Titel: | ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND KOMPRESSOREN. |
Autor: | R. von Stein |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 257 |
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ELEMENTARE BERECHNUNG DER TURBO-GEBLÄSE UND
KOMPRESSOREN.
Von Oberingenieur R. von Stein,
Karolinental.
(Fortsetzung von S. 245 d. Bd.)
von STEIN: Elementare Berechnung der Turbo-Gebläse und
Kompressoren.
Hauptsächlich soll hier ein einfaches, zeichnerisches Verfahren dargelegt
werden, welches für gegebene Verhältnisse gestattet, die von einem Lauf- und
Leitradpaar erzeugte Druckhöhe zu berechnen unter der einzigen beschränkenden
Annahme stoßfreier Wasserzuführung des Fördermittels. Es bedeuten in Fig. 10 auf einen mittleren Flüssigkeitsfaden bezogen
(nicht auf die Schaufel, welche beiden Begriffe streng auseinandergehalten werden
sollen) ue und ua die
Umfangsgeschwindigkeiten beim Ein- und Austritt, ferner ce und ca die absoluten und we und wa die relativen Ein- und Austrittsgeschwindigkeiten
bezüglich des Laufrades. Für stoßfreie Flüssigkeitsführung müssen bekanntlich we und wa Tangenten an den
mittleren Flüssigkeitsfaden sein. Die theoretische Förderhöhe setzt sich dann aus
drei Gliedern zusammen:
h_{th}=\frac{{w_e}^2-{w_a}^2}{2\,g}+\frac{{u_a}^2-{u_e}^2}{2\,g}+\frac{{c_a}^2-{c_e}^2}{2\,g}.
Textabbildung Bd. 327, S. 257
Fig. 10.
Die beiden ersten Glieder dieses Ausdruckes zusammengenommen bilden die sogen.
„Reaktionshöhe“, welche unmittelbar als
Druck auf den Radspalt (zwischen Lauf- und Leitrad) lastet und daher auch den
Spaltverlust erzeugt, während das dritte Glied die Steigerung der lebendigen Kraft
der Förderflüssigkeit beim Durchgang durch das Laufrad darstellt, welche erst durch
eine passende Vorrichtung (Leitrad, Diffuser) in Druck umgesetzt werden muß. Dies
Glied heißt „Aktionshöhe“.
Das Glied \frac{{u_a}^2-{u_e}^2}{2\,g} der Reaktionshöhe
berücksichtigt den Einfluß, welchen der Unterschied zwischen Austritts- und
Eintrittshalbmesser auf die Aenderung der relativen Geschwindigkeit beim Durchfluß
durch das Laufrad ausübt. Es wird gewöhnlich unrichtigUnrichtig deshalb, weil es auch dann auftritt,
wenn eine sogen. neutrale Schaufelform vorliegt, bei welcher die mit der
absoluten Geschwindigkeit ce in irgendeiner
Richtung dem Laufrade zufließende Flüssigkeit dasselbe mit der nämlichen
Geschwindigkeit ca = ce in der ursprünglichen Richtung verläßt,
seitens des Rades also keine Einwirkung empfangen, noch eine solche an das
Rad abgegeben hat (Grenzfall zwischen Pumpe und Turbine). Da hier bei
vollkommen neutralem Verhalten des Rades gegen die geradlinig im Raum
fortschreitende Flüssigkeit, die relative Beschleunigung
\frac{{u_a}^2-{u_e}^2}{2\,g} auch auftritt, kann sie
nicht von der Fliehkraft herrühren. der Fliehkraftswirkung
zugeschrieben. Berechnet man mit Hilfe des Carnot sehen
Satzes aus den schraffierten Dreiecken wa2 und we2 und setzt die gefundenen Werte in obige
Gleichung ein, so erhält man nach gehöriger Reduktion die allgemeine Gleichung:
g ∙ hth = ua ca cos δa – ue ce cos δe,
welche wir als Fundamentalgleichung bezeichnen wollen.
Textabbildung Bd. 327, S. 257
Fig. 11.
