen aufgenommen wird. Diese Flacheisen sind im Kämpfer des Bogens durch eiserne 50 cm breite und 60 cm hohe Ankerplatten verankert. (Sor.) [Deutsche Bauzeitung 1908, S. 365] Dr.-Ing. P. Weiske. Neue Quetschwalzenkonstruktion. Bei Appretur–, Imprägnier- und Färbemaschinen werden Quetschwalzen gebraucht, die beim Ausquetschen einen elastischen Druck auf das Material ausüben sollen. Man verwendet für diese Zwecke meist Walzen mit Ueberzügen von Filz, Gummi oder ähnlichen weichen Materialien. So hergestellte Walzen haben jedoch den Nachteil, daß sie im Betriebe sich verhältnismäßig rasch abnutzen und daher öfters erneuert werden müssen, was Zeitversäumnis und Kosten mit sich bringt. Walzen mit Ueberzügen von Ebonit, mit denen man Versuche gemacht hat, halten zwar länger aus, sind jedoch weniger nachgiebig und deshalb nicht für alle Fasermaterialien anwendbar. Die vorliegende Neuerung bezweckt, eine Quetschwalze zu schaffen, die an der mit dem Material in Berührung kommenden Fläche genügend fest ist, um der abnutzenden Wirkung des zu behandelnden Materials zu widerstehen, im Innern jedoch eine elastische Zwischenschicht besitzt, die der Walze eine genügende Nachgiebigkeit sichert. Die Herstellung der neuen Walzen geschieht in der Weise, daß auf eine Metallachse nacheinander drei Gummimassen verschiedener Zusammensetzung aufgetragen werden, von denen die an der Welle und die außen liegende Schicht beim nachfolgenden Vulkanisieren erhärten, während die zwischen beiden befindliche Schicht weich und elastisch bleibt. Durch Veränderung der Schichtdicke des weichen Innengummis lassen sich Walzen von verschiedener, dem jeweiligen Zweck angepaßter Nachgiebigkeit herstellen. Wenn die den Walzen zugeschriebenen Eigenschaften zutreffen und den Anforderungen der Praxis standhalten, dürfte ihre Einführung schnell vor sich gehen. Bei sehr empfindlichen Fasermaterialen und gewissen Arbeitsprozessen dürften indes Walzen mit der bisher üblichen weichen Außenhaut nicht entbehrt werden können. Hz. Reines Kaliumchlorat. Im vorigen Jahre behauptete R. Gartenmeister, daß in einigen Fällen Gemische von chlorsaurem Kali mit Schwefel und Zucker sich deshalb von selbst entzündeten, weil das chlorsaure Kali niedere Chlorsauerstoffverbindungen enthielt. Die von ihm angegebene Prüfungsmethode hatte den Erfolg, daß die Fabrikanten von Zündwaren und Sprengstoffen gegen das elektrolytisch gewonnene Kaliumchlorat mißtrauisch wurden. B. Carlson und J. Gelhaar zeigen nun, daß die Gartenmeistersche Probe (das Chlorat soll Jodkaliumstärke in schwefelsaurer Lösung nicht sofort, sondern erst nach einigen Minuten blau färben) nur dann zuverlässig ist, wenn der Schwefelsäurezusatz sehr klein ist; sonst tritt auch bei ganz reinem Chlorat die Blaufärbung sofort auf. Die Verfasser weisen nach, daß das elektrolytisch gewonnene und umkristallisierte Kaliumchlorat des Handels chemisch rein ist. Eine Verunreinigung durch Chlorit und Hypochlorit gäbe sich auch sofort durch den Geruch zu erkennen. Die erwähnten Selbstentzündungen beruhen sicher darauf, daß der Schwefel eine Spur Säure enthielt, die das Chlorat angreift; der dabei freiwerdende Sauerstoff oxydiert weiteren Schwefel zu Schwefelsäure, wobei sich die Masse immer mehr erwärmt und schließlich explodiert. [Chemikerzeitung 1908, Heft 51.] A. Die Wasserkräfte in den Anden. Zu den natürlichen Kraftquellen Südamerikas, welche bis heute nur in sehr geringem Umfange ausgenutzt werden, sind die Wasserläufe im Gebiete der Anden zu zählen, jener großen Gebirgskette, welche sich auf eine Entfernung von etwa 6400 km parallel zur Küste des Stillen Ozeans durch Ecuador, Peru, Bolivia und Chile hinzieht, und deren hydrographische Verhältnisse insofern ganz eigenartig sind, als sie alle Niederschläge von den an ihrem Fuße befindlichen Länderstreifen fernhalten. Insbesondere ist der verhältnismäßig schmale Streifen an der Küste, welcher Peru und einen Teil von Chile umfaßt, als vollständig regenlos zu bezeichnen, weil die von Osten her über das wasserreiche Gebiet des Amazonenstromes und seiner Nebenflüsse hinwegstreichenden Winde ihre gesamte Feuchtigkeit in den obersten Teilen des Gebirges niederschlagen und hier zur Vergrößerung der ausgedehnten Eis- und Schneefelder beitragen. Aus diesen empfangen daher die vielen von den Bergen her kommenden Wasserläufe einen ziemlich unveränderlichen Wasservorrat. Der wasserwirtschaftliche Wert dieser Flüsse liegt aber nicht nur in ihrem unversiegbaren Wasserinhalt, sondern auch in ihrem großen Gefälle, das eine Ausnutzung ihrer Wasserkräfte mit verhältnismäßig geringem Aufwand an Wasserbauten gestattet. Für die Ausnutzung von Wasserkräften kommt in erster Linie der bereits erwähnte