Titel: Die gebräuchlichsten Ausführungsformen moderner amerikanischer Lade- und Löschvorrichtungen für Kohlen und Erz.
Autor: K. Drews
Fundstelle: Band 323, Jahrgang 1908, S. 801
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Die gebräuchlichsten Ausführungsformen moderner amerikanischer Lade- und Löschvorrichtungen für Kohlen und Erz. Von Ingenieur K. Drews. (Schluß von S. 793 d. Bd.) Die gebräuchlichsten Ausführungsformen moderner amerikanischer Lade- und Löschvorrichtungen für Kohlen und Erz. Der Hulett-Auslader der Webster Camp and Lane Machine Co. in Akron, Ohio. Bei den vorbeschriebenen Ausladevorrichtungen sind, wenn mit Kübeln gearbeitet wird, etwa sieben Schaufler unter jeder Schiffsluke nötig. Wohl kann diese Zahl bei Verwendung von Selbstgreifern verringert werden; aber da die an Seilen hängenden Greifer nur etwa 80 bis 85 v. H. der Schiffladung selbsttätig fassen, so müssen doch für den Rest der Ladung immer noch eine Anzahl Arbeiter unter Deck mit Schaufeln tätig sein. Für das Erzschaufeln sind aber besonders kräftige und geschickte Leute erforderlich, die für ihre anstrengende Arbeit auch entsprechend bezahlt werden. Der Lohnsatz dürfte 0,50 bis 0,60 M. für 1 t Erz betragen. Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1906 an den oberen Seen etwa 40 Mill. Tonnen Erz ausgeladen wurden, so kommt man dabei zu recht ansehnlichen Summen. Auch ein anderer Umstand fällt für die dortigen Verhältnisse ins Gewicht. Die Schiffahrt auf den Oberen. Seen ist gewöhnlich nur von Mitte April bis Anfang Dezember offen. Für die Hochofenwerke am Südufer des Eriesees müssen reichliche Wintervorräte aufgestapelt werden. Die Erzdampfer müssen daher in jener Zeit so viel Fahrten wie möglich machen; ihre Liegezeit soll gewöhnlich einen Tag nicht überschreiten. Da nun die Anzahl der an einem Schiff arbeitenden Löschvorrichtungen je nach der Zahl der Luken beschränkt ist, so suchte man die Leistungsfähigkeit der Auslademaschinen nicht nur durch Vergrößerung der Arbeitsgeschwindigkeiten, sondern auch durch Vergrößerung des Rauminhaltes der Fördergefäße zu erhöhen. Außerdem ist es erwünscht, daß der Greifer von dem Maschinisten sicher geführt wird; das ist aber nur zu erreichen, wenn der Greifer nicht an Seilen, sondern wie bei StahlwerkskranenD. p. J., S. 197 u. f. d. Bd.  an einem starren Führungsgerüst hängt. Aus den Erwägungen, Verringerung der Zahl der hochentlohnten Schaufler, Vergrößerung der Einzelförderung und selbsthätige Entleerung des Schiffsraumes bis auf wenige Prozente, sind die Hulett-Auslader der Webster Camp and Lane Machine Co. in Akron, Ohio, entstanden. Fig. 19 zeigt das schematische BildStahl und Eisen 1901. eines solchen Erzausladers. Auf einem längs der Kaimauer fahrbaren Portal, das drei Eisenbahngleise überspannt, bewegt sich ein Wagen, der mittels zweier Säulen den Balanzier A trägt. Dieser schwingt um den Zapfen C. Er trägt an dem wasserseitigen Ende den hohlen Mast B, der durch den Gegenlenker D gerade geführt wird. Der Mast ist um seine senkrechte Achse drehbar und trägt unten exzentrisch aufgehängt den Greifer. Es sind mithin folgende Bewegungen möglich: Fahren des ganzen Ausladers, Fahren des Oberwagens senkrecht zur Kaimauer, Wippen des Balanziers, d.h. Heben und Senken des Greifers, Drehen des Greifermastes um seine Achse, Oeffnen und Schließen des Greifers. Textabbildung Bd. 323, S. 801 Fig. 19.Hulett-Auslader. Als Betriebskraft dient Preßwasser und Dampf. Ersteres wird in einer Worthington-Duplex-Preßpumpe E auf dem Oberwagen erzeugt; den Dampf erhält