Erfolgt der Flüssigkeitseintritt in das Laufrad radial, was früher namentlich bei
Kreiselpumpen die Regel war, so verschwindet das zweite Glied der
Fundamentalgleichung, und Fig. 11 man erhält:
g ∙ hth = ua ∙ ca cos δa,
welche Gleichung eine einfache geometrische Deutung
zuläßt.
In Fig. 11 ist ca cos
δa : x = x : 2 ua oder x2 = 2 ua ca
cos δa, was in Verbindung mit der vorigen
Gleichung ergibt:
h_{th}=\frac{x^2}{2\,g}.
Die Größe x stellt also jene Geschwindigkeit dar, deren
Geschwindigkeitshöhe der theoretischen Förderhöhe gleichkommt. Dies von Professor
Herrmann aufgestellte Diagramm ist zwar sehr einfach,
aber nicht allgemein, da es nur für radialen Eintritt Gültigkeit hat und die weiter
daraus gezogenen Folgerungen nur mit der Einschränkung gelten, daß die radialen
Komponenten der Ein- und Austrittsgeschwindigkeiten einander gleich sind, welche
Umstände meist nicht zutreffen; ferner kann man dem Diagramm die Förderhöhe nicht
unmittelbar in m entnehmen. Der Verfasser konstruierte
daher ein anderes Diagramm, welches von diesen Uebelständen frei ist, und auch die
umgekehrte Aufgabe, zu einer gegebenen Förderhöhe die passenden Radverhältnisse zu
finden, zu lösen gestattet.
Textabbildung Bd. 327, S. 258
Fig. 12.
Zu diesem Zweck gehen wir auf die Fundamentalgleichung zurück und lösen die beiden
ganz gleichartig gebildeten Glieder derselben gesondert graphisch auf:
Aus
ua ∙ ca cos δa = g ∙ hth (δe = 90°)
folgt:
g : ua = ca ∙ cos ∙ δa : hth,
was sich nach Fig. 12 leicht
konstruieren läßt. Das bei nicht radialem Eintritt auftretende subtraktive Glied
wird ganz analog aus dem Eintrittsdreieck konstruiert, wodurch man die ganz
allgemeine Fig. 13 erhält.
Textabbildung Bd. 327, S. 258
Fig. 13.
Von der so erhaltenen theoretischen Förderhöhe wird nur ein Teil realisiert, da die
Spaltverluste, sowie die unvollständige Umsetzung der lebendigen Kraft in Druck die
völlige Erreichung der theoretischen Förderhöhe verhindern, wir schreiben also: hp = ηp ∙ hth, d.h. man
findet die praktische Förderhöhe hp, wenn man die theoretische hth mit einem Erfahrungskoeffizienten ηp multipliziert. ηp nennen wir den
pneumatischen Wirkungsgrad entsprechend dem hydraulischen Wirkungsgrad bei
Kreiselpumpen, für welche die vorstehende Entwicklung natürlich ebenfalls gilt.
Es ist nun von Wichtigkeit die passenden Radien einzuführen, denn alles Vorstehende
bezog sich auf den mittleren Wasserfaden, der nur bei einer unendlich großen
Schaufelzahl mit dem Schaufelprofil übereinstimmt. Betrachten wir aber Fig. 14, so können wir die einzelnen
aufeinanderfolgenden Laufradzellen als aneinandergereihte Gefäße betrachten, und
wenn wir nun den mittleren Wasserfaden verfolgen, finden wir, daß derselbe erst bei
a eintritt und bereits bei b das allseitig geschlossene Zellengefäß verläßt. Unser Diagramm darf also
nicht auf die wirklichen Radien Re und Ra bezogen werden, sondern auf die sogen. wirksamen
Radien Rew und Raw, von denen ersterer
größer, letzterer kleiner ist als der bezügliche wirkliche Radius.