Landstreifen in Betracht, welcher sich in wirtschaftlicher und industrieller Hinsicht bereits hoch entwickelt hat, und welcher von vielen Europäern bewohnt ist. Die Quellen der hier in Frage kommenden Wasserläufe liegen allerdings sehr hoch, oft 3600 – 5100 m über dem Meere; sie entspringen nicht selten in größeren Seen, die ebenfalls in großer Höhe liegen und eine sehr günstige Gelegenheit zur Anlage von Staubecken mit allen ihren Vorteilen für die zeitweilige Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Anlagen sowie für die Regelung des Wasserabflusses bei starken Niederschlägen bieten würden, um so mehr, als große Wassermengen auf diesem Abhang der Anden nicht in Betracht kommen. Der größte Teil des Niederschlagsmessers fließt nämlich nach der Ostseite in das Gebiet von Brasilien und Argentinien ab, wo aber vorläufig an eine Ausnutzung nicht viel gedacht werden kann. Immerhin sind aber allein in dem peruanischen Teil der pazifischen Küste, welcher 2400 km lang und nicht ganz 160 km breit ist, schon 50 Wasserläufe, deren Wasserkraft ausgenutzt werden könnte und wovon erst der geringste Teil verwertet ist. Im oberen Teil von Peru sind allerdings fast an jedem größeren Fluß Wasserräder angelegt, welche Zerkleinerungsmaschinen für Erze, Mühlen und dergl. betreiben und welche bei dem vollständigen Mangel an Kohle und anderen Brennstoffen in diesem Gebiete außerordentlich wichtig sind. Elektrische Wasserkraftanlagen gibt es jedoch nur wenige hier, die hervorragendste ist die am Rimac-Fluß, welche die 40 km davon entfernte Hauptstadt Lima und ihre nähere Umgebung mit Strom versorgt, und welche gegenwärtig etwa 13500 PS leistet. Dieses Kraftwerk liefert nebenbei auch den Strom zum Betriebe von 48 km Straßenbahnen. Etwa 22 km nördlich von Lima befindet sich die Stadt Trujino, welche ebenfalls durch ein Wasserkraftwerk am Catalina-Fluß mit Strom gespeist wird. Schließlich sind noch mehrere Bergwerke in den höheren Teilen des Landes zu erwähnen, die mit Wasserkraft betrieben werden. (Enock.) [The Engineer 1908, II, S. 313] M. Wasserkraft-Elektrizitätswerk der Penn Iron Mining Company, Vulcan, Mich. Diese Gesellschaft hat zur Versorgung ihrer beiden Schächte in East Vulcan und West Vulcan bei den Sturgeon-Fällen im Menominee River ein Wasserkraftwerk errichtet, dessen Leistung bei mittlerem Wasserstand etwa 3000 PS beträgt. Der genannte Fluß bildet an der Stelle, wo das Kraftwerk errichtet ist, zwei Arme, von denen der eine durch einen Staudamm mit Ueberfallwehr, der zweite durch einen das Kraftwerk enthaltenden Vorbau abgeschlossen ist. Auf diese Weise werden etwa 7,5 m Gefälle verfügbar gemacht. Die Maschinenanlage, die sich wegen des geringen Gefälles ziemlich umfangreich gestaltet, besteht aus acht Leffel-Turbinen mit wagerechter Welle, welche zu je vier mit einer Drehstromdynamo gekuppelt sind. Die eine dieser Maschinengruppen, die von dem ursprünglichen Ausbau herrührt, liefert 1500 KW bei 180 Umdrehungen i. d. Minute, die zweite, die erst vor kurzem aufgestellt worden ist, ist für 2000 KW bemessen. Die Turbinenanlage ist mit Lombard-Regulatoren ausgerüstet. Der erzeugte Strom wird mit 6600 Volt Spannung nach zwei Umformerwerken in unmittelbarer Nähe der Schächte übertragen, welche die Spannung in drei Transformatoren von je 500 KW für den West-Vulcan-Schacht, und in 3 drei 300 KW-Transformatoren für den East-Vulcan-Schacht auf 2200 Volt vermindern. Auf beiden Schächten ist eine der Fördermaschinen von dem urspünglichen Dampfbetrieb auf elektrischen Betrieb umgeändert worden. Die 200 pferdigen Elektromotoren sind durch Seiltriebe mit der Welle der großen Förderscheibe verbunden, von welcher die Schubstange des Dampfantriebes abgenommen worden ist. Außerdem dient der elektrische Strom zum Betrieb der ganzen Wasserhaltung. Auf dem West-Vulcan-Schacht sind zwei Kreiselpumpen, auf dem East-Vulcan-Schacht eine Kreiselpumpe aufgestellt, welche von 450 pferdigen Elektromotoren mit 1200 Umdrehungen i. d. Minute angetrieben werden und normal 3,4 cbm i. d. Minute bei etwa 390 m Gesamtförderhöhe leisten. Die Pumpen sind achtstufig mit je vier Druckstufen auf jeder Seite des Motors. Auf den beiden Schächten sind endlich Kompressoren aufgestellt, welche ebenfalls mit elektrischem Antrieb versehen sind. Die drei hierzu erforderlichen Elektromotoren haben 450, 450 und 350 PS. Schließlich ist zu erwähnen, daß auch die gesamten Förderanlagen, Zerkleinerungs- und anderen Hilfsmaschinen, sowie die Beleuchtungsanlage elektrisch betrieben wird. In bezug auf die vollkommene Durchführung des elektrischen Antriebes kann daher diese Anlage als mustergültig hingestellt werden. (Orbison und Armstrong.) [The Iron Age 1908, S. 166-170.] H.