sie aus dem Kesselhause F mittels gelenkiger Teleskoprohre zugeführt. Das Fahren des Oberwagens wird durch zwei an den Portalträgern befestigten Preßwasserzylinder G mit Flaschenzugübersetzung bewirkt. Das Heben des Mastes mit Greifer wird ebenfalls durch einen im Balanzier gelagerten Preßwasser-Flaschenzug H bewirkt, von dessen Seilen vier Enden am Oberwagen befestigt sind. Textabbildung Bd. 323, S. 802 Fig. 20.Hulett-Greifer im Schiffsraum. I ist ein Dampfdruck – Akkumulator, aus dem der Flaschenzug H sein Preßwasser erhält; mit der Preßpumpe E ist er durch Gelenkrohre verbunden, ebenso mit dem Kesselhause. Der Akkumulator dient zugleich als Gegengewicht. Die schwingenden Massen des Auslegers sind bis auf das zum Eingraben des Greifers in den Erzhaufen nötige Gewicht ausbalanziert. Das Drehen des Mastes um seine Achse geschieht ebenfalls durch zwei Preßwasserzylinder in seinem Innern. Oeffnen und Schließen des Greifers bewirkt ein Dampfzylinder, der auch im Innern des Mastes untergebracht ist; D. p. J. 1903, S. 312, Fig. 233 zeigt einen Längsschnitt durch diesen Apparat. Zum Verfahren des ganzen Ausladers ist im Kesselhause F eine umsteuerbare Zwillingsdampfmaschine vorhanden. Der Auslader wird durch zwei Maschinisten und einem Heizer bedient. Der eine Maschinist hat seinen Platz auf einer Plattform im Greifermast dicht über dem Greifer. Er steuert die Drehbewegung und das Oeffnen und Schließen des Greifers. Der andere steht auf dem Oberwagen bei der Preßpumpe; er steuert die anderen Bewegungen, wozu er Zeichen vom Maschinisten am Greifer erhält. Fig. 20E. T. Z. 1908, S. 476. zeigt den Greifer mit dem unteren Teil des Mastes im Schiffsraum; Fig. 21E. T. Z. 1908, S. 476. ein Erzschiff unter vier Hulett-Ausladern. Der Hulett-Selbstgreifer faßt 10 t Erz. Seine äußerste Schneide beschreibt einen Kreis vom Halbmesser 3 m um die Achse des Mastes. Mittels dieses Greifers kann man die Schiffsladung bis auf etwa 5 v. H. ohne Nachhilfe ausräumen. Der Rest muß dann von Arbeitern eingeschaufelt werden. Der Hulett-Auslader ladet wegen der beschränkten Horizontalbewegung seines Fördergefäßes nur in Eisenbahnwagen um. Soll das Material gelagert werden, so vermittelt dies eine Verladebrücke beliebiger Konstruktion. Fig. 22Z. d. V. d. I. 1904. zeigt eine solche Anlage auf dem Hochofenwerk der Lackawanna Steel Co. in Buffalo am Eriesee. Ein Hulett-Auslader holt das Erz aus dem Schiff; sein Greifer bringt es einer Laufkatze mit Kübel zu, die es auf dem schrägen an den Hulett-Auslader sich anschließenden Ausleger A laufend zum Lager schafft. Von hier wird das Material mittels der Verladebrücke B in die Förderwagen des rechts sichtbaren Schrägaufzuges gebracht. Die Leistungsfähigkeit eines Hulett-Ausladers beträgt ungefähr 250 – 300 t i. d. Stunde. Um ein Erzschiff von 6000 – 7000 t in 10 Stunden zu löschen, sind drei Huletts erforderlich. Hierzu sind nach einem Vortrage von Direktor Langheinrich (Stahl und Eisen 1901) einschließlich drei Aufseher 27 Mann zur Bedienung nötig. Wollte man das Schiff mittels Brownscher Schnellauslader in derselben Zeit löschen, so wären davon 12 Stück mit etwa 126 Mann Bedienung erforderlich. Bei den drei Huletts leisten nur 13 Mann schwere hochentlohnte Arbeit, bei den Browns aber 104 Mann. Textabbildung Bd. 323, S. 802 Fig. 21.Hulett-Auslader über einem Erzdampfer. Textabbildung Bd. 323, S. 802 Fig. 22.Verladeanlage der Lackawanna Steel Co. in Buffalo am Eriesee. Das Ausladen mittels Huletts wird sich also erheblich billiger stellen, wenigstens bezüglich der Arbeiterlöhne.