Für das Studium der Austrittsverhältnisse bei Turbinen-Laufrädern ist diese
Betrachtungsweise schon lange üblich, für den Eintritt bei solchen hat sie meines
Wissens zuerst Professor Pfarr in seinem epochemachenden
Werk über Wasserturbinen angewendet, und die einzige mir bekannte Schrift, welche
bei Kreiselrädern denselben Gedanken konsequent durchführt, ist das treffliche Buch
„Die Zentrifugalpumpen“ von Fritz Neumann,
welches im Jahre 1906 im Springer sehen Verlag erschienen
ist.
Textabbildung Bd. 327, S. 258
Fig. 14.
Unabhängig von den Genannten kam der Verfasser für den Eintritt der Förderflüssigkeit
in Kreiselräder auf denselben Gedanken, und in der Tat kann man sich hier den
Vorgang der Flüssigkeitsaufnahme kaum anders vorstellen; schwerer ist es schon, für
den Austritt sich in diese Auffassung hineinzufinden, doch bei einigem Nachdenken
und Vergleich mit dem entsprechenden Turbinentypus gleicher Flüssigkeitsbewegung
(innere Radialturbine) wird man auch hier die vorgetragene Auffassung als logisch
begründet anerkennen. Man erhält da auch wahrscheinlichere Werte für den
pneumatischen bezw. hydraulischen Wirkungsgrad, welcher bei der landläufigen
Auffassung immer viel kleiner ausfällt als der Gesamtwirkungsgrad, welches
Mißverhältnis bei der von uns vertretenen Auffassung sofort wegfällt, von welcher
daher in der Folge ausschließlich Gebrauch gemacht werden soll.
Setzt man in der Fundamentalgleichung
g ∙ hth = ua ca cos ∙ δa – ue ce cos ∙ δe
\frac{u_e}{u_a}=m und ,
so wird
g hth = ua ca cos δa (l – m n)
oder
g hth = k ∙ ua ca,
wenn (l – m n) cos – δa = k
gesetzt wird. Setzen wir ferner ca = k' ua, so erhalten wir h_{th}=k\,.\,k'\,\frac{{u_a}^2}{g}.
In den Konstanten k und k'
sind nur solche Größen vorhanden, welche von der Art der Verschaufelung abhängen,
und wir können sie zu einem gemeinsamen Faktor f, dem
sogen. Formfaktor, zusammenziehen. Nehmen wir noch den pneumatischen Wirkungsgrad
ηp hinzu, so
erhalten wir die wirkliche Förderhöhe für ein Lauf- und Leitradpaar
h=\eta_p\,.\,f\,.\,\frac{{u_a}^2}{g}=\varphi\,.\,\frac{u^2}{g},
wenn wir den jetzt selbstverständlichen Index a bei ua hinweglassen. Soll
h in m Wässersäule
angegeben werden, so ist obiger Ausdruck noch mit dem Verhältnis der spezifischen
Gewichte der Förderflüssigkeit = γ und des Wassers =
γ0 multipliziert
worden, wodurch man
h=\varphi\,.\,\frac{u^2}{g}\,.\,\frac{\gamma}{\gamma_0}
erhält, jene Formel, von der wir bei Aufstellung des Flächengesetzes Gebrauch
gemacht haben. Die Formel zeigt, daß unter übrigens gleichen Umständen die
Förderhöhe, oder der erreichbare Druck dem Quadrat der Umfangsgeschwindigkeit des
Laufrades proportional ist. Dasselbe lehrt auch unmittelbar unser Diagramm.
Verdoppelt man nämlich in demselben alle Strecken, so würden auch die Höhen hth und hp verdoppelt. Da aber
die Strecke g = 9,81 m/Sek.2 der Verdopplung nicht unterliegt, so findet durch Rückführung des
einstweilen verdoppelten g auf seinen ursprünglichen
Wert eine abermalige Verdopplung von hth und damit auch von hp statt, also im ganzen eine
Vervierfachung, woraus die quadratische Zunahme von h
mit u folgt.
Textabbildung Bd. 327, S. 259
Fig. 15.
