Titel: | NEUERE ROHÖLMOTOREN. |
Autor: | C h. Pöhlmann |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 119 |
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NEUERE ROHÖLMOTOREN.
Von Dipl.-Ing. C h. Pöhlmann,
Charlottenburg.
(Fortsetzung von S. 103 d. Bd.)
POEHLMANN: Neuere Rohölmotoren.
Eine der ersten Firmen, wenn nicht die allererste, welche sich mit dem Bau
schnellaufender Diesel-Maschinen beschäftigt haben, waren
Gebrüder Sulzer in Winterthur.
Textabbildung Bd. 327, S. 119
Fig. 100.
Fig. 100 stellt einen im Jahre 1908 von dieser Firma
gebauten vierzylindrigen Schnelläufer dar. Von besonderem Interesse ist das
pyramidenförmig gestaltete, mit dem Zylindermantel einteilig gegossene Einzelgestell
dieser Maschine. Der Zwillings-Verbundkompressor ist liegend an der einen Stirnseite
der Maschine angeordnet. Er liegt eingebettet in dem etwas nach vorn gezogenen
Fundamentrahmen. In geschickter Weise ist dieses Bett als Luftzwischenkühler
ausgebildet worden, so daß die Maschine einen kompendiösen Eindruck macht.
Steuerung, Brennstoffpumpe und Regulierung weichen kaum von der Ausführung bei
den stationären Typen ab.
Für die Schmierung der Zylinder ist eine besondere, von der wagerechten Steuerwelle
aus angetriebene Schmierölpreßpumpe vorhanden, welche für jeden Zylinder je eine
besondere Druckleitung besitzt. Die letztere mündet in je eine Ringleitung am
Zylinder, welche das Oel auf die vier Schmierölanstiche des Zylinders verteilt.
Die Maschine macht einen sehr sauberen und das Auge befriedigenden Eindruck. Leider
ist über Betriebsresultate bisher nichts bekannt geworden.
In neuerer Zeit wurde von der Firma Sulzer die liegende
Anordnung des Kompressors wieder verlassen. Fig. 101
zeigt die Ansicht, Fig. 102 den Längsschnitt und Fig. 103 den Schnitt durch Zylinderkopf und Steuerung
eines neueren Schnelläufers von Sulzer. Der Motor besitzt
ein durchlaufendes Kastengestell; der Ausbau für den in der Maschinenlängsachse
stehend angeordneten Kompressor ist weder der Höhe nach gegenüber dem eigentlichen
Kastengestell abgesetzt, noch seitlich eingeschnürt. Das Gestell macht deswegen
einen sehr ruhigen Eindruck. Ebenso zeigt die Grundplatte keinerlei Ausbauten oder
Einschnürungen.
Der Kompressor ist als normaler Dreistufenkompressor ausgeführt. Der Mantel des
Niederdruckzylinders ist durch eine Zwischenwand in zwei ringförmige Räume
abgeteilt, von denen der eine als Kühlwasserraum, der andere anscheinend als
Zwischenkühler für den Niederdruckteil verwendet wird. Der Zwischenkühler für den
Mitteldruckteil ist außen am Zylinder, der für den Hochdruckteil im Zylinderkopf
angeordnet.
Textabbildung Bd. 327, S. 120
Fig. 101.
Textabbildung Bd. 327, S. 120
Fig. 102.
Die Steuerung der Arbeitszylinder ist in ähnlicher Weise durchgebildet wie bei den
größeren Motoren von Franco-Tosi. Jeder Zylinder besitzt
nur einen einzigen großen Support in der Mitte zur Aufnahme der Steuerungstrommel.
Die Ventilanordnung ist dieselbe wie beim langsam laufenden Sulzer-Motor.
Eine Galerie in Höhe der Kastengestelldecke sowie eine Treppe sorgen für gute
Zugänglichkeit aller Teile am Motor.
Von ziemlich ähnlicher Bauart wie der eben beschriebene Sulzersche Schnelläufer ist auch der in Fig.
104 dargestellte neue leichtgebaute Schnelläufer für Marinezwecke der Grazer Waggon- und Maschinenfabrik A.-G. vorm. Joh. Weitzer. Die
Anordnung der Steuerung ist aber hier noch bedeutend schöner durchgeführt. Macht
schon der durchlaufende auf wenigen starken Konsolen ruhende Steuerwellenkasten der
Sulzerschen Maschine gleich beim ersten Blick einen
ganz vorzüglichen Eindruck, so wird dieser Eindruck bei der Grazer Maschine noch gesteigert dadurch, daß auch die Umstellwelle in dem
Kasten Aufnahme gefunden hat. Auch die Brennstoffpumpe, die bei Sulzer aus dem Kasten herausragt, ist hier nicht mehr zu
sehen.
Textabbildung Bd. 327, S. 120
Fig. 103.
Sehr hübsch ist bei der Grazer Maschine die Schmierung durchgebildet. An den
Steuerwellen-Oelkasten sind die Schaugläser bezw. Tropfenzähler angeschlossen,
welche das Oel einem vor dem rechten Zylinder befestigten Preßschmierapparat
zuführen, der von der senkrechten Steuerwelle aus angetrieben wird. Um auch von Hand
einmal etwas reichlicher Oel geben zu können, ist in der Verlängerung der
Antriebswelle des Schmierapparates eine kleine Handkurbel vorgesehen, mit deren Hilfe man die
Schaltbewegung des Schmierapparates vorübergehend in eine kontinuierliche verwandeln
kann.
Textabbildung Bd. 327, S. 121
Fig. 104.
Der Kompressor hat so ziemlich die Größe und Form eines Arbeitszylinders, wodurch ein
sehr ruhiger Eindruck erzielt wird. Der mit einem Regulierhandrad versehene
Saugrüssel des Kompressors befindet sich auf der Stirnseite des Kastengestells,
so daß die Frontseite der Maschine keine unschöne Unterbrechung durch herausragende
Teile erfährt. Gestell und Grundplatte zeigen eine flotte, angenehm ins Auge
fallende Form.
(Fortsetzung folgt.)