Die Strecke we, welche
im Verein mit dem senkrecht zu dieser Strecke gemessenen Zellenquerschnitt für die
aufgenommene Flüssigkeitsmenge maßgebend ist, wächst nur im einfachen Verhältnis mit
u unter sonst gleichen Umständen, daher auch die
Fördermenge selbst. Die erforderliche Arbeitsleistung, welche dem Produkt aus
Förderhöhe und Fördermenge proportional ist, wächst demnach mit der dritten Potenz
der Umlaufszahl. Wählt man stets geometrisch ähnliche Schaufel- und
Geschwindigkeitspläne, so kann man aus einem einmal vorgenommenen Versuch mit
Sicherheit auf die Leistung bei einem anderen Rade und einer anderen Umlaufszahl
schließen, indem man bloß dessen Umfangsgeschwindigkeit in Betracht zieht; denn auch
die Verlustarbeiten (Reibungswiderstände und Spaltverluste) ändern sich mit dem
Quadrat der Umfangsgeschwindigkeit, so daß ηp als konstant betrachtet werden kann, solange man
nicht künstlich, etwa durch Drosselung, ein anderes Verhältnis zwischen Fördermenge
und Förderhöhe herstellt, als der geänderten Umfangsgeschwindigkeit entspricht.
Wir gehen nunmehr zur Besprechung der Leitapparate über. Dieselben haben einen
doppelten Zweck:
1. Die beträchtliche lebendige Kraft der mit großer
Geschwindigkeit dem Laufrade entströmenden Förderflüssigkeit möglichst
verlustlos in Druck zu überführen.
2. Die Förderflüssigkeit dem nächsten Laufrade behufs weiterer
Drucksteigerung in geeigneter Richtung zuzuführen.
Der erste Zweck wird häufig nur durch einen in radialer Richtung genügend
ausgedehnten und sich in achsialer Richtung schwach erweiternden schaufellosen
Ringraum, Diffuser genannt, erreicht (Rateau), andere
bringen schon in diesem Raume Schaufeln an (Leitrad), die Ueberleitung der
Förderflüssigkeit nach dem nächsten Laufrade wird aber immer durch Schaufelapparate
vermittelt.
Auf alle Fälle ist es wichtig, die absolute Bahn der Förderflüssigkeit im Diffuser
kennen zu lernen. Zu diesem Zweck machen wir folgende Ueberlegung:
Unsere Fundamentalgleichung gilt auch für den Diffuser, da hier ebenfalls kreisendes
Wasser radial fortschreitet, wir gestalten sie aber folgendermaßen um:
Wir setzen anstatt c cos δ... u' (Umfangskomponente der
Absolutgeschwindigkeit) und an Stelle der Indices e und
a die allgemeineren 1
und 2, so wird:
h=\frac{1}{g}\,(u_2\,{u_2}'-u_1\,{u_1}').
Werden Q kg in 1 Sek. gefördert,
so ist die geleistete Arbeit
L=Q\,.\,h=\frac{Q}{g}\,(u_2\,{u_2}'-u_1\,{u_1}')
oder
L = M (u2 u'2 – u1 u'1).
Ist allgemein die am Umfange vom Radius r tätige Kraft P, so ist L
= P ∙ u = P r ∙ ω, wenn ω die Winkelgeschwindigkeit
bedeutet. Nennen wir das Drehmoment P\,.\,r...\ \frakfamily{M},
so erhalten wir L=\frakfamily{M}\,\omega oder
\frakfamily{M}=\frac{L}{\omega}, ferner ist u = r ω, daher
\frac{l}{\omega}=\frac{r}{u}, somit
\frakfamily{M}=\frac{L\,r}{u}. Führen wir in diese Gleichung
jene für L ein, so erhalten wir:
\frakfamily{M}=\frakfamily{M}\,(r_2\,u'_2-r_1\,u'_1).
Diese Gleichung gilt für aktive und passive
Flüssigkeitswirkung (Turbinen und Kreiselräder), und muß daher auch für den
Grenzfall gelten; wenn also die Flüssigkeit völlig frei strömt, also Arbeitsleistung
weder abgibt noch empfängt. Dies ist der Fall im Diffuser, und es ist da
\frakfamily{M}=\Theta zu setzen. Daraus folgt r2 u'2 = r1 u'1 oder
allgemein
r u' = konst.
Nenen wir ferner die Radialkomponente der Flüssigkeitsbewegung im Diffuser ρ und setzen letzteren zunächst mit parallelen Wänden
voraus, welche den Abstand b voneinander haben, so ist
Vm3/Sek. = 2 π r
b ρ für irgend einen Zylinderschnitt vom Radius r,
woraus folgt:
r\,.\,\rho=\frac{V}{2\,\pi\,b}.
Die beiden r enthaltenden
Gleichungen durcheinander dividiert, ergeben:
-\frac{\rho}{u'}=\mbox{ konst.
}=\mbox{tg}\,.\,\alpha (Fig. 15),
d.h. die absolute Flüssigkeitsbahn im parallelwandigen
schaufellosen Diffuser schneidet alle Zylinderschnitte, welche man in demselben
führen kann, unter dem nämlichen Winkel a, ist also eine logarithmische Spirale, welche mit genügender Annäherung nach Fig. 15 konstruiert werden kann. Ebenso einfach ist
es natürlich, die absolute Bahn in einem nach außen konisch erweiterten Diffuser zu
ermitteln, doch wird man davon meist absehen können. Wie leicht ersichtlich, müßte
hier die Kurve flacher als die log. Spirale verlaufen, wegen der rascheren Abnahme
von ρ.
Textabbildung Bd. 327, S. 260
Fig. 16.
Da aber die Umfangskomponente durch Reibung der Förderflüssigkeit an den
Diffuserwänden verzögert wird, was bei der durch die Flüssigkeitskontinuität
erzwungenen Radialkomponente nicht der Fall sein kann, so wird der Verlauf der
absoluten Bahn bei nur mäßig erweiterten Diffusoren (und nur solche soll man
verwenden) wenig von der leicht zu konstruierenden log. Spirale abwelchen. Verwendet
man Leitschaufeln im Diffuser, so muß man dieselben so legen, daß der mittlere
Flüssigkeitsfaden zu Anfang mit der log. Spirale zusammenfällt bezw. bei geraden
Schaufeln dieselbe tangiert. Im weiteren Verlauf wird man trachten, die
Flüssigkeitsbahn mehr gegen den Radius abzulenken, d.h. derselben einen steileren
Verlauf geben, als der log. Spirale entspricht. Die Diffuserwirkung wird dadurch
vergrößert, indem dann die absolute Geschwindigkeit mehr abnimmt als ohne
Vorhandensein der Schaufeln.
Ganz radial auszumünden ist, nicht empfehlenswert, weil dann die Leitzellen sich zu
schnell kelchartig erweitern, welcher Erweiterung die Flüssigkeit schwerlich folgen
wird; es werden sich vielmehr tote Raume bilden, und die Flüssigkeit wird flacher
strömen als der Schaufelform entspricht, und Wirbelbildungen werden das Resultat
beeinträchtigen. Zwischen Lauf- und Leitschaufeln soll ein nicht zu kleiner
Spielraum sein, um der Flüssigkeit etwas freiere Entfaltung zu ermöglichen und
summendes Geräusch zu vermeiden. Zu letzterem Zweck soll man auch für Lauf- und
Leitrad verschiedene Schaufelzahlen wählen, welche am besten als relative Primzahlen
anzunehmen sind.
Sind c'e (Fig. 16) die am wirksamen Eintrittshalbmesser des
Leitrades herrschende absolute Geschwindigkeit, welche nach früherem leicht zu
ermitteln ist, ferner a' die doit senkrecht zu c'e gemessene Schluck
weite einer Leitradzelle, z' die Zellenzahl, b' die Diffuserbreite, so stehen diese Größen mit der
Flüssigkeitsmenge V in folgendem Zusammenhang: V = z' ∙
a' ∙ b' ∙ c'e, wobei V
in m3/Sek., c'e in m/Sek. und alle linearen Abmessungen in m
einzuführen sind. Hieraus wird b' bestimmt. Ganz analog
findet man die Ein- und Austrittsbreiten bei den Laufrädern, nur hat man dort mit
den relativen Geschwindigkeiten we und wa und mit der Laufschaufelzahl z zu rechnen und der Spaltverluste wegen auf V einen gewissen Zuschlag zu geben. Auch die Einführung
von Kontraktionskoeffizienten wird sich meist als nötig erweisen. Beim Uebertritt in
die Rückleitzellen und von diesen ins nächste Laufrad streicht die Förderflüssigkeit
über Ringwulste W (Fig.
17); für den mittleren Flüssigkeitsfaden kann man hier mit genügender
Annäherung eine Art Schraubenlinie setzen. Die Form der Rückleitschaufeln ist so zu
wählen, daß die dazwischenliegenden Zellenräume möglichst kontinuierliche
Querschnittsänderungen aufweisen.
Textabbildung Bd. 327, S. 260
Fig. 17.
Es genügt hier vollkommen, an Stelle des mittleren Fadens die Rückleitschaufel selbst
zu nehmen, da das Ganze doch nur eine Näherungskonstruktion vorstellt, welche durch
vorstehende Annahme wesentlich erleichtert wird (Fig.
17).
Beim Eintritt in die Rückleitzellen kann eine Abweichung vom richtigen Winkel a,
falls sie nicht sehr erheblich ist, nicht viel schaden, da infolge der
vorangegangenen Diffusionswirkung die Geschwindigkeit so herabgesetzt ist, daß ein
nennenswerter Effektverlust dadurch kaum hervorgerufen werden kann, und beim
Uebertritt ins folgende Laufrad wird die richtige absolute Eintrittsgeschwindigkeit
ohnehin durch die Größe und Richtung der relativen Eintrittsgeschwindigkeit we und der Umfangsgsschwindigkeit ue
erzwungen, falls der Flüssigkeit nur genähert die
entsprechende Richtung gegeben wird. Es ist aus diesem Grunde empfehlenswert, die
Rückleitschaufeln nicht zu weit gegen das Wellenmittel zu führen, damit für die
freie Entwicklung des Flüssigkeitsstromes genügend Raum bleibt.
Verfasser dieses ist überhaupt der Ansicht, daß der sogen. stoßfreie Eintritt bei
Kreiselrädern sich auch ohne Eintrittsleiträder ganz von selbst einstellt wenn sich
nur die Flüssigkeit genügend frei entwickeln kann.
Im ersten Augenblick des Angehens wird ja die Flüssigkeit gewiß das Bestreben haben
radial ins Laufrad zu treten und wird diese Richtung auch behalten, wenn die
Verschaufelung für radialen Eintritt eingerichtet ist. Ist dies aber nicht der Fall,
so wird die Flüssigkeit im Saughals allmählich eine kreisende Bewegung annehmen
(sofern dies nicht durch eingebaute Wände verhindert wird, welche also zu vermeiden
sind), welche sich so lange beschleunigen wird, bis die absolute
Geschwindigkeit ce jene
Richtung erlangt hat, welche den beiden Komponenten ue und we entspricht. Es stimmt dies genau mit dem Austritt
des Wassers aus Francis-Turbinen überein, wo auch nur für
eine bestimmte Wassermenge radialer Austritt erfolgt, bei jeder anderen
Beaufschlagung aber ein von der radialen (und achsialen) Richtung mehr oder weniger
abwelchender Verlauf eintritt, welcher das Wasser im Saugrohre zu einer kreisenden
Bewegung veranlassen wird.
Ueberhaupt dürften die sogen. Stoßverluste in ihrer Wirkung auf den Gütegrad der
Kreiselräder meist überschätzt werden, sonst wäre es nicht möglich, daß sich
derselbe bei oft sehr verschiedenen Fördermengen so wenig ändert. Die Hauptverluste
werden immer, wenn es sich nicht um extreme Fälle handelt, die Reibungs- und
Spaltverluste sowie mangelhafte Diffusion sein.
(Fortsetzung folgt.)